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Als Magmakammer auch als Magmaherd bezeichnet werden in den Geowissenschaften Bereiche in der Lithosphare bezeichnet die mit flussigem Magma gefullt sind und deren Temperatur meist deutlich hoher ist als die ihrer Umgebung 1 Diese entstehen wenn in tiefer gelegenen Schichten gebildetes Magma welches leichter als das Grundgestein ist in Form von Magmablasen oder entlang von Schwachezonen aufsteigt und dort seinen Aufstieg unterbricht 2 Insgesamt ist das Wissen um die Magmaforderwege aber weiterhin luckenhaft 3 11 Magmakammer unterhalb eines VulkansKunstlerische Darstellung der Hotspot Magmakammer des Yellowstone Vulkans unter dem Nationalpark Quelle USGSGranitEhemalige Magmakammer Dendi Caldera AthiopienAllerdings herrscht seit den 1990er Jahren nicht mehr so sehr die Vorstellung von grossen mit halbflussigem Gestein gefullten Hohlungen vor sondern man geht eher von zonierten Magmareservoiren aus 4 Die Bezeichnungen sind in der Sekundarliteratur auch nicht eindeutig bisweilen wird mit Magmareservoir eine Ansammlung von Magma bezeichnet die an der Grenze zwischen Mantel und Kruste Moho liegt und damit tiefer als die eigentliche postulierte Magmakammer Die Magmen sollen dabei etwa unter Islands Zentralvulkanen scheibenformige Ansammlungen am Dach der Reservoire von bis zu 100 km Lange und etwa 5 10 km Breite bilden 3 Inhaltsverzeichnis 1 Charakteristika von Magmakammern 2 Fraktionierte Kristallisation 3 Aufstieg von Magmen 3 1 Intrusionsbildung 3 2 Vulkanausbruch 4 Zonierung von Magmareservoiren 5 Weitere Beispiele 5 1 Mittelozeanische Rucken 5 2 Hawaii 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseCharakteristika von Magmakammern BearbeitenMagmakammern stellen regionale Anomalien im Aufbau des Erdinneren dar sind aber gleichzeitig die Quelle zahlreicher Gesteinsbildungen Sie konnen sich durch tektonische Aktivitaten und Vulkanismus bemerkbar machen 2 Wenn uberhaupt sind sie vor allem mit Mitteln der Geophysik nachweisbar zum Beispiel mit Methoden der Seismologie 2 so werden die Wellen von Erdbeben beim Durchgang von Flussigkeitsreservoiren gedampft 5 oder durch die gravimetrische Messung von Schwereanomalien 2 Die Temperatur des Magmas in diesen Kammern liegt zwischen 1500 C und 900 C zum Teil auch darunter 2 Fraktionierte Kristallisation BearbeitenSchon fruh konnen sich bei der fraktionierten Kristallisation in glutflussigen Gesteinsschmelzen bestimmte Minerale mit sehr hohen Schmelzpunkten ausscheiden wie z B Chromit Wenn diese Minerale spezifisch schwerer als die Restschmelze sind sinken sie auf den Boden der Magmakammer wo sie sich anreichern und so Lagerstatten bilden konnen z B orthomagmatische Lagerstatten 2 man spricht hier auch von einem Bodensatz einem Kumulat 6 Aufstieg von Magmen BearbeitenIntrusionsbildung Bearbeiten Von diesen Kammern aus die zwischen einigen Kilometern und Dutzenden Kilometern tief liegen kann das Magma entlang von Kluften und Schwachezonen oder durch sogenannte Gange empordringen und bei der langsamen Erstarrung plutonisches Gestein mit verschieden grossen Kristallen bilden Man spricht im Zusammenhang mit diesem in Gangen erstarrten Magma auch von Intrusionen 2 oder in Bezug auf grosse Ansammlungen wie erstarrten Magmareservoiren oder kammern von Plutonen 7 Das eigentliche Muster einer solchen Magmakammer war und ist die Skaergaard Intrusion 4 Die zonierte Intrusion befindet sich in Ostgronland welches einst uber dem Island Hotspot lag Man kann die verschiedenen Kristallisationsphasen in drei deutlich voneinander unterschiedenen Bereichen nachvollziehen Da die Intrusion sich etwas gedreht hat kann man heutzutage v a gut den Boden der Magmakammer mit dem dort durch fraktionierte Kristallisation gebildeten Gestein studieren 8 Vulkanausbruch Bearbeiten Dringt die Gesteinsschmelze aus den Magmakammern bis an die Erdoberflache weil der Druck in der Magmakammer grosser ist als die Festigkeit des daruber liegenden Gesteins kommt es zu Erscheinungen des Vulkanismus d h zu Vulkanausbruchen