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Der Rochlitzer Porphyr auch Rochlitzer Porphyrtuff ist ein vulkanisches Gestein das nach moderner petrographischer Nomenklatur als rhyolithischer Tuff bezeichnet wird Nach seiner Genese handelt es sich um einen Ignimbrit d h um die Ablagerungen eines pyroklastischen Dichtestromes Der Rochlitzer Porphyr wird am Rochlitzer Berg und in einem kleineren Steinbruch auf der Pappelhohe bei Rochlitz in Sachsen seit vielen Jahrhunderten als Naturwerkstein abgebaut und ist dadurch mit seinem petrographisch irrefuhrenden Namen weit uber seine Region bekannt geworden Zahlreiche kunsthistorisch bedeutsame Bauwerke sind aus Rochlitzer Porphyr errichtet worden Seit 2022 wird Rochlitzer Porphyr von der International Union of Geological Sciences IUGS gemeinsam mit u a dem britischen Portland Stone und dem italienischen Carrara Marmor als IUGS Heritage Stone gefuhrt Rochlitzer PorphyrHaupteigenschaftenGruppe VulkanitUntergruppe Vulkanit Rhyolith Tuff Vorkommen Deutschland Sachsen RochlitzFarbe lichtrot hellbraun rotlichVerwendung Werkstein Fassadenbekleidung BodenbelageHandelsnamen z T Rochlitzer PorphyrtuffAbbaussituation aktueller AbbauEinteilung in Hart und Weichgestein WeichgesteinAlter RotliegendReferenzbeispiel Kunigundenkirche in Rochlitz Basilika in WechselburgBesondere Kennzeichen partiell gelbrote bis ziegelrote BanderungVorlage Infobox Naturstein Wartung Bild fehlt Grab von Dedo V dem Feisten und seiner Frau im Kloster Wechselburg Inhaltsverzeichnis 1 Gesteinsbeschreibung 2 Entstehung 3 Verarbeitung 4 Verwendung 4 1 Firmengeschichte 4 2 Bauwerke und Skulpturen 4 3 Kursachsische Postmeilensaulen 4 4 Weitere Verwendung 5 Galerie zum Abbau 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGesteinsbeschreibung BearbeitenEs handelt sich um ein rotes rotviolettes braunes graugelbes Gestein Oft ist es von unregelmassigen Kluften durchzogen Ferner finden sich Schieferfragmente und Sandkorner aus Schichten vom unteren Perm Der Rochlitzer Porphyr ist ein sehr poroses Gestein und von zahlreichen Einschlussen wie rundlichen Quarzen und Feldspaten gekennzeichnet Die Lagerstatte durchziehen zahlreiche gelbliche Bander Die korrekte petrographische Bezeichnung ist vulkanischer Tuff denn das Vorkommen bildete sich als Ablagerung von pyroklastischen Dichtestromen Das Gestein ist dick gebankt die Banke entsprechen einzelnen Dichtestromen Der historisch uberlieferte Name dieses Bau und Bildhauergesteines ist nach moderner Gesteinsnomenklatur irrefuhrend weil Gesteine mit typischen porphyrischen Gefugebildern andere Entstehungsbedingungen hatten Es ist hierbei auf die unterschiedliche Anwendung in den Fachsprachen der Geologen und der Gesteinsverarbeiter zu achten Im 19 Jahrhundert war es in diesem Fall noch nicht getrennt Der Geologe Carl Friedrich Naumann beschreibt 1836 in seinen Erlauterungen zur geognostischen Charte des Konigreiches Sachsen die Gesteinsvorkommen am und um den Rochlitzer Berg Dazu fuhrte er in Hinblick auf die Lagerstattenverhaltnisse aus Nach ihrer petrographischen Eigenthumlichkeit sind besonders folgende Porphyre zu unterscheiden 1 der untere Rochlitzer Porphyr 2 der obere Rochlitzer Porphyr und weiter lavendelblaue perlgraue fleisch bis ziegelrothe sehr porose Grundmasse mit sehr viel Quarzkornern und wenig Steinmark die Blasenraume mit hellrothem Thone uberzogen diese Varietat wird vorzuglich als Werkstein geschatzt 1 Darauf beruht im Wesentlichen die anhaltende Verwendung des Begriffs bei den technisch handwerklichen Anwendern sowie