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Die Geschichte der Juden in Regensburg reicht bis in das 10 Jahrhundert zuruck Heute 2013 zahlt die judische Gemeinde zu Regensburg mehr als 1000 Mitglieder Inneres der Alten Synagoge von Regensburg unmittelbar vor ihrer Zerstorung 1519Radierung von Albrecht AltdorferEingangshalle der Regensburger Synagoge 1519Radierung von Albrecht Altdorfer Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalter 1 1 Zentrum judischer Gelehrsamkeit 1 2 Der Synagogenbau 1 3 Wirtschaftliche Bedeutung 1 4 Zunehmende Unterdruckung 2 Neuzeit 2 1 Vertreibung 1519 2 2 Erste Wieder Ansiedlungen im 17 Jahrhundert 2 3 17 und 18 Jahrhundert Wiederbelebung der judischen Gemeinde 2 4 19 Jahrhundert Dalberg Zeit 2 5 19 Jahrhundert Konigreich Bayern und Judenedikt 2 6 Zeit des Nationalsozialismus 2 7 Nachkriegszeit 2 8 Gegenwart 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMittelalter BearbeitenBereits um das Jahr 1000 bestand in Regensburg eine voll strukturierte Gemeinde sie verfugte uber eine Synagoge eine Schule ein Zivilgericht sowie in dem Waldstuck Argle bei Grossberg uber einen Friedhof Der Monch Arnold von Vohburg berichtet von einem judisch christlichen Dialog um 1130 Zentrum judischer Gelehrsamkeit Bearbeiten Um 1080 lebte in der Stadt der beruhmte Rabbiner Talmudgelehrte und Dichter Menachem ben Mekhir Im Zusammenhang mit dem Ersten Kreuzzug wurde die Regensburger judische Gemeinde 1096 zwangsgetauft durfte aber bereits im Jahr darauf aufgrund eines Privilegs Kaiser Heinrichs IV zu ihrer ursprunglichen Religion zuruckkehren 1107 verpfandete der Bischof von Prag bei den Regensburger Juden kostbare Kirchenschatze Etwa 1150 bis 1170 fand in der Stadt ein bedeutendes Rabbinatskollegium statt In Regensburg wirkten weiter die Talmud Kommentatoren Rabbi Isak ben Mordechai Ribam und Rabbi Efraim ben Isaak Efraim der Grosse Letzterer gilt als bedeutendster judischer Gelehrter seiner Zeit und leistete erhebliche Beitrage zur Weiterentwicklung der bis dahin von Frankreich dominierten Lehrtraditionen Er versammelte Talmudschuler aus ganz Deutschland um sich und machte sich auch als Verfasser liturgischer Dichtungen einen Namen von denen 32 erhalten geblieben sind 1196 grundete Rabbi Jehuda ben Samuel he Chasid Jehuda der Fromme in Regensburg seine beruhmte Jeschiwa die die Stadt fur einige Jahre zu einem Zentrum der judischen Theologie machen sollte Unter anderem schrieb Jehuda dort sein Buch der Frommen Jehuda gehorte zu den Chasside Aschkenas die Frommen Deutschlands einer pietistisch ausgerichteten Bewegung Weiter lebten in der Stadt die Gelehrten Rabbi Isaak ben Jakob ha Laban und Baruch ben Isaak 1180 reiste der Rabbi Petachjah ben Jakob ha Laban von Regensburg aus uber Polen die Ukraine Kiewer Rus und den Vorderen Orient ins Heilige Land Nach seiner Ruckkehr uber Griechenland Byzantinisches Reich und Bohmen veroffentlichte er den Reisebericht Sibbub Rundreise Entgegen dem judischen Recht erteilte 1215 Abraham ben Mose einer Witwe die Erlaubnis zur Wiederverheiratung obwohl der Leichnam ihres auf See vermissten Mannes nicht gefunden worden war Der Synagogenbau Bearbeiten Anfang des 13 Jahrhunderts erwarb die Gemeinde von den Klostern Emmeram und Obermunster mehrere Grundstucke 1227 wurde die Synagoge fertiggestellt nach Koln Trier Speyer und Worms erst die funfte im Reich Die Baumeister kamen von der Dombauhutte zu Reims und schrieben insofern Architekturgeschichte als sie erstmals im gesamten Donauraum sowohl die Gotik als auch die zweischiffige Hallenkirche einfuhrten Die christliche Baukunst sollte sich in der Folgezeit in starkem Masse an der hier erstmals anzutreffenden neuen Formensprache orientieren Einflusse lassen sich etwa am Sudportal von St Ulrich oder im Kreuzgang von Kloster Emmeram nachweisen Die Dominikanerkirche wie auch der Dom wurden wenige Jahrzehnte nach der Synagoge als erste Regensburger Kirchen vollstandig im gotischen Stil erbaut Die Synagoge bot uber 300 Sitzplatze Anm 1 Zu den nicht belegten Aussagen im obigen Abschnitt des Wikipedia Artikels gab es 2019 auf dem Regensburger Herbstsymposium zum Thema Judisches Regensburg Zeugnisse und Spuren im Stadtbild einen langeren Redebeitrag der dann spater auch im zugehorigen Tagungsband publiziert wurde mit dem folgenden Text Man konnte meinen dass sich in diesem Wikipedia Eintrag der gegenwartige Forschungsstand am ehesten widerspiegelt Doch der Eintrag entpuppt sich wohl eher als Quintessenz eines konfusen Wissensstands aus Fachwissen gefahrlichem Halbwissen und souveranem Nichtwissen Abgesehen von der etwas irrefuhrenden Einleitung mit dem Grundstuckserwerb der bezieht sich wohl auf den Erwerb von Grundstucken von Kloster St Emmeram fur den Friedhof muss besonders die Aussage hinterfragt werden dass es sch bei der angeblich 1227 fertiggestellten Synagoge nach Koln Trier Speyer und Worms erst um die funfte im Reich gehandelt haben soll Eine steile These nicht was vorerst die Datierung 1227 angeht da gibt es zumindest eine verlassliche Quelle welche den Neubau einer Synagoge in den Jahren vor diesem Zeitpunkt erwahnt Aber was wissen wir uber weitere belegbare Synagogen aus der Zeit vor und um 1227 Es folgt eine Aufstellung der bekannten und vermuteten Synagogenstandorte im Kulturraum des aschkenasischen Judentums vor 1250 der auf Quellenbelegen und archaologischen Befunden zu Bauten basiert die sich als Synagogen identifizieren lassen Erganzend konnen die Reiseberichte von Benjamin von Tudela aus den Jahren um 1160 verwendet werden Damit lassen sich Synagogen in Worms Mainz und Speyer identifizieren die schon im 11 