www.wikidata.de-de.nina.az
Balthasar Hubmaier auch Huebmor Hubmor Hubmair Hubmayr Hubmeier Friedberger latinisiert Pacimontanus 1 um 1485 in Friedberg bei Augsburg 10 Marz 1528 in Wien war eine fuhrende Tauferpersonlichkeit der Reformationszeit sowie ein Martyrer der Tauferbewegung Balthasar Hubmaier Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre und Studium 2 Domprediger in Regensburg 3 Waldshut Begegnung mit Reformation und Taufertum 4 Hubmaier als Taufer in Mahren 5 Taufsukzession 6 Werke Auswahl 7 Literatur Auswahl 8 Anmerkungen 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFruhe Jahre und Studium Bearbeiten nbsp Hubmaier Schrift 1520 die wunderbarlichen Zaychen beschehen zu Regensburg zu der schonen Maria der Mutter Gottes nbsp Wallfahrt zur Schonen Maria von Regensburg um 1520 Balthasar Hubmaier wurde zwischen 1480 und 1485 in Friedberg geboren Erste Bildung erhielt er vermutlich an der Domschule von Augsburg wo er auch die niederen Weihen empfing 2 Das erste gesicherte Datum in seiner Biographie ist der 1 Mai 1503 An diesem Tag wurde er an der Universitat Freiburg immatrikuliert 3 In der Matrikel liess Hubmaier sich als ein Augsburger clericus Kleriker eintragen 4 Nach zwei Semestern an der Freiburger Universitat also 1504 05 erlangte Hubmaier den Grad eines Baccalaureus Artium 3 1507 wurde er kurzzeitig Lehrer an der Lateinschule in Schaffhausen und knupfte erste Kontakte im Bodenseeraum und in der Eidgenossenschaft Danach setzte Hubmaier das Studium der Theologie an der Universitat Freiburg bei Johannes Eck fort und ubernahm nach dem Weggang von Eck an die Universitat von Ingolstadt dessen Amt als Rektor der Pfauenburse in Freiburg Anm 1 1512 folgte Hubmaier bereits mit der Priesterweihe versehen Eck nach Ingolstadt wo er noch im selben Jahr promoviert wurde In Ingolstadt wirkte er als Prediger am Munster und als Universitatsprofessor Hubmaier war ebenso wie sein Lehrer Eck ein eindrucksvoller Redner dessen Reden beim Volk grosse Wirkungen zeigten Er stand in seinem heftigen Auftreten zunachst als Verteidiger der alten Kirche und spater als Anhanger der Reformation und dann auch als Taufer seinem Lehrer Eck kaum nach 5 Domprediger in Regensburg Bearbeiten1516 verliess Hubmaier Ingolstadt um in Regensburg die Stelle eines Dompredigers anzunehmen In dieser Funktion rief er zur Verfolgung der Regensburger Juden auf forderte den Abbruch der Hauser des Regensburger Judenviertels am Ort des heutigen Neupfarrplatzes und beteiligte sich an der Zerstorung der Synagoge An ihrer Stelle wurde eine Kapelle Zur schonen Maria errichtet Hier wirkte Hubmaier auch als charismatischer Wallfahrtsprediger und wurde alsbald uber die Grenzen von Regensburg hinaus als begeisternder Marienverehrer bekannt 5 Waldshut Begegnung mit Reformation und Taufertum Bearbeiten nbsp Waldshut um 15801521 nahm Hubmaier die Pfarrerstelle an der Marienkirche in Waldshut an und kam anstandslos seinen Pflichten als katholischer Priester nach 1522 kehrte er fur eine Zeit als Wallfahrtsprediger nach Regensburg zuruck 6 Gleichzeitig stand er in Kontakt mit mehreren Humanisten und begann sich intensiv mit den Paulusbriefen auseinanderzusetzen In der ersten Waldshuter Zeit setzte er sich mit den reformatorischen Schriften Martin Luthers und vor