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Die Eilenburg auch Eulenburg ist eine Burganlage in der gleichnamigen sachsischen Stadt Eilenburg im Landkreis Nordsachsen und lag ehemals im Bereich des Limes Sorabicus Die vermutlich im 9 Jahrhundert angelegte slawische Befestigung wurde in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts Zentrum des Burgwards Ilburg Um die Jahrtausendwende kam sie in den Besitz der Wettiner und gab danach dem Geschlecht derer zu Eulenburg Adelsgeschlecht seinen Herkunftsnamen Die fur die Landesgeschichte Sachsens bedeutende Burg besteht heute aus zwei mit Backstein errichteten Wohnturmen aus den Jahrzehnten um 1200 einer etwa gleichaltrigen Ringmauer mehreren Graben und dem barocken Amtshaus Der dritte Turm ein Bergfried unbekannten Alters sturzte 1972 teilweise ein Die Ruine wurde kurz darauf gesprengt Burg EilenburgAnsicht der Eilenburg von Osten mit dem Mauerturm links dahinter das Amtshaus rechts das Gefangnis Im Hintergrund ist der Turm der Marienkirche zu sehen 2021 Ansicht der Eilenburg von Osten mit dem Mauerturm links dahinter das Amtshaus rechts das Gefangnis Im Hintergrund ist der Turm der Marienkirche zu sehen 2021 Alternativname n Ilburg EulenburgStaat DeutschlandOrt EilenburgEntstehungszeit 9 10 JahrhundertBurgentyp HohenburgErhaltungszustand Wesentliche Teile erhaltenStandische Stellung HochadelBauweise BacksteinGeographische Lage 51 28 N 12 37 O 51 458791666667 12 623155555556 Koordinaten 51 27 31 7 N 12 37 23 4 OBurg Eilenburg Sachsen p3 Die Burg wahrend der Gefangnissanierung 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Fruhes und hohes Mittelalter 1 2 Spatmittelalter 1 3 Neuzeit 1 4 Abrisse und Sanierungen im 20 und 21 Jahrhundert 1 5 Hangsicherung 1 6 Heutige Nutzung 2 Architektur 2 1 Turme und Ringmauer 2 1 1 Sorbenturm 2 1 2 Mauerturm 2 1 3 Ehemaliger Bergfried 2 2 Torbau 2 3 Amtshaus 2 4 Gefangnis 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenGeschichte BearbeitenFruhes und hohes Mittelalter Bearbeiten Die Hohenburg wurde vermutlich im 9 Jahrhundert errichtet und bildete das Zentrum eines etwa 270 Quadratkilometer grossen Siedlungsgebietes an der mittleren Mulde in der Grenzzone des Limes Sorabicus Die Burginhaber wurden vermutlich als Siusli bezeichnet und gehorten dem Stammesverband der westslawischen Sorben an Die Burg Eilenburg Eulenburg u a war eine ringartig angelegte Burganlage auf einer kuppenartig ausgebildeten Randhohe des Muldentales die ein etwa 220 mal 150 Meter grosses Plateau umfasste Die hochsten Punkte des Eilenburger Schlossberges liegen zwischen 132 5 und 135 m Seehohe also gut 30 m uber dem Stadtkern 1 Reste dieser Befestigungsanlage sind in bis zu zehn Meter hohen Erdwallen auf dem Burgberg erkennbar Mit der Eingliederung in das Ostfrankenreich und strukturellen Erfassung der Gebiete zwischen Saale und Elbe unter den Konigen Heinrich I und Otto I wurde die Burg um die Mitte des 10 Jahrhunderts Mittelpunkt eines Burgwards und damit in dieser Region Zentrum der Grundherrschaft Ilburg Eulenburg Eilenburg Vermutlich wurden im Zusammenhang mit der Einrichtung der Grundherrschaft auch die Befestigungsanlagen erneuert und ausgebaut doch konnen uber die Art und den Umfang der Umgestaltungen ohne ausgedehnte archaologische Ausgrabungen keine genauen Aussagen getroffen werden Zur Burg gehorte auch eine dem heiligen Petrus geweihte Kirche die vor allem als Kirche fur die Burgbesatzung daruber hinaus aber auch als Kirche fur den gesamten Burgward diente Kirchenrechtlich gehorte sie zum Bistum Merseburg doch ist aufgrund von Ubertragungen des Kirchenzehnts