Jahrhundert bestanden 1 Des Weiteren verfugte die Gemeinde zu dieser Zeit uber eine Talmudhochschule eine Schule ein rabbinisches Gericht ein Gemeindehaus ein Hospital ein Ritualbad sowie einen neuen Friedhof in der Nahe des Galgenbergs Wirtschaftliche Bedeutung Bearbeiten Bereits fur 1050 ist Handel judischer Kaufleute aus Regensburg mit Russland und Ungarn nachzuweisen Spater zogen sich die Regensburger Juden aufgrund vielfacher berufsstandischer Beschrankungen verstarkt auf Bankgeschafte sowie seit dem von Kaiser Friedrich Barbarossa erlassenen Regensburger Judenprivileg von 1182 auf den Handel mit Edelmetallen zuruck Die Regensburger Juden betatigten sich in erheblichem Masse als Finanziers u a fur Kloster Adelige Kaufleute die Stadtkasse und sogar die Hanse 1297 kaufte der Salzburger Bischof mit von Regensburger Juden geliehenem Geld die Grafschaft Gastein Die Berechtigung im damaligen Reich bzw in der Stadt Regensburg leben zu durfen war an mehrfache Steuerleistungen gebunden So musste u a eine Reichsjudensteuer an den Kaiser gezahlt werden und auch Abgaben an den Bischof von Regensburg an den bayerischen Herzog und an den Magistrat der Stadt geleistet werden Im Laufe des 15 Jahrhunderts verarmte die judische Gemeinde so sehr dass sie ihre Abgaben nicht mehr leisten konnte 2 Nach dem sogenannten Ritualmordprozess gegen Rabbi Israel Bruna von 1476 bis 1480 war die Gemeinde wirtschaftlich ruiniert und Rabbi Bruna verliess die Stadt Regensburg Zunehmende Unterdruckung Bearbeiten nbsp Judensau am Regensburger Dom nbsp Propagandablatt mit dem Ritualmordvorwurf in RegensburgInsbesondere infolge des Vierten Laterankonzils war es nach 1215 zunehmend zu Verfolgung und Unterdruckung der Regensburger Juden gekommen Ihr Wohnrecht wurde auf das von einer Mauer umgebene Gebiet des heutigen Neupfarrplatzes beschrankt In diesem Judenviertel gab es 40 Wohneinheiten Als Bekleidung war eine spezielle Judentracht vorgeschrieben 1233 wurden Kontakte zwischen Christen und Juden sowie Religionsgesprache verboten in der Karwoche durften sich Juden in der Offentlichkeit nicht mehr zeigen Berthold von Regensburg warf den Juden Wucher vor Zeugnis vom wachsenden Antijudaismus legt auch die Judensau ab eine mittelalterliche Skulptur am Regensburger Dom Von den im 14 Jahrhundert weite Teile Bayerns erschutternden Pogromen blieb die Gemeinde in der freien Reichsstadt Regensburg aber weitgehend verschont Das hing nicht zuletzt mit der in der Stadt von Seiten der christlichen Mitburger anfangs gezeigten Solidaritat zusammen In der Folgezeit suchten auch uberlebende Juden aus Augsburg Nurnberg und Osterreich in Regensburg Schutz In der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts kam es dann aber auch in Regensburg zu einem Stimmungsumschwung wozu auch Buss und Bekehrungsprediger wie Johannes von Capistrano und Peter Schwartz Petrus Nigri beitrugen Letzterer predigte 1474 in Gegenwart des Bischofs sieben Mal drei Stunden vor zwangsweise vorgeladenen Juden freilich ohne sie zur Konversion bewegen zu konnen Insbesondere wurden auch wieder die traditionell ublichen Vorwurfe des Giftmischens sowie des Ritualmordes an Christenkindern verstarkt erhoben Bereits 1474 klagte man den uberregional bekannten Talmudisten Rabbi Israel Bruna wegen eines angeblichen Ritualmordes an Aus der daraus resultierenden Haft wurde er erst nach einer Intervention des Kaisers entlassen 3 1470 wurde der Kantor Kalman wegen angeblicher Schmahung Christi und Mariae zum Tode verurteilt 1474 der Jude Mosse auf den Scheiterhaufen geschickt Im Marz 1476 wurden sechs prominente Mitglieder der judischen Gemeinde von der Stadt Regensburg angeklagt sechs Christenkinder rituell ermordet zu haben Das judische Viertel wurde abgesperrt und der Besitz inventarisiert Kurze Zeit spater wurden elf weitere Juden mit den gleichen Beschuldigungen in die so bezeichnete Schutzhaft genommen Der sogenannte Ritualmordprozess stand in engem Zusammenhang mit dem Trienter Ritualmordprozess 1475 1478 der sich seinerseits auf die o g Beschuldigungen gegen Rabbi Israel Bruna 1474 bezog 4 Freigelassen wurden die Siebzehn erst 1480 nach heftiger Intervention von Kaiser Friedrich III und der bayerischen Rabbinersynode in Nurnberg Obwohl kein Urteil gesprochen wurde erzwangen die stadtischen Anklager die Zusicherung der Freigelassenen und ihrer Nachfahren keine Rache fur den durch die Haft erlittenen wirtschaftlichen Ruin zu nehmen An der Unschuld der Angeklagten so der Fachhistoriker Peter Herde kann kein Zweifel bestehen 5 Der Kaiser verhangte eine Busse von 8000 Gulden uber die Stadt wegen des Vergehens gegen die Juden die unter seinem Schutz standen 6 Er gestand der Stadt Regensburg aber 1479 zu dass die Juden die Strafe selbst aufbringen sollten Weder die judische Gemeinde noch die Stadt Regensburg konnten das Geld aufbringen so dass diese Finanzfragen lange Zeit offen blieben und erst nach der Vertreibung der Juden 1519 auf dem Reichstag in Worms 1521 in den Verhandlungen zur Begleichung aller Altschulden mit dem kaiserlichen Reichshauptmann Thomas Fuchs von Wallburg geklart wurden 7 Einen weiteren Schub erlebte die religios motivierte Judenfeindlichkeit in Regensburg als 1516 der bekennende Antisemit Balthasar Hubmaier zum Domprediger bestellt wurde und man die Ritualmordbeschuldigungen erneut erhob Neuzeit BearbeitenVertreibung 1519 Bearbeiten nbsp Vertreibung der Juden aus Regensburg und Wallfahrt zur Schonen Madonna Deckenfresko in der Kassianskirche nbsp Judischer Grabstein an der Realschule Am JudensteinNach zwei vergeblichen Antragen beim Kaiser die Ausweisung der Juden zu erlauben nutzte der Rat