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Oberamt war die 1758 anstelle von Amt eingefuhrte Bezeichnung einer wurttembergischen Verwaltungseinheit die bis 1934 gebrauchlich war Nach der NS Machtubernahme wurden die Oberamter mit der Wurttembergischen Kreisordnung in Kreise umbenannt und deren Anzahl 1938 durch Zusammenschlusse erheblich verringert Ehemaliges Oberamtsgebaude von 1908 in BesigheimHistorisches Grenzschild der Oberamtsgrenze Rottenburg Tubingen in der Nahe von Dusslingen im Wald Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Herzogtum 1 2 Konigreich 1 3 Volksstaat 1 4 NS Diktatur 2 Oberamtsbeschreibungen 3 Heutige Spuren der Oberamtsgrenzen 4 Liste der wurttembergischen Oberamter 1811 bis 1934 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte BearbeitenHerzogtum Bearbeiten Hauptartikel Herzogtum Wurttemberg Die Gliederung des Herzogtums Wurttemberg bis 1495 Grafschaft in Amter genannte Verwaltungseinheiten spiegelte in ihrer Vielfalt das allmahliche Wachsen des Territoriums wider Neben den weltlichen Amtern die den grossten Teil des Landes ausmachten gab es Kloster Rentkammer und Kammerschreibereiamter In der Regel bestand ein weltliches Amt aus der namensgebenden Amtsstadt und den umliegenden Dorfern als Amtsorten oder Amtsflecken jedoch unterschieden sich die Bezirke hinsichtlich Flache und Einwohnerzahl erheblich und komplizierte Grenzverlaufe mit vielen Exklaven kennzeichneten das Kartenbild Einige grossere Amter etwa das Amt Urach gliederten sich in mehrere Unteramter Zur Prazisierung wurden seit 1758 die Amter selbst als Oberamt bezeichnet ohne dass strukturelle Reformen mit dieser Umbenennung verbunden gewesen waren Der traditionell Vogt genannte herzogliche Beamte der auf Amtsebene die Verwaltungsgeschafte leitete fuhrte ab 1759 den Titel Oberamtmann Ab jenem Tag sollten alle und jede Nebentitel mit dem Vogtswort sofort aufhoren und alleinig der Oberamtsmannsname gultig sein 1 Er war fur die Durchfuhrung der Massnahmen der Regierung in seinem Amtsbezirk verantwortlich etwa indem er neue Gesetze veroffentlichte Beschwerden der Untertanen entgegennahm und an die entsprechenden Oberbehorden weiterleitete Er verwarnte auch Personen die nur geringfugig gegen Gesetze verstiessen In der Amtsversammlung berieten Vertreter der Amtsstadt und der Amtsorte uber gemeinsame Belange Zum Beispiel wurde hier entschieden wie der Strassenbau im Oberamtsbezirk finanziert werden sollte Die Amtsversammlung wahlte auch ihre Abgeordneten fur die sogenannte Landschaft Konigreich Bearbeiten Hauptartikel Konigreich Wurttemberg Nachdem zunachst die dem Haus Wurttemberg als Folge der Umwalzungen der napoleonischen Zeit seit 1803 zugefallenen Gebiete als Neuwurttemberg getrennt verwaltet wurden leitete das Organisationsedikt 2 von 1806 Wurttemberg war mittlerweile zum Konigreich aufgestiegen die Schaffung einheitlicher Strukturen ein In den folgenden Jahren wurde die Absichtserklarung Es wird eine zweckmassige Eintheilung und Vereinigung der Ober und Stabsamter nach und nach getroffen werden in die Tat umgesetzt und das ganze Land ohne Rucksicht auf historische und konfessionelle Verhaltnisse neu in annahernd gleich grosse Oberamter eingeteilt deren Zahl sich bis 1810 auf 64 1819 mit der Aufhebung des Oberamts Albeck auf 63 reduzierte 3 Eine Sonderrolle nahm die Residenzstadt Stuttgart ein wo die Stadtdirektion die entsprechenden Aufgaben erfullte Die Oberamter waren dem Innenministerium unterstellt und fur alle wesentlichen Bereiche der staatlichen