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Als Sakrament bezeichnet man im Christentum einen Ritus der als sichtbares Zeichen beziehungsweise als sichtbare Handlung eine unsichtbare Wirklichkeit Gottes vergegenwartigt und an ihr teilhaben lasst Altar der sieben Sakramente von Rogier van der Weyden um 1448 Linke Tafel Taufe Firmung Busssakrament rechte Tafel Weihesakrament Ehe Krankensalbung in der Mitte das Sakrament der Eucharistie als Frucht des KreuzesopfersAusspendung der Gnaden Johannes Hopffe Wrisberg Epitaph 1585 Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Geschichte des Sakraments 3 Legitimation der Sakramentenspendung 4 Wesen des Sakramentes 4 1 Orthodoxe Kirchen 4 2 Romisch katholische Kirche 4 3 Anglikanische Kirchen 4 4 Evangelische Kirchen 4 4 1 Evangelisch lutherische Kirchen 4 4 2 Evangelisch reformierte Kirchen 4 4 3 Evangelische Freikirchen 4 5 Neuapostolische Kirche 4 6 Christian Science 4 7 Christengemeinschaft 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWortherkunftDas Wort Sakrament stammt vom kirchenlateinischen Begriff sacramentum Heilszeichen Heilsmittel Heilsweg sichtbares Zeichen der verborgenen Heilswirklichkeit ab Die lateinische Wurzel sacer bedeutet heilig unverletzlich Das Wort sacramentum wurde zuerst von Tertullian auf die Taufe angewandt 1 und wird in der Theologie als lateinische Ubersetzung des griechischen Wortes mysthrion mysterion Geheimnis 2 neben dem latinisierten griechischen Wort mysterium verwendet Geschichte des SakramentsAb dem 2 Jahrhundert wurden in der westromischen Theologie die Begriffe Mysterion und Sacramentum miteinander verschmolzen So wurden biblisch bezeugte Ereignisse die als Momente des gottlichen Heilsplanes angesehen wurden als Mysteria gekennzeichnet und dabei besondere einzigartige Ereignisse der irdischen Existenz Jesu seine Geburt und seine Kreuzigung als die Mysterien bzw Sakramente schlechthin verstanden Schon im Imperium Romanum und in der dort weithin verwendeten lateinischen Sprache wurde der Begriff Sacramentum verwendet wo er fur einen Eid stand so im Zivilprozess bei der Verbeamtung oder beim Fahneneid im romischen Militar Auch die Geldsumme die von den streitenden Parteien als Kaution in einem Prozess zu stellen war wurde damit bezeichnet 3 In allen diesen Fallen ist zugleich mit dem rechtlichen Aspekt auch ein religioser gegeben Die Prozesskaution stand im Fall der Niederlage einem Heiligtum bzw dessen Priester zu Eid und Fahneneid lieferten den Betroffenen dem Urteil der Gottheit aus bzw bedeuteten die Weihe Sacratio an eine Autoritat gottlichen Charakters namlich an den als gottliche Person verehrten romischen Kaiser Der Kirchenvater Augustinus verwendete die Begriffe Sacramentum und Mysterium oft in gleicher Weise Er meinte damit jeden sinnlich wahrnehmbaren Sachverhalt dessen Sinn sich nicht darin erschopft das zu sein als was er sich unmittelbar gibt sondern der daruber hinaus auf eine geistige Wirklichkeit hinweist 4 Augustinus der eine breite Palette an Sakramenten auffuhrte so die Sakramente Israels etwa die Beschneidung die Opfer das Paschafest die Salbung der Priester und der Konige sah in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus das grosste Sakrament Er baute als erster fundamental eine systematische philosophisch und theologisch durchdachte Sakramentenlehre auf indem er die Unterscheidung zwischen einer Sache und einem Zeichen traf Sachen waren fur Augustinus die Dinge die nicht etwas bezeichnen sondern die fur sich selbst stehen wie Haus Tier oder Ahnliches Zeichen verweisen dagegen nach Augustinus immer auf etwas anderes Er unterschied die naturlichen Zeichen von den gegebenen Zeichen Mit den naturlichen Zeichen sei in absichtsloser