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Eine Ritualmordlegende auch Ritualmordfabel Ritualmordvorwurf Blutbeschuldigung Blutanklage Blutluge englisch blood libel sagt gesellschaftlich diskriminierten Minderheiten Ritualmorde an Angehorigen einer Mehrheitsgruppe nach Die Kolporteure greifen oft unaufgeklarte Entfuhrungs Unglucks oder Totungsfalle auf besonders von Kindern und bieten dafur Sundenbocke an Historisch besonders folgenreich wurden Ritualmordvorwurfe im europaischen Christentum die behaupteten Die Juden wurden heimlich christliche Kinder entfuhren und ermorden weil sie deren Blut fur ihre Pessachfeier und zu verschiedenen magischen oder medizinischen Zwecken brauchten Darstellung des angeblichen Ritualmords an Simon von Trient im Jahr 1475 aus Hartmann Schedels Weltchronik von 1493Solche Legenden wurden von kirchlichen Interessengruppen gezielt erfunden erstmals 1144 in England und mit Predigtkampagnen Traktaten Volkssagen und religioser Folklore in weiten Teilen Europas verbreitet So wurde daraus ein dauerhaftes Stereotyp des christlichen Antijudaismus Ritualmordanklagen von Christen gegen Juden losten jahrhundertelang immer wieder Judenpogrome Verfolgungen und Vertreibungen judischer Minderheiten aus oder rechtfertigen sie nachtraglich Sie blieben bis ins 20 Jahrhundert hinein ein allgemein akzeptiertes Kulturmuster des christlichen Europa das kirchenpolitisch und zeitweise staatspolitisch normative Geltung hatte 1 Daraus entstand die Verschworungstheorie eines angeblichen Weltjudentums das sich heimlich fur schwerste Verbrechen an Nichtjuden verabrede 2 Ritualmordanklagen gegen Juden uberdauerten die Aufklarungsepoche und wurden im modernen Antisemitismus seit 1800 erneut verbreitet Die Nationalsozialisten benutzten die uberlieferten Legenden zur systematischen Volksverhetzung vor und wahrend des Holocaust Aktuell lebt die antisemitische Ritualmordlegende in verschiedenen Varianten vor allem im Rechtsextremismus und Islamismus fort Inhaltsverzeichnis 1 Antike 1 1 Griechisch Romische Uberlieferung 1 2 Judentum 1 3 Christentum 2 Hochmittelalter 2 1 Die antijudische Ursprungslegende 2 2 Scheinprozesse 2 3 Folklore und Literatur 2 4 Christenblut als Heilmittel 2 5 Erfolglose Schutzbemuhungen 2 6 Kultstiftung 3 Fruhe Neuzeit 3 1 Ketzer und Hexen 3 2 Juden 3 3 Abklingen 4 Neuzeit 4 1 Polen und Litauen 4 2 Russland 4 3 Osmanisches Reich 4 4 Osterreich Ungarn 4 5 Frankreich 4 6 Akademischer Diskurs in Europa 4 7 Deutschland 4 7 1 Kultuberlieferung 4 7 2 Verfolgungswellen 4 7 3 Propaganda 4 7 4 Die Affaren in Xanten und Konitz 4 7 5 Weimarer Republik und NS Zeit 4 8 Ausserhalb Europas 5 Seit 1945 5 1 Romisch katholische Kirche 5 2 Europa 5 3 Islamische Lander 6 Neuere Varianten 6 1 Damonisieren von Abtreibung 6 2 Damonisieren des Staates Israel 6 3 Pizzagate und QAnon 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAntike Bearbeiten Hauptartikel Antike Judenfeindschaft Griechisch Romische Uberlieferung Bearbeiten Vorwurfe ritueller Kindesmorde Menschenverzehr und das Trinken oder der kultische Gebrauch von Menschenblut sind aus griechischer Literatur der Antike seit den Historien des Herodot 5 Jahrhundert v Chr bekannt Sie richteten sich ursprunglich nicht gegen Juden sondern andere Fremdvolker 3 Im antiken Griechenland wurden Menschenopfer bis etwa 480 v Chr abgewertet und verboten Doch zugleich wurden manche Andersglaubige und Fremde mit Vorwurfen geheimer ritueller Menschenopfer damonisiert Im Hellenismus brachten gebildete Griechen solche Geruchte gegen das Judentum in Umlauf Dies war Teil der im hellenistischen Bildungsburgertum ublichen Judenfeindschaft Der Sophist Apion verleumdete die Juden in Alexandria um 40 n Chr gezielt beim romischen Kaiser Caligula um judischen Widerstand gegen den Kaiserkult zu brechen Apions Vorwurfe die der judische Historiker Flavius Josephus in seiner Gegenschrift Contra Apionem 94 n Chr wiedergab gipfelten in der Erzahlung Der seleukidische Herrscher Antiochos IV Epiphanes habe 167 v Chr im Jerusalemer Tempel einen Griechen gefesselt aufgefunden Dieser habe berichtet dass Juden ihn gefangen im Tempel isoliert eingeschlossen und ein Jahr lang fur ein rituelles Menschenopfer gemastet hatten das sie jahrlich vollzogen Dabei wurden sie das Fleisch des Opfers essen und ihrem Gott einen machtigen Eid schworen die Feindschaft zu den Griechen aufrechtzuerhalten 4 Die Einzelmotive der Legende Menschenopfer kannibalischer Opferverzehr eines geraubten Fremden fur einen Gott als jahrliches Ritual im Zentralheiligtum zum Bekraftigen einer Feindschaft lassen sich jeweils auf altere Vorbilder zuruckfuhren darunter die antijudischen Traktate des Agypters Manetho 3 Jahrhundert v Chr Dem Althistoriker Bezalel Bar Kochva zufolge wurden die Motive von Menschenopfern und Kannibalismus schon vor den Makkabaeraufstanden ab 160 v Chr im Perserreich und in Agypten zu einer antijudischen Verleumdung kombiniert und gelangten uber Hofhistoriker der Seleukiden und Romer an Apion 5 Dieser nannte laut Josephus die griechischen Historiker Poseidonios und Apollonius Molon beide 1 Jahrhundert v Chr als Quellen der Legende um die Tempelentweihung und Judenverfolgung des Antiochus zu rechtfertigen Schon Diodorus hatte diese Verfolgung mit angeblichen judischen Brauchen gerechtfertigt 6 Laut dem byzantinischen Lexikon Suda schrieb der sonst unbekannte griechische Historiker Damokritos kurz vor oder nach der Tempelzerstorung 70 n Chr in seinem Werk Uber die Juden dass die Juden ihre Kopfe vor einem goldenen Esel beugen und alle sieben Jahre einen Nichtjuden fangen als Opfer anbieten sein Fleisch zerreissen und ihn so toten Damokritos variierte hier wohl die von Apion uberlieferte Legende 7 Im Romischen Kaiserreich ubertrugen gebildete Romer die etablierten Vorwurfe ab etwa 150 n Chr auf die Christen und behaupteten wie zuvor von Juden dass sie Eselskopfe verehrten und kleine Kinder in geheimen Ritualen verspeisten Solche Vorwurfe wurden mitunter durch Folter Verhore von Christen scheinbar bestatigt 8 Sie sind fast nur in Werken christlicher Apologeten und Kirchenvater belegt die ihnen entgegentraten darunter Justin der Martyrer in seiner Apologiae pro Christianis um 150 im Dialog mit dem Juden Tryphon um 160 bei Origenes in Contra Celsum um 250 bei Eusebius von Caesarea in den Praeparatio evangelica um 320 3 Die romischen Gegner der Christen missdeuteten deren Brauche etwa die Adoption von ausgesetzten romischen Neugeborenen und die Eucharistie Die nachtlichen Feiern der Christen verstarkten das romische Misstrauen Man glaubte sie ubten dort geheime okkulte und staatsfeindliche Praktiken Bei den Christenverfolgungen im Romischen Reich sagten regionale und staatliche Verfolger den Christen etwa nach Neugeborene und Kleinkinder zu entfuhren heimlich rituell zu toten und zu verspeisen Dies beschrieb der Christ Minucius Felix in seinem Dialog Octavius um 200 Ein Kind mit Teigmasse bedeckt um die Arglosen zu tauschen wird dem Einzuweihenden vorgesetzt Dieses Kind wird von dem Neuling durch Wunden getotet die sich dem Auge vollig entziehen er selbst halt durch die Teighulle getauscht die Stiche fur unschadlich Das Blut des Kindes welch ein Greuel schlurfen sie gierig seine Gliedmassen verteilen sie mit wahrem Wetteifer Durch dieses Opfer verbrudern sie sich 9 Judentum Bearbeiten Im fruhen Judentum galten Kindesmord und Kannibalismus als Kennzeichen von Gotzendienst der Fremdvolker Die Israeliten kannten in alter Zeit noch Kulte die ein Opfer des ersten Kindes verlangten 2 Chr 33 6 EU 2 Kon 23 10 EU Dieses verbietet die judische Tora streng und wiederholt Ex 13 2 EU 13 12f EU 22 28f EU 34 19f EU Num 3 15f EU 18 15 EU Dtn 15 19 EU und bedroht es mit Todesstrafe Lev 20 2 5 EU Die biblischen Propheten verurteilten Menschenopfer als Gotzendienst Jes 57 5 EU Jer 7 31 EU 32 35 EU Ez 16 20 EU 23 37 EU und tabuisierten sie so 10 Eventuell schon in der vorstaatlichen Zeit um 1200 v Chr spatestens bis 800 v Chr ersetzten im Judentum nach Gen 22 EU Tieropfer jedes Menschenopfer Die Tora verbietet diese als Greuel fur JHWH wiederholt streng Lev 18 21 EU 20 2 5 EU Dtn 12 31 EU 18 10 EU 11 Auch die Tieropfer regelte die Tora streng und verbietet Juden unter anderem den Blutgenuss da im Blut das Leben sei und dieses ausschliesslich dem Schopfergott gehore Gen 9 4 EU Lev 3 17 EU 7 26 28 EU 17 10 14 EU Damit wurde eine wesentliche Begrundung fur Opfer das Hingeben und Einverleiben fremder Lebenskraft entkraftet 12 Das apokryphe Buch der Weisheit 1 Jahrhundert v Chr rechtfertigte die fiktive Ausrottung der Kanaanaer bei der Landnahme der Israeliten nachtraglich mit deren angeblichen Kindesopfern Weish 12 5 EU 13 Christentum Bearbeiten Im Christentum tauchten Kindesmordvorwurfe zunachst gegen manche gnostischen oder christlichen Sekten auf So uberlieferte Augustinus von Hippo als Gerucht uber die Montanisten sie hatten einem einjahrigen Kind kleine Wunden zugefugt ihm das Blut entzogen dieses mit Mehl verruhrt zu Brot gebacken und dieses bei ihrem Abendmahl verzehrt Falls das Kind starb habe man es als Martyrer falls nicht als Hohepriester verehrt 14 Die Kirchenvater ubernahmen das biblische Verbot der Menschenopfer und begrundeten es mit dem Kreuzestod Jesu Christi Dort sei Gottes Versohnung mit der Welt ein fur allemal geschehen Joh 3 16 EU Das stellvertretende Selbstopfer des Sohnes Gottes habe alle weiteren Opfer uberflussig gemacht Heb 9 12 EU 10 10 EU Sie unterstellten Juden daher zunachst keine kultischen Menschenopfer Aber mit der These vom judischen Gottesmord einer angeblichen Kollektivschuld aller Juden am Tod Jesu sowie der Ersetzung des erwahlten Gottesvolks Israel durch die Kirche Substitutionstheologie schufen sie die theologische Basis auf die spatere Ritualmordlegenden sich stutzten Nach der Konstantinischen Wende stieg die Kirche bis 391 zur Staatsreligion des Romischen Reiches auf und beanspruchte dann auch politisch die Alleingeltung ihres Glaubens Bald stellte fast nur noch die judische Minderheit diesen Absolutheitsanspruch in Frage indem sie den Glauben an die Messiaswurde und Gottlichkeit Jesu und Heilswirkung seines Todes ablehnte und allen Bekehrungsversuchen widerstand Juden galten daher neben Ketzern als Hauptfeinde des Christentums und wurden systematisch diskriminiert 15 In der Spatantike waren Ritualmordvorwurfe von Christen gegen Juden noch selten und spielten dann auf das um 160 n Chr etablierte Dogma vom Gottesmord an 16 Mit der Kirchenherrschaft wurde der Glaube an die Heilkraft der christlichen Sakramente dogmatisiert Parallel dazu wuchs die Vorstellung die Juden wollten und mussten aufgrund ihrer erblichen Verbindung mit Satan oder dem Antichrist die Folter und Kreuzigung Jesu Christi standig wiederholen Dies zeigt der Bildfrevel den Athanasius von Alexandria 373 den Juden von Berytos Beirut zuschrieb wobei er das biblische Bilderverbot uberging Sie hatten Jesu Marter an einem Christusbild wiederholt Das Bild habe begonnen zu bluten und Wunder zu wirken dies habe die Juden zur Taufe bewegt Diese Legende wurde spater weit verbreitet und vielfach abgewandelt etwa in der Weltchronik des Sigebert von Gembloux 1112 aber auch von dem Protestanten Hieronymus Rauscher 1569 Sie lebt als Wallfahrtslegende in Oberried Breisgau bis heute fort 17 Der antike Kirchenhistoriker Socrates Scholasticus beschrieb in seiner Historia ecclesiastica 415 einen Unfall bei einem judischen Purim Fest Betrunkene Juden hatten in einem syrischen Dorf einen Christenknaben aufgehangt und eher versehentlich zu Tode gefoltert Cecil Roth der britische Herausgeber der Encyclopaedia Judaica sah hier den Ursprung der christlichen Ritualmordlegende und interpretierte diese damit als Fehlwahrnehmung judischer Brauche 18 Diese Erklarung wird heute als spekulativ zuruckgewiesen da jene Episode keine Bezuge zu einem rituellen Opfer und Blutgenuss enthalt und die christliche Legende sich nirgends auf das Purimfest bezog 19 Hochmittelalter BearbeitenSeit dem Hochmittelalter breiteten sich Ritualmordanklagen im von der Romisch Katholischen Kirche beherrschten Europa aus 20 Sie wurden zum festen Bestandteil der Verfolgung Andersglaubiger vor allem von Juden seltener auch sogenannter Ketzer und Hexen 21 Die antijudische Ursprungslegende Bearbeiten In Norwich der damals zweitgrossten englischen Stadt wurde 1144 der christliche Junge William tot aufgefunden Wie bei ungeklarten Todesfallen ublich wurden ortsansassige Juden als seine Morder verdachtigt aber der ortliche Vogt schutzte sie und ein Gericht wies die Anklage ab Um 1150 kam der Benediktinermonch Thomas von Monmouth nach Norwich und schrieb von da an bis zu seinem Tod 1172 sein siebenbandiges Werk The Life and Passion of Saint William the Martyr of Norwich Er behauptete Juden hatten den 12 jahrigen William im Marz 1144 gekauft gemartert und gekreuzigt Ostersamstag habe man seine Leiche gefunden An seinem Grab hatten sich fortan immer wieder Wunder ereignet Die als Faktenbericht ausgegebene Legende sollte einen Heiligen und Martyrerkult in Norwich etablieren wunderglaubige Pilger anwerben und so Einkunfte fur den 1096 begonnenen