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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zu weiteren Personen siehe Ulrich von Wurttemberg Begriffsklarung Ulrich von Wurttemberg 8 Februar 1487 in Reichenweier Riquewihr Elsass 6 November 1550 in Tubingen war 1498 1519 und 1534 1550 der dritte regierende Herzog von Wurttemberg Er war der erste protestantische Furst seines Territoriums Ihn besang in lateinischer Sprache Johann Pedius Tethinger Herzog Ulrich von Wurttemberg auf einem Olgemalde eines unbekannten Meisters entstanden zweite Halfte 16 Jahrhundert Bestand Kunsthistorisches Museum Wien Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Geburt und Kindheit 1 2 Erlass des Kaisers Maximilian I 1 3 Hochzeitsfeierlichkeiten mit Sabina von Bayern 1 4 Schuldenlasten 1 5 Aufstand des Armen Konrad 1 6 Konflikte mit dem Reich dem Schwabischen Bund und seiner Gemahlin 1 7 Reichsacht 1 8 Ruckkehr und Durchfuhrung der Reformation 2 Ehe und Nachkommen 3 Rezeption Literatur 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenGeburt und Kindheit Bearbeiten Ulrich wurde unter dem Namen Eitel Heinrich als Sohn des Grafen Heinrich von Wurttemberg im wurttembergischen Reichenweier geboren Seine Mutter Elisabeth von Zweibrucken Bitsch starb wenige Tage nach seiner Geburt im Kindbett Ulrich wurde am Hof des Herzogs Eberhard im Bart des Cousins und spateren Vormunds seines Vaters in Stuttgart erzogen Bei der Firmung erhielt er den Namen Ulrich Erlass des Kaisers Maximilian I Bearbeiten nbsp Gedenktafel an Ulrich von Wurttemberg in seiner Geburtsstadt Reichenweier heute FrankreichAuf Betreiben des Regierungsrats unter Leitung des Landhofmeisters Wolfgang Graf von Furstenberg und der Stande wurde 1498 der regierende Herzog von Wurttemberg Eberhard II Ulrichs Onkel vom deutschen Konig Maximilian I abgesetzt und Ulrich mit elf Jahren an seiner Stelle als dritter Herzog von Wurttemberg eingesetzt Seine Vormundschaft ubernahmen Vertreter der Stande unter Leitung des Erbmarschalls und Burgvogts auf der Burg Hohenneuffen Konrad Thumb von Neuburg Zugleich wurde Ulrich mit Maximilians sechsjahriger Nichte Sabina von Bayern verlobt womit ein strategisches Bundnis zwischen dem Herzogtum Bayern und dem armeren Haus Wurttemberg erzielt war 1503 wurde Ulrich vorzeitig als volljahrig erklart und zeichnete sich 1504 als Heerfuhrer im Landshuter Erbfolgekrieg aus wodurch er einige ehemals kurpfalzische Gebiete gewann Hochzeitsfeierlichkeiten mit Sabina von Bayern Bearbeiten nbsp Sabina von BayernNach 13 Jahren Verlobnis fand auf Drangen Maximilian I am 2 Marz 1511 die Hochzeit mit Sabina von Bayern mit fur die damalige Zeit kaum vorstellbarem Pomp statt 1 Das Fest dauerte 14 Tage mehr als 7000 Gaste waren geladen Rund um das Stuttgarter Schloss wurden die Burger kostenlos gespeist Die Hochzeit war keine Liebesheirat Ulrich hatte andere Affaren darunter auch eine mit der Tochter seines Vormunds Ursula Thumb von Neuburg und beide Ehegatten wurden als jahzornig und aufbrausend beschrieben Ulrich soll auch erblich belastet gewesen sein da Geisteskrankheit in der Familie bis ins 14 Jahrhundert vermutet wird 1513 wurde die Tochter Anna geboren Schuldenlasten Bearbeiten nbsp Silbertaler Ulrichs von Wurttemberg aus dem Jahr 1507Kriegszuge und Ulrichs aufwendiger hofischer Lebensstil verschlangen grosse Summen aus der Staatskasse die vollig desolat war Im Jahr 1514 betrug das Defizit etwa 70 Prozent der Staatseinnahmen Um trotzdem den geplanten Feldzug gegen Burgund finanzieren zu konnen erhob Ulrich neue ausserordentliche Steuern Die geplante Vermogenssteuer wurde auf Intervention der