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Die Marienkirche in der thuringischen Stadt Muhlhausen ist nach dem Erfurter Dom das zweitgrosste Kirchengebaude des Freistaats Errichtet wurde sie hauptsachlich wahrend des 14 Jahrhunderts im Stil der Gotik Ihr 86 7 Meter hoher Mittelturm ist der hochste des Bundeslandes und pragt massgeblich die Stadtsilhouette Die Marienkirche war ein Ereignisort des Bauernkriegs um 1525 da der Revolutionsfuhrer Thomas Muntzer hier als Pfarrer wirkte Die 1891 erbaute Sauer Orgel gilt als grosste noch erhaltene Orgel aus dem 19 Jahrhundert in Thuringen 1 Marienkirche von Sudwesten gesehenMarienkirche vom Rabenturm aus betrachtet nach Osten blickendInnenraum Panorama Inhaltsverzeichnis 1 Bauwerk 2 Ausstattung 2 1 Altare 2 2 Inventar 2 3 Orgel 3 Geschichte 3 1 Wirkungsstatte Thomas Muntzers 3 2 Johann Sebastian Bach 4 Heutige Nutzung 5 Sonstiges 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBauwerk BearbeitenBei der Kirche handelt es sich um eine funfschiffige gotische Hallenkirche die aus heimischem Travertin erbaut wurde Das Mittelschiff ist doppelt so breit wie die Seitenschiffe An ihrem westlichen Ende befinden sich zwei kleinere etwa 42 Meter hohe Seitenturme und der 86 7 Meter hohe Mittelturm Die Turme haben einen quadratischen Grundriss und Unterbau auf den ein achteckiger Oberbau aufgesetzt ist Auf der Ostseite befinden sich drei Chorraume ein grosser in der Mitte und zwei kleine zu beiden Seiten Der Mittelchor wirkt dabei hoch und schlank was typisch fur die Gotik ist Der nordliche Nebenchor war eine Nikolaikapelle und wurde fur Taufen genutzt Unter dem sudlichen Nebenchor befindet sich die Sakristei der Kirche Den Innenraum der Hallenkirche gliedern vier Reihen aus je funf schlanken hohen Saulen in 30 Rechtecke Auf der Empore war im Mittelalter wie in grossen Kirchen damals ublich eine Bibliothek untergebracht Das Querhaus der Kirche ist genauso breit wie das Mittelschiff und tritt an seinen Enden nicht aus der Gesamtbreite der Kirche hervor Als Meisterwerk der Gotik gilt das Sudportal des Querhauses welches als Haupteingang der Kirche dient Es ist reich gegliedert und verziert Zwei Seitenpfeiler lassen das Portal optisch hervortreten und breiter wirken obwohl es mit der Seitenwand der Kirche in einer Flucht steht Auf dem Scheinaltan in der Mitte des Portals stehen vier Figuren die auf den Platz vor der Kirche hinabblicken Sie stellen Kaiser Karl IV seine Gemahlin Elisabeth von Pommern sowie zwei seiner Kinder vielleicht auch eine Hofdame und einen Hofling dar Die heute farblosen Figuren waren fruher bemalt Uber dem Scheinaltan befindet sich eine Abbildung Jesu Christi als Weltenrichter An der Kirchenpforte befinden sich zahlreiche Skulpturen Sie wurden 1525 im Bauernkrieg zerstort und erst um 1900 wiederhergestellt Dass das Sudportal als Haupteingang dient wird gerne mit dem etwa gleichzeitig begonnenen Veitsdom in Prag als Vorbild erklart bei dem das Sudportal als Eingang dienen musste weil Langhaus und Westfassade erst Jahrhunderte spater fertig wurden Kirchen mit sudlichem Haupteingang gab es aber spatestens seit dem fruhen 13 Jahrhundert zum Beispiel den Paderborner Dom und das Herforder Munster die zu den ersten grossen Hallenkirchen in Deutschland zahlen Ausstattung Bearbeiten nbsp Hochaltar und ChorfensterAltare Bearbeiten Der Hochaltar der Kirche stammt aus der Zeit nach 1525 Er ist der Gottesmutter Maria geweiht die auch gleichzeitig Patronin der Kirche ist Der