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Dieser Artikel behandelt den historischen Typ von Kriegsschiffen Zu genauso bezeichneten modernen Handelsschiffen siehe Linienschiff Handelsmarine Ein Linienschiff ist ein historischer Typ von Kriegsschiffen Dieser Schiffstyp war vom 17 Jahrhundert bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts in Gebrauch Der Name entstand dadurch dass diese Schiffe im Gefecht hintereinander in Kiellinie segelten Die russische Schwarzmeerflotte paradiert 1849 in Linienformation vor Sewastopol Olgemalde von Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski 1886Aquivalent und gleichzeitig wurde offenbar auch der Begriff Reihenschiff gebraucht 1 wahrend dieser Begriff spater nur noch fur Schiffe von Handelsschiffergilden verwendet wurden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Holzerne Batterieschiffe mit Segeltakelung vor 1860 1 1 Segellinienschiffe 1 2 Schraubenlinienschiffe 1845 1860 2 Gepanzerte Stahlschiffe mit Dampfantrieb 1860 1945 2 1 Panzerlinienschiffe mit Hinterladern 1860 1890 2 1 1 Batterieschiff Breitseitschiff 2 1 2 Zentralbatterieschiff 2 1 3 Kasemattschiff 2 1 4 Turmschiff 2 1 5 Barbettschiff Redouitschiff 2 1 6 Zitadellschiff 2 2 Einheits Linienschiffe 1890 1905 2 3 Grosslinienschiffe 1905 1922 2 4 Schnelle Schlachtschiffe und Grosskampfschiffe 1922 1945 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHolzerne Batterieschiffe mit Segeltakelung vor 1860 BearbeitenSegellinienschiffe Bearbeiten nbsp Kampf des britischen Linienschiffs Tremendous und einer britischen Fregatte gegen die franzosische Fregatte La Canonniere 1806 nbsp Ansicht eines britischen Schiffs 3 Ranges oben und Langsschnitt eines Schiffs 1 Ranges unten nbsp Die HMS Victory um 1900 in Portsmouth dieses Linienschiff diente Admiral Nelson 1805 bei der Schlacht von Trafalgar als Flaggschiff nbsp Das osterreichische Linienschiff SMS Kaiser rammt die Re di Portogallo wahrend der Seeschlacht von LissaDas Segellinienschiff war vom 16 bis zum 19 Jahrhundert das schwerste Kriegsschiff in Europa Schwerfalliger als die Fregatte besass es die grosste Tonnage und die durchschlagsstarksten Kanonen Mit der Erfindung der Stuckpforte einer verschliessbaren Offnung am Rumpf um 1500 war es moglich Geschutze relativ dicht uber der Wasseroberflache in den Zwischendecks zu positionieren Derart tief liegende Geschutze konnten relativ gross gewahlt werden ohne die Stabilitat des Schiffes zu gefahrden Im Laufe des 16 Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Artillerie im Seekampf bestandig wahrend im gleichen Masse die des Enterkampfes zuruckging Im 17 Jahrhundert wurde damit begonnen Taktiken zu entwickeln die der Starke der Artillerie Rechnung trugen Eine logische Konsequenz der Breitseitenaufstellung war die Anordnung der Schlachtflotten in Kiellinie die das Melee als Kampfformation abloste Da die ganze Flotte in Formation nur so schnell war wie das langsamste Schiff wurde die Geschwindigkeit bei der Entwicklung von Schiffen fur die Hauptkampflinie als nachrangig eingestuft Dafur wurden auf Bewaffnung und Standfestigkeit die Fahigkeit des Schiffes Beschuss auszuhalten Wert gelegt Auf den Linienschiffen waren 50 bis 130 Kanonen uber mehrere Decks verteilt und zwar von zwei durchlaufenden Decks bis zu vier Decks Die Schiffe wurden gemass ihrer Bewaffnung in Range eingeteilt und als Zweidecker Dreidecker oder Vierdecker etwa die spanische Santisima Trinidad bezeichnet Dabei bildeten die Zweidecker die von Bewaffnung Segeleigenschaften und Kosten die ausgewogenste Konstruktion waren das Ruckgrat der Linienstreitkrafte sie waren aber weniger reprasentativ als Drei und Vierdecker Gegen Ende des zweiten Jahrzehnts des 19 Jahrhunderts fuhrte die Royal Navy die Kreuzspantenbauweise ein die nochmals eine deutliche Steigerung der Schiffslange ermoglichte Danach