Ehrbarkeit von Stuttgart und Tubingen in eine Verbrauchssteuer auf Fleisch Wein und Frucht Getreide umgewandelt Die Kostenlast trug nun die arme Bevolkerung Die grossten Proteste verursachte aber die Art der Steuererhebung Sie wurde nicht auf die Ware aufgeschlagen sondern die Massgewichte wurden verringert Aufstand des Armen Konrad Bearbeiten Die Proteste in der Bevolkerung gegen seinen Herrschaftsstil fuhrten 1514 zum Aufstand des Armen Konrad Durch die Hilfe der Ehrbarkeit gelang es Ulrich die Aufstande niederzuschlagen Im Tubinger Vertrag vom 8 Juli 1514 musste Herzog Ulrich der wurttembergischen Ehrbarkeit dafur fur sich und seine Nachfolger weitgehende Zugestandnisse machen Ohne Zustimmung der Landstande in denen die Ehrbarkeit organisiert war durfte kein wurttembergischer Landesherr Krieg fuhren oder Steuern erheben Damit errangen die Landstande eine Position als machtige Gegenpartei der Landesherren Gleichzeitig verlor der Adel seinen politischen Einfluss am wurttembergischen Hof vollkommen Konflikte mit dem Reich dem Schwabischen Bund und seiner Gemahlin Bearbeiten Bereits 1512 war Ulrich aus dem Schwabischen Bund ausgetreten und versuchte stattdessen eine furstliche Allianz gegen diesen kaiserlichen Landfriedensbund aufzubauen 1515 erschlug Ulrich den Rittmeister Hans von Hutten den Ehemann seiner Geliebten Ursula Thumb von Neuburg Ulrichs Frau Sabina die kurz zuvor den Sohn Christoph geboren hatte trat darauf in offene Opposition zu ihrem Gemahl Herzog Ulrich Auf dem Landtag in Stuttgart ab 1 Juli 1515 auf dem auch aus anderen Grunden eine Ablosung Herzog Ulrichs diskutiert wurde brachte Sabina uber Ritter Hieronymus von Seiboldsdorf und Kanzler Augustin Losch in Abwesenheit ihres Gatten verschiedene Anliegen vor So furchtete sie eine Vertreibung falls es durch den Mord an Hutten zu Krieg im Land kommen sollte beklagte die bislang ausgebliebene Huldigung durch die Untertanen und bemangelte dass Ulrich offene Schulden fur ihre und der Kinder Kleidung nicht beglichen habe Auch rugte sie seine Gewalttatigkeiten Die Sache wurde nicht verhandelt floss aber wohl in den weiteren Verhandlungsverlauf des Landtags ein Im Falle einer Absetzung Ulrichs wurde Sabina mit ihrem Sohn zur Verwaltung des Landes eingesetzt werden Ulrich hob daraufhin den Sitz Sabinas auf Schloss Urach auf und forderte dessen Vereinigung mit dem seinigen in Stuttgart Sabina liess die Kinder zuruck und floh zu ihren Angehorigen nach Munchen womit die Spaltung des Bundnisses mit Bayern begann das von Kaiser Maximilian moderiert wurde Der Ehezwist und die Flucht Sabinas sollten fur die kommenden Jahrzehnte wiederkehrende Begrundungen und Anlasse fur Auseinandersetzungen mit Bayern sein Reichsacht Bearbeiten Am 11 Oktober 1516 sprach Kaiser Maximilian die Acht und Aberacht des Reiches aus 2 Das hinderte Ulrich nicht daran die Vogte von Weinsberg und Cannstatt Sebastian Breuning und Konrad Vaut am 20 November 1516 unter dem Vorwurf sich nach der Totung des Hans von Hutten hochverraterisch an den Kaiser gewandt zu haben verhaften und nach Aburteilung aufgrund von durch Folter herbeigefuhrten Gestandnissen am 11 Dezember 1516 auf dem Stuttgarter Marktplatz hinrichten zu lassen Der am gleichen Tag verhaftete Tubinger Vogt Konrad Breuning wurde noch ein weiteres Jahr gefangengehalten und gefoltert ehe er am 27 September 1517 ebenfalls hingerichtet wurde Die Reichsacht wurde dann erst mit dem Reichstag von Augsburg im Jahre 1518 rechtskraftig 3 nbsp Olgemalde Bildnis des Herzogs Ulrich vom Kunstler nach dem Tod des Herzogs geschaffenNach Maximilians Tod 1519 gab Ulrichs Uberfall auf die Reichsstadt