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Als Deutscher Bauernkrieg oder Revolution des gemeinen Mannes wird die Gesamtheit der Aufstande von Bauern Stadtern und Bergleuten bezeichnet die 1524 aus okonomischen und religiosen Grunden in weiten Teilen Thuringens Sachsens und im suddeutschen Raum speziell Franken Tirol und der Schweiz ausbrachen In deren Verlauf stellten die Bauern mit den Zwolf Artikeln von Memmingen erstmals Forderungen auf die als fruhe Formulierung von Menschenrechten gelten In Schwaben Franken dem Elsass Deutsch Lothringen und Thuringen wurden die Aufstande 1525 im Kurfurstentum Sachsen und in Tirol 1526 von Grund und Landesherren niedergeschlagen wobei schatzungsweise zwischen 70 000 und 75 000 Menschen ums Leben kamen Dem Bauernkrieg waren Aufstande in Livland 1 Ungarn Dozsa Aufstand England und der Schweiz vorausgegangen Ausbreitung der AufstandeInhaltsverzeichnis 1 Begriffsdefinition 2 Vorgeschichte 3 Ursachen und Umfeld 4 Bezug zur Reformation 4 1 Martin Luther 4 2 Philipp Melanchthon 4 3 Thomas Muntzer 5 Verlauf 5 1 Ausbruch der Konflikte 5 2 Zwolf Artikel und Verhandlungen 5 3 Verlauf des Aufstands 6 Folgen 7 Forschungsgeschichte 8 Rezeption 9 Belletristische Darstellungen Auswahl 10 Quellen 11 Literatur 12 Weblinks 13 AnmerkungenBegriffsdefinitionDie Ereignisse von 1525 wurden schon von Zeitgenossen als Bauernkrieg bezeichnet Doch fand der Begriff ausserst selten unter den Aufstandischen selbst Verwendung Der Historiker Georg Friedrich Sartorius hatte 1795 die Reihe der einsetzenden Monografien mit dem Titel Versuch einer Geschichte des deutschen Bauernkrieges begonnen Mit dem vom Historiker Wilhelm Zimmermann verfassten und 1841 1843 erschienenen ausserst erfolgreichen Werk Geschichte des grossen Bauernkriegs waren die Ereignisse von 1524 bis 1526 dann endgultig zu einer rein deutschen Angelegenheit geworden als deren Hauptakteure die Bauern angesehen wurden Deren Agieren wurde als ein Krieg gegen die sie bedruckende Obrigkeit bezeichnet Die Ereignisse in den Alpenlandern Schweiz und Osterreich werden in Zimmermanns Werk nur beilaufig behandelt Diesem Muster folgten auch alle weiteren Historiker die sich mit den Erhebungen der Jahre 1524 bis 1526 beschaftigten sodass sich der Begriff Deutscher Bauernkrieg immer mehr verfestigte 2 Die soziale Erhebung die heute noch immer allgemein als Deutscher Bauernkrieg bezeichnet wird blieb jedoch keinesfalls auf die Bauern allein beschrankt Der inzwischen nachgewiesenen Beteiligung von Stadtern und Bergleuten an dieser sozialen Erhebung versuchte Peter Blickle durch den Begriff der Revolution des Gemeinen Mannes gerecht zu werden wobei er den Gemeinen Mann als den nicht herrschaftsfahigen Untertanen der gemeine Mann ist der Bauer der Burger der landsassigen Stadt der von reichsstadtischen Amtern ausgeschlossene Stadter der Bergknappe 3 verstanden wissen wollte der im Gegensatz zur Obrigkeit stand Der 1975 vorgetragene Begriff wurde anfangs in Ost und West wegen seiner vieldeutigen Quellengrundlage kritisiert Inzwischen wird Blickles These von der Revolution des gemeinen Mannes beziehungsweise der Revolution von 1525 aber weithin akzeptiert VorgeschichteDer Bauernkrieg von 1524 bis 1526 brach nicht plotzlich uber die deutschen Territorien herein Vielmehr gehort er in eine lange Reihe von europaischen Aufstanden und Widerstandsaktionen die sich vom Spatmittelalter bis in die Neuzeit zieht 4 Schon im 13 und 14 Jahrhundert waren Bauern in der Schweiz in Flandern und England im 15 Jahrhundert in Bohmen aufgestanden Im Sudharz und der Goldenen Aue erhoben sich 1412 1415 die Flegler In der Schweiz erhoben sich die Bauern 1489 gegen die Stadte Zurich und St Gallen 1513 14 gegen Luzern Bern und Solothurn Danach wurde der Bundschuh gebildet 1460 im Hegau 1493 im Elsass 1502 im Bistum Speyer 1513 im Breisgau und 1517 am Oberrhein Im Bistum Wurzburg kam es 1476 im Gefolge des Paukers von Niklashausen zu Unruhen In Oberschwaben provozierte der Zugriff der Grundherren Aktionen gegen das Furststift Kempten 1491 92 und die Abtei Ochsenhausen 1502 In Wurttemberg stand 1514 der Arme Konrad auf Auch die zahlreichen Burgererhebungen vor allem in sudwestdeutschen Stadten zwischen 1509 und 1514 waren zumeist von den armeren und unterprivilegierten Schichten getragen und gegen die okonomischen und politischen Privilegien der Patrizier und des Klerus gerichtet 5 Der Hochadel war an einer Anderung der Lebensumstande der Bauern nicht interessiert weil dadurch zwangslaufig eigene Privilegien und Vorteile eingeschrankt worden waren Der niedere Adel ging dem Niedergang entgegen und hatte mit einem dramatischen Machtverlust zu kampfen was zu eigenen Aufstanden fuhrte Pfalzischer Ritteraufstand Der Versuch vieler niederer Adliger sich durch Raubrittertum uber Wasser zu halten ging grosstenteils wiederum zu Lasten der Bauern Der Klerus war genauso gegen jede Veranderung Der Katholizismus in der damals bestehenden Form stellte die Kernsaule des Feudalismus dar die kirchlichen Einrichtungen waren in der Regel selbst feudal organisiert kaum ein Kloster existierte ohne zugehorige Dorfer Die Kirche bezog ihre Einnahmen vorwiegend aus Spenden Ablasshandel sowie dem Zehnten Letzterer war auch fur den Adel eine wichtige Finanzquelle Die einzigen Reformbestrebungen die auf die Abschaffung der alten Feudalstrukturen innerhalb der Stadte zielten gingen vom erstarkenden Burgertum der Stadte aus blieben aber schwach ausgepragt da auch