verschiedener Form 2 Durch das Einbrechen einer oberflachennahen Magmakammer entstandene Kraterformen werden Caldera genannt 2 nbsp Schnitt durch einen ZentralvulkanZonierung von Magmareservoiren BearbeitenBezugnehmend auf die Rheologie d h den Flussigkeitsgrad der jeweiligen Mineralien kann man die Magmakammern in unterschiedliche Bereiche einteilen in Abhangigkeit von Temperatur Kristallgehalt und Viskositat Hier wirkt die Fraktionierte Kristallisation Zunachst ging man hier von einem Absinken schwerer Metalle aus Dies ist allerdings durch neuere Forschung eingeschrankt worden so dass man unter bestimmten Bedingungen auch Konvektionsstrome im Magma annimmt Es betrifft hoher differenzierte Magmen bei denen vor allem an den Seitenwanden des Reservoirs hochdifferenzierte Schmelze d h Schmelze mit hoherem Kristallgehalt wegen ihrer geringeren Dichte nach oben steigt 9 Vor allem Fallout Ablagerungen die eine deutliche Schichtung oft schon erkennbar an unterschiedlicher Farbung des Gesteins zeigen belegen auch Schichtungen im Magmareservoir Wobei die hoher differenzierten Produkte wie Rhyolithe und Phonolithe unten und die weniger entwickelten wie etwa Basalte oben zu liegen kommen eine Umdrehung der Anordnung im Reservoir weil die zuoberst liegenden i d R zuerst ausgestossen wurden Beispiele sind etwa Ignimbrite vom Mount Mazama Crater Lake oder vom Laacher See Vulkan 9 Weitere Beispiele BearbeitenMittelozeanische Rucken Bearbeiten nbsp Spalteneruption an der Krafla Island 1984Tausende Magmareservoire werden an Mittelozeanischen Rucken vermutet vor allem der Fund von Gabbro aus der Tiefe belegt dies jedoch gestaltet sich ihre Erforschung schwierig Ende der 1990er Jahre hat man unter anderem durch Forschungen an einem Ozeanrucken vor Sudamerika einige Details herausgefunden 10 Hier geht man an Orten mit hoher Spreizungsrate an der Nazcaplatte 15 cm pro Jahr von einer langlichen Schmelzzone entlang des Ruckens aus auf der eine Kristallbreizone aufliegt daruber eine Zone mit kleinen Magmataschen Die Eruptionen werden durch die Plattenbewegungen initiiert und produzieren Fe reiche niedrig viskose Laven und Tephren 10 Bei Bereichen mit mittlerer Spreizungsrate setzt man kleine isolierte Schmelzlinsen etwa an der Spitze divergenter Riftzonen voraus wo sich verstarkt Differenziation entwickelt 10 Wenn die Spreizungsraten gering und der Magmanachschub niedrig ist entstehen vermutlich keine Magmareservoire 10 Island erweist sich hier als Sonderfall da hier die Spreizungsrate eher niedrig ist ca 18 mm im Jahr andererseits aber vermutlich wegen eines unter der Insel vorhandenen Hot Spots eine hohe Magmaproduktionsrate und Eruptionsrate vorliegen Seismische Messungen weisen hier auf oberflachennahe Magmaansammlungen hin die sich in ca 10 15 km Tiefe unter den islandischen Vulkanzonen befinden Magmareservoirs wurden unter den Zentralvulkanen in noch grosserer Nahe zur Oberflache nachgewiesen etwa unter der Krafla in ca 3 7 km Tiefe Wahrend der Heimaey Eruptionsserie in den 1970ern wurden etwa Magmabewegungen unter dem Eldfell Vulkan in 15 25 km Tiefe nachgewiesen 11 Aufgrund des Kristallisationsgrades ausgeworfener Gesteine gibt es vermutlich wirklich Verweilzonen fur die Magmen unter den Zentralvulkanen Islands Hier werden zunachst einzelne Gange gebildet spater Gangschwarme oder Sill Danach ist mit einer Verdichtung dieser Gangschwarme und Intrusionen zu rechnen bis schliesslich in 3 8 km Tiefe eine Magmakammer entsteht Linsenformige derartige Magmakammern sind vermutlich unter Krafla Grimsvotn und Hekla vorhanden Ihr Volumen durfte sich bei 10 100 km3 liegen Wahrend Rift Episoden oder dem Eindringen frischen Basaltmagmas aus dem Mantel kann sich das Magma aus dieser Tiefe sehr schnell auf die Oberflache zu bewegen und ausbrechen 12 Hawaii Bearbeiten nbsp KilaueaDie hawaiischen Vulkane sind vergleichsweise gut untersucht worden Unter dem Kilauea etwa erkennt man eine saulenartige Magmastruktur die sich etwa 2 bis 6 km unter dem Gipfelbereich befindet mit elliptischem