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Die Wehrmacht Untersuchungsstelle fur Verletzungen des Volkerrechts WUSt wurde durch einen Erlass Wilhelm Keitels Chef des Oberkommandos der Wehrmacht OKW vom 4 September 1939 als Unterabteilung der Wehrmacht Rechtsabteilung im OKW gebildet Im Auftrag des OKW sollte sie befurchtete zukunftige Kriegsverbrechen der Alliierten an deutschen Soldaten untersuchen und zugleich zukunftig vom Ausland gegen die deutsche Wehrmacht erhobene Anschuldigungen aufklaren dass Deutschland Kriegsverbrechen begangen habe 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDer Auftrag der Wehrmacht Untersuchungsstelle bestand darin die von den gegnerischen Militar und Zivilpersonen gegen deutsche Wehrmachtangehorige begangenen Verstosse gegen das Volkerrecht festzustellen und zugleich die vom Auslande gegen die deutsche Wehrmacht in dieser Hinsicht erhobenen Vorwurfe aufzuklaren 3 4 Zweck war die Durchfuhrung von Prozessen gegen in deutsche Hande gefallene Verdachtige die Substantiierung diplomatischer Proteste und die Unterstutzung der Propaganda wobei die WUSt jedoch selbst keine Verfahren einleitete 4 5 Standige Mitglieder der WUSt waren der Rechtsanwalt und Notar Johannes Goldsche der bereits wahrend des Ersten Weltkrieges als stellvertretender Leiter der Militaruntersuchungsstelle der preussischen Armee tatig war Daneben waren Feldkriegsgerichtsrat Dr Martin Heinemann der vor dem Krieg den Posten eines Kammergerichtsrates in Berlin innehatte sowie Oberkriegsgerichtsrat der Reserve Dr Hermann Huvendick als Richter im Zivilberuf und Kriegsgerichtsrat der Reserve Dr Lothar Schone ebenso Richter vor Kriegsbeginn standige Mitglieder der WUSt Daneben gab es noch eine Reihe von sogenannten nicht standigen Mitgliedern 6 Die WUSt fuhrte selbst keine Ermittlungen durch sondern war auf die Unterstutzung der Amtsgerichte bei der Beweiserhebung bzw Vernehmung von Zeugen und Sachverstandigen angewiesen Die Ermittlungen von Kriegsverbrechen nahmen die Ic AO Stellen Feindnachrichten Abwehroffizier bei den Divisionsstaben bzw Ortskommandanturen vor 7 Dabei wurden sie von Militarrichtern unterstutzt Die Ermittlungsergebnisse wurden in Zusammenarbeit mit dem Auswartigen Amt zu den im Dienste der NS Propaganda herausgegebenen Weissbuchern zusammengestellt 8 Von den etwa 8 000 Ermittlungsfallen sind rund die Halfte der Akten in 226 Aktenbanden erhalten geblieben der Rest ist infolge mehrerer Brande und eines grossen Luftangriffs auf Potsdam im April 1945 zerstort worden Von den erhaltenen 226 Banden hat lediglich einer deutsche Kriegsverbrechen zum Inhalt deren Untersuchungen durch die WUSt jedoch ergebnislos verliefen und keine Verfahren nach sich zogen So behauptete die WUSt beispielsweise im Falle der von SS Kraften erschossenen US Soldaten des Malmedy Massakers einem Bericht des Historikers Alfred de Zayas zufolge dass Erschiessungen amerikanischer Kriegsgefangener nicht vorgekommen sind Der Bericht der dem amerikanischen State Department von 15 angeblichen Uberlebenden gemacht sein soll ist daher unzutreffend Zayas referiert diese Aussage unter der teilweisen Verwendung von Aussagen von Augenzeugen als wahr und erklart die in Malmedy aufgefundenen Toten mit dem Kampfgeschehen an dem Tag des angeblichen Massakers 9 Der Historiker Daniel Marc Segesser wirft Zayas aus diesem und anderen Grunden in seinem Buch uber die Ahndung von Kriegsverbrechen vor in grossem Ausmass die Anstrengungen der Wehrmacht im Hinblick auf die Ahndung von Verbrechen in ein gunstiges Licht zu rucken und das Wissen um die nationalsozialistischen Verbrechen innerhalb der