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Edouard Daladier 18 Juni 1884 in Carpentras Departement Vaucluse 10 Oktober 1970 in Paris war ein franzosischer Politiker Parti radical Wahrend der 1930er Jahre war Daladier mehrfach Premierminister und verfolgte gegenuber dem nationalsozialistischen Deutschen Reich eine Appeasement Politik 1 Edouard DaladierChamberlain Daladier Hitler Mussolini und der italienische Aussenminister Galeazzo Ciano von links wahrend der Munchener Verhandlungen Im Hintergrund von Ribbentrop und von Weizsacker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nach dem Ersten Weltkrieg 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg 4 Orden 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEdouard Daladier war Sohn eines Backers in der provenzalischen Kleinstadt Carpentras Er absolvierte die classe preparatoire am Lycee Ampere in Lyon wo der 12 Jahre altere Edouard Herriot sein Rhetoriklehrer war und studierte an der Universitat Lyon Geschichte und Geographie Nach Bestehen der Agregation Lehrbefugnis fur hohere Schulen als Jahrgangsbester wurde er Geschichts und Geographielehrer an Lycees in Nimes und Marseille Wie sein fruherer Lehrer Herriot wurde Daladier Mitglied der linksburgerlichen Parti Radical Socialiste Mit der Wahl zum Burgermeister Maire seiner Heimatstadt Carpentras fand er 1911 Eintritt in die Politik 2 Wahrend des Ersten Weltkriegs kampfte Daladier an der Westfront und war bei Kriegsende Lieutenant Oberleutnant 3 Nach dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten1919 wurde Daladier fur das Departement Vaucluse in die Abgeordnetenkammer Chambre des deputes gewahlt und hatte das Mandat bis 1940 inne Als Abgeordneter gehorte er dem linken Flugel seiner Partei an und erfuhr politische Forderung durch Premierminister Edouard Herriot In dessen erster Regierung 14 Juni 1924 bis 10 April 1925 ubernahm Daladier erstmals einen Kabinettsposten und wurde Kolonialminister Zwischen Oktober 1925 und Juli 1926 amtierte er jeweils kurzzeitig als Minister fur nationale Verteidigung bzw fur Unterricht und bildende Kunste Von 1927 bis 1932 war er Vorsitzender seiner Partei und dabei massgeblich fur den Bruch mit der Sozialistischen Partei SFIO 1926 und dem konservativen Ministerprasidenten Raymond Poincare im November 1928 verantwortlich Zwischen Februar 1930 und Dezember 1932 war Daladier mehrmals jeweils fur wenige Tage bis Monate Minister fur offentliche Arbeiten Anschliessend war er bis Januar 1934 erneut Verteidigungsminister Von 1933 bis 1940 war er funf Mal Ministerprasident einer Mitte links Koalition Januar bis Oktober 1933 neun Tage im Januar und Februar 1934 bis er nach den Unruhen vom 6 Februar 1934 zurucktreten musste 12 April 1938 bis 20 Marz 1940 Wahrend der Volksfrontregierung unter dem Sozialisten Leon Blum Kabinette Blum I und II war er Kriegsminister Daladiers Regierungen waren haufig von der Duldung oder Unterstutzung wechselnder politischer Lager abhangig wobei er auch selbst einige Male den Kurs wechseln musste Wahrungspolitisch versuchte er ab 1938 den Franc auf einem Wert von 179 gegenuber dem britischen Pfund zu stabilisieren 1 Januar 1938 147 28 4 Seine Beschaftungspolitik zielte darauf Arbeitsplatze vor allem fur Franzosen vorzubehalten Dies forcierte er am 2 Mai 1938 mit einem Gesetz erweitert 18 November 1939 das die erleichterte Internierung von Auslandern vorsah Davon waren wesentlich Juden und Fluchtlinge des spanischen Burgerkriegs betroffen 5 6 Im November 1938 erliess er Gesetzesdekrete die von seinen Gegnern als Misere Dekrete bezeichnet wurden und Massnahmen der Volksfront ruckgangig machten Daladier bezeichnete das Gesetz uber die 40 Stunden Woche als Gesetz der Faulheit und des nationalen Verrats 7 Als Reaktion darauf kam es zu Arbeiterstreiks im Norden in Marseille Lyon und Lothringen Die Geschaftsleitung von Renault entliess 28 000 Arbeiter wegen Bruch des Arbeitsvertrags Die Confederation generale du travail CGT beschloss daraufhin einen Generalstreik