Weise eine Sache erkennbar etwa wenn der Rauch auf ein Feuer hinweist Die gegebenen Zeichen hingegen etwa eine gerichtete Handbewegung die Handauflegung oder ein Grusszeichen wurden absichtlich gesetzt um etwas zur Kenntnis zu bringen Hierzu gehorte vor allem auch das Wort als Zeichen Sakramente sind nach Augustinus gegebene Zeichen die zu den gottlichen Dingen gehoren weil sie auf eine heilige Wirklichkeit hinweisen De civitate Dei X 5 Sacramentum id est sacrum signum Sakrament das ist ein heiliges Zeichen Die augustinische Gnadenlehre basiert auf der Vorstellung dass es jedem Menschen freistehe dem Willen Gottes zu gehorchen oder zu sundigen Ohne die Gnade Gottes konne der Mensch nicht wirksam das Gute tun Jedem Menschen aber stehe es frei sich bewusst gegen die Gnade zu stellen und sundig zu handeln Die Zeichen fur die gottliche Gnade bestehen aus einer materiellen Handlung und aus Worten die diese verdeutlichen Durch die sichtbaren Dinge werden die Glaubenden zu den unsichtbaren Wirklichkeiten gefuhrt Der weite auch hinsichtlich der Anzahl nur ungenau festgelegte Sakramentsbegriff der alten Kirche galt bis ins 12 Jahrhundert So herrschten im 11 und 12 Jahrhundert noch sehr unterschiedliche Vorstellungen uber die Anzahl der Sakramente Als Epoche der Fruhscholastik werden das 11 Jahrhundert oder auch nur dessen zweite Halfte und zumindest der Anfang des 12 Jahrhunderts betrachtet Erst in der Fruhscholastik entstanden die ersten Sakramentstraktate und mit ihnen um die Mitte des 12 Jahrhunderts die Festlegung auf die Zahl Sieben Mit Wirkung der aristotelischen Philosophie die mit der Rezeption unter dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin ihren Hohepunkt fand stand die physische und metaphysische Wirkung im Vordergrund des Interesses Der Leitsatz lautete Die Sakramente bewirken dass was sie bezeichnen mit dem Begriff der Gnade in engere Beziehung gesetzt wird Dass sie Gnade bewirken erklarte Thomas durch die Wirksamkeit Gottes als Erstursache und der Sakramente die Gott durch Christus seiner Kirche anvertraut habe als Zweitursache So liessen sich die sieben sakramentalen Akte als souverane Eingriffe des Schopfer und Erlosergottes in die menschliche Existenz erklaren Gott bediene sich des Ritus als eines Werkzeugs um seine Gnade zu vermitteln die Sakramente seien dabei der Weg der Heilsvermittlung Alle Sakramente bestehen in aristotelischer Sicht aus Materie altgriechisch ὕlh hyle und Form altgriechisch morfh morphḗ siehe auch Hylemorphismus Die Materie sei entweder das sichtbare Element das Brot und der Wein in der Eucharistie oder das Wasser in der Taufe oder aber die sinnenfallige zeichenhafte Handlung etwa das reuevolle Schuldbekenntnis in der Busse Die Form bestunde in den Worten die der Spender zur Verdeutlichung des Elementes bzw der Handlung ausspricht so etwa in den Absolutions oder Konsekrationsworten durch den Priester Wo die Sakramente im Sinne ihrer Einsetzung durch Christus und nach dem Willen der Kirche gespendet werden bewirke das Sakrament unfehlbar die Gnade Es bewirke sie ex opere operato also durch die Kraft des vollzogenen Aktes selbst Es genuge zur Wirksamkeit des Sakramentes dass der Spender der legitimierte Agent die Absicht hat zu tun was die Kirche tun will und dass der Empfanger der Glaubige dem Gnadenangebot Gottes nicht ablehnend oder gleichgultig gegenubersteht Auf dem Konzil von Trient 1545 1563 wurde uber die Zahl der Sakramente verhandelt Erst zu diesem Zeitpunkt wurde in der Geschaftsordnung des Konzils der Sessio VII Dekret uber die Sakramente die Siebenzahl der Sakramente Taufe Firmung Eucharistie Busse Krankensalbung Weihe und Ehe festgelegt Legitimation der SakramentenspendungIn der Praxis reicht die Bedeutung