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Als Ackerburger wurden diejenigen Burger einer Stadt oder Bewohner einer Marktgemeinde bezeichnet die im Haupterwerb Landwirtschaft betrieben und daraus den wesentlichen Teil ihrer Einkunfte bezogen 1 Ackerburgerstadt Joachimsthal Inhaltsverzeichnis 1 Stadtbauern 2 Ackerburgerhaus 3 Ackerburgerstadt 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseStadtbauern BearbeitenAckerburger stellten ab dem Mittelalter innerhalb der stadtischen Sozialstruktur eine Sondergruppe dar Ein Ackerburger war keinem der typisch stadtischen Erwerbsstande zuzuordnen Er war ein Bauer mit Burgereigenschaft und bewirtschaftete seine Landereien innerhalb der stadtischen Feldmark die durch erganzende Pachtung von landwirtschaftlicher Nutzflache anderer Burger hinreichend grosse Wirtschaftseinheiten ergaben Ackerburger also Stadtbauern gab es gleichermassen in grosseren wie kleineren Stadten Neuere statistische und sozialgeschichtliche Untersuchungen fuhrten zu der Erkenntnis dass die Zahl von Ackerburgern in den meisten europaischen Stadten deutlich hinter anderen typisch stadtischen Erwerbszweigen zuruckstand und der stadtischen Agrarwirtschaft eine nachrangige Rolle zukam die vor allem auf Eigenversorgung der Stadte und ihrer Bewohner beschrankt blieb Als Ackerburger galt nicht wer Burger einer Stadt war und seine Landereien innerhalb der Stadtfeldmark lediglich im Nebenerwerb oder zur Selbstversorgung bewirtschaftete oder bewirtschaften liess Die Kombination aus einem Haupterwerb im Handwerk Gewerbe oder Handel und landwirtschaftlicher Nebentatigkeit blieb uber Jahrhunderte fur das Leben der Menschen in den Stadten pragend Als Ackerburger galt auch nicht wer als Einlieger oder Einwohner in einer Stadt lebte ohne das Burgerrecht zu besitzen auch wenn er seinen Hauptnahrungserwerb in der Landwirtschaft hatte Traditionell begannen Ackerburger spatestens im 18 Jahrhundert sich in handwerksahnlichen Zunften oder Amtern zu vereinigen die haufig als Bauzunfte Baugewerke oder Baumannschaft Spuren in der Stadtgeschichte hinterlassen haben Teilweise organisierten und finanzierten diese Vereinigungen gemeinsame Projekte im Strassen und Wegebau vor allem aber koordinierten sie die Nutzung der Acker und Weiden sowie die gemeinschaftliche Viehhaltung 2 Auch unterhielten viele Stadte eigene Bauhofe die die stadtischen Landereien bewirtschafteten Ackerburgerhaus Bearbeiten nbsp Ackerburgerhaus im Zoo Stralsund nbsp Ackerburgerhaus in Calvorde nbsp Ackerburgerhaus in GerolzhofenAls Ackerburgerhaus werden oft historische Gebaudestrukturen bezeichnet die grosse Toreinfahrten besassen und fur einen Landwirtschaftsbetrieb geeignet waren Die Hauser standen oft am Rand der Stadte in der Nahe der Stadttore damit die Ackerwagen nicht den allgemeinen Verkehr behinderten Die neuere Hausforschung belegt jedoch dass derartige Ausserlichkeiten keine zuverlassigen Kriterien sind um Ackerburgerhauser von anderen Wohnbauten zu unterscheiden Nach neuerer Lesart hat es das typische Ackerburgerhaus nicht gegeben Ackerburgerstadt BearbeitenUnter einer Ackerburgerstadt versteht man eine Stadt deren wirtschaftliche Grundlage hauptsachlich die Landwirtschaft war und die keine zentrale innerstadtische Verwaltung aufwies Im Gegensatz dazu wiesen typische europaische Stadte vor allem Handwerks und Gewerbe betriebe sowie Handel auf Der Nachweis von Ackerburgern in einer Stadt oder die Existenz von Gebauden die zum Landwirtschaftsbetrieb der stadtischen Bauern dienten charakterisiert eine Stadt nicht zwingend als Ackerburgerstadt Erst wenn in einer Stadt die Burger nicht die Einwohner zahlenmassig uberwogen die im Vollerwerb Landwirtschaft betrieben spricht man von einer Ackerburgerstadt Wie neuere Untersuchungen ergeben haben konnen viele Orte die bisher als typische Ackerburgerstadte angesehen wurden wie Blomberg Rietberg und Wiedenbruck nicht als solche bezeichnet werden Sie zeichneten sich durch eine wesentlich differenziertere Sozialstruktur aus und die Landwirtschaft spielte nur eine untergeordnete Rolle Auch