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Das Universalienproblem auch Universalienstreit Universalienfrage Nominalismusstreit selten auch Realienstreit ist eines der zentralen Themen der Philosophie und betrifft die Frage ob es ein Allgemeines wirklich gibt oder ob Allgemeinbegriffe menschliche Konstruktionen sind Als Universalien werden Allgemeinbegriffe wie beispielsweise Mensch und Menschheit oder mathematische Entitaten wie Zahl Relation und Klasse bezeichnet Ein Allgemeinbegriff bezieht sich auf Merkmale die mehrere Gegenstande gemeinsam haben etwa deren rote Farbe oder erfasst eine gemeinsame Gattung von Individuen wie etwa Lebewesen In der Philosophie wird seit der Antike eine grundlegende Diskussion daruber gefuhrt ob Universalien eine ontologische Existenz beigemessen werden kann Realismus oder ob es sich um rein verstandesmassige Begriffsbildungen handelt Nominalismus Diese Kontroverse fand in der mittelalterlichen Scholastik einen Hohepunkt und reicht bis in die Gegenwart Inhaltsverzeichnis 1 Grundproblem 2 Begriff der Universalien 3 Ideenlehre in der Antike 4 Scholastik 4 1 Starker Realismus 4 2 Starker Nominalismus 4 3 Konzeptualismus 4 4 Gemassigter Realismus 4 5 Natura Communis bei Duns Scotus 4 6 Semantischer Nominalismus 5 Neuzeit 5 1 Thomas Hobbes und John Locke 5 2 George Berkeley und David Hume 5 3 Rationalisten 5 4 Kant und der deutsche Idealismus 5 5 19 Jahrhundert 6 Moderne 6 1 Realistische Positionen der Moderne 6 1 1 Charles Peirce 6 1 2 Edmund Husserl 6 1 3 Nicolai Hartmann 6 1 4 Bertrand Russell 6 1 5 Theodor W Adorno 6 1 6 Gegenwartsphilosophie 6 2 Nominalistische Positionen der Moderne 6 2 1 Analytische Sprachphilosophie 6 2 1 1 Ludwig Wittgenstein 6 2 1 2 W V O Quine 6 2 1 3 Peter Strawson Nelson Goodman 6 2 2 Vilem Flusser 6 3 Philosophie der Mathematik 6 4 Theologische Positionen in der orthodoxen Theologie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundproblem BearbeitenBegriffe haben die Funktion Gegenstande Vorgange oder Eigenschaften zu kennzeichnen Sie tragen eine Bedeutung und jedermann wird anerkennen dass der Satz Die Rose ist rot auf Wahrheit uberpruft werden kann also sinnvoll ist Sowohl Rose als auch ist rot sogenannte Pradikatsausdrucke konnen auf mehrere Gegenstande bezogen werden Allgemeine Anwendbarkeit gilt fur alle Begriffe mit Ausnahme von Namen die ein Besonderes ein Individuum vom Allgemeinen unterscheiden sollen Wer an die Herstellung eines Tellers denkt kann sich einen Gegenstand aus Porzellan Keramik Holz Glas oder Metall vorstellen Der Gegenstand kann kreisformig eckig oder oval sein Diese Merkmale bestimmen die konkrete Gestalt eines singularen Tellers Um einen Teller produzieren zu konnen muss aber vorher schon die Vorstellung von der Funktion und den Prinzipien eines Tellers vorhanden sein Die Idee vom Wesen eines Tellers muss bekannt sein Ausgangspunkt der Debatte uber die Universalien ist die Ideenlehre Platons der z B im Phaidon die These vertrat dass Ideen eine eigenstandige Existenz haben Als Universalien wurden im Lauf der Auseinandersetzungen sehr unterschiedliche gedankliche Prinzipien gekennzeichnet Neben den angesprochenen Ideen Platons waren das vor allem Regeln Tugenden Transzendentalien Kategorien oder Werte Die Position die von der Existenz solcher abstrakter Entitaten ausgeht wird Realismus genannt Es handelt sich dabei wohlverstanden um den sogenannten semantischen Realismus dessen Bedeutung in einem gewissen Sinn derjenigen des ontologischen Realismus entgegengesetzt ist vgl Realismus Die Vertreter der Gegenposition des Nominalismus lateinisch nomen Name