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Die Deutschland Klasse umfasste drei Kriegsschiffe die fur die deutsche Reichsmarine unter den Beschrankungen des Versailler Vertrags gebaut wurden In der Reichsmarine und der spateren Kriegsmarine wurde fur die Schiffe der Deutschland Klasse in Anlehnung an das im Versailler Vertrages verwendete franzosische Wort cuirasse gepanzertes Schiff zuerst die Typansprache Panzerschiff gebraucht A 1 Am 15 Februar 1940 wurde die Typansprache jedoch in Schwerer Kreuzer geandert Zur Zeit ihrer Konstruktion wurden sie von britischer Seite wegen ihrer vergleichsweise geringen Grosse und starken Artillerie als Westentaschenschlachtschiffe pocket battleships bezeichnet Deutschland Klasse Die Deutschland im Jahr 1936 Die Deutschland im Jahr 1936 SchiffsdatenLand Deutsches Reich Deutsches ReichDeutsches Reich Deutsches ReichSchiffsart Schwerer Kreuzer Bauzeitraum 1929 bis 1936Stapellauf des Typschiffes 19 Mai 1931Gebaute Einheiten 3Dienstzeit 1933 bis 1945Schiffsmasse und BesatzungLange 186 0 m Lua 181 7 m KWL Breite 21 65 mTiefgang max 7 34 mVerdrangung 11 887 t maximal 16 280MaschinenanlageMaschine 8 MAN doppeltwirkende Zweitakt DieselMaschinen leistung 54 000 PS 39 717 kW Hochst geschwindigkeit 28 5 kn 53 km h Propeller 2 dreiflugelig o 4 4 mBewaffnung6 28 cm SK C 28 L 52 8 15 cm SK C 28 L 55 6 10 5 cm SK C 33 L 65 8 3 7 cm SK C 30 L 83 8 Torpedorohre 53 3 cmSonstigesKatapulte 1Bordflugzeuge 2 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Situation nach dem Ersten Weltkrieg 1 2 Innenpolitische Widerstande 1 3 Aussenpolitische Wirkung 2 Konstruktionsmerkmale 3 Technik 3 1 Schiffsmasse 3 2 Antrieb 3 3 Bewaffnung 3 4 Panzerung 4 Einheiten 4 1 Das Typschiff Deutschland 4 2 Panzerschiff Admiral Scheer 4 3 Panzerschiff Admiral Graf Spee 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenVorgeschichte BearbeitenSituation nach dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wurden im Versailler Vertrag rigide Obergrenzen fur die deutsche Marinerustung festgelegt Die Deutschland zugestandene begrenzte Anzahl von Linienschiffen veralteten Typs vgl Linienschiffe der Reichsmarine durfte nur durch gepanzerte Schiffe mit nicht mehr als 10 000 ts entspricht 10 160 metrischen Tonnen Standardverdrangung ersetzt werden Zum Vergleich im Washingtoner Flottenabkommen einigten sich die USA Grossbritannien Frankreich Italien und Japan auf eine Begrenzung von 35 000 tons Standardverdrangung und 40 6 cm Kaliber fur Schlachtschiffe Die Begrenzung auf 10 000 Tonnen entsprach hingegen derjenigen des Washingtoner Vertrages fur die Schiffsklasse der Schweren Kreuzer sog Washington Kreuzer diese waren jedoch typischerweise auf eine Bewaffnung mit Geschutzen von 20 3 cm begrenzt Nach mehreren Vorentwurfen entschied man sich fur ein Schiff mit 6 28 cm Geschutzen in zwei Drillingsturmen und mit Dieselmotorantrieb der eine Hochstgeschwindigkeit von ca 26 kn in Verbindung mit einer uberdurchschnittlich hohen Reichweite ermoglichte Die Panzerung betrug seitlich bis zu 80 mm und auf Deck 30 45 mm Innenpolitische Widerstande Bearbeiten Der von der Marineleitung unter Hans Zenker geforderte Bau war mehr ein Prestigeprojekt als militarisch sinnvoll Am 30 Marz 1928 wurde im Reichstag gegen die Stimmen der oppositionellen SPD und KPD die erste Rate fur den Bau der ersten Einheit Panzerschiff A in Hohe von 9 3 Millionen Reichsmark in den Reichshaushalt aufgenommen Der Reichsrat unter Fuhrung Preussens vertagte jedoch die endgultige Entscheidung daruber Wegen der hohen Kosten wurde der Bau von der SPD im Reichstagswahlkampf 1928 scharf kritisiert Nach der Wahl stimmten die Kabinettsmitglieder der SPD jedoch dem Bau zu nachdem Reichswehrminister Groener der uber den Ruckhalt des Reichsprasidenten Hindenburg verfugte seinen Rucktritt