der Stadt Regensburg das nach dem Tod von Kaiser Maximilian I am 12 Januar 1519 entstandene Macht Vakuum und liess der judischen Gemeinde am 21 Februar den Beschluss zur Raumung der Synagoge und zur Ausweisung der Juden uberbringen Uberbringer des Beschlusses der schon am 6 Februar gefallen war war der kaiserliche Reichshauptmann Thomas Fuchs von Wallburg der bei der Beschlussfassung gar nicht selbst anwesend war aber die Absichten der Stadt gefordert hatte Seine Rolle bei der Vertreibung der Juden war zwielichtig Dafur spricht auch dass sich sein Name auf der Bodenplatte der an Stelle der Synagoge neu errichteten Wallfahrtskapelle eingraviert findet Innerhalb von zwei Wochen mussten die Juden die Stadt verlassen Bei der Vertreibung verloren zwei Kindbetterinnen ihr Leben Einige der ausgewiesenen Juden fanden Zuflucht in den damals nicht zu Regensburg gehorenden heutigen Stadtteilen Stadtamhof und Sallern wo Juden schon vor 1210 in einem Emmeramer Waldbesitz Grabstatten errichtet hatten Dort bekamen sie sogar vom ihnen nicht feindlich gesonnenen Hofmarksherrn Heinrich Alberger Wohnhauser zugewiesen Aber auch von dort wurden sie 1555 bzw 1577 wieder vertrieben veranlasst vom Hofmarktsherrn Leubelfing zum Hauzenstein 8 Ein grosser Teil der Vertriebenen zog dann weiter nach Polen und nach Tirol Unter der Delegation der Ratsherren die den Juden die Ausweisung angeordnet hatten befand sich auch der Kunstler Albrecht Altdorfer 9 Altdorfers oben gezeigte Radierungen entstanden kurz vor der Vertreibung Daruber hinaus produzierte er Gemalde Wallfahrtsabzeichen und bot wahrscheinlich noch wahrend des Abbruchs der Synagoge Grafiken als Andenken feil 10 Das judische Viertel wurde samt Synagoge und Schule zerstort Pfander beschlagnahmt kostbare Pergament Handschriften als Einbindematerial fur Akten und Bucher missbraucht Der mittelalterliche judische Friedhof gelegen auf dem Gelande der Emmeramer Breiten ausserhalb des Stadtgebiets vor dem heutigen Peterstor wurde vollig zerstort und geschandet Die uber 4000 Grabsteine die der Archivar Carl Theodor Gemeiner in einem Bericht uber den mittelalterlichen judischen Totenacker erwahnt 11 wurden geraubt und meist als Baumaterial zweckentfremdet Teilweise wurden die Grabsteine aber auch von Regensburger Burgern mit Billigung des Rates als sichtbare makabre Trophaen des Sieges uber die Juden in Hauswande eingemauert Heute sind noch ca 60 dieser Judensteine auffindbar Seit Anfang des 17 Jahrhunderts ist in Regensburg der Strassenname Am Judenstein belegt Der Name geht zuruck auf einen im Erdboden verankerten ubergrossen Grabstein der um 1928 beim Bau der naheliegenden Kirche entfernt wurde Bei dem weithin bekannten und hier abgebildeten Grabstein der derzeit an der Aussenmauer der Realschule am Judenstein angebracht ist handelt es sich jedoch um einen kleineren Stein dessen Inschrift mit Mortel uberschmiert bzw mit pseudohebraischen Zeichen verunstaltet wurde 12 Nur kurze Zeit nach der Vertreibung der Juden entstand auf dem Platz des ehemaligen judischen Viertels die spatere Wallfahrt zur Schonen Maria an deren Entstehung und Propagierung der charismatische Domprediger Balthasar Hubmaier grossen Anteil hatte Hubmaier hielt am 25 Marz 1519 die erste Predigt und sein Name wurde im Grundstein der steinernen Wallfahrtskirche der am 9 September desselben Jahres gelegt wurde festgehalten 13 Uber die Einnahmen aus der Wallfahrt entstand ein Rechtsstreit zwischen dem Bischof Johann und dem Rat der Stadt Als Grunde fur die als Rechtsbruch zu bezeichnende Vertreibung der judischen Bevolkerung fuhrt der Historiker Peter Herde neben den in der Bevolkerung grassierenden Juden Hass den die Geistlichkeit durch religiose und wirtschaftliche Argumente noch verstarkte den Umstand an dass sich die Steuerkraft der Juden als Folge ihrer Verarmung stark vermindert hatte Hinzu kam wohl auch die Hoffnung der Stadtbevolkerung mit Hilfe der mobilen und immobilen Habe der Juden die katastrophale Finanzlage der Stadt zu verbessern 14 Erste Wieder Ansiedlungen im 17 Jahrhundert Bearbeiten 1519 im Jahr der Vertreibung der Juden aus Regensburg wurde der Konig von Spanien als Karl V zum romisch deutschen Konig gewahlt und 1530 als Kaiser Karl V zum Kaiser gekront Wie sein Vorganger verstand sich auch der neue Kaiserals Schutzherr der Juden und wollte sich wie bisher auch sein Vorganger den Schutz der Juden durch eine Abgabe der Juden bezahlen lassen Weil das aber nach der Vertreibung der Juden aus Regensburg gar nicht mehr moglich war liess der Kaiser fur die Stadt Regensburg ein neues Verfahren einfuhren Mit dem sog privilegium de non recipiendis Judaeis bekam der Magistrat der Stadt vom Kaiser das Recht zukunftig keine Juden im Stadtgebiet dulden zu mussen Als Gegenleistung musste die Stadt eine Ablosesumme an den Kaiser zahlen in Hohe der ehemaligen nun nicht mehr erhaltlichen Schutz Abgaben der Juden Judentaxen Dieses Verfahren erwies sich aber im Sonderfall der Reichsstadt Regensburg als sehr kompliziert weil sich bald zeigte dass nach 1594 sehr viele Reichstage in Regensburg stattfanden Fur die Versorgung der furstlichen Teilnehmer am Reichstag und auch fur die Versorgung ihrer Gesandten mit Lebensmitteln war der jeweils regierende Reichserbmarschall aus dem Adelsgeschlecht Pappenheim zustandig Er hatte die Beschaffung und den Transport der Lebensmittel einigen von ihm ausgesuchten Juden uberlassen Sie durften sich deshalb in Regensburg aufhalten und standen dort wahrend ihres Aufenthalts unter seinem Schutz was er sich von ihnen bezahlen liess Als sich nach 1594 der Reichstag nicht mehr aufloste und sich zum Immerwahrenden