Verwaltung zustandig lediglich das Finanzwesen lag seit 1806 bei den Kameralamtern Seit 1814 4 erhielt jedes Oberamt unter der Bezeichnung Oberamtsarzt einen offentlichen Gesundheitsbeamten 5 Gemass dem damaligen Staatsverstandnis waren Verwaltung und Rechtspflege nicht getrennt der Oberamtmann fuhrte in Personalunion den Vorsitz des Oberamtsgerichts Kommunale Selbstverwaltung und das Mitspracherecht der Landstande die bereits unter Herzog Carl Eugen zeitweise eingeschrankt waren setzte Konig Friedrich ausser Kraft Konig Wilhelm I trat 1816 die Regierung an und begann gleich mit umfassenden Reformen die zur Verfassung 6 von 1819 fuhrten und damit Wurttemberg von einer absoluten in eine konstitutionelle Monarchie umwandelten Die am 31 Dezember 1818 erlassenen Edikte regelten verschiedene Aspekte der wiederhergestellten kommunalen Selbstverwaltung Die Schultheissereien Gemeinden wurden Selbstverwaltungskorper Die Gemeinden eines Oberamts bildeten zusammen die Amtskorperschaft eine Gebietskorperschaft mit eigenem Parlament Amtsversammlung und eigenem Vermogen Amtspflege Hieraus ergab sich eine Doppelfunktion des Oberamtmanns der nicht nur wie bisher staatlicher Beamter war sondern auch als Organ der Amtskorperschaft fungierte Verwaltung und Justiz wurden auf Oberamtsebene voneinander getrennt Kapitel V der Verfassung enthielt detaillierte Angaben zum Verwaltungsaufbau und zu den Rechten der Gemeinden und Amtskorperschaften Insbesondere sah 64 vor dass Oberamtsgrenzen nur per Gesetz also unter Zustimmung des Parlaments verandert werden konnten Von dieser Moglichkeit machte man nur sehr sparsam Gebrauch lediglich 1842 erfolgten grossere Anderungen die rund dreissig Gemeinden betrafen 7 Eine 1911 von der Regierung eingebrachte Vorlage zur Vereinfachung der Verwaltung im Sinne einer Kostenersparnis sah nur noch 42 Oberamter vor wurde aber von der Abgeordnetenkammer verworfen Volksstaat Bearbeiten Hauptartikel Volksstaat Wurttemberg 1919 kamen erneut Uberlegungen auf die Zahl der Oberamter zu verringern und die aufgrund der unterschiedlichen Bevolkerungsentwicklung verloren gegangene Gleichformigkeit wiederherzustellen Nachdem der Landtag der Aufhebung des Oberamts Cannstatt zum 1 Oktober 1923 zugestimmt hatte 8 versuchte die Regierung per Notverordnung gedeckt durch ein Ermachtigungsgesetz zum 1 April 1924 auch die Oberamter Blaubeuren Brackenheim Neresheim Spaichingen Sulz Weinsberg und Welzheim aufzulosen 9 Die damit hervorgerufenen Proteste fuhrten zum Rucktritt der Regierung die Notverordnung wurde zuruckgenommen und in der Folge lediglich das Oberamt Weinsberg zum 1 April 1926 aufgehoben 10 NS Diktatur Bearbeiten Hauptartikel Wurttemberg zur Zeit des Nationalsozialismus 1933 wurden die Organe der kommunalen Selbstverwaltung aufgelost 11 Nachdem der Oberamtmann bereits seit 1928 nach preussischem Vorbild Landrat genannt wurde ersetzte die Kreisordnung von 1934 12 die Bezeichnungen Oberamt durch Kreis und Amtskorperschaft durch Kreisverband beinhaltete aber noch keine Anderung der Grenzen Erst mit der Landkreisreform von 1938 wurden 27 der verbliebenen 61 Kreise aufgehoben 13 Oberamtsbeschreibungen BearbeitenAb 1824 bis 1886 wurden alle Oberamter statistisch aufbereitet und ihre Geschichte ihre Gemeinden Einwohnerzahlen und die Eigenarten ihrer Bewohner ausfuhrlich beschrieben Im Auftrag der Regierung publizierte das Koniglich statistisch topographische Bureau teilweise recht detaillierte Oberamtsbeschreibungen siehe Vorwort zur Oberamtsbeschreibung Ellwangen