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Das Herzogtum Wurttemberg wurde nach geographischen Gesichtspunkten in die Landesteile Ob der Staig und Unter der Staig auch Oberland und Unterland genannt unterschieden Die Einteilung bezog sich auf die Alte Weinsteige in Stuttgart und war in diversen Angelegenheiten der Justiz und Verwaltung von Bedeutung Johann Majer Ducatus Wurtenbergici cum Locis limitaneis 1710 An den Randern der Karte die Wappen der wurttembergischen Stadte links Unt der Staig rechts Ob der Staig Geographie BearbeitenWelche Stadte und Amter zu welchem Landesteil gehorten ist in Johann Gottlieb Breyers Elementa Iuris Publici Wirtembergici 1787 im Einzelnen angegeben 1 Ob der Staig Altensteig Balingen Stadtamt Blaubeuren Boblingen Calw mit Zavelstein Dornhan Dornstetten Ebingen Freudenstadt Herrenberg Hornberg Kirchheim Leonberg Liebenzell Munsingen Nagold Neuenburg Neuffen Nurtingen Pfullingen Rosenfeld Sindelfingen Steusslingen Sulz Tubingen Tuttlingen Urach Wildbad Wildberg mit Bulach Unter der Staig Backnang Beilstein Besigheim Bietigheim Bottwar Brackenheim Cannstatt Goppingen Groningen Guglingen Heidenheim Heubach Lauffen Ludwigsburg Marbach Maulbronn Mockmuhl Neuenstadt Sachsenheim Schorndorf Stuttgart Stadt Stuttgart Amtsoberamt Vaihingen Waiblingen Weinsberg Winnenden und das 1785 neu erworbene Bonnigheim Die Klosteramter Klosterhofmeistereien und das sogenannte Kammerschreibereigut Hausgut der herzoglichen Familie fehlen in dieser Liste sie lassen sich jedoch nach geographischen Gesichtspunkten so ziemlich zuverlassig zuordnen 2 Zum oberen Landesteil gehorten demnach auch Alpirsbach Bebenhausen Klosteramt Blaubeuren Denkendorf Hirsau St Georgen und ein Teil des Klosteramts Herrenalb mit dem Amt Merklingen hingegen zum unteren Landesteil Adelberg Gochsheim Lorch Murrhardt die Klosteramter im Brenztal Anhausen Herbrechtingen Konigsbronn das kloster herrenalbische Amt Derdingen Weiltingen und Welzheim Eine 1717 erlassene Schlosser und Buchsenmacherordnung zeigt einige Abweichungen sie weist Goppingen und Heidenheim dem Oberland Denkendorf jedoch dem Unterland zu 3 In groben Zugen lasst sich die Aufteilung so beschreiben Wenn man eine Linie von Vayhingen bis Stuttgart zieht dass Leonberg links liegen bleibt sodann von Stuttgart den Neckar hinauf bis Plochingen und von da an die Vilss hinauf bis Goppingen so sind diejenige Orte die gegen Nordost liegen Unter und die gegen Sudwest liegen Ob der Staig 2 Die namensgebende Weinsteige stand pars pro toto fur die meist beschwerlichen Verkehrswege die aus dem Stuttgarter Talkessel uber den Berg in den Suden und Westen des Landes fuhrten Auf der Weinsteige reiste man nach Tubingen Balingen und Tuttlingen auch nach Nurtingen und Urach die Hasenbergsteige fuhrte nach Boblingen Leonberg und weiter in den Schwarzwald die Strasse uber den Bopser nach Kirchheim Auf angenehmeren Wegen waren die nordlichen und ostlichen Landesteile zu erreichen uber die Galgensteige 4 nach Ludwigsburg uber Cannstatt ins Remstal uber Esslingen ins Filstal Geschichte BearbeitenDie Formulierung ob der Staig zu Stuttgart kam bereits 1402 in einer Verkaufsurkunde 5 vor bezeichnete dort jedoch nur eine geographische Lage und hatte keine offizielle Bedeutung 1447 ist von Oberland und Unterland die Rede 6 was sich mutmasslich auf die 1442 im Nurtinger Vertrag vorgenommene Teilung Wurttembergs in einen Stuttgarter und einen Uracher Teil bezog 2 die aber schon 1482 endete und von der spateren Aufteilung deutlich abwich