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Als dispositionelle Eigenschaft Disposition bezeichnet man insbesondere in der Ontologie und Wissenschaftstheorie die Moglichkeit oder das Vermogen eines Gegenstandes einschliesslich eines Menschen sich in einer bestimmten Weise zu verhalten 1 Meint man nur dauerhaftere spezifische oder angeborene Dispositionen spricht man auch von Anlage Veranlagung Tendenz oder Neigung Auf Dispositionen beziehen sich dispositionale Ausdrucke 2 dispositionale Pradikate oder Dispositionsbegriffe Der Gegenbegriff zum Dispositionsbegriff ist der Beobachtungsbegriff 3 Beispielsweise lasst sich die Eigenschaft zerbrechlich analysieren als Veranlagung eines Objekts zu zerbrechen wenn es relativ geringer Krafteinwirkung ausgesetzt ist In der jungeren systematischen Philosophie wurde fur die Bearbeitung unterschiedlichster Probleme eine Verwendung des Dispositionsbegriffs vorgeschlagen darunter Erklarungen menschlichen Verhaltens und Denkens oder angenommene Eigenschaften wie Farben asthetische oder Wert Eigenschaften Umstritten ist neben der Tauglichkeit derartiger Analysen im Einzelnen u a wie der Begriff einer Disposition uberhaupt zu analysieren und von anderen Klassen von Eigenschaften zu unterscheiden ist wie sich Dispositionen zu ihrer materiellen Basis etwa der Atomstruktur einer zerbrechlichen Vase verhalten ob sie etwa durchgangig darauf reduzierbar sind oder es auch ontologisch unabhangige Dispositionen gibt die ggf selbstandig kausal wirksam sind ob Dispositionen uberhaupt oder gar vollstandig je intrinsische Eigenschaften sind 4 Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung dispositioneller und anderer Eigenschaften 2 Schwierigkeiten bei der Definition dispositionaler Eigenschaften 3 Literatur 4 Weblinks 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAbgrenzung dispositioneller und anderer Eigenschaften BearbeitenDer klassische Gegenbegriff zu dispositionellen Eigenschaften ist der Begriff manifester Eigenschaften Diese beschreiben einen Zustand der zum Zeitpunkt der Aussage vorliegt Dispositionen konnen nicht direkt beobachtet werden sondern nur ihre Manifestationen oder z B strukturelle Eigenschaften des Objekts welche die Manifestation unter bestimmten Umstanden bewirken 5 Schwierigkeiten bei der Definition dispositionaler Eigenschaften BearbeitenInsbesondere im logischen Empirismus wurde die Frage diskutiert ob und wie dispositionelle Eigenschaften so definiert werden konnen dass man in der Analyse nur Bezug nimmt auf manifeste direkt beobachtbare oder zumindest in ihrer Natur besser verstandliche Eigenschaften Zunachst scheinen Analysen naheliegend die mit Konditionalen arbeiten wie etwa x ist genau dann wasserloslich wenn gilt wenn x in Wasser getaucht wird lost x sich auf Die Schwierigkeit hierbei ist dass nach der Bedeutungsfestlegung der materialen Implikation eine Aussage wenn A dann B schon dann wahr ist wenn A nicht gilt Aus x wird nicht in Wasser getaucht folgt also bereits Wenn x in Wasser getaucht wird lost x sich auf Daraus ergibt sich die unerwunschte Konsequenz dass alles wasserloslich ist was bisher nicht in Wasser getaucht wurde Eine alternative Definition in Form einer so genannten bedingten Definition sieht folgendermassen aus Wenn x in Wasser getaucht wird dann gilt x ist genau dann wasserloslich wenn x sich auflost Hier wird die Austauschbarkeit von Definiendum x ist wasserloslich und Definiens x lost sich