sind der grundsatzlichen Auffassung dass alle Allgemeinbegriffe gedankliche Abstraktionen sind die als Bezeichnungen von Menschen gebildet werden Sie wurden nicht von der Idee eines Tellers reden sondern den Begriff Teller als Namen fur eine Gruppe von Gegenstanden auffassen Realitat kommt nach Auffassung von Nominalisten nur den Einzeldingen zu Da der Nominalismus der historisch neuere Standpunkt ist entstand im Mittelalter dafur die Bezeichnung Via moderna wahrend die entgegengesetzte Position Via antiqua genannt wird Im christlichen und islamischen Monotheismus des Mittelalters spitzte sich das Universalienproblem zu Dabei handelte es sich nicht um eine vom Alltag losgeloste rein philosophische Problematik sondern es ging um sehr konkrete Fragen der Machtkonzentration und ihrer Legitimierung wenn zum Beispiel uber die Einheit der Dreifaltigkeit diskutiert wurde Wenn Verallgemeinerungen wirklich sind haben sie eine viel grossere Autoritat als wenn sie von Interpretationen abhangen Die zunehmende Abkehr vom Realismus im Lauf des Spatmittelalters bedeutete zugleich eine Emanzipation von Autoritaten die das Gottliche fur sich in Anspruch nahmen In diesem Sinne forderte der Nominalismus die Naturwissenschaften und den sakularen Staat Das Grundproblem wird in abgewandelter Form auch in der Gegenwart erortert So beschaftigt sich die Sprachphilosophie mit der Frage ob Eigenschaften Rote und Klassen Lebewesen eigenstandig existieren In der Philosophie der Mathematik wird daruber diskutiert ob logische Klassen Zahlen Funktionen eine eigenstandige Existenz haben was im Platonismus beziehungsweise im semantischen Realismus bejaht wird Abgelehnt wird diese Sicht von Vertretern der konstruktiven Mathematik und des Intuitionismus Wahrend Charles S Peirce Edmund Husserl Bertrand Russell und in der jungeren Zeit David Armstrong einen Universalienrealismus vertraten zahlen Ludwig Wittgenstein Rudolf Carnap Willard Van Orman Quine Peter Strawson Nelson Goodman oder Wilfrid Sellars zu den Vertretern eines Nominalismus Der zeitgenossische Soziologe Pierre Bourdieu nimmt Aspekte des Realismus und des Nominalismus in seine Theorie auf und versucht beide Anschauungen miteinander zu verbinden Begriff der Universalien BearbeitenSchon die Bestimmung des Begriffs der Universalien ist problematisch Universalien konnen Sammelbegriffe sein mit denen Arten oder Gattungen bezeichnet werden sie konnen fur Eigenschaften wie z B Rundheit stehen oder sie konnen eine Beziehung Verwandtschaft Kausalbeziehungen raumliche oder zeitliche Beziehungen ausdrucken Allgemeinbegriffe wie Rote oder Lebewesen beziehen sich auf mehrere Gegenstande Sie sind im Gegensatz zu Einzeldingen Partikularien wiederholbar und mehrfach realisierbar Handelt es sich um Eigenschaften konnen sie manchen Gegenstanden dauerhaft oder nur zeitlich begrenzt zukommen oder bei anderen Gegenstanden ganz fehlen Akzidenzien Sie werden mehreren Gegenstanden zu Recht oder zu Unrecht zugeschrieben Sollen mathematische Grossen wie zum Beispiel die Zahl Pi mit erfasst werden ist es besser von abstrakten Gegenstanden zu sprechen Andere Bezeichnungen fur Universalien sind Formen Ideen z B bei Platon oder Begriffe vor allem seit Gottlob Frege in der analytischen Philosophie Kriterien fur Universalien Zeitunabhangigkeit reine Begrifflichkeit fehlende Wahrnehmbarkeit fehlende kausale WirkungKeines der Kriterien reicht alleine um Universalien zu bestimmen Ob auf einzelne Kriterien verzichtet werden kann ist nicht eindeutig geklart Dabei gibt es Begriffe die mehrere Elemente einer Klasse bezeichnen Mensch und solche die der Bezeichnung