fur den 30 November Die Regierung requirierte Transportmittel und schickte Truppen vor die Werkseingange Am 1 Dezember wurden 36 000 Arbeiter in der Luftfahrtindustrie und 8 000 in der Chemie und Automobilindustrie entlassen Mehr als die Halfte von ihnen waren Gewerkschaftsfunktionare der CGT Sechs Monate spater hatten 40 der Streikenden keine Arbeit mehr gefunden 8 1938 ubernahm er die britische Appeasement Politik und hatte zusammen mit Arthur Neville Chamberlain erheblichen Anteil am Zustandekommen des Munchner Abkommens das im Verlauf der Sudetenkrise die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich zur Folge hatte Nach der Unterzeichnung des Abkommens stellte sich Daladier bei seiner Ruckkehr nach Frankreich vor dass er ausgebuht werden wurde weil er Hitler nachgegeben hatte da das Munchner Abkommen den Nazis ab dem 1 November 1938 einen Teil der Tschechoslowakei das Sudetenland ein Teil der Tschechoslowakei der von deutschsprachigen Menschen bewohnt wird die fruher osterreichische Staatsburger waren und im November 1918 bei der Grundung der Tschechoslowakischen Republik tschechoslowakisch wurden ohne nennenswerte Gegenleistungen ausser vagen Friedensversprechen zugesprochen hatte Zu seiner Uberraschung wurde er als er in Le Bourget aus dem Flugzeug stieg von einer Menschenmenge bejubelt die ihn als Retter des Friedens wahrnahm Dem Diplomaten Alexis Leger Saint John Perse gegenuber soll er dann gemurmelt haben Ah les cons Wenn die wussten 9 10 In seinen Memoiren sagte Daladier gemassigter Ich erwartete Tomaten zu bekommen und ich bekam Blumen 11 12 Nach der Sudetenkrise trieb er die lange vernachlassigte Aufrustung Frankreichs voran Am 3 September 1939 nach Hitlers Uberfall auf Polen am 1 September 1939 erklarte Daladier gemass der britisch franzosischen Garantieerklarung gegenuber Polen dem Deutschen Reich den Krieg den er hatte vermeiden wollen Im Marz 1940 trat Daladier als Ministerprasident zuruck weil er dem demokratischen Finnland wahrend des Winterkrieges gegen die Sowjetunion die in der Offentlichkeit geforderte Hilfe versagt hatte Paul Reynaud wurde sein Nachfolger Daladier selbst wurde abermals Kriegsminister und in den letzten Tagen vor der Niederlage gegen Deutschland Aussenminister Nach dem Blitzkrieg der deutschen Wehrmacht gegen Frankreich floh Daladier nach Marokko 13 wurde jedoch gefangen genommen und vom Vichy Regime im Herbst 1941 gemeinsam mit Leon Blum im Prozess von Riom wegen Verrats angeklagt Der Prozess wurde von der franzosischen Justiz verschleppt und 1943 auf deutsche Anweisung eingestellt Die Marokko Reise verhinderte Daladiers Teilnahme an der Abstimmung am 10 Juli 1940 uber die erweiterten Vollmachten fur Marschall Petain die das Ende der Dritten Republik bedeutete 1943 wurde Daladier zusammen mit dem fruheren Staatsprasidenten Albert Lebrun von der Besatzungsmacht nach Deutschland deportiert und zusammen mit anderen Franzosen auf Schloss Itter bei Worgl in Tirol interniert 11 Am 5 Mai 1945 wurden die dort Inhaftierten bei der Schlacht um Schloss Itter von desertierten Soldaten der Wehrmacht und regularen Soldaten der amerikanischen Armee aus den Handen der Waffen SS befreit Nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenDaladier wurde von 1946 bis 1958 erneut zum Abgeordneten des Departements Vaucluse gewahlt und war als starke Gestalt der Parti Radical wahrend der Vierten Republik einer von de Gaulles Gegenspielern Von 1953 bis 1958 war er ausserdem Burgermeister von Avignon Ab 1956 war er Fraktionsvorsitzender seiner Partei in der Nationalversammlung 1958 widersetzte er sich im Parlament der Mehrheitsentscheidung dem von Staatsprasident Rene Coty an die Spitze der Regierung berufenen General Charles de Gaulle die Ermachtigung zu erteilen eine neue Verfassung auszuarbeiten Daladier war Ehrenvorsitzender seiner Partei die sich nach seinem Tod in zwei Flugel spaltete Orden BearbeitenChevalier de la Legion d honneur 1928 verliehen Croix de guerre 1914 