Wehrmachtsjustiz zu relativieren 10 Das Aktenmaterial wurde bei Kriegsende von US Streitkraften beschlagnahmt 1950 wurden die Bestande nach Alexandria Virginia verbracht 1965 durften sie erstmals eingesehen werden Schliesslich gelangten die Bestande 1968 in die Bundesrepublik Deutschland zuruck und lagern zurzeit im Bundesarchiv Militararchiv in Freiburg im Breisgau Ab Mitte der 1970er Jahre wurden die Akten von einer Forschergruppe um den amerikanischen Historiker Alfred de Zayas erstmals einer wissenschaftlichen Auswertung unterzogen Spatere Historiker kritisieren an seinen Veroffentlichungen dass sie sich weitgehend auf NS Quellen stutzen Die Behauptung de Zayas dass die Richter der Wehrmacht auch unter den Bedingungen einer totalen Diktatur eine unabhangige Rechtsprechung wahren konnten 11 wurde von mehreren Historikern widerlegt 3 12 Literatur BearbeitenAlfred de Zayas Die Wehrmacht Untersuchungsstelle deutsche Ermittlungen uber alliierte Volkerrechtsverletzungen im Zweiten Weltkrieg Unter Mitarbeit von Walter Rabus Verlag Universitas Langen Muller Munchen 1979 zahlreiche Neuauflagen Die Wehrmacht Untersuchungsstelle fur Verletzungen des Volkerrechts Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg Erweiterte Neuauflage Lindenbaum Verlag Beltheim Schnellbach 2012 ISBN 978 3 938176 39 9 Manfred Messerschmidt Fritz Wullner Die Wehrmachtjustiz im Dienste des Nationalsozialismus Zerstorung einer Legende Nomos Baden Baden 1987 ISBN 3 7890 1466 4 Fritz Wullner Die NS Militarjustiz und das Elend der Geschichtsschreibung Ein grundlegender Forschungsbericht Nomos Baden Baden 1995 ISBN 3 7890 4578 0 Eduard Rabofsky Gerhard Oberkofler Verborgene Wurzeln der NS Justiz Strafrechtliche Rustung fur zwei Weltkriege Europaverlag Wien 1985 ISBN 3 203 50906 7 Andreas Toppe Militar und Kriegsvolkerrecht Rechtsnorm Fachdiskurs und Kriegspraxis in Deutschland 1899 1940 Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58206 2 Weblinks BearbeitenChristoph Rass Missbrauchte Verbrechen Die Wehrmacht Untersuchungsstelle fur Verletzungen des Volkerrechts war nicht viel mehr als eine Hilfstruppe der NS Propaganda in Die Zeit Nr 47 12 November 2009 S 110 online 16 November 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Christoph Rass Missbrauchte Verbrechen Die Wehrmacht Untersuchungsstelle fur Verletzungen des Volkerrechts war nicht viel mehr als eine Hilfstruppe der NS Propaganda in Die Zeit Nr 47 12 November 2009 S 110 online 16 November 2009 Sven Felix Kellerhoff Lars Broder Keil Deutsche Legenden Vom Dolchstoss und anderen Mythen der Geschichte Ch Links Verlag Berlin 2013 ISBN 9783862842216 S 112 a b Bundesarchiv Hrsg Europa unterm Hakenkreuz Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus 1938 1945 Achtbandige Dokumentenedition Bd 8 Analysen Quellen Register Heidelberg 1996 ISBN 3 7785 2338 4 S 349 a b Enzyklopadie des Nationalsozialismus Klett Cotta Stuttgart 2007 ISBN 978 3 423 34408 1 S 870 Alfred de Zayas S 65 Alfred de Zayas S 66 f Andreas Toppe 2008 S 190 Andreas Toppe 2008 S 240 Alfred de Zayas S 215 Daniel Marc Segesser Recht oder Rache durch Recht Die Ahndung von Kriegsverbrechen in der internationalen wissenschaftlichen Debatte 1872 1945 Schoningh Verlag Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 76399 0 S 312 Alfred de Zayas S 76 Andreas Toppe Militar und Kriegsvolkerrecht Rechtsnorm Fachdiskurs und Kriegspraxis in Deutschland 1899 1940 Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58206 2 S 197 f Normdaten Korperschaft GND 2066335 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wehrmacht Untersuchungsstelle amp oldid 235979393