Reutlingen den Anstoss zu seiner Vertreibung durch Georg Truchsess von Waldburg Zeil im Auftrag des Schwabischen Bundes Ulrich wurde verbannt und Wurttemberg wurde durch den neuen Kaiser Karl V dem Haus Habsburg unterstellt Christoph wurde Edelknabe am Hofe Karls seine Erbfolge war ungewiss Anna verblieb bei Sabina die nach Ulrichs Verbannung nach Wurttemberg zuruckgekehrt war Ulrich unternahm mehrere erfolglose Versuche sein Land zuruckzugewinnen am weitreichendsten 1525 im Zuge des Bauernkriegs als er mit Hegauer Bauern und Schweizer Soldnern bis vor Stuttgart ziehen konnte aber wieder vertrieben wurde Solidarisch zeigte er sich auch mit Hans Muller von Bulgenbach mit der Zusage zur evangelischen Bruderschaft 1527 fand Ulrich zeitweilig Unterschlupf auf der hessischen Burg Blankenstein bei Gladenbach 4 Ruckkehr und Durchfuhrung der Reformation Bearbeiten nbsp Die Grablege von Herzog Ulrich in der Stiftskirche TubingenErst 1534 gelang ihm die Ruckkehr mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I der gegen den osterreichischen Statthalter Pfalzgraf Philipp zu Felde zog und in der Schlacht bei Lauffen siegreich war Ulrich erhielt mit dem Vertrag von Kaaden den Besitz uber Wurttemberg bestatigt Er fuhrte umgehend im ganzen Land die Reformation ein und berief dafur die beiden Geistlichen Erhard Schnepf und Ambrosius Blarer Die Messe wurde abgeschafft die Heiligenbilder wurden in geordneter Weise entfernt und die entbehrlichen Gottesdienstutensilien eingezogen Wer von den Geistlichen bereit war im Sinne der Reformation zu predigen wurde ubernommen die anderen erhielten eine lebenslange Rente Protestantische Pfarrer aus Hessen und der Schweiz fullten die Lucken Die Kloster und geistlichen Korporationen wurden sakularisiert so dass sich das Herzogtum Wurttemberg bedeutend vergrosserte Allerdings wurde das Kirchengut als eigene Vermogensmasse behandelt und selbstandig verwaltet In einer Kirchenordnung von 1536 wurden die grundlegenden Regelungen fur die Landeskirche erstmals zusammengefasst Nach seiner Ruckkehr 1534 widmete sich Ulrich mit grossem Aufwand und noch hoheren Kosten dem Ausbau einzelner Burgen zu zeitgemassen Festungen worunter der Hohentwiel Hohenasperg und Hohenneuffen neben der Stadtfestung Schorndorf die bekanntesten waren 1546 besetzte Kaiser Karl V im Schmalkaldischen Krieg Wurttemberg und zwang Ulrich 1548 das Augsburger Interim und die Prasenz kaiserlicher Besatzungstruppen zu akzeptieren In dieser politisch schwierigen Situation starb er 1550 und wurde in der Stiftskirche Tubingen beigesetzt Sein Sohn Christoph trat die Nachfolge an Ehe und Nachkommen BearbeitenUlrich heiratet am 2 Marz 1511 Sabina von Bayern 24 April 1492 in Munchen 30 August 1564 in Nurtingen Tochter des bayerischen Herzogs Albrecht IV Mit ihr hatte er zwei Kinder Anna 30 Januar 1513 29 Juni 1530 in Urach Christoph 12 Mai 1515 in Urach 28 Dezember 1568 in Stuttgart Anna Maria von Brandenburg Ansbach 28 Dezember 1526 20 Mai 1589 Rezeption Literatur BearbeitenDer Schriftsteller Wilhelm Hauff griff die Ereignisse um den Konflikt zwischen Ulrich und dem schwabischen Bund in seinem historischen Roman Lichtenstein von 1826 auf 5 Siehe auch BearbeitenListe der Herrscher von WurttembergLiteratur BearbeitenGotz Adriani Andreas Schmauder Hrsg 1514 Macht Gewalt Freiheit Der Vertrag zu Tubingen in Zeiten des Umbruchs Katalogpublikation Kunsthalle Tubingen Thorbecke Ostfildern 2014 ISBN 978 3 7995 0570 3 Museumsausgabe ISBN 978 3 7995 0550 5 Verlagsausgabe Franz Brendle Dynastie Reich und Reformation Die wurttembergischen Herzoge Ulrich und Christoph die Habsburger und Frankreich