www.wikidata.de-de.nina.az
Z Plan ist die gelaufige Bezeichnung fur einen gross angelegten Flottenrustungsplan den die deutsche Kriegsmarine unter ihrem Oberbefehlshaber Erich Raeder 1938 39 entwickelte und den Hitler am 27 Januar 1939 per Gesetz in Kraft setzte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Marinerustung nach 1933 3 Flottenplane gegen Grossbritannien 4 Endgultiges Bauprogramm 5 Scheitern der Z Plan Rustung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNachdem die modernsten Schiffe der kaiserlichen Marine 1919 in Scapa Flow Orkney Inseln Schottland von ihren Besatzungen versenkt worden waren stand der Wiederaufbau der Reichsmarine im Zeichen der engen quantitativen und qualitativen Grenzen die der Teil V des Versailler Vertrages fur die deutschen Streitkrafte festlegte Faktisch war die Reichsmarine auf Jahre hinaus damit beschaftigt das vertraglich zugestandene jedoch vollig veraltete Schiffsmaterial nach und nach zu ersetzen Noch wahrend der Weimarer Republik wurde dieser Rahmen insofern gedanklich bereits wieder verlassen als man sich u a auf eine baldige Wiederaufnahme des Schlachtschiff bzw U Boot Baus einrichtete Im November 1932 genehmigte Reichswehrminister Kurt von Schleicher den sog Umbauplan der den Bau eines Flugzeugtragers die Vermehrung der Zahl der Zerstorer sowie den Aufbau einer U Boot und einer Marineluftwaffe vorsah Marinerustung nach 1933 BearbeitenSeit dem Machtantritt der NSDAP wurde mit Ruckendeckung Hitlers und analog zur deutschen Verhandlungstaktik bei der Genfer Abrustungskonferenz die auf eine Aufhebung der Versailler Rustungsgrenzen abzielte kaum noch Rucksicht auf die vertraglichen Bindungen genommen Statt der 10 000 Tonnen schweren Panzerschiffe wurden nunmehr 18 000 Tonnen Schiffe auf Kiel gelegt deren Bau aber nach Abschluss des Flottenabkommens mit Grossbritannien zugunsten von 30 000 Tonnen schweren Schlachtschiffen der Scharnhorst Klasse abgebrochen wurde Die Vorbereitungen zum Bau von U Booten wurden forciert und Planungen durchgefuhrt die im Marz 1934 in einem neuen Rustungsplan kulminierten welcher 8 Panzerschiffe 3 Flugzeugtrager 18 Kreuzer 48 Zerstorer und 72 U Boote vorsah und bis zum Jahr 1949 realisiert werden sollte 1 Mit dem deutsch britischen Flottenabkommen vom 18 Juni 1935 wurden die Grenzen fur die deutsche Flottenrustung wesentlich erweitert nunmehr durften die Streitkrafte der kurz zuvor in Kriegsmarine umbenannten deutschen Marine 35 der britischen Flotte umfassen mit Sonderregelungen bei den U Booten wobei sich die qualitativen Obergrenzen nach den Bestimmungen der Flottenkonferenzen von Washington 1922 und London 1930 richteten Da die Marinefuhrung das Abkommen eher als vorlaufig betrachtete gingen die internen Gedankenspiele uber Grosse und Zusammensetzung einer grosseren Wunschflotte weiter Flottenplane gegen Grossbritannien Bearbeiten Weitreichende Panzerschiffe hier Admiral Scheer sollten die britische Flotte aufspaltenAls die britische Regierung im Zuge der Sudetenkrise 1938 durchblicken liess dass sie im Falle eines Kriegsausbruchs gegen Deutschland kampfen wurde erhielten die Rustungsplane der Kriegsmarine eine deutlich antibritische Stossrichtung Grundlage der Uberlegungen war nun die Frage mit welchen und wie vielen Schiffen Deutschland einen Seekrieg gegen Grossbritannien mit Aussicht auf Erfolg wurde fuhren konnen Am 20 August 1938 wurde dazu unter dem Vorsitz des Chefs des Stabes der Seekriegsleitung Skl Gunther Guse ein Planungsausschuss gegrundet der fur den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Vorschlage uber strategische Grundlagen fur den Aufbau der Kriegsmarine im Frieden und im Kriegsfall ausarbeiten die sich daraus fur die Typengestaltung von Schiffsneubauten ergebenden Folgerungen ableiten und Entscheidungen fur den Schiffsneubau und sonstige Planungen der Kriegsmarine vorbereiten sollte Dem Ausschuss gehorten neben Guse mit Ausnahme von Donitz alle wesentlichen Abteilungsleiter der Marine als standige Mitglieder an Hellmuth Heye la 1 Skl Hermann von Fischel Vorsitzender des Neubauausschusses und zugleich Amtschef des Allgemeinen Marineamtes Kurt Fricke Chef 1 Skl Werner Fuchs Chef der Flottenabteilung und Theodor Riedel Stabschef des Marinewaffenamtes ausserdem nahmen Karl Witzell