Vorganger des heutigen Hochaltars wurde 1525 bei den Bildersturmen zerstort Der jetzige ist der dritte Hochaltar der Kirche da neben dem 1525 zerstorten Altar bereits 1391 ein erster verkauft wurde Der Altar zeigt spatgotische Stilformen Bei einem Umbau im Jahr 1608 wurde der Renaissance Baldachin angefugt Dargestellt ist eine Marienkronung die von Johannes dem Taufer und dem Evangelisten Johannes umrahmt wird Auf den Seitentafeln sind in je zwei Reihen weitere Heilige dargestellt so auf der linken Seite Jakobus der Altere Bischof Valentin der Apostel Bartholomaus Laurentius von Rom Nikolaus von Myra und der heilige Sebastian Auf der rechten Tafel sind Paulus von Tarsus Apostel Andreas Bonifatius und der Apostel Thomas zu sehen Vom nicht mehr vollstandig erhaltenen Nikolausaltar befinden sich an der Nordwand des Chores zwei Tafeln auf denen zwolf Szenen aus dem Leben des Heiligen dargestellt werden Der Altar stammt aus der Zeit um 1485 Sein Vorganger ist nicht mehr erhalten Ein weiterer um 1530 entstandener Marienkronungsaltar stammt aus der 1570 geschlossenen Wallfahrtskirche Eichen Hier am Thomasteich vor den westlichen Toren der Stadt war nach dem wundertatigen blutigen Hostienfund von 1401 eine Wallfahrtskapelle erbaut worden Seit 1582 ist dieses Dorf eine Wustung Der Mittelteil zeigt wie der Hochaltar eine Marienkronung Auf den Seitenflugeln sind die vier Apostel Judas Thaddaus Simon Petrus Andreas und Bartholomaus zu sehen nbsp Schnitzaltar nbsp Nikolausaltar nbsp MarienkronungsaltarInventar Bearbeiten nbsp Buntglasfenster nbsp Buntglasfenster In der Kirche sind zwei Kruzifixe vorhanden Das kleine Vortragekreuz besteht aus Lindenholz und hangt im Chor Es ist als Baum des Lebens in Form eines Weinstocks dargestellt und stammt aus dem spaten 15 Jahrhundert Das zweite ist das grosse Kreuz an der Ostwand des sudlichen Querhauses Es ist eine klassische Kreuzigungsdarstellung von 1520 Im Siebenjahrigen Krieg wurde es 1761 durch franzosische Soldaten beschadigt und erst 1773 restauriert Zu den bedeutenden Plastiken der Kirche zahlt die Sitzmadonna von 1430 Sie wurde ebenfalls 1761 zerstort und 1772 restauriert allerdings fehlen bis heute der Kopf und ein Bein des Jesuskindes Die Pfeilerfiguren im Ostquerhaus sind die Heiligen Drei Konige und Maria mit dem Jesuskind aus der Zeit um 1530 Der Taufstein der Kirche ist neugotisch und stammt aus dem 19 Jahrhundert Die Kanzel von 1891 im Stil der Neorenaissance enthalt noch die alten Figuren von 1610 die wieder eingefugt wurden Das Chorgestuhl stammt aus der Zeit um 1900 In der Glockenstube des Mittelturms hangen drei grosse Glocken Die Maria von 1490 ist mit 5 Tonnen Gewicht bei einem Durchmesser von zwei Metern die grosste Glocke Die mittlere die Sonntagsglocke stammt aus dem Jahr 1701 hat einen Durchmesser von 1 70 Metern und wiegt etwa 3 Tonnen Die kleinste Glocke ist die stadtische Thomas Muntzer Glocke aus dem Jahre 1989 2 In der Kirche befinden sich einige historische Grabsteine die bis etwa 1890 den Fussboden bedeckten und erst danach aufgestellt wurden Der alteste zeigt das Ehepaar Swikker aus ritterlichem Stand und stammt aus dem Jahre 1341 Der Grabstein von 1382 des Baumeisters der Marienkirche Heinrich von Sambach vom Deutschritterorden ist ebenfalls erhalten Ein besonders grosser Grabstein 2 70 1 80 Meter des Heinrich von Homberg und seiner Kinder Katharina und Conrad wurde auf das Jahr 1405 datiert Sehr filigran ist der Grabstein von 1621 des Burgermeisters Gregorius Fleischhauer