dieses von Adel und Klerus abhangig war Ursachen und Umfeld nbsp Bauern bei der Fronarbeit auf einer Briefmarke der DDR 1975 Zu den einzelnen Schauplatzen des Bauernkrieges von 1524 bis 1526 zahlen das Oberrheingebiet Wurttemberg Oberschwaben Franken Thuringen Rheinland Tirol und Salzburg Auch in zahlreichen Stadten Frankfurt am Main mit dem Frankfurter Zunftaufstand Nurnberg Muhlhausen Wurzburg kam es zu Unruhen Dabei war lokale Bindung eher die Regel als die Ausnahme Die Aufstande spielten sich uberwiegend in den eigenen Territorialgrenzen ab Die Ursachen fur die landlichen Unruhen zu bestimmen ist aufgrund der zeitlichen und regionalen Differenziertheit schwierig Oftmals waren wohl mehrere Grunde entscheidend wirtschaftliche Not und soziales Elend Schwierigkeiten gegenuber Grund Leib und Gerichtsherren Recht zu erhalten und nicht zuletzt Missstande in Adel und Klerus Die Bauern trugen die Hauptlast zur Aufrechterhaltung der Feudalgesellschaft Fursten Adel Beamte Patrizier und der Klerus lebten von deren Arbeitskraft und da die Zahl der Nutzniesser immer weiter anstieg stiegen auch die Abgaben die die Bauern zu leisten hatten Neben dem Grosszehnt und dem Kleinzehnt auf die meisten ihrer erwirtschafteten Einkunfte und Ertrage zahlten sie Steuern Zolle und Zinsen und waren haufig ihren Grundherren zu Fron und Spanndiensten verpflichtet Dazu kam dass in Oberschwaben Wurttemberg Franken Sachsen Obersachsen und Thuringen die Realteilung angewandt wurde die bei gleich bleibender Gesamtproduktionsflache zu immer kleineren Hofen fuhrte Viele dieser Kleinstbauernhofe waren angesichts der hohen Belastungen nicht mehr wirtschaftlich zu fuhren Wirtschaftliche Probleme haufige Missernten und der grosse Druck der Grundherren fuhrten immer mehr Bauern in die Horigkeit und weiter in die Leibeigenschaft woraus wiederum zusatzliche Pachten und Dienstverpflichtungen resultieren Auch das Alte Recht ein mundlich uberliefertes Recht wurde von den Grundherren zunehmend frei interpretiert oder vollkommen ignoriert Seit Jahrhunderten bestehende Allmenden wurden enteignet und gemeinschaftliche Weide Holzschlag Fischerei oder Jagdrechte beschnitten oder abgeschafft Viele der einfachen Bauern trauten sich aufgrund ihrer vielfachen Abhangigkeitsverhaltnisse nicht gegen ihre Herren aufzubegehren Vor allem die dorfliche Oberschicht wollte aber Veranderungen Schultheissen Bauernrichter Dorfhandwerker und Ackerburger aus den Kleinstadten trugen den Aufstand und drangten vielerorts die armen Bauern zum Anschluss an die Bauernhaufen Die Bauern selbst wollten vor allem ihre altuberlieferten Rechte wiederherstellen und ein menschenwurdiges und im Ubrigen gottesfurchtiges Leben fuhren Ihre Forderungen nach Milderung der Lasten und Aufhebung der Leibeigenschaft aber ruttelten an den Grundfesten der bestehenden Gesellschaftsordnung Bezug zur ReformationIn der Kirche herrschten erhebliche Missstande Viele Geistliche fuhrten ein ausschweifendes Leben und profitierten von Stiftungen und Erbschaften der reichen Bevolkerung sowie Abgaben und Spenden der Armen In Rom gelangte man durch Vetternwirtschaft und Bestechung zu Amt und Wurden die Papste taten sich als Kriegs und Bauherren sowie als Forderer der schonen Kunste hervor Diese Zustande wurden schon fruh von Hans Bohm dem Pfeifer von Niklashausen in Tauberfranken Girolamo Savonarola in Florenz und spater auch von Martin Luther kritisiert Als der Dominikaner Johann Tetzel 1517 im Auftrag des Erzbischofs von Mainz Albrecht von Brandenburg und des Papstes Leo X durch Deutschland zog dort erfolgreich den Ablass predigte und seine Ablasszettel verkaufte verfasste Luther seine 95 Thesen die er der Uberlieferung zufolge am 31 Oktober 1517 an die Kirchentur von Wittenberg nagelte nbsp Thomas Muntzer Briefmarkenblock DDRAuch Ulrich Zwingli in Zurich und Thomas Muntzer in Allstedt vertraten offentlich die Ansicht dass jeder Mensch auch ohne die Vermittlung der hierarchischen Kirche seinen Weg zu Gott und seinem Seelenheil finden konne Damit untergruben sie den Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche und bestatigten den Bauern wie weit sich der Klerus von seinen eigenen Lehren entfernt hatte und deshalb in grossen Teilen uberflussig sei Die Argumentation Luthers in seiner Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen 1520 dass Ein Christenmensch ein Herr uber alle Dinge und niemandem untertan sei sowie seine Ubersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche 1522 waren weitere entscheidende Ausloser fur das Aufbegehren der dorflichen Bevolkerung Nun war es auch den einfachen Leuten moglich die mit dem Willen Gottes gerechtfertigten Anspruche von Adel und Klerus zu hinterfragen Fur die eigene erbarmliche Lage durch Erbteilung zerstuckelte Hofe fanden sie keine biblische Begrundung und somit vermuteten viele Bauern dass die Einschrankung des Alten Rechts durch die Grundherren dem tatsachlichen Gottlichen Recht widerspreche Martin Luther nbsp LutherObwohl die Standpunkte der Reformation eine wesentliche Rechtfertigung fur die aufstandischen Bauern waren distanzierte sich Martin Luther deutlich vom Bauernkrieg Schon 1521 unterschied er genau zwischen weltlichem und geistlichem Bereich da er mit der Reformation die Veranderung der Kirche und nicht im Gegensatz zu Savonarola Veranderung der weltlichen Ordnung erreichen wollte Von der Obrigkeit wurde er trotzdem zunehmend fur die Geschehnisse im Bauernkrieg verantwortlich gemacht wohl auch