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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Lubjanka Begriffsklarung aufgefuhrt Die Lubjanka russisch Lubyanka Aussprache ist der inoffizielle Name eines am gleichnamigen Platz in Moskau gelegenen Gebaudes Von 1920 bis 1991 war es das Hauptquartier das zentrale Gefangnis und das Archiv des sowjetischen Geheimdienstes in Moskau Heute beherbergt die Lubjanka den russischen Inlandsgeheimdienst FSB Ansicht 2014Ausserdem ist Lubjanka der Name eines U Bahnhofes der Metro Moskau auf der Sokolnitscheskaja Linie Die Zugange zu diesem U Bahnhof befinden sich direkt gegenuber dem Gebaude des FSB Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Nutzung ab 1917 3 Gefangnis 4 Archiv 5 Politische Gefangene in der Lubjanka 6 Politische Exekutionen in der Lubjanka 7 U Bahnhof Lubjanka 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Gebaude der Allgemeinen Russischen VersicherungsgesellschaftDas Gebaude wurde in den Jahren 1897 98 als Verwaltungsgebaude der Allgemeinen Russischen Versicherungsgesellschaft durch den russischen Architekten Aleksandr Wassilijewitsch Iwanow erbaut Der Architekt Alexei Wiktorowitsch Schtschussew leitete in den Jahren 1940 bis 1947 einen durch den Zweiten Weltkrieg verzogerten Umbau Dieser Neorenaissance Bau umfasste jedoch nur den linken Bauteil Nach den Planen von Schtschussew wurde in der Amtszeit von Juri Andropow der rechte aus dem 19 Jahrhundert stammende Bauteil aufgestockt und dem linken Bauteil angepasst Somit wurde bis zum Jahre 1983 eine optische Harmonie der Fassade hergestellt Nutzung ab 1917 BearbeitenNach der Oktoberrevolution wurde es von Geheimdienstgrunder Felix Dserschinski fur seine Zentrale beschlagnahmt Alle seine Nachfolger und ihr Apparat residierten ebenfalls dort Die Geheimdienstchefs Jeschow und Beria organisierten von ihrem Buro in der dritten Etage der Lubjanka aus die Stalinschen Sauberungen und die vermeintliche Aufdeckung der Arzteverschworung gegen die russisch judische Elite 1972 wurde dem Geheimdienst das Haus zu klein und die Abteilung fur Auslandsaufklarung zog in einen Neubau in Jassenewo im Sudwesten Moskaus Das Rechenzentrum des FSB russischer Bundes Geheimdienst wurde in den 1990er Jahren in einem Gebaude unmittelbar neben der Lubjanka eingerichtet Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der damit verbundenen Auflosung des KGB wurde die Lubjanka das Hauptquartier der Grenztruppen Russlands und beherbergte ein Direktorat des neuen Geheimdienstes FSB Unter Leitung von FSB Chef Wladimir Putin wurde die Lubjanka 1998 reorganisiert Er errichtete den Geheimdienstmitarbeitern eine eigene russisch orthodoxe Kapelle nahe dem Gebaude Umgangssprachlich wird der Begriff Lubjanka in Russland auch als Synonym fur Unterdruckungsmassnahmen jeglicher geheimer Regierungsdienststellen verwendet insbesondere wenn zum Ausdruck gebracht werden soll eine Person sei heimlich verhaftet worden und seither verschwunden Gefangnis BearbeitenDie Lubjanka verfugt uber ausgedehnte Zellentrakte fur politische Gefangene In den Kellerraumen wurden seit 1920 mehrere hunderttausend Menschen verhort und gefoltert Es war ublich sie Tag und Nacht nicht schlafen zu lassen Im Verhor wurden sie beleidigt verprugelt und mit weiteren Folterungen bedroht Wer sich weigerte das Gewunschte auszusagen wurde im Kerker in einschnurende Handschellen gelegt Viele Gefangene starben durch Suizid viele wurden nach Prozessen ohne Verteidiger in den Kellern der Lubjanka erschossen oder erhangt Oft wurde auch ohne Prozess exekutiert Als im Dezember 1941 in der Schlacht um Moskau die Besetzung der Stadt durch die deutsche Wehrmacht drohte wurden rund 300 inhaftierte hochrangige sowjetische Offiziere und andere Gefangene vermutlich auch der KPD Mitbegrunder Hugo