aus den Einkunften der Erbuntertanen der Grundherrschaft Ilburg an das Magdeburger Mauritiuskloster von einem nicht unbetrachtlichen Anteil der dortigen Benediktinermonche an der Mission des Christentums im Eilenburger Raum auszugehen In einer Urkunde Ottos I vom 29 Juli 961 wird erstmals eine civitas Ilburg im Gebiet Suisile genannt 2 Im Jahr 1000 befand sich die ursprunglich direkt dem Konig unterstehende Grundherrschaft das heisst das gesamte Gebiet mit der Burg Eilenburg im Zentrum in der Grafschaft des Grafen Friedrich I aus dem Geschlecht der Wettiner 3 Nach Friedrichs Tod wurde sein Neffe der spatere Markgraf Dietrich I mit der Grafschaft Eilenburg belehnt Der pagus Siusili und damit auch die Burg Eilenburg wurden namensgebender Stammsitz des Geschlechts derer zu Eulenburg und waren zeitweilig auch wieder im Besitz des Hauses Wettin Am Ende des 12 und zu Beginn des 13 Jahrhunderts erlebte die Burg einen reprasentativen Ausbau mit einer Ringmauer und mindestens zwei moglicherweise auch drei Turmen aus Backstein Der sogenannte Sorbenturm und der Sudwestturm der Burg waren Wohnturme die den Burgmannen vermutlich zahlreich sorbischer Herkunft der Burg als Sitz gedient haben durften 4 Unter den Burgmannen sind besonders die zu Eulenburg zu nennen eine der bedeutendsten Ministerialenfamilien der Wettiner und nachfolgend Inhaber der Burg Eilenburg Eulenburg u a Moglicherweise gehort der Bergfried in diese Ausbauphase Spatmittelalter Bearbeiten nbsp Die alteste Darstellung der Eilenburg o J vor 1516 Um die Wende vom 13 zum 14 Jahrhundert wurden die Eilenburg und die Mark Landsberg als Pfand in den Herrschaftsbereich der Markgrafen von Brandenburg eingegliedert Im 14 Jahrhundert wurde die Burg erneut umgestaltet Die Herren von Eulenburg verkauften die Herrschaft 1376 an Thimo von Colditz ehe sie 1386 in der Merseburger Bischofsfehde zerstort wurde 5 1402 kaufte Markgraf Wilhelm I nach vorhergehender Verpfandung die Burg und liess sie erneut umgestalten Die Anlage wurde als Mittelpunkt einer Grundherrschaft ein landesherrschaftlicher Amtssitz des Amts Eilenburg und diente als Gerichtssitz uber die Bewohner in Erbuntertanigkeit Neuzeit Bearbeiten Fur das Jahr 1523 ist ein Aufenthalt des Reformators Martin Luther auf der Burg Eulenburg belegt Am 24 April 1536 heiratete Caspar Cruciger der Altere dort in zweiter Ehe Apollina 28 September 1557 Tochter des Leipziger Ratsherren Kunz Gunterode Die Hochzeitspredigt hielt Martin Luther Im Schmalkaldischen Krieg wurde sie durch Herzog Moritz von Sachsen erobert Im Dreissigjahrigen Krieg eroberten die Schweden 1644 die Burg In der Folgezeit verfiel die bei der Eroberung beschadigte Anlage Die mittelalterlichen Verteidigungseinrichtungen und Gebaude wurden bis auf einige Reste als Steinbruch abgetragen Die bis in jungste Zeit genutzten Gebaude das Amtshaus und das Gefangnis entstanden im 17 18 Jahrhundert Historische Darstellungen der Eilenburg nbsp anonym 2 Halfte 16 Jh nbsp Caspar Merian 1650 nbsp anonym 1753 nbsp Carl Benjamin Schwarz 1794 nbsp Heinrich Hebst 1878Abrisse und Sanierungen im 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Ansicht der Eilenburg aus der Bergstrasse Fotografie Roger Rossing 1952 Das 20 Jahrhundert war gepragt vom Verlust wichtiger Teile der historischen Anlage Der Marstall wurde 1968 abgerissen der Bergfried 1972 nach einem Teileinsturz gesprengt 1993 brannte das hohe Mansarddach des Amtshauses aufgrund von Brandstiftung vollstandig aus Das als Provisorium gedachte Notdach ist bis heute vorhanden Mittlerweile sind hier auch im Inneren erhebliche Schaden aufgetreten