deshalb weil er sich nicht eindeutig von den Forderungen der Bauern distanzierte Noch 1525 kritisierte Luther in seiner Ermahnung zum Frieden das hochmutige Verhalten der Fursten Erst nach der Weinsberger Bluttat schlug er sich eindeutig auf die Seite der Fursten und verurteilte die Aufstandischen scharf wider die morderischen und rauberischen Rotten der Bauern man soll sie zerschmeissen wurgen stechen heimlich und offentlich wer da kann wie man einen tollen Hund erschlagen muss Seine Schrift Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren veroffentlichte Luther allerdings erst zu einem Zeitpunkt als die Niederlage der Bauern bereits absehbar war Nach 1525 verlor der Protestantismus seinen revolutionaren Geist und zementierte auch von Luther unterstutzt die herrschenden gesellschaftlichen Verhaltnisse mit dem Glaubenssatz Seid untertan der Obrigkeit Philipp Melanchthon Der Kurfurst Ludwig V von der Pfalz schrieb am 18 Mai 1525 an den evangelischen Reformator Philipp Melanchthon in Wittenberg einen Brief mit der Bitte u a das Verhalten der Bauern zu beurteilen Melanchthon schrieb in seinem Antwortbrief dass dies ein wildes ungezogenes Bauernvolk sei und die Obrigkeit recht tue Ausserdem ist der Zehnte rechtens die Leibeigenschaft und Zinsen seien nicht frevelhaft Die Obrigkeit kann die Strafe setzen nach der Not im Lande und die Bauern haben nicht das Recht der Herrschaft ein Gesetz zu diktieren Fur solch ein ungezogenes mutwilliges und blutgieriges Volk nennt Gott das Schwert Diese Antwort entband den Kurfursten von allen Abmachungen Vertrag von Udenheim und Hilsbach Er rustete eine Streitmacht aus und zog am 22 Mai 1525 mit 4500 Landsknechten 1800 Reitern und mehreren Geschutzen von Heidelberg bis nach Bruchsal wo er am 23 Mai 1525 siegreich einzog 6 Thomas Muntzer Hauptartikel Thomas Muntzer Thomas Muntzer war ein fruherer Anhanger Luthers Im Gegensatz zu diesem stand er aber fur die gewaltsame Befreiung der Bauern und betatigte sich in Muhlhausen wo er Pfarrer in der Marienkirche war als Agitator und Forderer der Aufstande Dort versuchte er seine Vorstellungen einer gerechten Gesellschaftsordnung umzusetzen Privilegien wurden aufgehoben Kloster aufgelost Raume fur Obdachlose geschaffen eine Armenspeisung eingerichtet Er forderte die Gemeinschaft aller Guter die gleiche Verpflichtung aller zur Arbeit und die Abschaffung aller Obrigkeit omnia sunt communia 7 Seine Bestrebungen verschiedene Thuringer Bauernhaufen zu vereinigen gelangen jedoch nicht Im Mai 1525 wurde er gefangen genommen gefoltert und schliesslich hingerichtet VerlaufAusbruch der Konflikte Die erste Erhebung im Bauernkrieg fand am 23 Juni 1524 im Wutachtal bei Stuhlingen statt Sie richtete sich gegen den im Schloss Hohenlupfen regierenden Grafen Sigmund II von Lupfen 8 Die Bauern bildeten im Raum St Blasien ein Fahnlein und wahlten als ihren Anfuhrer Hans Muller von Bulgenbach 1524 kam es auch bei Forchheim in der Nahe von Nurnberg neuerlich zu Unruhen kurz darauf auch in Muhlhausen bei Erfurt Am 2 Oktober 1524 verbundeten sich auf der Hilzinger Kirchweih einem traditionellen Erntedankfest ca 800 Bauern aus dem westlichen Hegau zu einer Eidgenossenschaft 9 Wenig spater zogen 3500 Bauern in Richtung Furtwangen In Oberschwaben rund um den Bodensee garte es schon langer und innerhalb kurzer Zeit bildeten sich im Februar und Marz 1525 drei bewaffnete so genannte Bauernhaufen der Baltringer Haufen der Seehaufen und der Allgauer Haufen Der grosste der drei war der Baltringer Haufen mehr als 12 000 Bauern Burger und Geistliche sammelten sich innerhalb weniger Tage im Baltringer Ried in der Nahe von Biberach Auch der Seehaufen in der Nahe von Lindau bestand aus annahernd 12 000 Mannern darunter auch viele einfache Geistliche und Landsknechte Die 7000 Allgauer Bauern die vor allem gegen den Furstabt von Kempten aufbegehrten lagerten bei Leubas Zwolf Artikel und Verhandlungen Hauptartikel Zwolf Artikel nbsp Fassade der Kramerzunft am Weinmarkt in Memmingen Motiv Verlesung der 12 Artikel des Bauernaufstandes nbsp Titelblatt einer Flugschrift mit den 12 Artikeln nbsp Sowohl Unterstutzer als auch Gegner informierten sich uber Flugschriften uber den Inhalt der 12 ArtikelDie drei oberschwabischen Bauernhaufen wollten vor allem eine Verbesserung ihrer Lebensverhaltnisse erreichen und keinen Krieg beginnen Deshalb setzten sie auf Verhandlungen mit dem Schwabischen Bund 50 Vertreter der drei Bauernhaufen trafen sich dazu in der freien Reichsstadt Memmingen deren Burgerschaft mit den Bauern sympathisierte Hier versuchten die Fuhrer aller drei Haufen die Forderungen der Bauern zu artikulieren und mit der Bibel argumentativ zu unterlegen Im Februar Marz 1525 wurden die Zwolf Artikel verfasst deren Urheberschaft gewohnlich Sebastian Lotzer und Christoph Schappeler einem Kurschnergesellen und einem Pradikanten in Memmingen zugesprochen wurde Nach Peter Blickle waren die Zwolf Artikel Beschwerdeschrift Reformprogramm und politisches Manifest zugleich 10 Nach dem Vorbild der Schweizer Eidgenossenschaft grundeten die Bauern die Oberschwabische Eidgenossenschaft deren Grundlagen in der Bundesordnung niedergelegt wurden So sollten die einzelnen Bauernhaufen im Gegensatz zu vorhergehenden Erhebungen zukunftig auch fureinander einstehen Innerhalb kurzester Zeit wurden von beiden Schriften hohe Auflagen gedruckt und verteilt die fur eine aussergewohnlich schnelle Verbreitung der Aufstande in ganz Suddeutschland und Tirol