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Mit dem Kommandobefehl erging am 18 Oktober 1942 die Weisung Adolf Hitlers Angehorige alliierter Kommandotrupps engl Commandos unverzuglich zu toten oder dem Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS SD zu ubergeben 1 Der Befehl wurde von der Abteilung Wehrmachtfuhrungsstab im Oberkommando der Wehrmacht OKW als Geheime Kommandosache ausgefertigt von Hitler unterzeichnet und in zwolf Ausfertigungen an hochste Wehrmachtstellen verteilt Der Kommandobefehl stellte einen Verstoss gegen die Haager Landkriegsordnung und das Genfer Abkommen uber die Behandlung der Kriegsgefangenen von 1929 dar 2 und wurde im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vom Anklager als Beweisstuck fur verubte Kriegsverbrechen angefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Zusatzbefehl mit Erlauterung 3 Weitere Auslegungen 4 Durchfuhrung 5 Aufhebung des Befehls 6 Hintergrund 7 Verantwortlichkeiten 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenEinfuhrend wird im Befehl angefuhrt die Gegner bedienten sich in ihrer Kriegsfuhrung Methoden die ausserhalb der internationalen Abmachungen von Genf stunden Die Angehorigen solcher Kommandoeinheiten wurden sich teilweise aus freigelassenen Verbrechern rekrutieren Es seien nun alliierte Befehle gefunden worden in denen die Commandos angewiesen wurden uberwaltigte Gegner grundsatzlich zu toten 3 Daher solle von nun an mit Sabotagetrupps so verfahren werden wie es bereits kurz zuvor im Zusatz des Wehrmachtberichts am 7 Oktober 1942 4 angekundigt wurde Auch wenn es sich um uniformierte Soldaten Fallschirmspringer oder Zerstorertrupps ohne Waffen handele sollten diese im Kampf bis auf den letzten Mann niedergemacht und kein Pardon gewahrt werden Dem OKW sei Meldung zu machen Falls einzelne Angehorige derartiger Kommandos auf anderem Wege beispielsweise durch die Polizei der besetzten Lander in die Hand der Wehrmacht gelangten so seien diese unverzuglich dem SD zu ubergeben Nicht angewendet werden sollte diese Anordnung bei normalen Kampfhandlungen wie Grosslandungsoperationen oder Grossluftlandeunternehmen Der von Hitler unterzeichnete Befehl endet mit den Worten Ich werde fur die Nichtdurchfuhrung dieses Befehls alle Kommandeure und Offiziere kriegsgerichtlich verantwortlich machen die entweder ihre Pflicht der Belehrung der Truppe uber diesen Befehl versaumt haben oder die in der Durchfuhrung entgegen diesem Befehl handeln Zusatzbefehl mit Erlauterung BearbeitenUnter dem Datum vom 19 Oktober 1942 wurde von Alfred Jodl im Anschluss an den Erlass uber die Vernichtung von Terror und Sabotagetrupps ein zusatzlicher Befehl des Fuhrers in Umlauf gebracht der unter keinen Umstanden in die Hand des Feindes fallen durfe 5 Darin begrundet Hitler warum er sich gezwungen gesehen habe den scharfen Befehl zur Vernichtung feindlicher Sabotagetrupps zu erlassen und seine Nichtbefolgung unter schwere Strafe zu stellen Der Partisanenkrieg im Osten konne eine schwere Krise auslosen nun hatten England und Amerika sich wenn auch unter anderen Bezeichnungen auch zu einer solchen Kriegsfuhrung entschlossen Diese Art von Krieg sei fur den Gegner gefahrlos sofern er bei kampfloser Ubergabe darauf setze den Schutz der Genfer Konventionen fur sich beanspruchen zu konnen Nunmehr werde kunftig im Wehrmachtbericht lakonisch mitgeteilt