allem mit dessen Sakramentsverstandnis auseinander 6 Auf einer Reise nach St Gallen und Zurich kam er in Kontakt mit evangelischen Kreisen und schloss Freundschaft mit Huldrych Zwingli Im Oktober 1523 nahm er an dessen Seite an der Zweiten Zurcher Disputation teil Zuruck in Waldshut versuchte er die Reformation voranzutreiben und kam dabei in Konflikt mit der altglaubigen Seite Er war gezwungen die Stadt zu verlassen und fand in Schaffhausen Zuflucht Hier verfasste er unter dem Motto Die Wahrheit ist untodtlich eine Schrift gegen die gewaltsame Bekehrung zum Glauben Von ketzern vnd Iren verbrennern Diese Schrift war Teil seiner Verteidigung gegen den Vorwurf der Haresie den Johann Eck sein ehemaliger Freund und Ingolstadter Lehrer gegen ihn in Rom erhob 7 5 Im Herbst 1524 kehrte er nach Waldshut zuruck und vollendete nun hier die Reformation Er unterstutzte hier auch Hans Muller von Bulgenbach mit einem Manifest Es wurde eine neue Messordnung eingefuhrt und die Bilder aus den Kirchen entfernt Bildersturm Hubmaier kritisierte auch die fruher von ihm selbst ausgeubte Praxis der extensiven Bilderverehrung wahrend der Regensburger Marien Wallfahrt als Niederfallen vor den Bildern bzw als Idolatrie 8 Angeregt durch die Schriften von Karlstadt und Muntzer den er vermutlich in Waldshut traf und durch die Gesprache mit dem aus Zurich vertriebenen Taufer Wilhelm Reublin begann er sich nun vermehrt mit der Tauffrage auseinanderzusetzen und sprach sich offentlich gegen die Kindertaufe aus An Ostern 1525 schritt er zur Tat und liess sich zusammen mit 60 anderen Waldshutern von Wilhelm Reublin taufen Anschliessend taufte Hubmaier selber einen grossen Teil des Rates und der Bevolkerung von Waldshut Als die Stadt infolge des Bauernkrieges Ende 1525 durch habsburgische Truppen unter Rudolf V von Sulz besetzt und zum Katholizismus zuruck gezwungen wurde ergriff er die Flucht Zusammen mit seiner Frau Elsbeth Hugline die er am 13 Januar 1525 geheiratet hatte fand er Zuflucht bei Tauferfreunden in Zurich Hubmaier als Taufer in Mahren Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Balthasar Hubmaier in WienEs kam zum endgultigen Bruch mit Zwingli nachdem er in seiner wohl bedeutendsten Schrift Vom christlichen Tauff der Glaubigen seine Taufauffassung gerechtfertigt hatte Er wurde daraufhin in Zurich verhaftet und widerrief seinen tauferischen Standpunkt nachdem er mit der Todesstrafe bedroht worden war Im April 1526 konnte er Zurich verlassen und gelangte uber Konstanz und Augsburg nach Nikolsburg Dort stellte er sich gegen die in vielen Tauferkreisen gelehrte und praktizierte Gewaltlosigkeit Er rief seine Schutzherrschaft in Nikolsburg unterstutzend zum bewaffneten Widerstand gegen die turkische Gefahr auf In Mahren verfasste Hubmaier weitere 18 Schriften durch die er grossen Einfluss auf die tauferischen Kreise ausubte Diese Schriften kreisen thematisch um die bekannten tauferischen Lehrauffassungen Ablehnung der Kindertaufe Gemeindezucht und Ablehnung des Eides Es wird berichtet dass Hubmaier in Mahren mehr als 2000 Anhanger getauft habe Der Erzherzog von Osterreich Ferdinand I sein alter Feind aus der Waldshuter Zeit liess ihn im Juli 1527 unter dem Vorwurf des Aufruhrs verhaften Er wurde auf Burg Kreuzenstein bei Wien eingekerkert