Bau einer Kathedrale gewinnen Obwohl der Papst diesen Kult nicht autorisierte stimmten die englischen Bischofe dem Vorhaben zu und legitimierten damit auch den Ritualmordvorwurf gegen Juden 22 Die Kernpassage der Legende lautet Seinerzeit kauften die Juden vor Ostern ein Christenkind und taten ihm all die Martern an die unser Gott erlitten hat und zu Karfreitag hangten sie es an ein Kreuz wegen unseres Gottes und dann beerdigten sie es Sie dachten es wurde nicht entdeckt werden aber unser Gott offenbarte dass der Knabe ein heiliger Martyrer sei und die Monche nahmen ihn und bestatteten ihn zeremoniell im Kloster und Dank unseres Gottes tut er grossartige und vielfaltige Wunder und er wird St William genannt 23 Diese Motive tauchten in vielen Ritualmordanklagen der folgenden Jahrhunderte immer wieder auf Bezug auf den jahrlichen Karfreitag Motiv des unschuldigen Kindes Entfuhrung oder Kauf und Folterung des Opfers blasphemisch verspottende Nachahmung der Kreuzigung Jesu Schuldbeweis durch Wunder die von der Leiche des vermeintlichen Opfers ausgehen Nur der Blutgenuss fehlte noch Monmouth stellte Williams Folterung als verabredete Rache von Juden fur Grausamkeiten dar die Christen ihnen bezuglich der Kreuzigung Jesu unterstellt hatten 24 Das spielte auf die Gottesmordthese an mit der die christlichen Kreuzfahrer ihre Judenpogrome rechtfertigten und projizierte deren Motive und Taten auf die Juden zuruck Der Vogt der die Juden 1144 geschutzt hatte war 1147 gestorben Teilnehmer des Zweiten Kreuzzugs 1147 1149 kehrten nach England zuruck brauchten Arbeit und Einkunfte 1149 hatte ein verschuldeter christlicher Handwerker Simon de Novers in Norwich seinen Glaubiger getotet den judischen Bankier Deulesalt 1150 wurde Novers in London vor Gericht gestellt 1150 51 wurde Williams Leichnam erst in die Klosterkapelle dann die Kathedrale umgebettet 25 Um Novers zu entlasten brachte sein Verteidiger der Bischof von Norwich den angeblichen Judenmord an William ins Spiel Monmouth wollte diese Behauptung mit seiner Legende untermauern Dazu nannte er den Juden in dessen Haus William angeblich gefangen und gemartert worden war Deulesalt 26 Wahrend des Gerichtsverfahrens schmuckte er die Legende weiter aus und behauptete Sein Mitmonch Theobald von Cambridge ein konvertierter Jude habe ihm von einem jahrlichen Treffen der fuhrenden Juden Spaniens in Narbonne erzahlt Dort werde ausgelost in welcher Stadt im laufenden Jahr ein Christenkind zu opfern sei um den Judengemeinden weltweit Christenblut bereitzustellen 1144 sei das Los auf Norwich gefallen Judische Schriften verlangten dieses jahrliche Opfer weil die Juden nur so ihre Freiheit und verlorene Heimat wiederzuerlangen glaubten 27 Hier begann die Theorie der judischen Weltverschworung 28 Sie verknupfte den angeblichen judischen Ritualmord mit der judischen Befreiungshoffnung an die das Pessachfest erinnert und stellte diese als Ursache fur das Leiden Jesu und der Christen dar Ritualmordanklagen wurden daher stets in der Karwoche oder zeitlich nahe beim judischen Pessachfest erhoben Der Historiker Israel Yuval deutete die christlichen Ritualmordanklagen als Reaktion auf die Selbstausloschung judischer Gemeinden bei den Gezerot Tatnu von 1096 im Rheinland Vor die Wahl zwischen Taufe und Tod gestellt toteten viele Juden zuerst ihre Kinder dann sich selbst Judische Chroniken verherrlichten dies als Heiligung des Gottesnamens Kiddusch Haschem in Erwartung kommender gottlicher Gerechtigkeit Dies habe die Christen bestarkt Juden eine bosartige Gier nach Rache an Christen und nach Kindesopfern zuzuschreiben Die christlichen Legenden spiegelten die judische Martyrertheologie 29 Ohne judisches Leiden zu bestreiten wies Yuval dem Judentum damit eine Mitverantwortung fur mittelalterliche Ritualmordlegenden zu Diese Erklarung setzte sich nicht durch 30 Scheinprozesse Bearbeiten Im franzosischen Blois wurden Juden 1171 beschuldigt sie hatten ein totes christliches Kind in einen Fluss geworfen Weder wurde ein Kind vermisst noch eine Leiche gefunden Die bedrohten lokalen Juden zeigten den Fall bei Konig Ludwig VII an der ihnen Hilfe versprach Gleichwohl erklarten der Bischof und der Graf von Blois dutzende Juden in einem Schauprozess zu Mordern Die Angeklagten schlugen Angebote aus sich freizukaufen und christlich taufen zu lassen um ihre Gemeinde nicht kunftigen Erpressungen auszuliefern Darauf wurden am 26 Mai 1171 mehr als 30 Juden verbrannt Der Abt Robert von Torigni behauptete spater in seiner Chronik einen judischen Ritualmord und legitimierte so nachtraglich den Massenmord Die judische Gebetsliturgie zum Jom Kippur und zum Tischa beAv erinnert daran 22 Auch Legenden zu Richard in Pontoise 1167 Harald in Gloucester 1168 und Rodbertus in London 1181 stellten diese Todesfalle christlicher Knaben analog zur Marter und Kreuzigung Jesu dar und beschrieben Wunder um die Schuld der Juden zu beweisen und einen Heiligenkult zu grunden Mit dem Pogrom von 1171 in Blois griffen Ritualmordanklagen auf Frankreich und Spanien uber Auch 1179 in Paris 1182 und 1250 Domingo de Val in Saragossa sollten Juden christliche Knaben gekreuzigt haben Alle Prozesse dazu endeten mit Todesurteilen 31 1191 in Bray sur Seine ermordete ein koniglicher Vasall einen Juden Die Opferangehorigen erwirkten gegen Geldzahlungen dass der Tater verurteilt und ihrer Gemeinde ubergeben wurde Dessen Hinrichtung beim Purimfest stellten dann viele vermeintliche Zeugen als Ritualmord und Bestatigung weiterer Ritualmordanklagen hin Konig Philipp II nutzte dies um seine Herrschaft in der Region zu festigen Er zog nach Bray stellte die Juden dort vor die Wahl zwischen Taufe und Tod und verurteilte 80 Gemeindeglieder zum Tod auf dem Scheiterhaufen Viele toteten sich vorher selbst Im englischen Winchester dagegen wurde eine Klage gegen Juden wegen der fehlenden Leiche 1192 abgewiesen 1244 wurde in London ein toter Saugling gefunden Wundmale auf der Leiche als hebraische Schriftzeichen gedeutet und Londoner Juden angeklagt Sie konnten nicht uberfuhrt werden und ein Todesurteil gegen hohe Geldstrafen abwenden Der Londoner Chronist Matthaus Paris hielt fest fruhere Ritualmordberichte Martyreruberfuhrungen und folgende Wunder hatten die Kleriker zu dieser Anklage bewogen 32 1255 fand man in Lincoln den Knaben Hugh nahe beim Haus eines Juden tot auf Dieser wurde gefoltert gestand einen rituellen Auftragsmord wurde daraufhin durch die Londoner Strassen geschleift und zuletzt gehangt Konig Heinrich III griff die Anklage auf und liess nach einem Schauprozess 97 andere Quellen 18 weitere Juden hangen 33 Andere Mordanklagen gegen Juden tauchten nach Leichenfunden von christlich getauften Madchen auf etwa in Boppard 1179 Speyer 1195 Valreas 1247 Pforzheim 1267 Lienz 1442 Sie zeigen wie sich der Vorwurf aus seinem rituellen Kontext loste und verallgemeinerte 34 Folklore und Literatur Bearbeiten Um 1200 erzahlte eine Legende in England von einem jungen Klosterschuler der durch die Judengasse gezogen sei und dabei das Marienlied Alma redemptoris mater gesungen habe Ein Jude habe ihn aus Wut erschlagen und in seinem Haus verscharrt Doch seine Leiche habe weitergesungen und den Tater verraten Auch Chroniken verbreiteten das Motiv Matthaus von Paris 1259 stellte Hughs angebliche Marter in grausamen passionsahnlichen Details dar Darauf beriefen sich Anklager in spateren Fallen so der Stadtprediger von Celle Sigismund Hosemann noch 1699 in seinem Pamphlet Das schwer zu bekehrende Juden Hertz 35 Geoffrey Chaucer ca 1340 1400 nahm die Legende vom Marienlied in seine Canterbury Tales auf und verknupfte sie mit dem Motiv des Herodianischen Kindermords Mt 2 16 und dem angeblichen Martyrium des Hugh von Lincoln 36 Diese Legenden verstarkten den Judenhass bis die Juden 1290 aus England vertrieben wurden Danach bestanden nur noch kleine judische Enklaven in manchen englischen Stadten fort Das Stereotyp des blutgierigen heimtuckischen auf Verbrechen an Christen lauernden Juden wanderte in englische Buhnenstucke ein so in Christopher Marlowes Der Jude von Malta 1592 und William Shakespeares Der Kaufmann von Venedig 1596 1598 37 Christenblut als Heilmittel Bearbeiten 1215 dogmatisierte das 4 Laterankonzil die Transsubstantiationslehre Weil sich Wein und Brot bei der Eucharistie in das reale Blut und den Leib Christi verwandeln sollten schrieb man der Hostie magische Krafte zu Ihr Missbrauch konnte im Aberglauben der Bevolkerung weitreichende Folgen haben Seitdem verband sich der Ritualmordvorwurf mit dem des Hostienfrevels Mit der Entfaltung der christlichen Blutmystik trat neben die Analogie zum Leiden Jesu immer ofter die Behauptung Juden brauchten Christenblut zum Einbacken in ihre Mazzen fur Zauberei oder zur Heilung ihnen angeborener Leiden Sie seien demnach nicht nur aus Religion sondern auch von ihrer Natur her genotigt solche Morde zu begehen Ihnen wurde also eine analoge Sakramentalisierung ihrer Riten nachgesagt und der eigene Glaube an die Heilswirkung des Blutes unterstellt Diese Blutanklage tauchte erstmals 1235 in Fulda auf deutschsprachigem Boden auf Dort kamen am Heiligabend funf Kinder bei einem Hausbrand ums Leben Man beschuldigte ortliche Juden sie hatten zwei der Opfer ermordet und ihr Blut in Sacke abgefullt um es als Heilmittel zu verwenden Von einer rituellen Totung reden die Akten nicht doch erschien die ganze Judengemeinde beteiligt Zufallig anwesende Kreuzfahrer verbrannten am 28 Dezember 34 ihrer Mitglieder Seit diesem Massenmord bezeichneten deutsche Aschkenazim alle derartigen Ritualmordanklagen auch die fruheren englischen und franzosischen als Blutbeschuldigung englisch blood libel 38 Der Dominikaner Thomas von Cantimpre schrieb 1263 Gott habe die Juden seit ihrer Selbstverfluchung Mt 27 25 EU mit einem hasslichen Blutfluss gestraft der erst aufhore wenn sie sich bekehrten Sie glaubten aber sie konnten von ihrer geheimen Qual befreit werden wenn sie christliches Blut vergossen Darum wurden sie jedes Jahr Christen ermorden 39 Erfolglose Schutzbemuhungen Bearbeiten Das Papsttum folgte gegenuber der judischen Minderheit vom 12 bis ins 20 Jahrhundert dem aus der Substitutionstheologie abgeleiteten Prinzip der doppelten Schutzherrschaft Einerseits mussten sich die Juden den Christen unbefristet unterwerfen erhielten weniger Rechte und getrennte Berufs und Wohnbereiche andererseits sollten sie die Uberlegenheit der katholischen Kirche bestatigen und fur die Judenmission verfugbar bleiben Daher verboten einige Papste den Christen mit Schutzbullen die Juden zu ermorden und zu verfolgen so Calixtus II Sicut Judaeis 1120 und Innocenz III Licet perfidia Judeorum 1199 Einige Bullen nahmen explizit auf Ritualmordlegenden Bezug Wahrend des zweiten Kreuzzugs 1147 1149 verurteilte der Abt Bernhard von Clairvaux in Briefen an Bischofe die Zerrbilder angeblicher Mordlust der Juden an Christen Dem folgten Gregor IX 1233 und einige spatere Papste Sie konnten ihre Schutzgarantien fur Juden jedoch oft nicht durchsetzen 40 Nach dem Prazedenzfall von Fulda 1244 wollte Kaiser Friedrich II ahnliche Pogrome verhindern Er setzte eine Untersuchungskommission ein der Theologen und judische Konvertiten aus ganz Europa angehorten Sie stellten fest Weder im Alten noch im Neuen Testament kann man erfahren dass die Juden begierig waren Menschenblut ausstromen zu lassen ja im Gegenteil huten sie sich vor der Befleckung durch jegliches Blut gemass der Bibel in den von Moses gegebenen Geboten die hebraisch Berechet heissen und in den judischen Gesetzen die hebraisch Talmilloht Talmud heissen Es spricht auch eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit dafur dass diejenigen denen sogar das Blut erlaubter Tiere verboten ist keinen Durst nach Menschenblut haben konnen Gegen diesen Vorwurf spricht 1 der Horror dieser Sache 2 dass es die Natur verbietet 3 die menschliche Verbindung die Juden auch den Christen entgegenbringen 4 dass sie nicht willentlich ihr Leben und Eigentum gefahrden wurden Aus diesen Grunden haben wir im Konsens mit den regierenden Fursten entschieden die Juden des Reiches von dem schweren Verbrechen dessen man sie angeklagt hat freizusprechen und die ubriggebliebenen Juden von allen Verdachtigungen frei zu erklaren 41 Mit dieser rationalen Begrundung verbot er weitere Ritualmordanklagen Doch diese erfolgten weiterhin verbreiteten sich europaweit und endeten fast alle mit Massenhinrichtungen oder Massakern 1247 in Valreas gaben die Angeklagten nach grausamer Folter alles zu was die Anklager horen wollten Juden wurden weltweit am Karfreitag zur Beschimpfung und Entmachtung Jesu ein Christenkind kreuzigen sein Blut auffangen und dieses am Karsamstag ihrem heiligen Sabbat trinken um so wie fruher durch Opfer im Tempel entsuhnt und gerettet zu werden Daraufhin sandten die Judengemeinden eine Petition an Papst Innozenz IV Dieser erliess eine Schutzbulle die haufige Motive der Anklagen benannte Wir haben die flehentliche Klage der Juden vernommen dass manche kirchlichen und weltlichen Wurdentrager wie auch sonstige Edelleute und Amtspersonen in Euren Stadten und Diozesen gottlose Anklagen gegen die Juden erfanden