Scheunenviertel entlang der Ausfallstrassen vor den Toren einer Stadt sind kein sicherer Anhaltspunkt zur Klassifikation des Ortes als Ackerburgerstadt Vielmehr sind sie sichtbares Zeugnis der ab Mitte des 18 Jahrhunderts verscharften Brandschutzbestimmungen die zur Verlegung der Scheunen der Burger aus dem Wohnbereich der Stadte hinaus vor die Tore fuhrte Ab Ende des 18 Jahrhunderts kam es in vielen Stadten zur grundlegenden Umgestaltung der stadtischen Agrarverfassung In zeitgenossischen Quellen als Gemeinheitsteilung oder Separation bezeichnet wurde die landwirtschaftliche Nutzflache auf stadtischem Grund vermessen neu geordnet und oft im Losverfahren in den Besitz der anteilsberechtigten Burger zuruckgegeben Einher ging diese Neuordnung mit der Abschaffung der Allmende gemeinschaftliches Eigentum Mancherorts formierten sich infolge dieser Neuordnung landwirtschaftliche Gutskomplexe auf stadtischem Areal In allen alten Stadten von Mecklenburg gehorte zu jedem einzelnen Hausgrundstuck bis weit ins 19 Jahrhundert hinein als Pertinenz stets ein bestimmter unverausserlicher Anteil der landwirtschaftlichen Nutzflache der Stadtfeldmark der von den Burgern entweder selbst bewirtschaftet oder Dritten zur Pacht uberlassen werden konnte Dennoch kannte das alte mecklenburgische Landrecht keine bauerliche Bevolkerung in den Stadten Burger einer Stadt konnte nur werden wer sogenannter ehrlicher Abstammung und als Handler Gewerbetreibender oder Handwerker tatig war ein Haus in der betreffenden Stadt besass und den Burgereid leistete Die Bewirtschaftung der Landereien auf stadtischem Areal durch die Burger erfolgte in Mecklenburg in der Regel im Nebenerwerb Fur untere soziale Schichten boten sich in der stadtischen Landwirtschaft zumeist im Tagelohn Moglichkeiten des Nahrungserwerbs Klassische Ackerburger mit eigener Anspannung die die Landwirtschaft im Vollerwerb betrieben gab es in mecklenburgischen Stadten nur vereinzelt Das Kriterium einer Ackerburgerstadt erfullte keine einzige der kleinen mecklenburgischen Landstadte obgleich eine landwirtschaftliche Betatigung oft zur Eigenversorgung uber Jahrhunderte zum Lebensalltag auch der Stadtbevolkerung gehorte Beispielsweise in Weimar und Frohburg sind noch Ackerburgerscheunen erhalten Literatur BearbeitenWerner Bockholt Ackerburgerstadte in Westfalen Ein Beitrag zur historischen Stadtgeographie Schnell Warendorf 1987 ISBN 3 87716 953 8 Zugleich Munster Universitat Dissertation 1987 Heinrich Stiewe Hausbau und Sozialstruktur in einer niederdeutschen Kleinstadt Blomberg zwischen 1450 und 1870 Schriften des Westfalischen Freilichtmuseums Detmold Landesmuseum fur Volkskunde Bd 13 Westfalisches Freilichtmuseum Detmold 1996 ISBN 3 926160 23 3 Zugleich Munster Universitat Dissertation 1993 Thomas Moritz Problematiken auf der Zeitleiste Bemerkungen zu Datierungs und Benennungsfragen aus den Bereichen Baugeschichte Hausforschung und Archaologie in Sudniedersachsen In Hans Heinrich Hillegeist Hrsg Heimat und Regionalforschung in Sudniedersachsen Aufgaben Ergebnisse Perspektiven Schriftenreihe der AG fur Sudniedersachsische Heimatforschung e V Bd 18 Mecke Duderstadt 2006 ISBN 3 936617 63 5 S 102 122 hier Mythos Akerburgerhaus Max Grund Die Ackerburgerstadt Ein geeigneter Begriff in Kleinstadtisches Wirtschaften im Spatmittelalter Forschungsblog zur kleinstadtischen Wirtschaft spatmittelalterlicher Stadte ISSN 2701 3162 27 Marz 2021Weblinks BearbeitenAckerburgertum und Stadtwirtschaft 3 Internationales Heilbronner Symposium vom 29 Marz bis zum 1 April 2001 Memento vom 3 Dezember 2013 im Internet Archive Universitat Munster Einfuhrung in die Fruhe Neuzeit StadttypenEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Gebhard Bauernhauser in Bayern Hugendubel Munchen 1999 ISBN 978 3 89631 369 0 S 379 Baugewerk Baumannschaft Nicht mehr online verfugbar In Neues historisches Lexikon Haffverlag archiviert vom Original am 14 Februar 2009 abgerufen am 14 November 2009 Normdaten Sachbegriff GND 4549631 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ackerburger amp oldid 235659055