sorgten Die Grundung der Christlichen Vereinigung wurde nach der Verabschiedung der beiden Papiere dem Schwabischen Bund in Augsburg in der Hoffnung angezeigt als gleichwertiger Partner an Verhandlungen teilnehmen zu konnen Angesichts verschiedener Plunderungen und der Weinsberger Bluttat siehe weiter unten hatten die im Schwabischen Bund zusammengeschlossenen Adligen allerdings kein Interesse an Verhandlungen Unterstutzt durch die Augsburger Kaufmannsfamilie Fugger wurde Georg Truchsess von Waldburg Zeil genannt Bauernjorg mit einer Armee von 9 000 Landsknechten und 1500 gepanzerten Reitern beauftragt die meist mit Sensen und Dreschflegeln bewaffneten Bauern niederzuwerfen Die Verhandlung der Zwolf Artikel in Memmingen war Dreh und Angelpunkt des Bauernkrieges Hier wurden die Forderungen erstmals einheitlich formuliert sowie schriftlich fixiert Die Bauern traten erstmals einheitlich gegenuber der Obrigkeit auf die bisherigen Erhebungen scheiterten vor allem an der Zersplitterung der Aufstande und der mangelnden gegenseitigen Unterstutzung Mit den 12 Artikeln anderte sich dies Die Zwolf Artikel forderten die freie Pfarrerwahl 1 die Abschaffung des Kleinzehnten kirchliche oder gemeinnutzige Verwendung der Grosszehnten 2 die Aufhebung der Leibeigenschaft 3 die freie Jagd und Fischerei 4 die Ruckgabe der Walder 5 die Reduzierung der Frondienste 6 Einhaltung bestehender Besitzbedingungen 7 Neufestsetzung der Abgaben an den Grundherren 8 feste statt willkurlicher Strafen 9 Ruckgabe der Allmenden 10 Abschaffung des Todfalls 11 Der zwolfte Artikel nimmt den Gedanken der Praambel wieder auf und erklart die grundsatzliche Bereitschaft auf alle Forderungen zu verzichten die dem Wort Gottes nicht gemass sind Verlauf des Aufstands Ende Marz 1525 sammelte sich das Heer von Waldburg Zeil in Ulm Ein Stuck donauabwarts bei Leipheim hatten sich um den Prediger Jakob Wehe 5 000 Bauern versammelt die im weiteren Umkreis Kloster und Adelssitze plunderten Das Heer des Schwabischen Bundes marschierte deshalb nach Leipheim und rieb schon auf dem Weg dorthin einzelne plundernde Bauerngruppen auf Am 4 April 1525 kam es zur ersten grossen Schlacht bei Leipheim in der der Leipheimer Haufen besiegt wurde Die Stadt Leipheim musste ein Strafgeld zahlen Wehe und die anderen Fuhrer des Haufens wurden hingerichtet Zum Gedenken wurde oberhalb des Biberhackens westlich von Leipheim am Rand der Flur zu Echlishausen an der B10 ein Bauernkriegsdenkmal errichtet Ebenfalls Anfang April sammelten sich auch die Bauern aus dem Neckartal und dem Odenwald unter Jacklein Rohrbach Zu Ostern 1525 16 April lagerte der Neckartaler Haufen bei Weinsberg wo der hitzkopfige Rohrbach den von den Bauern gehassten Grafen Ludwig von Helfenstein und seine Ritter Spiessrutenlaufen liess Der schmerzvolle Tod der Adligen durch das Stechen und Prugeln der Bauern ging als die Weinsberger Bluttat in die Geschichte des Bauernkriegs ein Sie pragte entscheidend das Bild vom mordenden und plundernden Bauern und war einer der Hauptgrunde weshalb sich viele Adlige gegen die Sache der Bauern stellten Zur Strafe wurde die Stadt Weinsberg niedergebrannt und Jacklein Rohrbach bei lebendigem Leib verbrannt Nach der Bluttat von Weinsberg vereinigten sich die Neckartaler und Odenwalder mit dem von dem frankischen Adligen Florian Geyer gefuhrten Taubertaler Haufen Schwarzer Haufen zum starken Heller Lichter Haufen Die annahernd 12 000 Manner wandten sich unter der Fuhrung des Hauptmanns Gotz von Berlichingen gegen die Bischofe von Mainz und Wurzburg und den Kurfursten von der Pfalz Am 12 April stellte die Streitmacht des Schwabischen Bundes den Baltringer Haufen der schnell besiegt werden konnte Die Bauern wurden entwaffnet und jeder musste ein hohes Strafgeld zahlen Am 13 April musste sich Truchsess Georg von Waldburg mit seinem Heer vor dem militarisch recht gut ausgebildeten Seehaufen wieder zuruckziehen und traf einen Tag spater am 14 April bei Wurzach auf die eigenen Bauern des Allgauer Haufens Er verhandelte mit ihnen und konnte sie uberzeugen ihre Waffen niederzulegen Im Vertrag von Weingarten vom 17 April machte er dem Seehaufen und dem Allgauer Haufen mit dem Strategen Eitelhans Ziegelmuller Zugestandnisse und garantierte ihnen freien Abzug und ein unabhangiges Schiedsgericht zur Austragung ihrer Konflikte Am 16 April sammelten sich die Wurttemberger Bauern Die 8 000 Mann starke Truppe ruckte in die Stadt Stuttgart ein und zog im Mai weiter nach Boblingen Auch bei Hall und Gmund bildeten sich kleinere Haufen die 3 000 Anhanger plunderten die Kloster Lorch und Murrhardt und legten die Burg Hohenstaufen in Schutt und Asche Auch im Kraichgau und Ortenau wurden Kloster geplundert und Burgen niedergebrannt Nach dem Erfolg von Weingarten zog das Heer Waldburg Zeils ins Neckartal Die Bauern wurden bei Balingen Rottenburg Herrenberg und am 12 Mai in der Schlacht bei Boblingen trotz grosser Uberzahl geschlagen Anfuhrer Matern Feuerbacher floh daraufhin nach Suden Ahnlich erging es am 2 Juni den Neckartalern und Odenwaldern bei Konigshofen Im April 1525 trafen sich in Gehren und Langewiesen die Vertreter von zehn Schwarzburger Gemeinden die den Evangelischen Bruderlichen Bund geschlossen hatten Sie forderten die ubrigen Orte der Grafschaft durch Briefe und Gesandte auf dem Bund beizutreten und sich den Forderungen der in Gehren versammelten Bauern des Waldhaufens anzuschliessen 11 Am 23 April 1525 zog der Waldhaufen uber Konigsee und Paulinzella wo