um sie aus diesem Anlass auszuplundern und ihr Hab und Gut an sich zu raffen Diese Manner scheinen vergessen zu haben dass es gerade die alten Schriften der Juden sind die fur die christliche Religion Zeugnis ablegen Wahrend die Heilige Schrift das Gebot aufstellt Du sollst nicht toten und ihnen sogar am Passahfest die Beruhrung von Toten untersagt erhebt man gegen die Juden die falsche Beschuldigung dass sie an diesem Feste das Herz eines ermordeten Kindes assen Wird irgendwo die Leiche eines von unbekannter Hand getoteten Menschen gefunden so wirft man sie in boser Absicht den Juden zu Es ist dies alles nur ein Vorwand um sie in grausamster Weise zu verfolgen Ohne gerichtliche Untersuchung ohne Uberfuhrung der Angeklagten oder deren Gestandnis ja in Missachtung der den Juden vom apostolischen Stuhl gnadig gewahrten Privilegien beraubt man sie in gottloser und ungerechter Weise ihres Besitzes gibt sie den Hungerqualen der Kerkerhaft und anderen Torturen preis und verdammt sie zu einem schmachvollen Tode Solcher Verfolgungen wegen sehen sich die Ungluckseligen gezwungen jene Orte zu verlassen wo ihre Vorfahren von alters her ansassig waren Eine restlose Ausrottung befurchtend rufen sie nun den apostolischen Stuhl um Schutz an 42 Er forderte daher die Adressaten auf die Christen dazu anzuhalten den Juden freundlich und wohlwollend zu begegnen Doch er war es auch der den Talmud und Disputationen mit Juden offiziell verbot so dass sie ihre Religion den Christen nicht erklaren konnten Zudem erlaubte er der Inquisition Blutanklagen die oft von Priestern und Theologen formuliert wurden mit Foltergestandnissen zu bekraftigen Zwischen 1264 und 1267 erfolgten standige Judenpogrome Nach dem Regierungsantritt der Habsburger hauften sich die Ritualmordprozesse so 1283 in Mainz 1286 in Munchen und 1288 in Oberwesel Eine Schutzbulle von Papst Gregor X 1272 zeigt dass Anklagen bewusst gefalscht wurden Christen wurden Juden nicht nur zu Unrecht der Kindesentfuhrung bezichtigten sondern sogar bewusst Kinder verstecken und Juden eine Anklage androhen um von ihnen Geld zu erpressen Dennoch lebte der Glaube an die Legende fort Manchmal bot man Juden sogar Kinder zum Kauf an Weitere Schutzbullen von Martin V 1417 1431 Nikolaus V 1447 1455 und Paul III 1534 1549 zeigen die Kontinuitat der Anklagen Papstliche und konigliche Verbote blieben weitgehend wirkungslos So ist in Ritualmordprozessen von 1200 bis 1500 nur ein einziger Freispruch bekannt 1329 in Savoyen 43 Das Statut von Kalisch das Herzog Boleslaw der Fromme 1264 erliess sicherte allen Juden von Grosspolen den Schutz ihres Lebens und Vermogens zu und verbot sie vor Gericht zu diskriminieren Der Eid eines angeklagten Juden sollte vor Gericht als Beweis gelten Das Dokument ist nur noch als Kopie aus dem 16 Jahrhundert bekannt Die folgenden Herrscher Polens bestatigten die darin erlassenen Rechte Gleichwohl kam es in Polen spater zu Ritualmordprozessen erstmals 1547 44 Kultstiftung Bearbeiten nbsp Darstellung der Ritualmordlegende in der Berner Chronik von Diebold Schilling dem AlterenIm Jahr 1287 sollten Juden Werner von Oberwesel aus religiosen Motiven ermordet haben Die Legende entstand 1288 und loste blutige Verfolgungen der Juden im ganzen Rheinland aus In Bacharach wurden deswegen 26 Juden ermordet Heinrich Heine erinnerte in seiner fragmentarischen Erzahlung Der Rabbi von Bacherach daran 45 Um die Leiche des Jungen entstand ein Kult Man schrieb ihr besondere Leuchtkraft zu und weigerte sich zunachst sie zu beerdigen Um 1370 berichtete eine lateinische Chronik Juden hatten ihn an den Fussen aufgehangt um eine Hostie die er gerade verschlucken wollte zu erlangen Daraufhin wurde Werner als Martyrer mit einem Fest jedes Jahr am 19 spater am 18 April verehrt Am 17 April 1294 wurde Rudolf von Bern ermordet Als Tater wurden die Berner Juden verantwortlich gemacht Auch er wurde spater als Martyrer verehrt Zudem wurde das Stereotyp mittels christlicher Kunst und volkstumlicher Passionsspiele im Volksglauben verankert Altar und Deckengemalde in Kirchen zeigen wie Juden den kreuzformig ausgestreckten Leib ihres angeblichen Opfers mit Messern oder Lanzen verletzen oder schachten ihm Blut entziehen dieses auffangen usw oft auch nach einer vorherigen Beschneidung so auf dem Herrenberger Altar von Jorg Ratgeb 1518 1303 wurde den Juden in Weissensee Thuringen ein Ritualmord an dem verschwundenen Knaben Conrad nachgesagt was zu ihrer Verfolgung in der Region fuhrte Conrad wurde ansatzweise als Heiliger verehrt Diese Episode wurde in mehreren Chroniken uberliefert Sie war auch Martin Luther bekannt und diente ihm 1543 dazu allen Juden heimliche Mordabsichten an den Christen zu unterstellen 46 Fruhe Neuzeit BearbeitenKetzer und Hexen Bearbeiten Im 15 Jahrhundert kamen auch Ritualmordvorwurfe gegen weibliche und mannliche Hexen auf Ihnen wurden Praktiken vorgeworfen die die kirchliche Inquisition seit dem 13 Jahrhundert Katharern und Waldensern unterstellt und mit Folterverhoren bestatigt hatte nachtliche orgiastische Zusammenkunfte mit Teufelsanbetungen oder Huldigungsritualen an bose Geister und Kinderopfern Nachdem bis dahin nur vereinzelte Klagen gegen als Zauberer Verdachtigte laut geworden waren wurde nun eine bedrohliche Sekte angenommen die Praktiken wie Schwarze Magie heimlich verabrede und zur Zerstorung des Christentums ausube Motive wie der Hexensabbat vom Schabbat die Synagoge fur den Hexentanz und Ritualmord stammten aus alteren antijudaistischen Vorstellungen 47 Die Chronik des Hans Frund aus Luzern 1431 zahlte erstmals auf was angeblich an einem Hexensabbat geschehe Teufelspakt Luftflug Herstellung und Verwendung von Hexensalben orgiastisches Mahl mit geraubten Lebensmitteln Schadenzauber ritueller Kindesmord und Kannibalismus 48 Prozessakten und Chroniken wie die des Heidelberger Hofkaplans Matthias von Kemnat zeigen wie die heimlichen Praktiken die Christen Juden unterstellten auf Ketzer und Hexen ubertragen wurden 49 Juden Bearbeiten nbsp Darstellung eines Ritualmordes auf einem antisemitischem Fresko in Sandomierz Polen um 1700 Um 1430 sind 30 Ritualmordanklagen gegen Juden im deutschen Sprachraum dokumentiert vier in Spanien und Italien zwei in Polen und eine in Ungarn Sie endeten fast alle todlich fur die Angeklagten Im Juli 1430 wurden die meisten Juden der Gemeinden von Lindau Ravensburg und Uberlingen verbrannt Die Ubrigen flohen oder wurden vertrieben einige liessen sich taufen Aus Buchhorn wurden die Juden 1433 zumindest vertrieben und ihnen die Ansiedlung verboten In Konstanz wurden inhaftierte Juden gegen hohe Geldbussen aus der Haft entlassen so auch in Zurich In allen Verlaufen waren die jeweiligen Interessen der Obrigkeit entscheidend Wo ein dringender Tatverdacht vorgelegt wurde kam es in der Regel zu Folter um Gestandnisse und Hinrichtungen zu erreichen Wo Stadtrate die Vorwurfe nicht glaubten nutzten sie die Anzeigen oft um Gegner und Konkurrenten auszuschalten Im Ergebnis wurden Juden auch dort meist vertrieben wo die Anklage entkraftet wurde 50 1451 dehnte Papst Nikolaus V die Inquisition unter Johannes von Capistrano auch gegen Juden aus Dieser erneuerte die Vorwurfe von Ritualmord und Hostienfrevel gegen sie die Innozenz IV 1247 zuruckgewiesen hatte War die Anklage einmal erhoben dann wurden die Begrundungen dafur beliebig ausgetauscht bis das durch Folter erpresste Gestandnis das gewunschte Ergebnis lieferte Ein Verhorprotokoll aus Endingen am Kaiserstuhl 1470 spiegelt die verzweifelte Suche des mit dem christlichen Aberglauben wenig vertrauten Juden Merklin nach der richtigen Antwort die seine Qual beenden wurde Er und seine Angehorigen brauchten das Christenblut als heilsame Arznei dann fur die Fallsucht eines seiner Sohne dann als Odor gegen ihren ublen Korpergeruch dann als Chrisam Salbol fur die Beschneidung Das Christenblut sollte fur die Anklager also die Erlosung garantieren die Juden nach der Patristik seit Jesu Blutopfer verloren hatten Merklins Familie wurde lebendig verbrannt Kaiser Friedrich III konnte die Ausweitung des Verfahrens auf andere Stadte verhindern nach einem zahen Rechtsstreit 1476 1480 die Regensburger Juden retten und damit die kaiserliche Rechtshoheit uber die Reichsstadte wahren Die Geschichte des Simon von Trient wurde in ganz Deutschland und Oberitalien bekannt und folgenreich 1475 begann Bernhardin von Feltre als neu ernannter Prior des Franziskanerklosters eine Serie von Hetzpredigten gegen die Juden von Trient die ihr bisheriges friedliches Zusammenleben mit den Christen beendete Am Grundonnerstag 23 Mai gab er offentlich den Juden die Schuld am Verschwinden eines Knaben und prophezeite sie wurden noch vor dem bevorstehenden Osterfest ihre Bosheit beweisen Der judische Hofbesitzer Samuel fand am Karsamstag im Bach vor seinem Haus Simons Leiche und meldete den Fund den Behorden Diese nahmen ihn und weitere Vertreter der judischen Gemeinde fest In einem zweijahrigen Verfahren nutzte der Tridentiner Bischof Johannes Hinderbach alle verfugbaren Foltergestandnisse von Ritualmorden im Bodenseegebiet fur seine eigenen Verhore An der Folter starben 14 der Angeklagten die ubrigen legten erfolterte Scheingestandnisse ab Hinderbach gab noch vor Prozessende Druckwerke in Auftrag die in drastischen Holzschnitten die angebliche Marter Simons illustrierten Daraufhin beauftragte Papst Sixtus IV eine Untersuchungskommission mit der Prufung des Falls Deren Vorsitzender ein Freund Feltres stellte das Unrecht der Foltergestandnisse fest zugleich aber das Recht zur Festnahme der Juden und zur Anklage gegen sie Diese wurde nun ergebnislos fallengelassen Aber mit Augenzeugenberichten uber Simons Leiden und Eingaben erreichte Feltres Orden schliesslich dass der Papst Simon heiligsprach Bei Bischof Hinderbachs Sammlung angeblicher Ritualmordfalle von 1475 bezeugten lokale Gewahrsleute 1442 oder 1443 habe man bei Lienz eine mit vielen Stichwunden ubersate Madchenleiche aus dem Fluss geborgen Zwei als Morder verdachtigte Juden des Ortes gestanden unter der Folter alles Sie wurden erhangt ihre Ehefrauen sowie eine Christin die ihnen das Opfer angeblich verkauft hatte wurden lebendig verbrannt Diese Ritualmordlegende zu Ursula Pock war die alteste aus dem 15 Jahrhundert blieb aber trotz mehrerer Wiederbelebungsversuche wenig beachtet Kulturzeugnisse dazu wurden nach 1945 ohne Aufsehen beseitigt 51 Nachdem Pilger zum Grab Simons in Trient stromten erinnerte man sich auch anderswo an unaufgeklarte Todesfalle von Kindern die sich als Ritualmorde ausgeben liessen um eine eintragliche Heiligenverehrung in Gang zu bringen so in Padua 1475 Brescia Mailand 1476 Motta di Livenza 1480 und Marostica 1485 Nur wenige davon losten erfolgreich einen Kult aus Erst 1588 erlaubte ein Papst Sixtus V den Kult um Simon von Trient Die Schedelsche Weltchronik von 1493 zeigte anschauliche Bilder von Juden um die gangigen antijudaistischen Stereotype zu belegen Darunter waren die angebliche Kreuzigung des William von Norwich und die rituelle Totung des Simon von Trient als markante Beispiele aller Ritualmordlegenden des Mittelalters 52 Das Bild zu Simon nannte sogar die Namen seiner angeblichen judischen Morder Es wurde oft nachgedruckt eine danach gestaltete Figurengruppe befand sich bis 1965 in der Kirche St Peter und Paul in Trient 53 Ein um 1475 entstandenes ebenso wirkmachtiges Wandbild auf einem Bruckenturm in Frankfurt am Main kombinierte Simons Leichnam mit einer Judensau und einer Bildunterschrift die an der Juden Schelmstuck im Bund mit dem Teufel erinnerte 54 Nach Johannes Matthias Tiberinus beglaubigte der Pseudomediziner Hippolyt Guarinoni um 1620 erneut den angeblichen Ritualmord an Simon indem er seine Gebeine ausgraben liess zu einer Mumie praparierte und dann obduzierte 53 Sein Gutachten stellte exakt 5812 Wunden an Simons Korper fest 55 Nach diesem Muster schuf und propagierte Guarinoni im Zuge der katholischen Gegenreformation auch die Legende zu Anderl von Rinn Den Anlass dazu gab ihm eine namenlose Kinderleiche die seit 1612 in der Dorfkirche von Rinn als Reliquie ausgestellt aber weithin unbeachtet geblieben war In Rinn waren keine Juden ansassig Mit Hilfe des Stadtrats und der Jesuiten im nahen Innsbruck konstruierte Guarinoni daraus einen judischen Ritualmord zunachst mit erfolglosen Verhoren von Dorfbewohnern ab 1619 mit eigenen fiktionalen Texten zuletzt 1642 mit einem langen Gedicht Als exaktes Morddatum erfand er den 12 Juli 1462 also vor dem Todesjahr Simons gab dem Kind den Namen des Apostels Andreas den auch Simons Vater trug und seiner Mutter wie Simons Mutter den Namen Maria 1620 liess Guarinoni das Skelett in Rinn exhumieren und stellte daran 20 Wunden fest Ab 1621 popularisierte ein Theaterstuck der Innsbrucker Jesuiten dessen Urauffuhrung auch Erzherzog Leopold V besuchte die Legende rasch Bis 1670 wurde uber dem vermeintlichen Tatort dem Judenstein eine Wallfahrtskirche gebaut 1671 wurde die Reliquie dorthin zeremoniell uberfuhrt und ausgestellt Bald folgten Wallfahrten Prozessionen und viele weitere Theaterstucke zu Anderl 1730 stellte eine barocke Bildserie den erfundenen Ritualmord blutig