Durch verschiedene Eingriffe wie den Abbau der Feldsteintreppe am Sorbenturm 2007 und den Strassenausbau Schlossberg 2012 13 bei dem das denkmalgeschutzte Feldsteinpflaster entfernt wurde verlor die Anlage noch in jungster Zeit Teile ihrer authentischen Erscheinung Der denkmalgeschutzte Treppenaufgang von der Stadtseite Hundertstufchen wurde wegen Baufalligkeit gesperrt und bis 2007 durch einen modernen Neubau ersetzt Andererseits wurden seit Mitte der 1990er Jahre grosse Anstrengungen unternommen um einen Teil der Burganlage zu erhalten Es erfolgten Sanierungen des Sorbenturms 1997 98 des Burgtors und eines Teils der Ringmauer 2001 des Mauerturms 2002 03 des Gefangnisses 2008 09 und 2014 15 und des an das Burgtor angrenzenden Wohnhauses Schlossberg 3 2018 19 In den Jahren 2017 bis 2019 entstanden als Neubauten ein Anbau sowie ein freistehender eingeschossiger Zweckbau fur die Pension ein Krautergarten und zwei Kunstinstallationen Bei der vorgenommenen Platzgestaltung wurde der Grundriss des Schlosses durch Bodenbelage und eine stahlerne Pergola sichtbar gemacht Ausserdem wurden die Grundmauern des eingesturzten Bergfrieds neu hergestellt 6 Hangsicherung Bearbeiten nbsp Blick auf die Stutzmauer am Sudhang wahrend Sicherungsmassnahmen 2006 Eine grosse Herausforderung stellt die Hangsicherung des nach allen Himmelsrichtungen abfallenden Gelandeplateaus dar Bereits zu DDR Zeiten wurden Sicherungsarbeiten infolge von Hangrutschen u a in der Marienstrasse notwendig 1996 wurde ein Teil des Osthangs zur Muhlstrasse hin gesichert Ein in diesem Bereich gelegener Bergkellereingang der einzusturzen drohte wurde 2001 rekonstruiert Im Jahr 2000 wurde eine Sicherung der oberen Stutzmauer erforderlich Nach einer Notsicherung erfolgte bis Marz 2002 eine statisch sichere Losung 2006 und 2007 fanden umfangreichere Sicherungsmassnahmen am Ost und Sudhang statt Dabei wurden Bohrpfahle und Bodennagel in den Berg getrieben sowie neue Stutzmauern errichtet An einigen Stellen wurden historische Mauerabschnitte erhalten und saniert Die Hange unterhalb der Marienkirche wurden 2010 und 2011 gesichert und mit neuen Stutzmauern versehen Dabei ging die historische Feldsteinmauer an der Bergstrasse verloren Der letzte bedeutende Erdrutsch ereignete sich 2011 als nach starken Regenfallen der kurz zuvor gerodete Osthang ins Rutschen geriet wobei etwa 600 Kubikmeter Erde und Geroll auf die am Fusse des Berges verlaufende Muhlstrasse gelangten 7 Die Sicherung des Hanges und die Beraumung der Strasse nahmen knapp zwei Jahre in Anspruch 6 Heutige Nutzung Bearbeiten Das ehemalige Burggelande ist frei zuganglich und wird heute als Wohnstandort und touristisch genutzt Die Besteigung der beiden Turme ist zu bestimmten Offnungszeiten moglich Der Sorbenturm ist in der Sommersaison am Wochenende geoffnet Der Mauerturm offnet zu bestimmten Anlassen wie dem Tag des offenen Denkmals Das alte Gefangnis dient heute als Pension fur Rad und Pilgertouristen In Anlehnung an die Eilenburger Heinzelmannchensage erhielt sie den Namen Heinzelberge Die Terrasse am Gefangnis ist ein Aussichtspunkt uber die Stadt und die Aue der Mulde Eine Touristinformation befindet sich seit 2019 im ehemaligen Wohnhaus Schlossberg 3 Torhaus Der Eilenburger Burgverein der 1993 nach dem Brand des Amtshauses gegrundet wurde organisiert eine Vielzahl von offentlichen Aktivitaten Dazu gehoren regelmassige Fuhrungen uber das Gelande und in die Schlosskeller Volksfeste wie das Reginenfest und die Walpurgisnacht Ausstellungen und Vortrage Architektur BearbeitenTurme und Ringmauer Bearbeiten nbsp RingmauerDie Burganlage Eulenburg