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Der Schmalkaldische Krieg wurde von 1546 bis 1547 von Kaiser Karl V gegen den Schmalkaldischen Bund ein Bundnis protestantischer Landesfursten und Stadte unter der Fuhrung von Kursachsen und Hessen gefuhrt Dabei versuchte der Kaiser im Heiligen Romischen Reich den Protestantismus zuruckzudrangen und gegenuber den Reichsstanden die kaiserliche Macht zu starken Schmalkaldischer KriegKaiser Karl V nach der Schlacht bei Muhlberg auf einem Gemalde von Tizian 1548Datum 10 Juli 1546 bis 23 Mai 1547Ort Heiliges Romisches ReichAusgang Kaiserlicher SiegFolgen Auflosung des Schmalkaldischen Bundes Gefangennahme von 1547 bis 1552 beider Hauptfuhrer des Schmalkaldischen Bundes Ubertragung der sachsischen Kurfurstenwurde an die AlbertinerFriedensschluss Wittenberger KapitulationKonfliktparteienHeiliges Romisches Reich Schmalkaldischer BundBefehlshaberKaiser Karl V Konig Ferdinand I Fernando Alvarez Herzog von AlbaHerzog Moritz von Sachsen Kurfurst Johann Friedrich I von SachsenLandgraf Philipp I von HessenKurfurst Friedrich II von der Pfalz Der Krieg wurde zunachst in Suddeutschland gefuhrt verlagerte sich dann aber in den sachsisch thuringischen Raum Nach der Gefangennahme des sachsischen Kurfursten Johann Friedrich und des hessischen Landgrafen Philipp der beiden Hauptleute des Schmalkaldischen Bundes endete der Krieg fur den Kaiser erfolgreich Der Schmalkaldische Bund wurde nach dieser Niederlage aufgelost Der Krieg ist nach der zentralen Kriegspartei dem Schmalkaldischen Bund benannt Dieser wurde am 27 Februar 1531 in Schmalkalden gegrundet Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Kriegsvorbereitungen 3 Kriegsverlauf 3 1 Der Donaufeldzug Juli bis November 1546 3 2 Der Sachsische Feldzug November 1546 bis April 1547 3 3 Die Schlacht bei Muhlberg 4 Politische Folgen 5 Nachwirkung und Rezeption 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Portrat des sachsischen Kurfursten Johann Friedrich von Lucas Cranach d J 1578 nbsp Portrat des hessischen Landgrafen Philipp nbsp Portrat Moritz von Sachsen von Lucas Cranach d J 1578 Hauptartikel Schmalkaldischer Bund Zu Beginn der 1530er Jahre wurde die Reformation in vielen Gebieten und Reichsstadten des Heiligen Romischen Reiches eingefuhrt Damit verscharfte sich die Frage der rechtlichen Stellung des Protestantismus Nach Meinung der Zeit musste der romisch deutsche Kaiser der zunehmenden Verbreitung der als Irrlehre verstandenen evangelischen Auffassungen im Reich entgegentreten Um einem moglichen militarischen Angriff des Kaisers wirksam begegnen zu konnen schlossen sich einige protestantische Fursten und Stadte am 27 Februar 1531 zu einem Verteidigungsbundnis dem Schmalkaldischen Bund zusammen Mitglieder waren unter anderen Kurfurst Johann Friedrich von Sachsen Landgraf Philipp von Hessen die Herzoge Philipp von Braunschweig Grubenhagen und Ernst von Braunschweig Luneburg sowie elf Reichsstadte Vorganger dieses Bundes war der Torgauer Bund der jedoch nur auf Regionalebene wirkte Norddeutschland und nie militarisch aktiv wurde Fur Kaiser Karl V war die Wiederherstellung der Religionseinheit im Reich ob mit friedlichen Mitteln oder mit Gewalt ein zentrales Anliegen Neben religiosen spielten dabei auch politische Motive eine Rolle eine konfessionelle Zersplitterung des Reiches starkte die Macht der Reichsstande auf Kosten der kaiserlichen Zentralgewalt Ausserdem hatte die Idee des romisch deutschen Kaisertums eine starke religiose Komponente Eine Ablehnung der alten Kirche stellte somit in seinen Augen auch die Legitimation seines