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Wladimir Konstantinowitsch Bukowski russisch Vladimir Konstantinovich Bukovskij 30 Dezember 1942 in Belebei 27 Oktober 2019 in Cambridge Vereinigtes Konigreich 1 war ein sowjetischer Dissident und russischer Publizist Er machte die Unterbringung von politischen Gefangenen in psychiatrischen Anstalten der UdSSR international bekannt Zu den russischen Prasidentschaftswahlen im Jahr 2008 strebte er erfolglos eine Kandidatur an Wladimir Konstantinowitsch Bukowski 1987 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Schuler und Student geriet Bukowski wegen seiner abweichenden politischen Meinungen in Konflikt mit der Sowjetmacht und wurde sowohl aus der Schule als auch von der Universitat ausgeschlossen 1963 wurde er wegen des Versuchs das Buch Die neue Klasse des jugoslawischen Dissidenten Milovan Đilas zu vervielfaltigen als unverbesserlich eingestuft und in eine psychiatrische Anstalt in Leningrad eingewiesen Im Februar 1965 entlassen setzte er seine oppositionelle Tatigkeit fort und wurde von Ende 1965 bis Juli 1966 erneut zur psychiatrischen Behandlung eingewiesen Wegen der Organisation einer Protestdemonstration im Januar 1967 wurde er vor Gericht gestellt seine Rede vor Gericht kursierte bald im Samisdat Die Richter stuften dies als Teilnahme an Gruppenhandlungen welche die offentliche Ordnung storen ein und verurteilten ihn zu drei Jahren Lagerhaft Nach der Ruckkehr aus dem Lager nach Moskau wurde Bukowski einer der Wortfuhrer der sich formierenden sowjetischen Dissidentenbewegung In der Folge gab er auslandischen Korrespondenten Interviews und sorgte dafur dass im Westen insbesondere der Einsatz der Psychiatrie gegen Andersdenkende die der KGB Vorsitzende Juri Andropow als probates Mittel im innenpolitischen Kampf forcierte bekannt wurde Im Marz 1971 wurde Bukowski erneut verhaftet nachdem ihn ein Artikel in der Zeitung Prawda der ihm antisowjetische Tatigkeit vorwarf in der ganzen UdSSR bekannt gemacht hatte Vor allem wegen der Herausgabe einer Dokumentensammlung die den Missbrauch der Psychiatrie zu politischen Zwecken in der UdSSR belegte wurde er in einem Prozess am 5 Januar 1972 in Moskau zu sieben Jahren Freiheitsstrafe zwei Jahren Gefangnis und funf Jahren Lager und funf Jahren Verbannung verurteilt Nach anhaltenden Protesten im Westen tauschte die sowjetische Regierung Bukowski am 18 Dezember 1976 auf dem Flughafen von Zurich zusammen mit seiner Mutter gegen den in Chile gefangengehaltenen chilenischen Kommunisten Luis Corvalan aus 2 In seinem Buch Pazifisten gegen den Frieden behauptete Bukowski Anfang der 1980er Jahre dass der Begriff Nutzlicher Idiot auf Lenin zuruckgehe 3 Doch schon im Jahre 1987 wies die New York Times darauf hin dass es fur die Richtigkeit dieser Zuschreibung bislang keinen Beleg gibt 4 In der Forschungsstelle Osteuropa an der Universitat Bremen wird der Nachlass seiner Mutter Nina Bukowskaja aufbewahrt In ihm finden sich Archivmaterialien die Bukowskis Lager und Gefangnishaft sowie seine Zwangsausweisung aus der Sowjetunion dokumentieren Von Bukowski zu Beginn der 1990er Jahre in staatlichen russischen Archiven kopierte Dokumente sind auf den Webseiten Soviet Archive 5 sowie auf der Seite The Bukovsky Archives des Bukovsky Center einsehbar 6 Nach seiner zwangsweisen Aussiedelung liess er sich in Grossbritannien nieder und setzte seine kritischen Recherchen und Analysen fort 1985 begrundete er u a zusammen mit Jeane Kirkpatrick und Richard Perle die