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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zu Ontologien fur die Wissensreprasentation siehe Ontologie Informatik Die Ontologie im 16 Jahrhundert als griechisch ὀntologia ontologia gebildet aus altgriechisch ὄn on seiend bzw altgriechisch tὸ ὄn das Sein und logos logos Lehre also Lehre vom Seienden bzw Lehre des Seins ist eine Disziplin der theoretischen Philosophie die sich mit der Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit befasst Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem was nach traditioneller Terminologie allgemeine Metaphysik genannt wird Dabei wird die Systematik grundlegender Typen von Entitaten konkrete und abstrakte Gegenstande Eigenschaften Sachverhalte Ereignisse Prozesse in ihren strukturellen Beziehungen diskutiert Fragen die spezielle Gegenstandsbereiche der Philosophie betreffen sind zum Beispiel Was ist der Mensch Gibt es einen Gott oder Hat die Welt einen Anfang oder im Bereich der Naturwissenschaften 1 Was ist Materie Was ist die Raumzeit Gibt es emergente Eigenschaften Was ist das Leben oder Was ist der Geist Diese Themen fielen nach traditioneller Stoffgliederung in den Bereich spezielle Metaphysik Bei einigen traditionellen Herangehensweisen steht der Begriff des Seins und sein Verhaltnis zu den einzelnen Entitaten im Vordergrund Bei den Naturwissenschaften ist das Werden von grosser Bedeutung 2 Heute werden in der analytischen Ontologie die Ausdrucke Ontologie und Metaphysik zumeist synonym verwendet In der Informatik werden seit den 1990er Jahren formale Reprasentationssysteme angelehnt an den philosophischen Begriff als Ontologien bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Grundfragen der Ontologie 3 Methodische Ansatze 4 Problem und Begriffsgeschichte 4 1 Alte und neue Ontologie 4 2 Naturwissenschaftliche Ontologie 5 Kritik 5 1 Kritische Beschreibung von Ontologie in der Systemtheorie Niklas Luhmanns 6 Verbindung zu anderen Wissenschaften 7 Entsprechungen in anderen Kulturen 8 Literatur 8 1 Altere und moderne Klassiker 8 2 Systematische Darstellungen und Handbucher 8 3 Zur Geschichte der Ontologie 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer Ausdruck Ontologie scheint in deutscher Sprache zum ersten Mal von Rudolf Goclenius 1547 1628 gebraucht worden zu sein Ungefahr zur gleichen Zeit ist ein Beleg bei Jacob Lorhard 1561 1609 Professor in St Gallen Schweiz 3 Johann Georg Walch 1693 1775 definiert in seinem Werk Philosophisches Lexicon Ontologie bedeutet die Lehre vom Ende Sein und ist eine Benennung womit einige neuere Philosophen die Wissenschaft die vom Ende uberhaupt und dessen Eigenschaften handelt verstanden 4 Walch weist darauf hin dass andere lieber Ontosophie sagen 5 Der Begriff Ontologie wurde zum ersten Mal von Rudolf Goclenius 1613 und von Johannes Clauberg 1656 in seinem eigentlichen Sinne Lehre vom Sein verwendet 6 Rudolf Goclenius trennt Ontologie und Metaphysik Die Ontologie stellt in der klassischen unter anderem auf Christian Wolff zuruckgehenden philosophischen Systematik 7 einen Teil der Metaphysik dar namlich die allgemeine Metaphysik metaphysica generalis im Gegensatz zur speziellen Metaphysik metaphysica specialis die sich mit Gott Naturliche Theologie der Seele Naturliche Psychologie und der Welt Naturliche Kosmologie beschaftigt Mit der speziellen Metaphysik ist der Anspruch verbunden allein auf Vernunftbasis also nicht empirisch bestimmte Bereiche von Entitaten zu untersuchen Die naturliche Theologie steht dabei etwa im Gegensatz zu Formen der Theologie die sich auf die Grundlage von Offenbarungen auf heilige Schriften stutzen die naturliche Kosmologie im Gegensatz zur empirischen Physik Typische Fragen einer speziellen Metaphysik sind etwa die Probleme ob die Welt einen Anfang in der Zeit hat oder ob die Seele unsterblich ist Grundfragen der Ontologie BearbeitenIm Verlauf der Geschichte haben sich verschiedene Phanomene oder Themenbereiche herausgeschalt die Gegenstand philosophischer oder allgemeiner