auf abhangig gemacht davon dass x in Wasser getaucht wurde Nach dieser Definition lasst sich jedoch uber die Wasserloslichkeit von x nichts sagen solange x nicht in Wasser getaucht wurde die Aussage x ist wasserloslich ist dann unentscheidbar Auch dies hat jedoch Konsequenzen die unsere Intuitionen verletzen Denn hieraus folgt dass wir von einem Stuck Zucker das nie in Wasser getaucht wurde nicht sagen konnen dass es wasserloslich ist Der Intuition am nachsten kommt wahrscheinlich eine Definition mittels einer kontrafaktischen Implikation x ist genau dann wasserloslich wenn gilt wenn x in Wasser getaucht wurde wurde x sich auflosen Eine kontrafaktische Implikation also eine Aussage der Form Wenn A der Fall ware ware B der Fall hat jedoch den Nachteil der Unscharfe Sprache ihre Bedeutung ist im Gegensatz zur materialen Implikation nicht exakt festgelegt Die Unmoglichkeit Dispositionsbegriffe auf Beobachtungsbegriffe zuruckzufuhren 6 veranlasste Carnap sie mit Hilfe bedingter Definition einzufuhren Im Fall bedingter Definitionen kann der definierte Ausdruck jedoch nur dann eliminiert werden wenn die Bedingung erfullt ist Damit scheiterte das Programm Carnaps alle Begriffe auf Beobachtungsbegriffe zuruckzufuhren 7 In realistischer Perspektive wird entsprechend betont dass die Naturwissenschaften haufig Dispositionsbegriffe verwenden ihr Zutreffen aber gewohnlich nicht getestet sondern aus der Zugehorigkeit zu einer Art geschlossen wird 8 so dass auch die Naturwissenschaften sich nicht allein auf das unmittelbar sinnlich Wahrnehmbare beschranken konnen 9 Literatur BearbeitenRudolf Carnap Testability and Meaning in Philosophy of Science 3 1936 419 471 und 4 1937 1 40 David Kellogg Lewis Counterfactuals Cambridge Harvard University Press 1973 Stephen Mumford Dispositions Oxford Oxford University Press 1998 Markus Schrenk Metaphysics of Science A Systematic and Historical Introduction Routledge 2016 Annotated Edition ISBN 978 1844655939 Weblinks BearbeitenLudger Jansen Dispositionen und ihre Realitat PDF 189 kB in Christoph Halbig Christian Suhm Hrsg Was ist wirklich Realismusdebatten in der neueren Philosophie Ontos Verlag Frankfurt 2004 Sungho Choi Michael Fara Dispositions In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Matt Tugby u a Bibliography on dispositions AHRC Nottingham 2011 Siehe auch BearbeitenAkt und Potenz Dispositionelle ErklarungEinzelnachweise Bearbeiten Nach E Kanterian Analytische Philosophie Campus Frankfurt a M 2004 S 90 Vgl Walther Philosophisches Argumentieren 1990 S 218 Walther Philosophisches Argumentieren 1990 S 218 Einen Uberblick uber alle letztgenannten Debatten bietet Fara l c Vgl z B E J Lowe A Survey to Metaphysics Oxford OUP 2002 302f Anderer Auffassung wohl Essler Martinez Grundzuge der Logik I 4 Aufl 1991 S 235 wonach Dispositionsbegriffe als Begriffe die Gegenstanden oder einer Klasse oder einem Tupel von Gegenstanden durch Resultate von Tests zugeschrieben werden definiert werden Vgl Gabriel Gottfried Definitionen und Interessen Frommann Holzboog Stuttgart 1972 problemata Bd 13 S 56 f Beispiel Die dispositionelle Eigenschaft der Zerbrechlichkeit von Glasern wird nicht durch ihr Zerbrechen sondern durch ihre bestimmte Glaseigenschaft festgestellt So Harald Schondorf Anlage In Brugger Schondorf Hg Philosophisches Worterbuch Alber Freiburg Br Munchen 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dispositionelle Eigenschaft amp oldid 208754150