1918Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Edouard Daladier Sammlung von Bildern Literatur von und uber Edouard Daladier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Edouard Daladier in den Historischen Pressearchiven der ZBW Manfred Wichmann Edouard Daladier Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Edouard Daladier In Assemblee nationale Abgerufen am 18 April 2023 franzosisch Daladier Edouard 1884 1970 In siv archives nationales culture gouv fr Abgerufen am 18 April 2023 franzosisch Angaben zu Edouard Daladier in der Datenbank der Bibliotheque nationale de France Einzelnachweise Bearbeiten Paul Rollin 26 siecles d education a Marseille une chronique du temps passe Ed europeennes de Marseille Provence Marseille 1999 ISBN 2 911988 16 7 Les maires de Carpentras Vaucluse In Gene Provence Abgerufen am 6 Februar 2023 franzosisch Registres matricules militaires classes 1864 a 1939 Classe de 1904 Matricules n 501 a 1000 In Archives Vaucluses Abgerufen am 6 Februar 2023 franzosisch Alfred Colling La Prodigieuse histoire de la Bourse Societe d editions economiques et financieres 1949 S 387 Alexandre Devecchio Paul Francois Paoli L appel aux valeurs republicaines ce bouche trou de la pensee Ils oublient le fameux decret loi du 2 mai 1938 sur la police des etrangers signe par le president du conseil Edouard Daladier In Le Figaro Abgerufen am 10 Februar 2023 franzosisch Fermeture et repression 1931 1944 Memento vom 11 Februar 2011 Il y a quatre vingt dix ans la loi des huit heures de travail par jour In L Humanite Abgerufen am 10 Februar 2023 franzosisch Michel Etievent Les decrets daladier 1938 le novembre noir du mouvement ouvrier In L Humanite Abgerufen am 10 Februar 2023 franzosisch Jean Paul Sartre legt Daladier den Einwurf am Ende des zweiten Bandes seines Romans Les Chemins de la liberte Die Wege der Freiheit der 1945 bei Gallimard erschien in den Mund Jean Paul Sartre Les Chemins de la liberte Editions Gallimard Paris 1945 ISBN 2 07 036866 1 siehe auch fr Ah les cons S ils savaient a b Edouard Daladier Jean Daladier Journal de captivite 1940 1945 Calmann Levy Paris 1991 ISBN 2 7021 1936 0 Eric Keslassy Citations politiques expliquees Eyrolles Paris 2012 ISBN 978 2 212 55374 1 S 23 Christiane Rimbaud L affaire du Massilia ete 40 Le Seuil 1984 VorgangerAmtNachfolgerJoseph Paul Boncour Camille ChautempsLeon BlumselbstselbstPremierminister von Frankreich 31 01 1933 26 10 193330 01 1934 09 02 193410 04 1938 11 05 193911 05 1939 13 09 193913 09 1939 20 03 1940Albert SarrautGaston Doumergue selbstselbstPaul ReynaudJean FabryMinister fur die Kolonien 14 06 1924 10 04 1925Andre HessePaul PainleveJoseph Paul BoncourselbstselbstselbstLouis MarinselbstselbstselbstselbstselbstselbstselbstVerteidigungs Kriegsminister 29 10 1925 22 11 192518 12 1932 28 01 193331 01 1933 26 10 193326 10 1933 24 11 193326 11 1933 27 01 193404 06 1936 21 06 193723 06 1937 14 01 193818 01 1938 10 03 193813 03 1938 08 04 193810 04 1938 11 05 193911 05 1939 13 09 193913 09 1939 20 03 194021 03 1940 18 05 1940Paul PainleveselbstselbstselbstJean FabryselbstselbstselbstselbstselbstselbstselbstPaul ReynaudYvon DelbosBertrand NogaroBildungsminister 28 11 1925 09 03 192619 07 1926 21 07 1926Lucien Lamoureux Edouard HerriotGeorges PernotGeorges PernotCharles GuernierMinister fur offentliche Arbeiten 21 02 1930 25 02 193013 12 1930 22 01 193103 06 1932 14 12 1932Georges PernotMaurice DeligneGeorges BonnetJoseph Paul BoncourGeorges BonnetPaul ReynaudAussenminister 30 01 1934 09 02 193413 09 1939 20 03 194018 05 1940 05 06 1940Louis BarthouPaul ReynaudPaul ReynaudNoel HermitteBurgermeister von Avignon 03 05 1953 08 12 1958Henri DuffautNormdaten Person GND 119022303 lobid OGND AKS LCCN n91035678 VIAF 24647874 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Daladier EdouardKURZBESCHREIBUNG franzosischer PolitikerGEBURTSDATUM 18 Juni 1884GEBURTSORT CarpentrasSTERBEDATUM 10 Oktober 1970STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edouard Daladier amp oldid 236293136