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Edward Jonathan Lowe 24 Marz 1950 in Dover 5 Januar 2014 war ein britischer Philosoph Er gehorte mit seinen Arbeiten in der Metaphysik Philosophie des Geistes Sprachphilosophie philosophischen Logik und Religionsphilosophie zu den bedeutenden Philosophen des 20 und fruhen 21 Jahrhunderts Daruber hinaus lieferte er wichtige philosophiegeschichtliche Beitrage zur Philosophie der fruhen Neuzeit vor allem zu John Locke Neben seinen elf Buchern veroffentlichte er vier Sammelbande und weit mehr als 300 Aufsatze Der Schwerpunkt seines Interesses lag im Bereich der Metaphysik deren Fragen er immer wieder in systematischer Weise anging Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Metaphysik 3 1 Aufgaben der Metaphysik 3 1 1 Wissenschaft des Moglichen 3 1 2 Wissenschaft vom Wesen der Dinge 3 2 Vier Kategorien Ontologie 3 2 1 Objekte 3 2 2 Eigenschaften 3 2 3 Arten 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenNach Abschluss seiner Schulzeit an der Bushey Grammar School ging Lowe 1968 nach Cambridge um Naturwissenschaften zu studieren 1 Nach einem Jahr wechselte er in das Fach Geschichte und erwarb 1971 einen Bachelor Abschluss Danach ging er nach Oxford um das Studium der Philosophie aufzunehmen Er wurde dort mit der Arbeit Induction and Causal Inference von Simon Blackburn im Jahre 1975 promoviert Nach einer kurzen Lehrtatigkeit an der University of Reading wechselte Lowe 1980 an die University of Durham wo er bis zu seinem Tode blieb Werk BearbeitenLowes Hauptinteresse galt der Metaphysik Er verstand sie als die grundlegendste Form der philosophischen Untersuchung und hielt sie fur unvermeidlich sowohl fur die Wissenschaften als auch fur die Auffassungen des Common Sense Neben seinen Arbeiten zu grundlegenden Fragen der Metaphysik beschaftigte sich Lowe philosophiegeschichtlich immer wieder mit John Locke 2 Weitere Themen bildeten das ontologische Argument 3 Wahrheit 4 Referenz 5 Vagheit 6 Intentionalitat 7 Pradikation 8 Kontrafaktizitat 9 und Bewusstsein 10 Lowe schrieb auch weit verbreitete Einfuhrungen zur Metaphysik 11 und Philosophie des Geistes 12 Metaphysik BearbeitenDie Metaphysik hat fur Lowe eine doppelte Charakterisierung Als Wissenschaft des Moglichen erforscht sie wie die Dinge sein konnen Zu verstehen was moglich ist ist fur Lowe die Voraussetzung um zu verstehen was tatsachlich ist Zum anderen beschaftigt sich die Metaphysik im Anschluss an Aristoteles mit dem Wesen der Dinge und fragt nach der realen Definition von Entitaten Eine besondere Bedeutung fur die metaphysische Forschung haben fur Lowe die Sprache und die formale Logik Diese konnen aber auch in die Irre fuhren weshalb metaphysische Schlussfolgerungen nicht auf rein sprachlichen oder logischen Analysen basieren durfen Lowe wendet sich gegen den neokantianischen Einwand von der Unmoglichkeit der Metaphysik Auch wir selbst und unsere Gedanken seien Teil der Realitat weshalb auch ein Wissen wie die Dinge wirklich sind moglich sei Aufgaben der Metaphysik Bearbeiten Wissenschaft des Moglichen Bearbeiten Als Wissenschaft des Moglichen ist die Metaphysik zunachst eine apriorische Disziplin Nur sie allein kann uns sagen was Dinge sein konnen und welche Dinge uberhaupt moglich sind 13 Die Naturwissenschaften sind dazu nicht in der Lage da sie sich auf das was tatsachlich ist konzentrieren Zu wissen was moglich ist ist die Voraussetzung dafur um zu begreifen was tatsachlich ist 14 Metaphysik kann als der Prozess der Kartierung des Bereichs der objektiven Moglichkeiten verstanden werden was nach Lowe eine unabdingbare Voraussetzung fur den Erwerb jeglichen empirischen