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Hugo Simon 1 September 1880 in Usch Provinz Posen 1 Juli 1950 in Sao Paulo Brasilien war ein deutscher Bankier und Politiker Nach der Novemberrevolution 1918 war er als Mitglied der USPD kurzzeitig Finanzminister im preussischen Rat der Volksbeauftragten Diese kurze Zeit als Politiker verarbeitete Alfred Doblin in seinem Roman November 1918 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kunstsammlung 3 Schweizerhaus 4 Autobiographie 5 Literatur 6 Film 7 Weblinks 8 FussnotenLeben BearbeitenHugo Simon stammte aus einer judischen Familie Sein Vater war der Lehrer Victor Simon seine Mutter war Sophie Simon geb Jablonski Er wuchs auf dem Hof seines Vaters in Kahlstadt im Landkreis Kolmar Provinz Posen auf Nach dem Besuch des Gymnasiums absolvierte er eine landwirtschaftliche Ausbildung und in Marburg eine Banklehre Nach dem Tod des Vaters und dem Verkauf des Gutes lebte Simon mit seiner Frau Gertrud und den Tochtern Anette und Ursula in Berlin Zehlendorf 1911 grundete er zusammen mit Otto Carsch die Privatbank Carsch Simon amp Co 1922 trennten sich die Partner und Simon grundete zusammen mit Kasimir Bett und Kurt Gutmacher das Nachfolgeunternehmen Bett Simon amp Co Hugo Simon war Aufsichtsratsvorsitzender der Allgemeinen Hauserbau AG von 1872 Adolf Sommerfeld Berlin stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Crollwitzer Actien Papierfabrik Halle a d Saale Aufsichtsratsmitglied der G Feibisch AG Berlin der Dampfziegelei Bergenhorst AG Berlin der Deutschen Grundkreditbank AG Gotha Berlin der R Frister AG Berlin Oberschoneweide der Multiplex Gasfernzunder GmbH Berlin der Terrain AG Botanischer Garten Zehlendorf West Berlin der Thuringischen Landeshypothekenbank AG Weimar und der Wurzener Kunstmuhlenwerke und Bisquitfabriken vorm F Krietsch Wurzen allesamt Stand 1931 Hugo Simon war ein bekannter Kunstfreund und Sammler Er galt als engagierter Kunstmazen und nahm als Mitglied der Ankaufskommission Einfluss auf die Erwerbspolitik der Nationalgalerie Berlin Er war Aufsichtsratsmitglied bei dem S Fischer Verlag und dem Ullstein Verlag und Bankier des Verlegers Paul Cassirer In seinem Haus trafen sich wochentlich Politiker Kunstler Wissenschaftler Gelehrte Dazu gehorten u a Bertolt Brecht Erich Maria Remarque Alfred Doblin Arnold Zweig Heinrich Mann Stefan Zweig und Carl Zuckmayer auch bildende Kunstler wie Max Pechstein Oskar Kokoschka und George Grosz des Weiteren die Schauspielerin Tilla Durieux die Verleger Samuel Fischer Ernst Rowohlt und die Ullsteinbruder sowie Politiker wie der preussische Ministerprasident Otto Braun Daruber hinaus war Hugo Simon befreundet u a mit Albert Einstein Karl Kautsky und Thomas Mann die Dichterin Else Lasker Schuler widmete 1920 Hugo Simon dem Boas ihr Gedicht Gott hor 1921 kaufte Hugo Simon das ehemalige Ausflugslokal Schweizerhaus in Seelow Mark Brandenburg und errichtete hier ein landwirtschaftliches Mustergut mit Vieh und Geflugelzucht Obst und Gemuseanbau 1923 24 liess er auf dem Gelande einen Nachbau von Goethes Gartenhaus in Weimar bauen Erbauer war der Architekt Ernst Rossius Rhyn Hinzu kam eine kleine Parkanlage mit Volieren fur verschiedene Arten von Sittichen und Fasanen und einem von dem Keramiker Emil Pottner entworfenen Vogelbrunnen Er war Mitglied der Kaiser Wilhelm Gesellschaft und