wurde der schon vorher laufend vergrosserte Zweidecker endgultig zur dominierenden Linienschiffsform verbunden mit einer zukunftigen laufenden Steigerung der Kalibergrossen auf Kosten der Anzahl der Geschutze Die schwersten Geschutze die 32 Pfunder bis 42 Pfunder wurden auf dem untersten Batteriedeck positioniert Daruber im Mitteldeck und auf dem Oberdeck wurden 24 Pfunder und 12 Pfunder aufgestellt Die Bezeichnung der Geschutze richtete sich nach dem Gewicht der von ihnen verschossenen Kanonenkugeln Neben den Geschutzen auf den einzelnen Decks wurden weitere Geschutze auf dem Halbdeck oder der Schanz achtern und der Back vorn platziert Ab etwa 1780 wurden diese Geschutze teilweise durch Karronaden eine verheerende Nahkampfwaffe ersetzt Erhalten blieben aber meistens die langrohrigen Jagdkanonen die bei Verfolgungen eingesetzt wurden auf der Back zur Jagd und achtern zur Abwehr von Jagern Im Vergleich zu den Linienschiffen des industriellen Zeitalters fuhrten Segellinienschiffe eine grosse Anzahl von Geschutzen die dabei ein vergleichsweise geringes Kaliber und Geschossgewicht aufwiesen Die zerstorerische Wirkung der von ihnen abgeschossenen Vollkugeln auf die Rumpfe gegnerischer Linienschiffe war begrenzt Ein Kampf Kiellinie gegen Kiellinie zwischen zwei Flotten endete deshalb gewohnlich unentschieden Entscheidende Siege konnten normalerweise nur durch eine Konzentration der Krafte auf kurze Entfernungen errungen werden Selbst dann waren Linienschiffe ausser durch Feuer kaum zu versenken und wurden ublicherweise nachdem sie kampfunfahig geschossen waren geentert uber Schiffsbesatzung eines Segellinienschiffes siehe Hauptartikel Schiffsbesatzung uber die Rangeinteilung eines Segellinienschiffes siehe Hauptartikel Rangeinteilung der Kriegsschiffe Schraubenlinienschiffe 1845 1860 Bearbeiten Eine nur kurze Blute erlebten die Schrauben Linienschiffe die zusatzlich mit Dampf angetrieben werden konnten Zunachst wurden gegen 1845 bereits vorhandene Segel Linienschiffe mit 300 bis 1000 PS starken Dampfmaschinen ausgerustet Ab 1850 wurden solche Schiffe aber auch von Beginn an mit Schraubenantrieb geplant und gebaut bis diese dann nur zehn Jahre spater bereits als uberholt galten Gepanzerte Stahlschiffe mit Dampfantrieb 1860 1945 BearbeitenMit Einfuhrung des Dampfantriebs ergaben sich fur die Seebefehlshaber neue Moglichkeiten der Gefechtsfuhrung da man nicht mehr auf die gemeinsam mit dem Gegner genutzte Kraft des Windes angewiesen war Dies fuhrte ab etwa 1860 zu einer Abkehr von der reinen Linientaktik und einer Hinwendung zum formationslosen Kampf Schiff gegen Schiff Melee Hierfur wurde die Aufgabe des reinen Breitseitenfeuers zugunsten eines verstarkten Rundum und Uberendfeuers notwendig was sich in der grundlegenden Neukonstruktion der Linienschiffe niederschlug Panzerlinienschiffe mit Hinterladern 1860 1890 Bearbeiten Mit der Einfuhrung eiserner Schiffsrumpfe seit den spaten 1850er Jahren die in den Panzerschiffen verwendet wurden fuhrte die Entwicklung des Hauptkampfschiffs vom klassischen Segel Linienschiff aus Holz hin zu dampfgetriebenen Schiffen mit anfangs schmiedeeisernen Panzerungen Dabei entwickelten sich verschiedene teilweise miteinander konkurrierende Konzepte die sich durch die Art wie die Geschutze in und auf dem Schiff aufgestellt waren und die Anordnung der Panzerung unterschieden Folgende Grundtypen lassen sich unterscheiden Nach der Aufstellung der Geschutze Batterie Zentralbatterie Kasematte Turm BarbetteNach der Anordnung der Panzerung Panzergurtel Panzerdeck ZitadelleFerner wurden die Panzerlinienschiffe grundsatzlich in Panzerkorvetten die ihre Bewaffnung an Oberdeck fuhrten und Panzerfregatten unterschieden die uber ein Batteriedeck oder eine Kasematte verfugten Diese Benennungen wurden auch offiziell verwendet es gab aber auch Typen die beides in sich vereinten und als