angedroht hatte Die Reichstagsfraktion war aber weiterhin gegen den Bau und unterwarf die zugehorigen Kabinettsmitglieder der Fraktionsdisziplin Ein Antrag der SPD Fraktion den Bau einzustellen fand in einer Abstimmung am 16 November 1928 durch Stimmen der DNVP keine Mehrheit im Reichstag Die KPD startete ein Volksbegehren gegen den Bau das aber mit nur 1 2 Millionen Ja Stimmen scheiterte Aussenpolitische Wirkung Bearbeiten Die Briten nannten die drei Schiffe dieser Klasse Pocket Battleships Westentaschen Schlachtschiffe da ihre schwere Artillerie von sechs 28 cm Geschutzen der der Schweren Kreuzer weit uberlegen und der vieler alterer Schlachtschiffe ebenburtig war Als Reaktion auf die Panzerschiffe baute Frankreich die zwei Schlachtschiffe der Dunkerque Klasse und es kam zu einer Welle von neuen Schlachtschiffbauten Konstruktionsmerkmale BearbeitenAussergewohnlich war der Antrieb bei der Deutschland Klasse Erstmals wurde fur Kampfschiffe dieser Grosse ein Dieselantrieb verwendet Jeweils ein Verbund von vier Dieselmotoren trieb uber zwei Vulcan Getriebe je eine Schraubenwelle an Bei dem Vulcan Getriebe oder auch Vulkankupplung handelte es sich um eine mit Wasser und Ol gefullte hydromechanische Kupplung die den Vorteil hatte dass die Motoren unabhangig voneinander aufgeschaltet oder zu Wartungszwecken einzeln abgeschaltet werden konnten Bei den Motoren selbst handelte es sich um acht doppeltwirkende Neunzylinder Zweitakt Dieselmotoren der MAN die bei einer Drehzahl von 450 min je 6 750 PS 4 960 kW leisteten Dieser Motortyp war eine erfolgreiche Weiterentwicklung des ab 1909 im Rahmen der Dieselmotorenentwicklung fur die Kaiserliche Marine unter der Federfuhrung Wilhelm Laudahns entwickelten und gebauten doppeltwirkenden Zweitakt Dieselmotoren fur Linienschiffe mit einer Leistung von 12 000 PS 8 800 kW Die Planung des Schiffes erfolgte um diese neuartige Maschine die im Gegensatz zu klassischen Turbinen mit weniger Personal betrieben werden konnte 1 Entgegen ersten Bedenken bewahrte sich der Motortyp vor allem die befurchteten Vibrationen hielten sich in Grenzen Ein grosser Vorteil war die hohere Reichweite die Gewichtseinsparung die einfachere Wartung gegenuber den komplizierten Dampfturbinen und vor allem unter taktischen Gesichtspunkten das schnelle Hochfahren der Maschinenanlage Der Dieselantrieb schien gar so erfolgversprechend zu sein dass fast alle im Z Plan vorgesehenen neuen Schiffe damit ausgerustet werden sollten sogar die geplanten Schlachtschiffe der H Klasse Durch die Begrenzung auf max 10 160 Tonnen war man gezwungen moglichst viel Gewicht einzusparen Neben der Verwendung von Aluminiumlegierungen in einigen Bereichen im Schiff wurde z B der gesamte Schiffskorper geschweisst wodurch das zusatzliche Gewicht der sonst ublichen Verbindung durch Niete wegfiel Beim Nieten mussen die Stahlplatten uberlappend angeordnet werden wahrend Schweissen eine Verbindung an den Kanten ermoglicht Die Panzerung wurde in die Tragkonstruktion des Rumpfes einbezogen so dass sie nicht nur zum Schutz sondern auch zur Festigkeit des Schiffskorpers beitrug Die Schiffe waren einige Jahre lang schneller als jedes starkere und starker als jedes schnellere Schiff mit Ausnahme der allerdings erheblich grosseren vier japanischen Schlachtkreuzer der Kongō Klasse und der drei britischen Schlachtkreuzer Hood Renown und Repulse Insbesondere die Schweren Kreuzer der anderen Marinen waren von dieser neuen Entwicklung betroffen da sie bei vergleichbarer Grosse nicht starker gepanzert waren und mit ihrer 20 3 cm Artillerie weder in der Reichweite noch an Durchschlagskraft den 28 cm Geschutzen etwas entgegensetzen konnten Neben dem grosseren Kaliber kam bei der Deutschland Klasse eine neue Geschutzturmkonstruktion zum Einsatz die es erlaubte das mittlere Rohr der Drillingsturme