und plastisch dar 1754 gestattete Papst Benedikt XIV den Anderlkult mit der Bulle Beatus Andreas offiziell So wurde aus einer literarischen Fiktion ein Volkstum Tirols und eine gewinntrachtige Wallfahrt die Jahrhunderte uberdauerte 56 Das Anderl Spiel wurde in der naheren und weiteren Umgebung nachgeahmt und trug erheblich zum Aufschwung des Tiroler Volksschauspiels bei 57 Im Jahr 1622 taf den judischen Kaufmann Isaak Jeschurun in Ragusa Dubrovnik die falsche Anschuldigung eines Ritualmords an einem christlichen Madchen In Wahrheit hatte eine nichtjudische Frau das Kind getotet sie brachte jedoch die Schutzbehauptung vor von einem Juden des Blutes wegen zur Tat angestiftet worden zu sein Isaak wurde verhaftet und wiederholt aufs Grausamste gefoltert Weil ihn die Folter nicht umbrachte verurteilte man ihn zu Gefangenschaft unter derart unmenschlichen Bedingungen dass der baldige Tod unausbleiblich schien Doch auf wundersame Weise uberstand Isaak auch diese Tortur langer als seine Richter es fur moglich gehalten hatten und kam endlich frei 58 Abklingen Bearbeiten Im 16 Jahrhundert trat der antijudaistische Ritualmordvorwurf in der kirchlichen Theologie Mitteleuropas zuruck und konnte vor Gericht kaum noch durchgesetzt werden Immer ofter stellten sich Klagen als unwahr und betrugerisch heraus so 1504 in Frankfurt am Main 1529 in Posing und 1540 in Sappenfeld Dort angeklagte Juden zitierten vor Gericht den Reformator Andreas Osiander der den Vorwurf in einer anonymen Schrift exegetisch und logisch widerlegte Ob es war und glaublich sey dass die Juden der Christen Kinder heymlich erwurgen vnd jr blut gebrauchen 1540 Die Gegenschrift von Johannes Eck 1541 fuhrte nochmals alle uberlieferten angeblichen Beweise fur einen religiosen Blutdurst der Juden an fand aber kaum noch gelehrte Unterstutzer Auch katholische Theologen beriefen sich nun auf die Schutzbulle von Papst Innozenz IV von 1247 Folglich wurden die Sappenfelder Juden freigesprochen 1563 prufte das Reichskammergericht letztmals eine Ritualmordanklage Dort war von einem Bedarf der Juden an Christenblut keine Rede mehr der Angeklagte wurde freigelassen 59 Spater schrieben Katholiken auch Protestanten und Freimaurern solche Praktiken zu wahrend die Puritaner dies Katholiken zutrauten 60 Neuzeit BearbeitenPolen und Litauen Bearbeiten Nachdem die meisten deutschsprachigen Stadte die Juden bis etwa 1700 vertrieben hatten kam es dort nur noch selten zu neuen Ritualmordanklagen dafur umso mehr in Osteuropa wohin viele vertriebene Juden geflohen waren Besonders in Polen wurden die neuzugezogenen Juden anfangs begrusst und tolerant behandelt Doch 1407 kam es erstmals in Krakau zu einem Ritualmordvorwurf begleitet von einem Pogrom In der Lubliner Union so ermittelten Historiker fanden von 1500 bis 1800 mindestens 89 Ritualmordanklagen und prozesse statt Man schatzt 200 bis 300 Hinrichtungen als ihre Folge Im Jahr 1758 baten die judischen Gemeinden Polens Papst Benedikt XIV sie gegen die haufigen Ritualmordvorwurfe von Katholiken ihres Landes zu verteidigen Nach dessen Tod beauftragte das Heilige Offizium den Franziskaner Lorenzo Ganganelli die Vorwurfe zu prufen In seinem Gutachten kam er zu dem Ergebnis dass historische und aktuelle Beispielfalle unbegrundet seien Er nannte judenhetzende Christen Pobel und Lugner und wies polnischen Bischofen ihre widerspruchliche Argumentation fur die angeblichen Ritualmorde nach Man musse vernunftgemass argwohnen dass die Vorwurfe insgesamt nur Verleumdung der Juden durch Christen seien Bei Andreas von Rinn 1462 und Simon von Trient 1475 deren Kulte Papste anerkannt hatten fand Ganganelli berechtigte Verdachtsmomente fur judische Ritualmorde Er betonte jedoch zugleich Selbst wenn diese Ritualmorde tatsachlich geschehen seien seien es Einzelfalle die auf keinen Fall den Verwandten der Tater oder gar allen Juden angelastet werden und als Eigenart der judischen Nation ausgegeben werden durften Judische Ritualgesetze verboten Menschen besonders Kindesopfer Damit machte er das Durchsetzen von Einzelfallprufungen aufgrund einer juristisch korrekten Beweisaufnahme zur Pflicht des Heiligen Stuhls Dem schloss sich Papst Clemens XIII am 24 Dezember 1759 in allen Punkten an Die judischen Beschwerdefuhrer erhielten einen papstlichen Sendbrief der den polnischen Nuntius beauftragte sie unter seinen Schutz zu stellen Erst 1762 informierte dieser den polnischen Konig von dieser Haltung des Papstes und seinem Auftrag Ritualmordvorwurfe nur noch nach individueller Beweislage zuzulassen und danach Recht zu sprechen 61 Russland Bearbeiten In Russland soll laut einer Uberlieferung der Russisch orthodoxen Kirche ein Junge namens Gavriil 1690 einem judischen Ritualmord zum Opfer gefallen sein 62 Er wurde noch 1914 nach dem Freispruch des angeblichen Ritualmorders Mendel Beilis von seiner Kirche als Martyrer heiliggesprochen 63 Einige Zaren nutzten Ritualmordlegenden gezielt zur Diskriminierung der Juden und des Liberalismus sie waren dort also Ausdruck eines gesamtpolitischen Antisemitismus Der erste dortige Ritualmordprozess 1799 in Senno endete fur vier angeklagte Juden mit Freispruch aus Mangel an Beweisen Danach forderte Zar Paul I einen offiziellen Bericht uber Weissrusslands Juden an Der als Autor beauftragte spatere Justizminister Gawriil Romanowitsch Derschawin hielt Ritualmorde fur das Fantasieprodukt unwissender Fanatiker schloss aber nicht aus sie konnten fruher tatsachlich verubt worden sein Es gebe in den Judengemeinden noch lebende Tater Daher seien solche Anklagen ernst zu nehmen und zu verfolgen Nach einem weiteren Fall 1816 in Hrodna verbot Zar Alexander I mit einem Ukas am 6 Marz 1817 Juden kunftig ohne hinreichende Indizien und nur wegen der aberglaubischen Ritualmordlegende anzuklagen Zugleich aber liess er die Prufung von Freispruchen zu so im Fall von Welisch 1823 Der mit der Untersuchung beauftragte Generalgouverneur Tschowanski ein bekannter Judenfeind bezichtigte 1824 in seinem Bericht die ganze judische Gemeinde von Welisch als Auftraggeber des Mordes Darauf liess der neue Zar Nikolaus I alle judischen Schulen und Synagogen der Stadt schliessen Tschowanski versuchte nun auch bei weiteren ungeklarten Mordfallen eine Verstrickung von Juden nachzuweisen und dazu den Fall in Grodno wieder aufzurollen Doch 1835 sprach der Staatsrat die seit 1825 inhaftierten Juden von Welisch in letzter Instanz frei verurteilte drei Belastungszeugen wegen Meineids und verbannte sie nach Sibirien Der Zar akzeptierte das Urteil bestatigte aber nicht den Ukas seines Vorgangers von 1817 da er an judische Sekten glaubte die christliches Blut fur ihre Riten benotigten Aus Anlass des Falls von Saratow 1853 beauftragte er eine Sonderkommission die angeblichen Dogmen des religiosen Fanatismus der Juden zu untersuchen Obwohl diese bis 1856 keine Beweise fand und den Fall einzustellen riet verurteilte der Staatsrat die Beschuldigten zu lebenslanger Haft im Arbeitslager Der als Reformzar geltende Alexander II bestatigte das Urteil 1860 und lehnte Begnadigungsgesuche ab Zwei der Verurteilten begingen in Haft Suizid der dritte wurde 1867 begnadigt Trotz einer Justizreform wurde etwa die Anklage 1879 in Kutaissi Georgien zugelassen die mit Freispruch fur zehn Juden endete Unter Alexander III fanden trotz wachsender antisemitischer Stimmung keine Ritualmordprozesse statt erst wieder 1900 in Vilnius unter Nikolaus II 1902 Freispruch nach Revision 1903 in Kischinjow brachten orthodoxe Priester und die vom Geheimdienst Ochrana mitfinanzierte Tageszeitung Bessarabetz nach einem bereits aufgeklarten Mordfall Ritualmordgeruchte auf die zu einem schweren Pogrom fuhrten Unter dem Ruf Totet die Juden wurden vom 6 bis 9 Februar 45 bis 49 judische Bewohner der Stadt ermordet darunter Frauen Alte Sauglinge 400 bis 500 wurden verletzt und uber 700 ihrer Wohnungen und Geschafte geplundert und zerstort Die Polizei griff nicht ein Auf internationale Proteste und eine Petition des US amerikanischen Senats antwortete der Zar nicht Dies gab dem Zionismus Auftrieb zehntausende Juden verliessen wie schon nach den staatlich geduldeten Judenpogromen von 1880 Russland 64 1910 gelang einer judischen Familie in Smolensk mit einer Verleumdungsklage nach einer gefalschten Anklage die Verurteilung der Hauptbelastungszeugin und eines ortlichen Geistlichen zu erreichen der das Gerucht als Redakteur der reaktionaren Zeitung Russkoje Snamja Russisches Banner und Vorsitzender des Sojus russkowo naroda Bund des russischen Volkes geschurt hatte 1911 wurde die Judin Chana Spektor in Taraschtscha noch im selben Monat nach einer Anklage freigesprochen Nach Protesten bestatigte der Senat den Freispruch 1912 Der Prozess gegen Mendel Beilis in Kiew 1911 war die letzte international beachtete russische Ritualmordanklage Sie wurde vom zaristischen Innenministerium selbst konstruiert um parlamentarische Forderungen nach Aufhebung der seit Jahrzehnten gultigen antijudischen Knebelgesetze zuruckweisen zu konnen Trotz fingierter Beweise sprach eine Jury den Angeklagten nach zweijahriger Haft 1913 einstimmig frei er musste aber emigrieren Die Haltung der Staatsbehorden fand vielfache Kritik im Ausland und ruckte den russischen Antisemitismus ins Blickfeld der Weltoffentlichkeit Sie trug auch zur Verstandigung von konservativen und revolutionaren russischen Oppositionellen in der Judenfrage bei 65 Nach 1918 wurde die Ermordung der Zarenfamilie von Gegnern der Bolschewiki als Ritualmord hingestellt Die Thronfolger seien wie bei einer Schachtung regelrecht ausgeblutet worden 66 Da das verbreitete Theorem des judischen Bolschewismus die Revolutionare ohnehin oft umstandslos mit dem Judentum gleichsetzte waren schwere antisemitische Ausschreitungen in den von den Weissen beherrschten Gebieten die Folge 67 Osmanisches Reich Bearbeiten Das vom Islam gepragte Osmanische Reich pflegte religiose Toleranz gegen die Minderheiten der Christen und Juden Im 15 Jahrhundert nahm es die aus Spanien vertriebenen Juden auf Seitdem traten auch hier Blutanklagen gegen Juden auf Sie gingen alle von orthodoxen Christen Griechen und Armeniern aus die die Juden als wirtschaftlich privilegierte Konkurrenten sahen Sie waren bis 1800 aber sehr selten und wurden allesamt mit Dekreten von der Regierung zuruckgewiesen Ab 1830 und nochmals ab 1860 nahmen solche Anklagen jedoch sprunghaft zu Bis 1900 sind 80 Falle verzeichnet ein Grossteil davon in turkischen Hafenstadten des Mittelmeers Dies hing mit verscharften Spannungen zwischen christlichen Griechen und muslimischen Turken und dem wachsenden Druck der europaischen Kolonialmachte zusammen Judenfeindliche Agitatoren versuchten die Ritualmordlegende nach dem Vorbild christlicher Gruppen fur politische Ziele zu nutzen und Unruhe in der Bevolkerung zu schuren Sie fanden unter Muslimen zunachst wenig Glauben Ein Pamphlet von 1803 Die Widerlegung des Judaismus und seiner Gebrauche wurde jedoch in zahlreiche Sprachen ubersetzt und vor allem auf dem Balkan und Kleinasien verbreitet Autor war der griechische Monch Noah Belfer der sich als bekehrter Jude ausgab Neophytos der Wiedergeborene und unter dem Pseudonym E G Jab behauptete sein Vater habe ihn als 13 Jahrigen in das Einbacken von Christenblut in die Passahmazzen eingeweiht und ihm den Eid abverlangt dieses Geheimnis nur einem von zehn seiner zukunftigen Kinder weiterzugeben Es sei nur den Rabbinern bekannt Christliche Monche losten mit einer Ritualmordanklage gegen Juden in Damaskus 1840 die international beachtete Damaskusaffare und antijudische Ausschreitungen in einigen Stadten des Osmanischen Reichs aus Der Vatikan unterstutzte ihre Anklage Diese wurde durch Folter von acht hochgestellten Juden Kindesentfuhrung Erpressung und Bestechung gestutzt Ihr folgten weitere Ritualmordanklagen gegen Juden im arabischen wie europaischen Raum 1870 mussten judische Kaufleute in Konstantinopel zur Passahzeit ihre Handelssacke offnen da man den Transport von Kinderleichen darin vermutete 1872 folgte ein Pogrom in Smyrna in Marmara wurde eine Synagoge niedergebrannt 1874 konnte die turkische Polizei ein weiteres Pogrom in Konstantinopel verhindern Die Affare mobilisierte die westeuropaische und nordamerikanische Offentlichkeit gegen solche Blutanklagen und gilt daher als erstes Zeichen einer globalisierten Mediengesellschaft 68 Osterreich Ungarn Bearbeiten Die verscharfte Lage der Juden in Osteuropa fuhrte ab etwa 1800 zu Ruckwanderungsbewegungen Diesen folgten in den Zuzugslandern wie Osterreich Ungarn wiederum neue Ritualmordanklagen etwa im ungarischen Tiszaeszlar 1882 und im bohmischen Polna 1899 69 Diese standen nun auch hier bereits im Kontext des modernen Antisemitismus 70 Im Fall von Tiszaeszlar verteidigten die ungarische politische Elite unter Ministerprasident Kalman Tisza die beschuldigten Juden sofort Der Nationalratsabgeordnete und Rechtsanwalt Karoly Eotvos erreichte vor Gericht ihren Freispruch Ungarns Behorden und Regierungsparteien traten Judenpogromen die auf die unbegrundete Anklage in einigen Orten des Landes folgten entschieden entgegen und begrenzten sie so 71 Frankreich Bearbeiten In