Panzerschiffe eingeordnet wurden Infolge dieser Entwicklung kam es zu einem vorubergehenden Verschwinden des Begriffs Linienschiff der erst um 1890 wieder auflebte Batterieschiff Breitseitschiff Bearbeiten Die Bezeichnung Batterieschiff bezieht sich darauf dass die Kanonen des Schiffes in einem oder mehreren Batteriedecks standen Da sie durch Stuckpforten im Rumpf nach den Seiten hin feuerten spricht man auch vom Breitseitschiff Diese Bauform lehnt sich noch sehr stark an der ihrer holzernen Vorganger an Vor allem gab es noch keine gepanzerten Querschotten die Schutz vor von hinten oder vorne einschlagenden Geschossen geboten hatten Zentralbatterieschiff Bearbeiten Die Umstellung von Vorderladern auf Hinterlader brachte es mit sich dass die Geschutze die jetzt gezogene Rohre hatten und Granaten statt Kugeln verschossen wesentlich grosser und langer waren als die alten Kanonen aus Bronzeguss Ihre Zahl musste deshalb drastisch reduziert werden Beim Zentralbatterieschiff standen die Geschutze in einem Panzerkasten dieser hatte aber eher die Form eines gepanzerten Batteriedecks und die Geschutze feuerten konventionell durch Stuckpforten in den Schiffsseiten Kasemattschiff Bearbeiten Um sie effektiver einsetzen zu konnen wurden sie in einem in den Schiffskorper eingebauten gepanzerten Kasten der Kasematte zusammengefasst Die Geschutze standen auf drehbaren Lafetten und schossen durch mitdrehende Schartenblenden Vor und hinter der Zitadelle hatten die Schiffskorper Einziehungen die den Geschutzen ein glattes Einschwenken und damit das Feuer nach voraus und achteraus ermoglichten Turmschiff Bearbeiten nbsp HMS Hood das letzte TurmschiffBei Turmschiffen waren die Geschutze in einem oder mehreren drehbar gelagerten zylindrischen Raumen den Turmen aufgestellt Diese Turme waren noch wesentlich einfacher als die spateren Geschutzturme gebaut Barbettschiff Redouitschiff Bearbeiten Bei diesem Typ befanden sich auf Vorderdeck und Achterdeck je eine gepanzerte Brustwehr Diese hatte einen kreisrunden oder birnenformigen Grundriss In ihrem Inneren standen die Geschutze auf einer Drehscheibe und feuerten uber den Rand der Barbette genannten Brustwehr hinweg Eine vor allem in der franzosischen Flotte gebrauchliche Variante war das Redouitschiff Hier waren die in der Regel diagonal gegeneinander versetzten Drehscheiben von einer gemeinsamen ovalen Brustwehr dem Redouit umgeben Die versetzte Aufstellung hatte den Vorteil dass alle Geschutze gemeinsam nach voraus und achteraus feuern konnten Unter dem Eindruck der Seeschlacht von Lissa 1866 entstanden daruber hinaus Varianten dieser Typen die als spezielle Rammschiffe konzipiert waren wie Turmrammen oder Kasemattrammen Auch war es nun allgemein ublich die Rumpfe der Schiffe mit wasserdichten Schotten in Abteilungen zu trennen um die Uberflutung im Fall eines Rammstosses oder eines Treffers unter der Wasserlinie zu begrenzen Zitadellschiff Bearbeiten Zunehmende Gefechtsentfernungen mit steileren Geschossflugbahnen infolge von Fortschritten im Geschutzwesen machten gepanzerte Decks unerlasslich Um das Gewicht der Panzerung zu begrenzen wurde diese auf den Bereich der Munitionskammern und der Antriebsanlage konzentriert und an den Enden durch ebenfalls gepanzerte Querschotten abgeschlossen Vor und hinter der sich aus den Panzerflachen ergebenden Decksaufbau waren die Schiffe nur leicht oder gar nicht gepanzert Alle diese Schiffe unterschieden sich erheblich in Grosse Geschwindigkeit sowie Anzahl und Kaliber ihrer Geschutze was einen gemeinsamen Einsatz im Verband erheblich erschwerte Erst als sich das Barbettschiff als leistungsfahigster Entwurf durchzusetzen begann nahm die Verwirrung der vielen unterschiedlichen Typen ein Ende Die neuartige Anordnung der Geschutze fuhrte zwar zu einer Steigerung der Feuerkraft uber Bug und Heck aber um den Preis einer verminderten