und zu Glaubensfragen verhort Wahrend seiner Haft schrieb er die an Ferdinand gerichtete Rechenschaft des Glaubens in der er sich eindeutig als Taufer bekannte Das Angebot eines Widerrufs schlug er aus und wurde am 10 Marz 1528 beim Stubentor in Wien als Aufruhrer und Haretiker auf dem Scheiterhaufen verbrannt Drei Tage nach seiner Hinrichtung wurde seine Ehefrau Elsbeth in der Donau ertrankt Das Trienter Konzil bezeichnet ihn als Haresiearchen Urheber einer Irrlehre Taufsukzession BearbeitenDie Linie der Taufsukzession geht bei Balthasar Hubmaier uber Wilhelm Reublin Januar 1525 Jorg Blaurock Januar 1525 auf Konrad Grebel Januar 1525 zuruck Die in Klammern gesetzten Daten bezeichnen das jeweilige Taufdatum Belege dazu finden sich in den Biographieartikeln der erwahnten Personen Werke Auswahl Bearbeiten nbsp Balthasar Hubmaiers Taufschrift von 1525In disem Buchlein seind begriffen die wunderbarlichen Zaychen beschehen zu Regensburg zu der schonen Maria der Mutter Gottes Nurnberg bei Holtzel 1520 Von ketzern vnd Iren verbrennern 1524 Ain Summ aintz gantzen Christlichen lebens Durch Baldasaren Frydberger Predicant yetz zu Waldsshutt verzeichnet an die drey Kirchen Regensburg Jngolstat und Frydberg seinen lieben herren briedern vnd schwestern in gott dem herren Sonderlich ain bericht den kinder Touff vnd das Nachttmal belangent 1525 Von dem christlichen Tauff der Glaubigen 1525 Kurzes Vaterunser 1526 Ein gesprech Balthasar Huebmors von Fridberg Doctors auf Mayster Vlrichs Zwinglens zu Zurich Taufbuchlein von der Kindertauf 1526 Ein Christennliche Leertafel die ein yedlicher mensch ee vnd er im Wasser getaufft wirdt vor wissen solle 1526 Der uralten und neuen Lehrer Urteil dass man die jungen Kinder nit taufen soll bis sie im Glauben unterrichtet sind Nikolsburg 1526 Von der Briederlichen straff Woe die nit ist da ist gewisslich khain Kirch ob schon der Wassertauff vnd das Nachtmal Christj daselbs gehaltenn werdent 1527 Vom christlichen Bann 1527 Von der Freyhait des Willens die Gott durch sein gesendet wort anbeut allen menschen vnd jnen dar jn gewalt gibt seine Khinder ze werden auch die waal gutes zu wollen vnd zethon Oder sy aber Khinder des Zorns wie sy denn von natur seind ze bleiben lassen 1527 Rechenschaft des Glaubens 1528 Eine edierte Sammlung seiner Schriften findet sich in Balthasar Hubmaier Schriften Hrsg von Gunnar Westin Gutersloh 1962 Quellen zur Geschichte der Taufer 9 Literatur Auswahl BearbeitenChristof Windhorst Balthasar Hubmaier Professor Prediger Politiker In Hans Jurgen Goertz Hrsg Radikale Reformatoren 21 biografische Skizzen von Thomas Muntzer bis Paracelsus Munchen 1978 S 125 136 Christof Windhorst Tauferisches Taufverstandnis Balthasar Hubmaiers Lehre zwischen Traditioneller und Reformatorischer Theologie Leiden 1976 Brian C Brewer Hubmaier Balthasar In Encyclopedia of Martin Luther and the Reformation Rowman amp Littlefield Publishers 2017 Brian C Brewer New Preface In Balthasar Hubmaier Theologian of Anabaptism Classics of the Radical Reformation series Plough Publishing House 2019 Brian C Brewer Radicalizing Luther How Balthasar Hubmaier Mis Read the Father of the Reformation Mennonite Quarterly Review vol 84 1 S 33 53 Brian C Brewer A Pledge of Love The Anabaptist Sacramental Theology of Balthasar