Wissens darstellt 15 Nur wenn wir verstehen was moglich ist konnen wir verstehen was tatsachlich ist Die Metaphysik beleuchtet die Merkmale der Realitat die die empirische wissenschaftliche Untersuchung voraussetzt Nur beide zusammen konnen zu einer vollstandigen Darstellung der Realitat gelangen Wissenschaft vom Wesen der Dinge Bearbeiten Parallel dazu sieht Lowe die Metaphysik als Wissenschaft vom Wesen an Als solche hat sie die Aufgabe danach zu fragen was die reale Definition einer Entitat ist Sie versucht die Natur oder das Wesen einer tatsachlichen oder moglichen Entitat so klar wie moglich zu charakterisieren 16 Lowe ubernimmt das Interesse an der Realdefinition von Dingen von Aristoteles Er gilt daher als Schlusselfigur fur die gegenwartige Wiederbelebung neoaristotelischer Ansatze in der Metaphysik in der im Unterschied zur Tradition von W V O Quine nicht in erster Linie nach dem gefragt wird was existiert sondern nach dem Wesen von Entitaten Die Verbindungen zu zwischen den beiden Haupt Aufgaben der Metaphysik sieht Lowe darin dass das Wesen einer Entitat zugleich dessen Existenz und Identitatsbedingungen darstellt Sein Wesen bestimmt was diese Entitat ist oder sein konnte Vier Kategorien Ontologie Bearbeiten Art Kind charakterisiertdurch Attribut Attribute instantiiertdurch exemplifiziertdurch instantiiertdurch Objekt Object charakterisiertdurch Modus Mode Ontologisches Quadrat nach E J Lowe 17 Das Herzstuck von Lowes metaphysischem Werk ist seine Verteidigung einer Vier Kategorien Ontologie Diese wurde von ihm uber einen langen Zeitraum hinweg entwickelt Ihre ausfuhrlichste Darstellung findet sich in seinem im Jahre 2006 erschienenen Werk The Four Category Ontology A Metaphysical Foundation for Natural Science Lowe schliesst in seiner Vier Kategorien Ontologie explizit an das Fruhwerk von Aristoteles vor allem an dessen Kategorien Schrift an Alle Entitaten tatsachliche und mogliche konnen nach Lowe einer der folgenden ontologischen Kategorien zugeordnet werden Objekt ein substanzielles Partikulares 1 Art ein substanzielles Universelles 2 Modus ein nicht substanzielles Partikulares 3 Attribut ein nicht substanzielles Universelles 4 Lowe fasst die Kategorien und Beziehungen in dem Bild des Ontologischen Quadrats zusammen 17 Die vier grundlegenden Kategorien sind durch Instanziierungsbeziehungen miteinander verbunden Ein partikulares Objekt 1 ist eine Instanz einer Art 2 z B ist ein partikularer Tiger eine Instanz der Art Tiger Ein partikularer Modus 3 ist eine Instanz eines nicht substanziellen Universalem 4 z B ist die partikulare Rote eines partikularen Balls die Instanz der nicht substanziellen Universalie Rote Alle vier dieser Kategorien sind gleichermassen fundamental Begriffe wie universell partikular und Entitat die allumfassende Kategorie zu der alle Entitaten sowohl universell als auch partikular gehoren werden als transkategorial angesehen da sie auf Entitaten aus mehreren Kategorien zutreffen Objekte Bearbeiten Lowe vertritt die Idee dass partikulare Objekte weder blosse Bundel von Eigenschaften von Tropen oder Universalien sein konnen noch als eine Mischung eines mysteriosen Substrats mysterious substratum gedacht werden sollten 18 Bei der Bundeltheorie bestehe das Problem darin dass sie keine adaquaten Identitatsbedingungen fur Eigenschaftsinstanzen liefern konne Das Problem der Substrat Ansicht sei dagegen die Vorstellung eines eigenschaftslosen Substrats das die Eigenschaften eines einzelnen Objekts irgendwie stutze supports und vereine unites Objekte sind fur Lowe vielmehr fundamentale Entitaten die schwach von Eigenschaftsinstanzen abhangig sind und durch mindestens