Amtlichen Charakter erhielt die Dualitat zwischen unter und ob der Staig spatestens mit der ersten Landesbauordnung von 1567 Berufungsinstanz in Untergangssachen sollte das Stuttgarter Stadtgericht fur den unteren Landesteil sein das Tubinger Stadtgericht fur den oberen Das unter Herzog Johann Friedrich ausgearbeitete 1610 in Kraft gesetzte dritte Landrecht erweiterte dies auf samtliche Gerichtsangelegenheiten 6 In kirchlicher Hinsicht wurden die beiden Landesteile nach Einfuhrung der Reformation 1534 zunachst getrennt verwaltet bis 1547 ein Visitationscollegium Vorlaufer des spateren Kirchenrats geschaffen wurde 7 Die Zustandigkeiten folgender Oberbehorden waren nach Unter und Oberland aufgeteilt Als Oberhofe Appellationsgerichte dritte Instanz nach den Dorfgerichten und den Gerichten der Amtsstadte fungierten die Stadtgerichte in Stuttgart und Tubingen 6 Diese Unterscheidung wurde im 18 Jahrhundert aufgegeben 8 Als Padagogarchen oberste Schulaufseher amtierten ein Tubinger Professor der Philosophie ob der Staig und der Rektor des Stuttgarter Gymnasiums unter der Staig ihnen oblag die Visitation der Trivialschulen im Herzogtum 2 Die medizinischen Kollegien in Stuttgart und Tubingen waren fur die Aufsicht uber das Apothekenwesen und die Examination angehender Chirurgen zustandig 2 Zwei Waisenvogte kontrollierten das Rechnungswesen der Spital Armenkasten Waisen und anderen Pflegen 9 Zwei Land Muhlen Visitatoren kontrollierten die Muhlen im Land 10 Es bestanden Handwerksladen in Stuttgart und Tubingen 1720 wurde in Ludwigsburg eine dritte errichtet 2 11 Anfang des 19 Jahrhunderts gewann Wurttemberg vor allem im Suden und Osten Gebiete hinzu Bei der neuen Verwaltungseinteilung des nunmehrigen Konigreichs spielte die altwurttembergische Zweiteilung in Oben und Unten keine Rolle mehr In der Folge ging die alte Wortbedeutung verloren Heute steht Oberland synonym fur Oberschwaben also die neuwurttembergische Region zwischen Donau und Bodensee wahrend Unterland die Gegend um Heilbronn bezeichnet Einzelnachweise Bearbeiten Johann Gottlieb Breyer Elementa Iuris Publici Wirtembergici 2 Auflage Cotta Tubingen 1787 S 129 131 Digitalisat der SLUB Dresden a b c d e f Gottlieb Friedrich Rosler Beytrage zur Naturgeschichte des Herzogthums Wirtemberg Band 1 Cotta Tubingen 1788 S 17 20 Digitalisat in der Google Buchsuche Sammlung derer samtlichen Handwerks Ordnungen des Herzogthums Wurtemberg Band 2 S 943 983 hier insbesondere S 947 948 Digitalisat in der Google Buchsuche Diese Route verlief im Zug der heutigen Nordbahnhofstrasse auf die Prag siehe Top Atlas von Wurttemberg 1 50 000 Blatt 16 Hauptstaatsarchiv Stuttgart Wurtt Regesten WR 12504a a b c Carl Georg Wachter Handbuch des im Konigreiche Wurttemberg geltenden Privatrechts Band 1 Stuttgart 1839 S 280 Digitalisat in der Google Buchsuche Die Oberaufsicht hatten 1534 die Reformatoren Ambrosius Blarer und Erhard Schnepf Siehe August Ludwig Reyscher Hrsg Vollstandige historisch und kritisch bearbeitete Sammlung der wurttembergischen Gesetze Band 9 Tubingen 1835 S 70 Schwabisches Magazin von gelehrten Sachen auf das Jahr 1775 S 107 Digitalisat in der Google Buchsuche Siehe z B Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 206 Bu 815 Herzoglich wirtembergisches Adress Buch auf das Jahr 1788 S 29 August Ludwig Reyscher Hrsg Vollstandige historisch und kritisch bearbeitete Sammlung der wurttembergischen Gesetze Band 13 Tubingen 1842 S 1246 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ob der Staig amp oldid 207717478