naturwissenschaftlicher Diskussionen sind und die man als Grundfragen der Ontologie bezeichnen kann 8 die Frage nach der Existenz die als Merkmal jedem Seienden zukommt oder als Sein an sich befragt wird das Problem der Totalitat der Einheit in der Vielheit des kausalen Zusammenhangs komplexer Entitaten die Unterscheidung von Dingen Konstrukten Prozessen Zustanden und Ereignissen 1 die dynamische Entwicklung von materiellen Systemen verbunden mit der Dualitat von Sein und Werden 1 die numerische Gleichheit oder Verschiedenheit das Problem der Individuation die Frage nach den Beziehungen oder Relationen oder strukturellen Zusammenhangen das Problem der Identitat oder der Fortdauer und Veranderung uber die Zeit hinweg das Thema der qualitativen Gleichheit und Verschiedenheit die Frage nach dem Allgemeinen oder Besonderen das auch als Universalienproblem bekannt ist Methodische Ansatze BearbeitenMethodisch geht die klassische philosophische Ontologie oft den Weg uber die Sprache in der sie den Niederschlag des Wirklichen und Nichtwirklichen wiederzufinden glaubt Die Frage lautet dann was man Wahres uber das Seiende aussagen pradizieren kann Ontologische Aussagen bedurfen dann einer Begrundung und die Ontologie wird so zu einer Geistes Wissenschaft Diesen Weg den schon Aristoteles in seiner Kategorienschrift gegangen ist beschreiten Theoretiker die ganz unterschiedliche erkenntnistheoretische Grundpositionen einnehmen wie realistische oder konstruktivistische Positionen bezuglich bestimmter Gegenstande Der realistische Ansatz wird historisch unter anderem mit dem Namen Aristoteles verknupft und nimmt an dass die Grundstrukturen der Realitat sich in der Erfahrung prinzipiell verlasslich abbilden und in sprachlicher Form angemessen aussagbar sind Antirealistische auch konstruktivistische Ansatze lehren beispielsweise dass die Grundstrukturen des Seienden nur Projektionen des Denkens uber die Welt sind Wie namlich die Wirklichkeit unabhangig von unserer Erkenntnis von ihr beschaffen ist sei uns entweder nicht zuganglich oder wie radikalere Vertreter dieser Position lehren uberhaupt eine sinnlose Frage da die Welt schlicht jene sei die man konstruiere Hin und wieder werden konstruktivistische Motive etwa auf Gedanken Immanuel Kants zuruckgefuhrt da dieser lehrt dass das Ding an sich unerkennbar sei Obgleich die beiden erkenntnistheoretischen Grundpositionen sich unversohnlich gegenuberstehen kann der beschreibende Inhalt der Ontologie mit beiden Konzepten ubereinstimmen wobei es nach antirealistischer Position nur um die Strukturen geht die man als Vorstellung im Wahrnehmungsprozess erzeugt und nicht zugleich auch um jene die so der Realist unabhangig von einem Beobachter in der Welt vorliegen Fur beide Sichten gilt dass der Ontologe beschreibend deskriptiv vorgeht und nicht versucht zu erklaren warum die Welt ist wie sie ist Das ist dann Thema der speziellen Metaphysik Die naturwissenschaftliche Ontologie geht davon aus dass das Seiende von den empirischen Wissenschaften behandelt wird von der Physik bis zu den Sozialwissenschaften und der Okonomie Eine moderne Ontologie sollte sich daher an den Erkenntnissen dieser Wissenschaften orientieren Diese Ontologie ist sehr allgemein und behandelt diejenigen naturwissenschaftlichen Fragestellungen die uber die Einzelwissenschaften hinausreichen also die gesamte Realitat des Seins und Werdens betreffen Sie kann anhand ihrer Ubereinstimmung mit den Einzelwissenschaften gepruft werden 1 Problem und Begriffsgeschichte BearbeitenObwohl der Begriff Ontologie erst spat in der Geschichte der Philosophie eingefuhrt wurde wird ihr Gegenstand das Seiende als Seiendes bereits in der Antike behandelt Die Philosophie Heraklits um 520 460 v Chr aus Ephesos zur Frage des Werdens und Seins stand im Gegensatz zu den Lehren des Parmenides um 520 460 v Chr aus Elea Wahrend Heraklit die Wandelbarkeit alles Seienden mit seinem Grundsatz Alles fliesst betonte vertrat Parmenides die These Unwandelbarkeit des Seins 9 Fur Aristoteles 384 322 v Chr hat