dass der Sabotagetrupp gestellt und bis zum letzten Mann niedergemacht wurde Weitere Auslegungen BearbeitenNach der Landung der Alliierten in der Normandie setzten diese zusatzlich uniformierte Fallschirmjager und Stortrupps im Hinterland ab Auf eine Anfrage des Oberbefehlshabers West antwortete das OKW am 25 Juni 1944 der Befehl des Fuhrers uber die Vernichtung von Terror und Sabotagetrupps von 1942 bleibe aufrechterhalten Alle ausserhalb des unmittelbaren Kampfgebietes angetroffenen Angehorigen von Terror und Sabotagetrupps zu denen grundsatzlich alle Fallschirmspringer rechnen sind im Kampf niederzumachen In Sonderfallen sind sie dem SD zu ubergeben 6 Das Dokument ist unterschrieben von Wilhelm Keitel und tragt die Initialen von Walter Warlimont und Jodl Der Wehrmachtfuhrungsstab schlug uberdies am 22 Juli 1944 vor den Kommandobefehl auch auf die Angehorigen englischer amerikanischer und sowjetischer Militarmissionen anzuwenden die man in Jugoslawien bei Partisanenkampfen gefasst hatte Die Beratungen des OKW zu dieser Frage sind in einem von Warlimont unterzeichneten Dokument erhalten 7 Durchfuhrung BearbeitenEine Ubergabe an den SD zog die Exekution nach sich So wurde 1943 vor der norwegischen Kuste der Kutter eines Kommandounternehmens aufgebracht Die entsprechende Meldung endet mit den Worten Fuhrerbefehl durch SD vollzogen 8 Weitere Dokumente die im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vorgelegt wurden weisen mehrere Falle nach bei denen Wehrmachtangehorige den Kommandobefehl befolgten So wurden z B uniformierte britische Soldaten erschossen die 1942 mit einem Schleppsegler in Norwegen eingedrungen waren 9 Aufhebung des Befehls BearbeitenDer Kommandobefehl wurde im Marz oder April 1945 also ganz am Ende des Krieges von Keitel widerrufen Vor Gericht fragte Oberst H J Phillimore den Zeugen Gerhard Wagner danach Sie dachten damals dass Sie den Krieg verlieren wurden und es besser ware den Kommandobefehl zuruckzunehmen Wagner antwortete daraufhin Es ist mir nicht bekannt aus welchen Grunden das Oberkommando der Wehrmacht Befehle aufgehoben hat 10 Hintergrund BearbeitenEine von der Sowjetunion geforderte Entlastung durch eine Zweite Front im Westen 11 lag 1942 noch in weiter Ferne Die Alliierten verlegten sich auf begrenzte Storaktionen in den Kustengebieten von Griechenland bis Norwegen bei denen Lastensegler oder U Boote Kampfkommandos absetzten um Flughafen Hafenanlagen militarische Stutzpunkte oder wehrwirtschaftliche Anlagen anzugreifen 12 Dabei spielten Schnelligkeit Tauschung und Tarnung eine wichtige Rolle Um rasch untertauchen und sich absetzen zu konnen setzten die alliierten Kommandotrupps auch nachtliche Uberraschungsangriffe mit Messern und gefahrliche Fesselungen mit Knebeln ein 12 Der Historiker Manfred Messerschmidt stellt den Kommandobefehl als eine Reaktion Hitlers auf die alliierte Probelandung bei Dieppe 19 August 1942 dar 13 In Dieppe waren britische Dokumente in deutsche Hande geraten Deutsche Kriegsgefangene wurden gefesselt was in einem britischen Einsatzbefehl angeordnet worden war Zum Teil berichteten deutsche Soldaten daruber dass sie durch alliierte Soldaten so gefesselt wurden dass bei der geringsten Bewegung die Selbsterdrosselung drohte Ein britisches Handbuch empfahl Kriegsgefangene nur in einem sinnvollen Mass uberleben zu lassen 14 Janusz Piekalkiewicz fuhrt