Kohlhammer Stuttgart 1998 ISBN 3 17 015563 6 Hermann Ehmer Ulrich Herzog von Wurttemberg In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 12 Bautz Herzberg 1997 ISBN 3 88309 068 9 Sp 900 902 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Ludwig Friedrich Heyd Ulrich Herzog von Wurttemberg Ein Beitrag zur Geschichte Wurttembergs und des Deutschen Reichs im Zeitalter der Reformation Fues Tubingen 1841 1844 Band 1 1841 Scan Internet Archive Band 2 1841 Scan Internet Archive Band 3 1844 posthum vollendet und hrsg von Karl Pfaff Scan Internet Archive Gerhard Raff Hie gut Wirtemberg allewege Band 1 Das Haus Wurttemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig 6 Auflage Landhege Schwaigern 2014 ISBN 978 3 943066 34 0 S 458 474 Eugen Schneider Ulrich Herzog von Wurttemberg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 39 Duncker amp Humblot Leipzig 1895 S 237 243 Gabriele Haug Moritz Ulrich I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 5 S 600 Digitalisat Karl Konrad Finke Zwischen Hochverrat und Karrieredenken Der Anteil juristischer Amtstrager Herzog Ulrichs an dessen Sturz 1519 In Schwabische Heimat Jg 70 2019 S 28 35 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ulrich Herzog von Wurttemberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Armer Konrad Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Ulrich in der Deutschen Digitalen Bibliothek Online Findbuch Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart G 41 Herzog Ulrich 1487 1550 Anmerkungen Bearbeiten Eheabrede am 23 Juli 1498 in Freiburg und am 18 Oktober 1498 in Munchen Beilager am 2 Marz 1511 in Stuttgart Siehe Gerhard Raff Hie gut Wirtemberg allewege Band 1 Das Haus Wurttemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig 6 Auflage Landhege Schwaigern 2014 ISBN 978 3 943066 34 0 S 475 Hermann Wiesflecker Maximilian I Die Fundamente des habsburgischen Weltreiches Verlag fur Geschichte und Politik Wien Munchen 1991 ISBN 3 7028 0308 4 S 404 Wolfgang Reinhard Hrsg Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte Band 9 Probleme deutscher Geschichte 1495 1806 Reichsreform und Reformation 1495 1555 10 vollig neu bearbeitete Auflage Klett Cotta Stuttgart 2001 ISBN 3 608 60009 4 S 260 Geschichte unserer Stadt Stadt Gladenbach abgerufen am 22 April 2023 Wilhelm Hauff Lichtenstein Eduard Kaiser Verlag Klagenfurt VorgangerAmtNachfolgerEberhard II Herzog von Wurttemberg 1498 1519Ferdinand I Ferdinand I Herzog von Wurttemberg 1534 1550ChristophEberhard II Graf von Mompelgard 1498 1526Georg I Georg I Graf von Mompelgard 1534 1542ChristophHerrscher von Wurttemberg 1081 1918 Herren und Grafen bis 1495 Konrad I Konrad II Ludwig I Ludwig II Hartmann I Ludwig III Ulrich I Ulrich II Eberhard I Ulrich III Ulrich IV Eberhard II Eberhard III Eberhard IV Stuttgarter Linie Ulrich V Eberhard VI Uracher Linie Ludwig I Ludwig II Eberhard V Herzoge 1495 1806 Eberhard I Eberhard II Ulrich Christoph Ludwig Friedrich I Johann Friedrich Eberhard III Wilhelm Ludwig Eberhard Ludwig Karl Alexander Karl Eugen Ludwig Eugen Friedrich Eugen Friedrich II Konige 1806 1918 Friedrich Wilhelm I Karl Wilhelm II Siehe auch Liste der Herrscher von Wurttemberg und Haus Wurttemberg Normdaten Person GND 118625357 lobid OGND AKS LCCN n81106944 VIAF 47555075 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME UlrichALTERNATIVNAMEN Herzog Ulrich von Wurttemberg Eitel HeinrichKURZBESCHREIBUNG Herzog von WurttembergGEBURTSDATUM 8 Februar 1487GEBURTSORT Reichenweier ElsassSTERBEDATUM 6 November 1550STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulrich Wurttemberg amp oldid 237557835