der seinerzeit an der Neuausstattung der Kirche beteiligt war Von 29 grossen gotischen Spitzbogenfenstern der Kirche enthalten 14 farbige Malereien Sie stammen zumeist aus der Zeit zwischen 1886 und 1903 Man geht davon aus dass alle Fenster der Kirche ursprunglich bunt waren jedoch im Laufe der Jahrhunderte verlorengingen Heute sind nur noch die zwei Ostfenster des Chores das Marien und das Christusfenster im Originalzustand erhalten Ein drittes wurde um 1900 aus den gotischen Resten verschiedener anderer Fenster zusammengesetzt und befindet sich heute ebenfalls im Ostchor Die drei alteren Fenster wurden 1975 versiegelt da sie die zunehmende Korrosion zu zerstoren drohte Sie waren 1886 in einem derart schlechten Zustand dass man eine Stiftung grundete die bei Muhlhauser Burgern Geld sammelte Auf diese Weise konnten bis 1903 zehn neue farbige Fenster hergestellt und eingesetzt werden Orgel Bearbeiten nbsp Orgel Empore nbsp Sauer OrgelDie erste Orgel wurde durch den Orgelbauer Justus Pape zwischen 1561 und 1564 im Stil der Renaissance auf der Westempore der Kirche errichtet Das fur damalige Zeiten grosse Instrument besass ein Ruckpositiv also einen separaten Orgelkorper im Rucken des Spieltischs Es wurde durch Spenden und durch den Verkauf kostbarer Ornate aus der romisch katholischen Zeit der Kirche finanziert 3 Die Orgel wurde im Jahr 1720 durch einen Brand nach einem Blitzeinschlag zerstort Eine zweite kleinere Orgel war bereits fruher auf der Sudempore hinzugefugt worden Sie hatte sich vorher in der Jakobikirche befunden 1703 wurde sie wieder entfernt 1722 erhielt Johann Friedrich Wender den Auftrag fur einen Neubau mit 43 Stimmen auf 3 Manualen und Pedal Der Bau war jedoch 1735 als ihn Johann Sebastian Bach besichtigte noch immer nicht abgeschlossen Als Wender 1729 starb und sein Sohn Christian Friedrich nicht das gleiche Talent als Orgelbauer hatte sollte Zacharias Hildebrandt Orgelbaumeister aus Leipzig mit der Vollendung der Orgel auf Wenders Kosten beauftragt werden Jedoch gelang es Christian Friedrich Wender den Bau nach wiederholten Aufschuben bis 1741 zu vollenden allerdings nicht in der ursprunglich angestrebten Perfektion seines Vaters Dem Ruckpositiv war das erste dem Hauptwerk das zweite und dem Oberwerk das dritte Manual zugeordnet Zudem gab es neun Nebenzuge darunter Koppeln Tremulanten einen Zimbelstern und eine Kammerkoppel mit der man das ganze Instrument transponieren konnte Als Material fur die Tasten wurden Elfenbein und Ebenholz verwendet Von der alten Orgel wurden einige Register erhalten darunter alle Register des Ruckpositivs Die Orgelweihe und Prufung war am 12 Juni 1738 durch den Organisten Graf aus Wolfenbuttel und Hetzehenn Organist an Divi Blasii zu Muhlhausen Diese Orgel wurde ab 1821 innerhalb von zwei Jahren durch Johann Friedrich Schulze renoviert Obwohl die Verbesserungen unbefriedigend ausfielen benutzte man die Orgel in diesem Zustand weitere funfzig Jahre Im Rahmen der umfangreichen Instandsetzung der Kirche um die Jahrhundertwende schuf Wilhelm Sauer 1891 eine neue Orgel im symphonischen Stil Dieses bis heute genutzte Instrument gilt als die grosste erhaltene Orgel aus dem 19 Jahrhundert in Thuringen 1 Es wurde besonders auf romantische Musik ausgelegt besitzt 61 Register und ein Schwellwerk 4 5 Die Orgel wird seit September 2021 durch das traditionsreiche Orgelbau Familienunternehmen Alexander Schuke Potsdam Orgelbau unter der Leitung von Michael und Johannes Schuke restauriert Die