Frankreich wurde der judische Viehhandler Raphael Levy 1670 in Metz wegen eines Ritualmordvorwurfs angeklagt gefoltert und hingerichtet Ein ebenfalls angeklagter judischer Entlastungszeuge wurde vor der Hinrichtung bewahrt indem Ludwig XIV jeden weiteren Ritualmordprozess und sogar den blossen Glauben an Ritualmordanklagen verbot 72 Zwar erreichte ein Theologe posthum die juristische Rehabilitation Levys doch Schmahschriften verbreiteten diese und andere Ritualmordlegenden weit ins 18 Jahrhundert hinein 73 Selbst Befurworter der judischen Emanzipation wie Henri Gregoire schlossen die Moglichkeit einiger vergangener judischer Ritualmorde nicht aus In der Dreyfus Affare 1894 1906 tauchten modernisierte Ritualmordanklagen in Frankreich wieder auf Einige Vertreter des katholischen Ultramontanismus warfen Juden wie 200 Jahre fruher vor sie stunden hinter der Sakularisierung durch die Regierung Die katholische Zeitung La Croix warf Juden vor sie zerstorten die Seele Frankreichs durch ihre angebliche radikale sakular antikatholische Agenda so wie Juden fruher Christenkinder ermordet hatten Um die Justiz zum Eingreifen zu bringen erinnerte Dreyfus Verteidiger Joseph Reinach an den Justizmord an Raphael Levy und das Prozessverbot des damaligen Konigs Im Jahr 2001 entschuldigte sich ein Urgrossneffe von Didier Le Moyne dem angeblich von Levy ermordeten Jungen bei dessen einzigem Nachfahren offentlich fur das seinem Urahnen angetane Unrecht 72 Glatigny die Heimatgemeinde des angeblichen Opfers Levys verbot allen Juden das Betreten des Ortes und hob diesen 344 Jahre strikt eingehaltenen Bann erst 2014 auf 74 Akademischer Diskurs in Europa Bearbeiten Seit der Aufklarung waren Ritualmordlegenden unter Gebildeten unglaubwurdig geworden Doch seit 1800 versuchten fruhe Antisemiten sie wiederzubeleben und pseudowissenschaftlich zu untermauern 1840 loste die Damaskusaffare in Westeuropa eine breite Debatte daruber aus ob judische heilige Schriften Ritualmorde verlangen Die Londoner Times druckte Noah Belfers Pamphlet von 1803 nach und kommentierte falls die Angaben zutrafen musse die judische Religion eines Tages von der Erde verschwinden Auch die Leipziger Allgemeine Zeitung gab judenfeindlichen Argumenten viel Raum In meist anonymen Leserbriefen beriefen sich christliche Autoren auf antijudische Schriften etwa von Matthaus Rader Bavaria Sancta ab 1615 Johann Christoph Wolf Bibliotheca hebraica ab 1683 und Johann Andreas Eisenmenger Entdecktes Judenthum 1711 1759 Daraufhin erinnerten anerkannte Rabbiner an weithin vergessene Zuruckweisungen der Legende von Salomo ibn Verga Schewet Jehuda 1554 Menasse ben Israel Vindiciae Judaeorum 1656 deutsche Ubersetzung und Vorwort von Moses Mendelsohn 1782 Johann Christoph Wagenseil Unwidersprechliche Widerlegung der entsetzlichen Unwarheit Dass die Juden zu ihrer Bedurffnis Christen Blut haben mussen 1705 und Aloysius von Sonnenfels Judaica Sanguinis Nausea 1753 Beide Seiten bezogen sich auch auf Martin Luthers Judenschriften 75 Im Debattenverlauf versuchten Judenfeinde das Verbot des Blutgenusses in Lev 17 10 12 EU zum Gebot des Trinkens von Menschenblut am Altar umzudeuten Der Talmud erlaube den Gebrauch von Menschenblut etwa bei der Beschneidung geringfugig auch in koscherem Essen und in Mazzen Dann so eine Antwort hatte ja auch Jesus als toratreuer Jude Menschenblut getrunken Bei den unterstellten Riten so schon Isaak Bar Levinsohn Efes Dammim 1834 musse jede Synagoge pro Jahr zwei allein in London also 16 Christen ermorden Doch habe man seit 100 Jahren nirgends so einen Mord entdeckt und rechtskraftig bewiesen Somit seien auch die fruheren angeblichen Ritualmorde nur durch Folterverhore belegt Diese rationalen Argumente verfingen jedoch nicht gegen die seit 1144 ubliche Behauptung Juden wurden Morde an Christenkindern bei jahrlichen Geheimtreffen verabreden Diese Treffen waren schon seit 1540 nur noch bestimmten Rabbinerfamilien oder isolierten judischen Sekten nachgesagt worden So erschien nun plausibel dass fruher bei Juden ubliche Ritualmorde seit der Aufklarung nur noch bei ungebildeten Ostjuden und fanatischen Sekten ausserhalb Europas praktiziert wurden Damit hielten Judenfeinde die Legende trotz fehlender Beweise wach und erhohten den Anpassungsdruck auf gebildete Juden Europas Dagegen veroffentlichte Adolphe Cremieux erneut das Vindiciae Judaeorum von 1656 Darin hatte Menasse ben Israel stellvertretend fur alle Juden offentlich den heiligen Eid geschworen sie seien schuldlos solcher Verbrechen Spatere Rabbiner wie Jacob Emden Jonathan Eybeschutz und David Meldola hatten diesen Eid feierlich bekraftigt Dies taten 1840 auch Solomon Hirschell in England Emmanuel Deutz und mit ihm viele Rabbiner in Frankreich 76 Auch judische Konvertiten wie Johann Emanuel Veith Wildon Pieritz und August Neander traten gegen die Ritualmordlegende auf Mit seiner Schrift Reasons for Believing that the Charge Lately Revived Against the Jewish People Is a Baseless Falsehood veroffentlichte Alexander McCaul einen Protestbrief von 35 Konvertiten darunter der Bischof Michael Salomo Alexander Sie erklarten feierlich als erfahrene Kenner des Judentums hatten sie niemals unter Juden davon gehort und erst recht keine Juden gekannt die den Brauch uben Christen zu ermorden oder christliches Blut zu benutzen Wir halten diese Anklage die fruher so oft gegen sie vorgebracht und erst kurzlich wiederbelebt wurde fur eine widerliche und satanische Luge 77 Ein angeblicher Talmudexperte schrieb anonym in der Leipziger Allgemeinen Zeitung zwar habe er wie Eisenmenger im Talmud keine Spur von Ritualmordregeln und Blutgenuss gefunden Doch die Bibelstelle Ez 36 14 EU hatten auch Rabbiner als Prophezeiung spaterer Ritualmordanklagen verstanden Er behauptete um das Passahfest herum wurden auffallig viele christliche Kinder ermordet darum mussten nicht alle Legenden unwahr sein Um judische Ritualmorde als moglich darzustellen veroffentlichte er einige Talmudzitate die Gojim den Tod wunschten Gegengutachten zeigten dass er die Folgesatze weggelassen hatte Diese verboten strikt direktes oder indirektes Ermorden von Nichtjuden 78 In seiner Schrift Ueber den Ursprung der Wider die Juden Erhobenen Beschuldigung 1840 erklarte der gelehrte Konvertit Joachim Biesenthal die Legenden psychologisch als Projektion Die Christen unterstellten Juden das was sie ihnen heimlich gern selbst antun wurden 79 Das 1871 veroffentlichte Werk Der Talmudjude des katholischen Alttestamentlers August Rohling war ein Plagiat von Eisenmengers Pamphlet Entdecktes Judenthum Obwohl Rohling den Talmud selbst kaum kannte galt er jahrelang als Experte fur das Judentum und behauptete judische Ritualmorde auch vor Gericht 80 Ebenfalls 1871 wies der Rabbiner Theodor Kroner in seiner Gegenschrift Entstelltes Unwahres und Erfundenes in dem Talmudjuden Professor Dr August Rohling s nach dass dieser von 61 herangezogenen Talmudzitaten 29 verdreht und entstellt 27 erfunden und drei falsch zitiert hatte Damit schien der Fall erledigt Doch 1883 bezeugte Rohling im Strafprozess zum Judenpogrom in Tisza Eszlar Ungarn Juden brauchten fur ihr Passahfest christliches Blut Als der Wiener Rabbiner Joseph Samuel Bloch ihm in mehreren Zeitungsartikeln Falschung und Verleumdung vorwarf zeigte Rohling ihn an Der Konvertit und Alttestamentler Franz Delitzsch erweiterte seine Schrift Rohling s Talmudjude Beleuchtet 1881 nun zum Gegengutachten Schachmatt den Blutlugnern Rohling und Justus 1883 Als das Wiener Gericht ihn als Gutachter zuliess zog Rohling seine Anzeige kurz vor der Hauptverhandlung zuruck 81 Obwohl er seine Lehrerlaubnis verlor beeinflussten seine Thesen weitere Ritualmordprozesse und antisemitische Kampagnen in Mittel und Osteuropa 82 Zusammen mit Delitzsch engagierte sich auch der damals fuhrende Judaist Hermann Leberecht Strack gegen die verstarkte antisemitische Propaganda 1891 veroffentlichte er den Aufsatz Der Blutaberglaube bei Christen und Juden den er in den Folgejahren standig erweiterte und unter neuen Titeln herausgab Die funfte Auflage von 1900 hiess Das Blut im Glauben und Aberglauben der Menschheit Mit besonderer Berucksichtigung der Volksmedizin und des judischen Blutritus Mit demselben Anliegen gaben einige christliche Theologen Orientalisten und Historiker 1899 und 1900 die umfangreichen Dokumente zur Aufklarung heraus Der erste Band zu den Blutbeschuldigungen gegen die Juden enthielt auch die Schutzbullen der Papste gegen die Ritualmordlegenden 83 In Frankreich reagierten der Journalist Bernard Lazare und der Religionswissenschaftler Salomon Reinach auf die Schrift La France Juive 1886 des Antisemiten Edouard Drumont mit historischen Abhandlungen auch zur Ritualmordlegende L accusation de meurtre rituel 1893 84 Deutschland Bearbeiten nbsp Darstellung aus der Bavaria Sancta 1627 vom angeblichen Ritualmord an sechs Regensburger Knaben 1476Kultuberlieferung Bearbeiten In Mitteleuropa uberdauerten Ritualmordlegenden gegen Juden die Aufklarung und Franzosische Revolution Sie lebten vor allem in landlichen Gebieten mundlich fort und wurden auch durch schriftliche und bildliche Uberlieferung vor allem Heiligenverehrung gestutzt und wachgehalten Grossen Einfluss hatte die weithin bekannte Bavaria Sancta des Jesuiten Matthaus Rader von 1627 1704 ins Deutsche ubersetzt Sie erneuerte einige mittelalterliche Ritualmordlegenden oder erfand neue und beschrieb die angeblichen Opfer als Martyrer Selige oder Heilige Bavarias 85 Im Kampf von Judengegnern und Nationalisten gegen die Judenemanzipation erhielten diese Legenden im 19 Jahrhundert neuen Auftrieb Verschworungsideologische Propaganda verknupfte Juden nun als angebliche Drahtzieher der Franzosischen Revolution mit Templern Freimaurern Illuminaten und anderen angeblichen Geheimsekten 86 Aber auch die alteren christlichen Varianten blieben in manchen Gegenden etwa im katholischen Rheinland bis 1900 gangiger Volksglaube Obwohl die Wallfahrten zum Sarg des Werner von Oberwesel 1545 beendet worden waren zeigten regelmassig restaurierte Deckengemalde und Altarbilder der Dorfkirche weiter sein angebliches Martyrium Das Bistum Trier nahm Werner 1761 in den ortlichen Heiligenkalender auf und beging seinen angeblichen Todestag bis 1963 jedes Jahr mit einer Prozession Womrath sein angeblicher Geburtsort widmete ihm noch 1911 eine neue Kapelle mit Kultgemalden und feierte ein jahrliches Wernerfest mit eigens komponierten Liedern Im Kolner Dom war er zusammen mit einem Judensaumotiv in das Chorgestuhl eingeschnitzt 87 Bei Johanneken von Troisdorf gelang der Versuch einer Kultstiftung weniger nachhaltig 88 Verfolgungswellen Bearbeiten Vielerorts bedrohte schon das blosse Gerucht eines Ritualmords die ortsansassigen Juden so in Ilsenburg Harz 1599 Feuchtwangen 1656 Gerabronn 1687 Gunzenhausen 1715 Reckendorf 1746 Markt Erlbach 1758 Muggendorf Pretzfeld 1785 Kups 1797 Uhlstadt Kirchhasel 1803 Hochberg bei Wurzburg 1830 Thalmassing im Nordlinger Ries 1845 89 sowie in Enniger 1873 Kempen 1893 Berent 1894 Burgkunstadt 1894 Ulm 1894 Berlin 1896 Issum 1898 Skaisgirren 1898 Schoppinitz 1898 Langendorf 1898 Braunsberg in Schlesien 1898 Oderberg 1900 und Neuss 1910 90 Im katholischen Rheinland fuhrten dutzende Ritualmordanklagen wiederholt zu schweren Ausschreitungen gegen Juden so 1819 in Dormagen obwohl das ermordete Madchen dort nachweislich Opfer einer Sexualstraftat war Trotzdem wurden auch in Neuss Grevenbroich Hulchrath Emmerich Binningen Eifel und Rheinbrohl Synagogen Friedhofe und Hauser von Juden angegriffen und teilweise zerstort Plunderungen blieben aus In den Vormonaten hatten in grosseren Stadten anderer Regionen die starker okonomisch motivierten Hep Hep Krawalle stattgefunden In Neuenhoven Bedburdyck Stessen heute Ortsteile von Juchen kam es 1834 nach einem Sexualverbrechen an einem Jungen 15 Juli wiederum wochenlang zu schweren Exzessen gegen Juden denen diesmal auch Plunderungen und Mordversuche folgten etwa in Grevenbroich Neuss Dusseldorf Rommerskirchen Gusten Aachen und Xanten Preussisches Militar musste die Krawalle beenden da ortliche Gendarmerie vielfach nicht eingriff 91 1835 wurde in Willich bei Krefeld nach dem Fund einer Kinderleiche sofort das Ritualmordgerucht gegen Juden laut Ein Handwerkslehrling der sich als Augenzeuge ausgab und damit einen judischen Kaufmann vor Ort zu erpressen suchte wurde als der Morder uberfuhrt 1836 in Dusseldorf erhielten Lokalzeitungen ein Ritualmordgerucht noch ein Jahr nach dem Fund einer Kinderleiche aufrecht 1840 inhaftierte man in Julich ein altes judisches Ehepaar eine Woche lang wegen eines angeblichen Mordversuchs an einem neunjahrigen Madchen Nachdem sich herausstellte dass Angehorige das Madchen zu der belastenden Aussage angestiftet hatten verebbten die anfangs gross aufgemachten Berichte daruber Dieser Fall war auch ein Echo der international beachteten Damaskusaffare 92 1862 entstand wahrend der Karwoche in Koln eine Hysterie in der Bevolkerung Ein Mann der sein eigenes Kind an der Hand fuhrte wurde von einer Menschenmenge als vermeintlicher judischer Kindesentfuhrer bedroht und konnte sich nur mit Muhe als der Vater ausweisen