Feuerkraft nach den Seiten Breitseite Die Formation in Kiellinie erschien zunehmend unpraktikabel Die bisherige Marinestrategie war dadurch in Frage gestellt Auch der Begriff Linienschiff war nun unpassend und wurde allmahlich durch den Begriff capital ship Hauptschiff beziehungsweise Schlachtschiff ersetzt Einheits Linienschiffe 1890 1905 Bearbeiten Hauptartikel Einheitslinienschiff Die Barbettschiffe trugen einen ab ca 1890 bei allen Nationen zwei Geschutzturme mit je zwei Kanonen vom Kaliber 24 bis 30 5 cm Diese Turme waren jeweils vorne auf der Back und hinten auf der Schanz aufgestellt Hier spricht man auch von Einheitslinienschiff Siehe auch Geschutzturm Der nachste Entwicklungsschritt war den von Panzerung umgebenen Raum in der Schiffslangsachse zu teilen und zwischen den Geschutzen Querschotten einzubauen die ebenfalls gepanzert waren So stand jedes Geschutz in seiner eigenen gepanzerten Kammer der Kasematte Dies hatte den Vorteil dass die benachbarten Kasematten unzerstort blieben sollte eine von ihnen einen Treffer erhalten Grosslinienschiffe 1905 1922 Bearbeiten nbsp USS Texas 1919 ein Super Dreadnought Den nachsten Schritt vollzogen fast zeitgleich die Briten mit der HMS Dreadnought 1906 und die USA mit den Schiffen der South Carolina Klasse mit dem Verzicht auf die Mittelartillerie zugunsten einer starkeren Hauptbewaffnung Wahrend die Dreadnought drei Turme in Mittelschiffs und zwei in Seitenaufstellung fuhrte sogenannte Flugelturme lagen bei den US Schiffen alle vier Turme bereits in der Langsachse des Schiffes Wahrend in Deutschland dieser Typ als Grosslinienschiff bezeichnet wurde sprach man im englischsprachigen Raum von Dreadnought nbsp Zeitgenossische Ansichtskarte der SMS ThuringenMit der HMS Orion Indienststellung Januar 1912 10 34 3 cm in funf Zwillingsturmen begann die Zeit der Superdreadnoughts Damit bezeichnete man Schiffe deren Hauptartillerie aus Geschutzen bestand deren Kaliber grosser als die bis dahin ublichen 12 Zoll 30 5 cm war Das Gefecht in der Schlachtlinie wurde nach Ende des Ersten Weltkrieges als uberholt angesehen und auch in Deutschland wurde die Bezeichnung Grosslinienschiff durch Schlachtschiff ersetzt Das Bild zeigt das Grosslinienschiff SMS Thuringen 22 800 t einen fruhen Dreadnought Typ der Helgoland Klasse zwolf 30 5 cm Geschutze sind in den sechs Drehturmen angebracht ein Deck tiefer befindet sich die Mittelartillerie in Kasemattaufstellung Schnelle Schlachtschiffe und Grosskampfschiffe 1922 1945 Bearbeiten Nach verschiedenen Anlaufen die Zahl und die Tonnage der Grosslinienschiffe auf internationalen Flottenkonferenzen zu begrenzen erlebte der Schiffstyp ab den spaten dreissiger Jahren seinen letzten Hohepunkt bis sich im Zweiten Weltkrieg die Verwundbarkeit dieser Schiffe gegen moderne Lufteinheiten herausstellte Siehe auch BearbeitenSchlachtkreuzer Liste von Schiffstypen Rangeinteilung der KriegsschiffeLiteratur BearbeitenJochen Brennecke Herbert Hader Panzerschiffe und Linienschiffe 1860 1910 Kohlers Verlagsgesellschaft Herford 1976 ISBN 3 78220 116 7 Siegfried Breyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 1970 Mit einer Einfuhrung Die geschichtliche Entwicklung des Grosskampfschiffes Karl Muller Verlag Erlangen 1996 ISBN 3 86070 044 8 R A Burt British Battleships 1889 1904 Naval Institute Press Annapolis 2013 ISBN 978 1 59114 065 8 englisch David K Brown Warrior to Dreadnought warship design and development 1860 1905 Seaforth Barnsley 2013 ISBN 978 1 84832 086 4 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Linienschiff Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Schlesische privtlegirte Zeitung 12 04 1780 No 44 S 2 genannt u a die Minotaure 1 s Art Beurten Beurtschiff Reihenschiff Brockhaus v 1911Normdaten Sachbegriff GND 4258111 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Linienschiff amp oldid 235596742