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Die Union democratique et socialiste de la Resistance UDSR deutsch Demokratische und sozialistische Union des Widerstands war eine Partei in der franzosischen Vierten Republik Sie existierte von 1945 bis 1964 Ihre politische Ausrichtung war nicht klar definiert sie bezeichnete sich selbst als Mitte links Partei tatsachlich war sie aber eher burgerlich konservativ Sie hatte Mitglieder aus verschiedenen politischen Traditionen und Stromungen von Sozialisten bis hin zu ehemaligen Sympathisanten des Vichy Regimes und der rechtsextremen Parti populaire francais Ihr verbindendes Element war der Antikommunismus 1 Die UDSR war ab 1947 Grundungsmitglied der Liberalen Internationale Die UDSR war eine Kaderpartei ohne grossere Mitgliederbasis der Historiker Philip Williams vergleicht sie mit einem Generalstab ohne Truppen Eric Duhamel bezeichnet sie als eine Scharnierpartei deren politische Bedeutung und Einfluss weit grosser gewesen seien als es die blossen Zahlen ihres Wahleranteils und ihrer Fraktionsgrosse vermuten liessen Die UDSR setzte sich in besonderem Masse fur die europaische Integration sowie die Beziehungen Frankreichs zu seinen ehemaligen Kolonien in Afrika ein 2 In der Nationalversammlung bildete die UDSR von 1950 bis 1958 eine Fraktionsgemeinschaft mit dem Rassemblement Democratique Africain RDA Parteivorsitzender war bis 1953 Rene Pleven anschliessend Francois Mitterrand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Erste Legislatur Scharnierpartei der Troisieme Force 1 3 Zweite und dritte Legislatur 1 4 Funfte Republik und Verschwinden 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Die UDSR wurde im Juni 1945 kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gegrundet Sie speiste sich vor allem aus dem Mouvement de liberation nationale MLN Nationale Befreiungsbewegung einem Zusammenschluss von Kampfern der Resistance franzosischer Widerstand gegen die deutsche Besatzung die sich nicht der von Kommunisten dominierten Front national anschliessen wollten Zudem waren auch ehemalige Mitglieder der in der Nordzone aktiven Widerstandsgruppen Liberation Nord Organisation civile et militaire OCM und Ceux de la Resistance beteiligt 3 Ihre Grundungsidee war eine grosse Massenpartei zu bilden zu der sich alle Mitglieder und Sympathisanten der Resistance zusammenschliessen sollten die keine Kommunisten waren 4 Manchen schwebte eine Parti travailliste Partei der Arbeit nach dem Vorbild der britischen Labour Party vor 3 Das scheiterte aber da die Sozialisten und Christdemokraten jeweils eigene Parteien wieder grundeten und einen Grossteil der Arbeiterschaft an sich banden So blieb fur die UDSR im Wesentlichen nur die burgerliche und unideologische Klientel Bei der Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung im Oktober 1945 erhielt die UDSR nur 31 der 586 Sitze weit abgeschlagen hinter kommunistischer PCF sozialdemokratischer SFIO und christdemokratischem MRP Zu den Parlamentswahlen 1946 1951 und 1956 bildete die UDSR eine Listenverbindung mit der Parti republicain radical et radical socialiste PRS unter der Bezeichnung Rassemblement des gauches republicaines RGR Vereinigung der republikanischen Linken Sowohl UDSR als auch RGR sind typische Beispiele fur das Phanomen des sinistrisme Links ismus in der franzosischen Politik Viele Parteien und Fraktionen trugen Namen die an eine linke Gruppierung denken lassen obwohl ihre tatsachliche Ausrichtung eher konservativ war 5 Erste Legislatur Scharnierpartei der Troisieme Force Bearbeiten nbsp Rene Pleven Parteivorsitzender der UDSR 1947 53Bei der Parlamentswahl im Juni 1946 fiel die UDSR auf 20 Sitze zuruck bei der vorgezogenen Neuwahl im November desselben Jahres kam sie auf 26 der nun 627 Sitze in der Nationalversammlung In dieser Zeit war sie in der Opposition gegen den Tripartisme d h die Koalition der drei grossen Parteien der Nachkriegszeit PCF SFIO und MRP Im Januar 1947 trat die UDSR der Regierung unter Paul Ramadier SFIO bei Die Regierungskoalition bestand nach dem Ausscheiden der Kommunisten aus SFIO MRP PRS UDSR sowie unabhangigen Republikanern und nannte sich Troisieme Force Dritte Kraft da sie sich in der Mitte zwischen der PCF auf der linken und den Gaullisten auf der rechten Seite positionierte Die UDSR hatte in dieser Koalition eine Scharnierfunktion Zugleich pflegte sie aber auch Kontakte zu den oppositionellen Gaullisten vom Rassemblement du peuple francais RPF Die Abgeordneten der UDSR hatten selbst bei wichtigen Voten wie der Wahl des Premierministers Vertrauens bzw Misstrauensfragen kein einheitliches Abstimmungsverhalten Ein Teil stimmte mit der Regierung zu diesem Regierungsflugel gehorten z B Pierre Bourdan Francois Mitterrand Maurice Viollette