als Anlass das britische Kommandounternehmen Basalt am 4 Oktober 1942 auf der Kanalinsel Sark an 15 Vier deutschen Soldaten waren dort Handschellen angelegt worden Beim Ruckzug wurden sie getotet 14 Der Einsatz von Zerstortrupps und Fallschirmspringern kam nicht uberraschend Bereits 1938 hatte das OKW Massnahmen diskutiert die im August 1940 zu einer Weisung fuhrten uniformierte feindliche Fallschirmjager seien volkerrechtlich als kampfende Soldaten zu behandeln 13 Im Kommandobefehl wurden diese nun als Terror und Sabotagetrupps bezeichnet und ihnen der Kombattantenstatus pauschal und ohne kriegsgerichtliche Uberprufungsmoglichkeit aberkannt Die Abwehr unter Wilhelm Canaris versuchte vergeblich zumindest die regular uniformierten Saboteure nicht als Freischarler einordnen zu lassen und somit in den Grenzen des Volkerrechts zu bleiben 16 Hitler lehnte mehrere Entwurfe ab bei denen Jodl und Warlimont der Truppe noch geringe Interpretationsmoglichkeiten offen gehalten hatten und formulierte selbst die Endfassung des Befehls Verantwortlichkeiten Bearbeiten nbsp Prozess gegen Anton Dostler Caserta 1945General Anton Dostler musste sich als erster deutscher Offizier vor einem Gericht in Caserta wegen seiner individuellen Rolle bei der Erschiessung von Kommandoangehorigen verantworten und wurde am 12 Oktober 1945 zum Tode verurteilt Im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurden die im Januar 1944 zusammengestellten Ergebnisse der deutschen Wehrmacht Untersuchungsstelle referiert die seit 1939 Volkerrechtsverletzungen des Gegners dokumentieren sollte Nach Unterlagen des Reichssicherheitshauptamtes waren demnach in funf Fallen britische Soldaten festgenommen und entsprechend dem Fuhrerbefehl erschossen worden Die Wehrmacht Untersuchungsstelle kam zum Ergebnis Bisher konnten den Commando Teilnehmern keine besonderen Volkerrechtsverletzungen nachgewiesen werden 17 Vor Gericht gab Keitel der noch nach der alliierten Landung in der Normandie den Kommandobefehl bestatigt und ihn spater auf die mit den Partisanen kampfenden alliierten Verbande ausgeweitet hatte bei seiner Verteidigung an selbst zwar nicht an die Rechtmassigkeit des Befehles geglaubt zu haben Er behauptet jedoch er habe Hitler von der Herausgabe nicht zuruckhalten konnen 18 Jodl behauptete Hitler habe ihn aufgefordert Entwurfe fur den Ausfuhrungsbefehl auszuarbeiten Er habe dieses nicht getan auch einen Entwurf den sein Stab aus eigenem Antrieb verfasst hatte habe er Hitler nicht vorgelegt Vielmehr habe er Hitler sagen lassen er sei ausserstande dem Verlangen nachzukommen Hitler habe diese zwei Befehle selbst verfasst Er Jodl habe diese Befehle nur im Geschaftsgang verteilt und den Erlauterungsbefehl an die Kommandeure lediglich mit einer besonderen Geheimhaltungsbestimmung versehen 19 Gerd von Rundstedt erklarte Dem Kommandobefehl gegenuber haben wir militarischen Befehlshaber uns durchaus ablehnend eingestellt und ihn durch mundliche Besprechungen unserer Stabe auch selbst unwirksam gemacht Die Einstellung der militarischen Fuhrer zu dem Kommandobefehl Hitlers war von vornherein derart ablehnend dass Hitler diesen Befehl nicht nur personlich verfassen musste sondern er sah sich daruber hinaus auch gezwungen ungewohnlich harte Strafen fur seine Nichtbefolgung anzudrohen 20 Demgegenuber stellte der Anklager Telford Taylor heraus Nach deutschem