der Sakramentenspendung tiefer indem sie neben der Verkundigung des Wortes Gottes der wesentliche Auftrag jeder Kirche und die wesentliche Begrundung ihrer Existenzberechtigung als Institution uberhaupt ist An die formale Darreichung eines Sakramentes wird eine von Gott zugesagte Heil bringende oder fordernde geistige Wirkung geknupft Je nach Glaubensrichtung wird die Legitimation fur die Sakramentspendung von aus den eigenen Reihen dazu Berufenen abhangig gemacht bis hin zu jedermann der anerkannt christlich getauft ist und taufen kann Die gegenseitige Anerkennung der Gultigkeit und Wirksamkeit der jeweils gespendeten Sakramente findet nur teilweise statt Wesen des SakramentesEiner langen theologischen Tradition zufolge wird Jesus Christus selbst als das Ursakrament Ursprung und Ziel des gottlichen Heilshandelns an der Welt verstanden so bei Augustinus von Hippo und Thomas von Aquin Auch Martin Luther schrieb Nur ein einzig Sakrament kennt die Heilige Schrift das ist Christus der Herr selbst 5 Die Zahl der Einzel Sakramente und ihr Verstandnis ist in der orthodoxen und der romisch katholischen Kirche einerseits und in den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen andererseits unterschiedlich Innerhalb des reformatorischen Zweiges wiederum gibt es starke Differenzen die jahrhundertelang als kirchentrennend empfunden wurden Orthodoxe Kirchen In den orthodoxen Kirchen werden die Sakramente als heilige Mysterien von griechisch Mysterion Geheimnis bezeichnet Eine Siebenzahl der Sakramente ist nie bindend festgestellt worden da die Orthodoxie daneben auch die gesamte Kirche und alle kirchlichen Handlungen als sakramental und als Mysterium sieht eine klare Abgrenzung der Sakramente von Sakramentalien existiert nicht Der Gedanke an die rechtliche Gultigkeit der Sakramente spielt in der orthodoxen Theologie nur eine untergeordnete Rolle entscheidend ist vielmehr die tatsachliche Wirksamkeit Die fur westliche Sakramententheologie typischen Diskussionen uber die Gultigkeit oder Ungultigkeit von Sakramenten sind fur orthodoxe Glaubige daher manchmal schwer nachvollziehbar und werden vielfach als legalistisch empfunden Dennoch spielen Anerkennungsfragen im interkonfessionellen Dialog mit anderen Kirchen eine grosse Rolle So ist die Anerkennung von Taufen anderer christlicher Konfessionen in der Orthodoxie ein so grosses Problem dass die Taufe bei Ubertritten mitunter wiederholt werden muss Hauptschwierigkeit ist die im westkirchlichen Bereich heute ubliche zeitliche Trennung zwischen Taufspendung und Firmung die im ostkirchlichen Bereich oft als nicht rechtglaubig abgelehnt wird Die Geistaussendung gehort in orthodoxer Tradition untrennbar zur Initiation durch die Taufe hinzu welche ohne diesen Ritus als unvollstandig betrachtet wird Auch die Vorstellung dass heilige Mysterien von Laien vollzogen werden konnen die nicht dem Klerus oder Monchtum angehoren ist der orthodoxen Tradition fremd Deshalb hat die orthodoxe Theologie zum Teil auch grosse Schwierigkeiten mit den im westlichen Bereich unproblematischen Regelungen zur Nottaufe durch Laien Auch die Ehe wird nach orthodoxem Glauben erst durch den Priestersegen zu einem heiligen Mysterium die westliche Vorstellung wonach sich die Eheleute gegenseitig das Ehesakrament spenden und der Priester dies nur bezeugt wird von den orthodoxen Kirchen abgelehnt Als die sieben Mysterien werden gemeinhin bezeichnet Taufe Myronsalbung unmittelbar auf die Taufe folgend und der Firmung in der romisch katholischen Kirche entsprechend Eucharistie Beichte Ehe Sakrament der Weihe KrankensalbungDiese Ausgliederung bestimmter Mysterien ist jedoch einer Angleichung an die westliche Tradition geschuldet und gilt im orthodoxen Christentum