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Ein Mittelozeanischer Rucken englisch mid oceanic ridge abgekurzt MOR ist ein vulkanisch aktiver Gebirgszug in der Tiefsee der sich entlang der Naht zweier auseinanderstrebender divergenter Lithospharenplatten erstreckt An der zentralen Achse dieses Gebirgszuges entsteht permanent neue ozeanische Erdkruste dieser Vorgang wird Ozeanbodenspreizung Seafloor Spreading genannt Die Rucken ziehen sich durch alle Ozeanbecken Das grosste Teilstuck dieses Systems ist der Mittelatlantische Rucken an dem sich der Atlantische Ozean jahrlich um zwei Zentimeter verbreitert Durch zahlreiche Transformstorungen ist das gesamte Ruckensystem in einzelne Segmente gegliedert Verlauf der Mittelozeanischen Rucken auf einer WeltkartePhysische Weltkarte einschliesslich des Reliefs der Ozeanboden nach Heezen und Tharp handgezeichnet von Heinrich C Berann 1977 Darauf gut zu erkennen der Verlauf der Mittelozeanischen Rucken Mittelozeanische Rucken gehoren neben den Subduktionszonen und den Hot Spots zu den Zentren magmatischer Aktivitat auf der Erde Eine Erscheinungsform dieses Magmatismus sind die sogenannten Schwarzen Raucher Inhaltsverzeichnis 1 Krustenbildung 2 Eigenschaften 2 1 Diskontinuitaten 2 2 Topographie 3 Mittelozeanische Rucken als Lebensraum der Tiefsee 4 Forschung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Quellen 8 WeblinksKrustenbildung Bearbeiten nbsp Mittelozeanischer Rucken petrologische Prozesse nbsp Mittelozeanischer Rucken chemische Prozesse Die als starr betrachtbaren Lithospharenplatten schwimmen auf dem zahen sublithospharischen Erdmantel der unter der Spreizungszone im Zuge der Mantelkonvektion langsam aufsteigt Beim Aufstieg sinkt der Druck und damit der Schmelzpunkt sodass sich die Komponenten des Mantelgesteins mit den geringsten Schmelzpunkten verflussigen sogenanntes partielles Aufschmelzen Das beginnt in einer Tiefe von 10 bis 70 Kilometern abhangig vom Wassergehalt des Mantels und der Spreizungsrate Der flussige Teil steigt in Rissen und Gesteinsporen auf und bildet eine Magmakammer in relativ geringer Tiefe unter dem Rucken Ozeanische Kruste ist aus drei Schichten mit ahnlicher basischer Zusammensetzung aufgebaut Die obere Schicht besteht aus Basalt der aus Lava hervorgegangen ist die von der Magmakammer bis zum Meeresboden vorgedrungen und dort rasch erstarrt ist Typisch fur diese Schicht ist daher Kissenlava Die mittlere Schicht besteht aus erstarrtem Magma das nicht bis zum Meeresboden gelangt ist sondern in Form von Gangen relativ schnell auskristallisiert ist Das entsprechende Ganggestein ist dem Basalt des Meeresbodens sehr ahnlich Beide werden aufgrund einer speziellen geochemischen Signatur die nur basaltische Gesteine an Mittelozeanischen Rucken aufweisen als mid ocean ridge basalt abgekurzt MORB bezeichnet Die untere Schicht besteht aus dem Tiefengestein Gabbro dessen Mineralbestand dem des MORB identisch ist Er reprasentiert die langsam abgekuhlte und kristallisierte Schmelze der Magmakammer Unterhalb der Kruste schliesst sich der ultramafische lithospharische Mantel an Bei ozeanischer Lithosphare besteht er im hoheren Teil meist aus Harzburgit dem Mantelgestein das ubrig bleibt nachdem das MOR Magma ausgeschmolzen ist Die junge Kruste der Mittelozeanischen Rucken weist viele Spalten und Risse auf Zudem ist sie in einem gewissen Abstand zum Meeresgrund insbesondere