die Metaphysik als Erste Philosophie zugleich die Aufgabe das Seiende rein insofern es ist und die demselben zukommenden Bestimmungen zu betrachten 10 Diese Erste Philosophie bildet einen eigenen Teil seiner Metaphysik Seins und Gotteswissenschaft stehen dabei in einem polaren Zusammenhang Auch in der Philosophie des Thomas von Aquin 1225 1274 steht die Ontologie bereits in expliziterer Form der Lehre vom gottlichen Sein gegenuber die aber nach wie vor zusammen die reine oder allgemeine Metaphysik ausmachen und gemeinsam die Grundlage der ubrigen metaphysisch genannten Disziplinen Kosmologie Psychologie etc darstellen Bei Benedictus Pererius 1535 1610 beginnen sich zu Anfang des 17 Jahrhunderts Seins und Gotteswissenschaft zu verselbstandigen und werden als zwei verschiedene Wissenschaften nebeneinander geordnet Erste Philosophie und allgemeine Wissenschaft auf der einen Metaphysik im Sinne von Theologie auf der anderen Seite Goclenius 1547 1628 unterscheidet die Ontologie als philosophia de ente aufgrund der Beziehung ihres Objekts zur Materie von der scientia transnaturalis als Lehre von Gott und den Engeln 11 Micraelius 1597 1658 bringt diese Spaltung fur die Schulphilosophie des 17 Jahrhunderts exemplarisch zum Ausdruck Er unterteilt die Metaphysik in eine allgemeine in der das Seiende in seinem abstraktesten Sinne und in volliger Indifferenz betrachtet wird und in eine besondere Metaphysik in der das Seiende in jenen Arten von Substanzen betrachtet wird die von jeglicher Materie abgetrennt sind wie es Gott die Engel und die abgetrennte Seele sind 12 Der als erste Philosophie aufgefasste Teil der Metaphysik erscheint bei ihm jetzt als die eigentliche Fortsetzung der metaphysica generalis wahrend die theologia naturalis auf einen Bestandteil der metaphysica specialis reduziert wird Bei Johannes Clauberg 1622 1665 bekommt die Ontologie als metaphysica generalis einen umfassenden Status der in gewisser Weise auch die naturliche Theologie ubergreift Bei Leibniz erscheint diese dann als die Wissenschaft vom Denkbaren ganz allgemein insofern es ein solches ist 13 Die endgultige Spaltung von Ontologie als ubergreifender Metaphysik metaphysica generalis und naturlicher Theologie reduziert auf metaphysica specialis wird schliesslich von Christian Wolff 1679 1754 vollzogen Bei ihm ist die Ontologie als Erste Philosophie die Wissenschaft vom Seienden im Allgemeinen Sie hat die Aufgabe durch begrifflich begrundete Deduktion alle jene Bestimmungen Pradikate zu explizieren die den Seienden als solchen zukommen konnen und die damit von hochster Allgemeinheit sind 14 Kant 1724 1804 kritisiert die Ontologie als eine Disziplin die ihren stolzen Namen unrechtmassig tragt und sich anmasst von Dingen uberhaupt synthetische Erkenntnisse a priori in einer systematischen Doktrin zu geben wahrend doch der Verstand a priori niemals mehr leisten konne als die Form einer moglichen Erfahrung uberhaupt zu antizipieren Deshalb muss der Anspruch der bisherigen Ontologie dem bescheidenen einer blossen Analytik des reinen Verstandes Platz machen 15 Diese Wissenschaft von den allgemeinsten Begriffen und Grundsatzen aller naturlichen und sittlichen Dinge uberhaupt ohne Objekte anzunehmen die gegeben waren beruhrt nicht das Ubersinnliche Sie wird Transzendental Philosophie genannt weil sie Bedingungen und erste Elemente aller unserer Erkenntnis a priori enthalt 16 Fur Hegel 1770 1831 hat zwar die ehemalige Metaphysik durch die kritische Philosophie ihre Endschaft erreicht 17 Da aber ein gebildetes Volk ohne Metaphysik wie ein Tempel ohne Allerheiligstes sei 18 versucht Hegel diese in seiner Seins und Wesenslogik kritisch wiederherzustellen Der vor allem in England und Frankreich verbreitete empiristisch orientierte Materialismus des 17 und 18 Jh weist Wolffs ontologisches System zuruck Fur Ludwig Feuerbach 1804 1872 der den Materialismus in Deutschland als Gegenpol zur spekulativen Philosophie Hegels rezipiert ist der objektiv begrundete Anfang die wahre Basis der Philosophie die Natur 19 Der