nicht als verbindliche Glaubenswahrheit Romisch katholische Kirche Der Begriff Sakrament hat in der katholischen Theologie mehrere Bedeutungen Im engeren Sinn bezeichnet er die Einzelsakramente In einem weiteren diesem ubergeordneten Sinn bedeutet er jede Art von Begegnung von Gott und Mensch die immer sakramental vermittelt ist In den Sakramenten wirkt Jesus Christus selbst Einer langen theologischen Tradition zufolge wird Jesus Christus als das Ursakrament Ursprung und Ziel des gottlichen Heilshandelns an der Welt verstanden so bei Augustinus von Hippo und Thomas von Aquin Er handelt durch seine Kirche so dass das Zweite Vatikanische Konzil auch die Kirche als Ganzes in analoger Weise als das Sakrament das heisst Zeichen und Werkzeug fur die innigste Vereinigung mit Gott wie fur die Einheit der ganzen Menschheit 6 bezeichnet hat Seit den 1930er Jahren wurde der Gedanke der Kirche als Grund oder Wurzelsakrament von Theologen wie Karl Rahner SJ und Otto Semmelroth SJ entwickelt und floss in die Vorlage zu Lumen gentium ein 7 Das Verstandnis des Sakraments setzt den Glauben voraus das Sakrament fordert und starkt aber zugleich auch den Glauben Ihren Ort haben die Sakramente in der Liturgie als Feier der Kirche Nach katholischer Auffassung stellen sie das in Jesus Christus gewirkte Heil dar bieten einen Ausblick auf die Vollendung der Heilsgeschichte vgl auch Eschatologie und werden so wirksam fur die Gegenwart als Orte der Begegnung von Gott und Mensch 8 Zu jedem Sakrament gehort ein ausseres Zeichen durch das eine bestimmte innere Gnade angedeutet und zugleich auch mitgeteilt wird Diese heiligen gnadenspendenden Zeichen sind nach der Lehre der katholischen Kirche von Christus eingesetzt Einige Sakramente so die Taufe die Firmung und die Weihe pragen der empfangenden Person ein unausloschliches Merkmal ein Daher konnen diese Sakramente nur einmal empfangen werden Die Gultigkeit der Sakramente ist an die in der Tradition vorgegebene und im Recht der Kirche geregelte Form des Vollzugs sowie an die Intention des Spendenden gebunden das Sakrament der Absicht der Kirche gemass zu vollziehen Wer die Taufe nicht empfangen hat kann die anderen Sakramente nicht gultig empfangen Die Wirksamkeit der Sakramente ist auch von der inneren Verfassung und Bereitschaft ihrer Empfanger abhangig die Disposition genannt wird Wer ein Sakrament ohne rechte Disposition empfangt unterliegt einer inneren Sperre die traditionell Obex Riegel genannt wird und den ausserlichen Empfang fruchtlos macht da die innere Gnade nicht durchdringen kann Wer ein Sakrament ungultig oder in unwurdiger Weise empfangt oder spendet und dies mit boser Absicht tut begeht unter Umstanden ein Sakrileg das eine schwere Sunde sein kann Das Ehesakrament spenden sich die Eheleute gegenseitig 9 Fur die Gultigkeit der Eheschliessung ist die Abgabe des Eheversprechens vor einem Priester oder Diakon in Ausnahmefallen vor nur zwei Zeugen rechtlich erforderlich Formpflicht 10 Die Taufe kann bei Lebensgefahr des Tauflings Nottaufe von jedem auch Ungetauften gespendet werden sofern der Spender dabei tun will was die Kirche bei der Taufe tut Die Spendung der anderen Sakramente ist geweihten Amtstragern vorbehalten Da Sakramente nach einer im 16 Jahrhundert kirchlich bestatigten dogmatischen Auffassung aus sich selbst heraus wirken ex opere operato tritt die Wirksamkeit eines Sakramentes aufgrund seines richtigen Vollzugs und unabhangig von der sittlichen Verfassung der spendenden Person ein Der Grad der Wirksamkeit ist von der Bereitschaft des Empfangers abhangig die Gnade aufzunehmen Das Sakrament der Ehe spenden sich daher unabhangig von ihrer kirchlichen Zugehorigkeit alle Getauften Die Siebenzahl der Sakramente wurde