die Bauern Amt und Kloster plunderten nach Stadtilm 12 Die Stadtilmer Burger setzten am 24 April 1525 den Rat und den Vogt des Schwarzburger Grafen ab und offneten den aufstandischen Bauern die Stadttore Die Nachricht von diesem Sieg verbreitete sich rasch im Rudolstadter Gebiet worauf weitere Bauern aus der Schwarzburger Oberherrschaft nach Stadtilm kamen und sich dem Waldhaufen anschlossen 13 Die vereinigten Schwarzburger Bauernhaufen aus Gehren und Stadtilm zogen vor die Tore Arnstadts und trugen dem Grafen ihre in Zwolf Artikel gefassten bauerlichen und stadtischen Forderungen vor Angesichts der Streitmacht des auf 8000 Mann angewachsenen Bauernhaufens erkannte der Graf die Zwolf Artikel an worauf die Hauptleute der Bauern den Abzug und die vorlaufige Auflosung des Bauernhaufens veranlassten Nach der Niederlage der Bauern bei Frankenhausen nahm Kurfurst Johann der Bestandige die Zusagen an die Bauern und Stadtburger zuruck Arnstadt erhielt eine harte Geldstrafe und verlor seine Privilegien Die Anfuhrer der vereinigten Schwarzburger Bauernhaufen wurden gefangen und am 17 Juni und 9 August 1525 in Arnstadt hingerichtet 14 Die Schlacht bei Frankenhausen am 15 Mai 1525 war eine der bedeutendsten Schlachten wahrend des Deutschen Bauernkriegs In ihr wurden die von Muntzer gefuhrten aufstandischen Bauern Thuringens von einem Furstenheer vollstandig besiegt Muntzer selbst wurde gefangen genommen und am 27 Mai in Muhlhausen enthauptet nachdem er auf die Festung Heldrungen gebracht und gefoltert worden war nbsp Hans Muller von Bulgenbach Kupferstich von Caracciolo um 1650 Am 23 Mai nahm ein Haufen von 18 000 Breisgauer und Sudschwarzwalder Bauern Freiburg im Breisgau ein Nach dem Erfolg wollte der Anfuhrer Hans Muller den Belagerern von Radolfzell zu Hilfe eilen doch nur wenige Bauern zogen mit ihm die meisten wollten sich wieder um ihre Felder kummern So war deren Streitmacht relativ klein als sie von Erzherzog Ferdinand von Osterreich kurz darauf geschlagen wurden Waldburg Zeil traf am 4 Juni bei Wurzburg auf den Hellen Lichten Haufen der frankischen Bauern und da dieser am Vortag von Gotz von Berlichingen unter einem Vorwand verlassen wurde hatten die fuhrerlosen Bauern keine Chance In zwei Stunden wurden 8 000 Bauern getotet Nach diesem Sieg wandte sich die Truppe des Bauernjorg wieder nach Suden und besiegte im Allgau Ende Juli die Aufstandischen In vier Monaten hatte die Armee des Georg Truchsess von Waldburg Zeil mehr als 1 000 km zuruckgelegt Der im April und Mai 1525 in Thuringen unter der Fuhrung von Hans Sippel operierende Werrahaufen loste sich auf nachdem Graf Wilhelm IV von Henneberg Schleusingen die Zwolf Artikel unterschrieben hatte Sippel und die anderen Anfuhrer wurden gefangen genommen und in Eisenach hingerichtet Weitere Bauernhaufen wurden niedergeschlagen Am 3 Juni 1525 wurde der Bildhauser Haufen zusammen mit den Aufstandischen aus Meiningen in der Schlacht zwischen Meiningen und Dreissigacker von einer vereinten Streitmacht der Fursten unter der Fuhrung von Kurfurst Johann von Sachsen besiegt am 23 24 Juni 1525 wurden in der Schlacht bei Pfeddersheim die im pfalzischen Bauernkrieg aufstandischen Haufen vernichtend geschlagen Bis September 1525 waren fast alle Gefechte und Strafaktionen abgeschlossen Kaiser Karl V und Papst Clemens VII dankten dem Schwabischen Bund fur sein Eingreifen Die letzte Schlacht und damit die Niederschlagung des Bauernaufstands in der Nahe ihres Ursprungs bei Stuhlingen wurde am 4 November 1525 auf dem Rafzer Feld geschlagen und die Entkommenden abends im Klettgau auf dem Kirchhof von Griessen zur Aufgabe gezwungen Folgen nbsp Bauernfuhrer Jacklein Rohrbach wird 1525 in Neckargartach bei lebendigem Leib verbranntEinzelne Bauernbunde wie der des Tirolers Michael Gaismair hielten sich im Geheimen noch einige Jahre Etliche geachtete Bauern lebten noch Jahrzehnte als Rauberbanden in Waldern Zu grosseren Aufstanden kam es aber nicht mehr In den folgenden 300 Jahren begehrten die Bauern kaum noch auf Dazu trug in der Folgezeit auch die Moglichkeit des Untertanenprozesses bei der Bauern und Burgern den Rechtsweg zu den Reichsgerichten offnete Damit erhielten sie ein Instrument zur friedlichen Konfliktbewaltigung mit dem sich obrigkeitliche Willkurakte beschranken liessen In der Frage nach der Zahl der nachweisbar mit dem Bauernkrieg in Zusammenhang stehenden Todesfalle enthalt die Quellenuberlieferung nicht immer ubereinstimmende Angaben Die fruhere Annahme es habe infolge des Bauernkrieges einen demographischen Einbruch gegeben hat die Forschung 1975 relativiert In den Aufstandsgebieten habe der Verlust durch die direkten Folgen des Bauernkriegs 2 5 bis 3 0 Prozent der Gesamtbevolkerung betragen Die Zahl der Todesopfer wird auf 70 000 bis 75 000 beziffert Auf das gesamte Reich bezogen waren dies 0 5 Prozent der damaligen Bevolkerung gewesen 15 Die uberlebenden Aufstandischen fielen automatisch in Reichsacht und verloren damit alle Rechte und Privilegien und waren somit vogelfrei Die Anfuhrer wurden mit dem Tod bestraft Teilnehmer und Unterstutzer der Aufstande mussten die Strafgerichte der Landesherren furchten die erst jetzt begannen und zum Teil sehr grausam waren Viele Berichte sprechen von Enthauptungen Augenausstechen Abschlagen von Fingern und weiteren Misshandlungen Wer mit einem Bussgeld davonkam hatte noch Gluck auch wenn viele Bauern die Strafgelder wegen der hohen Abgaben nicht bezahlen konnten Ganzen Gemeinden wurden