Arbeiten sollen voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen werden 1 I Hauptwerk C f31 Principal 16 2 Bordun 16 3 Principal 0 8 4 Gambe 0 8 5 Gemshorn 0 8 6 Bordun 0 8 7 Flute harmonique 0 8 8 Quinte 5 1 3 9 Rohrflote 0 4 10 Gemshorn 0 4 11 Oktave 0 4 12 Terz 3 1 5 13 Quinte 2 2 3 14 Mixtur III 0 4 15 Cornett III 2 2 3 16 Bombarde 16 17 Trompete 0 8 II Oberwerk C f318 Salicional 16 19 Holzflote 0 8 20 Principal 0 8 21 Salicional 0 8 22 Rohrflote 0 8 23 Quintaton 0 8 24 Metallgedackt 0 4 25 Principal 0 4 26 Quinte 2 2 3 27 Octave 0 2 28 Scharff V 1 1 3 29 Cornett V 0 8 30 Clarinette 0 8 III Schwellwerk C f331 Gambe 16 32 Bordun 16 33 Principal 0 8 34 Konzertflote 0 8 35 Gedeckt 0 8 36 Gambe 0 8 37 Aeoline 0 8 38 Vox celeste 0 8 39 Fugara 0 4 40 Flote 0 4 41 Quinte 2 2 3 42 Flautino 0 2 43 Oboe 0 8 Pedal C f144 Majorbass 32 45 Contrabass 16 46 Violon 16 47 Principal 16 48 Subbass 16 49 Zartbass 16 50 Bassflote 0 8 51 Cello 0 8 52 Oktave 0 8 53 Nassard 5 1 3 54 Choralbass 0 4 55 Flote 0 4 56 Posaune 16 57 Trompete 0 8 58 Clairon 0 4 Koppeln II I III I III II I P II P III PGeschichte Bearbeiten nbsp Romanischer Nord und neugotischer Mittelturm nbsp Die Brustung mit den beruhmten Halbfiguren der kaiserlichen Familie Karls IV nbsp Mariendarstellung am SudportalDie Ursprunge der Marienkirche liegen im Dunkeln Erhaltene Bauteile sowie die Befunde der archaologischen Forschungen aus der Mitte der 1970er Jahre lassen auf mindestens einen romanischen Vorgangerbau schliessen Auf diesen Vorgangerbau der spatmittelalterlichen gotischen Hallenkirche ist die Nachricht vom 9 Februar 1221 zu beziehen mit der St Marien erstmals in schriftliche Uberlieferung eintritt 6 1243 wurde sie vom romisch deutschen Konig Konrad IV dem Deutschritterorden ubertragen und beim Stadtbrand von 1315 zerstort Lediglich der 42 Meter hohe Nordturm sowie der geringfugig hohere fruhgotische Sudturm von etwa 1250 sind von dieser romanischen Kirche erhalten geblieben Die heutige Kirche wurde 1317 im gotischen Stil begonnen Dies ist durch einen Ablassbrief von Erzbischof Peter von Mainz belegt Die Kirche befand sich in der damaligen Neustadt Muhlhausens Die Stadt war damals nach Erfurt die zweitgrosste in Thuringen mit etwa 8 000 bis 10 000 Einwohnern Im 13 und 14 Jahrhundert bluhte sie vor allem durch den Waidhandel auf sodass man eine imposante dem Erfurter Dom ebenburtige Kirche errichten wollte Mitte des 14 Jahrhunderts kam es zum Stillstand der Bauarbeiten weil sich die Muhlhauser Burger und der Deutschritterorden zerstritten hatten Erst in den 1360er Jahren konnten die Arbeiten wiederaufgenommen werden Beendet wurden sie wahrscheinlich erst im fruhen 15 Jahrhundert Die Proportionen zwischen dem machtigen Schiff und den beiden kleinen Turmen wurden von Anfang an als ungunstig empfunden weshalb man 1512 mit dem Bau eines machtigen Mittelturmes begann von dem allerdings nur der Unterbau fertiggestellt wurde da nach 1517 die Reformation einsetzte Bis zur Reformation war die Kirche katholisch geweiht danach wurde sie in eine evangelisch lutherische Kirche umgewandelt Muhlhausen war im 16 Jahrhundert ein Zentrum des Bauernkriegs Thomas Muntzer sprach auch in der Kirche zu den aufstandischen Bauern Nach dem Bauernkrieg wurden die Bauarbeiten fortgefuhrt und zunachst ein provisorischer Fachwerkturm auf den Unterbau des Mittelturmes aufgesetzt Dieser fiel dem Stadtbrand von 1689 zum Opfer Von 1690 bis 1694 wurde ein massiver Turmoberbau mit Spanischer Haube errichtet