Sie sind auch heute noch eine sehr wichtige Quelle fur Historiker Per koniglichem Dekret waren den Verfassern alle Archive des Landes auch die der Adeligen der vormaligen Reichsstadte und Kloster fur diese Werke zuganglich zu machen Vielfach bezeichnend ist die Beschreibung der haufig mehrheitlich katholischen neuwurttembergischen Gebiete z B in Oberschwaben aus dem Blick der altwurttembergisch evangelisch gepragten Stuttgarter Burokratie Zitat aus der Beschreibung des Oberamts Ravensburg S 29 Der Charakter der Einwohner wird im Allgemeinen mehr als in anderen benachbarten Bezirken gelobt er wird als einfach und zutraulich geschildert Die Oberamtsbeschreibungen sind inzwischen gesuchte und teuer bezahlte Sammlerstucke in den 1970er Jahren wurden daher alle Bande als Nachdruck neu aufgelegt Die meisten sind zwischenzeitlich ebenfalls wieder vergriffen Alle stehen jetzt digitalisiert zur Verfugung siehe Wikisource Heutige Spuren der Oberamtsgrenzen BearbeitenAmtsgerichte befinden sich im ehemals wurttembergischen Gebiet Baden Wurttembergs oft in den ehemaligen Oberamtsstadten Auch die kirchlichen Verwaltungsstrukturen der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg spiegeln zum Grossteil die fruheren Oberamter wider So befindet sich in den meisten ehemaligen Oberamtsstadten noch heute der Sitz eines Dekanats dessen Zustandigkeitsgebiet sich mit dem fruheren Oberamt deckt Abweichungen hiervon gibt es hauptsachlich in den mehrheitlich katholischen Gebieten und dort wo wegen Mitgliederzuwachs neue Dekanate errichtet wurden z B Ditzingen oder Bernhausen Liste der wurttembergischen Oberamter 1811 bis 1934 Bearbeiten nbsp Karte der wurttembergischen Oberamter Stand 1926Da in der Liste eine abweichende Nummerierung verwendet wird ist eine Auflistung der passenden Nummern entsprechend der Karte zu finden unter Verwaltungsgliederung ab 1924 Oberamt seit 1973 in den Landkreisen1 Aalen Ostalbkreis2 Albeck 14 Alb Donau Kreis3 Backnang Rems Murr Kreis4 Balingen Zollernalbkreis5 Besigheim Ludwigsburg Heilbronn6 Biberach Biberach Alb Donau Kreis7 Blaubeuren Alb Donau Kreis8 Boblingen Boblingen9 Brackenheim Heilbronn10 Calw Calw Boblingen11 Cannstatt Stadtkreis Stuttgart Rems Murr Kreis Esslingen12 Crailsheim Schwabisch Hall13 Ehingen Alb Donau Kreis Biberach14 Ellwangen Ostalbkreis Schwabisch Hall15 Esslingen Esslingen16 Freudenstadt Freudenstadt17 Gaildorf Schwabisch Hall Ostalbkreis Rems Murr Kreis18 Geislingen Goppingen Alb Donau Kreis19 Gerabronn Schwabisch Hall20 Gmund Ostalbkreis Goppingen21 Goppingen Goppingen Esslingen22 Hall Schwabisch Hall23 Heidenheim Heidenheim24 Heilbronn Heilbronn25 Herrenberg Boblingen Tubingen26 Horb Freudenstadt Tubingen Calw27 Kirchheim Esslingen Goppingen28 Kunzelsau Hohenlohekreis Schwabisch Hall29 Laupheim Biberach Alb Donau Kreis Stadtkreis Ulm30 Leonberg Boblingen Ludwigsburg Enzkreis31 Leutkirch Ravensburg Biberach32 Lorch 15 Rems Murr Kreis Ostalbkreis Goppingen33 Ludwigsburg 16 Ludwigsburg Stadtkreis Stuttgart34 Marbach Ludwigsburg Rems Murr Kreis35 Maulbronn Enzkreis Ludwigsburg Karlsruhe36 Mergentheim Main Tauber Kreis37 Munsingen Reutlingen Alb Donau Kreis38 Nagold Calw Freudenstadt39 Neckarsulm Heilbronn40 Neresheim Ostalbkreis Heidenheim41 Neuenburg Calw Enzkreis Rastatt42 Nurtingen Esslingen Reutlingen43 Oberndorf Rottweil Freudenstadt44 Ohringen Hohenlohekreis Heilbronn Schwabisch Hall45 Ravensburg Ravensburg46 Reutlingen Reutlingen Sigmaringen47 Riedlingen Biberach Sigmaringen Reutlingen Alb Donau Kreis48 Rottenburg