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Ambrosius Blarer von Giersberg auch Blaurer 4 April 1492 in Konstanz 6 Dezember 1564 in Winterthur war ein Theologe Kirchenliederdichter und Reformator in Konstanz in Wurttemberg und in der schweizerischen Eidgenossenschaft Ambrosius BlaurerGeburtshaus von Ambrosius Blarer in der Konstanzer KatzgasseAmbrosius Blarer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Studium und Kloster 1 2 Reformator in Konstanz in der Ostschweiz und Wurttemberg 1 3 Flucht aus Konstanz und Pfarrer in der Schweiz 2 Lehre 3 Werke 3 1 Kirchenlieder 3 2 Schriften 4 Ehrungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenAmbrosius Blarer war der Sohn des Konstanzer Kaufmanns und Ratsherrn Augustin Blarer 1502 und dessen Frau Katharina Masslin von Graneck Er war der Bruder von Thomas Blarer und Margarete Blarer Sein Stief Onkel war Gerwig Blarer 1 Studium und Kloster Bearbeiten Blarer besuchte die Lateinschule in Konstanz und ab 1505 studierte er Alte Sprachen in Tubingen schloss jedoch sein Grundstudium nicht ab um ins Kloster eintreten zu konnen Er wurde Benediktinermonch im Kloster Alpirsbach im Schwarzwald und legte 1510 die Profess ab Der Abt schickte ihn wieder an die Universitat wo er 1511 zum Baccalaureus Artium und 1512 zum Magister promoviert wurde Er kam auch in Kontakt mit seinem Studienkollegen Philipp Melanchthon woraus eine lebenslange Freundschaft wurde Nach dem Studium wurde Blarer Lektor dann Verweser in der Pfarrei Alpirsbach und um 1521 Prior des Klosters Ab 1518 wurde er mit der Lehre Martin Luthers bekannt und ab 1520 sandte ihm sein Bruder Thomas Blarer der in Wittenberg studierte seine Schriften zu 2 So wurde er aufmerksam auf die Missstande in der Kirche und auf die Autoritat der Bibel des sogenannten sola scriptura Er begann in diesem Sinn evangelisch zu predigen was von den anderen Monchen und Dorfbewohnern jedoch nicht verstanden und akzeptiert wurde Vermutlich entstanden erste Lieder um sich Kummer und Sorge von Herz und Seele zu schreiben 1522 verliess er das Kloster und kehrte heimlich zu seiner Mutter nach Konstanz zuruck Ab 1523 pflegte er Kontakte mit Huldrych Zwingli in Zurich Johannes Oekolampad in Basel und Martin Bucer in Strassburg was seine neuen evangelischen Uberzeugungen bestarkte 3 Reformator in Konstanz in der Ostschweiz und Wurttemberg Bearbeiten 1525 wurde Blarer als Prediger der Pfarrkirche St Stephan in seiner Heimatstadt Konstanz berufen wo er zusammen mit seinem Bruder Thomas seinen Vettern Johannes Zwick und Konrad Zwick die Reformation nach dem Zurcher Vorbild einfuhrte Schulbildung und Armenfursorge verbesserte Dank dem guten personlichen Zusammenspiel zwischen Kirche und Rat konnte sich die Reformation in den folgenden Jahren weitgehend ruhig und gleichmassig durchsetzen 1528 beteiligte Blarer sich an der Berner Disputation und er begann sich von Zwinglis symbolischer Abendmahlslehre zu distanzieren und einen neuen Kirchenbegriff zu entwickeln ohne ein strenger Lutheraner zu werden Er vertrat eine Mittelposition ahnlich wie Martin Bucer dem er auch sonst nahe stand Eine Freundschaft mit regem Briefwechsel mit dem Zurcher Heinrich Bullinger entstand in Bern Er forderte das politische Bundnis zwischen Konstanz und Zurich das christliche Burgrecht von 1527 das freilich nach der Niederlage von Zurich 1531 wieder aufgegeben werden musste 1529 bis 1530 wirkte Blarer als Reformator in den ostschweizerischen Stadten Bischofszell Herisau und Wil 1529 bis 1540 trat er auch in den schwabischen Reichsstadten Ulm Esslingen am Neckar Augsburg Lindau Memmingen und Isny fur die Reformation ein Als reformatorischer Prediger war er auch in kleineren Orten tatig beispielsweise in Albstadt Tailfingen Blarer heiratete am 19 August 1533 die Schweizerin Katharina Ryf genannt von Blidegg eine fruhere Nonne aus dem benachbarten Dominikanerinnenkloster Munsterlingen Sie hatten zusammen vier Kinder von denen jedoch nur der Sohn Gerwick die Kindheit uberlebte Ab 1534 war Blarer im Auftrag von Herzog Ulrich mit dem Lutheraner Erhard Schnepf Reformator im Herzogtum Wurttemberg tatig In der Abendmahlsfrage nahm er deshalb die vermittelnde Stuttgarter Konkordienformel widerwillig an 1537 konnte er in Wurttemberg das reformierte Bilderverbot in den Kirchen durchsetzen Er leitete die