genauso schnell nachzuladen wie die beiden ausseren Rohre Diese technische Anderung bedeutete eine deutlich hohere Schussfrequenz als bei konventionellen Kreuzern Technik BearbeitenSchiffsmasse Bearbeiten Der Rumpf eines Schiffes der Deutschland Klasse unterteilt in wasserdichte Abteilungen war uber alles 186 Meter lang bzw 181 70 Meter in der Kielwasserlinie 21 65 Meter breit und hatte bei einer Verdrangung zwischen 11 887 und 16 200 Tonnen einen Tiefgang von 7 40 Metern 2 Antrieb Bearbeiten Die Schiffe waren mit acht doppeltwirkenden MAN Neunzylinder Zweitaktdieselmotoren des Typs M9Z 42 58 ausgestattet die eine Zylinderbohrung von 420 mm und einen Kolbenhub von 580 mm hatten Diese trieben zwei dreiflugelige Propeller mit 4 m Durchmesser mit einer Drehzahl von 250 min an Die Motoren entwickelten insgesamt 54 000 PSw 40 MWw Leistung die Hochstgeschwindigkeit betrug 28 5 Knoten 53 km h 3 Die Schiffe konnten maximal 2 500 t Diesel mitfuhren was ihnen bei 13 Knoten 24 km h eine Reichweite von 8 900 Seemeilen 16 500 km 4 ermoglichte Die Besatzung bestand aus 1150 Offizieren und Mannschaften 2 Bewaffnung Bearbeiten Die Hauptbewaffnung bestand aus sechs 28 cm Schnellfeuerkanonen in zwei Dreifach Geschutzturmen vor und hinter den Aufbauten Die Geschutze waren auf Drh LC 28 Lafetten mit einem Seitenrichtbereich von 150 bis 150 Grad montiert Die Kanonen selbst wogen 48 20 t und hatten bei einer maximalen Elevation von 40 Grad und einer Mundungsgeschwindigkeit von 910 m s eine Reichweite von 36 475 m Sie verschossen 300 kg schwere Granaten mit einer Kadenz von etwa 2 5 bis 3 5 Schuss pro Minute je nach Quellenlage 5 Die Sekundarbewaffnung bestand aus acht 15 cm Kanonen die jeweils mittschiffs angeordnet waren Die Kanonen waren in einzelnen MPLC 28 Lafetten mit einem Seitenrichtbereich von 360 Grad montiert Die Kanonen selbst wogen etwa 9 t und hatten bei einer maximalen Elevation von 40 Grad und einer Mundungsgeschwindigkeit von 875 m s eine Reichweite von 23 000 m Sie verschossen 45 5 kg schwere Granaten mit einer Kadenz von ca 7 Schuss pro Minute 6 Panzerung Bearbeiten Die Schiffe der Deutschland Klasse hatten einen Gurtelpanzer aus Krupp Zementstahl Er erstreckte sich von der vorderen bis zur hinteren Barbette wo er in 40 mm Querschotten endete Mittschiffs war er 80 mm dick und verjungte sich nach achtern auf 30 und zum Bug auf 10 mm Darunter verlief ein weiterer Plankengang uber die gleiche Lange mit einer Dicke von 50 mm Im Inneren des Rumpfes wurde der Gurtel durch ein 45 mm dickes Torpedoschott erweitert Das Schiff war zum Schutz vor horizontalen Angriffen mit einem Panzerdeck versehen Mittschiffs war es 30 mm dick und setzte sich nach vorn und achtern mit 45 mm fort Der vordere Kommandoturm war rundherum mit 150 mm gepanzert und hatte ein 50 mm dickes Dach Der hintere Kommandoturm hatte 50 mm dicke Seiten und ein 20 mm dickes Dach Die Geschutzturme der 28 cm Kanonen hatten eine 140 mm dicke Front und 85 mm dicke Seitenwande Die Barbetten waren 100 mm dick Die Dicke der Dacher reichte von 85 bis 105 mm Die 15 cm Geschutze waren mit 10 mm starken Geschutzschilden zum Schutz vor Splittern gepanzert 2 7 Unterscheidung der Schiffe nbsp Die Admiral Scheer wahrend des Spanischen Burgerkriegs in GibraltarDie Deutschland unterschied sich von Admiral Scheer und Admiral Graf Spee hauptsachlich durch drei auffallende Merkmale Sie hatte von Anbeginn einen rohrenformigen Turmmast Admiral Scheer erst nach dem Umbau 1939 1940 Admiral Graf Spee gar nicht Die eigentliche Kommandobrucke war halbkreisformig das Entfernungsmessgerat sass auf dem Dach der Brucke unmittelbar vor dem Turmmast Das Flugzeugkatapult war zwischen Turmmast und Schornstein bei den Schwesterschiffen hinter dem Schornstein Die Unterscheidung zwischen Admiral Scheer und Admiral Graf Spee kann