in der Umgebung der Magmakammer noch sehr heiss Meerwasser das tief in die Spalten eindringt wird auf bis zu 400 C bis 500 C erhitzt sodass es zu einer hydrothermalen Zirkulation kommt siehe auch Ozeanbodenmetamorphose Dabei lost das Wasser chemische Verbindungen aus dem Gestein Beim Austritt am Meeresboden kuhlt das Wasser schlagartig ab wodurch die chemischen Verbindungen unter anderem in Form feiner Partikel aus sulfidischen Erzmineralen ausfallen Schwarzer Raucher und als Erzschlamme in der Umgebung der Austrittstellen abgelagert werden Derartige in der entfernteren geologischen Vergangenheit entstandene Ablagerungen die sich infolge von Gebirgsbildungen heute auf den Kontinenten befinden bilden sogenannte vulkanisch exhalative Lagerstatten Ein Beispiel dafur ist das zyprische Kupfererz das seit dem Altertum abgebaut wurde An einigen Stellen ragen Mittelozeanische Rucken soweit auf dass sie die Wasseroberflache durchstossen und ozeanische Inseln bilden Beispiele hierfur sind die Azoren und die Insel Ascension im Atlantik Ein Spezialfall ist das fur eine ozeanische Insel ungewohnlich grosse Island Als Ursache der hohen magmatischen Aktivitat dort wird ein Zusammenwirken von MOR Vulkanismus und Hot Spot Vulkanismus vermutet Ausserdem scheint zumindest der sudostliche Teil der Insel von alter kontinentaler Kruste Gronlands unterlagert zu sein 1 Eigenschaften BearbeitenMittelozeanische Rucken zeigen spezifische Eigenschaften in Abhangigkeit von der Spreizungsrate Deshalb unterscheidet man Rucken mit hoher gt 65 mm Jahr Paradebeispiel Ostpazifischer Rucken Rucken mit niedriger lt 65 mm Jahr Paradebeispiel Mittelatlantischer Rucken und Rucken mit sehr niedriger lt 20 mm Jahr Spreizungsrate engl fast spreading ridges slow spreading ridges und ultraslow spreading ridges 2 Gegenwartig gilt der Gakkelrucken im Arktischen Ozean als der Rucken mit der niedrigsten bekannten Spreizungsrate zwischen 6 und 13 mm pro Jahr Diskontinuitaten Bearbeiten nbsp nbsp Hohenmodell des Sudpazifiks Der Kreis markiert einen Versatz am Ubergang vom Ostpazifischen zum Pazifisch Antarktischen Rucken von mehr als 1000 km Mittelozeanische Rucken werden fur gewohnlich von quer zur Langsachse des Ruckens verlaufenden aktiven Transformstorungen in eine Vielzahl von gegeneinander versetzten Segmenten mit jeweils einheitlicher Spreizungsrate unterteilt Somit finden sich an einem MOR nicht nur divergierende Plattengrenzen entlang der Langsachse sondern auch konservative Plattengrenzen quer zur Langsachse In Extremfallen konnen diese Transform Abschnitte mehr als 1000 Kilometer lang werden beispielsweise im Sudpazifik Die Anzahl der Transformstorungen ist abhangig von der Spreizungsrate des Ruckens an Rucken mit geringer Spreizungsrate ist sie hoher So liegen die Transformstorungen am Mittelatlantischen Rucken nur etwa 50 Kilometer auseinander wahrend sie am Ostpazifischen Rucken einen Abstand von mehreren hundert Kilometern aufweisen Vom schnell spreizenden Ostpazifischen Rucken sind zudem sogenannte overlapping spreading centers abgekurzt OSC bekannt Dies sind Ruckensegmente die quer zur Langsachse des Ruckens um einige Kilometer gegeneinander versetzt sind und deren Enden sich parallel zur Langsachse des Ruckens uberlappen Es wird angenommen dass die OSC aus normalen Transform Offsets entstanden sind indem die Spreizungsrucken uber die begrenzende Transformstorung hinaus