Versuch das Seiende als solches abzuleiten erscheint ihm erkenntnistheoretisch gesehen undurchfuhrbar Denn das Denken ist aus dem Sein aber das Sein nicht aus dem Denken Sein ist aus sich und durch sich Sein wird nur durch Sein gegeben Sein hat seinen Grund in sich 20 Die zweite Halfte des 19 Jahrhunderts ist grosstenteils durch die Ablehnung von Hegels spekulativ dialektischem System gekennzeichnet Die Ontologie wird mit einem Tabu belegt Dominante Richtungen dieser Zeit sind der Positivismus und die Lebensphilosophie die beide durch den Neukantianismus beeinflusst wurden In der Philosophie des 20 Jahrhunderts erwacht wieder ein gewisses Interesse an der Ontologie In der Neuscholastik Hans Driesch 1867 1941 Erich Becher 1882 1929 und Aloys Wenzl 1887 1967 findet eine Auseinandersetzung mit der von Aristoteles gepragten Thomistischen System Konzeption statt Alte und neue Ontologie Bearbeiten Unter alter Ontologie versteht man die hauptsachlich von Parmenides vertretene Richtung der Philosophie Da diese Lehre das Sein verabsolutierte und das Nichts als undenkbar bezeichnete wird solche Auffassung gern als positivistisch bezeichnet Gegen solche Einstellung ist der Vorwurf des Szientismus erhoben worden Die alte Ontologie ist auf der naturphilosophischen und kosmologischen Uberzeugung der Unwandelbarkeit des Kosmos bzw des Sternenhimmels entstanden siehe Mechanistisches Weltbild 21 Nach Georgi Schischkoff beschrankte die alte Ontologie den Begriff der Realitat auf Materialitat Das zeitlos Allgemeine und Unwandelbare galt in der alten Ontologie als Sein hoherer Ordnung ja als das allein wahre Sein Die neue Ontologie hat einen umfassenderen Realitatsbegriff der sich auf eine Stufenordnung der realen Welt bezieht 9 Nach Nicolai Hartmann hat sich gerade das was einst als Reich der Vollkommenheit galt das Reich der Wesenheiten deren schwache und unvollkommene Abbilder die empirisch wahrnehmbaren Dinge sind als das Reich des unvollstandigen Seins erwiesen das nur in der Abstraktion gebildet werden konnte Dies sei der vielleicht greifbarste Gegensatz zwischen neuer und alter Ontologie 22 Naturwissenschaftliche Ontologie Bearbeiten Einen Ansatz fur eine allgemeine naturwissenschaftliche Ontologie die sich an den Erkenntnissen der Einzelwissenschaften orientiert vermittelt das Modell der emergenten selbstorganisierten Prozesse und Systeme In diesem Modell werden die Prozesse der Welt auf einen einheitlichen Grundprozess abgebildet der vom Urknall uber die Entwicklung des Lebens die Funktionsweise des Gehirns bis hin zu den Prozessen der menschlichen Gesellschaft wirkt Aus Elementen die untereinander Wechselwirkungen haben entstehen von selbst und meist spontan Systeme mit neuen Strukturen Eigenschaften und Fahigkeiten 23 Abhangig vom Anwendungsbereich ist dieses allgemeine Modell auch unter den Bezeichnungen Komplexitatstheorie Evolution Synergetik Holismus Monismus Symbiose Autopoiesis Spontane Sozialordnung und Unsichtbare Hand des Marktes bekannt Kritik BearbeitenKritische Beschreibung von Ontologie in der Systemtheorie Niklas Luhmanns Bearbeiten Auf dem Gebiet der systemtheoretischen Forschung beschaftigte sich Niklas Luhmann mit dem Begriff der Ontologie in dessen historischen und gegenwartigen Kontexten zu einer moglichen Beschreibung der modernen Gesellschaft Dabei wird das Verstandnis von Ontologie auf die fur die Systemtheorie typische Weise mit einer binaren Unterscheidungsstruktur eingegrenzt Als Ontologie wollen wir das Resultat einer Beobachtungsweise bezeichnen die von der Unterscheidung Sein Nichtsein ausgeht und alle anderen Unterscheidungen dieser Unterscheidung nachordnet Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft 24 Luhmann arbeitete entsprechend diesem Zitat mit einem Beobachtungsverfahren das er dem Formenkalkul von Georg Spencer Brown Gesetze der Form entnahm und fur seine eigene Theorie modifizierte Zwei zur Unterscheidung gegebene Werte erfordern die Bezeichnung von einem der beiden wodurch das Ausblenden des jeweiligen anderen erfolgt Der