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Ignimbrit lat ignis Feuer imber Regen ist ein relativ unscharfer Begriff aus der Sedimentologie Vulkanologie und Petrografie Er bezeichnet bims oder auch aschereiche Ablagerungen von pyroklastischen Dichtestromen die zunachst locker abgelagert oder bei hohen Temperaturen spater auch verbacken verschweisst worden sind Alternative z T auch prazisere Begriffe sind Bimsstrom oder wenn die Aschenfraktion uberwiegt auch Aschenstrom oder Schmelztuff wenn die Ablagerungen verschmolzen bzw verschweisst sind 1 Ignimbrit mit Xenolithen und FiammeIgnimbrit Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Begriffs 2 Verwendung des Begriffs 3 Entstehung 4 Strukturen 5 Fliesseinheiten 6 Grossraumige Ablagerungsformen 7 Beispiele 8 Wirtschaftliche Bedeutung 9 Einzelnachweise 10 Literatur 11 WeblinksGeschichte des Begriffs BearbeitenDer Name wurde 1932 von Patrick Marshall erstmals in die Literatur eingefuhrt 2 Er interpretierte die deckenformig lagernden rhyolithischen Gesteine in Neuseeland nicht wie bisher als Lavastrome sondern als Ablagerungen eines Feuerregens bestehend aus heissen Pyroklasten Seine Definition des Begriffs war recht eng verglichen mit der heutigen Auffassung Igneous rocks of acid or perhaps intermediate composition which have been formed from material that has been ejected from orifices in the form of a multitude of highly incandescent particles which were mainly of a minute size 3 Heute wird auch ein anderer Entstehungsmechanismus fur die Ignimbrite angenommen Verwendung des Begriffs BearbeitenIn der alteren Literatur ist der Begriff im Allgemeinen auf die durch hohe Temperaturen nach der Ablagerung verschweissten Sedimente eines pyroklastischen Dichtestroms Schmelztuffe beschrankt Aber nicht alle pyroklastischen Dichtestrome sind heiss genug damit es zur Verschmelzung der Komponenten nach der Ablagerung kommt Deshalb bezeichnet der Begriff in der heutigen Literatur verschmolzene und unverschmolzene bims und aschereiche unverfestigte und verfestigte Ablagerungen von pyroklastischen Dichtestromen d h nach dieser erweiterten Definition sind Ignimbrite asche und bimsreiche pyroklastische Fliessablagerungen Diese recht weite und unscharfe Definition ist jedoch in der Vulkanologie nicht unumstritten und nicht einheitlich In der Petrographie wird unter Ignimbrit eine verfestigte Ablagerung oder ein Gestein verstanden das aus einem pyroklastischen Dichtestrom entstanden ist Die IUGS Subkommission fur magmatische Gesteine empfiehlt den Begriff fur verhartete Tuffe die aus Kristallen und Gesteinsfragmenten in einer Matrix aus intensiv verbackenem Glasscherben bestehen zu verwenden 4 Entstehung BearbeitenPyroklastische Dichtestrome entstehen bevorzugt an Vulkanen die gasreiche und saure also sehr kieselsaurehaltige Lava vorwiegend rhyolithischer Zusammensetzung fordern Saure Lava ist sehr zahflussig und kann daher den Vulkanschlot verstopfen und z B einen Lavadom bilden Wird der Gasdruck des anstehenden Magmas zu gross kommt es zu einem explosiven Ausbruch Der Lavadom bricht ab und kann durch die Explosion fast vollig zertrummert werden die z T schon halbverfestigten und verfestigten Gesteine werden stark fragmentiert und mit verglasten Lavafetzen und Kristallen gemischt Dieses Partikel Luft Gemisch fliesst die Flanken des Vulkans hinunter es kann sich bis zu 150 Kilometer weit vom Explosionszentrum fortbewegen Pyroklastische Dichtestrome konnen sehr heiss sein es werden Temperaturen bis uber 800 C genannt Strukturen BearbeitenDie Ablagerungen aus pyroklastischen Dichtestromen oder Ignimbrite sind meist massige Lagen von Glasfragmenten Bimslapilli Kristallen und Gesteinsfragmenten Sie sind schlecht sortiert grosse und kleine Fragmente kommen nebeneinander vor Die Aschenfraktion uberwiegt Bei niedrigen Temperaturen unter 500 bis 600 C abgelagerte Ignimbrite sind nicht verschweisst und bilden massige Lockergesteine bzw bei spaterer Zementation Festgesteine War der Strom heisser als 500 bis 600 C verbacken in der grossen Hitze die pyroklastischen Bestandteile zu einer festen Masse mit einem hohen glasigen Anteil Sie werden verschweisst oder versintern In einer meist feinkornigen Grundmasse Matrix sind kaum sortierte Gesteinsbruchstucke Kristalle und flachgedruckte kurze Streifen oder Fladen aus Bims fiamme Strukturen einem schaumigen Gesteinsglas eingebettet In der Petrographie spricht man auch von einem ignimbritischen oder eutaxitischen Gefuge Das aus der Versinterung bzw Verschweissung entstehende Gestein erinnert durch seine Dichte