in architektur und kunstgeschichtlichen Zusammenhangen Entstehung Bearbeiten nbsp Einzelne Fliesseinheiten des Rochlitzer Porphyrs Der Rochlitzer Porphyrtuff entstand durch die Aktivitat eines Vulkans im Bereich des Rochlitzer Berges zur Ablagerungszeit des Rotliegend im Unterperm Das Ausgangsmaterial war ein kieselsaurereiches Magma welches in gigantischen plinianischen Vulkanausbruchen in Form von Pyroklastika und Lavastromen eruptiert wurde Bedingt durch das kieselsaurereiche Magma wurden die Pyroklastika in erster Linie in Form von pyroklastischen Fliessablagerungen sedimentiert Die daraus entstandenen Gesteine werden Tuffe genannt In besonders heissen pyroklastischen Dichtestromen kam es auch zur partiellen Aufschmelzung und oder Verschmelzung der Komponenten es entstand ein Schmelztuff oder Ignimbrit Der letztere Name kommt aus dem Lateinischen und setzt sich aus ignis fur Feuer und imbris fur Regen zusammen Die bei diesen Ausbruchen ausgeworfenen Pyroklastika Fliess und Fallablagerungen akkumulierten sich im weiteren Verlauf auf mehrere hundert Meter betragende Machtigkeit in der dabei entstandenen Lagerstatte In anderer Literatur wird die Machtigkeit mit 80 Meter beschrieben Die Gesteinseinheit in der der Rochlitzer Porphyr dominiert wird in der modernen Terminologie auch als Rochlitz Formation bezeichnet 2 Verarbeitung BearbeitenDas gesprengte Material wird mit Hilfe von Radladern und LKWs in das nur wenige Meter entfernte Werk transportiert Dort werden die Blocke durch Seilsage Bruckensage und Gatter in die fur die Weiterverarbeitung geeignete Grosse gebracht Danach kann der Rochlitzer Porphyr mit handwerklichen und maschinellen Methoden weiter verarbeitet werden Verwendung Bearbeiten nbsp Fassadenplatten in Ankermontage Rochlitzer Porphyr mit frischer Farbe und AderbildSteinfunde deren Alter auf rund 3000 Jahre geschatzt wird belegen dass der Rochlitzer Porphyr lange vor unserer Zeitrechnung z B als Mahlstein Verwendung fand Das Gestein wird unter der Handelsbezeichnung Rochlitzer Porphyr Rochlitzer Porphyrtuff oder seltener auch Rochlitzer Marmor seit Jahrhunderten vertrieben Vornehmlich wird Rochlitzer Porphyr fur Mauersteine Fassaden und Steinmetzarbeiten verwendet Ferner ist er fur moderne und historische Bildhauerwerke Garten und Landschaftsgestaltung Grabmale etc eingesetzt worden Bei Verwendung als Platten betragt die Mindestdicke 4 cm Die Porositat des Gesteins ist mit 30 Vol relativ hoch Bei Verwendung als Bodenplatten ist die relative Abriebfestigkeit zu beachten Rochlitzer Porphyr ist gegen Frost und Aggressorien bestandig Polierfahig ist er allerdings nicht es ist nur ein Feinschliff moglich 3 4 Seine Beliebtheit bei Bildhauern resultiert daraus dass er wie Weichgestein bearbeitet werden kann Das hochwertigste Gestein wird aus dem Gleisbergsbruch und das harteste aus dem Muhlsteinbruch gebrochen Im Schillingbruch wird Gestein mit lebhafter Struktur und gelben Maserungen abgebaut das fur Fassaden und Bodenplatten verwendet wird 5 Laut einem geologischen Gutachten ist fur die kommenden 80 Jahre genugend Nutzgestein vorhanden 6 Das nicht fur die Werksteinherstellung geeignete Gestein wird gemahlen als Rochlitzer Porphyrkies fur den Sportplatzbau und fur Tennisplatze verwendet Es war die Rochlitzer Decke die die Laufbahnen der Sportanlagen der Olympischen Sommerspiele 1936 rot farbte 6 Firmengeschichte Bearbeiten Bereits im Jahre 1585 wurde ein Steinbruch von der Steinmetzfamilie Haberkorn aufgeschlossen der 300 Jahre im Besitz dieser Familie blieb 1907 wurde ein