Reichstag entwickelte nahmen auch weitere Juden einen Daueraufenthalt in Regensburg und zahlten dafur Schutzgeld an den Reichserbmarschall Pappenheim Daraufhin kam es zunachst erneut zu Auseinandersetzungen mit dem Magistrat der Stadt der weiterhin auf seinem Privileg der Judenfreiheit bestand und deshalb die dauerhafte Ansiedlung von Juden verhindern zumindest aber niedrig halten wollte Als die Anzahl der Juden weiter anwuchs wurde 1715 vereinbart die Anzahl der erlaubten standig in der Stadt anwesenden Judenfamilien auf 4 Familien zu begrenzen Dennoch vermehrte sich die Anzahl der Juden weiter auf 86 Personen im Jahr 1777 und auf 110 Personen am Beginn des 19 Jahrhunderts Zusatzlich standen nach 1748 auch einige Juden als Hofagenten und Hoffaktoren mit kaufmannischen und finanziellen Aufgaben unter dem Schutz des kaiserlichen Prinzipalkommissars Furst von Thurn und Taxis Unter ihnen waren Angehorige der judischen Familien Wertheimer Elkan und Wassermann In den Ubergangsjahren zum 19 Jahrhundert wurde sogar ein stadtisches Grundstuck der sogenannte Schereracker vom judischen Bankier Philipp Reichenberger aufgekauft Auch er war Hoffaktor der Fursten von Thurn und Taxis und liess auf dem von ihm erworbenen Grundstuck zwischen 1804 und 1806 das Grundgebaude des heutigen Dornbergpalais erbauen 15 17 und 18 Jahrhundert Wiederbelebung der judischen Gemeinde Bearbeiten Wie geschildert hatte die Wieder Ansiedelung von Juden in Regensburg unter sehr besonderen und unterschiedlichen Rahmenbedingungen mit Beginn des 17 Jahrhunderts begonnen Ansatze zu einem religiosen judischen Leben in Regensburg sind in geringem Umfang und unter besonderen Rahmenbedingungen erst ab 1669 nachzuweisen nachdem sich der Immerwahrende Reichstag in Regensburg etabliert hatte Damals wirkte der Rabbi Isaak Alexander in Regensburg der erste Jude der philosophische Werke auf Deutsch veroffentlichte Als notwendige Kultusbeamte gab es in der judischen Gemeinde aber bereits Rabbiner Vorsanger und Schachter iAls Versammlungs und Betstatte diente der Gemeinde 140 Jahre lang ein Haus in der Strasse Hinter der Grieb ehemals Haus Nr 5 Die Bewaltigung des normalen Lebens blieb aber weiterhin schwierig denn als Berufe waren nur erlaubt der Geldverleih gegen Pfand und der private Kleinhandel mit Juwelen und Edelmetallen Private Handelsgeschafte blieben bis zum Ende 18 Jahrhunderts verboten und wurden erst dann vereinzelt stillschweigend geduldet mit Billigung des Erzmarschalls des Kurfursten von Sachsen Ein eigener Friedhof wurde der Gemeinde aber noch nicht erlaubt und deshalb mussten die Verstorbenen zum Begrabnis bis nach Pappenheim Furth oder Schnaittach verbracht werden 15 19 Jahrhundert Dalberg Zeit Bearbeiten Nach der Auflosung des Heiligen Romischen Reichs und der Bildung des Furstentums Regensburg unter dem Landesherren Karl Theodor von Dalberg traten die Pappenheimer unter Karl Theodor von Pappenheim ihre Schutz Rechte uber die Regensburger Schutz Judenschaft ca 110 Personen gegen eine erhebliche finanzielle Entschadigung an den neuen Landesherrn Karl Theodor von Dalberg ab Dalberg wurde damit zum neuen Schutzherrn der Regensburger Schutzjuden und zum Empfanger des von den Juden gezahlten Schutzgeldes Mit dem Ende der bisherigen Reichstage in Regensburg und mit dem Wegzug der Gesandten und ihrer Familien hatten die ca 110 Schutz Juden aber auch ihre bisherige Einnahmequelle aus der Versorgung der Gesandtenfamilien mit Lebensmitteln verloren und mussten nun nach neuen Erwerbsmoglichkeiten suchen Ihre Vorstellungen zur Entwicklung eines Handels stiessen aber auf den Widerstand der Regensburger Kaufleute die den Juden die Handelsgeschafte nicht uberlassen wollten Die Juden erhofften sich jedoch vom aufgeklarten und toleranten neuen Landesherrn Dalberg der bereits den von den Juden beim Passieren der Stadtgrenze zu entrichtenden Leibzoll abgeschafft hatte auch veranlassen zu konnen den Juden das allgemeinen Burgerrecht zuzugestehen die volle burgerliche Gleichberechtigung zu erreichen und damit auch das Recht zur Ausubung aller Berufe besonders den Beruf als Grosshandler Wegen heftiger Gegenwehr der nichtjudischen Handler in Regensburg war der Landesherr Dalberg aber nur zu begrenzten Zugestandnissen bereit Er verlieh nur drei potenten judischen Familien ein beschranktes Recht zum Grosshandel verbunden mit einer jahrlich zu zahlenden Vermogenssteuer Den anderen judischen Familien wurde nur der herkommliche Judenhandel erlaubt der sogenannte Schacherhandel mit alten Bekleidungen Juwelen und Edelmetallen sowie Geldwechselgeschafte Daraufhin lehnte die Judengemeinde die jahrliche Zahlung einer Vermogenssteuer ab 16 In den folgenden Monaten des beginnenden 19 Jahrhunderts konnten die weiterhin vorhandenen grundlegenden Fragen und Probleme zur burgerlichen Gleichstellung und zur Berufsausubung der Juden nicht gelost werden denn schon im April 1809 kam es als Folge der Schlacht bei Regensburg zu kriegerischen Ereignissen mit starken Zerstorungen im Stadtgebiet von Regensburg Die rechtliche Stellung der Juden in Regensburg blieb deshalb zunachst ungeklart Sie wurde erst geklart nach der Auflosung des Heiligen Romischen Reiches und nach dem Anschluss des Furstentums Regensburg als dem Nachfolger der freien Reichsstadt Regensburg an das neu entstandene Konigreich Bayern unter Konig Maximilian I Als der erste bayerische Konig erliess Maximilian I am 10 Juni 1813 das Bayerische Judenedikt von ihm genannt das Edikt die Verhaltnisse der judischen Glaubensgenossen im Konigreich Bayern betreffend das dann bis 1861 unverandert gultig blieb 17 19 Jahrhundert Konigreich Bayern und