besitzt heute noch den Sorbenturm und den Mauerturm Der als Bergfried bezeichnete Turm existiert heute nicht mehr Die Ringmauer wurde aus Backstein erbaut wobei in weiten Partien an der Innenseite ein Verband ausschliesslich aus Laufern erkennbar ist Die Datierung der beiden Turme von denen der eine in unmittelbarer Nahe und der andere direkt an der Ringmauer steht und der Vergleich mit der um 1210 zu datierenden Ringmauer der Burg Jessen sprechen fur eine Errichtung noch im Hochmittelalter Sorbenturm und Mauerturm gehoren gemeinsam mit der Ringmauer zu einer Gruppe von Backsteinbauten aus der zweiten Halfte des 12 und 13 Jahrhunderts in Mitteldeutschland Beginnend mit dem wohl ab 1165 erbauten Augustiner Chorherrenstift in Altenburg das sogenannte Bergerkloster wurden ab dem letzten Drittel des 12 Jahrhunderts mehrere bedeutenden Sakral und Profanbauten aus Backstein errichtet so etwa das Zisterzienserkloster Altzella oder der im 13 Jahrhundert entstandene Ostflugel der Burg Glauchau Insbesondere wurde eine grossere Zahl von Turmen darunter sowohl Wohnturme als auch Bergfriede in Backstein aufgefuhrt Hierzu zahlen unter anderem die beiden Bergfriede der Burg Mildenstein in Leisnig der Turm in der Hauptburg stammt wohl aus dem letzten Drittel des 12 Jahrhunderts und in der Vorburg aus dem Zeitraum zwischen 1180 90 und 1230 59 der Hausmannsturm in der Burg Altenburg der etwa in die Zeit um 1180 bis um 1220 30 zu datieren ist der um 1200 bis um 1300 errichtete Bergfried der Rochsburg der aus dem zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts stammende Turm in der Burg Gruna der kurz nach 1226 27 d erbaute Bergfried der Burg Schnaditz sowie die Bergfriede auf dem Oberen Schloss in Greiz zwischen 1220 30 und 1300 und auf der Weidaer Osterburg deren Backsteinaufsatz fruhestens aus dem Jahr 1280 d stammt Des Weiteren sind einige Bauwerke mit vereinzelter Verwendung von Backsteinen entstanden so etwa der 1225 30 errichtete Saalbau der Burg Gnandstein 8 Sorbenturm Bearbeiten nbsp Der Sorbenturm auf einer historischen Ansichtskarte des Verlages Bruck amp Sohn 1901 nbsp Sudostansicht mit Hocheingang und Biforienfenster 2005 nbsp Sitzschlafnische links und Kamin rechts im ersten Obergeschoss 2020 Das bekannteste Bauwerk ist der um den Beginn des 13 Jahrhunderts entstandene sogenannte Sorbenturm im Nordosten der Burg unmittelbar vor der Ringmauer Die historistische Bezeichnung siehe Sorben hat nichts mit seiner ursprunglichen Bedeutung und Aufgabe zu tun Auch die lange Zeit angenommene Datierung in das 10 Jahrhundert ist falsch Mit seiner gut erhaltenen und reichen Ausstattung mit Kamin Nische und Abort ist der Sorbenturm in Eilenburg ein Unikat in Sachsen Er gehort zu den reich ausgestatteten Wohnturmen im deutschen Sprachraum und ist ein hochst bedeutender Vertreter dieser Bauform in Mitteldeutschland Als der Sorbenturm Mitte des 19 Jahrhunderts baufallig war und abgerissen werden sollte verhinderten das die Burger von Eilenburg durch Proteste Seit 1863 gibt hier eine offentliche Aussichtsplattform Der 16 Meter 9 hohe Turm wurde aus in Mitteldeutschland bislang einzigartigen gelben teilweise auch gelbgrauen bis dunkelgrauen Backsteinen in einem unregelmassigen Mauerwerksverband errichtet Auch das Fundament des Turms besteht aus Backstein Der quadratische Grundriss hat eine aussere Seitenlange von 7 55 Metern eine Mauerdicke von 1 65 Metern und ein inneres Mass von 4 25 Metern im Quadrat gemessen oberhalb der leichten Schrage in einer Hohe von etwa 1 20 Metern Das erste Geschoss war zugleich das Eingangsgeschoss wie der rundbogig geschlossene