Werk in Breitenborn in Sachsen mit Gleisanschluss eroffnet 1910 erwarb der Steinmetzmeister Emil Haberkorn das Werk und die sieben vereinigten Steinbruche Vor dem Zweiten Weltkrieg waren bis zu 300 Personen in Bruchen und im Werk dieser Firma beschaftigt Nach Kriegsende eroffnete ein Familienmitglied der Haberkorns 1948 die Bruche und das Werk wieder Diese wurden 1972 verstaatlicht Die Gewinnungstechnologie in den sieben Steinbruchen und die Sagetechnik war auf Vorkriegsniveau stehen geblieben Mit der Wende kam das Aus fur den staatseigenen Betrieb Nach einer erfolgreichen Reprivatisierung wurde der Betrieb durch die Haberkorns 1991 neugegrundet 5 6 Er firmiert unter Vereinigte Porphyrbruche auf dem Rochlitzer Berge GmbH Funf Mitarbeiter produzieren 800 Tonnen pro Jahr 1996 waren es noch 2000 Tonnen Vielmal im Jahr wird gesprengt Je ein Drittel des Rochlitzer Porphyrs geht in den Garten und Landschaftsbau in den Grabmal und Denkmalbereich und in den Baubereich 7 Bauwerke und Skulpturen Bearbeiten nbsp Romanisches Portal im Kloster WechselburgMit der Errichtung geistlicher Herrschaftsgebaude erlebte das Gestein schliesslich den Durchbruch In Mittel und Westsachsen ist es zu einem die Architektur pragenden Denkmalgestein geworden So konnen die Rochlitzer Porphyrbruche historische und neuzeitliche Verwendungen belegen Altes Rathaus und die Thomaskirche in Leipzig Furstenhaus Leipzig Burg und Stadtkirche in Eilenburg Schloss in Glauchau St Nikolai Kirche in Dobeln Rittergut in Kossern Basilika in Wechselburg Schloss Rochlitz Kirche in Beerwalde Gemeinde Erlau Burg Kriebstein bei Waldheim 1382 1407 Rathaus von Waldheim 1902 abgeschlossen Muldenbrucke in Rochlitz 1433 St Petri Kirche in Rochlitz 1450 gotischer Chorbau und Schiff der Kunigundenkirche in Rochlitz 1417 1499 Gohrener Viadukt bei Wechselburg 1871 Neufassung des Kant Grabs in Konigsberg Ostpreussen 1924 Grassimuseum in Leipzig 1925 1929 Eingangshalle im Gebaude der Deutschen Bank in Chemnitz 1926 Bismarckdenkmal in Munchen Untergrundmessehaus in Leipzig Schloss Colditz Stadthalle Chemnitz Lowendenkmal der Bayer Werke in Leverkusen Fruchtbarkeitsbrunnen von Hugo Lederer am Arnswalder Platz in Berlin Fundamentplatten des Brandenburger Tors in Berlin Poppelmannbrucke in Grimma 1718 1719 Joseph Gorres Denkmal in Koblenz 1928 Block der Frauen Denkmal Rosenstrasse in Berlin Jagdschloss Augustusburg Neue Propsteikirche St Trinitatis in Leipzig 2014 Romanisches Eingangsportal der Kirche und historische Biedermeier Dorfschule in Flemmingen Grabmal Fritz Neumann Hegenberg 1884 1924 auf dem Stadtischen Friedhof Gorlitz Grabmal Herbert Ihle 1903 1928 auf dem Stadtischen Friedhof Gorlitz Grabmal Seeliger auf dem Frauenfriedhof in ZittauArchitektur und Kunst nbsp Bauschmuck an der Basilika in Wechselburg nbsp Rochlitzer Kunigundenkirche nbsp Portal der Schlosskirche in Colditz nbsp Hauptportal des Waldheimer Rathauses nbsp Stele im Chemnitzer Stadthallenpark nbsp Muldenbrucke in Rochlitz nbsp Grabmal Neumann Hegenberg in Gorlitz nbsp Grabmal Ihle in Gorlitz nbsp Grabmal Seeliger Frauenfriedhof ZittauKursachsische Postmeilensaulen Bearbeiten Kursachsische Postmeilensaule in Claussnitz OT Diethensdorf Halbmeilensaule in Claussnitz Kursachsische Postmeilensaule in Erlau Kursachsische Postmeilensaule in Frankenberg Sa Kursachsische Postmeilensaulen in Geithain Kursachsische Postmeilensaule in Geringswalde Viertelmeilenstein in Grimma OT Bernbruch Halbmeilensaule in Hartha Kursachsische Postmeilensaule in Leisnig Kursachsische Postmeilensaule in