Rechte aberkannt weil sie die Bauern unterstutzt hatten Teilweise ging die Gerichtsbarkeit verloren Feste wurden verboten und Stadtbefestigungen geschleift Alle Waffen mussten abgeliefert werden und abends durften keine Dorfschenken mehr besucht werden Die Folgen fur zahlreiche Burgen und Kloster waren verheerend Insgesamt etwa 1000 wurden 1524 1525 teilweise oder vollstandig zerstort Allein im Bambergischen wurden Mitte Mai innerhalb von nur 10 Tagen fast 200 Burgen zerstort oder beschadigt Im Thuringischen Halberstadtischen und Wernigerodischen zahlte man allein rund 300 zerstorte Kloster Im Gegensatz zu den meisten Klostern wurden aber viele Burgen nicht wiederaufgebaut sondern verfielen Die hohe Zeit der Burgen war vorbei stattdessen wurden nun Schlosser bzw Festungen errichtet Daher gilt der Bauernkrieg als eine der nachhaltigsten Zerstorungswellen deutscher Burgen was auch fur die heutige Burgenforschung einen bedeutenden Verlust darstellt und nicht zuletzt auch das Landschaftsbild der betroffenen Regionen veranderte In wenigen Regionen hatte der Bauernkrieg positive Auswirkungen In einigen Gebieten wurden Missstande durch Vertrage beseitigt falls die Aufstandischen aufgrund besonders schlimmer Umstande rebelliert hatten z B die des Furststifts Kempten fur die auf dem Reichstag zu Speyer 1526 der Memminger Vertrag geschlossen wurde Auch waren die Verhaltnisse der Bauern vielerorts besser uberschaubar geworden weil diese ihre Steuern nun nicht mehr alleine an die Grundherren sondern auch direkt an die Fursten abzufuhren hatten Die Niederlagen der Bauern legten den Grundstein fur Vermogenszuwachse bei den siegreichen adligen Heerfuhrern Georg Truchsess von Waldburg Zeil fielen Landereien in Oberschwaben zu Der Feldhauptmann Sebastian Schertlin von Burtenbach hielt sich an den Besiegten schadlos um seine von ihm eingestellten Landsknechte zu besolden nbsp Flugblatt mit Spottlied gegen die aufstandischen Bauern im Salzburgischen RadstadtDie sich 1525 etablierende reformatorische Tauferbewegung war vor allem uber ihren Antiklerikalismus und ihre Ablehnung der Leibeigenschaft mit den aufstandischen Bauern verbunden Beide Bewegungen standen deutlich in Opposition zum Klerus An vielen Orten wie unter der Fuhrung Johannes Brotlis im schweizerischen Hallau kam es zu einem Zusammenschluss Auch in Sachsen Franken und Thuringen nahmen Taufer an Aufstanden der Bauern teil Hans Romer der Fuhrer der Thuringer Taufer predigte vor der Versammlung des Bildhauser Haufens In Waldshut verfasste Balthasar Hubmaier den an die Zwolf Artikel angelehnten sogenannten Artikelbrief Die Mehrheit der Taufer folgte jedoch entsprechend den Schleitheimer Artikeln aus dem Jahr 1527 einem gewaltfreien Weg wie er noch heute fur Mennoniten und Hutterer kennzeichnend ist ForschungsgeschichteDer Chronist Lorenz Fries beschrieb die Ereignisse im Herrschaftsgebiet der Wurzburger Furstbischofe in seinem Werk Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken In der Historiographie erlosch das Interesse an den Ereignissen von 1525 jedoch bald Die Chroniken der nachreformatorischen Zeit boten allenfalls einige durftige Angaben 16 Wachgehalten wurde die Erinnerung an den Bauernkrieg in der Kontroversliteratur des 17 und 18 Jahrhunderts Der Bauernkrieg galt dabei lange als peinlicher Fehltritt der Protestanten der ihnen von den Katholiken vorgehalten wurde Der Historiker Georg Friedrich Sartorius hatte 1795 die Reihe der einsetzenden Monografien mit dem Titel Versuch einer Geschichte des Deutschen Bauernkriegs begonnen und ihn in die Nahe der Franzosischen Revolution geruckt Der Bauernkrieg wurde somit zwischen Tyrannei und Freiheit verrechnet Leopold von Ranke bezeichnete ihn als das grosste Naturereignis des deutschen Staates 17 indem elementare Volkskrafte den sinnvollen Gang der Reformation storten Wilhelm Zimmermann verfasste zwischen 1841 und 1843 das dreibandige Geschichtswerk Allgemeine Geschichte des grossen Bauernkrieges Fur Zimmermann war der Bauernkrieg ein Kampf der Freiheit gegen unmenschliche Unterdruckung des Lichts gegen die Finsternis 18 Dabei bestanden fur den Theologen radikalen Demokraten und spateren linken Abgeordneten der Paulskirche deutliche Parallelen zwischen dem Kampf der Bauern von 1525 und dem aktuellen Ringen um Freiheit und Demokratie Fur Friedrich Engels war er der grossartigste Revolutionsversuch des deutschen Volkes 19 Der Thuringer Aufstand war fur Engels Hohepunkt des deutschen Bauernkrieges Das hing mit dem Wirken Thomas Muntzers zusammen dessen Programm die antifeudalen Aufstandsziele am deutlichsten artikuliert und der es am ehesten verstanden habe unterschiedliche antifeudale Krafte in seine Bewegung zu integrieren 20 Karl Marx apostrophierte ihn als die radikalste Tatsache der deutschen Geschichte 21 Marx sah im Bauernkrieg den konsequenten Aufstand eines unterdruckten Volkes im Ubergang vom Feudalismus zum Kapitalismus Gunther Franz veroffentlichte 1933 auf Grundlage von eigenen Archivstudien und in Kenntnis der gesamten lokal und regionalgeschichtlichen Literatur eine detaillierte Schilderung zum Verlauf des Bauernkrieges Franz verstand den Bauernkrieg als eine politische Auseinandersetzung zwischen den zur Landeshoheit drangenden Territorialherren und den um die Wahrung ihrer Autonomie kampfenden bauerlichen Gemeinden 22 In den 1970er Jahren hat Franz erneut seinen Standpunkt bekraftigt dass der Bauernkrieg nicht primar aus wirtschaftlichen und auch nicht aus