Querschnitt und einem geschatzten Volumen von 5 10 km3 Das Zufuhrsystem setzt sich vermutlich aus vielen Verastelungen und Sills zusammen die insgesamt fur die sehr konstante Forderrate von 3 m3 s der Jahre vor 2000 sorgten Die Untersuchung alterer Magmen die nach langeren Eruptionspausen ausgestossen wurden belegte hier ebenfalls grossere Differentiation 13 In der Asthenosphare steigt das Magma unter dem Kilauea vermutlich in Form von Diapiren auf Dabei scheint das Magma aus Alkalibasalt direkt aus dem Mantel zur Oberflache zu gelangen wahrend dasjenige aus Tholeiitbasalt verschiedene Phasen durchmacht Zunachst bilden sich in 60 80 km Tiefe Schalen aus angeschmolzenem Mantelmaterial um Olivin und Pyroxenkristalle herum Diese bilden nach einiger Zeit kleine Magmataschen wobei gleichzeitig das Volumen zu und die Dichte abnimmt Diese Vorgange drucken das Magma nach oben Jedoch gerat dies vorubergehend an der Grenze von Asthenosphare und Lithosphare ins Stocken ein Vorgang den man Underplating nennt 14 Anschliessend steigt das wegen Dichteverlust weiter schmelzende Magma durch Ritzen und Gange nach oben wobei sich die letzteren u a aufgrund des Gewichts des aufruhenden Vulkangebaudes gebildet haben Allerdings handelt es sich nicht um einen kontinuierlichen Vorgang sondern er geschieht vielmehr in Schuben wobei sich benutzte Spalten wieder schliessen wahrend sich neue offnen was die kontinuierliche Erdbebentatigkeit unter vielen Calderen erklaren wurde Beim Aufstieg nimmt die Dichte weiter ab und erst wenn diese gleich oder hoher ist als die des umgebenden Gesteins kann sich eine grossere Tasche in Form einer Magmakammer bilden Deren Dach befindet sich ca in 3 km Tiefe vom Gipfelbereich des Kilauea der Boden etwa in 6 8 km Tiefe bei einer Breite von 3 km Ausserdem befindet sich vermutlich Olivin in hoheren Lagen was einen schnellen Aufstieg des Magmas gewahrleisten wurde Sobald die Magmakammer gefullt ist was man an der Aufwolbung die mit sogenannten Tiltmetern gemessen wird erkennt bilden sich vertikale und oder horizontale Gange und oft folgt eine Gipfel oder Flankeneruption wobei aber auch hier ein Grossteil des Magmas als Intrusionen erstarrt 14 Siehe auch BearbeitenHochtemperaturgebiet Magmatische Differentiation MagmenmischungLiteratur BearbeitenGerd Simper Vulkanismus verstehen und erleben Feuerland Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 00 015117 6 Weblinks BearbeitenGareth Fabbro Beneath the volcano The Magma Chamber Science 2 0 5 November 2011 Blogeintrag des Geologen englisch Gareth Fabbro Magma Chambers Part II Magma Mushes Science 2 0 20 November 2011 englisch Einzelnachweise Bearbeiten F Press R Siever Allgemeine Geologie Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1995 ISBN 3 86025 390 5 a b c d e f g h i Gerd Simper Vulkanismus verstehen und erleben Feuerland Verlag Stuttgart 2005 S 35 a b Ari Trausti Gudmundsson Lebende Erde Facetten der Geologie Islands Mal og Menning Reykjavik 2007 S 154 a b Kent Brooks Skaergaard Intrusion abgerufen am 23 September 2012 H U Schmincke Vulkanismus 2 uberarb u erg Auflage Darmstadt 2000 S 59 H U Schmincke Vulkanismus 2 uberarb u erg Auflage Darmstadt 2000 S 30 H U Schmincke Vulkanismus 2 uberarb u erg Auflage Darmstadt 2000 S 29 G Fabbro Beneath the volcano The magma chamber Science 2 0 5 November 2011 a b H U Schmincke Vulkanismus 2 uberarb u erg Auflage Darmstadt 2000 S 29ff a b c d H U Schmincke Vulkanismus 2 uberarb u erg Auflage Darmstadt 2000 S 59f THorleifur Einarsson Geology of Iceland Rocks and Landscape Mal og Menning Reykjavik 1994 S 119 Ari Trausti Gudmundsson Lebende Erde Facetten der Geologie Islands Mal og Menning Reykjavik 2007 S 155 H U Schmincke Vulkanismus 2 uberarb u erg Auflage Darmstadt 2000 S 72f a b Ken Hon Ascent of Magma from the Mantle Evolution of Magma Chambers in Hawaiian Volcanoes GEOL 205 Lecture Notes Univ of Hawaii Hilo abgerufen am 23 September 2012 Normdaten Sachbegriff GND 4168517 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magmakammer amp oldid 206741918