Kaisertitels in Frage Die protestantischen Fursten und Stadte hatten dagegen durch die Einverleibung des Kirchenguts ihre politisch wirtschaftliche Machtbasis erheblich vergrossert Ihr Hauptinteresse war neben der offiziellen Anerkennung ihrer Konfession die rechtliche Absicherung dieser Gebietserweiterungen Kaiser Karl V war in Personalunion auch Konig von Spanien und Landesherr weiterer Gebiete und hielt sich deswegen nur selten im Reich auf Dies ermoglichte es den im Schmalkaldischen Bund organisierten Reichsstanden ihren Einfluss auszuweiten und weitere Fursten und Stadte als Mitglieder zu gewinnen Weiterhin war der Kaiser in Kriege in Italien gegen Frankreich und gegen die Osmanen in Ungarn verwickelt und brauchte dazu die militarische und finanzielle Unterstutzung aller Reichsstande Deswegen war er wiederholt gezwungen den Protestanten politisch und religios entgegenzukommen wie zum Beispiel im Nurnberger Religionsfrieden von 1532 oder im Frankfurter Anstand von 1539 Seit Anfang der 1540er Jahre setzte eine schleichende Entfremdung unter den Mitgliedern des Schmalkaldischen Bundes ein die den Bund zunehmend lahmte Kriegsvorbereitungen BearbeitenNachdem Karl V 1544 die Auseinandersetzung mit Frankreich im Frieden von Crepy beenden konnte und auch mit den Osmanen einen Waffenstillstand ausgehandelt hatte hatte er aussenpolitisch den Rucken frei um sich aktiv um eine Losung der Religionsfrage im Reich kummern zu konnen Zunachst hoffte der Kaiser uber ein Konzil oder durch eine Reihe von Religionsgesprachen die Glaubenseinheit wiederherstellen zu konnen Die kompromisslose Haltung beider Seiten und die papstliche Zusage im Falle eines Krieges gegen die Protestanten 10 000 Knechte und 500 Reiter fur die Dauer von vier Monaten bereitzustellen sowie den Kriegszug auch finanziell zu unterstutzen uberzeugten ihn von der Moglichkeit den Schmalkaldischen Bund militarisch besiegen zu konnen 1 Auf dem Wormser Reichstag im Fruhjahr 1545 stellte der Kaiser zwar baldige Religionsverhandlungen in Aussicht und forderte die Protestanten zur Teilnahme am bevorstehenden Trienter Konzil auf Doch nutzte Karl V den Reichstag um erste Kontakte zu moglichen Verbundeten fur den bevorstehenden Krieg zu knupfen Auch der im Juni des folgenden Jahres beginnende Reichstag zu Regensburg war von Konfrontationen gekennzeichnet Noch vor dem Ende des Reichstags der durch Geruchte uber Truppenwerbungen und Kriegsabsichten uberschattet war verliessen ihn die Protestanten vorzeitig 2 Der Kaiser nutzte auch diesen Reichstag um mit potenziellen Bundnispartnern zu verhandeln Am 7 Juni 1546 unterzeichnete er einen Vertrag mit Papst Paul III und am selben Tag auch eine Vereinbarung mit dem bayerischen Herzog Bayern blieb darin zwar nach aussen hin neutral verpflichtete sich jedoch Sammelplatze Verpflegung und Munition fur das kaiserliche Heer bereitzustellen Der Kaiser honorierte dies durch die Zusage territorialer Zugewinne einer vagen Option auf die pfalzische Kurwurde und die Heirat eines bayerischen Prinzen mit einer Tochter Konig Ferdinands 3 Am 19 Juni kam der Vertrag des Kaisers mit dem protestantischen Herzog Moritz von Sachsen Oberhaupt der albertinischen Linie der sachsischen Herzoge zustande dessen Lander einen hohen strategischen Wert im Krieg gegen Kursachsen besassen Der Herzog der auch vom Schmalkaldischen Bund umworben wurde verpflichtete sich zur Neutralitat und erhielt im Gegenzug die Schutzherrschaft uber die Hochstifte Halberstadt und das Bistum Magdeburg ubertragen Auch eine Reihe weiterer protestantischer Fursten wie Markgraf Hans von Brandenburg