ausgeblendete Wert steht als konstitutive Bedingung des bezeichneten Wertes weiterhin bereit wie z B fur ein Reentry womit der Wiedereintritt einer Unterscheidung in das bereits Unterschiedene gemeint ist Bei der Anwendung dieses Verfahrens auf die ontologische Beobachtung in der Form Sein Nichtsein entsteht eine Paradoxie Das Nichts wird als ein Etwas bezeichnet was nicht ist Dieser Umstand zwingt Folgeoperationen von vorne herein auf die Seite des Seins Das Nichts stellt somit keinen tatsachlichen Eigenwert sondern verhilft dem Sein funktional lediglich zur uneingeschrankten Geltung Operativ ist es deswegen nicht weiter verwendbar denn weder durch dessen Bezeichnung noch dessen Nichtbezeichnung geht etwas verloren Es konsumiert sich sozusagen selbst oder anders gesagt die Reflexion fugt nichts Eigenes zur Wissensherstellung hinzu 25 26 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Luhmann verstand ontologisches Denken weit uber eine geisteswissenschaftliche Bedeutung hinausgehend auch als wesentlichen Bestandteil alltaglicher und gesellschaftlich relevanter Kommunikation In der historischen Entwicklung sah er einen Umbruch der Gesellschaft von einer stratifikatorischen Differenzierung zu einer funktionalen Differenzierung 27 Im Zuge einer Analyse sich wandelnder gesellschaftlicher Semantik Selbstbeschreibung und der damit verbundenen Bewegung von universialistischen zu relativistischen Sehweisen gelangte er zur Auffassung der Notwendigkeit das ontologische Schema durch neue Begrifflichkeiten die des Beobachters und dem der Beobachtung zu ersetzen 28 Jetzt wird die Unterscheidung Sein Nichtsein als fundierende Unterscheidung primary distinction ersetzt und zwar ontologisch vollig unplausibel ersetzt durch die Unterscheidung von innen und aussen oder Selbstreferenz und Fremdreferenz des Beobachters Denn erst muss nach der neuen Version ein Beobachter erzeugt sein bevor er die Unterscheidung Sein Nichtsein anwenden kann Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft Seite 911 So gesehen ware in einer modernen Gesellschaft keine konkurrenzlose Wahrheit mehr erreichbar Wahrend in den vormodernen Gesellschaften mit ihrer Stande oder Kastenordnung eine stabile Systemkonsistenz mit zuverlassigen Machtverhaltnissen z B durch Anerkennung des Geburtsadels gewahrleistet war wird nun in jedem Teilsystem eine eigene Leitunterscheidung Code 29 erzeugt z B in der Wirtschaft mit der Differenz bezahlen nicht bezahlen 30 in der Politik Macht Opposition 31 oder in der Wissenschaft Wahrheit Unwahrheit 32 Aber auch in der systemtheoretischen Beschreibung von Sinn 33 wird deutlich wie Luhmann mit konstruktivistischen Argumenten ontologische Geltungsanspruche in Frage stellt Es ist eine Selbstillusionierung sinnkonstituierender Systeme wenn sie meinen zeituberdauernde Identitaten habe es immer schon gegeben und werde es weiterhin geben und man konne sich daher auf sie wie auf Vorhandenes beziehen Alle Orientierung ist Konstruktion ist von Moment zu Moment reaktualisierte Unterscheidung Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft Seite 44 45 Hierbei konfrontiert er die Moglichkeit einer ontologischen Seins Setzung mit deren Umdeutung in prozessual erzeugte und zeitlich bedingte Operationen deren Fortbestand nur noch durch autopoietische Systembildungen gewahrleistet und durch im System erzeugte Rekursionen fortgesetzt werden konnen Auch Systeme selbst konnen nicht aus sich heraus bestehen sondern nur aus operativen Unterscheidungen wie System Umwelt 34 Verbindung zu anderen Wissenschaften BearbeitenDie Philosophie versteht unter Ontologie die Grundstrukturen der Wirklichkeit und nimmt dabei in Anspruch ein allgemeingultiges Werkzeug bereitzustellen um die Welt verstehen zu konnen Es ist also verstandlich dass der Begriff Ontologie oder Synonyme dieses Begriffs in anderen Wissenschaften ebenfalls verwendet werden Etabliert hat sich der Begriff Ontologie in der Informatik und dort z B in den Gebieten Semantic Web und Verstehen naturlicher Sprache In anderen