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Unter Breitseite versteht man das gemeinsame Abfeuern der Geschutze an einer der beiden Langsseiten eines Kriegsschiffes Die Breitseite ist das bevorzugte Schussverfahren des Linienschiffes USS Iowa feuert eine Breitseite 1984 Kanonen einer Breitseite im Schiffsrumpf auf der HMS Warrior Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 1 1 Zeit der Galeeren 1 2 Zeit der Segelschiffe 1 3 Zeit der Dampfschiffe 2 Ubertragene Bedeutung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenZeit der Galeeren Bearbeiten Wahrend die Schiffe der grossen Entdecker schon fruher ausschliesslich unter Segeln fuhren waren Kriegsschiffe bis zum Ende des 16 Jahrhunderts mit Rudern angetriebene Galeeren Das lag hauptsachlich daran dass sich Schlachten auf See hauptsachlich in Kustennahe abspielten oder wie im Mittelmeer haufig schwierige Windverhaltnisse herrschten die das Manovrieren unter Segeln erschwerten 1 nbsp Die Antelope eine englische Galeasse des 16 Jahrhunderts Illustration aus der Anthony Roll von 1546Die Seeschlacht von Lepanto am 7 Oktober 1571 war die letzte grosse Seeschlacht bei der auf beiden Seiten hauptsachlich Galeeren eingesetzt wurden In der Flotte der Heiligen Liga fuhren allerdings schon 6 Galeassen die mit Geschutzen an den Breitseiten bewaffnet waren Die Bewaffnung der Galeeren bestand aus 1 2 Geschutzen am Bug und ebenso am Heck Deshalb war die ideale Schlachtformation bei Galeerenflotten die Dwarslinie 2 Bei Galeeren standen wegen der Ruderer die Langsseiten der Schiffsrumpfe nicht im vollen Masse der Bewaffnung zur Verfugung Zeit der Segelschiffe Bearbeiten nbsp HMS Victory in Portsmouth 1900 Die Entwicklung des Antriebs im 15 Jahrhundert von einmastigen Rahsegelkoggen zu dreimastigen Karacken mit einer Mischung aus Rahsegeln und Lateinersegeln machte Schiffe wendiger und leichter zu manovrieren 3 Mit der Weiterentwicklung der Segelschiffe die gegen den Wind kreuzen konnten und sie so auch als Kriegsschiffe brauchbar waren waren die Bordseiten frei und konnten mit Kanonen bestuckt werden Die Kiellinie wurde die ideale Kampfaufstellung der Flotten in der Schlacht Um die maximale Wirkung zu erzielen musste ein Linienschiff den Gegner querab bekommen d h seitlich denn die Kanonen liessen sich nur in einem sehr engen Bereich ausrichten Die Luvstellung war die bevorzugte Stellung der Flotten und auch von einzelnen Schiffen denn sie gewahrte die taktische Initiative anzugreifen oder sich zuruckzuziehen In den Rumpf von Schiffen geschnittene Kanonenpforten waren bereits 1501 gangige Praxis Der Uberlieferung nach war der Erfinder ein bretonischer Schiffbauer namens Descharges aber es ist ebenso wahrscheinlich dass dies eine allmahliche Anpassung der Ladepforten im Heck von Handelsschiffen war die bereits seit Jahrhunderten im Einsatz waren 4 Anfangs wurden die Kanonenpforten verwendet um schwere sogenannte Heckjager zu montieren die nach achtern zeigten aber bald wanderten Kanonenpforten an die Seiten der Schiffe Dies ermoglichte zumindest theoretisch zum ersten Mal in der Geschichte koordinierte Salven aller Kanonen auf einer Seite eines Schiffes Die Geschutze im 16 Jahrhundert waren in festen Positionen montiert und sollten eher unabhangig als in konzertierten Salven abgefeuert werden Erst in den 1590er Jahren wurde das Wort Breitseite im Englischen allgemein verwendet um sich auf Schusse von der Seite eines Schiffes und nicht auf die Seite des Schiffes selbst zu beziehen 5 Die Wirkung auf den Feind bei einer vollen Breitseite war starker als bei der Summe von Einzelschussen Auch war die Rauchentwicklung beim Zielen weniger hinderlich Es ist allerdings fraglich ob die Breitseite als gleichzeitiges Abfeuern aller Kanonen oft oder uberhaupt durchgefuhrt wurde solange die Schiffe noch aus Holz gebaut waren Laut dem britischen Seefahrt Historiker Ernle Bradford