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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Hans Fritzsche Begriffsklarung aufgefuhrt August Franz Anton Hans Fritzsche 21 April 1900 in Bochum 27 September 1953 in Koln Merheim 1 war ein deutscher Journalist und bekleidete verschiedene Funktionen im Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda RMVP Durch seine wochentliche Sendung Hier spricht Hans Fritzsche war Fritzsche vielen Horern des Reichsrundfunks bekannt Fritzsche auf dem Weg in den Gerichtssaal in Nurnberg 1945 46 Fritzsche gehorte zu den 24 im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Angeklagten Er wurde am 1 Oktober 1946 in allen Anklagepunkten freigesprochen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Fritzsche war das zweite Kind einer Familie des gehobenen Beamtenstandes Durch die Stellung seines Vaters als Postdirektor verbrachte er seine Schulzeit in Dresden und Leipzig Nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn nahm er am Ersten Weltkrieg teil und diente bei der 6 Kavallerie Schutzen Division zwischen April und Oktober 1918 Nach Kriegsende begann er ein Studium mit den Fachern Philologie Geschichte und Philosophie an den Universitaten Greifswald und Berlin das er jedoch nicht beendete Fritzsche seit 1923 Mitglied der DNVP war ab 1923 Schriftleiter der Preussischen Jahrbucher und von 1924 bis 1932 Schriftleiter bei Alfred Hugenbergs Nachrichtendienst Telegraphen Union Seit September 1932 war Fritzsche Leiter des Drahtlosen Dienstes einer Agentur der Reichsregierung unter Franz von Papen 2 Nach der Machtergreifung trat er zum 1 Mai 1933 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 2 637 146 3 4 und wurde im selben Jahr Leiter des Nachrichtenwesens in der Presseabteilung des Reichspropagandaministeriums von Joseph Goebbels Dort wurde er bis 1945 mehrmals befordert 1938 wurde er zunachst zum Stellvertreter spater zum Leiter der Abteilung Deutsche Presse ernannt ab 1942 leitete er die Rundfunkabteilung In der Endphase des Krieges verbreitete er Durchhalteparolen 5 Im Oktober 1942 wurde Fritzsche zum Ministerialdirektor befordert Nach einer kurzen Dienstzeit an der Ostfront in einer Propagandakompanie wurde er im November 1942 Leiter der Rundfunkabteilung des Propagandaministeriums und Generalbevollmachtigter fur die politische Organisation des Grossdeutschen Rundfunks 6 7 Nach der Schlacht um Berlin unterzeichnete Fritzsche am 2 Mai 1945 als vermutlich ranghochster in der Stadt verbliebener Regierungsbeamter die bedingungslose Kapitulationserklarung fur Berlin Er half Soldaten der Roten Armee die Leichen der Familie Goebbels zu identifizieren Anschliessend wurde er nach Moskau verbracht dort in Einzelhaft in der Lubjanka gefangen gehalten und schliesslich nach Nurnberg uberstellt 8 Im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde Fritzsche auf Betreiben der Sowjetunion mit angeklagt denn diese war bestrebt auch von ihr festgenommene Kriegsverbrecher in Nurnberg abzuurteilen Von ihren ursprunglich sechs Kandidaten waren nach Beratung mit den anderen Anklagemachten Erich Raeder und Fritzsche ubriggeblieben Fritzsche wurde als Ersatz fur Joseph Goebbels der sich bei Kriegsende selbst getotet hatte angeklagt 9 Fritzsche wurde in dreien der vier Anklagepunkte von Nurnberg vor Gericht angeklagt Vor dem Internationalen Militargerichtshof schien er seine ehemalige Rolle zu bereuen und bezeichnete sich als stets uber die wahre Lage getauschtes Opfer Das Gegenteil war ihm in Nurnberg nicht nachzuweisen 10 So konnte er beispielsweise unwiderlegt behaupten er habe vom Massaker von Lidice und vom Massaker in Lezaky erst im Nurnberger Prozess Kenntnis erlangt Dass es uber diese Massaker eine Meldung im deutschen Radiosender Prag und mindestens zwei Meldungen in den deutschen Besatzungszeitungen im Reichsprotektorat Bohmen und Mahren gegeben hatte konnte im Prozess des Jahres 1945 1946 nicht nachgewiesen werden 11 Am 30 September 1946 wurde Fritzsche freigesprochen womit er nicht gerechnet hatte 12 Kurze Zeit