Wissenschaften ist der Begriff Ontologie weniger stark etabliert wird aber dennoch gelegentlich verwendet z B in Sprachwissenschaft Literaturwissenschaft Psychologie 35 36 und Mathematik Im Unterschied zur Philosophie bezieht sich der Ontologiebegriff dann aber auf ein begrenztes Themengebiet oder ein spezifisches Subjekt oder Objekt Der Plural Ontologien wird in der Philosophie fur die Ontologien verschiedener Philosophen verwendet von denen in der Regel jede fur sich aber Allgemeingultigkeit beansprucht In den anderen Wissenschaften dagegen bezieht sich der Plural Ontologien auf verschiedene Ausschnitte der Wirklichkeit Z B verschiedene Wissensgebiete verschiedene Personen und deren jeweiliges Weltbild Inhaltlich besteht eine begriffliche Nahe der Ontologie zur Systemtheorie und zur Kybernetik die sich ebenfalls mit Strukturen der Wirklichkeit beschaftigen wenn auch starker mit deren quantitativen Aspekten und dynamischen Prozessen Auch das mathematische Gebiet der Formalen Begriffsanalyse beschaftigt sich mit dem Ordnen von Gegenstanden und ihren Merkmalen in einer Struktur Ontologien im Sinne der Informatik lassen sich mit den Mitteln der Formalen Begriffsanalyse aus der Mathematik formal beschreiben Entsprechungen in anderen Kulturen BearbeitenDer Ansatz der asiatischen Philosophie die Wirklichkeit mit einer gedanklichen Grundstruktur zu unterlegen unterscheidet sich stark von der westlichen Ontologie Er richtet sich starker an Beziehungen Prozessen und Kreislaufen aus und stellt Dinge und ihre Eigenschaften als verganglich in den Hintergrund Ob dieser Ansatz ebenfalls unter den Oberbegriff Ontologie gefasst werden soll ist umstritten Pro wird argumentiert dass es ebenfalls darum geht die Wirklichkeit durch eine gedankliche Grundstruktur greifbar zu machen Kontra wird argumentiert dass der Begriff Ontologie aus dem Griechischen stammt und damit fest mit der westlichen Philosophie und deren Vorstellungen verknupft ist Auch wird die asiatische Philosophie haufig gleichgesetzt mit der Form in der sich in westlichen esoterischen Kreisen auf sie bezogen wird Zu den Grundstrukturen ostlicher Philosophie siehe Wuji Yin und Yang Wu wei Funf Elemente Lehre Daodejing Laozi und mit Einschrankungen auch die Acht Trigramme Allerdings wird die Konzentration auf Dinge und Eigenschaften durchaus auch in Zweigen der abendlandischen Philosophie kritisiert Siehe hierzu Prozessphilosophie Vermutlich finden sich auch in weiteren Kulturen Grundstrukturen der Erkenntnis bei denen man daruber diskutieren kann ob sie eine Ontologie darstellen und die sich dabei deutlich vom abendlandischen Ontologie Verstandnis unterscheiden Literatur BearbeitenSiehe auch Literatur zu Metaphysik Altere und moderne Klassiker Bearbeiten Thomas von Aquin Uber Seiendes und Wesenheit De ente et essentia Lateinisch Deutsch mit Einleitung Ubersetzung und Kommentar herausgegeben von Horst Seidl Meiner Hamburg 1988 ISBN 3 7873 0771 0 Ernst Bloch Tubinger Einleitung in die Philosophie Suhrkamp Frankfurt am Main neue erweiterte Ausgabe 1970 DNB 456137513 identisch mit Gesamtausgabe Band 13 Georg Lukacs Ontologie Marx Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins Die Ontologischen Grundprinzipien bei Marx 1972 DNB 730293432 Heinrich Rombach Strukturontologie Eine Phanomenologie der Freiheit 2 unveranderte Auflage Freiburg i Br Munchen 1988 ISBN 3 495 47637 7 Systematische Darstellungen und Handbucher Bearbeiten Artikel Ontologie in Ritter Grunder Gabriel Hrsg HWPh Hans Jorg Sandkuhler Hrsg Enzyklopadie Philosophie Hans Jorg Sandkuhler Hrsg Europaische Enzyklopadie zu Philosophie und Wissenschaften David Malet Armstrong Universals an opinionated introduction Westview 1989 ISBN 0 8133 0772 4 Zugleich eine sehr klare Einfuhrung in Grundprobleme der systematischen Ontologie Hans Burkhardt Barry Smith Hrsg Handbook of Metaphysics and Ontology Philosophica Analytica Munchen 1991 ISBN 3 88405 080 X Jan Faye Uwe Scheffler Max Urchs Things Facts and Events Rodopi 2000 ISBN 90 420 1533 0 Reinhardt Grossmann Die