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Dieser Artikel behandelt den Typ einer Parlamentskammer Fur weitere Bedeutungen siehe Oberhaus Begriffsklarung fur die Kammer eines Gerichts siehe Kammer Gericht Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Als Oberhaus englisch upper house franzosisch chambre haute bezeichnet man in einem Zweikammersystem zumeist jene Kammer eines Parlamentes in der historisch die Vertretung der Oberschicht eines monarchistischen Staates wie Stande Adel und Klerus tagte Im Vereinigten Konigreich besteht dies noch heute als House of Lords Herrenhaus In anderen englischsprachigen Staaten handelt es sich oft um eine Vertretung der Gliedstaaten oder der Regionen auch als Senat bezeichnet Der zweite Teil der parlamentarischen Vertretung ist dementsprechend das Unterhaus in dem die Volksvertretung tagt Der deutsche und der osterreichische Bundesrat werden normalerweise nicht als Oberhaus bezeichnet obwohl sie ahnliche Funktionen erfullen Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 1 1 Historisch 1 2 Politikwissenschaftlich 2 Prinzipien 3 Theorie und historischer Hintergrund 4 Beispiele 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenHistorisch Bearbeiten Historisch war das Oberhaus diejenige Parlamentskammer in der Adel Klerus und Universitaten vertreten sind Die Vorrechte des Adels die sich in dieser Regelung spiegelten zeigen sich auch in der Bezeichnung Genauso wie der Adel in der damaligen Vorstellung uber dem gemeinen Volk stand so war das Oberhaus die obere Kammer in der die wichtigen Personen vertreten waren Entsprechend sprach man vom Oberhaus auch als erste Kammer In den Niederlanden wird noch der Senat als Erste Kammer die Volksvertretung als Zweite Kammer bezeichnet Politikwissenschaftlich Bearbeiten In der Politikwissenschaft wird fur die Beschreibung moderner Zweikammersysteme hingegen teilweise eine andere diametral entgegengesetzte Definition verwendet Der hier beschriebene Typ einer Parlamentskammer wird dabei als zweite Kammer bezeichnet da das Oberhaus heutzutage in aller Regel die weniger machtige Kammer ist Neben den oben beschriebenen historischen Oberhausern werden hier als Merkmale aufgefuhrt dass diese zweite Kammer meist starker disproportional besetzt ist als die andere Kammer um bestimmte Interessen starker zu reprasentieren Diese sind haufig regionaler bzw foderaler Natur Zweikammersysteme existieren aus diesem Grund vor allem in Flachenstaaten 1 Prinzipien BearbeitenIm Zweikammersystem kann die erste Kammer bei der obigen historischen Betrachtung folgende Prinzipien realisieren das feudale monarchische oder grundherrschaftliche oder klerikale kirchliche Prinzip das foderale bundesstaatliche oder munizipale auf Bezirke oder Gemeinden beruhende Prinzip das berufs und besitzstandige oder wirtschaftlich soziale Prinzip 2 Theorie und historischer Hintergrund BearbeitenDie Mehrzahl der Oberhauser tragt in ihrem jeweiligen Namen eine der Bezeichnungen Senat oder Rat 3 4f Sprachgeschichtlich lasst sich so auf die historische Entstehung der zweiten Kammern sowie auf die ihnen angedachten Aufgaben schliessen Der Name des senatus des antiken romischen Senates leitet sich von lateinisch senex ab was sich etwa mit alter Mann ubersetzen lasst Der senatus sollte also ein Organ der weisen Greise sein die ihren Rat erteilten besonnen und massvoll An diese Besonnenheit anknupfend definierte der Philosoph James Harrington 1656 die Aufgabe einer zweiten Kammer damit Gesetzesvorschlage zu beraten und auszuarbeiten uber die dann das Reprasentantenhaus entscheiden soll 3 6Diese Vorstellung von einem Senat mit ausschliesslichem Initiativrecht wandelte sich mit der Zeit Ein Aspekt lasst sich jedoch auch noch in jungeren Schriften finden die Besonnenheit Ein Vorwurf der der Demokratie von Zeit zu Zeit gemacht wird ist die Behauptung sie sei im Grunde eine Diktatur der Mehrheit In vielen Demokratieverstandnissen spielt daher auch eher konsensorientierte Entscheidungsfindung eine Rolle So schreibt etwa die Politologin Heidrun Abromeit Demokratie mit der einfachen Mehrheitsregel gleichzusetzen ist durch nichts gerechtfertigt als durch Ungeduld 4 In diesem Sinne sah auch John Stuart Mill bereits im 19 Jahrhundert die Notwendigkeit einer zweiten Parlamentskammer um die Bereitschaft zum Kompromiss 5 und zu Zugestandnissen zu erhohen Eine zweite