und nicht durch Rollschichten betonte Hocheingang in der der Burginnenflache zugewandten Sudostmauer zeigt Der Innenraum hat hier eine Grosse von 4 43 Metern im Quadrat und das Mauerwerk des Turms springt aussen um etwa 25 Zentimetern zuruck sodass die Mauer noch 1 30 Meter dick ist Rechts neben dem Eingang ist in einer Hohe von etwa 1 30 Metern eine grosse rundbogige Wandnische in die Mauer eingelassen fur die es nur wenige Vergleichsbeispiele gibt so etwa im Roten Turm der um 1200 erbauten Pfalz Wimpfen und im Bergfried der wurttembergischen Burg Lichtenberg In der Sudwestmauer stecken die Reste eines teilweise rekonstruierten Kamins der bis in eine Tiefe von 55 cm halbrund in das Mauerwerk eingeschnitten war und durch seitliche Lisenen betont wird Die Nordostmauer wird in einer Hohe von 2 50 Metern von einem Schlitzfenster und die Nordostmauer in einer Hohe von etwa einem Meter durch eine weitere rundbogige Tur durchbrochen Da diese Offnung einerseits fur ein Fenster zu gross ist und Aborte in hochmittelalterlichen Turmen haufig etwas uber dem Fussboden des jeweiligen Geschosses angeordnet sind durfte es sich dabei um einen Abtritt handeln Das Mauerwerk im zweiten Obergeschoss ist stark gestort und erneuert worden Allerdings durfte das rundbogige Biforienfenster in der Sudostmauer ebenfalls noch zum originalen Bestand gehoren Die Datierung des Turmes beruht neben der bauhistorischen Einordnung der Innenausstattung im Wesentlichen auf der dendrochronologischen Bestimmung des eichenen Sturzbohlens des Schlitzfensters im Eingangsgeschoss des Turmes a Durch das Hinzurechnen des Splintholzes mit einem Wachstum von mindestens 20 Jahren ware entsprechend dem Protokoll des Dendrolabors mit einer Bauzeit des Turmes um nach 1179 zu rechnen 10 Bei einer erneuten Begutachtung des Holzes vor Ort durch den Leiter der Forschungen Yves Hoffmann war keine Splintholzgrenze zu erkennen sodass der Baum erst eine gewisse Zeit nach 1179 gefallt worden sein kann Eine genauere Datierung des Sorbenturmes ist derzeit nicht moglich Mauerturm Bearbeiten nbsp Mauerturm aus der Stadtperspektive Die Banner zeigen jeweils die sachsischen Landesfarben und die Stadtfarben 2011 Etwas abgesetzt von der Ringmauer steht im Sudwesten der Anlage ein weiterer Turm der unter der Bezeichnung Mauerturm bekannt ist Im lokalen Sprachgebrauch wird er auch als kleiner Bergfried bezeichnet doch handelt es sich eben nicht um einen Bergfried sondern eher um einen Wohnturm Der Mauerturm wurde mit roten Backsteinen ausgefuhrt die in einem weitgehend regelmassigen Laufer Laufer Binder Verband gesetzt sind Die Seitenlange des etwa quadratischen Turmes betragt in Erdbodenhohe etwa 7 90 Meter Der Zugang erfolgte durch einen schlichten rundbogigen Hocheingang Der Turm wurde im 16 Jahrhundert mit etwas helleren Backsteinen leicht aufgestockt sodass die ursprunglichen Zinnen noch deutlich zu erkennen sind Teilweise wurden hier auch kleine Fenster eingefugt Im Zuge der Sanierung 2001 wurde auch dieser Turm bauarchaologisch untersucht und das Alter mehrerer erhaltener Decken und Streichbalken dendrochronologisch bestimmt b Die jeweils mit Waldkante erhaltenen Holzer wurden 1187 1229 und 1230 gefallt Demnach kann der Wohnturm fruhestens im Jahr 1231 errichtet worden sein 1546 wurde das Innere des Turmes verstarkt und weitere Holzer eingebaut Ein Holz wurde der dendrochronologischen Analyse zufolge kurz nach 1543 und zwei weitere im Winter 1545 46 gefallt Der oktonogonale Turmaufsatz wurde im Jahr 1573 errichtet was zwei Proben mit Waldkante im Winter 1572 73 belegen Ehemaliger Bergfried Bearbeiten nbsp