Kustrin Herzog Erich von Braunschweig oder Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg Kulmbach konnte der Kaiser auf seine Seite ziehen 4 Am 4 Juli 1546 trafen sich die beiden Hauptleute des Schmalkaldischen Bundes Kurfurst Johann Friedrich und Landgraf Philipp denen die Kriegsvorbereitungen des Kaisers keineswegs entgangen waren in Ichtershausen Hier verhandelten sie daruber wie der Bund dem heraufziehenden Konflikt mit dem Kaiser begegnen sollte Beide stimmten schnell darin uberein dass der Kaiser letztlich auf die grosseren finanziellen Mittel zuruckgreifen und damit auch ein grosseres Heer aufstellen konnte Die Chance des protestantischen Bundnisses sahen beide darin dass dieses seine Truppen schneller mobilisieren konnte als der Kaiser Sie entschlossen sich deshalb einen Praventivkrieg zu fuhren Kriegsverlauf Bearbeiten nbsp Kriegsrat wahrend des Donaukriegs Holzschnitt aus dem Kriegsbuch des Reinhart des Alteren Graf zu Solms und Herr zu Muntzenberg von 1549 Solms war kaiserlicher GeneralfeldmarschallDer Donaufeldzug Juli bis November 1546 Bearbeiten Die suddeutschen Reichsstadte und Bundnismitglieder stellten Anfang Juli 1546 innerhalb von wenigen Tagen ein Heer von 12 000 Mann auf An ihrer Spitze befand sich der Heerfuhrer Sebastian Schertlin von Burtenbach Im Norden des Reiches wurden gleichzeitig etwa 16 000 Mann Fussvolk und 5000 Reiter zusammengezogen welche sich in Thuringen sammelten Karl V hatte zu diesem Zeitpunkt kaum mehr als 1 000 Mann unter seinem Befehl Truppenverstarkungen aus den Niederlanden Italien und Ungarn waren aber bereits auf dem Weg 5 Schertlins Plan war die kaiserliche Truppenwerbung moglichst fruhzeitig zu storen und so eine Vereinigung der heranziehenden Truppen mit dem Kaiser zu verhindern Das in Suddeutschland zusammengezogene protestantische Heer zog zu diesem Zweck nach Fussen und besetzte die Stadt am 10 Juli 1546 Der Kaiser setzte sich mit seiner relativ kleinen Armee auf bayerisches Gebiet in Richtung Regensburg ab Herzog Wilhelm von Bayern erklarte sich und sein Land fur neutral Der schmalkaldische Kriegsrat der ein Eingreifen des katholischen Bayern auf der Seite des Kaisers verhindern wollte liess das kaiserliche Heer deshalb nicht weiter verfolgen und die Armee Schertlins an der bayerischen Grenze stoppen Schertlin plante nun weiter nach Suden vorzudringen Das Ziel war durch eine Besetzung Tirols und der wichtigsten Alpenpasse den Zuzug kaiserlicher und papstlicher Truppen aus Italien zu unterbinden Der schmalkaldische Kriegsrat erlaubte dies aber ebenfalls nicht Erzherzog Ferdinand von Osterreich verhielt sich offiziell ebenfalls neutral und die Protestanten wollten auch ihn nicht zu einem Eingreifen in den Krieg provozieren Der Kaiser gewann dadurch jedoch wertvolle Zeit seine Truppen im Schutz der bayerischen Neutralitat zu sammeln Am 20 Juli verhangte der Kaiser die Reichsacht uber die beiden protestantischen Oberhaupter des Schmalkaldischen Bundes Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen Als rechtliche Begrundung diente dass sie den Herzog von Braunschweig Heinrich II als einen der letzten dezidiert katholischen Fursten im Norden 1545 nahe dem Bierberg mit Hilfe protestantischer Truppen widerrechtlich gefangen genommen hatten Der strategische Vorgang dieser Achterklarung war offensichtlich trotzdem hoffte der Kaiser auf diese Art einige protestantische Fursten und Stadte zur Nichteinhaltung ihrer Bundnisverpflichtungen bewegen zu konnen 6 Die protestantischen Truppen vereinigten sich gegen Ende Juli bei Donauworth mit den von Erfurt aus nach Suddeutschland