arbeitete u a zusammen mit Erwin Baur Direktor an dem von der Kaiser Wilhelm Gesellschaft betriebenen Institut fur Zuchtungsforschung in Muncheberg Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh Hugo Simon 1933 mit seiner Frau uber die Schweiz nach Paris Hier grundete er erneut ein Bankhaus unterstutzte die Fluchtlingshilfe und engagierte sich politisch u a als Grundungsmitglied der pazifistischen Organisation Bund Neues Vaterland 1937 wurde Hugo Simon ausgeburgert Kurz vor der Besetzung von Paris durch die Wehrmacht gelang ihm und seiner Frau im Juni 1940 die Flucht nach Marseille Schliesslich konnten beide im Februar 1941 mit tschechischen Passen unter den Decknamen Hubert Studenic und Garina Studenic uber Spanien und Portugal nach Brasilien ausreisen 1 Anfangs wohnte das Ehepaar in Rio de Janeiro dann zog es nach Barbacena wo sich Hugo Simon der Seidenraupenzucht widmete Er starb 1950 in Sao Paulo Kunstsammlung BearbeitenSimons umfangreiche Kunstsammlung wurde durch Emigration Enteignung und Notverkaufe zerstreut Der Bestand lasst sich heute nicht mehr im Einzelnen rekonstruieren 1933 konnte er noch mehrere Kunstwerke ausfuhren darunter befanden sich insbesondere Werke des deutschen Expressionismus und Arbeiten aus dem 19 Jahrhundert Mehrere Werke bot er in der Schweiz und in Frankreich einzelnen Kunsthandlern sowie Museen wie dem Kunsthaus Zurich und dem Kunstmuseum Basel zum Verkauf an Etliche Kunstwerke blieben aber auch in Deutschland zuruck und wurden zusammen mit dem weiteren Besitz Simons am 9 Oktober 1933 von den Nationalsozialisten konfisziert Schweizerhaus BearbeitenDas Schweizerhaus wurde am 5 Oktober 1933 durch eine Verfugung des Regierungsprasidenten in Frankfurt a d Oder Berichterstatter Regierungsrat Mobius eingezogen Die Einziehung wurde damit begrundet dass Simon eine Zeitlang Finanzminister der marxistischen Preussischen Regierung und Mitglied der USPD war und weil er auch nach seinem Ausscheiden bis kurz vor dem 30 Januar 1933 Beziehungen zu hochstehenden marxistischen Personlichkeiten unterhalten hat hochstehende Gaste waren die fruheren Minister Braun Severing und Greszinsky ferner die marxistischen Fuhrer Bernhard Weiss und Dr Breitscheid Das Schweizerhaus wurde 1936 durch das staatliche Versuchsinstitut in Landsberg Warthe ubernommen und als Staatliches Versuchsgut Oderbruch fortgefuhrt Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gut zunachst durch die Rote Armee besetzt und diente zu deren Versorgung 1950 wurde das Gut durch die Vereinigung Volkseigener Betriebe ubernommen und fortan als VEB Gartenbau betrieben Das Schweizerhaus beherbergte in dieser Zeit die Verwaltung und diente als Lehrlingswohnheim Nach 1990 stellte eine Erbengemeinschaft einen Antrag auf Restitution Im Jahr 2010 kaufte die Stadt Seelow das Areal und der Heimatverein Schweizerhaus Seelow e V sanierte das Gebaude Das Schweitzerhaus soll wieder zu einem Ort der Begegnungen der Kultur und des geistigen Austausches werden Autobiographie BearbeitenHugo Simon Seidenraupen unveroffentlicht Literatur BearbeitenRobert Volz Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Band 2 L Z Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1931 DNB 453960294 S 1787 Dok 118 Der Regierungsprasident in Frankfurt Oder rechtfertigt gegenuber dem preussischen Finanzminister am 26 Mai 1934 die Einziehung