Der Bergfried und links davon der Marstall auf einer Ansichtskarte von 1901 Rechts dahinter der Mauerturm und das Amtshaus Ein weiterer Turm dessen Reste nach einem teilweisen Einsturz 1972 gesprengt wurden muss aufgrund seiner Grosse und seiner nur geringen Durchfensterung als Bergfried bezeichnet werden Der quadratische Turm war etwa 31 5 Meter hoch und hatte eine Mauerdicke von rund 3 70 Meter im Sockel und 2 70 Meter im Schaft wobei der Dickensprung uber einen Absatz im Inneren erfolgte und von aussen nicht sichtbar war Die Seitenlange betrug rund 10 Meter 32 Preussischen Fuss Er war ein in Sachsen seltener Vertreter eines rechteckigen Bergfrieds Eine exakte zeitliche Einordnung ist derzeit nicht moglich Wie auch beim Mauerturm kamen hier Backsteine im frankischen Format zum Einsatz Die Lange der Steine von circa 281 8 Millimetern weicht geringfugig von der der beim Mauerturm verbauten Steine ca 284 7 Millimeter ab Das Mauerwerk besteht auch hier aus einem regelmassigen Laufer Laufer Binder Verband 11 Diese dem Sudostturm entsprechende gleichartige Mauerstruktur konnte fur eine Datierung in das fruhe 13 Jahrhundert sprechen doch kann auch eine Datierung in das 14 Jahrhundert nicht ausgeschlossen werden Fest steht dass er der jungste der drei Turme war Der als Wehr und Reprasentationsturm errichtete Bergfried schloss ursprunglich mit einer Wehrplattform und einem umlaufenden Zinnenkranz ab Abzuglich der spateren Aufbauten kann von einer ursprunglichen Bauhohe von 26 bis 28 Metern ausgegangen werden Die alteste bekannte Stadtdarstellung Eilenburgs die vor 1516 entstanden sein muss 12 zeigt den Bergfried bereits mit Turmerstube und Zeltdach 11 Der Bergfried war achtgeschossig angelegt und der einzige der drei Turme der mit einem Kellergeschoss ausgefuhrt wurde Letzteres diente als Verlies und war mit einem rippenlosen Gewolbe ausgestattet Vom Erdgeschoss das uber einen nachtraglich eingebauten ebenerdigen Zugang betreten werden konnte fuhrte eine steinerne Treppe in den Keller Der ursprungliche Hocheingang lag rund sieben Meter uber dem Erdboden Spater erfolgte der Zugang zu den Obergeschossen uber den Dachboden des Marstalls nach dessen Abriss 1968 uber eine Aussenleiter Die spatestens im 16 Jahrhundert aufgesetzte oktogonale Turmerstube verfugte uber einen Kamin in der Nordwand und vier nach den Himmelsrichtungen gelegene Gauben die eine gute Umsicht erlaubten Daruber lag ein weiteres Geschoss mit Flachbogennischen das der Reprasentation diente Dem aufgesetzt war ein Zeltdach mit Wetterfahne 11 Bis ins 19 Jahrhundert war der Turm als Schuttboden genutzt worden Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde das Stadtarchiv in den durch seine dicken Mauern Schutz versprechenden Bergfried ausgelagert Der Turm konnte zwar dem Artilleriebeschuss standhalten erlitt jedoch Schaden in Form von vertikalen Mauerwerksrissen die nur notdurftig geflickt wurden Am Abend des 21 August 1972 sturzte die Nordhalfte des Turmes der Lange nach von der Laterne bis zum Sockel gespalten ein Die Reste wurden zwei Tage spater gesprengt und der angefallene Schutt im benachbarten Halsgraben verscharrt Die Ursache des Einsturzes ist nicht geklart 11 Am ungefahren Standort des ehemaligen Bergfrieds wurden 2017 dessen Grundmauern zur Erinnerung neu errichtet Torbau Bearbeiten nbsp Aussere Ansicht des Burgtors 2021 nbsp Innere Ansicht des Burgtors mit Sturzbalken Blick zur Marienkirche 2021 nbsp Das abgegangene Tor der Kernburg auf einer Federzeichnung von Christian Benjamin Muller 1739 Der heute vorhandene Torbau ist das Ergebnis eines Umbaus oder einer Reparatur