vordringenden Truppen der nordlichen Bundesmitglieder Das schmalkaldische Heer bestand nun aus circa 7 000 Reitern und 50 000 Mann Fussvolk Dem Kommando des Kaisers unterstanden nicht mehr als ungefahr 5 000 Reiter und 30 000 Knechte 7 Aber das kaiserliche Heer wuchs immer noch bestandig Die Schmalkalder waren im Zugzwang Doch der protestantische Kriegsrat war hinsichtlich des weiteren Vorgehens uneins Die kaiserlichen Truppen lagerten am 24 August in der Nahe der bayerischen Festung Ingolstadt Landgraf Philipp drangte nun zu einer Entscheidungsschlacht Der Kaiser wusste dass er auf Zeit spielen konnte und nahm die Schlacht nicht an Er verschanzte sich mit seinen Truppen vielmehr in seinen Stellungen die machtige Festung im Rucken Das protestantische Heer traute sich einen Angriff auf die gut geschutzten Stellungen nicht zu und brach deshalb die Belagerung Ingolstadts nach wenigen Tagen ab Auch die Rucksichtnahme auf die bayerische Neutralitat durfte bei dieser Entscheidung wiederum eine Rolle gespielt haben 8 Mitte September stiess die Armee von Maximilian von Egmond zum kaiserlichen Heer Diese hatte sich am 31 Juli in der Nahe von Aachen gesammelt und sich wahrend des gesamten Sommers in Richtung Bayern bewegt Sie umfasste etwa 17 000 Mann 7 Damit war das kaiserliche Heer inzwischen ungefahr so stark wie die schmalkaldischen Truppen Die Kaiserlichen die sich bisher eher passiv verhalten hatten rissen nun die Initiative an sich und zogen in Richtung Nordlingen los Dem protestantischen Heer blieb nichts weiter ubrig als ihnen zu folgen Am 4 Oktober versuchten die Schmalkalder den Kaiser vor Nordlingen erneut zur Schlacht zu stellen aber auch hier wich dieser wieder einer Entscheidung aus Bei Giengen an der Brenz brachen Mitte Oktober im kaiserlichen Lager Krankheiten aus 8 Die Protestanten hofften daher noch einmal den Krieg erfolgreich beenden und den Kaiser schnell zu Verhandlungen zwingen zu konnen Denn seit Mitte September litten sie bereits unter erheblichem Geldmangel und das einsetzende Herbstwetter setzte auch ihnen zu In dieser Situation fielen von Sachsen und Bohmen her Erzherzog Ferdinand und Moritz von Sachsen in das nur schwach verteidigte Kursachsen ein Der sachsische Kurfurst Johann Friedrich zog daraufhin nach langerem Streit mit Landgraf Philipp der zuerst den Kaiser besiegen wollte seine Truppen am 16 November nach Sachsen zuruck 9 Das restliche protestantische Heer loste sich unter der wachsenden finanziellen Not schnell auf Dem Kaiser war auf diesem Weg die Vorherrschaft uber Suddeutschland beinahe kampflos in die Hande gefallen Bevor sich Karl nun nach Norden wenden konnte musste er sich um potenzielle Feinde in seinem Rucken speziell Herzog Ulrich von Wurttemberg und Kurfurst Friedrich von der Pfalz kummern Beide Fursten beugten sich der kaiserlichen Ubermacht und unterschrieben zu Weihnachten 1546 Vertrage die sie zu Neutralitat und hohen Geldzahlungen verpflichteten Auch die weitgehend isolierten oberdeutschen Reichsstadte kapitulierten um die Jahreswende 1546 47 Manche der unterworfenen Stadte und Fursten mussten vom Kaiser unerhorte Demutigungen hinnehmen Zwei Gesandte der Reichsstadt Ulm liess Karl zum Beispiel 30 Minuten auf den Knien vor ihm liegen und um Vergebung bitten 10 Anfang 1547 leistete im Suden des Reiches allein die Reichsstadt Konstanz noch Widerstand Der Kaiser konnte sie erst im Oktober 1548 militarisch unterwerfen und bestrafte sie mit dem Verlust der Reichsfreiheit 11 nbsp Karte des Kurfurstentums Sachsen rot dargestellt und des Herzogtums Sachsen in gelb gehalten Der Sachsische Feldzug