hatten die aus Holz gebauten Schiffe die enorme Erschutterung durch den Ruckstoss so vieler Geschutze nicht lange ausgehalten So wurden in der Regel die Kanonen nacheinander vom Bug zum Heck abgefeuert 6 Die Gefechtsentfernungen waren zur Segelschiffzeit sehr gering obwohl die Reichweite der Kanonen bis zu 2 km betrug waren die Trefferaussichten jenseits einiger hundert Meter ausserst gering Wenn die feindlichen Linien eine Abstand um 300 m hatten war ein Treffer wegen der Schiffsbewegungen meist ein glucklicher Zufall Aus diesem Grund naherten sich einige Admirale ihrem Gegner bis auf 50 m um so sichere Treffer landen zu konnen Um 1800 trainierten die meisten Kommandanten der britischen Marine ihre Geschutzbedienungen auf moglichst schnelles Feuern und versuchten das Gefecht sogar auf wenige 10 Meter Entfernung zu fuhren so dass ein Vorbeischiessen praktisch unmoglich war 7 Zeit der Dampfschiffe Bearbeiten Nachdem im Laufe des 19 Jahrhunderts besonders ab dessen Mitte die ersten Dampfkriegschiffe in Dienst gestellt wurden die Schiffsgeschutze eine grosse Verbesserung bezuglich Schussfolge und Zerstorungskraft durch die Einfuhrung von Sprenggranaten erfuhren bekam die Breitseite eine neue taktische Bedeutung Die Gefechtsentfernungen hatten sich infolge der grosseren Reichweiten bedeutend auf einige tausend Meter erhoht so dass nicht mehr uber Kimme und Korn sondern nach Schusstabellen gezielt wurde Durch das Abfeuern moglichst vieler Geschutze eines Kalibers zum selben Zeitpunkt konnte durch die Beobachtung des Einschlages die Ausrichtung der Geschutze zur nachsten Salve verbessert werden bis die Treffer deckend lagen 8 Aber schon als im Zweiten Weltkrieg hauptsachlich Seeschlachten zwischen Flugzeugtragern ausgefochten wurden hatte der traditionelle Kampf zwischen grossen kanonenbestuckten Schiffen an Bedeutung verloren und seit der Einfuhrung von gelenkten Flugkorpern auf Schiffen spielt die Breitseite heute keine Rolle mehr 9 Ubertragene Bedeutung BearbeitenDer Begriff Breitseite wird auch im ubertragenen Sinne verwendet wenn etwa bei einer Diskussion durch massiven Einsatz von Argumenten oder Einschuchterungen der Gesprachspartner beeindruckt werden soll Hierbei ist zwischen Argumenten und Einschuchterungen zu unterscheiden Begrundbare Argumente zielen auf die Sache ab unbegrundbare Einschuchterungen auf die Person Literatur BearbeitenErnle Bradford Nelson The Essential Hero Open Road Media London 2014 ISBN 978 1 4976 3794 8 englisch Frank Howard Segel Kriegsschiffe 1400 1860 Bechtermunz Verlag Augsburg 1996 ISBN 978 3 7637 5239 3 William James The Naval History of Great Britain Band II Conway Maritime Press London 1827 ISBN 0 85177 905 0 englisch Charles Nepean Longridge The anatomy of Nelson s ships Model and Allied Publications London 1977 ISBN 978 0 85344 091 8 englisch Jacques Mordal 25 Jahrhunderte Seekrieg Moewig Munchen 1978 ISBN 3 8118 0054 X Edmond Paris Lothar Eich Ernest Henriot Luise Langendorff Die grosse Zeit der Galeeren und Galeassen Delius Klasing Verlag 1973 ISBN 3 7688 0163 2 Rodger Nicholas A M The Safeguard of the Sea A Naval History of Britain 660 1649 W W Norton amp Company New York 1997 ISBN 0 393 04579 X englisch Tunstall Brian and Tracy Nicholas ed Naval Warfare in the Age of Sail The Evolution of Fighting Tactics 1650 1815 Conway Maritime Press Ltd London 1990 ISBN 978 0 85177 544 9 englisch Oliver Warner Grosse Seeschlachten Ariel Frankfurt 1963 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Mordal 25 Jahrhunderte Seekrieg S 64 65 Mordal 25 Jahrhunderte Seekrieg S 66ff Rodger Safeguard of the Sea S 71 72 Rodger 1997 S 207 Rodger 1997 S 312 316 Bradford Nelson the essential Hero S 40ff Howard Segel Kriegsschiffe 1400 1869 S 208 Mordal 25 Jahrhunderte Seekrieg S 252ff Mordal 25 Jahrhunderte Seekrieg S 452ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Breitseite amp oldid 238041841