Judenedikt Bearbeiten nbsp Judenfriedhof an der Schillerstrasse1813 wurde im neu entstandenen Konigreich Bayern die rechtliche Stellung der Juden im Konigreich Bayern und damit auch in der nun bayerischen Stadt Regensburg mit dem Erlass des Bayerischen Judenedikts neu geregelt Laut Praambel des Edikts war es mit Zusicherung der freien Religionsausubung und Verleihung der bayerischen Staatsburgerschaft das primare staatspolitische Ziel des Judenedikts die Rechtsstellung der judischen Burger in den verschiedenen Landesteilen des neuen Konigreichs zu vereinheitlichen und die neuen judischen Burger in den Staat so einzubinden dass die Wohlfahrt des Staates bestandig und gesichert bleibt Charakteristisch fur das Juden Edikt war es dass die Aussagen der einzelnen Bestimmungen im Edikt einerseits Zugestandnisse fur Juden beinhalteten daneben aber auch Beschrankungen enthielten wie z B Zuwanderungsverbote von Juden aus anderen Regionen Damit zeigte sich dass sich der Rechtsstatus der Juden weiterhin vom Rechtsstatus der Nichtjuden unterschied Der Nutzen fur beide Seiten sollte durch die Vermeidung von Konflikten entstehen und das sollte dadurch erreicht werden dass die Gesamtzahl der im Konigreich Bayern lebenden Juden zahlenmassig begrenzt und dauerhaft festgelegt wurde Dafur mussten in Bayern in den Dorfern und Stadten des Konigreichs in ortlichen Verzeichnissen die judischen Familien mit Matrikelnummern gekennzeichnet und die Familienmitglieder zahlenmassig erfasst werden In Regensburg gab es 16 18 Matrikelnummern fur judische Familienvater die damit 95 100 judische Personen vertraten die das Gemeindeburgerrecht und das aktive Landtagswahlrecht hatten 18 Schon bei der ortlichen Erfassung der Juden hatte sich gezeigt dass in einigen Orten die Anzahl der Juden nicht erhoht werden durfte oder sogar durch Verbot von Zuwanderung oder Verbot von Heirat vermindert werden musste Der jeweilige judische Familienvater erhielt eine Matrikelnummer musste einen festen Familiennamen annehmen und einen Untertanen Eid ablegen Da die Anzahl der Matrikelnummern beschrankt war konnte z B nach dem Tod des Vaters nur einer der Sohne eine neue Familie grunden wahrend weitere Sohne anderswo eine Familie grunden mussten Ausnahmen fur die Uberschreitung der in der Matrikelnummer festgelegten Anzahl wurden vom Ministerium des Inneren nach 1818 von den ortlichen Magistraten nur dann erlaubt wenn z B Sohne nach der Meisterprufung ein Handwerk ausubten oder ein Handelsunternehmen oder Fabriken gegrundet hatten oder wenn sie eine Familie durch selbst betriebene Landwirtschaft ernahren konnten Diese Verordnungen lassen erkennen dass man die Juden von ihren herkommlichen meist als unzulanglichen empfundenen Geschaften und Erwerbsarten abbringen wollte auch deshalb weil diese Geschafte als gemeinschadlich angesehen wurden und die gewunschte Integration der Juden erschwerten Erwunscht war die Aufnahme von Handelsgeschaften aller Arten jedoch nur mit ordentlicher Buchfuhrung in deutscher Sprache 17 Vorgeschrieben wurde den Juden die Auflosung von bisherigen judischen Korperschaften mit Selbstverwaltung und eigener Gesetzgebung Stattdessen sollte es zur Regel werden dass sich die Juden den bereits bestehenden politischen Stadt und Landgemeinden anschliessen Die judischen schulpflichtigen Kinder konnten alle offentlichen Schulen besuchen auch die hoheren Schulen Der Besuch von Privatschulen war ebenfalls moglich wenn die Lehrer staatlich ausgebildet waren Fur mindestens 50 judische Familien konnte eine kirchliche Gemeinde mit einer Synagoge einem Rabbiner und einer Begrabnisstatte gebildet werden Im Jahr 1811 kurz vor Erlass des Judenedikts gab es in der Regensburger Judengemeinde 16 unter Schutz stehende Familien mit 108 Mitgliedern und 9 unbeschutzte Familien mit 19 Mitgliedern insgesamt 127 Juden Entsprechend der Zahl der Schutzjuden wurde in Regensburg die Matrikelzahl festgelegt auf 17 eine Zahl die bis 1861 nicht erhoht wurde 19 1822 wurde der noch heute bestehende alte judische Friedhof am Westende des Stadtparks angelegt 1832 folgte die Errichtung einer judischen Volksschule 1841 die Einweihung eines Betsaals in der Unteren Bachgasse In den zehn Jahren vor der Grundung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 verdreifachte sich die Mitgliederzahl der judischen Gemeinde in Regensburgs von 150 auf 430 das Stadtrabbinat wurde zum Distriktsrabbinat erhoben nbsp Regensburger Synagoge 1841 1907 abgebrochen 1938 nbsp Regensburger Synagoge 1912 1938 nach Planen von Joseph KochNach der 1907 erfolgten Schliessung des Betsaals in der Unteren Bachgasse wegen Einsturzgefahr errichtete man an der Schaffnerstrasse heute Brixener Hof eine Neue Synagoge im neoromanischen Stil Der 1912 eingeweihte Bau bot 290 Mannern und 180 Frauen Platz Angeschlossen war ein Gemeindehaus mit Betsaal eine judische Volkshochschule ein Sitzungssaal ein Ritualbad sowie Wohnungen fur Kantor Kultusdiener und Hausmeister Zeugnis vom Gemeindeleben legten nicht zuletzt die zahlreichen judischen Vereine ab zu denen neben dem Verein fur judische Geschichte und Literatur und dem Talmudkreis auch je ein Frauen und Jugendverein einer Ortsgruppe des Sportvereins Makkabi mehrere Fursorgeorganisationen sowie eine Sektion des Reichsbunds judischer Frontsoldaten gehorten Im Ersten Weltkrieg fielen elf judische Regensburger 1926 wurde der judische Friedhof erweitert Innerhalb der Gemeinde kam es zu Spannungen zwischen den Vertretern eines liberalen und eines eher orthodoxen Judentums die beide etwa gleich stark waren 20 Die Geschichte der Juden Bayerns insbesondere in Regensburg erforschte ab 1927 im