propagiert sind 3 Aus dem Bereich zwischen zwei uberlappenden Enden konnen schliesslich Mikroplatten hervorgehen 4 Als Beispiel fur solche Platten gelten die Osterplatte und die Juan Fernandez Platte am Ostpazifischen Rucken 5 Topographie Bearbeiten Die Topographie Mittelozeanischer Rucken unterscheidet sich je nach Spreizungsrate Bei einer hohen Rate sind sie flach und eher gleichmassig geformt Bei einer niedrigeren Rate sind die Rucken steil aufragend zerkluftet und entlang der Langsachse des Ruckens verlauft ein bis zu einigen Kilometern tiefer Grabenbruch der sogenannte Zentralgraben Innerhalb eines 800 km langen Teilstucks des Zentralgrabens des Mittelatlantischen Ruckens wurden hunderte von sehr kleinen haufig nur etwa 60 m hohen Seamounts beobachtet 6 7 Die beiden Flanken des Ruckens sind oft unterschiedlich hoch Bei sehr niedrigen Spreizungsraten wie sie der Gakkelrucken erfahrt findet man keine grossen Transform Storungen mehr und ein bestimmter Abschnitt des Ruckens weist faktisch keine magmatische Aktivitat auf Dort sind offenbar keine basaltischen Magmen aus dem oberen Mantel ausgeschmolzen und haben jungen Ozeanboden gebildet Stattdessen wird der Ozeanboden von Peridotit gebildet der in festem Zustand aus dem oberen Mantel aufgestiegen zu sein scheint amagmatische Spreizung 8 Ahnliches wurde auch am Sudwestindischen Rucken beobachtet 9 Mittelozeanische Rucken als Lebensraum der Tiefsee Bearbeiten nbsp Wirbellose Tiere weisse Krabben der Gattung Kiwa und Schnecken an Schwarzen Rauchern des Ost Scotia Ruckens Ostgrenze der Scotia Platte SudwestatlantikDie magmatische Aktivitat an Mittelozeanischen Rucken ist Ursache hydrothermaler Tiefseequellen darunter die sogenannten Schwarzen und Weissen Raucher Sie entstehen durch Meerwasser das durch Spalten in das junge und in grosserer Tiefe noch sehr heisse Krustengestein eindringt sich dort auf weit uber hundert Grad erwarmt und schliesslich wieder am Meeresboden austritt Bei einigen der kuhleren Quellen stammt die Warme jedoch vorrangig aus der exotherm ablaufenden Serpentinisierung des Olivins in den Ozeanbodengesteinen siehe Lost City In dieser relativ heissen aber lichtlosen Umgebung ist die Chemosynthese Chemotrophie also der Aufbau organischer Stoffe mit einer exergonen chemischen Stoffumsetzung als Energiequelle beispielsweise Methan und Schwefelwasserstoff Oxidation die Grundlage der Nahrungskette und nicht wie nahe der Meeresoberflache und an Land die Photosynthese mit Sonnenlicht als Energiequelle Eine Hypothese zur Entstehung des Lebens auf der Erde geht sogar davon aus dass die ersten Okosysteme der Erdgeschichte sich an Hydrothermalquellen befanden und sich das Leben von dort ausgebreitet hat 10 Forschung BearbeitenMit Messverfahren wie der Seismik und der Geomagnetik kann ein Rucken bis in grosse Tiefen untersucht werden So wurde am Ostpazifischen Rucken 1995 das sogenannte MELT Experiment Mantle Electromagnetic and Tomography Experiment begonnen welches den Ostpazifischen Rucken zwischen der Pazifischen Platte und der Nazca Platte untersuchte Dabei wurde ein mehrere hundert Kilometer asymmetrischer Bereich mit teilweise flussigem Gestein in einer Tiefe von bis zu 200 km gefunden Unterhalb der Pazifischen Platte die eine mehr als doppelt so hohe Geschwindigkeit gegenuber der Nazca Platte hat lag der grossere Bereich mit einer Breite von 250 km gegenuber nur 100 km unterhalb der