Existenz der Welt Eine Einfuhrung in die Ontologie 2 Auflage ontos Frankfurt 2004 ISBN 3 937202 38 2 John Heil From an ontological point of view Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 0 19 925974 7 Michael Loux Metaphysics A Contemporary Introduction 3 Auflage London 2006 E J Lowe A Survey of Metaphysics Oxford 2002 Uwe Meixner Einfuhrung in die Ontologie Wissenschaftl Buchges Darmstadt 2004 ISBN 3 534 15458 4 Edmund Runggaldier Christian Kanzian Grundprobleme der analytischen Ontologie Schoningh Paderborn 1998 ISBN 3 506 99493 X Benjamin Schnieder Substanzen und ihre Eigenschaften Eine Studie zur analytischen Ontologie de Gruyter Berlin 2004 ISBN 3 11 018155 X Erwin Tegtmeier Grundzuge einer kategorialen Ontologie Dinge Eigenschaften Beziehungen Sachverhalte Alber Freiburg Munchen 1992 ISBN 3 495 47722 5 Jan Urbich Jorg Zimmer Hg Handbuch Ontologie Metzler Stuttgart 2020 ISBN 978 3 476 04637 6 Bela Weissmahr Ontologie 2 Auflage Kohlhammer Stuttgart 1991 ISBN 3 17 011775 0 Zur Geschichte der Ontologie Bearbeiten Kevin Mulligan A History of Early Analytic Metaphysics In Steven D Hales Hrsg Analytic Philosophy Classic Readings Wadsworth Thomson Learning Belmont Cal 2002 ISBN 0 534 51277 1 S 83 ff Walter Pagel Paracelsus van Helmont Virchow und die Wandlungen im ontologischen Krankheitsbegriff In Virchows Archiv fur pathologische Anatomie Band 363 1974 S 183 211 Weblinks Bearbeiten Commons Ontology Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Ontologie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Carl Braig Vom Sein Abriss der Ontologie Freiburg i Br Herder 1896 Klassische Darstellung des auch als Lehrer Heideggers bekannten Fundamentaltheologen Rudolf Carnap Empiricism Semantics and Ontology PDF 97 kB In Revue Internationale de Philosophie 4 1950 S 20 40 Reprinted in the Supplement to Meaning and Necessity A Study in Semantics and Modal Logic enlarged edition University of Chicago Press 1956 Arkadius Chrudzimski Quine Meinong und Aristoteles Zwei Dimensionen der ontologischen Verpflichtung PDF 128 kB Metaphysica 4 1 2003 39 68 Raul Corazzon Ontology A resource guide for philosophers historische und systematische Materialien insb teils kommentierte Auswahlbibliographien engl Richard Heinrich Ontologie Vorlesungsmaterialien Wien WS 02 3 Thomas Hofweber Logic and Ontology In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy 2004 David Kellogg Lewis Against Structural Universals PDF 3 3 MB Australasian Journal of Philosophy 64 1 1986 25 42 E J Lowe Recent Advances in Metaphysics Keynote auf der International Conference on Formal Ontology in Information Systems Ogunquit Maine Oktober 2001 David Manley Introduction A guided tour of metametaphysics In David Chalmers David Manley Ryan Wasserman Hrsg Metametaphysics New Essays on the Foundations of Ontology Oxford University Press Oxford 2009 ISBN 978 0 19 954600 8 S 1 37 umich edu PDF abgerufen am 27 November 2015 Uwe Meixner Von der Wissenschaft der Ontologie PDF 2 5 MB LOGOS N F I 1994 375 399 Barry Smith On Substances Accidents and Universals In Defence of a Constituent Ontology PDF 153 kB In Philosophical Papers 27 1997 S 105 127 John Symons A Sketch of the History and Methodology of Ontology in the Analytic Tradition Memento vom 5 Februar 2009 im Internet Archive Ms Texas 2008 Daniel von Wachter Dinge und Eigenschaften Versuch zur Ontologie Verlag Roll Dettelbach 2000 ISBN 3 89754 168 8 Als PDF Datei zum Herunterladen Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Mario Bunge Martin Mahner Uber die Natur der Dinge Hirzel 2004 I Prigogine Vom Sein zum Werden Piper 1992 Jacobus Lorhardus Theatrum philosophicum Ogdoas Scholastica continens Diagraphen Typicam artium Grammatices Latinae Graecae Logices Rhetorices Astronomices Ethices Physices Metaphysices seu Ontologiae 1 A Sangalli 1606 hier 2 A Basel vgl Joseph S Freedman Deutsche Schulphilosophie im Reformationszeitalter 1500 1650 Ein Handbuch fur den Hochschulunterricht Munster MAKS 1985 Jean Francois Courtine Suarez et le systeme de