Auftrag des Verbandes Bayrischer Israelitischer Gemeinden der Historiker Raphael Straus 1887 1947 der 1933 emigrierte Von ihm stammen die Werke Die Judengemeinde Regensburg im ausgehenden Mittelalter Heidelberg 1932 und Regensburg and Augsburg Philadelphia 1939 englisch Straus Urkunden und Aktenstucke zur Geschichte der Juden in Regensburg 1453 1738 wurde erst 1960 postum erneut veroffentlicht nachdem die gesamte Erstauflage der Bucherverbrennung zum Opfer gefallen war Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Im Zeichen des Aufstiegs des Nationalsozialismus kam es bereits 1924 und 1927 zu ersten Schandungen des neuen Judenfriedhofs SA Schlagertrupps zerstorten judische Geschafte und bedrohten deren Kunden in besonders spektakularer Weise am 29 Marz 1933 als mit Maschinengewehr bewaffnete SA Manner den Zugang zu dem in judischem Eigentum befindlichen Kaufhaus Merkur blockierten Im Zuge des Judenboykotts im April 1933 wurden 107 Regensburger Juden inhaftiert 1934 durften Juden nicht mehr am Stadtischen Markt handeln 1936 nicht mehr im Stadtischen Schlachthaus Insgesamt gluckte 233 Personen die Emigration Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge in der Schaffnerstrasse planmassig niedergebrannt und zerstort An der Zerstorung waren weit uber 100 Schuler des Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps Ausbildungsstatte NSKK beteiligt Gegen 1 20 Uhr des 10 November sturzte die Kuppel ein gegen 2 30 Uhr war die Synagoge ausgebrannt 21 Die herbeigerufene Feuerwehr bekam vom personlich anwesenden Oberburgermeister Otto Schottenheim die strikte Anweisung nur die umliegenden Gebaude zu schutzen Schottenheim verhinderte damit mogliche Loscharbeiten an der Synagoge 22 SS und SA verwusteten judische Geschafte und hielten die judische Bevolkerung auf den Polizeirevieren am Minoritenweg und am Jakobstor fest oder schikanierten sie in vielfaltiger Weise auf dem Gelande der Motorsportschule des NSKK an der Irler Hohe Gegen 11 00 Uhr trieben die Nazis Regensburger Juden in einem Schandmarsch durch die Maximilianstrasse wobei diese von Passanten geschlagen bespuckt oder mit Steinen beworfen wurden Nachdem um 12 00 Uhr der Zug beendet war brachte ein Bus etwa 21 judische Manner in das KZ Dachau wo sie bis zu sechs Wochen festgehalten wurden 21 23 Noch am 10 November ordnete der Regensburger Oberburgermeister den Abbruch der ausgebrannten Synagoge an Die Kosten des Abbruchs musste die judische Gemeinde tragen 21 Die aus dem ursprunglich katholisch liberalen Regensburger Anzeiger erzwungenermassen entstandene Nazizeitung Bayerischer Anzeiger feierte den Abbruch der Synagoge als Beseitigung eines Schandmals s im Herzen der Stadt 21 Die Regensburger Juden wurden systematisch enteignet Am 25 November 1940 wurde das Grundstuck der Synagoge unter der Federfuhrung des Zweiten Burgermeisters Hans Herrmann von der Stadt Regensburg fur 29 840 RM erworben 24 und bald darauf mit Gewinn an die Volksbank Regensburg weiterverkauft 25 Bereits im Oktober 1938 wurde das Gebaude in der Unteren Bachgasse 5 das von 1841 bis 1907 als Synagoge genutzt wurde auf staatliche Anordnung hin trotz der Proteste des Eigentumers und des Landesamts fur Denkmalpflege abgerissen 21 Die letzten judischen Geschafte und Wohnhauser wurden arisiert Ab 1940 wurde die judische Bevolkerung zum Tragen des Judensterns verpflichtet Sie durfte nur noch in zwei Geschaften einkaufen und auch dies nur noch zwischen 13 00 und 14 00 Uhr Weitere Schikanen bestanden im Verbot von Radios oder des Erwerbs von Haustieren Am 2 April 1942 wurden 106 Regensburger Juden vom Platz der zerstorten Synagoge aus ins Durchgangslager Piaski bei Lublin deportiert und schliesslich allesamt in den Vernichtungslagern von Belzec und Sobibor ermordet Am 15 Juli wurde eine weitere Familie nach Auschwitz deportiert Nach Raumung des Altersheims an der Weissenburgstrasse 31 am 23 September 1942 wurden weitere 39 judische Burger in das Ghetto Theresienstadt verschleppt Am 15 Februar 1945 wurden die letzten zehn Regensburger Juden die in Mischehe mit christlichen Partnern lebten nach Theresienstadt deportiert Sie allein blieben am Leben Insgesamt wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ca 250 der aus Regensburg deportierten Juden ermordet 26 Nachkriegszeit Bearbeiten Nach der Befreiung der Konzentrationslager durch die Verbande der Alliierten Anfang 1945 trafen zahlreiche Uberlebende in Regensburg ein Wegen geringer Kriegszerstorungen gab es in Regensburg vergleichsweise viel nutzbaren Wohnraum und auch andere Unterbringungsmoglichkeiten wie z B die Baracken der Messerschmitt GmbH wo allein 2 200 italienische KZ Fluchtlinge untergebracht wurden 27 Die Stadt eignete sich daher in besonderem Masse fur die zumindest zeitweilige Unterbringung judischer Fluchtlinge Um ihre Versorgung kummerte sich zunachst vor allem die United Nations Relief and Rehabilitation Administration UNRRA spater auch das amerikanische Joint Distribution Committee Im Oktober 1945 folgte die Errichtung Jewish Community mit einem Jewish Chaplain s Office Regensburg Am 30 Mai 1945 wurde Josef Glatzer als Rabbiner installiert er bekleidete dieses Amt bis zu seiner Emigration in die Vereinigten Staaten Ende 1949 In der Nachkriegszeit lebten mehrere tausend Juden in Regensburg von denen ein grosser Teil aber sehr bald im Zuge der Migrationsprogramme zionistischer Organisationen und der Jewish Agency nach Palastina auswanderte Auch die USA nahmen Hunderttausende sogenannter Displaced Persons auf Am 1 August 1950 wurde die Judische Gemeinde Regensburg errichtet die Nachfolgeorganisation der Jewish Community In diesem