Er hatte in den folgenden 200 Jahren Bestand wirkte aber im Vergleich zum Kirchenschiff immer noch recht klein So wurde er abgetragen und 1898 1903 durch den heutigen neogotischen 86 7 Meter hohen Turm ersetzt Er pragt das Stadtbild Muhlhausens wie kein anderes Gebaude und fugt sich obwohl er uber 500 Jahre junger als die Kirche ist gut in das Gesamtbild der Kirche ein Ab 1846 begann ein Sanierungsprogramm fur die Kirche unter der Leitung des preussischen Hofbaumeisters Friedrich August Stuler dem Sohn eines Pfarrers der Marienkirche Sein Konzept konnte jedoch erst ab 1884 umgesetzt werden und wurde 1903 mit der Fertigstellung des Mittelturmes abgeschlossen Wirkungsstatte Thomas Muntzers Bearbeiten Die Marienkirche war zur Zeit des Deutschen Bauernkrieges eine Wirkungsstatte des Revolutionars Thomas Muntzer Im Jahr 1523 war Muhlhausen mit knapp 10 000 Einwohnern nach Erfurt die zweitgrosste Stadt Thuringens Es bildete sich eine Burgerbewegung die am 3 Juli 1523 erstmals zu einem offenen Aufstand gegen den Stadtrat entschloss Bereits ein Jahr zuvor hatte Pfarrer Mattheus Hisolidus gegen die Obrigkeit gepredigt Im August 1524 trat Thomas Muntzer zum ersten Mal in das revolutionare Geschehen in der Stadt ein Er befand sich auf der Flucht und kam aus Allstedt bei Sangerhausen in die Stadt Bei einem Bildersturm am Dreikonigstag des Jahres 1525 wurden der Altar und die Portalfiguren vernichtet und das Kircheninventar beschadigt Kurz darauf im Februar 1525 wurde Thomas Muntzer Pfarrer der Marienkirche Sein erstes Ziel war die Einfuhrung des deutschsprachigen Gottesdienstes Die revolutionare Situation verscharfte sich nachdem Muntzer am 17 Marz 1525 den Ewigen Rat in der Kirche gegrundet und weitere Aufstandische um sich zu scharen begonnen hatte Als genugend Bauern versammelt waren und man sich fur eine Schlacht gegen die Fursten gewappnet fuhlte zog Muntzer mit seinem Bauernheer gen Frankenhausen wo es am 15 Mai 1525 zur Schlacht kam die mit einer Niederlage der Bauern endete Dies war auch das Ende des Bauernkrieges und Thomas Muntzers der am 27 Mai unweit von Muhlhausen hingerichtet wurde Jedoch wurde die Reformation dadurch nicht aufgehalten und 1557 in der Marienkirche durchgesetzt Seit 1975 ist die Marienkirche eine Muntzergedenkstatte Die Stadt Muhlhausen trug zwischen 1975 und 1991 den amtlichen Namen Muhlhausen Thomas Muntzer Stadt In der DDR wurde Muntzer als fruhburgerlicher Reformator der sich gemeinsam mit den Bauern gegen die Obrigkeit erhoben und fur ein freies Bauerntum gekampft hat verehrt Nach 1990 liess die Verehrung Thomas Muntzers und damit auch das Interesse an seinem Leben und Werk nach Johann Sebastian Bach Bearbeiten nbsp Titelseite des Original drucks von Bachs Rats wechsel kantate B M V Beatae Mariae Virginis In der Marienkirche fanden im 18 Jahrhundert die Festgottesdienste zum Ratswechsel statt Der 23 jahrige Johann Sebastian Bach zu dieser Zeit Organist an Divi Blasii komponierte dafur 1708 die Kantate Gott ist mein Konig Heutige Nutzung BearbeitenDie Marienkirche ist seit 1975 keine Pfarrkirche mehr sondern wird als Museum des Zweckverbands Muhlhauser Museen und als Gottesdienstkirche des Evangelischen Kirchspiels Muhlhausen genutzt Das Kanzelrecht hat der evangelische Pfarrer der Innenstadtgemeinden Divi Blasii und St Marien inne Regelmassig finden Ostersonntag Pfingstmontag zur Stadtkirmes am Reformationstag und Heiligabend evangelische Gottesdienste statt Weiterhin werden Konzerte in der Kirche