Kirche im oberen Teil des Herzogtums ob der Staig mit Tubingen als Zentrum geriet aber mit Erhard Schnepf und anderen Lutheranern in Streit wegen des Bilderverbots und weil er zwischen Luther und Zwingli vermitteln wollte 1538 wurde er vom Herzog entlassen 1539 wirkte er in Augsburg und kehrte 1540 nach Konstanz zuruck In der Stadt waren Pestepidemien ausgebrochen 1541 verlor er dadurch seine Schwester Margarethe Blarer und 1542 seinen Cousin und Mitstreiter Johannes Zwick Nun arbeitete er am Konstanzer Gesangbuch und am Aufbau des Schulwesens mit Flucht aus Konstanz und Pfarrer in der Schweiz Bearbeiten 1548 musste Blarer wegen der Eroberung durch die Spanier und der folgenden Rekatholisierung aus Konstanz fliehen Er ging zu seiner verwitweten Schwester Barbara ins thurgauische Dorf Leutmerken und versah danach Pfarrdienste in mehreren Gemeinden der Schweiz So war er 1551 1559 Pfarrer in der Stadt Biel und half die Reformation dort zu etablieren Mehrere Anfragen lehnte er ab 1563 wirkte er nochmals als Verweser in Leutmerken von Winterthur aus Aufgrund von Neid von Pfarrkollegen und Betreiben der katholischen Orte musste er auch diese Stelle aufgeben Er stand in lebhaftem Briefwechsel mit den Schweizer Reformatoren Heinrich Bullinger Johannes Calvin und Guillaume Farel ubte aber keinen religionspolitischen Einfluss mehr aus wie in Konstanz und in Wurttemberg Er starb 1564 vereinsamt in Winterthur 4 5 6 Lehre BearbeitenDer aus einer reichen Familie stammende Blarer genoss eine fur seine Zeit gute klassische Bildung und war als Monch ein folgsamer und treuer Anhanger der katholischen Kirche Durch die Schriften von Luther wurde er aufmerksam auf die grossere Autoritat und Prioritat der Bibel des sola scriptura und auf Missstande und Oberflachlichkeit in der katholischen Kirche wie sie sich besonders in der Werkgerechtigkeit und im Ablass zeigten Wie Luther sah und fand er im Solus Christus die Vergebung die Erlosung von den Sunden durch den Kreuzestod Christi Aus Gnade und Dankbarkeit solle sich der Mensch im Glauben deshalb auf Christus ausrichten und sich ihm anvertrauen Er kann dies ohne einen Priester einen speziellen Vermittler tun wie dies der Begriff Allgemeines Priestertum aussagt den auch er vertrat Das christliche Gemeinwesen vertreten durch die Regierung solle die Pfarrer wahlen und einsetzen Hierin folgte er Zwingli obwohl er anfanglich mehr den Einzelpersonen an der Basis zutrauen wollte Er setzte sich fur Einigkeit und Frieden in der evangelischen Kirche ein und versuchte zwischen den Anhangern Luthers und Zwinglis zu vermitteln Er investierte nicht viel in theologische Formulierungen und Schriften sondern hielt die Menschen zur Nachfolge Christi und einem Gott wohlgefalligen Lebenswandel an In den neu eingefuhrten stadtischen Zuchtordnungen die er als einflussreicher Mann mitpragte kam dies zum Ausdruck was aber auch ein verbessertes Sozialwesen mit Schulbildung Armen Kranken und Witwenversorgung eingeschlossen hat In der Abendmahlsfrage konnte er weder mit Zwingli und Luther ubereinstimmen sondern betonte die personliche Glaubensbeziehung zu Christus Generell war ihm die Sprache und der Umgang Luthers zu brusk und grobschlachtig und er naherte sich mehr den Schweizer Reformatoren Bullinger und Calvin und deren Theologie und Politik an Die Kloster wollte er nicht schliessen sondern einer evangelischen Fuhrung unterstellen Die Bilder in der Kirche schaffte er ab damit die Menschen nicht vom Wort Gottes und der Predigt abgelenkt wurden Nach 1548 war im konfessionell zerstrittenen Deutschland kein Platz mehr fur den differenzierten und vermittelnden Reformator 7 Werke BearbeitenKirchenlieder Bearbeiten Ambrosius Blarer gilt als einer der sprachgewaltigsten oberdeutschen Liederdichter Es sind 25 seiner Kirchenlieder uberliefert Sein Lied Wie s Gott gefallt so gfallt s mir auch gilt als altestes evangelisches Kirchenlied 8 Jauchz Erd und Himmel juble hell 1533 1534 Text nach Psalm 36 Musik von Matthaus Greiter Strassburg 1525 und Guillaume Franc Genf 1542 heute EG 127 und RG 503 Wach auf wach auf s ist hohe Zeit 1561 Melodie von Melchior Vulpius 1609 heute EG 244 und RG 789 Schriften Bearbeiten Ambrosius Blarer verfasste auch verschiedene reformatorische Predigten und seelsorgerliche Schriften 9 Warhafft verantwortung Ambrosii Blaurer