vom zweiten Konzil von Lyon am 6 Juli 1274 festgelegt Die heilige romische Kirche halt fest und lehrt dass es sieben kirchliche Sakramente sind Tenet etiam et docet eadem sancta Romana Ecclesia septem esse ecclesiastica sacramenta Enchiridion Symbolorum 860 11 Die sieben Sakramente sind Taufe Firmung Eucharistie Busssakrament Krankensalbung Weihesakrament in den drei Stufen der Diakon Priester und Bischofsweihe EheTaufe Firmung und Eucharistie sind die drei Sakramente durch die der Mensch in die Kirche eingegliedert wird Weil sie innerlich eng zusammenhangen sollen sie bei Katechumenen jenseits des Kleinkindalters wenn moglich in einer einzigen Feier vollzogen werden 12 Neben den sieben Sakramenten kennt die katholische Kirche Sakramentalien mit denen entweder der Alltag geheiligt werden soll z B Kindersegnung Weihwasser Kreuzzeichen Speisensegnung besondere Tage gekennzeichnet sind Aschenkreuz Fusswaschung Blasiussegen oder Personen Orte oder Gegenstande besonders in den Dienst der Kirche genommen werden z B Abtsbenediktion Jungfrauenweihe Kirchweihe Anglikanische Kirchen In den anglikanischen Kirchen besteht Konsens daruber dass die Taufe und die Eucharistie die beiden in der Lambeth Quadrilateral erwahnten Herren Sakramente sind Die anderen funf Handlungen die in der romisch katholischen Kirche als Sakramente gelten Firmung Busssakrament Krankensalbung Ehe und Weihesakrament werden von vielen Anglikanern ebenfalls als Sakramente 13 von manchen hingegen als Sakramentalien betrachtet Uber diese wird in den neununddreissig Artikeln ausgesagt dass sie haufig Sakramente genannt werden jedoch ist hierbei zu beachten dass die Neununddreissig Artikel lediglich eine historische Darstellung des Glaubens im Elisabethanischen Zeitalter darstellen und nicht die gegenwartige vollstandige Glaubenslehre der anglikanischen Kirche enthalten Das Taufverstandnis ist das gleiche wie in den orthodoxen romisch katholischen und evangelischen Kirchen zum Eucharistieverstandnis siehe den entsprechenden Abschnitt im Artikel Eucharistie Evangelische Kirchen Evangelisch lutherische Kirchen Martin Luther formulierte sein Sakramentsverstandnis das dem der lutherischen Kirche zugrunde liegt erstmals in der Schrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche 1520 Darin argumentierte er dass das Sakrament nicht durch den Vollzug allein ex opere oparato wirke sondern immer mit dem Wort der Verheissung dem Evangelium verbunden sein musse Deshalb zahlte er nur Taufe Abendmahl und Beichte zu den Sakramenten da nur diese von Jesus Christus selbst eingesetzt seien wobei er selbst die Definition der Beichte Busse als Sakrament in Zweifel zog da diese nicht mit einem sichtbaren Zeichen verbunden sei 14 Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses in der die Lutherischen 1531 die Verstandigung mit der katholischen Kirche suchten definiert im 13 Artikel dass als Sakramente im strikten Sinne Taufe Abendmahl und Beichte zu gelten haben Vere igitur sunt sacramenta baptismus coena Domini absolutio quae est sacramentum poenitentiae Wahrhaft jedoch sind Sakramente die Taufe das Mahl des Herrn die Absolution d h das Busssakrament Philipp Melanchthon Apologie des Augsburger Bekenntnisses In BSLK 292 Z 4 Im weiteren Sinne kann nach Apologie 13 auch die Weihe Ordination zum geistlichen Amt als Sakrament gelten Si autem ordo de ministerio verbi intelligatur non gravatim vocaverimus ordinem sacramentum Nam ministerium verbi habet mandatum Dei et habet magnificas promissiones Wo man aber das Sakrament des Ordens wollt nennen ein Sakrament von dem Predigtamt und Evangelio so hatte kein Beschwerung die Ordination ein Sakrament zu nennen Denn das Predigtamt hat Gott eingesetzt und geboten und hat eine