des Gutes von Hugo Simon In Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 1 1933 1937 Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2007 S 339 341 Leseprobe books google de zur Enteignung des Schweizerhauses Marlen Eckl Das Paradies ist uberall verloren Das Brasilienbild von Fluchtlingen des Nationalsozialismus Vervuert Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 86527 579 0 Felix Escher Simon Hugo In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 435 f Digitalisat Izabela Maria Furtado Kestler Die Exilliteratur und das Exil der deutschsprachigen Schriftsteller und Publizisten in Brasilien Frankfurt am Main 1992 Edita Koch Hugo Simon Hubert Studenic In Exil Frankfurt M Band 3 1983 1 S 50 f ISSN 0721 6742 Frithjof Trapp Die Autobiographie des Bankiers und Politikers Hugo Simon politische Reflexion im Medium des deutschen Realismus In Exil Frankfurt am Main Bd 6 1986 2 S 30 38 ISSN 0721 6742 Unabhangige Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg Hrsg Fluchtgut Raubgut Der Transfer von Kulturgutern in und uber die Schweiz 1933 1945 und die Frage der Restitution Zurich 2001 Anna Dorothea Ludewig Rafael Cardoso Hrsg Hugo Simon in Berlin Handlungsorte und Denkraume Hentrich amp Hentrich Berlin Leipzig 2018 ISBN 978 3 95565 274 6 Nina Senger Jan Maruhn Hugo Simon Bankier Sammler Sozialist Biographie Mit einem Vorwort von Rafael Cardoso Nimbus Berlin 2020 ISBN 978 3 03850 057 5 Anna Dorothea Ludewig Hugo Simon Vom roten Bankier zum grunen Exilanten Judische Miniaturen Bd 279 Hentrich amp Hentrich Verlag Berlin Leipzig 2021 ISBN 978 3 95565 488 7 Simon Hugo In Ernst Fischer Verleger Buchhandler amp Antiquare aus Deutschland und Osterreich in der Emigration nach 1933 Ein biographisches Handbuch 2 Auflage Berlin De Gruyter 2020 S 487Film BearbeitenPrivatfilm fur Hugo Simon 1924 Regie und Produktion Gertrud David Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hugo Simon im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Teilnachlass Hugo Simon im Deutschen Exilarchiv der Deutschen NationalbibliothekFussnoten Bearbeiten Michaela Metz Rio Stadt der Frauen Rafael Cardoso In Suddeutsche Zeitung 2 Juli 2013 S 14 Preussische Finanzminister Hans von Bulow Wilhelm Anton von Klewiz Friedrich von Motz Karl Georg Maassen Albrecht von Alvensleben Ernst von Bodelschwingh der Altere Eduard von Flottwell Franz von Duesberg David Hansemann Gustav von Bonin Rudolf von Rabe Carl von Bodelschwingh Robert von Patow August von der Heydt Carl von Bodelschwingh August von der Heydt Otto von Camphausen Arthur Hobrecht Karl Hermann Bitter Adolf von Scholz Johannes von Miquel Georg von Rheinbaben August Lentze Oskar Hergt Albert Sudekum Hugo Simon Albert Sudekum Hermann Ludemann Friedrich Saemisch Ernst von Richter Otto Braun Hermann Hopker Aschoff Walther Schreiber Otto Klepper Franz Schleusener Reichskommissar Johannes Popitz Reichskommissar Siehe auch Liste der preussischen Finanzminister Normdaten Person GND 129962317 lobid OGND AKS LCCN no2012045861 VIAF 77408512 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Simon HugoKURZBESCHREIBUNG deutscher Bankier und Politiker USPD GEBURTSDATUM 1 September 1880GEBURTSORT Usch Provinz PosenSTERBEDATUM 1 Juli 1950STERBEORT Sao Paulo Brasilien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hugo Simon Bankier amp oldid 238596362