der Amtschef des Marinewaffenamtes und Otto Schniewind Chef des Marinewehramtes an den Ausschusssitzungen teil Der Ausschuss legte am 25 Oktober 1938 eine Denkschrift mit dem Titel Seekriegfuhrung gegen England und die sich daraus ergebenden Forderungen fur die strategische Zielsetzung und den Aufbau der Kriegsmarine vor die Raeder am 31 Oktober 1938 vorgetragen wurde Darin kam man zu dem Ergebnis dass man eine erwartete britische Blockade nicht sprengen konnte und das Ziel der Kriegsmarine nur in der Storung des britischen Uberseehandels liegen kann Das nach dem Haupt Verfasser auch als Heye Denkschrift bekannt gewordene Dokument sah im Wesentlichen eine Weiterentwicklung des strategischen Handelskrieges mit Panzerschiffen vor welche auf allen Weltmeeren zugleich operierend die britische Flotte aufsplitten und damit die eigene zahlenmassige Unterlegenheit bis zu einem gewissen Grade ausgleichen sollte Trotz dieses konkreten Denkansatzes gelang es jedoch nicht ein in sich schlussiges Konzept zu entwickeln weder fur die Schlachtschiffe noch fur die U Bootwaffe konnte ein eindeutig definierter Einsatzzweck gefunden werden weshalb diese Punkte zunachst offengelassen wurden So musste z B der Chef des Stabes feststellen dass man die von Hitler favorisierten Schlachtschiffe zwar brauche aber eine vollige Klarung des Verwendungszweckes nicht erreicht werden konnte 2 Diese Problematik ist vor allem auf die Existenz verschiedener Stromungen innerhalb der Kriegsmarine zuruckzufuhren Eine Gruppe vertreten u a durch Heye und Donitz favorisierte den massierten Einsatz von U Booten und eine reine Kreuzerflotte die sich hauptsachlich aus Panzerschiffen zusammensetzen und Gefechten mit britischen Schlachtschiffen aus dem Weg gehen sollte wahrend eine andere Gruppe um Admiral Carls an dem Prinzip Tirpitz einer Entscheidungsschlacht eigener Schlachtschiffe gegen die britische Flotte festhielt Das vorlaufige Ergebnis war der sog Bauplan III der beide Richtungen in der Marinefuhrung zu berucksichtigen versuchte Darin vorgesehen waren 10 Schlachtschiffe 6 neue Schiffe der H Klasse mit 55 000 t und 40 6 cm Geschutzen dazu 2 der Scharnhorst und 2 der Bismarck Klasse die sich bereits in Bau befanden 12 Panzerschiffe eines neuen Typs von 20 000 t Projekt Kreuzer P dazu die vorhandenen 3 Panzerschiffe der Deutschland Klasse von 10 000 t 8 Flugzeugtrager von 20 000 t und 12 000 t von denen zwei 20 000 t Schiffe schon seit 1936 in Bau waren Graf Zeppelin und B 5 Schwere Kreuzer von 10 000 t der Admiral Hipper Klasse die aus dem Flottenabkommen resultierten und sich in Bau befanden 24 Leichte Kreuzer des neuen 8 000 t Typs M die vorhandenen 6 Kreuzer aus der Weimarer Republik sollten ab 1943 Schulkreuzer werden 36 Spahkreuzer eine Art Grosszerstorer von etwa 5 000 t 70 Zerstorer 78 Torpedoboote 249 U Boote davon 162 grosse 27 Spezial und 60 kleine U Boote sowie Hilfsschiffe und Kleinfahrzeuge M R S Boote Fertigzustellen sei die Gesamtzahl der Schiffe etappenweise bis 1947 48 wobei der Rustungsschwerpunkt in den ersten Jahren auf Panzerschiffe und U Boote gelegt werden sollte Angesichts der langen Bauzeit die Schlachtschiffe erforderten sollte auf diese Weise moglichst bald eine gewisse Zahl an einsatzfahigen Schiffen bereitstehen Bezuglich der Auslastung der Werftkapazitaten lag der Bauplan in den Varianten III x und III y vor Nachdem Hitler im November die bevorzugte Fertigstellung der Schlachtschiffe bis 1944 gefordert hatte wurde der Plan modifiziert und schliesslich als Umbauplan z im Wesentlichen vom Fuhrer akzeptiert die gelaufigere Bezeichnung Z Plan ist hierauf zuruckzufuhren Endgultiges Bauprogramm BearbeitenIn den folgenden Wochen erfuhr der Plan jedoch weitere sich aus der marineinternen Diskussion ergebende Veranderungen in denen die Dickschiff Fraktion ihre Vorstellungen insofern weiter durchsetzen konnte als die Zahl der leichten Einheiten deutlich reduziert worden ist Die als Z Plan bekannt gewordene Schlussfassung des Bauplans sah folgende Einheiten vor 10 Schlachtschiffe davon 2 Bismarck und 2 Scharnhorst Klasse 12 neue Panzerschiffe und 3 alte 4 Flugzeugtrager 5 Schwere Kreuzer 16 neue leichte Kreuzer M und 6 alte 22 Spahkreuzer 158 Zerstorer und Torpedoboote 249 U BooteDieser Bauplan liess samtliche