Andere als Kindesmorder verdachtigte Personen wurden schwer misshandelt Einen katholischen Passanten dem Kinder Blutjude nachgerufen hatten prugelten herbeieilende Erwachsene fast tot 93 Propaganda Bearbeiten Ab etwa 1870 begannen deutsche Nationalisten pseudowissenschaftliche statt religiose Erklarungen fur judische Ritualmorde zu konstruieren Nun leiteten rassistische Antisemiten den angeblichen judischen Blutdurst aus Rasse Eigenschaften her und stutzten sich dabei auf vorherige kirchliche Erklarungen Papst Pius IX sah die Kirche von der Synagoge des Satans bedroht erhob Simon von Trient 1867 zum Martyrer und Heiligen und pries 1869 das antisemitische Pamphlet Der Jude das Judentum und die Verjudung der christlichen Volker das die Juden der Neigung zum Ritualmord bezichtigte Er verlieh dessen Autor Henri Roger Gougenot des Mousseaux einen hohen kirchlichen Orden Auch Bischof Konrad Martin von Paderborn gab Schriften heraus die behaupteten Juden brauchten das Blut christlicher Kinder fur ihre Religionsausubung Der Antisemit Max Liebermann von Sonnenberg brachte solche christlichen Ritualmordbeschuldigungen als kostenlose Broschuren in Massenauflage in Umlauf Der nationalsozialistische Ideologe Alfred Rosenberg ubersetzte das Pamphlet von Mousseaux 1921 ins Deutsche 94 Ab 1881 begann das Jesuiten Organ La Civilta Cattolica eine jahrelange antisemitische Artikelserie die laufende Ritualmordprozesse zum Erneuern der Ritualmordlegende benutzte Der Autor versuchte zu beweisen dass das Purimfest nicht das Pessach diese Ritualmorde veranlasse Er empfahl den europaischen Regierungen Sondergesetze fur die ausserordentlich verdorbene Rasse der Juden einzufuhren und ihre Emanzipation zuruckzunehmen das wurde sie vor Pogromen schutzen 95 Im Einklang mit damaligen Antisemiten behauptete das Blatt ein heimliches judisches Streben nach Weltbeherrschung und Talmudgebote Christen zu betrugen und zu ermorden 96 Die Bruder Grimm nahmen zwei Ritualmorderzahlungen in ihre Sammlung Deutsche Sagen auf den Judenstein als Version der Legende von Anderl von Rinn Nr 353 und Das von den Juden getotete Magdlein Nr 354 Fur viele weitere deutschsprachige Sagensammlungen gehorten angebliche judische Ritualmorde zum beliebten Stoff So nahm Karl Paulin die Anderle Legende noch 1972 in seine Schonsten Tiroler Sagen auf und schmuckte sie mit grausamen Details aus Zugleich unterschlug die deutsche Volkskunde alle judischen Sagen So trug sie erheblich zum Judenhass bei Nur einzelnen Volkskundlern war dies bewusst So enthielt Will Erich Peuckerts Sammlung Schlesische Sagen von 1924 nur regionale Ritualmordlegenden kommentierte sie kritisch und stellte ihnen eine judische Messiaserzahlung positiv gegenuber 97 Der volkische Schriftsteller Max Bewer behauptete in seiner Sammlung Gedanken 1892 die Juden benotigten Christenblut zur Durchfuhrung einer homoopathischen Therapie zwecks Reinhaltung ihrer Rasse Er versuchte christliche nationalistische und rassistische Feindbilder der Juden zu vereinen 98 Die Affaren in Xanten und Konitz Bearbeiten 1885 wurde in Skurz bei Danzig ein Strafprozess wegen eines angeblichen Ritualmords durchgefuhrt Am 21 Februar 1889 wurde in Breslau dem Rabbinatskandidaten Max Moses Bernstein vorgeworfen er habe bei einem achtjahrigen christlichen Knaben eine rituelle Blutabzapfung vollzogen Der neu ernannte Justizminister Hermann von Schelling liess diesen Fall naher untersuchen 90 1891 kam es nach dem Fund einer Kinderleiche am 29 Juni in Xanten zur Affare Buschhoff Adolf Buschhoff der Metzger und ehemalige Schachter der kleinen judischen Gemeinde wurde eines Ritualmords verdachtigt Zeugen behaupteten sie hatten das Kind kurz vor der Tatzeit des Mordes vor seinem Haus spielen und dann hinein gehen sehen Nach Ausschreitungen gegen Wohnungen und Laden ortsansassiger Juden einer antisemitischen Pressekampagne und einem fingierten Polizeibericht der die Zeugenaussagen stutzte wurde Buschhoff im April 1892 wegen Mordes angeklagt 160 Zeugen wurden verhort deren Vorwurfe seit den ersten Vernehmungen erheblich praziser und scharfer geworden waren Doch Buschhoff konnte ein luckenloses Alibi vorweisen und wurde am 14 Juli freigesprochen Am Vortag hatte man sein Haus in Xanten zerstort seine berufliche Existenz war vernichtet und er konnte nicht mehr dorthin zuruckkehren Wahrend des Prozesses und danach kam es in den Kreisen Neuss und Grevenbroich wie 1819 und 1834 zu schweren judenfeindlichen Ausschreitungen Dort wurden judische Friedhofe verwustet Fensterscheiben eingeworfen Baume umgehauen Garten zerstort von Juden bewohnte Hauser angezundet und versucht die Synagoge von Grevenbroich zu sprengen Ein Viertel der judischen Einwohner von Neuss verliess damals den Ort und zog in andere Gegenden Die ubrigen waren gesellschaftlich geachtet und verarmten in den Folgejahren Bei der Reichstagswahl 1893 erzielte der liberal katholische Stadtrat Clemens Freiherr von Schorlemer Lieser gegen den umgebenden Trend mit antisemitischer Propaganda und Unterstutzung der ansonsten im Rheinland abgelehnten preussisch protestantischen Christlich Sozialen Partei Adolf Stoeckers enorme Stimmengewinne 99 Zudem folgten der uberall publizierten Affare im ganzen folgenden Jahrzehnt viele weitere Ritualmordbeschuldigungen auch in weit entfernten und uberwiegend protestantischen Regionen so 1893 in Kempen und Posen 1894 in Berent Burgkunstadt Rotthausen Ulm 1895 in Berlin Koln Mienken 1896 in Berlin Seckenburg Zerkow 1898 in Bromberg Chorzow Issum Langendorf Schoppinitz Skaisgirren 1899 in Braunschweig Breslau Versmold 1900 in Konigshutte Meseritz Myslowitz Ubermatzhofen Pudewitz Rogasen 1901 in Grossschonau Kleve Oderberg Rittel Rosenberg Schneidemuhl Strehlen Uetersen 1902 in Marienburg und Schlochau Diese Falle fanden meist nur lokale Beachtung Doch zugleich wurden die von 1890 bis 1917 besonders haufigen Ritualmordbeschuldigungen im zaristischen Russland und in der Habsburger K u K Monarchie stets von der deutschen Presse aufgegriffen und offentlich stark beachtet Der gewaltsame Tod von Ernst Winter am 11 Marz 1900 in Konitz Westpreussen fand erst durch gezielte antisemitische Pressepropaganda uberregionale Aufmerksamkeit Ein Berliner Zeitungsverleger Wilhelm Bruhn der spater wegen Landfriedensbruchs verurteilt wurde schurte das aufgekommene Ritualmordgerucht mit einem Untersuchungsausschuss dem viele angesehene Stadtburger angehorten Er verfolgte in Konkurrenz zur Polizei Spuren die auf judische Tater verweisen sollten und gab den judischen Metzger Adolph Lewy als Tatverdachtigen aus Die Presse griff jedes belanglose Detail und nachgewiesen unwahre Zeugenaussagen auf und strickte daraus Szenarien des Tathergangs Eine Ansichtskartenserie zeigte die Leichenteile ihre Fundorte den Beschuldigten den spater des Meineids uberfuhrten Hauptbelastungszeugen beim Beobachten der Tat deren Ausfuhrung als rituelles Schachten im Keller des Metzgers die dabei Anwesenden darunter den stadtbekannten Metzgersohn mit Barten Zylindern und Gebetsriemen Darunter standen Parolen wie Hutet eure Kinder Den Mordern zur Warnung den Christen zur Wahrung ihrer teuersten Guter blutgierige Sekte unter den Hebraern Die Bildmotive wurden wahrend der laufenden polizeilichen Suche nach dem Tater in Umlauf gebracht ihr Verkauf sollte den Bau eines Grabmals fur das Mordopfer finanzieren 100 Neben antisemitischen Zeitungen machten sich auch katholische und evangelisch lutherische Presseorgane die Anklage zu eigen Der uber Monate anhaltenden Hetzpropaganda folgte am 10 Juni 1900 einem Sonntag ein Massenauflauf auf dem Konitzer Markt Die Menge liess sich weder vom Burgermeister noch der Gendarmerie abhalten das Haus Lewys und die ortliche Synagoge vollig zu zerstoren Auch in den Nachbarorten Prechlau und Kamin wurden Juden angegriffen Da die Behorden sie nicht schutzten flohen viele aus der Gegend und liessen ihren Besitz zuruck Gemeinden trafen sich nur noch heimlich in ihren Hausern zu Privatgottesdiensten Die antijudische Stimmung hielt in der Gegend jahrelang an 1903 wurde ein alterer Jude in Stegers bei Schlochau erschlagen nachdem er in einer Gastwirtschaft jede judische Beteiligung am Mord an Ernst Winter bestritten hatte 101 Weimarer Republik und NS Zeit Bearbeiten In der Weimarer Republik verbreiteten vor allem Nationalsozialisten und andere volkische Bewegungen Vereine und Zeitungen Ritualmordlegenden Franz Fuhmann beschrieb in seiner fiktiven aber autobiografische Erlebnisse verarbeitenden Erzahlung Das Judenauto von 1962 wie ein sudetendeutscher Schuler in den 1920er Jahren antisemitische Ritualmordgeruchte in der Schule horte und aufnahm 102 Das antisemitische Hetzblatt Der Sturmer herausgegeben von Julius Streicher nutzte diese Geruchte seit 1923 fortwahrend fur seine Karikaturen um Juden als besonders abstossende heimtuckische Blutsauger darzustellen Es griff dabei auf antijudaistische Hetzschriften wie die von Eisenmenger und Rohling zuruck Artikel uber verschwundene oder tot aufgefundene Kinder wurden stets mit Hinweisen auf das judische Blutritual verknupft Im Juli 1926 erschien aus Anlass eines Doppelmordes in Breslau ein Heft das sich ausschliesslich mit angeblichen von Juden begangenen Ritualmordfallen befasste Bis 1929 erschienen mindestens neun Einzelhefte nur zu diesem Thema 103 Im Illustrierten Beobachter liess sich Hermann Esser ebenfalls uber den vermeintlichen Ritualmord in Breslau aus Die Legende wurde ausserdem verschiedentlich mit zeitgenossischen antisemitischen Motiven verknupft So schrieb Johannes Dingfelder 1928 in Alfred Rosenbergs Zeitschrift Der Weltkampf einen Aufsatz unter dem Titel Schachtung und Weltgewissen der sich vordergrundig mit Tierschutz und einem daraus abgeleiteten Schachtverbot auseinandersetzt der aber in erster Linie auf die Verbreitung der Falschbehauptung abzielte von Juden vorgenommene Schachtungen stunden im Zusammenhang mit einem Blutglauben der besonders in fanatischen orthodoxen judischen Kreisen hin und wieder zu sogenannten Ritualmorden an Menschen fuhre Im Sturmer hiess es im selben Jahr uber den Mordfall Helmut Daube er sei wohl von einer judischen Geheimsekte ermordet worden die mit den Genitalien von Heranwachsenden dustere Rituale durchfuhre Das bediente Verschworungsfantasien und voyeuristische Bedurfnisse durch eine stark sexuell konnotierte Berichterstattung uber vermeintliche judische Sexualverbrechen Zwangsprostitution und Handel mit heranwachsenden Kindern 104 Am 17 Marz 1929 fand man bei Manau den Jungen Karl Kessler tot auf Daraufhin schrieb der Zahnarzt Otto Hellmuth als Sonderberichterstatter einen Leitartikel im folgenden Sturmer der behauptete Die Sektion der Leiche ergab dass der Korper vollig ausgeblutet war Damit ist der Beweis einwandfrei geliefert dass es sich hier nur um einen judischen Blutmord handeln kann 105 Der Untersuchungsrichter widersprach offentlich jedem Detail des frei erfundenen Textes Doch Hellmuth und der Sturmer Redakteur Karl Holz hielten im ganzen Landkreis gut besuchte Vortrage zum Thema Blutmord in Manau um das Osterfest 31 Marz 1929 herum und verteilten dabei eine Hetzschrift mit dem Titel Judische Moral und Blutmysterien die 50 vermeintlich nachgewiesene judische Ritualmorde behauptete 106 Daraufhin wurden zahlreiche Juden der Umgebung festgenommen und mussten ein Alibi nachweisen Am Fundort der Leiche wurde eine Tafel spater ein Gedenkstein mit der Aufschrift Karl Kessler Opfer eines Ritualmordes aufgestellt Dort hielten ortliche NS Aktivisten nun jahrlich Gedenkfeiern ab Hellmuth stieg zum Gauleiter von Mainfranken auf und betrieb 1934 und 1937 die Aufklarung des Falls um seine Verdienste fur das Gau aus der Zeit vor der Machtergreifung hervorzuheben Nach einer grossen Gedenkfeier am 19 Marz 1937 verhaftete die Gestapo neun Juden in Wurzburg und Erlangen die gestreute Geruchte mit dem Tod des Jungen verbanden Obwohl alle Beschuldigten ein hieb und stichfestes Alibi vorweisen konnten wurden sie bis November 1937 inhaftiert 107 Am 1 Mai 1934 gab der Sturmer ein Flugblatt mit dem Titel Judischer Mordplan gegen nichtjudische Menschheit aufgedeckt heraus dessen Titelbild einen angeblichen judischen Ritualmord darstellte Der Text beschuldigte die Juden sie planten aufgrund angeblicher Ritualmordneigungen Morde an fuhrenden NS Vertretern darunter Adolf Hitler Die Reichsvertretung der deutschen Juden protestierte mit einem Telegramm an die Reichskanzlei und an den Reichsbischof der DEK Ludwig Muller gegen die Veroffentlichung Sie bedrohe Juden an Leib und Leben schande ihren Glauben und gefahrde Deutschlands Ruf im Ausland Eine Antwort blieb aus 108 Auch die Gestapo befurchtete das Flugblatt werde eine unuberschaubare Flut einzelner Gewalttaten gegen Juden auslosen Es durfte dennoch erscheinen jedoch liess Hitler die Restauflage beschlagnahmen 109 Mit dieser Ritualmordkampagne wurden die Nurnberger Gesetze vom September 1935 angebahnt vor allem das Verbot von Ehen sowie sexuellen Kontakten zwischen Juden und Nichtjuden Rassenschande 110 Ein seltenes Beispiel fur wissenschaftliche Zivilcourage wahrend der NS Herrschaft waren die Artikel des Breslauer