nach der Freilassung durch die Alliierten stellten deutsche Behorden Fritzsche in Nurnberg in einem Spruchkammerverfahren erneut vor Gericht Die Behorden allen voran der Generalstaatsanwalt Thomas Dehler strengten sich an belastendes Material heranzuschaffen sie forderten die Bevolkerung sogar per Zeitungsanzeigen auf Belastungsmaterial und Zeugen zur Verfugung zu stellen Es gab ein Erstverfahren und ein Berufungsverfahren In letzterem wurde Fritzsche zum einen wegen seiner Rolle als fuhrender Propagandist verurteilt der wegen seines offiziosen Auftretens einen starken Einfluss auf die Willensbildung des deutschen Volkes gehabt habe Zum Zweiten hiess es er habe zwar nicht direkt zur Verfolgung der Juden und ihrer Ausrottung aufgerufen aber durch seine Propaganda in starkem Masse dazu beigetragen eine hierfur gunstige Stimmung im Volk zu schaffen 13 Er habe drittens der Karriere zuliebe die verbrecherischen Seiten des NS Regimes ausgeblendet und so zum Belugen der deutschen Bevolkerung beigetragen Zusatzlich belastete ihn dass er in eine Anzeige gegen den Nurnberger Brandmeister Johann Wild bei der Gestapo verwickelt war Wild war danach von einem Sondergericht zum Tode verurteilt worden Ein anderes belastendes Moment war dass Fritzsche im Jahr 1943 einen Artikel von Goebbels im Rundfunk vorgelesen hatte der zum Lynchmord an abgeschossenen alliierten Fliegern aufrief Das Gericht verurteilte ihn zu neun Jahren Arbeitslager zusammen mit einem auf Lebenszeit verhangten Verbot sich jemals wieder publizistisch zu betatigen oder als Lehrer oder Erzieher zu arbeiten 14 Nach einer Amnestie kam Fritzsche bereits Ende September 1950 frei und arbeitete unter anderem als Werbeleiter in der rheinisch westfalischen Industrie und zuletzt fur eine franzosische Kosmetikfirma 15 Unter dem Namen seiner Frau Hildegard Springer veroffentlichte er zwei Bucher Es sprach Hans Fritzsche und Das Schwert auf der Waage Seine Frau war selbst im Propagandaministerium tatig gewesen Sie hatten erst 1951 geheiratet In den fruhen 1950er Jahren gehorte Fritzsche dem Naumann Kreis an einer Gruppe exponierter Nationalsozialisten die das Ziel hatten die FDP nationalsozialistisch zu unterwandern Er selbst gehorte der FDP zwar nicht an war aber an Vorbereitungen zum sogenannten Deutschen Programm beteiligt das Wolfgang Diewerge fur Friedrich Middelhauve entworfen hatte 16 Schwer an Lungenkrebs erkrankt starb Hans Fritzsche am 27 September 1953 in Koln an den Folgen einer Operation 1 Veroffentlichungen BearbeitenEin deutscher Grenzenlandkampf im ausgehenden Mittelalter Die Abwehrbewegung deutschen Volkstums gegen Burgund Berlin Verlag Baruth Mark 1937 Hochschulschrift Heidelberg Phil Diss 1938 Krieg den Kriegshetzern 8 Wochen politische Zeitungs u Rundfunkschau Mit einem Vorwort von Hans Fritzsche Berlin Brunnen Verlag Bischoff 1940 Zeugen gegen England von Alexander bis Woolton Dusseldorf Volkischer Verlag 1941 Erlebnisse einer Fernaufklarer Staffel in Polen Lengerich Bischof amp Klein 1942 Hier spricht Hans Fritzsche Zurich Interverlag AG 1948 Es sprach Hans Fritzsche nach Briefen Gesprachen und Dokumenten Von Hildegard Springer Stuttgart Thiele 1949 Das Schwert auf der Waage Hans Fritzsche uber Nurnberg Nach seinen Berichten hrsg von Hildegard Springer Heidelberg Vowinckel Verlag 1953 Literatur BearbeitenMax Bonacker Goebbels Mann beim Radio Der NS Propagandist Hans Fritzsche 1900 1953 Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58193 5 Gleichzeitig Dissertation Universitat Hamburg 2006 Rezension von U Rombeck Jaschinski Rezension von Marcus Zirlewagen in Akademische Blatter des VVDSt 20 April 2008 Online hier Memento vom 24 Januar 2012 im Internet Archive Norbert Frei Hrsg Karrieren im Zwielicht Hitlers Eliten nach 1945 Campus Verlag Frankfurt 2001 ISBN 3 593 36790 4 Als Taschenbuchausgabe unter dem Titel Hitlers Eliten nach 1945 DTV Munchen 2003 ISBN 3 423 34045 2 Beatrice Schafers Freispruch in Nurnberg der Weg zum freisprechenden Urteil des Internationalen Militartribunals von Nurnberg im Fall Hans