vor allem am Turmmast vorgenommen werden Wegen des Sieges des Namensgebers trug die Admiral Graf Spee vor dem Kriegsbeginn auf halber Hohe des Turmmastes ein Schild mit der Aufschrift Coronel wahrend jener der Admiral Scheer ohne Schild blieb Nach dem Umbau hatte die Admiral Scheer ebenfalls einen Rohrenmast dessen Aufbauten jedoch eckiger als jene der Deutschland blieben Einheiten BearbeitenVon der Deutschland Klasse wurden drei Schiffe gebaut Eine zweite Bauserie mit zwei vergrosserten Schiffen wurde 1934 auf Kiel gelegt aber wenig spater wurde ein Baustopp verfugt und die bereits begonnenen Schiffe abgebrochen Diese wurden 1935 unter den Bedingungen des deutsch britischen Flottenabkommens erneut begonnen und als Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau fertiggestellt Das Typschiff Deutschland Bearbeiten Hauptartikel Deutschland Schiff 1931 Die im April 1933 in Dienst gestellte Deutschland wurde am 15 November 1939 in Lutzow umbenannt Dieses geschah zum einen aus psychologischen Grunden da Hitler nicht wollte dass ein Schiff mit dem Namen Deutschland untergehen konnte aber auch um den Verkauf des Schweren Kreuzers Lutzow der Admiral Hipper Klasse an die Sowjetunion zu verschleiern Panzerschiff Admiral Scheer Bearbeiten Hauptartikel Admiral Scheer Die Admiral Scheer wurde als zweites Schiff im November 1934 in Dienst gestellt Im Winter 1939 40 wurde ein umfangreicher Umbau vorgenommen Das Vorschiff wurde verlangert und bekam einen grosseren Spantenausfall Ausserdem wurde der grosse Gefechtsturm uber der Brucke ausgebaut und durch einen schlanken Rohrenmast ersetzt um das Aussehen des Schiffes an das der Lutzow anzugleichen Im Februar 1940 wurde die Admiral Scheer wie die Lutzow zum Schweren Kreuzer umklassifiziert Panzerschiff Admiral Graf Spee Bearbeiten Hauptartikel Admiral Graf Spee Als letztes Schiff der Klasse kam im Januar 1936 die Admiral Graf Spee in den Dienst der Kriegsmarine Im Dezember 1939 wurde das Schiff auf Befehl des Kommandanten Hans Langsdorff der die Lage als aussichtslos betrachtete und seine Mannschaft schonen wollte in der Mundung des Rio de la Plata vor Montevideo von der eigenen Mannschaft versenkt Literatur BearbeitenGerhard Koop Klaus Peter Schmolke Die Panzerschiffe der Deutschland Klasse Bernard amp Graefe Munchen ISBN 3 7637 5919 0 Jochen Brennecke Theodor Krancke Schwerer Kreuzer Admiral Scheer Kohlers Verlagsges ISBN 3 7822 0831 5 Werner Rahn Marinerustung und Innenpolitik einer parlamentarischen Demokratie das Beispiel des Panzerschiffes A 1928 In Die deutsche Marine Historisches Selbstverstandnis und Standortbestimmung Schriftenreihe Deutsches Marine Institut Deutsche Marine Akademie Bd 4 Herford und Bonn 1983 S 53ff ISBN 3 8132 0157 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutschland Klasse 1931 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zu den Panzerschiffen engl www deutschland class dk engl Einzelnachweise Bearbeiten Hugh und David Lyon Kriegsschiffe von 1900 bis heute Technik und Einsatz Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH Koln 1978 S 116 a b c Sieche Germany in Conway s All the world s fighting ships 1922 1946 S 227 Chesneau Die Panzerschiffe der Deutschland Klasse im Original und Modell S 10 Groner German Warships S 60 28 cm L 52 C 28 Abgerufen am 6 August 2022 15 cm L 55 C 28 Abgerufen am 6 August 2022 Chesneau S 7 Anmerkungen Bearbeiten Das franzosische cuirasse bezeichnet jedes gepanzerte Schiff Mit der Typansprache Panzerschiff war nicht das spezielle Panzerschiff des 19 Jahrhunderts gemeint Es bestand kein historischer oder technischer Zusammenhang Panzerschiffe der Deutschland Klasse Deutschland ab 1939 Lutzow Admiral Scheer Admiral Graf SpeeListe deutscher Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschland Klasse 1931 amp oldid 237856356