herrliche Zusage Gottes Philipp Melanchthon Apologie des Augsburger Bekenntnisses In BSLK Z 10 Die Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche weisen darauf hin dass die Firmung und die Krankensalbung keine Sakramente sein sollen da sie weder Gottes Befehl noch sein Gebot hatten Jedoch konnten diese auch in der lutherischen Kirche gebraucht werden auch wenn sie keine Sakramente sind Nach lutherischer Auffassung sind die Sakramente Zeichen und Zeugnis des gottlichen Willens durch die der Glaube einerseits geweckt andererseits auch gestarkt wird Gleichzeitig fordern die Sakramente auch den Glauben da nur der Glaube das Heil im Sakrament ergreifen kann 15 Luther stellt die Gultigkeit des Sakramentes in den Zusammenhang mit seinem Leitwort sola fide Allerdings versteht er den Glauben nicht als eine aktive dem menschlichen Willen unterstellte Tat So steht auch bei der Kindertaufe nicht der aktive Glauben des Tauflings in den Vordergrund sondern das Verstandnis des Glaubens als gottliches Geschenk Ebenso betont Luther dass die Gultigkeit des Abendmahl nicht auf der Person oder dem Glauben des Spenders abhangt Ob gleich ein Bube das Sakrament nimmt oder gibt so nimmt er das rechte Sakrament das ist Christi Leib und Blut eben sowohl als der es aufs allerwurdigste handelt Denn es ist nicht gegrundet auf Menschen Heiligkeit sondern auf Gottes Wort Und wie kein Heiliger auf Erden ja kein Engel im Himmel das Brot und Wein zu Christi Leib und Blut machen kann also kanns auch niemand andern noch wandeln ob es gleich missbraucht wird Denn um der Person oder Unglaubens willen wird das Wort nicht falsch dadurch es ein Sakrament geworden und eingesetzt ist Denn er spricht nicht Wenn ihr glaubt oder wurdig seid so habt ihr meinen Leib und Blut sondern Nehmet esset und trinket das ist mein Leib und Blut weiter Solches tut namlich das ich jetzt tue einsetze euch gebe und nehmen heisse Das ist soviel gesagt Gott gebe du seist unwurdig oder wurdig so hast du hier seinen Leib und Blut aus Kraft dieser Worte so zu dem Brot und Wein kommen Solches merke und behalte nur wohl denn auf den Worten steht alle unser Grund Schutz und Wehre wider alle Irrtumer und Verfuhrung so je gekommen sind oder noch kommen mogen Martin Luther Grosser Katechismus Im Glauben wird so die vorherrschende volkskirchliche Auffassung von den Empfangenden die heilsnotwendige Wirkung ergriffen Im unwurdigen Nehmen des Sakramentes gerate hingegen die Wirkung zum Gericht Diese volkskirchliche Auffassung fuhrte dazu dass im Pietismus manche Personen und Gruppen die Sakramente ablehnten und sich damit ausserhalb der Kirche stellten Separatisten 16 Da die Beichte schon von Luther nicht eindeutig zu den Sakramenten gezahlt wurde und zudem im Zuge der Aufklarung ab dem 18 Jahrhundert an Bedeutung verloren hat kennt die Evangelische Kirche in Deutschland EKD heute nur noch zwei Sakramente Taufe und Abendmahl 17 Evangelisch reformierte Kirchen Die evangelisch reformierten Kirchen kennen die zwei Sakramente der Taufe und des Abendmahls In der reformierten Tradition haben die Sakramente jedoch nur die Bedeutung von Symbolen Sie sind Zeichen die eine geistliche Wirklichkeit anschaulich machen sie jedoch nicht bewirken 18 Vergleiche auch aus dem Heidelberger Katechismus der wesentlichen Bekenntnisschrift der Reformierten Kirche in Deutschland Es sind sichtbare heilige Wahrzeichen und Siegel von Gott dazu eingesetzt um uns durch ihren Gebrauch die Verheissung des Evangeliums noch besser verstandlich zu machen und zu versiegeln namlich dass er uns wegen des einmaligen Opfers Christi am Kreuz vollbracht Vergebung der Sunden und ewiges Leben aus Gnade schenkt 1 Mos 17 11 EU Rom 4 11 EU 5 Mos 30 6 EU 3 Mos 6 23 EU Hebr 9 