eine Eigenschaftsinstanz charakterisiert werden konnen Eigenschaften Bearbeiten Eigenschaften sind fur Lowe Weisen wie Objekte sind 19 Er unterscheidet zwischen universellen und partikularen Eigenschaften Die partikulare Eigenschaft der Rote ist die Art und Weise wie ein Objekt konkret ist Die universelle Eigenschaft der Rote ist die Art und Weise wie mehr als ein Objekt ist so dass von diesen Objekten gesagt werden kann dass sie die gleiche Farbe haben Das bedeutet dass Eigenschaften keine Objekte sind da sie nicht unabhangig existieren konnen Sie sind stark von Objekten abhangig Objekte aber nur schwach von Eigenschaften Relationale Eigenschaften zeichnen sich dadurch aus dass sie die Verbindung von zwei oder mehr Objekten miteinander kennzeichnen Sie gehen nicht schon aus den Einzel Eigenschaften der Objekte hervor Arten Bearbeiten Lowe versteht Arten als substantielle Universalien Als solche sind sie abstrakte Objekte und haben keine raumzeitlichen Eigenschaften oder Beziehungen So besitzt z B die Art Pferd keine raumzeitlichen Eigenschaften auch wenn Einzel Pferde in Raum und Zeit existieren Lowe geht ausserdem davon aus dass Arten dort wo sie instantiiert sind nicht vollstandig vorhanden sind Gemass seiner Immanenzthese konnen Arten nicht unabhangig von ihren Instanziierungen existieren 20 So kann es z B die Art Pferd ohne konkrete Einzel Pferde nicht geben Schriften BearbeitenKinds of Being A Study of Individuation Identity and the Logic of Sortal Terms Blackwell Oxford 1989 Locke on Human Understanding Routledge London 1995 Subjects of Experience Cambridge University Press Cambridge 1996 The Possibility of Metaphysics Cambridge University Press Cambridge 1998 An Introduction to the Philosophy of Mind Cambridge University Press Cambridge 2000 A Survey of Metaphysics Cambridge University Press Cambridge 2002 Locke Routledge London New York 2005 The Four Category Ontology A Metaphysical Foundation for Natural Science Cambridge University Press Cambridge 2006 Personal Agency Cambridge University Press Cambridge 2007 More Kinds of Being A Further Study of Individuation Identity and the Logic of Sortal Terms Wiley Blackwell 2009 Forms of Thought A Study in Philosophical Logic Cambridge University Press Cambridge 2013 Literatur BearbeitenAlexander Carruth Sophie Gibb John Heil Hrsg Ontology Modality and Mind Themes from the Metaphysics of E J Lowe Cambridge University Press Cambridge 2018 ISBN 978 0198796299 Timothy Tambassi Hrsg Studies in the ontology of E J Lowe Editiones Scholasticae Neunkirchen Seelscheid 2018 ISBN 978 3868382136Weblinks BearbeitenJ T M Miller Edward Jonathan Lowe 1950 2014 In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Homepage an der University of Durham E Jonathan Lowe auf The Information Philosopher E J Lowe Metaphysics as the Science of Essence Paper prasentiert auf der Konferenz The Metaphysics of E J Lowe 8 9 April 2006 in New YorkAnmerkungen Bearbeiten Zu Lowes Vita http ontology buffalo edu 06 Lowe Vita html Necessity and the will in Locke s theory of action History of Philosophy Quarterly 3 1986 S 149 163 Locke on Human Understanding Routledge London New York 1995 Locke Routledge London New York 2005 Locke s Essay Concerning Human Understanding Routledge London New York 2013 The ontological argument In C Meister and P Copan Hrsg The Routledge Companion to Philosophy of Religion Routledge London New York 2007 S 331 40 A new modal version of the ontological argument In M Szatkowski Hrsg Ontological Proofs Today Ontos Verlag Frankfurt 2012 S 179 191 Metaphysical realism and the unity of truth In A Bachli K Petrus Hrsg Monism Ontos Verlag Frankfurt 2003 