ostlichen Platte Von der Geschwindigkeit mit der die Platten sich auseinander bewegen 14 5 cm pro Jahr entfiel 10 1 cm pro Jahr auf die Pazifische und 4 5 cm pro Jahr auf die Nazca Platte 11 12 Siehe auch BearbeitenSchwelle Geomorphologie Auflistung von Rucken und Schwellen KontinentaldriftLiteratur BearbeitenRoger Searle Mid Ocean Ridges Cambridge University Press Cambridge UK 2013 ISBN 978 1 107 01752 8 Wolfgang Frisch Martin Meschede Plattentektonik Kontinentverschiebung und Gebirgsbildung 5 aktualisierte Auflage Primus Verlag Darmstadt 2013 ISBN 978 3 86312 366 6 Quellen Bearbeiten Trond H Torsvik Hans E F Amundsen Reidar G Tronnes Pavel V Doubrovine Carmen Gaina Nick J Kusznir Bernhard Steinberger Fernando Corfu Lewis D Ashwal William L Griffin Stephanie C Werner Bjorn Jamtveit Continental crust beneath southeast Iceland Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America Bd 112 Nr 15 2015 E1818 E1827 doi 10 1073 pnas 1423099112 Philip Kearey Keith A Klepeis Frederick J Vine Global Tectonics 3 Ausgabe Wiley Blackwell Chichester 2009 ISBN 978 1 4051 0777 8 S 122 ff Jun Korenaga Richard N Hey Recent dueling propagation history at the fastest spreading center the East Pacific Rise 26 32 S Journal of Geophysical Research Solid Earth Bd 101 Nr B8 1996 18023 18041 doi 10 1029 96JB00176 Richard N Hey Propagating rifts and microplates at mid ocean ridges In Richard C Selley L Robin M Cocks Ian R Plimer Encyclopedia of Geology Volume 5 Academic Press Elsevier Amsterdam u a 2005 S 396 405 ISBN 0 12 636385 4 Searle Mid ocean ridges 2013 siehe Literatur S 87 ff Deborah K Smith Johnson R Cann Hundreds of small volcanoes on the median valley floor of the Mid Atlantic Ridge at 24 30 N Nature Bd 348 1990 152 155 doi 10 1038 348152a0 Deborah K Smith Johnson R Cann The role of seamount volcanism in crustal construction at the Mid Atlantic Ridge 24 30 N Journal of Geophysical Research Solid Earth Bd 97 Nr B2 1992 1645 1658 doi 10 1029 91JB02507 P J Michael C H Langmuir H J B Dick J E Snow S L Goldstein D W Graham K Lehnert G Kurras W Jokat R Muhe H N Edmonds Magmatic and amagmatic seafloor generation at the ultraslow spreading Gakkel ridge Arctic Ocean Nature Bd 423 956 961 doi 10 1038 nature01704 Mathilde Cannat Daniel Sauter Veronique Mendel Etienne Ruellan Kyoko Okino Javier Escartin Violaine Combier Mohamad Baala Modes of seafloor generation at a melt poor ultraslow spreading ridge Geology Bd 34 Nr 7 1992 605 608 doi 10 1130 G22486 1 gesamter Abschnitt nach William Martin Hydrothermalquellen und der Ursprung des Lebens Alles hat einen Anfang auch die Evolution Biologie in unserer Zeit Bd 39 Nr 3 Sonderheft Evolutionsforschung 2009 166 174 doi 10 1002 biuz 200910391 Ergebnisse des MELT Experiments Memento des Originals vom 26 September 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www whoi edu whoi edu The Big MELT whoi eduWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Mittelozeanischer Rucken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Giftig heiss und stockdunkel Lebensraum Mittelozeanische Rucken Artikel auf dem Geowissenschaften Portal planeterde de Submarine Volcanoes at Divergent Plate Boundaries Ridge 2000 UHNAI Exploring the Deep Subseafloor on the flanks of the Juan de Fuca Ridge systemNormdaten Geografikum GND 4317501 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittelozeanischer Rucken amp oldid 227972324