la metaphysique Paris Presses Universitaires de France 1990 410 n 6 l c s v Ontologie 1 A 1726 2 A 1733 ND dieser Thoemmes 2001 l c s v Ontologie 1 A 1726 2 A 1733 ND dieser Thoemmes 2001 mit Verweis auf Chauvin lexic philosoph 459 ed 2 und Joh Clauberg oper philos 277 Artikel Ontologie In Georg Klaus Manfred Buhr Hrsg Philosophisches Worterbuch 11 Auflage Leipzig 1975 Zur Herausbildung einer Unterscheidung in der Verwendung von Metaphysik und Ontologie vgl Elisabeth Maria Rompe Die Trennung von Ontologie und Metaphysik Der Ablosungsprozess seine Motivierung bei Benedictus Pererius und anderen Denkern des 16 und 17 Jahrhunderts Universitat Bonn Bonn 1968 Diss 1967 Erwin Tegtmeier Einleitung Ontologie Texte Alber Munchen 2000 17 a b Georgi Schischkoff Hrsg Philosophisches Worterbuch 14 Auflage Alfred Kroner Stuttgart 1982 ISBN 3 520 01321 5 a zu Lexikon Stw Sein S 628 b zu Lexikon Stw Ontologie S 503 f Aristoteles Met 1003a Goclenius Lexicon philosophicum 1613 S 16 Micraelius Lexicon Philosophicum 1653 S 654 G W Leibniz Opuscules et fragments inedits Hildesheim 1966 S 511 Christian Wolff Philosophia prima sive Ontologia Methodo scientifica pertracta qua omnis cognitionis humanae principia continentur Frankfurt Leipzig 1730 1736 1 Kant KrV B 303 A 246 Kant Preisschrift uber die Fortschritte der Metaphysik In Gesammelte Werke Akademie Textausgabe Berlin 1968 Band 20 S 260 Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften Heidelberg 1975 1817 18 Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften Heidelberg 1975 1817 S 4 Ludwig Feuerbach Einige Bemerkungen uber den Anfang der Philosophie von Dr J F Reiff In Ludwig Feuerbach Werke in sechs Banden Fft M Band 3 S 133 Ludwig Feuerbach Vorlaufige Thesen zur Reform der Philosophie In Ludwig Feuerbach Kleine philosophische Schriften 1842 1845 Herausgegeben von Max Gustav Lange Leipzig Felix Meiner 1950 S 73 Jurgen Habermas Erkenntnis und Interesse In Technik und Wissenschaft als Ideologie Edition 287 1 Auflage Suhrkamp Frankfurt 1968 1965 Merkur S 147 f Nicolai Hartmann Neue Wege der Ontologie In Systemat Philos 3 Auflage 1949 Gunter Dedie Die Kraft der Naturgesetze Emergenz und kollektive Fahigkeiten von den Elementarteilchen bis zur menschlichen Gesellschaft 2 Aufl tredition 2015 Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft Band 2 Suhrkamp 1998 ISBN 3 518 28960 8 S 895 Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft 10 Auflage Band 2 Suhrkamp Verlag 1998 ISBN 3 518 28960 8 S 898 William Rasch Ontologien der Moderne Luhmanns Ontologie Hrsg Rene John Jana Ruckert John Elena Esposito Springer VS 2012 ISBN 978 3 531 18022 9 S 39 Link Universitat Munster Theorien der Fruhen Neuzeit Verantwortlich Prof Dr Barbara Stollberg Rilinger 2003 abgerufen am 4 April 2019 Niklas Luhmann Einfuhrung in die Systemtheorie Hrsg Dirk Baecker 7 Auflage Carl Auer Verlag 2002 ISBN 3 89670 839 2 S 137 Andreas Kott Systemtheorie und Religion Mit einer Religionstypologie im Anschluss an Niklas Luhmann Binarer Code und symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium Konigshausen amp Neumann 2003 ISBN 3 8260 2575 X S 90 Niklas Luhmann Die Wirtschaft der Gesellschaft Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 28752 4 Niklas Luhman Die Politik der Gesellschaft Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 518 29182 3 Niklas Luhmann Die Wissenschaft der Gesellschaft Frankfurt am Main 1990 ISBN 3 518 28601 3 Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft Kapitel 1 III Sinn S 44 60 Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft IV Die Unterscheidung von System und Umwelt 10 Auflage Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1997 S 65 66 67 Thomas Bernhard Seiler Evolution des Wissens Band I Evolution der Erkenntnisstrukturen 2012 ISBN 978 3 643 11376 4 Thomas Bernhard Seiler Evolution des Wissens Band II Evolution der Begriffe 2012 ISBN 978 3 643 11377 1 Normdaten Sachbegriff GND 4075660 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ontologie amp oldid 230878000