Kammer soll also dem Schutz von Minderheiten bzw Partikularinteressen dienen Diese Minderheiten konnen etwa standische wie im britischen House of Lords berufsstandische wie im irischen Seanad oder auch ethnische sein Am haufigsten bilden die zweiten Kammern jedoch territoriale Interessen ab Oberhauser heuteDie Institution Oberhaus ist heutzutage in foderalen Systemen wesentlich etablierter und akzeptierter als in rein unitarischen Staaten 3 11 Dies fuhrte in der Vergangenheit auch zu mehreren Auflosungen bestehender Kammern so etwa in Danemark Neuseeland und Schweden 3 15 Auch in anderen Landern wird uber eine Abschaffung nachgedacht 6 Neue Kammern entstanden hingegen nahezu ausschliesslich in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion von denen etwa die Halfte foderal organisiert ist 3 15Dennoch verfugt derzeit noch etwa ein Drittel aller parlamentarischen Demokratien uber ein Oberhaus 6 Die Frage welche Rollen diese Kammern in politischen Systemen einnehmen wird daher gegenwartig in der Politikwissenschaft diskutiert Beispiele BearbeitenBeispiele fur bestehende Oberhauser sind das britische House of Lords der osterreichische Bundesrat der schweizerische Standerat der Senat der Vereinigten Staaten der franzosische Senat sowie die erste Kammer der niederlandischen Generalstaaten Senaat Der deutsche Bundesrat ist aus staatsrechtlicher Sicht keine parlamentarische Kammer da er aus weisungsgebundenen Vertretern der Landesregierungen besteht und insofern eher mit dem EU Ministerrat vergleichbar ist ein selbststandiges Verfassungsorgan darstellt und nicht gleichwertig mit der ersten Kammer entscheidend am Gesetzgebungsverfahren beteiligt ist 7 Allerdings wird er in der Politikwissenschaft analytisch wie eine erste Kammer behandelt Der 1848 1849 eingerichtete Preussische Landtag hatte zwei Kammern 1855 wurden sie umbenannt Die erste hiess fortan Herrenhaus die zweite Abgeordnetenhaus Nach der Revolution 1918 wurde aus dem Herrenhaus der Staatsrat vergleichbar mit dem spateren Reichsrat und aus dem Abgeordnetenhaus der Landtag Literatur BearbeitenDer Institution zweite Kammer wird bisher in der politikwissenschaftlichen Literatur verhaltnismassig wenig Aufmerksamkeit geschenkt Haas spricht gar von einer stiefmutterlichen Behandlung der Thematik 3 12 Einen thematischen Uberblick bietet Gisela Riescher Sabine Russ Christoph M Haas Hrsg Zweite Kammern 1 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen Wien 2000 ISBN 3 486 25089 2 Eingebettet in eine allgemeine Betrachtung der Funktionsweisen Eigenschaften und Probleme zweiter Kammern haben die drei Herausgeber exemplarisch 18 Lander ausgewahlt deren zweite Kammern von verschiedenen Autoren en detail vorgestellt werden Weitere vergleichende Untersuchungen liefern etwa Dominik Hanf Bundesstaat ohne Bundesrat Die Mitwirkung der Glieder und die Rolle zweiter Kammern in evolutiven und devolutiven Bundesstaaten Nomos Baden Baden 1999 Ulrich Karpen Hrsg Role and Function of the Second Chamber Proceedings of the Third Congress of the European Association of Legislation EAL Nomos Baden Baden 1999 Samuel C Patterson Anthony Mughan Hrsg Senates Bicameralism in the Contemporary World Ohio State University Press Columbus OH 1999 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Oberhaus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Russell Meg 2001 What are Second Chambers for Parliamentary Affairs 54 3 S 444 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band II Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 Verlag W Kohlhammer Stuttgart u a 1960 S 784 a b c d e f Christoph M Haas Sein oder nicht sein Bikameralismus und die Funktion Zweiter Kammern In Gisela Riescher Sabine Russ Christoph M Haas Hrsg Zweite Kammern 1 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen Wien 2000 ISBN 3 486 25089 2 Gisela Riescher Sabine Russ Christoph M Haas Hrsg Zweite Kammern 1 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen Wien 2000 ISBN 3 486 25089 2 S 382 John Stuart Mill Betrachtungen uber die reprasentative Demokratie Schoningh Paderborn 1971 S 202 a b Meg Russell What are Second Chambers for Parliamentary Affairs 54 3 2001 S 442 So das Bundesverfassungsgericht in einer Entscheidung aus dem Jahre 1974 vgl BVerfGE 37 363 Aktenzeichen 2 BvF 2 3 73 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberhaus amp oldid 216969678