religiosen Grunden begonnen wurde Vielmehr sah er die Ursache im Territorialstaat 23 Die umfassende Arbeit von Franz pragte die Bauernkriegsforschung fur Jahrzehnte Eine wissenschaftliche Neubesinnung begann in den 1960er Jahren zunachst in der DDR und spater in der Bundesrepublik Fur das marxistische Geschichtsbild der DDR besass der Bauernkrieg eine ausserordentliche Bedeutung und gehorte zu den zentralen Gegenstanden der Geschichtsforschung in der DDR Geschichte war diesem Bild gemass die gesetzmassige Abfolge gesellschaftlicher Formationen Unter Berufung auf Friedrich Engels wurde in der DDR das Konzept einer fruhburgerlichen Revolution 1476 bis 1525 entwickelt das Bauernkrieg und Reformation zu einer Bewegung zusammenfasste 24 Die westdeutsche Forschung nahm Anstoss unter anderem an der burgerlichen Revolution ohne Burger setzte sich aber erst verspatet mit dem Konzept auseinander Einen nachhaltigen Aufschwung erfuhr die Forschung 1975 durch das 450 jahrige Jubilaum des deutschen Bauernkrieges Knapp 500 Titel wurden in einem Jahr verfasst 25 Peter Blickle veroffentlichte 1975 in seinem Buch Die Revolution von 1525 die einzige auf die Gesamtproblematik zielende Bauernkriegsmonografie Fur Blickle war der Aufstand mehr als ein Bauernkrieg er war eine Revolution Trager war nicht allein der Bauer sondern der gemeine Mann das ist die gesamte nicht privilegierte Bevolkerung Bauern Burger der Landstadte und nicht ratsfahige Burger der Reichsstadte Bergknappen Rezeption nbsp Festung Marienberg Wurzburg Erinnerung an den Bauernkrieg Denkmal vor den FestungsmauernAlbrecht Durer entwarf 1525 zum Gedenken an die geschlagenen Bauern eine Gedachtnissaule 26 In Mainz dagegen stiftete Erzbischof Albrecht von Brandenburg 1526 einen Marktbrunnen der an den Sieg der kaiserlichen Soldner bei Pavia und an die Niederwerfung des gemeinen Mannes erinnert Im Jahr 1952 veroffentlichte Hanns Eisler ein Opernlibretto Johann Faustus das stark auf die Zeit nach der Niederschlagung des Bauernkriegs eingeht Noch in den letzten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts wurde das Bauernkriegsthema kunstlerisch verarbeitet 1989 eroffnete auf dem Schlachtberg bei der thuringischen Kleinstadt Bad Frankenhausen das Panorama Museum mit dem Monumentalgemalde Fruhburgerliche Revolution in Deutschland des Leipziger Malers Werner Tubke Das Muhlhauser Bauernkriegsspektakel ein Historienspiel mit Mittelaltermarkt thematisiert die fur Muhlhausen relevanten Abschnitte der Biografie des Reformators Thomas Muntzer und damit einen Ausschnitt der Geschichte des Bauernkriegs Der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Bauernkriegsmuseen gehoren neun Stadte mit zehn Museen an 27 Belletristische Darstellungen Auswahl Walter Laufenberg Stolz und Sturm Ein Bodensee Roman uber die Zeit der Bauernkriege Verlag fur Regionalkultur Heidelberg Ubstadt Weiher 2005 ISBN 3 89735 448 9 Gerhart Hauptmanns Drama Florian Geyer Die Tragodie des Bauernkrieges in funf Akten mit einem Vorspiel 1896 beschaftigt sich mit den Vorgangen des Deutschen Bauernkrieges Mathis der Maler Oper uber das Leben des Malers Matthias Grunewald vor dem Hintergrund des Deutschen Bauernkrieges Libretto und Komposition von Paul Hindemith UA Zurich 1938 Die Bauernoper 1973 Szenen aus dem deutschen Bauernkrieg 1525 von Yaak Karsunke und Peter Janssens Luther Blissett Q 1999 Roman uber Bauernkriege Thomas Muntzer und die Tauferbewegung Ludwig Ganghofer Das neue Wesen 1902 Roman uber Joss Fritz und die Verfolgung der Protestanten im Berchtesgadener Land Manfred Eichhorn Das Feuer von Frankenhofen Klemm amp Oelschlaeger Ulm 2014 ISBN 978 3 86281 069 7 QuellenGunther Franz Hrsg Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 2 Neuausgabe Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 August Schaffler Theodor Henner Bearb Die Geschichte des Bauern Krieges in Ostfranken von Magister Lorenz Fries 2 Bande 1883 1 Band Wurzburg 1883 Nachdruck Digitalisat Franconia online 2 Band Wurzburg 1889 Nachdruck Digitalisat Franconia onlineLiteraturPeter Blickle Der Bauernjorg Feldherr im Bauernkrieg C H Beck Munchen 2015 ISBN 978 3 406 67501 0 Peter Blickle Der Bauernkrieg Die Revolution des Gemeinen Mannes Beck sche Reihe C H Beck Wissen Bd 2103 4 aktualisierte und uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2012 ISBN 978 3 406 43313 9 Peter Blickle Die Revolution von 1525 4 durchgesehene und bibliografisch erweiterte Auflage Oldenbourg Munchen 2004 ISBN 3 486 44264 3 Peter Blickle Hrsg Revolte und Revolution in Europa Referate und Protokolle des Internationalen Symposiums zur Erinnerung an den Bauernkrieg 1525 Memmingen 24 27 Marz 1975 Historische Zeitschrift Beiheft Neue Folge Bd 4 Oldenbourg Munchen 1975 ISBN 3 486 44331 3 Horst Buszello Peter Blickle Rudolf Endres Hrsg Der deutsche Bauernkrieg UTB Bd 1275 3 bibliografisch erganzte Auflage Schoningh Paderborn u a 1995 ISBN 3 8252 1275 0 Gunther Franz Der deutsche Bauernkrieg 12 gegenuber der 11 unveranderte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1984 ISBN 3 534 00202 4 Benjamin Heidenreich Ein Ereignis ohne Namen Zu den Vorstellungen des Bauernkriegs von 1525 in den Schriften der Aufstandischen und in der zeitgenossischen Geschichtsschreibung De Gruyter Oldenbourg Berlin 2019 ISBN 978 3 11 060130 5 Thomas Fredrick Sea The Swabian League and the German Peasants War University of California Berkeley 1974 online Gunter Vogler Hrsg Bauernkrieg zwischen Harz und Thuringer