Jahr hatte die Gemeinde 288 Mitglieder 1 Juni 1950 28 1951 noch gut 200 Personen 29 Mit den 12 anderen nach dem Krieg wiedererstandenen bayerischen Gemeinden grundete sie den Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern Erster Rabbiner war Yakob Simcha Avidor 1956 folgte Rabbiner Kraus 1958 1969 schliesslich Nathan David Liebermann Im Zuge der ab 1959 beginnenden Verhandlungen zwischen den judischen Verbanden und dem bayerischen Staat uber die Ruckgabe der durch die Nazis enteigneten judischen Vermogen bzw entsprechende Entschadigungsleistungen hat es die judische Gemeinde nach eigener Einschatzung versaumt ihre Anspruche hinreichend und angemessen darzulegen Gegenwart Bearbeiten nbsp Judisches Gemeindehaus in Regensburg nbsp Karavan Denkmal auf dem Neupfarrplatz nbsp Eingangsbereich des Gemeindezentrums Bronzespirale von Tom Kristen Rose Auslanders Gedicht Gemeinsam Trotz relativ geringer Mitgliederzahl der obendrein ungunstigen demographischen Struktur und der dadurch bedingten problematischen Finanzsituation entfaltete sich in Regensburg bald wieder judisches Gemeindeleben Grosser Wert wurde dabei traditionell auf Bildung und Erziehung gelegt Bereits 1951 bzw 1953 entstand wieder ein eigener judischer Kindergarten bzw eine hebraische Schule Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der damit verbundenen Zuwanderung aus den Staaten Osteuropas ist wieder ein Anstieg der Mitgliederzahl der Judischen Gemeinde Regensburg auf knapp 1000 Mitglieder zu verzeichnen Dazu kommen 200 bis 300 Personen die insbesondere wegen fehlender Papiere noch keine Anerkennung als Juden erhalten haben Zum Umfeld der Gemeinde gehoren weitere 200 Personen vor allem nicht judische Familienangehorige 30 Bis zu seinem Tode im Jahr 2007 war Otto Schwerdt langjahriger Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg Positiv entwickelt haben sich nach dem Krieg die Beziehungen zur nichtjudischen Umwelt wobei die Gesellschaft fur christlich judische Zusammenarbeit eine zentrale Rolle spielte aber auch die guten Kontakte der Judischen Gemeinde zur Stadt Regensburg der Regierung der Oberpfalz sowie zum Bezirkstag Erhebliche Impulse erfuhr der Dialog auch durch die Errichtung des neuen Gemeindemehrzwecksaales 1969 der zu einer Statte der Begegnung zwischen den Religionen geworden ist Neben Treffen mit den verschiedensten Bevolkerungsgruppen mit Parteien Kirchen und Pfarrgemeinden finden dort auch zahlreiche Fuhrungen Kurzseminare und Vortrage statt Die kommunalpolitischen Auseinandersetzungen um die Ausgrabung des Ghettos am Neupfarrplatz 1995 1997 riefen starkes burgerschaftliches Engagement hervor das sich auf den Umfang und die Art der Ausgrabungen auswirkte 31 2005 errichtete der israelische Kunstler Dani Karavan exakt an der Stelle der 1519 zerstorten mittelalterlichen Synagoge das Misrach Denkmal ein Bodenrelief aus weissen Granitblocken das den Grundriss und die Fundamente des Bauwerks nachbildet In unmittelbarer Nahe wurde ein Dokumentationszentrum eingerichtet Am 13 September 2006 bewirtete auf Vermittlung von Bischof Gerhard Ludwig Muller die Judische Gemeinde Regensburg wahrend des Bayernbesuchs von Papst Benedikt XVI einen Teil von dessen Entourage mit koscherem Essen Seit 2016 wurde an der Stelle der 1938 zerstorten Synagoge das Judische Gemeindezentrum mit Synagoge Regensburg gebaut 32 33 Das von Staab Architekten geplante Gebaude wurde am 27 Februar 2019 eingeweiht 34 Siehe auch BearbeitenJudische Friedhofe in Regensburg Hauptartikel Grabsteine des judischen Friedhofs Regensburg Neue Synagoge Regensburg Literatur BearbeitenKarl Bauer Regensburg 6 Auflage Regensburg 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 insb S 805 Friedhofe S 145 149 Gemeinde Sylvia Seifert Vor 200 Jahren Grundung des judischen Friedhofs 1821 an der Schillerstrasse 29 in Regensburg fur damals 12 ansassige Familien die beschrieben werden In Verhandlungen des Historischen Vereins fur Oberpfalz und Regensburg Band 162 Regensburg 2022 S 267 292 ISSN 0342 2518 Barbara Beuys Heimat und Holle Judisches Leben in Europa durch zwei Jahrtausende Reinbek 1996 ISBN 3 498 00590 1 Herbert E Brekle Das Regensburger Ghetto Foto Impressionen von den Ausgrabungen MZ Buchverlag Regensburg 1997 ISBN 3 931904 17 2 Christoph Daxelmuller Die wiederentdeckte Welt der Regensburger Juden des Mittelalters In Regensburger Almanach 1996 Regensburg 1996 S 146 155 Arno Herzig Judische Geschichte in Deutschland Munchen 1997 ISBN 3 406 47637 6 Barbara Eberhardt Cornelia Berger Dittscheid Bearb Regensburg In Wolfgang Kraus Berndt Hamm Meier Schwarz Hrsg Mehr als Steine Synagogen Gedenkband Bayern Band I Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2007 ISBN 978 3 89870 411 3 S 261 285 Sylvia Seifert Einblicke in das Leben judischer Frauen in Regensburg Teil 1 und 2 In Ute Katzel Karin Schrott Hrsg Regensburger Frauenspuren Eine historische Entdeckungsreise Regensburg 1995 ISBN 3 7917 1483 X S 86 106 und S 151 161 Roman Smolorz Displaced Persons Autoritaten und Anfuhrer im angehenden Kalten Krieg im ostlichen Bayern 2 Auflage Regensburg 2009 ISBN 978 3 935052 53 5 insb S 128 139 Veronika Nickel Widerstand durch Recht Der Weg der Regensburger Juden bis zu ihrer Vertreibung 1519 und der Innsbrucker Prozess 1516 1522 In Forschungen zur Geschichte der Juden Abteilung A Abhandlungen Nr 28 Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2018 ISBN 978 3 447 11122 5 doi 10 25353 ubtr xxxx e83b de0d urn nbn de hbz 385 1 15550 Dissertation Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Simon Paulus Architekturstromungen donauauf und abwarts Die fruhgotische Regensburger