eher an Lavagestein Fliesseinheiten Bearbeiten nbsp Fliesseinheiten des Rochlitzer Porphyr bei Rochlitz SachsenIgnimbritserien bestehen fast immer aus mehreren Fliesseinheiten d h Einzelstrome die rasch aufeinander folgten meist im Minuten oder Stundenabstand und die zusammen eine Abkuhlungseinheit bilden Die einzelnen Fliesseinheiten bzw Einzelstrome haben einen charakteristischen Aufbau eine untere Bodenlage bestehend aus groben Partikeln Sie entsteht wenn an der Stirn des pyroklastischen Stroms Luft eingesaugt wird und den Strom verdunnt Grobe Partikel konnen dann nicht mehr transportiert werden der Hauptteil mit einer Gradierung spezifisch schwere Partikel an der Basis und leichte Bimse am Top eine feinkornige Aschelage am Top Sie entsteht aus dem Absetzen von Asche aus den Aschenwolken die beim Transport der Strome aus dem eigentlichen Strom freigesetzt werden Die Aschepartikel werden durch die entweichenden heissen Gase aus dem Strom mitgerissen Grossraumige Ablagerungsformen BearbeitenNach ihren grossraumigen Ablagerungsformen werden zwei Typen von Ignimbriten oder Ignimbritserien unterschieden kleinvolumige auf Taler beschrankte Ignimbrite die durch Aschen und Blockstrome entstehen grossvolumige plateaubildende Ignimbrite die aus pyroklastischen Aschestromen entstehenVor allem die grossvolumigen Ignimbrite konnen sekundare sogenannte Co Ignimbrit Eruptionen auslosen Die Eruptionswolken konnen dabei ein wesentlich grosseres Gebiet einnehmen als eine auf einen kleinen Bereich fixierte plinianische Eruptionswolke 5 Beispiele BearbeitenNeben den Flutbasalten sind die grossvolumigen plateaubildenden Ignimbrite die am weitesten verbreiteten vulkanischen Gesteine Beispiele dieser grossvolumigen plateaubildenden Ignimbrite sind Yellowstone Nationalpark mehrere Ausbruche vor 600 000 Jahren wurde der Lava Creek Tuff mit einem Volumen von 1000 km abgelagert vor 1 2 Millionen Jahren Ablagerung des Mesa Falls Tuff mit einem Volumen von 280 km vor 2 Millionen Jahren Ablagerung des Huckleberry Ridge Tuff mit einem Volumen von 2500 km Kampanischer Ignimbrit Campanian Ignimbrite gt 200 km trachytisch phonolithischer pyroklastischer Strom 39 300 100 Jahre alt innerhalb der Campi Flegrei westlich von Neapel Italien Taupō Ignimbrit 30 km 186 n Chr zentraler Teil der Nordinsel Neuseelands Ausdehnung im Radius von 80 10 km vom Zentrum des AusbruchsWirtschaftliche Bedeutung BearbeitenIgnimbrite sind wichtige Natursteine bzw Naturwerksteine die zum Bau von Gebauden verwendet wurden und immer noch werden Der Brohltal Trass war ein wichtiger Zuschlagstoff zum Zement Rochlitzer Porphyrtuff und Bozner Quarzporphyr wurden bzw werden als Werksteine beim Bau von Gebauden und der Errichtung von Denkmalen verwendet In den USA ist der Yucca Mountain Ignimbrit als Endlager fur radioaktive Abfalle vorgesehen Einzelnachweise Bearbeiten Hans Ulrich Schmicke Vulkanismus 3 uberarbeitete Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 23628 2 Patrick Marshall Notes on some volcanic rocks of the North Island of New Zealand New Zealand Journal of Science and Technology 13 198 200 Wellington 1932 Patrick Marshall Acid rocks of the Taupo Rotorua volcanic district Transactions of the Royal Society of New Zealand 64 323 266 Wellington Online Le Maitre R W ed 2002 Igneous Rocks A Classification and Glossary of Terms Recommendations of the International Union of Geological Sciences Subcommission on the Systematics of Igneous Rocks 2nd ed xvi 236 pp Cambridge New York Melbourne Cambridge University Press Price 45 00 US 65 00 hard covers ISBN 0 521 66215 X Michael Herzog und Hans F Graf Applying the three dimensional model ATHAM to volcanic plumes Dynamic of large co ignimbrite eruptions and associated injection heights for volcanic gases Geophysical Research Lettres 37 L19807 5pp 2010 doi 10 1029 2010GL044986Literatur BearbeitenA Freundt C J N Wilson und S N Carey Ignimbrites and block and ash flow deposits In Haraldur Sigurdsson Hrsg Encyclopedia of Volcanoes 581 599 Academic Press San Diego u a 2000 ISBN 0 12 643140 X Elisabeth A Parfitt und Lionel Wilson Fundamentals of Physical Volcanology 230 S Malden MA Oxford amp Carlton Victoria Australien Blackwell Publishing 2008 ISBN 978 0 632 05443 5 Hans Pichler und Thomas Pichler Vulkangebiete der Erde 261 S Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1475 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ignimbrite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ignimbrite auf Island Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ignimbrit amp oldid 239047499