ein Teil mit der gaullistischen Opposition namentlich Rene Capitant ein dritter Teil enthielt sich Der letztgenannten Gruppe stand Rene Pleven vor dessen Ziel es war die Troisieme Force Koalition nach rechts um das RPF zu erweitern 6 Die Koalition bestand bis 1951 allerdings mit haufigen Kabinettsumbildungen Zunachst war Francois Mitterrand Minister fur Veteranen unter Ramadier ab 1948 stellte die UDSR mit Eugene Claudius Petit den Minister fur Wiederaufbau und Stadtentwicklung unter den Premierministern Henri Queuille PRS und Georges Bidault MRP ab 1950 war zudem der UDSR Vorsitzende Rene Pleven Verteidigungsminister Von Juli 1950 bis Februar 1951 sowie August 1951 bis Januar 1952 stellte die UDSR mit Pleven sogar selbst den Regierungschef Ausserdem war Francois Mitterrand 1951 kurzzeitig Minister fur die franzosischen Uberseegebiete Pleven war ein wichtiger Verfechter der europaischen Integration in seiner Amtszeit wurden die Europaische Verteidigungsgemeinschaft EVG auch Pleven Plan genannt und die Montanunion EGKS initiiert Wahrend letztere kurz nach dem Ende seiner Regierung in Kraft trat scheiterte die Verteidigungsgemeinschaft an der Ablehnung durch die franzosische Nationalversammlung Zweite und dritte Legislatur Bearbeiten nbsp Francois Mitterrand Parteivorsitzender 1953 64Bei der Parlamentswahl 1951 setzte sich der Niedergang der UDSR fort sie erhielt nur noch 16 Sitze Grosser Gewinner war das RPF Charles de Gaulles das einen Grossteil der burgerlichen Wahler fur sich gewinnen konnte Paradoxerweise nahm der Einfluss der UDSR auf die Regierung aber nach dieser Wahl zu da sie eine burgerliche Koalition mit PRS MRP und CNIP ohne die Sozialisten bildete und so mehr Minister stellen konnte Die Partei war in den Kabinetten der Premierminister Edgar Faure PRS Antoine Pinay CNIP Rene Mayer PRS Joseph Laniel CNIP und Pierre Mendes France PRS vertreten Insbesondere war Rene Pleven von 1952 bis 1954 erneut Verteidigungsminister In diese Zeit fiel der Hohepunkt des Indochinakriegs Unter Mendes France hatte Francois Mitterrand 1954 55 das Amt des Innenministers inne Unter dem Vorsitz Mitterrands schwenkte die UDSR leicht nach links An der Parlamentswahl 1956 nahm sie im Rahmen der Front republicain mit SFIO und PRS teil Nach der Wahl hatte die Fraktionsgemeinschaft aus UDSR und Rassemblement Democratique Africain RDA 19 Abgeordnete Anschliessend war die UDSR an den Mitte links Regierungen unter Guy Mollet SFIO Maurice Bourges Maunoury und Felix Gaillard PRS beteiligt allerdings nur mit wenigen und weniger bedeutenden Ministerposten Im Mai 1958 war Rene Pleven kurzzeitig Aussenminister unter Pierre Pflimlin MRP der letzte der Vierten Republik Funfte Republik und Verschwinden Bearbeiten Mit der Algerienkrise von 1958 ging die Vierte Republik unter Die neue Verfassung der Funften Republik mit ihrem Mehrheitswahlrecht und starken direkt gewahlten Staatsprasidenten begunstigte grosse Parteien und politische Lager und bot einer kleinen Scharnierpartei wie der UDSR keinen Platz mehr Mit Rene Pleven und Claudius Petit die anders als der Parteivorsitzende Mitterrand die Funfte Republik und die Prasidentschaft de Gaulles befurworteten traten zwei der wichtigsten Kopfe aus der Partei aus 7 Sie schlossen sich Mitte rechts Fraktionen an die mit den Gaullisten kooperierten 8 Unter Fuhrung Mitterrands bestand die UDSR noch bis 1964 fort war aber praktisch bedeutungslos Dann loste sie sich zugunsten der Convention des institutions republicaines CIR auf die von Francois Mitterrand personlich organisiert und dominiert wurde bevor er sich 1971 mit weiteren Mitte links Gruppierungen der Parti socialiste anschloss Literatur BearbeitenEric Duhamel L UDSR un parti charniere In Pouvoirs Band 76 1996 S 81 96 Einzelnachweise Bearbeiten Richard Vinen Bourgeois Politics in France 1945 1951 Cambridge University Press 1995 S 184 187 Eric Duhamel L UDSR un parti charniere In Pouvoirs Band 76 1996 S 81 a b Richard Vinen Bourgeois Politics in France 1945 1951 Cambridge University Press 1995 S 183 Eric Duhamel L UDSR un parti charniere In Pouvoirs Band 76 1996 S 82 Jacques Georgel Critiques et reforme des Constitutions de la Republique De la Quatrieme a la Sixieme CELSE Paris 1959 S 200 Eric Duhamel L UDSR un parti charniere In Pouvoirs Band 76 1996 S 84 85 Union democratique et socialiste de la Resistance U D S R In Les fonds d archives Centre d histoire de Sciences Po abgerufen am 6 April 2018 C Sibille Pascal R David Fonds Eugene Claudius Petit XXe siecle Archives nationales Pierrefitte sur Seine 2000 S 3 Normdaten Korperschaft GND 104137884X lobid OGND AKS LCCN no2007067036 VIAF 140667525 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Union democratique et socialiste de la Resistance amp oldid 233639001