Synagoge im Kontext des mittelalterlichen Synagogenbaus In Stadt Regensburg Amt fur Amt fur Archiv und Denkmalpflege Abteilung Untere Denkmalschutzbehorde Hrsg Judisches Regensburg Zeugnisse und Spuren im Stadtbild Beitrage des 33 Regensburger Herbstsymposiums fur Kunst Geschichte und Denkmalpflege 2018 Morsbach Verlag Regensburg 2019 ISBN 978 3 96018 074 6 S 197 211 Peter Herde Regensburg Ortschaftsartikel In Arye Maimon Mordechai Breuer Hrsg Germania Judaica Band III 2 Teilband Tubingen 1995 S 1178 1229 hier 1186 und 1202 Peter Herde Regensburg Ortschaftsartikel 1995 S 1193 Robert Werner Die Regensburger Ritualmordbeschuldigungen Sex pueri Ratisbonae Entwicklungen Zusammenhange mit Trient und Rinn Relikte In Historischer Verein Regensburg Oberpfalz Hrsg Verhandlungen des Historischen Vereins fur Oberpfalz und Regensburg 150 VHV0 2010 S 33 117 hier S 41 Peter Herde Gestaltung und Krisis des christlich judischen Verhaltnisses in Regensburg am Ende des Mittelalters In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte ZBLG 22 1959 S 359 395 hier 382 Angesichts der historischen Tatsache dass in diesem Zusammenhang auch kein einziges Christenkind vermisst wurde spricht Herde von einer Ritualmordpsychose Peter Brielmeier Uwe Moosburger Regensburg Metropole im Mittelalter Verlag Pustet 2007 S 244 245 ISBN 978 3 7917 2055 5 Tobias Beck Kaiser und Reichsstadt am Beginn der Fruhen Neuzeit Die Reichshauptmannschaft in den Regensburger Regimentsordnungen 1492 1555 Regensburger Studien 18 2011 S 116 117 ISBN 978 3 935052 89 4 Inhaltsverzeichnis Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 752 Carl Theodor Gemeiner Regensburgische Chronik Band IV 1824 ND 1987 S 356 Achim Hubel Die Schone Maria von Regensburg In Helmut Eberhard Paulus Hrsg Regensburger Herbstsymposion Bd 3 Regensburg 1997 S 93 Eine der Radierungen tragt die bezeichnende Uberschrift Im Jahr 1519 ist die judische Synagoge in Regensburg nach Gottes gerechtem Ratschluss ganzlich zerstort worden Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 805 Robert Werner Die Regensburger Ritualmordbeschuldigungen 2010 S 109 Rosa Micus Balthasar Hubmaier die Juden und die Taufer Zum Wirken Hubmaiers in Regensburg und in Waldshut In Verhandlungen des Historischen Vereins fur Oberpfalz und Regensburg Bd 160 2020 ISSN 0342 2518 S 137 152 Peter Herde Regensburg Ortschaftsartikel In Arye Maimon Mordechai Breuer u a Hrsg Germania Judaica GJ Band III 2 Teilband Tubingen 1995 S 1178 1229 hier 1202 a b Dieter Albrecht Regensburg im Wandel Studien zur Geschichte der Stadt im 19 und 20 Jahrhundert Mittelbayerische Druckerei und Verlagsgesellschaft mbH Regensburg 1984 ISBN 3 921114 11 X S 89 Hans Jurgen Becker Konrad Maria Farber Hg Regensburg wird bayerisch Friedrich Pustet 2009 ISBN 978 3 7917 2218 4 S 122 127 a b Dieter Albrecht Regensburg im Wandel Studien zur Geschichte der Stadt im 19 und 20 Jahrhundert Mittelbayerische Druckerei und Verlagsgesellschaft mbH Regensburg 1984 ISBN 3 921114 11 X S 90 105 Hans Jurgen Becker Konrad Maria Farber Hg Regensburg wird bayerisch Friedrich Pustet 2009 ISBN 978 3 7917 2218 4 S 122 127 Dieter Albrecht Regensburg im Wandel Studien zur Geschichte der Stadt im 19 und 20 Jahrhundert Mittelbayerische Druckerei und Verlagsgesellschaft mbH Regensburg 1984 ISBN 3 921114 11 X S 91 Regensburg In Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern Band 1 Lindenberg im Allgau 2007 S 274 a b c d e Regensburg In Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern Band 1 Lindenberg im Allgau 2007 S 275 Helmut Halter Stadt unterm Hakenkreuz Kommunalpolitik in Regensburg wahrend der NS Zeit hg von den Museen und dem Archiv der Stadt Regensburg 1994 S 77 87 hier 189 Im so genannten Synagogenbrandprozess im Jahr 1949 wurde Schottenheim freigesprochen obwohl er sich schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr am Tatort aufhielt Reichspogromnacht in Regensburg Spucken plundern und vergessen auf Regensburg digital de Helmut Halter Stadt unterm Hakenkreuz 1994 S 89 Regensburg In Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern Band 1 Lindenberg im Allgau 2007 S 276 Andreas Angerstorfer Bis zum Holocaust Beitrag auf der Homepage der Judischen Gemeinde Memento vom 16 August 2017 im Internet Archive Eugen Trapp Regensburg im Sommer 1945 Literarische Stimmungsbilder des Mailander Malers Aldo Carpi In Verhandlungen des Historischen Vereins fur Oberpfalz und Regensburg Band 154 Historischer Verein fur Oberpfalz und Regensburg 2014 ISSN 0342 2518 S 261 274 Regensburg In Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern Band 1 Lindenberg im Allgau 2007 S 281 Regensburg In Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern Band 1 Lindenberg im Allgau 2007 S 278 Regensburg In Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern Band 1 Lindenberg im Allgau 2007 S 280 Herbert E Brekle Das Regensburger Ghetto 1997 S 6 7 synagoge regensburg de Haus des neuen Anfangs abgerufen am 5 Marz 2019 mittelbayerische de Regensburgs Synagoge Sicher sehr offenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Judentum in Regensburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judische Gemeinde Regensburg Judische Gemeinde Regensburg auf Alemannia Judaica u a mit vielen Fotos Judisches Leben in Regensburg Synagoge Ghetto Gelehrte Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive MP3 20 9 MB Podcast zur Sendung radioWissen am 20 Januar 2014 Alles Koscher Judisches Leben in Regensburg Dokumentation eines Projekts der Realschule am Judenstein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judentum in Regensburg amp oldid 238868800