8 9 24 EU Hes 20 12 EU 19 Dies war das grosse Streitthema in dem beruhmten Marburger Religionsgesprach zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli 1529 In allen anderen Fragen konnten sie sich so verstandigen dass die Unterschiede nicht zur Kirchentrennung fuhrten Der Abendmahlsstreit blieb jedoch der Grund zur Trennung von lutherischer und reformierter Kirche Evangelische Freikirchen Auch viele evangelische Freikirchen lehnen die Auffassung des Sakraments als heilswirksames Zeichen ab Sakramente werden stattdessen analog zur evangelisch reformierten Tradition bei Ulrich Zwingli als Zeichen ohne sakramentale Bedeutung verstanden Dieses Verstandnis ist unter anderem bei Baptisten und im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden anzutreffen Mennoniten und andere Taufer wie Amische und Hutterer verzichten meist ganz auf den Begriff Sakrament 20 Neuapostolische Kirche In der Neuapostolischen Kirche gibt es neben der Heiligen Wassertaufe und dem Heiligen Abendmahl auch das Sakrament der Versiegelung Taufe und Versiegelung werden nur einmal an den Glaubigen durchgefuhrt und bewirken im neuapostolischen Glaubensverstandnis die sogenannte Wiedergeburt aus Wasser und Geist siehe auch Joh 3 5 EU Das Heilige Abendmahl wird in jedem Gottesdienst durch Spendung der Abendmahlshostien gefeiert Christian Science In der Christlichen Wissenschaft Christian Science ist das Abendmahl geistige Kommunion mit dem einen Gott Ausseres Zeichen bei den zweimal jahrlich in dieser Form nur in den Zweigkirchen stattfindenden Gottesdiensten ist eine veranderte Gottesdienstordnung mit dem kniend gebeteten Vaterunser am Ende des Gottesdienstes und dem Singen der Doxologie Dabei werden Brot und Wein Taufe und Abendmahl geistig gedeutet und empfangen Unser Brot das vom Himmel kommt ist Wahrheit Unser Kelch ist das Kreuz Unser Wein ist die Inspiration der Liebe der Trank den unser Meister trank und seinen Nachfolgern empfahl schreibt Mary Baker Eddy im Lehrbuch der Religion Christengemeinschaft Die Christengemeinschaft sieht sich als Kultusgemeinschaft Ihre zentrale Feier ist die Menschenweihehandlung die formal gesehen in ihrer Liturgie mit den Hauptteilen Evangeliumlesung Opferung Wandlung Kommunion Ahnlichkeiten mit dem Aufbau der katholischen Eucharistie aufweist In der Christengemeinschaft gibt es keine bindende Auffassung der Sakramente Die Ubung im Gemeindeleben miteinander erstreckt sich unter anderem darauf dies auch bewusst nachzuvollziehen Man spricht in der Christengemeinschaft vom Kreis der Sakramente Um das zentrale Eucharistie sakrament die Menschenweihehandlung mit ohne Predigt scharen sich die sechs anderen Sakramente die bis auf eines die Beichte oder Schicksalsberatung von der Idee her nur einmalig in der Biografie vollzogen werden Die Taufe orientiert den Menschen auf die Beziehung zur Gemeinde des Christus Jesus die uberkonfessionell verstanden wird Die weiteren Sakramente der Christengemeinschaft neben der Menschenweihehandlung sind Taufe Konfirmation Beichte Trauung Priesterweihe SterbeolungDie Sakramente werden vom Priester jeweils in festgeschriebener Weise und in liturgischen Gewandern mit jahreszeitlich zum Teil unterschiedlichen Wortlauten und Farben durchgefuhrt LiteraturKatholisch Leonardo Boff Kleine Sakramentenlehre Patmos Dusseldorf 2003 ISBN 3 491 77054 8 Josef Finkenzeller Die Zahl und Zahlung der Sakramente in Leo Scheffczyk Hrsg Werner Dettloff Hrsg Richard Heinzmann Hrsg Wahrheit und Verkundigung Michael Schmaus zum 70 Geburtstag Paderborn Munchen Wien 1967 Band 2 S 1005 1020 Ralf Miggelbrink Ist die Ehe ein Sakrament in Geist und Leben 74 2001 S 193 209 Franz Josef Nocke Allgemeine Sakramentenlehre In Theodor Schneider Hrsg Handbuch