November 1546 bis April 1547 Bearbeiten nbsp Vorbereitung und Beginn des Schmalkaldischen Krieges 1546 47 Gemalde von 1630 Deutsches Historisches Museum BerlinBereits im August 1546 hatte der Kaiser seinen Bruder Ferdinand und Herzog Moritz der sich im Regensburger Vertrag nur zur Neutralitat verpflichtet hatte aufgefordert die Reichsacht uber die Anfuhrer des Schmalkaldischen Bundes endlich zu vollstrecken und Kursachsen anzugreifen Wahrend sich Ferdinands Truppen in Bohmen unter Sebastian von Weitmuhl lange Zeit weigerten die bohmisch sachsische Grenze zu uberschreiten verzogerte Moritz seine Beteiligung Schliesslich erklarte Moritz Mitte Oktober seinem ernestinischen Vetter den Krieg Vorausgegangen waren lange Verhandlungen die im Prager Vertrag gipfelten in denen es vor allem um die Behandlung der besetzten Gebiete und die Koordination der gemeinsamen Kriegsfuhrung ging In den Verhandlungen wurde Moritz auch vorsichtig aber dennoch klar die Ubertragung der sachsischen Kurwurde auf sein Haus zugesagt 12 Ende Oktober nahmen bohmische Truppen Plauen im Vogtland ein und Moritz brachte Zwickau sowie grosse Teile der nur schwach verteidigten Kurlande unter seine Kontrolle Lediglich Gotha Eisenach Coburg sowie das stark befestigte Wittenberg blieben noch unter kursachsischer Kontrolle Mit Einbruch des Winters zogen sich Ferdinands Truppen nach Bohmen zuruck Kurfurst Johann Friedrich der mit seinen Truppen vom suddeutschen Kriegsschauplatz in sein Land zuruckgeeilt kam nutzte diese Entlastung vertrieb die feindlichen Truppen aus den Gebieten um Jena und Weimar 13 und nahm am 31 Dezember auch das zum Stiftsgebiet des Bistums Magdeburg gehorige Halle ein Seit dem 6 Januar 1547 belagerten die Truppen des Schmalkaldischen Bundes schliesslich Leipzig vermochten es jedoch nicht die Stadt einzunehmen in die Moritz zehn Fahnlein Knechte gelegt hatte sodass sie am 27 Januar abzogen Der Geldbedarf fur die Bezahlung der Soldner wahrend der Belagerung wurde durch die Pragung der Leipziger Notklippen aus Silber und Gold unter hauptsachlicher Verwendung von Kirchengerat und Silbergeschirr aus dem Bistum Merseburg gedeckt Kurfurst Johann Friedrich hielt sich in der Folge vor allem nach Altenburg und Geithain auf wahrend sein Oberst Wilhelm von Thumbshirn sich den sachsischen und bohmischen Bergstadten zuwandte In Bohmen eroberte er Elbogen und Komotau Zugleich rief Ferdinand erneut die bohmischen Heere fur den Schmalkaldischen Krieg zusammen Auch Markgraf Albrecht Alcibiades eilte mit seinen Truppen dem bedrangten Herzog Moritz zu Hilfe wurde jedoch selbst am 25 Februar gefangen genommen Theoretisch hatte dem sachsischen Kurfursten jetzt der Weg fur einen Angriff auf Bohmen freigestanden Wahrscheinlich hielten ihn Geldmangel und die weite Entfernung jedoch davon ab und er beschaftigte sich mit Vermittlungsangeboten des brandenburgischen Kurfursten Hessen war schon seit dem Ruckzug aus dem suddeutschen Raum wegen erschopfter Finanzen zu keinen militarischen Aktionen mehr fahig 14 Ferdinand und Moritz erachteten die Anwesenheit des Kaisers auf dem sachsischen Kriegsschauplatz fur dringend notwendig Im Februar 1547 zogerte Karl noch und liess erst Anfang Marz verkunden dass er personlich kommen werde nbsp Der Bruckenschlag bei MuhlbergFederzeichnung ca 1596 1598 nbsp Schlacht bei Muhlberg 1547 und Gefangennahme Kurfurst Johann Friedrichs von Sachsen Gemalde von 1630 Deutsches Historisches Museum BerlinDie Schlacht bei Muhlberg Bearbeiten Hauptartikel Schlacht bei Muhlberg Am 28 Marz 1547 brach der Kaiser von Nurnberg aus auf In der Nahe von Eger vereinigten