Militarrecht macht sich ein Untergebener strafbar wenn er den Befehl eines Vorgesetzten befolgt falls der Untergebene weiss dass der Befehl die Begehung eines allgemeinen oder militarischen Verbrechens verlangt Der Kommandobefehl erforderte die Begehung eines Mordes und jeder deutsche Offizier der mit dem Befehl zu tun hatte wusste dies ganz genau Als Hitler den Erlass dieses Befehls angeordnet hat war es den Spitzen der Wehrmacht bekannt dass damit die Begehung von Morden gefordert wurde Die Verantwortlichkeit fur die Losung dieser Frage lag durchaus bei der in der Anklageschrift bezeichneten Gruppe Die Chefs der OKW OKH OKL und OKM hatten zu entscheiden ob sie es ablehnen sollten einen verbrecherischen Befehl zu erlassen oder aber ob sie einen solchen den Oberbefehlshabern im Felde weiterleiten wollten Es liegt kein Beweis dafur vor dass auch nur ein einziges Mitglied der Gruppe offen protestiert oder seine Weigerung den Befehl auszufuhren kundgegeben hat Im Allgemeinen war das Ergebnis dass der Befehl einem grossen Teil der Wehrmacht bekanntgegeben wurde Dies brachte die untergeordneten Kommandeure in dieselbe Lage wie ihre Vorgesetzten 21 Siehe auch BearbeitenKugel Erlass Fliegermorde Stalag Luft III Nacht und Nebel Erlass KommissarbefehlLiteratur BearbeitenManfred Messerschmidt Wolfram Wette Hrsg Was damals Recht war NS Militar und Strafjustiz im Vernichtungskrieg Augsburg 1996 ISBN 3 88474 487 9 S 161 190 Weblinks BearbeitenHitlers KommandobefehlEinzelnachweise Bearbeiten Abgedruckt als Dokument 498 PS in IMT Hrsg Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem internationalen Militargerichtshof Band XXVI Dokumentenband 2 Nachdruck Munchen 1989 ISBN 3 7735 2522 2 S 100 102 Convention relative to the Treatment of Prisoners of War Geneva 27 July 1929 Art 50 Nach Manfred Messerschmidt Was damals Recht war Augsburg 1996 ISBN 3 88474 487 9 S 180 hatte selbst Jodl diesen angeblichen alliierten Befehl niemals gesehen Zitiert im IMT Der Nurnberger Prozess Bd XV S 347 Dokument 503 PS abdruckt in IMT Der Nurnberger Prozess Bd XXVI Dokumentenband 2 S 115 120 Dokument 551 PS abdruckt in IMT Der Nurnberger Prozess Bd XXVI Dokumentenband 2 S 141 146 Dokument 1279 PS abdruckt in IMT Der Nurnberger Prozess Bd XXVII Dokumentenband 3 S 94 98 Dokument 526 PS abdruckt in IMT Der Nurnberger Prozess Bd XXVI Dokumentenband 2 S 131 f IMT Nurnberger Prozess Bd XXXVI Dokumentenband 2 S 121 132 IMT Der Nurnberger Prozess Bd XIII S 562 Botschaft Stalins vom 23 Juli 1942 abgedruckt in Janusz Piekalkiewicz Invasion Frankreich 1942 Munchen 1979 ISBN 3 517 00670 X S 35 a b Manfred Messerschmidt Was damals Recht war S 170 a b Manfred Messerschmidt Was damals Recht war S 171 a b Bernhard Chiari u a Die deutsche Kriegsgesellschaft 1939 bis 1945 Band 9 2 Ausbeutung Deutungen Ausgrenzung Im Auftrag des MGFA hrsg von Jorg Echternkamp Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 2005 ISBN 978 3 421 06528 5 S 792 Janusz Piekalkiewicz Invasion Frankreich 1942 S 47 Manfred Messerschmidt Was damals Recht war S 177 f Dokument 057 UK in IMT Nurnberger Prozess Bd XXXIX Dokumentenband 15 S 121 Zitat IMT Nurnberger Prozess Bd I S 326 IMT Nurnberger Prozess Bd XIX S 37 38 IMT Nurnberger Prozess Bd XXI S 34 IMT Nurnberger Prozess Band XXII S 325 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommandobefehl amp oldid 232077812