Hubmaier Paternoster 2012 Torsten Bergsten Balthasar Hubmaier Seine Stellung zu Reformation und Taufertum 1521 1528 Kassel 1961 Robert Dollinger Balthasar Hubmaier In RGG 3 1959 Spalte 464 f Johann Loserth Doctor Balthasar Hubmaier und die Anfange der Wiedertaufe in Mahren Rohrer Brunn 1893 Eddie L Mabry Balthasar Hubmaier s understanding of faith Univ Press of America Lanham New York Oxford 1998 ISBN 0 7618 1220 2 Carl Sachsse D Balthasar Hubmaier als Theologe Scientia Verl Aalen 1973 ISBN 3 511 04290 9 Repr d Ausg Berlin 1914 Alfred Stern Hubmaier Balthasar In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 13 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 264 267 Bernd Moeller Hubmaier Balthasar In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 703 Digitalisat Ulrich J Gerber Hubmaier Balthasar In Historisches Lexikon der Schweiz Samuel Henri Geiser Die Taufgesinnten Gemeinden Eigenverlag 2 Auflage 1971 Seiten 143 148 155 168 f 177 221 224 230 236 238 250 261 f 266 328 330 337 Hans Jurgen Goertz Die Taufer Geschichte und Deutung C H Beck Verlag Munchen 1980 Anmerkungen Bearbeiten Die Bursen waren sowohl Wohnung als auch Orte fur Vorlesungen der Philosophischen Fakultat Die alteste Freiburger Burse war die Pfauenburse am Platz der heutigen Alten Universitat in der BertoldstrasseWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Balthasar Hubmaier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Druckschriften von und uber Balthasar Hubmaier im VD 16 James M Stayer Hubmaier Balthasar In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 Johann Loserth William R Estep Hubmaier Balthasar 1480 1528 In Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online Wolfgang Burk Biographie Hubmaiers Memento vom 9 Mai 2001 im Internet Archive auf der Homepage der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Waldshut Texte von Balthasar Hubmaier in der GlaubensstimmeEinzelnachweise Bearbeiten J Gordon Melton Hubmaier Balthasar 1481 1528 martyred Anabaptist leader In Encyclopedia of World Religions Encyclopedia of Protestantism Nr 6 Facts of File New York 2005 ISBN 0 8160 5456 8 S 272 englisch Balthasar Hubmaier was born in Freiburg Bavaria in 1481 Vergleiche dazu L Theobald Balthasar Hubmaier In Zeitschrift fur bayrische Kirchengeschichte Erlangen 1941 S 153 a b H Mayer Hrsg Die Universitat Freiburg im Breisgau 1460 1656 Freiburg im Breisgau 1907 S 150 Torsten Bergsten Balthasar Hubmaier Seine Stellung zu Reformation und Taufertum 1521 1528 Kassel 1961 S 71 a b c Rosa Micus Balthasar Hubmaier die Juden und die Taufer Zum Wirken Hubmaiers in Regensburg und in Waldshut In Verhandlungen des Historischen Vereins fur Oberpfalz und Regensburg Bd 160 2020 ISSN 0342 2518 S 137 152 a b Windhorst 1976 Torsten Bergsten Balthasar Hubmaier 1961 S 175 Torsten Bergsten Balthasar Hubmaier 1961 S 92 Normdaten Person GND 118554158 lobid OGND AKS LCCN n82134582 VIAF 92503714 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hubmaier BalthasarALTERNATIVNAMEN Huebmor Friedberger PacimontanusKURZBESCHREIBUNG Tauferpersonlichkeit der ReformationszeitGEBURTSDATUM um 1485GEBURTSORT Friedberg bei AugsburgSTERBEDATUM 10 Marz 1528STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Balthasar Hubmaier amp oldid 237287448