Wald Historische Mitteilungen Beihefte 69 Steiner Stuttgart 2008 ISBN 978 3 515 09175 6 Adolf Waas Die Bauern im Kampf um Gerechtigkeit 1300 1525 Callwey Munchen 1964 2 Auflage 1976 ISBN 3 7667 0069 3 weitere Neuauflage unter dem Titel Der Bauernkrieg Panorama Verlag Wiesbaden o J 1998 ISBN 3 926642 11 4 Rainer Wohlfeil Der Bauernkrieg 1524 26 Bauernkrieg und Reformation Neun Beitrage Nymphenburger Texte zur Wissenschaft Bd 21 Nymphenburger Verlagshandlung Munchen 1975 ISBN 3 485 03221 2 Wilhelm Zimmermann Der grosse deutsche Bauernkrieg Kohler Stuttgart 1841 1843 Dietz Stuttgart 1891 Dietz Berlin 1952 deb Berlin 1980 und 1982 7 Auflage ISBN 3 920303 26 1 Berlin 1993 ISBN 3 320 01829 9 Weblinks nbsp Wikisource Deutscher Bauernkrieg Quellen und Volltexte nbsp Commons Deutscher Bauernkrieg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersichtsdarstellung zum Deutschen Bauernkrieg auf historicum net Literatur zum Deutschen Bauernkrieg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hans Holger Lorenz Notizen uber Bauernkriege ausfuhrliche Sammlung Hans von Rutte Bauernkrieg 1525 In Historisches Lexikon der Schweiz Arbeitsgemeinschaft deutscher Bauernkriegsmuseen Friedrich Engels Der deutsche Bauernkrieg 1850 Mennonitisches Lexikon Band V Setzt auf das Dach den roten Hahn Memento vom 29 April 2016 im Internet Archive Sigrid Hirbodian Wilfried Setzler Horst Carl Roland Deigendesch Peter Ruckert Lea Wegner Christian Kubler Studium Generale 1525 Wurttemberg im Aufstand In Deutsches Bauernkriegsmuseum Boblingen Universitat Tubingen Deutsches Bauernkriegsmuseum 2023 abgerufen am 10 Juli 2023 Anmerkungen Reformation in Livonia Peter Blickle Der Bauernkrieg Die Revolution des Gemeinen Mannes 3 Auflage Munchen 2006 S 46f Blickles Fazit Vom deutschen Bauernkrieg lasst sich der Bauer allenfalls aus Gewohnheit und das Deutsche schwer retten das Ereignis sperrt sich gegen jede nationale Subsumierung Ahnlich verhalt es sich mit dem Krieg Die Bauern wollten keinen Krieg sondern die Freiheit Blickle 2006 S 54 Kursive Hervorhebungen im Original Peter Blickle Die Revolution von 1525 4 durchgesehene und bibliografisch erweiterte Auflage Munchen 2004 S 195 Wolfgang Reinhard Probleme deutscher Geschichte 1495 1806 Reichsreform und Reformation 1495 1555 In Ders Hrsg Handbuch der deutschen Geschichte Gebhardt Stuttgart 2001 S 300f Vgl z B den Burgeraufstand in Speyer 1512 13 Joss Fritz und seine Zeit In Heimatverein Untergrombach Beitrage zur Heimatgeschichte Band 4 Friedemann Stengel Omnia sunt communia Gutergemeinschaft bei Thomas Mutzer in Archiv fur Reformationsgeschichte 102 2011 S 133 174 Landesbildungsserver Baden Wurttemberg abgefragt am 21 November 2021 Hintergrundinformationen Abgerufen am 9 Oktober 2022 Peter Blickle Die Revolution von 1525 Munchen 2004 S 24 Gunther Hoppe Jurgen John Historischer Fuhrer Statten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Erfurt Gera Suhl Urania Verlag Leipzig 1978 S 132 Gunther Hoppe Jurgen John Historischer Fuhrer Statten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Erfurt Gera Suhl Urania Verlag Leipzig 1978 S 252 f Gunther Hoppe Jurgen John Historischer Fuhrer Statten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Erfurt Gera Suhl Urania Verlag Leipzig 1978 S 138 Gunther Hoppe Jurgen John Historischer Fuhrer Statten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Erfurt Gera Suhl Urania Verlag Leipzig 1978 S 132 Thomas Klein Die Folgen des Bauernkrieges von 1525 Thesen und Antithesen zu einem vernachlassigten Thema In Hessisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 25 1975 S 65 116 hier S 73 79 Dieser Ansicht schliessen sich auch Helmut Gabel und Winfried Schulze Folgen und Wirkungen In Horst Buszello Peter Blickle Rudolf Endres Hrsg Der deutsche Bauernkrieg 3 Auflage Paderborn u a 1995 S 322 349 hier S 328f an Horst Buszello Deutungsmuster des Bauernkrieges in historischer Perspektive In Horst Buszello Peter Blickle Rudolf Endres Hrsg Der deutsche Bauernkrieg 3 Auflage Paderborn u a 1995 S 11 22 hier S 13 Leopold von Ranke Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation Bd 2 zuerst 1839 hrsg von Paul Joachimsen Gesamtausgabe 1 Reihe 7 Werk Munchen 1925 S 165 Wilhelm Zimmermann Allgemeine Geschichte des grossen Bauernkrieges 1 Teil 2 Auflage 1847 S 5f Friedrich Engels Der deutsche Bauernkrieg In Karl Marx Friedrich Engels Werke Bd 7 1960 S 409 Reinhard Jonscher Baunerkriegerinnern in Thuringen In Gunter Vogler Hrsg Bauernkrieg zwischen Harz und Thuringer Wald Stuttgart 2008 S 467 483 hier S 476 Karl Marx Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie Einleitung In Karl Marx Friedrich Engels Werke Bd 1 1976 S 386 Gunther Franz Der deutsche Bauernkrieg 12 gegenuber der 11 unveranderte Auflage Darmstadt 1984 S 2f 80f 291f Gunther Franz Die Fuhrer im Bauernkrieg In Ders Hrsg Bauerliche Fuhrungsschichten in der Neuzeit Budingen 1974 S 1 15 hier S 1 Gunter Vogler Artikel Fruhburgerliche Revolution In Mennonitisches Lexikon MennLex V Peter Blickle Der Bauernkrieg Die Revolution des Gemeinen Mannes 3 Auflage Munchen 2006 S 126 Thomas H von der Dunk Das Deutsche Denkmal Eine Geschichte in Bronze und Stein vom Hochmittelalter bis zum Barock Koln 1999 S 131 179 Standorte der Arbeitsgemeinschaft der deutschen BauernkriegsmuseenNormdaten Sachbegriff GND 4069173 1 lobid OGND AKS LCCN sh85099070 NDL 00561619 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutscher Bauernkrieg amp oldid 237681909