Tubingen49 Rottweil Rottweil Zollernalbkreis Schwarzwald Baar Kreis50 Saulgau Sigmaringen Ravensburg Biberach51 Schorndorf Rems Murr Kreis Esslingen Goppingen52 Spaichingen Tuttlingen Zollernalbkreis53 Stuttgart Amt Stadtkreis Stuttgart Esslingen Boblingen54 Stuttgart Stadt Stadtkreis Stuttgart55 Sulz Rottweil Zollernalbkreis Freudenstadt56 Tettnang Bodenseekreis Ravensburg57 Tubingen Tubingen Reutlingen Esslingen58 Tuttlingen Tuttlingen Schwarzwald Baar Kreis59 Ulm Alb Donau Kreis Stadtkreis Ulm Heidenheim60 Urach Reutlingen Esslingen61 Vaihingen Ludwigsburg Boblingen Enzkreis62 Waiblingen Rems Murr Kreis Ludwigsburg63 Waldsee Ravensburg Biberach64 Wangen Ravensburg65 Weinsberg Heilbronn Schwabisch Hall Hohenlohekreis66 Wiblingen 17 Biberach Alb Donau Kreis Stadtkreis Ulm67 Welzheim Rems Murr Kreis Ostalbkreis GoppingenSiehe auch BearbeitenVerwaltungsgliederung WurttembergsEinzelnachweise Bearbeiten Herzog Karl von Wurttemberg Generalreskript den Titel und Rang der Oberamtmanner betreffend vom 1 Febr 1759 In Zeller Hrsg Sammlung der wurttembergischen Regierungsgesetze Band III Tubingen 1843 S 778 bsb muenchen de Organisationsedikt vom 18 Marz 1806 Konigliches Manifest die neue Eintheilung des Konigreichs betreffend vom 27 Oktober 1810 PDF 2 9 MB Koniglich Wurttembergisches Staats und Regierungsblatt Hrsg Generalverordnung die Organisation der Medizinalverfassung im Konigreiche betreffend vom 14 22 Marz 1814 Nr 15 Stuttgart 1814 S 121 136 Zoeppritz Das Oberamtsgesetz von 1912 In Medizinisches Correspondenzblatt fur Wurttemberg Band 25 Stuttgart 1925 S 377 Verfassungsurkunde vom 25 September 1819 Gesetz betreffend Abanderungen in der Begrenzung der Oberamtsbezirke vom 6 Juli 1842 wirksam 1 September 1842 RegBl 1842 385 Gesetz betreffend Aufteilung des Oberamtsbezirks Cannstatt RegBl 1923 385 Verordnung des Staatsministeriums uber Anderung der Gerichts und Oberamtsbezirke RegBl 1924 138 aufgehoben in RegBl 1924 357 Gesetz betreffend Aufteilung des Oberamtsbezirks Weinsberg RegBl 1926 89 Gesetz uber die vorlaufige Vertretung der Amtskorperschaften vom 25 April 1933 Kreisordnung vom 29 Januar 1934 Gesetz uber die Landeseinteilung vom 25 April 1938 1819 fusioniert mit dem Oberamt Ulm 1819 in Oberamt Welzheim umbenannt Zuvor Amt Gruningen bis 1718 und von 1722 bis 1758 das ab 1758 mit reduziertem Amtsbezirk als Oberamt Markgroningen fortbestand und 1806 zwischen den Oberamtern Ludwigsburg und Vaihingen an der Enz aufgeteilt wurde 1842 umbenannt in Oberamt Laupheim Literatur BearbeitenWalter Grube Vogteien Amter Landkreise in Baden Wurttemberg Stuttgart 1975 ISBN 3 17 002445 0 Historischer Atlas von Baden Wurttemberg Karten VII 4 und VII 5 mit Beiwort Stuttgart 1976 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karten der Amtsbezirke um 1600 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Karten der Oberamtsbezirke um 1800 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Wurttembergische Oberamtsbeschreibungen Quellen und Volltexte Oberamter in Wurttemberg von 1811 bis 1934 Aalen Albeck Backnang Balingen Besigheim Biberach Blaubeuren Boblingen Brackenheim Calw Cannstatt Crailsheim Ehingen Ellwangen Esslingen Freudenstadt Gaildorf Geislingen Gerabronn Gmund Goppingen Hall Heidenheim Heilbronn Herrenberg Horb Kirchheim Kunzelsau Laupheim Leonberg Leutkirch Lorch Ludwigsburg Marbach Maulbronn Mergentheim Munsingen Nagold Neckarsulm Neresheim Neuenburg Nurtingen Oberndorf Ohringen Ravensburg Reutlingen 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