Volkskundlers Will Erich Peuckert zu den Stichworten Freimaurer Jude und Ritualmord im Handworterbuch des deutschen Aberglaubens Sie widerlegten kenntnisreich die antisemitische Ritualmordlegende und Verschworungsthese einer Beziehung zwischen Juden und Freimaurern Eine Denunziation des NS Volkskundlers Walther Steller fuhrte 1935 zu einem Gestapoverhor Peuckerts und Entzug seiner akademischen Lehrbefugnis wegen politischer Unzuverlassigkeit 111 Im Mai 1939 reihte der Sturmer mit einer weiteren Sonderausgabe zum Thema Ritualmord wie die Chroniken des Mittelalters historische Zeugnisse aneinander und griff dabei auf bekannte Bildmotive zuruck Das Titelbild wurde aus der Bavaria Sancta von 1627 ubernommen 112 Ein Aufruf an die Leser der Redaktion Materialien uber ahnliche fruhere oder aktuelle Falle zuzusenden fand jedoch nicht das gewunschte Echo Neue spektakulare Anklagen blieben aus so dass nur die Neuauflage altbekannter Legenden blieb 113 Umso mehr intensivierte der Sturmer seine Hetzpropaganda mit Kriegsbeginn Der Krieg wurde als letzter Ritualmord des Weltjudentums dargestellt Ein typisches Hetzpamphlet aus dem Umfeld der faschistischen Sekte Bund fur Deutsche Gotterkenntnis von Erich und Mathilde Ludendorff war die Schrift von Wilhelm Matthiessen Israels Ritualmord an den Volkern Munchen 1939 Sie versuchte einen angeblichen religiosen Zwang des Judentums zum Blutopfer aus der Bibel herzuleiten und behauptete einen judischen Geheimplan zur Volkervernichtung 114 Wahrend des Krieges betonten NS Pamphlete immer wieder den Zusammenhang den Hitler in seiner Januarrede 1939 konstruiert hatte so im Jahr 1942 Ritualmorde zu begehen blieb dem von Natur aus niedrigen verbrecherischen Instinkt der Juden vorbehalten Morde um ihrer Blutgier zu fronen Morde um ihren unstillbaren Hass gegen die Gojim zu befriedigen Morde um das Gesetz des Glaubens zu befolgen Was muss das fur ein Gott sein der solche blutigen Opfer von seinen Anhangern verlangt Noch glaubt der Jude einen letzten Trumpf in der Hand zu haben da es ihm gelang den judischen Bolschewismus im Verein mit dem nicht minder judischen Kapitalismus der Englander und Amerikaner seinen Interessen dienstbar zu machen Aber der von den Juden entfesselte Krieg wird mit der radikalen Vernichtung des Judentums enden 115 Damals war der Holocaust in vollem Gang Die Ritualmordlegende eignete sich wegen ihrer historischen Konstanz Volkstumlichkeit und kulturellen Verankerung bestens zu seiner Rechtfertigung Hellmut Schramm veroffentlichte dazu 1943 das 475 Seiten starke Buch Der judische Ritualmord ausgegeben als historische Untersuchung Es fasste alle fruheren Hetzschriften zum Thema zusammen und berief sich ausdrucklich auch auf vatikanische Erklarungen Nach der Lekture bestellte Heinrich Himmler eine Auflage des Buchs und sandte es den ihm unterstellten Einsatzkommandos die die Judenmorde ausfuhrten Zudem befahl er dem Chef des Reichssicherheitshauptamts Ernst Kaltenbrunner in den von Deutschland besetzten Gebieten nach weiteren Ritualmordlegenden und Fallen vermisster Kinder zu forschen um diese Juden anzulasten fur Schauprozesse und antisemitische Radiopropaganda zu nutzen 116 Hitler verlangte analog zu dem Film Der ewige Jude in den letzten Kriegsjahren einen Propagandafilm uber die Damaskusaffare der wahrend des Krieges aber nicht mehr gedreht werden konnte Ausserhalb Europas Bearbeiten Ritualmordgeruchte wurden im 19 Jahrhundert in China Indien und Madagaskar auch gegen Europaer verbreitet Diese wiederum unterstellten der aus Westafrika importierten Voodoo Religion in Haiti Ritualmordpraktiken so 1886 in dem popularen Buch von Sir Spencer St John Haiti or the Black Republic 117 In Massena New York ereignete sich 1928 die einzige bekannte Ritualmordanklage gegen Juden in den USA Wer sie aufbrachte ist unbekannt Die lokalen Behordenvertreter Polizei Justiz und der Burgermeister machten sich den Verdacht unbesehen zu eigen 118 Seit 1945 BearbeitenRomisch katholische Kirche Bearbeiten In der romisch katholischen Kirche besiegelte das Dekret Nostra Aetate vom 28 Oktober 1965 die Abkehr von der Gottesmordtheorie und erklarte die Bekampfung jeder Form von Antisemitismus zur gesamtchristlichen Pflicht Das entzog auch der christlichen Ritualmordlegende die theologische Basis 119 Der Kult um Werner von Wesel wurde im Bistum Trier erst 1963 eingestellt Er verschwand 1965 aus dem katholischen Heiligenkalender 120 Der Kult um Simon von Trient wurde 1965 vom zustandigen Diozesanbischof verboten eine papstliche Kommission stellte einen Justizirrtum fest und hob Simons Heiligsprechung auf 121 Um den Kult zu Anderl von Rinn tobte ein jahrzehntelanger Machtkampf Der Vatikan liess die jahrlichen Wallfahrten zum Judenstein 1954 einstellen doch der regionale Weihbischof Paulus Rusch und viele Ortsbewohner widersetzten sich 122 1961 verbot Papst Johannes XXIII den Anderlekult mit einem Dekret Katholische Kultanhanger deuteten die papstliche Kultanerkennung von 1755 jedoch als unumkehrbare unfehlbare Entscheidung Seit 1985 versuchte Bischof Reinhold Stecher das Papstdekret von 1961 durchzusetzen 1988 unterstutzte der Vatikan seine Massnahmen und erklarte alle antijudischen Ritualmordlegenden seien haltloser Aberglaube 123 Der Wiener Weihbischof Kurt Krenn ausserte kurz nach seinem Amtsantritt 1987 Verstandnis fur den Anderlekult 124 Bischof Stecher liess ein Fresko von Anderls Schlachtung in der Ortskapelle ubermalen und suspendierte Kaplan Gottfried Melzer den Hauptinitiator der Wallfahrten Regionale katholische und rechtsextreme Antisemiten setzten diese trotzdem fort Im Fruhjahr 1990 veroffentlichte Melzers Loreto Bote das Sonderheft Ritualmorde und Hostienschandungen als Werke des Hasses der Gegenkirche Der Text behauptete erneut einen Ritualmord von Juden an Anderl Sie seien Werkzeuge Satans gegen das von Gott geschaffene Leben und gegen die katholische Eucharistie sowie Nachfahren jener die Jesus Christus ans Kreuz schlagen liessen und seine Anhanger unerbittlich verfolgten 125 Das Pamphlet prasentierte 36 Falle aus der antijudischen Hetzliteratur als Fakten und verknupfte sie mit Motiven des Taxil Schwindels zu einer globalen Verschworungstheorie Satan sei der Menschenmorder seit Anbeginn Joh 8 44 Satans kultische Verehrung gehore wesentlich zur Freimaurerei diese werde ausschliesslich von Juden gefuhrt diese hatten die Fristenlosung geplant und verwirklicht dieser Massenmord an den ungeborenen Kindern 60 Millionen jahrlich sei daher als immerwahrendes und unaufhorliches Menschenopfer an Satan anzusehen Foten wurden zu Medikamenten und Schonheitsmitteln verarbeitet und als solche konsumiert Zweck dieses weltweiten rituellen Massenmordes sei Satans Weltherrschaft anzubahnen Wie lange noch wird das Blut der Gemordeten zum Himmel um Rache schreien 126 Der katholische Theologe Robert Prantner schrieb zum Anderlegedenken 1997 einen antisemitischen Hetzartikel in der neurechten Zeitschrift Zur Zeit Melzer wurde in Osterreich 1999 wegen Verhetzung verurteilt Prantner dagegen erhielt 2002 trotz Strafanzeige das Osterreichische Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst 1 Klasse 127 Der Vatikan widerrief fruhere papstliche Dekrete die Kulte um angebliche Ritualmordopfer anerkannt hatten nicht offiziell Der Historiker David Kertzer der die 1998 geoffneten Vatikanarchive fur den Zeitraum 1800 1938 auswerten konnte sah darin ein Zeichen einer Verdrangung der kirchlichen Mitwirkung an der Entstehung des Antisemitismus 128 Europa Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschwand die Ritualmordlegende nicht Im Zusammenhang mit Fluchtbewegungen uberlebender Juden kam es 1946 in Osteuropa zu neuen Pogromen Das Pogrom von Kielce am 4 Juli 1946 wurde durch Ritualmordvorwurfe ausgelost 129 ebenso Angriffe auf Juden in Kunmadaras Miskolc und Ozd in Ungarn im Mai und Juli 1946 In Kunmadaras sollten sieben christliche Kinder unauffindbar verschwunden sein die Landbevolkerung glaubte Juden wurden sie zu Wurst verarbeiten Eine aufgebrachte Menge verhinderte die Verhaftung eines ortsbekannten Nazi Kollaborateurs erschlug drei und verletzte 18 von 73 Juden des Ortes 130 1969 erinnerte das Gerucht von Orleans judische Boutiquenbesitzer wurden junge Madchen entfuhren an die Ritualmordlegende Solche Geruchte tauchten von 1966 bis 1985 an mindestens 20 Orten Frankreichs auf In Orleans verurteilten Politiker Kirchen Gewerkschaften und Presse das Gerucht rasch und entschlossen so dass ein Pogrom ausblieb 131 2007 erschien in Italien das Werk Pasque di sangue Passah des Blutes des israelischen Historikers Ariel Toaff Er stutzte sich auf Folterverhore der Damaskusaffare von 1840 und interpretierte die erfolterten Aussagen als moglicherweise zutreffend Das Werk loste eine internationale Debatte und viele Proteste aus Daraufhin stoppte der Verlag den Verkauf In der grundlich uberarbeiteten zweiten Auflage von 2008 stellte Toaff klar dass die Behauptung Juden hatten Christenblut verwenden konnen eine Legende sei 132 2007 versuchte eine Gruppe italienischer Neonazis den Kult um Simon von Trient wiederzubeleben 2015 versuchten britische Neonazis die Ritualmordlegende zu Hugh von Lincoln zu erneuern 133 Deutsche Rechtsextremisten verbreiten historische antisemitische Ritualmordlegenden im Internet so seit 2001 eine englische Ubersetzung von Hellmut Schramms Pamphlet von 1943 134 Am Jahrestag der Novemberpogrome 1938 dem 9 November 2004 gab das verfassungsfeindliche Deutsche Kolleg von Reinhold Oberlercher und Horst Mahler die Hetzschrift Semitischer Ritualmord heraus Diese schrieb den sieben Tage zuvor verubten Mord an Theo van Gogh Semiten Juden zu 135 Islamische Lander Bearbeiten Die Damaskusaffare 1840 brachte die christliche Ritualmordpropaganda gegen Juden auch in islamische Lander Besonders in Agypten Jordanien im Iran und in Saudi Arabien werden Ritualmordlegenden bis heute auch in staatlich kontrollierten Medien verbreitet 1983 veroffentlichte Mustafa Tlas ein ehemaliger Aussenminister Syriens das antisemitische Pamphlet Fatir Ziun Die Matze von Zion Unter dem Vorwand die Damaskusaffare historisch zu untersuchen behauptete er im Anschluss an August Rohlings 1899 ins Arabische ubersetzte Werk Der Talmudjude Der Talmud schreibe Juden den Ritualmord als religiose Handlung vor und fordere sie zum Hass gegen die Menschheit auf sie brauchten das Blut von Nichtjuden fur die Mazzen ihrer Rituale Als Beweise dafur nahm er durch Folter erpresste Aussagen von Opfern der Damaskusanklage 1840 Er behauptete die islamische Toleranz habe dieses verborgene zerstorerische Bose der judischen Ideologie anders als in Europa in arabischen Landern bis 1840 verdeckt 136 Als im September 2000 die Zweite Intifada gegen Israel begann veroffentlichten arabische Staatsmedien neue Ritualmordanklagen gegen Juden Am 24 Oktober 2000 behauptete der PLO Vertreter und Mufti Scheich Nader Al Tamimi im Sender Al Jazeera es konne keinen Frieden mit den Juden geben da sie wahrend ihrer Feste Purim und Pessach das Blut von Arabern saugten 137 Die agyptische Staatszeitung Al Ahram publizierte am 28 Oktober 2000 einen ganzseitigen Artikel von Adel Hamooda mit dem Titel Eine judische Mazze aus arabischem Blut hergestellt 138 Der Autor gab an schon sein Grossvater habe diese Geschichte erzahlt Er habe sie damals fur ein Kindermarchen gehalten spater aber in franzosischen Gerichtsakten der Damaskusaffare von 1840 entdeckt dass sie wahr sei Als Beweise zitierte Hamooda dann ausgiebig ins Arabische ubersetzte Auszuge aus damaligen Folterverhoren 137 Am 10 Marz 2002 schrieb der Dozent der Konig Faisal Universitat Umayma Ahmad Al Jalahma in der saudi arabischen Regierungszeitung Al Riad Die Juden seien fur das Purimfest verpflichtet Menschenblut aufzutreiben damit ihre Geistlichen dieses Geback fur die Feiertage vorbereiten konnen 139 Im Herbst 2003 erschien zuerst im Fernsehsender der Hisbollah Al Manar in Syrien dann auch im Al Mamnou TV in Jordanien und im Iran die Vorabendserie Asch Schatat Uber den saudischen Satelliten ArabSat erreichte sie ein Millionenpublikum Sie stellte die antisemitischen Protokolle der Weisen von Zion szenisch auch fur Kinder dar und erweiterte sie um moderne antisemitische Legenden etwa der Tater Opfer Umkehr wonach Juden Hitler beim Holocaust geholfen hatten Eine Folge zeigt wie zwei Rabbiner einen christlichen Jungen fangen ihm die Kehle durchschneiden sein Blut auffangen und zum Backen von Mazzen verwenden die sie dann auch sakularen Juden zum Verzehr geben 140 Eine weitere Folge inszeniert ein angebliches talmudisches Strafgericht Rabbiner halten dem Verurteilten ein Verhaltnis zu einer nichtjudischen Frau vor fullen seinen Mund mit flussigem Blei schneiden ihm ein Ohr ab und schlitzen ihm den Hals auf 141 Zunachst sollte die Serie im Staatsfernsehen Syriens gezeigt und in mehrere Sprachen ubersetzt werden Auf internationale Kritik hin zog Syriens Regierung den Plan zuruck und bestritt dass sie die Produktion unterstutzt habe Der Direktor des Senders betonte jedoch Die Serie zeigt die Wahrheit und nichts als die Wahrheit 142 Ende 2005 behauptete ein Dr Hasan Haizadeh