Mittweida Kursachsische Postmeilensaule in Penig Kursachsische Postmeilensaule in Plauen Kursachsische Postmeilensaule in Rochlitz Kursachsische Postmeilensaule in Waldheim Kursachsische Postmeilensaule in Wurzen nbsp Postmeilensaule in Claussnitz OT Diethensdorf nbsp Halbmeilensaule in Claussnitz nbsp Nachbildung der Postmeilensaule Nr 4 von 1722 in Erlau nbsp Postmeilensaule in Frankenberg nbsp Postmeilensaule in Geithain unteres Stadttor nbsp Postmeilensaule in Geithain ehem Obertor nbsp Postmeilensaule in Geringswalde nbsp Viertelmeilenstein in Grimma OT Bernbruch nbsp Halbmeilensaule in Hartha nbsp Postmeilensaule in Leisnig nbsp Postmeilensaule in Mittweida von 1725 nbsp Postmeilensaule in Penig nbsp Postmeilensaule in Plauen nbsp Postmeilensaule in Rochlitz nbsp Postmeilensaule in Waldheim nbsp Postmeilensaule in WurzenWeitere Verwendung Bearbeiten Ende der 1990er Jahre wurde die Produktpalette der Vereinigten Porphyrbruche erweitert Galerie zum Abbau Bearbeiten nbsp Blick in einen Steinbruch am Rochlitzer Berg nbsp Schaustand am Porphyrlehrpfad am Rochlitzer Berg nbsp Steinbruch um 1915 links ein Derrickkran zum Heben der Rohblocke nbsp Baum im SteinbruchLiteratur BearbeitenJens Czossek Sachsischer Marmor Der Porphyrtuff von Rochlitz In Die Erde knallt Vulkane in Sachsen Ausstellungskatalog Museum der Westlausitz Kamenz Kamenz 2008 ISBN 3 910018 47 5 S 11 21 Karlfried Fuchs Natursteine aus aller Welt Callwey Steinkartei in 2 Banden Band 2 Callwey Verlag Munchen 1997 ISBN 3 7667 1267 5 S 251 f William Clemens Pfau Geschichte des Steinbetriebes auf dem Rochlitzer Berge Mitteilungen des Vereins fur Rochlitzer Geschichte Bd 2 1898 Digitalisat Heiner Siedel Sachsische Porphyrtuffe aus dem Rotliegend als Baugesteine Vorkommen und Abbau Anwendung Eigenschaften und Verwitterung Institut fur Steinkonservierung e V Bericht Nr 22 2006 PDF Heiner Siedel Rochlitzer Porphyrtuff ist der erste deutsche Heritage Stone In Veroffentlichungen des Museums fur Naturkunde Chemnitz 2022 45 Seiten 201 202 online bei zobodat at PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rochlitzer Porphyr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rochlitzer Berg auf den Seiten des Sachsischen Staatsministeriums fur Energie Klimaschutz Umwelt und Landwirtschaft Werksteine und Steinbruche in Deutschland 5 Rochlitzer Porphyr Memento vom 6 Oktober 2014 im Internet Archive Webseite der Vereinigten Porphyrbruche auf dem Rochlitzer Berge GmbH Steine und Minerale Der Rochlitzer PorphyrEinzelnachweise Bearbeiten Carl Friedrich Naumann Erlauterungen zu Section XIV der geognostischen Charte des Konigreiches Sachsen und der angranzenden Landerabtheilungen oder Geognostische Skizze der Gegend zwischen Taucha Strehla Braunsdorf und Altenburg Dresden Leipzig 1836 S 112 115 G Schwerdtner H Anger M Storr Die Kaolinlagerstatten des Kemmlitzer Reviers Bergbaumonographie Bergbau in Sachsen 13 116 S Dresden 2007 Friedrich Muller INSK kompakt Die internationale Naturwerksteinkartei fur den aktuellen Markt Band 1 Karteiblatt 38 4 Ebner Verlag Ulm 1997 Rochlitzer Porphyr In natursteinonline de Abgerufen am 12 November 2016 a b Nach Webseite Werksteine a b c Axel Kalenborn Ein Neubeginn fur den Rochlitzer Porphyr In Stein Heft 12 1991 S 28 ff Einzigartig und pramiert Rochlitzer Porphyr als Baustoff gefragt In Sachsische Zeitung 19 September 2023 online abgerufen am 26 September 2023 51 022907 12 763367 Koordinaten 51 1 22 5 N 12 45 48 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rochlitzer Porphyr amp oldid 237932003