American Foundation for Resistance International eine Organisation die helfen sollte Proteste in Staaten des Ostblocks zu organisieren und zu finanzieren Die Regierung unter Boris Jelzin lud Bukowski 1992 als Experten im Prozess um die Aufhebung des Verbotes der KPdSU nach Moskau ein das Jelzin nach dem Augustputsch 1991 verfugt hatte Mit anderen Historikern durfte er erstmals im Sonderarchiv des Kremls arbeiten in dem zahlreiche Geheimdokumente aufbewahrt wurden Ohne Wissen der Archivleitung scannte er rund 15 000 Seiten darunter viele Dokumente aus dem Politburo Auf der Grundlage seiner Archivmaterialien verfasste er ein Sachbuch uber die Aussenpolitik der Sowjetunion das in viele Sprachen ubersetzt wurde Darin gab er in grossen Auszugen die Originaldokumente wieder 7 2002 besuchte Boris Nemzow von der demokratisch und prowestlich orientierten Union der rechten Krafte Bukowski zur Strategiebesprechung einer neuen Partei in Russland 2004 grundete Bukowski zusammen mit Politikern wie Nemzow und Garri Kasparow das liberale Komitee 2008 Bukowski war Forderer der United Kingdom Independence Party und Vizeprasident der Freedom Association welche fur eine Erhohung der Militarausgaben und fur Wirtschaftsliberalismus weniger staatliche Eingriffe in das Wirtschaftssystem wirbt Bukowskis Hauptthema war die Naivitat gullibility des Westens gegenuber der Sowjetunion bzw ihrer seiner Meinung nach keineswegs untergegangenen Ideologie In der EU sah er einen neuen Sowjetstaat im Entstehen Ihre Ideologie sei die politische Korrektheit welche gezielt eingefuhrt werden wurde um sie dann mit repressiven Methoden durchsetzen zu konnen 8 Er prophezeite auch dieser EU Sowjetstaat werde Gulags haben Bukowski behauptete aus den Dokumenten des Moskauer Archivs die er wahrend seines Besuchs 1992 einsehen konnte gehe hervor dass die EU eine sowjetische Verschworung sei welche die Europaer politisch umerziehen solle genauso wie die Sowjetunion Sowjetmenschen schaffen wollte Kein Verstandnis hatte Bukowski fur die Friedensbewegung die er u a wegen ihrer Aktivitaten gegen den NATO Doppelbeschluss und gegen den Irak Krieg attackierte Die Friedensbewegungsaktivitaten seien laut Bukowski ein Ergebnis sowjetischer bzw russischer Propaganda 2005 kritisierte Bukowski die US Regierung nach dem Bekanntwerden des Abu Ghuraib Folterskandals Es durfe nicht der Eindruck entstehen dass in den USA Folter erlaubt sei da ansonsten die russische Regierung dies als Rechtfertigung fur eigene Folter ansehen konnte 9 Am 28 Mai 2007 erklarte Bukowski seine Bereitschaft fur die Wahlen zum Prasidenten der Russischen Foderation im Marz 2008 zu kandidieren Am 16 Dezember 2007 fand in Moskau die erste amtliche Wahlerversammlung von Bukowski statt es wurden mehr als die benotigten 500 Teilnehmer registriert Am 18 Dezember reichte er seine Dokumente fur seine Kandidatur beim zentralen Wahlkomitee der Russischen Foderation ein Seine Bewerbung wurde abgelehnt da er seit geraumer Zeit in London lebte Nach der russischen Gesetzgebung muss ein Prasidentschaftskandidat mindestens zehn Jahre vor der Wahl im Land leben Er hatte die Regierungszeit Putins als Entstehen eines neuen Tscheka Regimes bezeichnet also mit einem vom Geheimdienst gesteuerten Staat verglichen 10 Am 10 Marz 2010 unterzeichnete er ein Manifest der russischen Opposition unter dem Titel Putin muss gehen Zwischen 2016 und 2018 war Bukowski in Grossbritannien wegen Besitz und Herstellung von Kinderpornographie angeklagt er bestritt diese Vorwurfe