Eberlein in der Lubjanka erschossen weil es an Transportmitteln fur die Evakuierung des Gefangnisses fehlte Die Keller dampften alle Gerausche In sowjetischer Zeit entstand der Witz Was ist das hochste Gebaude der Welt Lubjanka von dort aus kann man Sibirien sehen als Hinweis auf die Verbannung aus dem Gefangnis in ein sibirisches Gulag 1 Die fur Hinrichtungen in der Oblast Moskau zustandige Verwaltungseinheit des NKWD die so genannte Kommandantura hatte ihren Sitz gleich in der Lubjanka Sie war nicht nur fur Exekutionen in den Kellern des Gebaudes sondern auch im Butyrka Gefangnis und auf dem Erschiessungsplatz in Butowo zustandig Vorsitzender der Kommendantura war Generalmajor Wassili Michailowitsch Blochin Das Gefangnis in der Lubjanka blieb nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in Betrieb Archiv Bearbeiten nbsp Umbau 1983 links das DenkmalIn der Lubjanka lagert das fur die Offentlichkeit verschlossene Archiv des sowjetischen Geheimdienstes In grossen Tresoren werden Karteien mit den Namen von 50 bis 55 Millionen Personen aufbewahrt Grosse Teile der Bestande sollen jedoch nicht mehr existieren Beim Vormarsch der deutschen Wehrmacht auf Moskau sollen im Oktober 1941 die Unterlagen der WeTscheKa GPU NKWD in der Lubjanka verbrannt worden sein Das Archiv des MGB MWD soll 1953 ebenfalls vernichtet worden sein Unversehrt blieb die Bibliothek die in der Sowjetunion verbotene Literatur bereithielt Solschenizyn fand dort Bucher von Dos Passos Jessenin und Pasternak 1984 wurde in dem Gebaude ein Geheimdienst Museum eingerichtet das die Heldentaten der Auslandsaufklarung dokumentiert nbsp Findling von den Solowezki Inseln einer Keimzelle des Gulag zum Gedenken an die Opfer politischer Unterdruckung in der SowjetunionUrsprunglich stand auf einer Erhohung auf dem Platz vor dem Gebaude ein Denkmal fur den Grunder und Leiter 1917 1926 des KGB Vorlaufers Tscheka Felix Edmundowitsch Dserschinski Er war nach Ansicht vieler Historiker ein Inbegriff fur willkurlichen Terror der Sicherheitsorgane und Unterdruckung der Bevolkerung Als im Augustputsch 1991 konservative kommunistische Krafte mit ihrem Versuch einer Restauration der alten Sowjetverhaltnisse scheiterten wurde die Statue unter dem Jubel der Bevolkerung entfernt Im Oktober 1990 errichtete die Menschenrechtsorganisation Memorial in Sichtweite der Lubjanka ein Denkmal fur die Opfer des Stalinismus Politische Gefangene in der Lubjanka Bearbeiten nbsp Der Deutsche Walter Linse in der LubjankaWladyslaw Anders polnischer General 1939 Isaak Babel russischer Schriftsteller 1939 Salomon Bregman stellvertretender Minister der RSFSR 1952 Margarete Buber Neumann Ehefrau des KPD Politburomitglieds Heinz Neumann 1938 Wladimir Bukowski russischer Dissident 1963 Walter Ciszek polnisch amerikanischer Jesuiten Priester 1941 Walter Diettbender deutscher Komintern Sekretar Alexander Dolgun US amerikanischer Schuler 1948 Janos Esterhazy ungarischer Politiker 1945 Sergei Iwanowitsch Kawtaradse Vize Generalstaatsanwalt der UdSSR 1936 Nikolai Krestinski Sekretar des Zentralkomitees und Politburomitglied der KPdSU Aino Kuusinen Mitarbeiterin der Komintern und Agentin des militarischen Nachrichtendiensts 1938 Vilmos Langfelder Chauffeur Raoul Wallenbergs 1945 Walter Linse deutscher Jurist 1953 Georg Lukacs ungarischer Literaturkritiker und Philosoph 1941 Ossip Mandelstam russischer Dichter 1934 John R McKone US Soldat 1960 Zenzl Muhsam Witwe des Dichters Erich Muhsam Carola Neher deutsche Schauspielerin 1936 Heinz Neumann Politburomitglied der KPD 1937 Freeman B Olmstead US Soldat 1960 Karl Radek Sekretar der Dritten Internationale 1937 Sidney Reilly russischstammiger Spion 1925 Eddie Rosner deutscher Bandleader und Jazztrompeter 1946 Alexander Solschenizyn russischer Schriftsteller 1945 Lina