S 109 123 Truthmaking as essential dependence In J M Monnoyer Hrsg Metaphysics and Truthmakers Ontos Verlag Frankfurt 2007 S 237 259 An essentialist approach to truth making In E J Lowe A Rami Hrsg Truth and Truth Making Acumen Stocksfield 2009 S 201 216 Referenz Self reference and self reference Philosophy 68 1993 S 15 33 Individuation reference and sortal terms In A Raftopoulos and P Machamer Hrsg Perception Realism and the Problem of Reference Cambridge University Press Cambridge 2012 S 123 141 Forms of Thought A Study in Philosophical Logic Cambridge University Press Cambridge 2013 Identity vagueness and modality In J L Bermudez Hrsg Thought Reference and Experience Themes from the Philosophy of Gareth Evans Oxford University Press Oxford 2005 S 290 310 Vagueness and metaphysics In G Ronzitti Hrsg Vagueness A Guide Springer Dordrecht 2011 S 19 53 Neither intentional nor unintentional Analysis 38 1978 S 117 18 An analysis of intentionality Philosophical Quarterly 30 1980 S 294 304 Intentionality and intuition a reply to Davies Analysis 42 1982 S 85 Intentionality a reply to Stiffler Philosophical Quarterly 32 1982 S 354 357 Noonan on naming and predicating Analysis 46 1986 S 159 Categorial predication Ratio 25 2012 369 86 Forms of Thought A Study in Philosophical Logic Cambridge University Press Cambridge 2013 Indicative and counterfactual conditionals Analysis 39 1979 S 139 141 Wright versus Lewis on the transitivity of counterfactuals Analysis 44 1984 S 180 183 The truth about counterfactuals Philosophical Quarterly 45 1995 S 41 59 There are no easy problems of consciousness Journal of Consciousness Studies 2 1995 S 266 71 Subjects of Experience Cambridge University Press Cambridge 1996 Can the self disintegrate Personal identity psychopathology and disunities of consciousness In J Hughes S Louw and S Sabat Hrsg Dementia Mind Meaning and the Person Oxford University Press Oxford 2006 A Survey of Metaphysics Oxford University Press Oxford 2002 An Introduction to the Philosophy of Mind Cambridge University Press Cambridge 2000 E J Lowe The Possibility of Metaphysics Substance Identity and Time Oxford Oxford University Press 1998 S 9 E J Lowe The Four Category Ontology A Metaphysical Foundation for Natural Science Oxford University Press Oxford 2006 E J Lowe The rationality of metaphysics In O Bueno D P Rowbottom Hrsg Stance and Rationality Special Issue of Synthese Bd 178 2011 S 99 109 hier S 100 E J Lowe A real definition by contrast attempts to characterize as perspicuously as possible the nature or essence of some actual or possible being In E J Lowe The ontological argument In C Meister P Copan Hrsg The Routledge Companion to Philosophy of Religion Routledge London New York 2007 S 331 340 hier S 338 a b E J Lowe The Four Category Ontology A Metaphysical Foundation for Natural Science Oxford University Press Oxford 2006 S 18 E J Lowe The Four Category Ontology A Metaphysical Foundation for Natural Science Oxford University Press Oxford 2006 S 28 E J Lowe The Four Category Ontology A Metaphysical Foundation for Natural Science Oxford University Press Oxford 2006 S 90 91 E J Lowe The Four Category Ontology A Metaphysical Foundation for Natural Science Oxford University Press Oxford 2006 S 99 100 Normdaten Person GND 136076920 lobid OGND AKS LCCN n88107403 VIAF 98384487 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lowe E J ALTERNATIVNAMEN Lowe Edward Jonathan vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG britischer PhilosophGEBURTSDATUM 24 Marz 1950GEBURTSORT DoverSTERBEDATUM 5 Januar 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title E J Lowe amp oldid 232752677