Der Prozess wurde mehrfach wegen Bukowskis schlechter Gesundheit unterbrochen und schliesslich eingestellt 11 Werke BearbeitenIn deutscher Ubersetzung erschienen Opposition Eine neue Geisteskrankheit in der Sowjetunion Carl Hanser Munchen 1973 ISBN 3 446 11571 4 Wind vor dem Eisgang Ullstein Kontinent Berlin 1981 ISBN 3 548 38018 2 Pazifisten gegen den Frieden Friedensbewegung und Sowjetunion Verlag SOI Bern 1983 ISBN 3 85913 120 6 Dieser stechende Schmerz der Freiheit Russischer Traum und westliche Realitat Seewald Stuttgart 1983 ISBN 3 512 00669 8 zuerst erschienen 1981 in Frankreich Abrechnung mit Moskau Das sowjetische Unrechtsregime und die Schuld des Westens Lubbe Verlagsgruppe Bergisch Gladbach 1996 ISBN 3 7857 0829 7 In englischer Ubersetzung erschienen To Build a Castle My Life as a Dissenter Rowman amp Littlefield Publishers 1988 ISBN 978 0 89633 131 0 EUSSR The Soviet Roots of European Integration mit Pavel Stroilov Sovereignty Publications 2004 ISBN 978 0 9540231 1 9 Reckoning With Moscow A Nuremberg Trial for Soviet Agents and Western Fellow Travelers Regnery Publishing Inc 1998 ISBN 978 0 89526 389 6 Literatur BearbeitenAndre Martin und Peter Falke Wladimir Bukowski Vom Sowjetkerker ins Weisse Haus Pattloch Verlag Munchen 1977 ISBN 3 557 91147 0 Dina Kaminskaja Als Strafverteidigerin in Moskau Beltz Verlag Weinheim 1985 Der Monat Heft 295 ISBN 3 407 39152 8 S 50 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wladimir Bukowski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wladimir Konstantinowitsch Bukowski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Seite des Kandidaten furs Prasidentenamt russisch Bukovsky Portal russisch Von Bukowski in staatlichen russischen Archiven kopierte Dokumente veroffentlicht als Soviet Archives BiografieEinzelnachweise Bearbeiten Nachruf Tausch in Zurich Bukowski gegen Corvalan Der Spiegel 27 Dezember 1976 Auf Seite 71 seines Buches Pacifisty protiv mira La Presse libre 1982 heisst es V partijnom zhargone sushestvuet takoe vyrazhenie kak poleznyj durak zapushennoe v obrashenie eshe Leninym On Language von W Safire Useful Idiots Of the West nytimes com 12 April 1987 SOVIET ARCHIVES collected by Vladimir Bukovsky prepared for electronic publishing by Julia Zaks and Leonid Chernikhov auf bukovsky archives net The Bukovsky Archives auf bukovsky archive com deutscher Titel Abrechnung mit Moskau Das sowjetische Unrechtsregime und die Schuld des Westens Bergisch Gladbach 1996 Wie Gorbatschow Giscard d Estaing und andere die EU neu erfanden Die EU Verschworung Memento vom 16 September 2017 im Internet Archive auf schweizerzeit ch Torture s Long Shadow auf washingtonpost com The Tsars Opponent New Yorker 1 Oktober 2007 Vladimir Bukovsky a former political prisoner gave a calm stirring speech denouncing Putin s new Chekist regime Vladimir Bukovsky Dissident claiming he was framed by Putin s Russia sees child pornography trial abandoned The Independent 12 Februar 2018 abgerufen 26 Februar 2018 Normdaten Person GND 118517368 lobid OGND AKS LCCN n79100644 VIAF 109299737 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bukowski Wladimir KonstantinowitschALTERNATIVNAMEN Bukovskij Vladimir Konstantinovich russisch KURZBESCHREIBUNG sowjetischer Dissident und russischer PublizistGEBURTSDATUM 30 Dezember 1942GEBURTSORT BelebeiSTERBEDATUM 27 Oktober 2019STERBEORT Cambridge Vereinigtes Konigreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wladimir Konstantinowitsch Bukowski amp oldid 222501997