im iranischen Staatssender Jaam e Jam TV Juden hatten vor dem Pessachfest 1883 in Paris und London 150 franzosische und viele englische Kinder ermordet um ihr Blut an sich zu nehmen Dies hatten damalige Untersuchungen ergeben die durch offentliche Ausschreitungen gegen Juden erzwungen worden seien Die von Juden und Zionisten beeinflusste westliche Geschichtsschreibung erwahne diese Vorfalle nie Im April 2015 listete die iranische Nachrichtenagentur Alef angebliche Ritualmorde von Juden aus der Vergangenheit auf Als eine der Quellen gab sie eine Ausgabe des NSDAP Hetzblatts Der Sturmer von 1939 an 143 Barack Obama hielt ab 2009 als erster US Prasident ein privates Seder Mahl mit seiner Familie zum jahrlichen Passahfest Der Palastinenser Nawwaf Al Zarou schrieb dazu Kennt Obama uberhaupt die Beziehung zum Beispiel zwischen Passah und christlichem Blut Oder sind seine Handlungen bloss Speichelleckerei gegenuber dem Judischen Rat In einem langen Text versuchte er dann judische Ritualmorde zum Passah als Faktum darzustellen Dazu stutzte er sich auf das Buch von Ariel Toaff das die israelische Zeitung Haaretz kurz zuvor besprochen hatte 144 Am 27 Marz 2013 publizierte die PLO nahe Organisation Miftah die die Kampagne Boycott Divestment and Sanctions BDS gegen Israel unterstutzt Al Zarous Artikel auf ihren Webseiten Einen Blogger der dies bekannt machte griff Miftah als Urheber einer Schmutzkampagne an und loschte den Artikel nur von ihrer englischen nicht von der arabischen Webseite Die UNO die Europaische Union EU acht EU Staaten mehrere Nichtregierungsorganisationen NGOs aus den USA und zwei deutsche Parteistiftungen hatten Miftah mit Millionengeldern gefordert Die meisten setzten dies trotz Kritik nach dem Vorfall fort 145 Am 12 Mai 2013 erklarte der Parteipolitiker Khaled Al Zaafrani im Staatsfernsehen Agyptens Es ist gut bekannt dass sie die Juden wahrend des Passah Mazzen machen die sie Blut von Zion nennen Sie nehmen ein christliches Kind schlitzen seine Kehle auf und schlachten es 146 Die franzosischen Konige und russischen Zaren hatten dieses Ritual in den Judenvierteln entdeckt Alle Judenpogrome in ihren Landern seien Folgen der Entdeckung dass Juden christliche Kinder entfuhrt und geschlachtet hatten 147 Scheich Khaled al Mughrabi belehrte Jugendliche im Mai 2015 in der Al Aqsa Moschee in Jerusalem Die Juden suchen nach einem Kleinkind entfuhren es und stecken es in ein im Innern mit Nageln versehenes Fass Um ihren Wunsch nach ewigem Leben zu erfullen verzehrten sie dann mit Kinderblut geknetetes Brot Diese Tatsachen seien in Europa enthullt worden und hatten dort zur Vertreibung und in Deutschland zur Vernichtung der Juden gefuhrt 148 Neuere Varianten BearbeitenDamonisieren von Abtreibung Bearbeiten Ab 1970 entstand in den USA eine christlich fundamentalistische Pro Life Bewegung gegen jede Form von Schwangerschaftsabbruch Zugehorige Gruppen damonisieren Abtreibungen als angebliche Ritualmorde im Anschluss an eine seit dem Mittelalter bekannte Gleichsetzung Ihr Propagandamaterial behauptet etwa Arzte die Abtreibungen durchfuhren seien insgeheim Juden die Kinder fur ihre sakralen Riten toten Der Kurzfilm Abortion A Doctrine of Demons November 2019 stellte Abtreibungsbefurworter mit Stilmitteln eines Horrorfilms als Satanisten und Verfechter heimlicher Blutrituale mit Foten dar Der Kampf gegen sie wurde in ein apokalyptisches Szenario eingebettet wonach das Ende Amerikas als christlicher und weisser Nation bevorstehe 149 Solche Gruppen sagten auch den Chinesen nach sie assen abgetriebene Foten fur medizinische Zwecke 1996 veranlassten evangelikale Christen den rechtsgerichteten Senator Jesse Helms dieses Gerucht im US Senat prufen zu lassen 150 Damonisieren des Staates Israel Bearbeiten Am 27 Januar 2003 dem Holocaustgedenktag erschien in der britischen Zeitung The Independent die Scharon Karikatur von Dave Brown 2003 Sie zeigt wie Ariel Sharon Israels damaliger Ministerprasident in den Kopf eines palastinensischen Babys beisst mit dem Untertitel Was ist das Problem Haben Sie nie einen Politiker ein Kind kussen sehen 151 Auf die Beschwerde von Israels Regierung nannte Dave Brown das Bild Saturn opfert seinen Sohn von Francisco de Goya als Vorbild seiner Karikatur diese sei nicht antisemitisch motiviert Fur viele Kritiker spielte die Darstellung Sharons als eines fast nackten blutrunstigen Babymorders der uber die Reste bombardierter Hauser von Palastinensern hinwegwalzt mit dem Titel Sharon is eating a baby jedoch eindeutig auf das Motiv des Ritualmords an 152 Am Holocaustgedenktag 2013 veroffentlichte die britische Sunday Times eine Karikatur von Gerald Scarfe Sie zeigte Israels Ministerprasident Benjamin Netanjahu als Maurer mit blutiger Kelle der mit Blut und Korperteilen von Palastinensern eine Mauer baut Die Textzeile lautete Israel elections Will cementing the peace continue Die Zeichnung damonisiert Israel mit typischen Elementen antisemitischer Karikaturen 153 Seit den Gaza Konflikten von 2009 und 2014 wurde bei israelfeindlichen Kundgebungen die antisemitische Parole vom Kindermorder Israel gerufen neben Parolen wie Israel trinkt das Blut unserer Kinder aus den Glasern der UN Entfernt den Tumor Israel Jude Jude feiges Schwein komm heraus und kampf allein Intifada bis zum Sieg 154 Die Parole Kindermorder Israel war auch beim jahrlichen Al Quds Tag zu horen etwa 2014 in Wien 155 Sie gilt in der Antisemitismusforschung als moderne Variante der Ritualmordlegende 156 wurde aber von zustandiger Polizei oft nicht als antisemitisch erkannt 155 Seit 2009 wird die Behauptung verbreitet Israel betreibe einen weltumspannenden morderischen Organhandel Damals schrieb der Journalist Donald Bostrom in der Tageszeitung Aftonbladet in Schweden ohne Belege die Armee Israels IDF fange Palastinenser unterziehe sie unfreiwilligen Autopsien und entnehme ihnen Korperorgane bevor man sie tote Er verwies auf einen israelischen Organhandler der 1990er Jahre der jedoch keinen Bezug zur IDF hatte und 2001 durch israelische Gerichte verurteilt worden war Antisemitische Webseiten verbreiteten den Artikel dennoch als Beweis fur einen angeblichen Organhandelring Israels und stellten dann etwa Israels humanitare Hilfe nach dem Erdbeben in Haiti 2010 als Tarnung fur Organdiebstahl dar 157 Im November 2009 veroffentlichte Allison Weir Chefin der Organisation If Americans Knew im Journal Washington Report on Middle East Affairs den Artikel Israeli Organ Trafficking and Theft From Moldova to Palestine Darin behauptete sie ohne jeden Beweis israelischer Organhandel sei seit vielen Jahren dokumentiert Hohe Beamte prominente Arzte und Ministerien Israels unterstutzten dies im Rahmen eines nationalen Transplantationsprogramms Menschenrechtsgruppen in der West Bank beklagten einen organisierten Organdiebstahl an getoteten Palastinensern durch israelische Pathologen 158 2010 behauptete Bouthaina Shaaban die spatere Medienberaterin von Syriens Diktator Bashar Assad auf der Website der palastinensischen Organisation Miftah Israel stehle ukrainische Kinder um ihre Organe zu ernten 159 Am 23 September 2015 behauptete die Palastinenserin und BDS Unterstutzerin Mana Tamimi auf Twitter Vampirzionisten wurden das Versohnungsfest Jom Kippur feiern indem sie palastinensisches Blut trinken Ja unser Blut ist rein und schmeckt gut aber am Ende wird es euch umbringen Die UNO strich sie daraufhin von ihrer Liste der Menschenrechtsaktivisten 160 Ihr Mann Bassem Tamimi behauptete am 14 Oktober 2015 auf einer Vortragstour durch die USA Israelis verhafteten Kinder von Palastinensern um ihre Organe zu stehlen Dazu zeigte er die Fotografie eines Jungenkorpers mit einer grossen Schnittwunde und Nahten Das werde nicht berichtet denn die gleichen Zionisten die das tun kontrollieren die Medien 161 2018 behauptete der Gewerkschaftsfuhrer Robrecht Vanderbeeken in einem Nachrichtenblatt in Belgien Israel hungere die Bevolkerung von Gaza zu Tode aus vergifte sie kidnappe ihre Kinder und ermorde sie fur deren Organe Nach Beschwerden entfernte das Blatt nur den Satzteil zum angeblichen Organdiebstahl hielt die ubrigen Vorwurfe zum Kidnappen und Toten von Kindern aber aufrecht 162 Der iranische Staatssender Press TV verbreitete Vanderbeekens Geschichte weiter 158 Pizzagate und QAnon Bearbeiten In den 1980er Jahren vermutete der Verschworungsideologe Ted Gunderson unter der McMartin Vorschule in Manhattan einen geheimen unterirdischen Raum zum sexuellen und rituellen Missbrauch von Kindern und liess erfolglos danach suchen Dies gilt als Vorlaufer der Pizzagate und QAnon Verschworungstheorien die ab 2016 von den USA aus in Umlauf gebracht wurden 163 Vor der Prasidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016 erfanden Anhanger des Kandidaten Donald Trump die Behauptung dass Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton und andere prominente Vertreter der Demokraten im Keller einer Pizzeria in Washington einen Padophilenring betrieben Auf dieser Pizzagate These baute ab Oktober 2016 die QAnonideologie auf Jener Padophilenring sei international an ihm seien liberale Eliten Hollywood Schauspieler Sexualstraftater und Politiker in aller Welt beteiligt auch in Europa Kinder wurden nicht nur entfuhrt und sexuell missbraucht sondern auch rituell ermordet Die Verbindung von Kindesentfuhrung Kindermorden Sexualverbrechen und religiosen Riten ist aus mittelalterlichen Ritualmordlegenden bekannt 164 Das angebliche geheime internationale Netzwerk soll die entfuhrten Kinder in unterirdischen Tunnelsystemen gefangen halten und dort foltern um ihnen das durch Angst ausgeschuttete Stoffwechselprodukt Adrenochrom aus der Blutbahn abzuzapfen und als Verjungungsmittel fur die Eliten zu verwenden Dies gilt als aktuelle Form der antisemitischen Ritualmordlegende 165 Die Pizzagatethese verbreitete unter anderen der Verschworungsideologe Alex Jones uber seinen Kanal InfoWars im Internet Er beschrieb Hillary Clinton ab Oktober 2016 als Morderin und Vergewaltigerin Er behauptete sie und der fruhere US Prasident Barack Obama seien von Damonen besessen und rochen nach Schwefel So damonisierte er sie in antisemitischer Tradition als Werkzeuge Satans 166 Dies motivierte einige Trumpanhanger zu Gewalttaten und Terrorangriffen 167 Den Anschlag auf eine Synagoge in Poway April 2019 rechtfertigte der Tater kurz zuvor in einem online Text mit der Ritualmordlegende Du bist nicht vergessen Simon von Trient der Horror den du und zahllose andere Kinder von den Handen der Juden erlitten haben wird niemals vergeben werden 133 168 Im deutschsprachigen Raum verbreitete unter anderen der Sanger Xavier Naidoo die QAnonideologie In Liedtexten auf dem Album Kopfdisco 2010 und im Song Wo sind sie jetzt 2012 vertrat er dass ungenannte Eliten verschwundene Kinder organisiert geheim und rituell missbrauchen qualen und toten 169 In einem Interview bekraftigte er Es gehe dabei um furchtbare Ritualmorde an Kindern die tatsachlich ganz viel in Europa passieren uber die aber nie jemand spricht nie jemand berichtet Seine Quellen wollte er nicht mitteilen 170 Im April 2020 verbreitete Naidoo in einem Video derzeit wurden entfuhrte Kinder aus den Fangen eines internationalen Padophilennetzwerks befreit und forderte die Zuschauer auf nach dem Begriff Adrenochrom zu googeln 171 Auch der Rapper Sido hielt die Adrenochromthese fur moglich 172 Tobias Rathjen der beim Anschlag in Hanau 2020 19 Februar neun Menschen ermordete hatte sich durch QAnonwebseiten radikalisiert 173 Literatur BearbeitenGesamtdarstellungen Raphael Israeli Blood Libel and Its Derivatives The Scourge of Anti Semitism Routledge London 2017 ISBN 1 138 50774 1 Frauke von Rohden Regina Randhofer Ritualmord In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur Band 5 Pr Sy Metzler Stuttgart Weimar 2014 ISBN 3 476 02505 5 S 235 243 Hannah Johnson Blood Libel The Ritual Murder Accusation at the Limit of Jewish History University of Michigan Press 2012 ISBN 0 472 11835 8 Susanna Buttaroni Stanislaw Musial Hrsg Ritualmord 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epische Schlacht um Werte und Weltbilder Osburg Hamburg 2019 ISBN 3 95510 203 3 S 157 Belgian trade union boss says Israel kills Palestinian kids for their organs Times of Israel 19 Oktober 2018 Ali Breland Why Are Right Wing Conspiracies so Obsessed With Pedophilia Mother Jones Juli 2019 Armin Langer Blood Libel and Ritualistic sexual Abuses In Monika Hubscher Sabine von Mering Hrsg Antisemitism on Social Media Routledge Abington New York 2022 ISBN 1 032 05974 5 S 27 f Felix Balandat Nikolai Schreiter Annette Seidel Arpaci Die Suche nach den Schuldigen Antisemitismus als zentrales Ideologieelement bei den Coronaprotesten In Heike Kleffner Matthias Meisner Hrsg Fehlender Mindestabstand die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde Herder Freiburg 2021 ISBN 3 451 39037 X S 102 108 hier S 105f Liam Stack He calls Hillary Clinton a Demon Who is Alex Jones In The New York Times Editorial Staff Conspiracy Theories Real Imagined and Manufactured New York 2020 ISBN 1 64282 212 4 S 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