Vertragsbindungen weit hinter sich Er verstiess gegen das deutsch britische Abkommen genauso wie gegen den internationalen Flottenvertrag von London 1936 dem Deutschland per Vertrag vom 17 Juli 1937 weitgehend beigetreten war Scheitern der Z Plan Rustung BearbeitenEin fast unlosbar scheinendes Problem eroffnete sich Ende 1938 durch eine Berechnung der Abteilung Wehrwirtschaft im Marineministerium als diese den Jahresbedarf an Heizol fur die Z Flotte im Falle einer Mobilmachung auf 6 Millionen Tonnen und bei Dieselol auf 2 Millionen Tonnen veranschlagte jedoch der gesamte deutsche Verbrauch an Mineralolen im Jahre 1938 bei 6 15 Millionen Tonnen lag wobei nur 2 4 Millionen Tonnen aus heimischer Produktion kamen Diesem Problem wollte man durch Einlagerung von Betriebsstoffen bis 1945 sollten 10 Millionen Kubikmeter Tankraum gebaut werden und einer gesteigerten heimischen Produktion begegnen wobei allerdings die Anforderungen der anderen zwei Wehrmachtteile noch gar nicht berucksichtigt waren 3 Weil die deutsche Rustungsindustrie bereits uberstrapaziert war wurden von allen neu geplanten Schiffen nur zwei der sechs neuen Schlachtschiffe begonnen die Panzerschiffe verschwanden sogar noch vor Kriegsbeginn aus dem Plan und wurden durch drei Schlachtkreuzer der O Klasse ersetzt Obwohl es fur diese Umstellung auch andere Grunde gab wie die Notwendigkeit vorhandene bzw bereits in der Fertigung befindliche 38 cm Geschutze zu verbauen welche spater stattdessen in der Batterie Todt eingesetzt wurden wird dies als ein weiteres Indiz fur die Ubermacht der Dickschiff Fraktion gesehen Donitz Gegenschrift mit dem Titel Gedanken uber den Aufbau der U Bootwaffe vom 1 September 1939 kam zu spat um den Z Plan noch in Richtung des ursprunglich verfolgten Kreuzerkriegskonzeptes beeinflussen zu konnen Die britische Kriegserklarung am 3 September 1939 bedeutete das Ende des Z Planes Mit Weisung vom 10 September ordnete Raeder an dass nur noch die im Bau weit fortgeschrittenen Schiffe fertigzustellen seien es handelte sich dabei ausnahmslos um Schiffe die noch vor dem Z Plan geplant bzw begonnen worden waren von diesen wurden nur noch Bismarck Tirpitz und Prinz Eugen fertig Die beiden neuen Schlachtschiffe wurden auf den Hellingen wieder abgebrochen fur die anderen Z Plan Schiffe die Auftrage storniert soweit sie uberhaupt schon erteilt worden waren Nunmehr wurde die Marinerustung nahezu vollstandig auf den beschleunigten Bau von U Booten und Kustenfahrzeugen eingerichtet Zwar gab es noch wahrend des Krieges weitere Denkschriften die sich mit der Frage der Zukunftsflotte beschaftigten diese zielten jedoch auf eine entsprechende Nachkriegsweltordnung ab und hatten keinerlei Bezug mehr zum ursprunglichen Z Plan Literatur BearbeitenMichael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 3 Bande Bernard amp Graefe Frankfurt am Main Band 1 1935 1941 1970 Band 2 1942 1945 1975 ISBN 3 7637 5138 6 Band 3 Denkschriften und Lagebetrachtungen 1938 1944 1973 ISBN 3 7637 5121 1 Jost Dulffer Hitler Weimar und die Marine Reichspolitik und Flottenbau 1920 1939 Droste Dusseldorf 1973 ISBN 3 7700 0320 9 Zugleich Freiburg i Breisgau Univ Diss 1972 Elmar B Potter Chester W Nimitz Seemacht Eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Deutsche Fassung herausgegeben im Auftrag des Arbeitskreises fur Wehrforschung von Jurgen Rohwer Pawlak Herrsching 1982 ISBN 3 88199 082 8 Maik Nolte mit Anstand zu sterben verstehen Flottenrustung zwischen Tirpitzscher Tradition strategischer Notwendigkeit und ideologischem Kalkul 1933 1943 Der Andere Verlag Tonning u a 2005 ISBN 3 89959 386 3 Zugleich Oldenburg Univ Magisterarbeit 2004 Siegfried Breyer Der Z Plan Streben zur Weltmacht Podzun Pallas Wolfersheim Berstadt 1996 Marine Arsenal Spezialband Nr 5 ISBN 3 7909 0535 6 Weblinks BearbeitenTechnische Daten einzelner Schiffe auf german navy deEinzelnachweise Bearbeiten Jost Dulffer Hitler Weimar und die Marine Reichspolitik und Flottenbau 1920 1939 Droste Dusseldorf 1973 ISBN 3 7700 0320 9 S 566 Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Band 2 1942 1945 Bernard amp Graefe Verlag Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 7637 5138 6 MGFA DRZW Band I S 472 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Z Plan amp oldid 229708401