sich die Heere und stiessen gemeinsam dem Elster und Muldetal entlang auf Sachsen zu Johann Friedrich lag zu dieser Zeit mit seinem Heer bei Meissen Dort fuhlte er sich relativ sicher vor dem Zugriff des Kaisers da er jederzeit die Elbe uberqueren und die strategisch wichtige Elbbrucke hinter sich zerstoren konnte Erst am 23 April uberschritt der Kurfurst die Elbe und zog mit seinen etwa 7 000 Soldaten entlang des Flusses nach Norden Am Abend schlug Johann Friedrich ein Feldlager auf um darin die Nacht zu verbringen Die vereinigte Streitmacht des Kaisers folgte ihm mit ungefahr 27 000 Mann auf der anderen Uferseite 15 Am Morgen des 24 April bereiteten sich die sachsischen Truppen gerade auf den Weitermarsch vor als Soldaten des Kaisers teils schwimmend teils an einer Furt den Fluss uberquerten und es zu ersten Gefechten kam Die wenigen kursachsischen Wachsoldaten zogen sich kampfend in das Feldlager zuruck Kurfurst Johann Friedrich gab den Befehl zum vollstandigen Ruckzug weil sein Heer der kaiserlichen Ubermacht nicht gewachsen war Aber es gelang nicht mehr die stark befestigten kursachsischen Stadte Torgau oder Wittenberg zu erreichen Die protestantischen Truppen wurden vernichtend geschlagen In einem Waldchen bei Falkenberg umzingelten spanische und ungarische Husaren zusammen mit neapolitanischen schweren Reitern den Kurfursten Er wehrte sich wurde aber gefangen genommen und zunachst vor den Herzog von Alba schliesslich vor den Kaiser selbst gefuhrt Politische Folgen Bearbeiten nbsp Gebietsanderungen im Zuge der Wittenberger Kapitulation von 1547Mit dem Sieg bei Muhlberg war der Krieg entschieden Der protestantische Sieg am 23 Mai 1547 in der Schlacht bei Drakenburg der zum Abzug der Kaiserlichen aus dem Norden des Reiches fuhrte anderte daran nichts mehr Auch Magdeburg leistete noch bis 1551 Widerstand Der gefangen genommene Kurfurst wurde zunachst zum Tode verurteilt Um seine drohende Hinrichtung abzuwenden und fur seine Erben wenigstens einige Gebiete in Thuringen zu retten unterschrieb Johann Friedrich am 19 Mai 1547 die Wittenberger Kapitulation Diese ubertrug die sachsische Kurwurde an die albertinische Linie und reduzierte seine Landereien im Wesentlichen auf seine thuringischen Bereits am 4 Juni wurde Moritz von Sachsen zum neuen Kurfursten ausgerufen Landgraf Philipp drohte ein ahnliches Schicksal wie Johann Friedrich und er suchte einen Weg sich mit dem Kaiser auszusohnen Die Kurfursten Joachim vom Brandenburg und Moritz von Sachsen vermittelten schliesslich die Bedingungen seiner Unterwerfung Der Landgraf sollte sich auf Gnade und Ungnade ergeben der Kaiser sicherte im Gegenzug zu ihn weder zu Leibesstraf noch zu ewiger Gefangnus 16 zu verurteilen Daraufhin kam Philipp am 19 Juni auf eine relativ milde Strafe hoffend nach Halle Karl V liess ihn aber ebenfalls in Haft nehmen woruber besonders die vermittelnden Kurfursten sehr verargert waren Beide ehemaligen Bundeshaupter wurden als personliche Gefangene des Kaisers von ihm nach Augsburg Brussel wieder nach Augsburg nach Innsbruck und Villach und schliesslich wieder nach Augsburg mitgefuhrt Sie kamen erst 1552 frei Der Spruch auf der Ruckseite des Philippstalers der im Jahr 1552 dem Jahr der Entlassung Landgraf Philipps aus der kaiserlichen Haft gepragt wurde bezieht sich auf seine Freilassung ohne dem Protestantismus abgeschworen zu haben Es wird allerdings vielfach bestritten dass Philipp diesen Taler in Auftrag gegeben hat Man schreibt ihn in der Regel seinen Anhangern zu Konig Heinrich II hatte mehrere Militarfuhrer des Schmalkaldischen Bundes in Frankreich