an aynen ersamen weysen Rat zu Costentz anzaygend warub er auss dem kloster gewichen und mit was geding er sich widerumb hynein begeben wol 1523 Digitalisat Ir gwalt ist veracht ir kunst wirt verlacht Irs liegens nit gacht gschwecht ist jr bracht Recht ists wiess Gott macht 1524 Digitalisat Ermanung an eyn Ersamen Rath der Stat Co n stantz Evangelische warhayt handt zu haben Gutknecht Nurnberg 1524 Digitalisat Die Predigen so vonn den frombden Predicanten die allenthalb har zu Bernn uff dem Gesprach oder Disputation gewesen beschehen sind Verwerffen der Articklenn und Stucken so die Widertouffer uff dem Gesprach zu Bernn vor ersamen grossem Radt furgewendt habend Froschauer Zurich 1528 Bericht Ambrosii Blaurer von dem widerruff so er bey dem articul des hochwirdigen Sacraments des leibs vnd bluts vnsers Herren Jesu Christi gethon soll haben auss welchem auch vergleichung streittender mainungen bey dem heilgen nachtmal des herren leichtlich vo den vnangefochtnen fromhertzigen Christen vermerckt mag werden Morhart Tubingen 1535 Digitalisat Ain schoen Christlich Klaglied von dem Gotsgelerten A B Seiner abgestorbnen lieben Schwestern M B Gestellt Jm Ton Mag ich ungluck nit widerstan Zusingen Augsburg um 1542 Der geistlich Schatz christenlicher vorbereitung gloubigs trosts wider tod und sterben Froschauer Zurich 1566 Digitalisat Ehrungen BearbeitenGedenktag am 6 Dezember im Evangelischen Namenkalender 10 Blarerplatz in Esslingen Ambrosius Blarer Platz in Alpirsbach 11 Literatur BearbeitenVerena Baumer Muller Blarer Ambrosius In Historisches Lexikon der Schweiz Friedrich Wilhelm Bautz BLARER Blaurer von Giersberg Ambrosius In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 612 614 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 06 13 Hermann Ehmer Ambrosius Blarer und Gerwig Blarer Zwei Benediktiner in den Entscheidungen der Reformationszeit In Blatter fur wurttembergische Kirchengeschichte 86 1986 S 196 214 Otto Feger Blarer Ambros In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 287 Digitalisat Julius Hartmann Blarer Ambrosius In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 691 693 Hartmann Bossert Blarer Ambrosius In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 3 Hinrichs Leipzig 1897 S 251 254 Th Keim Ambrosius Blarer der schwabische Reformator Tubingen 1860 Gudrun Litz Ambrosius Blarer und der Kampf gegen die Gotzen In Die reformatorische Bilderfrage in den schwabischen Reichsstadten Mohr Siebeck 2007 ISBN 3 16 149124 6 Bernd Moeller Blarer Ambrosius In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 6 de Gruyter Berlin New York 1980 ISBN 3 11 008115 6 S 711 715 Bernd Moeller Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz In Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte QFRG Jg 28 Gutersloh 1961 Bernd Moeller Hrsg Der Konstanzer Reformator Ambrosius Blarer 1492 1564 Gedenkschrift zu seinem 400 Todestag Thorbecke Konstanz und Stuttgart 1964 Theodor Pressel Ambrosius Blaurer s des schwabischen Reformators Leben und Schriften Stuttgart Liesching 1861 Digitalisate in der Google Buchsuche Theodor Pressel Ambrosius Blaurer Nach handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen Elberfeld Friderichs 1861 Digitalisat in der Google Buchsuche Werner Raupp Hrsg Gelebter Glaube Erfahrungen und Lebenszeugnisse aus unserem Land Ein Lesebuch Metzingen Wurtt Ernst Franz Verlag 1993 S 24 32 382 f Einl Quellentexte Lit Briefwechsel der Bruder Ambrosius und Thomas Blarer 1509 1548 Hrsg von der Badischen Historischen Kommission Bearb von Traugott Schiess Band 1 1509 Juni 1538 Freiburg i Br Fehsenfeld 1908 Internet Archive Robert Baumgartner Der Reformator Ambrosius Blaurer in Biel 1551 1559 In Blatter fur bernische Geschichte Kunst und Altertumskunde Band 19 1923 S 29 69 Digitalisat Irena Backus Das Prinzip sola scriptura und die Kirchenvater in den Disputationen von Baden 1526 und Bern 1528 Zurich Theologischer Verlag 1997 Blarer Ambrosius In Heinz Scheible Hrsg Melanchthons Briefwechsel Band 11 Personen A E Stuttgart Bad Cannstatt 2003 S 165 166 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ambrosius Blarer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Ambrosius Blarer in der Deutschen Digitalen Bibliothek Ambrosius Blarer in www 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