der Dogmatik Band 2 Dusseldorf 2002 S 188 224 Franz Josef Nocke Spezielle Sakramentenlehre In Theodor Schneider Hrsg Handbuch der Dogmatik Band 2 Dusseldorf 2002 S 226 376 Theodor Schnitzler Was die Sakramente bedeuten Hilfen zu einer neuen Erfahrung Herder Freiburg 1983 ISBN 3 451 19559 3 Walter Simonis Lebenszeichen der Kirche Sakramentenlehre Dusseldorf 2006 Patmos Verlag ISBN 3 491 70398 0 Christengemeinschaft Michael Debus Auferstehungskrafte im Schicksal Die Sakramente der Christengemeinschaft Urachhaus Stuttgart 2006 ISBN 978 3 8251 7526 9 Weblinks nbsp Wiktionary Sakrament Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Die sieben Sakramente Aktuelle Literatur zur Sakramentenlehre Die Sakramente als sichtbares Wort In Katholischer Erwachsenenkatechismus Bd I S 317 329Einzelnachweise A Peters Sakarament in Hist WB Philos 8 Sp 1127 Peter Kuhn Die Sakramente der Kirche siebenfaltige Einheit In Hubert Luthe Hrsg Christusbegegnung in den Sakramenten Butzon amp Bercker Verlag Kevelaer 1981 S 127 ISBN 3 7666 9219 4 Karl Ernst Georges Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 Auflage Hannover 1918 Nachdruck Darmstadt 1998 Band 2 Sp 4228f 1 Josef Finkenzeller Die Lehre von den Sakramenten im allgemeinen Von der Schrift bis zur Scholastik In Handbuch der Dogmengeschichte Bd 4 Sakramente Eschatologie Herder Freiburg im Breisgau 1980 S 39 Martin Luther Disputatio de Fide infusa et acquisita WA 6 86 5ff zitiert bei Ralf Miggelbrink Einfuhrung in die Lehre von der Kirche Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2003 ISBN 3 534 16321 4 S 57 auch zum Ganzen Dogmatische Konstitution Lumen gentium 1 Ralf Miggelbrink Einfuhrung in die Lehre von der Kirche Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2003 ISBN 3 534 16321 4 S 58 2 Vatikanisches Konzil Konstitution uber die Heilige Liturgie des Sacrosanctum Concilium Nr 59 und 2 5 13 vgl einfuhrend Katechismus der Katholischen Kirche Munchen u a 1993 insbes Nr 1114 1152 S 324ff online unter Katechismus der Katholischen Kirche Konzil von Trient Dekrete Sessio XXIV Katholischer Katechismus der Bistumer Deutschlands Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1955 S 186 der Schulausgabe Hubert Vorgrimler Sakrament III Theologie u dogmengeschichtlich In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 8 Herder Freiburg im Breisgau 1999 Sp 1442 Die Eingliederung von Kindern im Schulalter in die Kirche Studienausgabe fur die katholischen Bistumer des deutschen Sprachgebietes 1986 The Catechism An Outline of the Faith commonly called the Catechism Abschnitt The sacraments 15 April 2007 abgerufen am 29 Juni 2011 Dorothea Wendebourg Taufe und Abendmahl In Albrecht Beutel Hrsg Luther Handbuch 3 Auflage Mohr Siebeck Tubingen 2016 S 462 470 Augsburger Bekenntnis Artikel 13 Eberhard Fritz Schmierkas und Streichpflaster Die Ablehnung der Sakramente im wurttembergischen Radikalpietismus In Blatter fur Wurttembergische Kirchengeschichte 114 2014 S 37 51 Abendmahl Mit Brot und Wein Gemeinschaft feiern In ekd de Abgerufen am 17 Marz 2022 Heidelberger Katechismus Frage und Antwort 65 Heidelberger Katechismus Frage und Antwort 66 ubf net de Das lutherisch mennonitische Gesprach in der Bundesrepublik Deutschland PDF 242 kB Sakramente der katholischen und orthodoxen Kirchen Taufe Firmung Eucharistie Beichte Krankensalbung Weihe EheSakramente der evangelisch lutherischen Kirche Taufe Beichte AbendmahlSakramente der Neuapostolischen Kirche Wassertaufe Abendmahl VersiegelungSakramente der Christengemeinschaft Taufe Konfirmation Menschenweihehandlung Beichte Letzte Olung Priesterweihe Trauung Normdaten Sachbegriff GND 4051342 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sakrament amp oldid 235918175