im 17 Jahrhundert Er liegt im Verlauf der ausseren Ringmauer Dendrochronologische Untersuchungen am inneren Sturzbalken im Jahr 2000 ergaben als Falldatum des verwendeten Holzes 1626 Der Balken wurde vermutlich im Zusammenhang mit einer Reparaturmassnahme in der Zeit um 1644 in den vorhandenen gotischen Torbau eingebracht Der vorhandene Bau ist 8 50 Meter hoch und 6 90 Meter breit Die Durchfahrtshohe betragt 4 50 Meter die Durchfahrbreite 2 86 Meter was 10 Sachsischen Fuss 285 6 Millimeter entspricht Unmittelbar vor dem Tor befand sich ein Graben der zunachst mittels Zugbrucke gesichert war und spater durch eine steinerne Brucke uberquert werden konnte Schliesslich wurde der Graben im 19 Jahrhundert zugeschuttet wodurch die heute vorhandene Dammlage der Strasse Schlossberg hergestellt wurde Der Sorbenweg und die Franz Abt Strasse verlaufen in diesem Graben der noch aus der Sorbenzeit stammt 13 Die Eilenburg verfugte uber mindestens zwei weitere Tore Ein ebenfalls in der ausseren Ringmauer gelegenes Tor lag nordlich des erhaltenen Torbaus und fuhrte zum Vorwerk Nachweis fur dessen Existenz sind Baurechnungen Wilhelms I sowie eine Darstellung aus dem 17 18 Jahrhundert Grabungen im Bereich eines vorhandenen Mauerbogens in der Nahe des Sorbenturms im Jahr 1998 brachten diesbezuglich jedoch keine Erkenntnisse 13 Ein weiteres Tor befand sich in der Umfassungsmauer der Kernburg etwa auf Hohe des heutigen Wohnhauses Schlossberg 5 Dieses bestand aus einem gotischen Portal mit einem dahinter liegenden zweigeschossigen Torhaus Davor verlief der Halsgraben der mittels einer Zugbrucke uberquert wurde Auf einer Darstellung dieses Tores von Christian Benjamin Muller 1690 1758 aus dem Jahr 1739 sind der Graben und die Zugbrucke bereits nicht mehr und von der Mauer nur noch Reste vorhanden 14 Die ungefahre Stelle ist heute mit Holzbohlen im Strassenbelag kenntlich gemacht Amtshaus Bearbeiten nbsp Amtshaus mit dem 1993 aufgesetzten Notdach und Mauerturm 2011 nbsp Amtshaus und Mauerturm Fotografie Roger Rossing 1952 nbsp Doppelwappen uber dem Eingang des Amtshauses 2013 Das Amtshaus entstand etwa um 1700 unter Verwendung von Materialien des verfallenden Schlosses 1786 folgte der Einbau eines reprasentativen Portals an der Nordfassade mit kurfurstlich sachsischem Doppelwappen Diente es zunachst als Sitz des Amtes Eilenburg war von 1890 bis 1992 das Amtsgericht Eilenburg im Gebaude untergebracht 1993 wurde der Dachstuhl des hohen Mansardwalmdaches durch Brandstiftung komplett zerstort Das infolgedessen aufgesetzte Notdach konnte bis heute nicht durch eine adaquate Dachstuhlrekonstruktion ersetzt werden Das Gebaude ist seither ungenutzt Gefangnis Bearbeiten Das unmittelbar an die Ringmauer angrenzende ehemalige Gefangnis wurde um 1700 und damit etwa zeitgleich mit dem Amtshaus errichtet Der verputzte Ziegelbau steht auf dem rechteckigen Grundriss des ehemaligen Sudhauses des alten Schlosses Von diesem Vorgangerbau ist das Erdgeschoss erhalten geblieben und bildet nunmehr das Kellergeschoss des Gefangnisses da das umliegende Hohenniveau durch die am Ort verscharrten Schuttmassen des zerstorten Schlosses zunahm Das Gebaude diente zunachst als zentrale Haftanstalt des Amtes Eilenburg war spater preussisches Inquisitoriat und wurde noch bis hinein in die Zeit des Nationalsozialismus als Untersuchungsgefangnis genutzt So war 1934 unter anderem der Widerstandskampfer Kurt Bennewitz bis zu seiner Uberfuhrung in ein Gestapo Gefangnis hier inhaftiert Zu DDR Zeiten wurde das Gebaude als Wohnhaus genutzt Nach einem mehrjahrigen Leerstand begann 2008 die denkmalgerechte