Fritzsche Frankfurt a M Bern P Lang 2012 ISBN 978 3 631 63589 6 Strafrecht und Rechtsphilosophie in Geschichte und Gegenwart Bd 8 Diss Bielefeld 2011 Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich S Fischer Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 10 091052 4 Marc Zirlewagen FRITZSCHE August Franz Anton Hans In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 29 Bautz Nordhausen 2008 ISBN 978 3 88309 452 6 Sp 665 669 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 09 26 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Fritzsche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Hans Fritzsche in den Historischen Pressearchiven der ZBW Martin Hartwig Die bekannteste Stimme des Grossdeutschen Rundfunks Biographie uber Hans Fritzsche Interview mit Max Bonacker und Besprechung seiner Biographie uber Hans Fritzsche im Deutschlandfunk vom 16 April 2007 Kurzbiografie Projekt Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien Nachlass Bundesarchiv N 1355 Max Bonacker Hans Fritzsche in NDB online Einzelnachweise Bearbeiten a b Standesamt Koln Deutz Sterbefalle 1953 Nr 872 1953 W Kosch C L Lang K Feilchenfeldt Deutsches Literatur Lexikon Band X Fries Gellert KG Sauer Verlag Zurich und Munchen 10 Auflage 2007 S 135 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 9860538 Rainer Krawitz Die Geschichte der Drahtloser Dienst A G 1923 1933 Inaugural Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultat der Universitat zu Koln Koln 1980 S 239 Reichsrundfunk 1944 45 Heft 13 14 Okt 1944 Memento vom 10 September 2014 im Internet Archive Fritzsche Rundfunk im totalen Krieg Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nurnberg Nurnberg 1947 Bd 1 S 380 Max Bonacker Goebbels Mann beim Radio Der NS Propagandist Hans Fritzsche 1900 1953 Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58193 5 S 151 Fussnote 58 Klaus W Tofahrn Das Dritte Reich und der Holocaust Peter Lang 2008 ISBN 3 631 57702 8 S 119 Max Bonacker Goebbels Mann beim Radio Der NS Propagandist Hans Fritzsche 1900 1953 Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58193 5 S 216 Marc Zirlewagen Hans Fritzsche In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 29 Bautz Nordhausen 2008 ISBN 978 3 88309 452 6 Sp 665 669 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 09 26 Max Bonacker Goebbels Mann beim Radio Der NS Propagandist Hans Fritzsche 1900 1953 Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58193 5 S 223f Thomas Darnstadt Der Prozess In Der Spiegel Nr 40 1 Oktober 2016 ISSN 0038 7452 Max Bonacker Goebbels Mann beim Radio Der NS Propagandist Hans Fritzsche 1900 1953 Munchen 2007 S 242 Marc Zirlewagen Hans Fritzsche In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 29 Bautz Nordhausen 2008 ISBN 978 3 88309 452 6 Sp 665 669 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 09 26 Christof Brauers Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953 Start als burgerliche Linkspartei M Press Meidenbauer Munchen 2007 ISBN 978 3 89975 569 5 S 631 Fritzsche prufte Werbekraft In Die Welt 7 Februar 1953 Angeklagte im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher Hermann Goring Rudolf Hess Martin Bormann Verbleib damals unbekannt Joachim von Ribbentrop Robert Ley Suizid vor Prozessbeginn Franz von Papen Wilhelm Keitel Alfred Jodl Erich Raeder Karl Donitz Ernst Kaltenbrunner Albert Speer Fritz Sauckel Hjalmar Schacht Walther Funk Gustav Krupp von Bohlen und Halbach prozessunfahig Hans Frank Arthur Seyss Inquart Alfred Rosenberg Konstantin von Neurath Wilhelm Frick Julius Streicher Hans Fritzsche Baldur von Schirach Normdaten Person GND 118703307 lobid OGND AKS LCCN n83223501 VIAF 71550618 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fritzsche HansALTERNATIVNAMEN Fritzsche August Franz Anton Hans vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und NS FunktionarGEBURTSDATUM 21 April 1900GEBURTSORT BochumSTERBEDATUM 27 September 1953STERBEORT Koln Merheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Fritzsche amp oldid 238090619