aufgefuhrt So war sie von 1985 bis 2001 bevorzugter Austragungsort des Internationalen Konzertreigens Sonstiges Bearbeiten nbsp Gedenkmunze der DDRDie Marienkirche ziert eine Gedenkmunze der DDR von 1989 welche zum 500 Geburtstag Thomas Muntzers als 5 Mark Stuck herausgegeben wurde Sie wurde in einer Auflage von 500 000 Stuck gepragt wovon jedoch 100 000 Stuck nach der Wahrungsunion 1990 wieder eingeschmolzen wurden Portale nbsp Westportal nbsp Nordportal nbsp SudportalSiehe auch BearbeitenListe der Kirchen in Muhlhausen Liste der hochsten SakralgebaudeLiteratur BearbeitenJakob Altersberger Untersuchungen zur Kirchengeschichte Muhlhausens im Mittelalter Diplomarbeit Universitat Wien 2013 Pfarrkirche St Marien S 68 70 doi 10 25365 thesis 25372 urn nbn at at ubw 1 30398 31200 485354 4 Volltext PDF 21 8 MB abgerufen am 8 Dezember 2021 Rolf Aulepp Neues aus dem alten Muhlhausen Graber und Bodenfunde in der Marienkirche Die eingerillten Fische an der Marienkirche zwei Glaubenssymbole In Muhlhauser Museen Hrsg Muhlhauser Beitrage Sonderheft 9 Muhlhauser Druckhaus Muhlhausen Thuringen 1993 S 52 59 Ernst Badstubner Das alte Muhlhausen Kunstgeschichte einer mittelalterlichen Stadt Koehler amp Amelang Leipzig 1989 ISBN 3 7338 0055 9 Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag Munchen 2003 ISBN 3 422 03095 6 Ulrike Gentz Die Marienkirche zu Muhlhausen in Thuringen Eine Baumonographie Schriften aus dem Institut fur Kunstgeschichte der Universitat Munchen Band 65 tuduv Verlag Munchen 1995 ISBN 3 88073 524 7 Gerhard Gunther Winfried Korf Muhlhausen Thomas Muntzer Stadt 1 Auflage E A Seemann Leipzig 1986 ISBN 3 363 00018 9 S 38 ff 53 ff 98 ff 125 ff 140 f 147 f Museumsverband Thuringen Hrsg Museen in Thuringen Edition Leipzig 2006 ISBN 3 361 00612 0 S 120 Christa Richter Die Marienkirche zu Muhlhausen In Muhlhauser Beitrage Sonderheft 7 Muhlhauser Druckhaus Muhlhausen Thuringen 1990 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Muhlhausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marienkirche Muntzergedenkstatte In muehlhausen de Stadt Muhlhausen 2012 abgerufen am 10 Juli 2018 Museum St Marien Zweckverband Muhlhauser Museen abgerufen am 10 Juli 2018 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Sanierung der Sauer Orgel in der Muhlhauser Marienkirche beginnt Stadt Muhlhausen 2 September 2021 abgerufen am 3 Mai 2022 Claus Peter Die Glocken der Stadt Muhlhausen Thuringen In Thuringisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Arbeitsheft des Thuringischen Landesamtes fur Denkmalpflege Neue Folge 10 Erfurt 2002 Kreisarchiv Muhlhausen Hrsg Bestand der Stadt Muhlhausen Muhlhausen 30 Januar 2000 S 235 Evangelischer Kirchenkreis Muhlhausen Hrsg 84 Bachfest der Neuen Bachgesellschaft Muhlhausen 2009 S 25 u 82 Die Orgel der Marienkirche Muhlhausen In www orgel information de Daniel Kunert abgerufen am 25 Juni 2018 Informationen zur Disposition Wittmann Helge Zur Ersterwahnung der Muhlhauser Neustadt und von St Marien Eine quellenkritische Studie In Muhlhauser Geschichts und Denkmalpflegeverein Muhlhauser Museen Stadtarchiv Muhlhausen Hrsg Muhlhauser Beitrage Band 42 Muhlhausen 2019 ISBN 978 3 935547 77 2 S 81 ff nbsp Dieser Artikel wurde am 9 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen 51 210277777778 10 455 Koordinaten 51 12 37 N 10 27 18 O Normdaten Geografikum GND 4218152 5 lobid OGND AKS LCCN n96058572 VIAF 154936395 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Muhlhausen amp oldid 229829213