Sanierung des Dachstuhls und der der Stadt zugewandten Fassade Dabei erhielt das Schopfwalmdach zu beiden Seiten eine Schleppgaube 2014 15 wurde die Sanierung zu Ende gefuhrt und 2016 der Burgplatz neu gestaltet Das alte Gefangnis dient heute in Anlehnung an die Eilenburger Heinzelmannchensage als Pension Heinzelberge fur Rad und Pilgertouristen Literatur BearbeitenGerhard Billig Heinz Muller Burgen Zeugen sachsischer Geschichte Degener Neustadt a d Aisch 1998 ISBN 3 7686 4191 0 S 93 94 Heinz Muller Heyko Dehn Burgenwanderung durch Sachsen Ein Burgenbuch mit Begleit CD Beier amp Beran Langenweissbach 2006 ISBN 3 937517 60 X S 26 28 Yves Hoffmann Backsteinturme des 12 und 13 Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthuringen In Das Obere Schloss in Greiz Ein romanischer Backsteinbau in Ostthuringen und sein historisches Umfeld Arbeitsheft des Thuringischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologie N F 30 Erfurt 2008 ISBN 978 3 937940 51 9 S 130 143 hierzu S 133 136 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Eilenburg Sammlung von Bildern Eilenburger Burgverein Die Eilenburg auf burgenwelt org Pension Heinzelberge auf dem Burgberg Eilenburg Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun Aussicht von der Plattform Seehohe ca 149 m des SorbenturmsEinzelnachweise Bearbeiten Geoportal Sachsenatlas Abgerufen am 31 Oktober 2022 Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I A 1 S 238 Nr 3 Online Edition Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I A 1 S 280 Nr 52 Z 15 16 Online Edition Yves Hoffmann Backsteinturme des 12 und 13 Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthuringen S 133 136 Gerhard Billig Heinz Muller Burgen Zeugen sachsischer Geschichte S XXX a b Burgberg und Sorbenturm auf den Seiten der Stadt Eilenburg abgerufen am 22 Oktober 2021 Kathrin Kabelitz und Heike Liesaus Erdrutsch in Eilenburg Teile des Burgberges sacken in die Tiefe Memento vom 30 Juli 2014 im Internet Archive 10 Januar 2011 in LVZ Online abgerufen am 11 Januar 2011 Yves Hoffmann Backsteinturme des 12 und 13 Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthuringen S 133 136 Der Sorbenturm gt Bauwerk auf der Webseite der Grossen Kreisstadt Eilenburg Protokoll vom 14 Marz 2001 siehe so auch in einem von Andreas Flegel verfassten Faltblatt Der Sorbenturm in Eilenburg a b c d Eilenburger Geschichts und Museumsverein e V Das Geheimnis der Steine Eine Zeitreise durch die Eilenburger Schlossberg Geschichte Verlag fur die Heimat Grafenhainichen 1 Auflage 2019 S 49 61 Andreas Flegel Eilenburger Stadtdarstellungen 16 19 Jahrhundert Stadt Bild Verlag Leipzig 2012 ISBN 978 3 942146 39 5 S 6 und S 31 a b Eilenburger Geschichts und Museumsverein e V Das Geheimnis der Steine Eine Zeitreise durch die Eilenburger Schlossberg Geschichte Verlag fur die Heimat Grafenhainichen 1 Auflage 2019 S 68 71 Andreas Flegel Eilenburger Stadtdarstellungen 16 19 Jahrhundert Stadt Bild Verlag Leipzig 2012 ISBN 978 3 942146 39 5 S 14 15 und S 44 Anmerkungen Bearbeitena Das Holzstuck wurde im Zuge der Sanierung 1997 98 durch den Restaurator Stefan Reuther beprobt und durch Barbel Heussner bestimmt Diese ergab eine Datierung nach 1159 ohne dass jedoch sicher war ob die Splintholzgrenze erhalten ist b Die Untersuchungen lagen in den Handen von Stefan Reuther aus Neichen sowie Gunter Kavacs und Norbert Oelsner vom Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Die dendrochronologische Bestimmung erfolgte durch Barbel Heussner Protokoll vom 11 Juni 2001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Eilenburg amp oldid 233561210