aufgenommen und mit Pensionen versorgt Neben Schartlin von Burtenbach waren dies Georg von Reckerode Hans von Heideck Rheingraf Johann Philipp von Dhaun und Friedrich von Reiffenberg 17 Der Kaiser befand sich nach der erfolgreichen Beendigung des Krieges auf dem Hohepunkt seiner Macht Er glaubte den Protestantismus endgultig besiegt und die Macht der Fursten empfindlich geschwacht zu haben Sein personliches Verhalten war zu dieser Zeit von ubersteigertem Stolz gepragt 18 Seinen Sieg beabsichtigte der Kaiser in doppelter Weise zu nutzen Erstens wollte er die Reichsverfassung in monarchischem Sinn reformieren Dieses so genannte Reichsbundprojekt scheiterte jedoch am Widerstand und der Verschleppungstaktik der Reichsstande 19 Zweitens diktierte Karl V auf dem geharnischten Augsburger Reichstag von 1548 das Augsburger Interim eine Art kaiserliche Zwischenreligion mit der aber weder Katholiken noch Protestanten zufrieden waren Die Unruhen im Reich konnte Karl V nicht beenden und sein Sieg uber die Protestanten war nur von kurzer Dauer 1551 verschwor sich der gestarkte Kurfurst Moritz von Sachsen im Furstenaufstand mit anderen Fursten gegen die Spanische Sukzession und Plane Karls das Reich zu einer Universalmonarchie auszubauen Als 1552 die Verschworer sich mit dem franzosischen Konig Heinrich II verbundeten und Karl V zur Flucht zwangen handelte sein Bruder Ferdinand I den Passauer Vertrag aus der den Protestanten weitgehende Rechte zusicherte Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden diese Rechte dann bestatigt Karl V dankte nach diesen Niederlagen 1556 zugunsten Ferdinands I ab Nachwirkung und Rezeption BearbeitenDer Schmalkaldische Krieg wurde mit erheblichem propagandistischen und militarischen Aufwand gefuhrt Obwohl es im Verlauf des Krieges zu keiner grossen Feldschlacht kam 20 wurden besonders durch Belagerungen und Kanonaden weite Teile des heutigen Mittel und Suddeutschlands verwustet Ahnlich wie im Dreissigjahrigen Krieg wurden die Kampfe zum grossten Teil mit angeworbenen Soldnertruppen gefuhrt Diese waren oft unterbezahlt da beiden Kriegsparteien schnell das Geld ausging und so ernahrten sie sich indem sie brandschatzend und plundernd durch das Land zogen Durch den Wegfall sicherer Verkehrswege die Zerstorung ganzer Dorfer die allgemeine Verarmung der Bevolkerung und die infolge der durchziehenden Heerhaufen ausbrechenden Seuchen trat in den betroffenen Regionen rasch ein wirtschaftlicher Niedergang ein Der Schmalkaldische Krieg ist bis heute ein fester Bestandteil der Reformationsgeschichte Seine zeitgenossische Bedeutung lasst sich daran ermessen dass er im Alten Reich als der teutsche Krieg bezeichnet wurde Nach dem Dreissigjahrigen Krieg bezeichnete man ihn mitunter auch als ersten deutschen Krieg Seit dem Zweiten Weltkrieg hat das generelle Interesse am Schmalkaldischen Krieg nachgelassen 21 da er von den Geschehnissen des zweiten deutschen Krieges des Dreissigjahrigen Krieges weitgehend uberlagert worden ist Der Krieg der von Historikern mitunter auch als erster Konfessionskrieg bezeichnet wird war einer der ersten neuzeitlichen Konflikte die auch mittels der relativ neuen Druckerzeugnisse ausgetragen wurden So wurde der Krieg von unzahligen Flugschriften Spottgedichten und Karikaturen propagandistisch begleitet 22 Siehe auch Schmalkaldischer Bundestaler MunzgeschichteQuellen BearbeitenNicolaus Mameranus Catalogus omnium Generalium Tribunorum Ducum Primorumque totius Exercitus Caroli V Impr Aug et Ferdinandi Regis Roman super rebelleis et inobedienteis Germ quosdam principes ac civitates conscripti anno 