Stern Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften 1952 Leopold Trepper Chef der Roten Kapelle 1945 Raoul Wallenberg schwedischer Diplomat 1945 Politische Exekutionen in der Lubjanka BearbeitenDavid Bergelson jiddischer Schriftsteller 1952 Jan Bersin Chef des Militarischen Nachrichtendienstes der UdSSR 1938 Nikolai Bucharin Chefredakteur der Prawda 1938 Hugo Eberlein Mitbegrunder des Spartakusbundes und der KPD 1941 Arno Esch deutscher Liberaler 1951 Itzik Feffer jiddischer Dichter 1952 David Hofstein russischer Schriftsteller 1952 Lew Borissowitsch Kamenew Mitglied des Politburos der KPdSU 1936 Leib Kwitko jiddischer Schriftsteller 1952 Salomon Losowski stellvertretender Aussenminister der Sowjetunion 1952 Perez Markisch jiddischer Schriftsteller 1952 Martin Mutschmann NSDAP Gauleiter von Sachsen 1947 Kurt Otto Nixdorf Redakteur der Moskauer Rundschau 1937 Alexei Rykow sowjetischer Premierminister 1938 Grigori Jewsejewitsch Sinowjew Mitglied des Politburos der KPdSU 1936 Boris Schimeliowitsch stellvertretender Krankenhausdirektor 1952 Benjamin Suskin Direktor des Judischen Theaters Moskau 1952 Andrei Andrejewitsch Wlassow sowjetischer Generalleutnant ROA Kommandeur 1946 U Bahnhof Lubjanka Bearbeiten nbsp BahnsteighalleDer U Bahnhof Lubjanka wurde am 15 Mai 1935 als eine der ersten Stationen der Moskauer Metro eroffnet Er verfugt uber zwei Zugange von denen der eine in das Gebaude des Kaufhauses Detski Mir am nordlichen Ende des Lubjanka Platzes eingebaut ist und der andere in eine weit verzweigte Fussgangerunterfuhrung unter dem selbigen fuhrt Ausserdem befindet sich von der Mitte der Bahnsteighalle aus ein Ubergangstunnel zur Station Kusnezki Most der Tagansko Krasnopresnenskaja Linie Die Bahnsteighalle der Station die durch schlichte rechteckige weissmarmorne Pylonen von den beiden Gleisbereichen getrennt wird wurde erst 1975 mit der Eroffnung der Station Kusnezki Most und des Uberganges zu ihr fertiggestellt Zuvor bestanden am U Bahnhof Lubjanka lediglich zwei voneinander getrennte Bahnsteige ohne eine Zwischenhalle Von ihrer Eroffnung bis zum 5 November 1990 hiess die Station Dserschinskaja zu Ehren des Geheimdienstgrunders Dserschinski Am 29 Marz 2010 war die Station neben dem an der gleichen Linie gelegenen U Bahnhof Park Kultury einer der beiden Schauplatze der Terroranschlage vom Marz 2010 Vorherige Station Metro Moskau Nachste StationTschistyje Prudy Uliza Podbelskowo Sokolnitscheskaja Linie Ochotny Rjad Jugo Sapadnaja Literatur BearbeitenDie Tscheka Russische Hilferufe an das Weltgewissen Dietz Nachfahren Buchhandlung Vorwarts Berlin 1922 Aleksander Jakovlev Hrsg Lubjanka organy VCK OGPU NKVD NKGB MGB MVD KGB Moskva 2003 V N Chaustov V P Naumov N S Plotnikova Hrsg Lubjanka Stalin i VCK GPU OGPU NKVD janvar 1922 dekabr 1936 Mezdunarodnyj fond Demokratija Moskau 2003 V N Chaustov V P Naumov N S Plotnikova Hrsg Lubljanka Stalin i Glavnoe upravlenie gosbezopasnosti NKVD 1937 1938 Mezdunarodnyj fond Demokratija Moskau 2004 Reinhard Muller Menschenfalle Moskau Exil und stalinistische Verfolgung Hamburger Edition Hamburg 2001 ISBN 3 930908 71 9 Reinhard Muller Gluck in dieser Katastrophenzeit Georg Lukacs in der Lubjanka In Mittelweg 36 9 Jahrgang Hamburger Institut fur Sozialforschung Hamburger Edition Hamburg 2000 Heft 4 S 28 48 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lubjanka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien KGB Museum in der Lubjanka en ru Memento vom 4 Februar 2001 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Neustanovlennyj avtor 1001 izbrannyj sovetskij politicheskij anekdot str 5 ModernLib Net In Nummer 617 Abgerufen am 5 April 2022 55 760833333333 37 628333333333 Koordinaten 55 45 39 N 37 37 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lubjanka amp oldid 237445538