1546 Digitalisierung Literatur BearbeitenJohann Gottlieb Jahn Geschichte des Schmalkaldischen Krieges Eine reformationsgeschichtliche Denkschrift zur Erinnerung an das fur die ganze damalige protestantische Kirche verhangnisvolle Jahrzehend von 1537 bis 1547 Reclam Leipzig 1837 Alfred Kohler Karl V 1500 1558 Eine Biographie 3 durchgesehene Auflage C H Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 45359 7 Theodor Neumann Beitrage zur Geschichte des Schmalkaldischen Krieges der Bohmischen Emporung von 1547 sowie des Ponfalles der Oberlausitzischen Sechsstadte in demselben Jahre Gorlitz 1848 Digitalisat Alexander Querengasser Die Heere des Schmalkaldischen Krieges Heere amp Waffen 31 Berlin 2019 Helga Schnabel Schule Die Reformation 1495 1555 Stuttgart 2006 ISBN 3 15 017048 6 Klaus Schulte van Pol Ein gemain Krieg wider alle Protestantes Die Schlacht bei Muhlberg In Die Zeit 25 April 1997 Onlineversion Gunther Wartenberg Die Schlacht bei Muhlberg in der Reichsgeschichte als Auseinandersetzung zwischen protestantischen Fursten und Kaiser Karl V In Archiv fur Reformationsgeschichte 89 1998 ISSN 0003 9381 S 167 177 Wieland Held 1547 die Schlacht bei Muhlberg Elbe Entscheidung auf dem Wege zum albertinischen Kurfurstentum Sachsen 2 Aufl Beucha Sax Verl 2014 168 S ISBN 978 3 930076 43 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schmalkaldischer Krieg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schmalkaldischer Krieg bei historicum net Aufsatz von Kellenbenz zur Finanzierung des Krieges Flugschrift aus der Anfangszeit des Schmalkaldischen Krieges Das beispielhafte Schicksal der Stadt Harburg Schwaben im Schmalkaldischen Krieg Heiner Wember 20 Juli 1546 Beginn des Schmalkaldischen Krieges WDR ZeitZeichen vom 20 Juli 2021 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Kohler Karl V S 296 Olaf Morke Die Reformation Voraussetzungen und Durchsetzung S 57 Schnabel Schule Die Reformation 1495 1555 S 203 Kohler Karl V S 299 Friedrich Wilhelm Hassencamp Hessische Kirchengeschichte seit dem Zeitalter der Reformation S 646 Schnabel Schule Die Reformation 1495 1555 S 204 a b Kohler Karl V S 301 302 a b Friedrich Wilhelm Hassencamp Hessische Kirchengeschichte seit dem Zeitalter der Reformation S 648 Johann Gottlieb Jahn Geschichte des Schmalkaldischen Krieges S 77 Bernd Moeller Deutschland im Zeitalter der Reformation S 156 Gabriele Haug Moritz Zur Konstruktion von Kriegsniederlagen in fruhneuzeitlichen Massenmedien in Kriegsniederlagen S 347 Theologische Realenzyklopadie S 305 Kohler Karl V S 305 Gabriele Haug Moritz Zur Konstruktion von Kriegsniederlagen in fruhneuzeitlichen Massenmedien in Kriegsniederlagen S 346 Kohler Karl V S 307 zitiert nach Kohler Karl V S 318 Karl Erich Born Moritz von Sachsen und die Furstenverschworung gegen Karl V In Historische Zeitschrift 191 1960 S 18 66 hier S 27 Kohler Karl V S 314 Zum kaiserlichen Reichsbundprojekt siehe Komatsu Landfriedensbunde im 16 Jahrhundert Ein typologischer Vergleich S 109 112 Kohler Karl V S 301 Gabriele Haug Moritz Geschwinde Welt Krieg und offentliche Kommunikation zur Erfahrung beschleunigten historischen Wandels im Hlg Romischen Reich deutscher Nation in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts 1542 1554 1 2 Vorlage Toter Link www gewi uni graz at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Gabriele Haug Moritz Zur Konstruktion von Kriegsniederlagen in fruhneuzeitlichen Massenmedien in Kriegsniederlagen S 346Normdaten Sachbegriff GND 4179773 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schmalkaldischer Krieg amp oldid 236296932