einer Klasse selbst dienen Menschheit Die Begriffe Mensch wie Menschheit aber auch Gerechtigkeit oder die Menge der geraden Zahlen sind ohne konkrete Bezugnahme dieser Mensch die Menschheit zu jenem Zeitpunkt zeitunabhangig rein begrifflich nicht wahrnehmbar und auch nicht kausal Das unterschiedliche Verstandnis des Universalienbegriffs kommt bereits in den Begriffsbestimmungen der verschiedenen Anschauungen zum Ausdruck die nachfolgend dargestellt werden Thomas von Aquin Realismus Wenn ein Ding von dem her benannt wird was ihm und vielen gemeinsam ist dann sagt man dass ein solcher Name ein Universale bezeichnet denn der Name bezeichnet so eine vielen Dingen gemeinsame Natur oder Disposition 1 Johannes Duns Scotus Konzeptualismus Universalien steht fur dreierlei a fur eine Zweitintention die eine gedankliche Beziehung des Pradizierbaren zu dem ist wovon es pradizierbar ist Es ist diese Beziehung die das Wort Universale konkret und Universalitat abstrakt bezeichnet Ferner steht Universale fur das was von jener Zweitintention her benannt wird also fur irgendeine Erstintention da Zweitintentionen auf Erstintentionen angewandt werden So nun kann es fur etwas Doppeltes stehen b fur den indirekten und c fur den direkten Anwendungsfall dieser Zweitintention Auf die erste Weise wird die Natur an und fur sich Universale genannt da sie nicht von sich her individuiert ist und es ihr dabei nicht widerstreitet von vielen ausgesagt zu werden Auf die zweite Weise ist Universale nur das was auch aktuell und unbestimmt ist so dass ein einzelner Begriff von jedem Einzelding aussagbar ist und das ist das Universale im eigentlichen Sinn des Wortes 2 Wilhelm von Ockham Nominalismus Jedes Universale ist ein Einzelding und daher nur von bezeichnungswegen ein Universale 3 Pierre d Ailly Nominalismus Da es ein Universale nicht dem Sein nach sondern der Reprasentation nach gibt ist recht verstanden ein Allgemeinbegriff was von der Seele gebildet und mehreren Dingen in dem Sinn gemeinsam ist dass es sie gemeinsam vorstellig macht 4 Die Frage der Universalien kann theoretisch unter verschiedenen Aspekten betrachtet werden 5 logisch Sind im wissenschaftlichen Diskurs alle Dinge durch Individuenvariablen auszudrucken oder gibt es Grossen die nicht in Einzeldinge zu gliedern sind und doch Allgemeines ausdrucken semantisch Benennen Allgemeinbegriffe als Zeichen etwas was es in den Einzeldingen nicht gibt ontologisch Gibt es in der Wirklichkeit nur Einzelseiendes oder hat auch Allgemeines eine eigene Existenz erkenntnistheoretisch Beruhen Erkenntnis und Wissen die auf Allgemeinheit und Notwendigkeit ausgerichtet sind auf einem Erfassen von Realitatsstrukturen oder auf der Zusammenfuhrung von Einzeldingen nach den Regeln der Logik und Grammatik Ideenlehre in der Antike Bearbeiten nbsp Schaubild Urbild AbbildEines der Kernthemen der Philosophie Platons ist das Verhaltnis der sogenannten Ideen ideai zu den empirischen Gegenstanden und den Handlungen der Menschen In den Platonischen Dialogen fragt Sokrates nach dem was gerecht tapfer fromm gut usw ist Die Beantwortung dieser Fragen setzt die Existenz der Ideen die in den Allgemeinbegriffen ausgedruckt werden voraus Die Idee ist das was in allen Gegenstanden oder Handlungen dasselbe bleibt so sehr sich diese auch voneinander unterscheiden mogen Sie ist die Form eidos oder das Wesen ousia der Dinge Die Ideen sind das Urbild paradeigma aller Dinge Sie sind unveranderlich und den Einzeldingen vorgeordnet universale ante rem die an ihnen nur teilhaben methexis Nur sie sind im wahren Sinn des Wortes seiend Die sichtbaren Einzeldinge stellen nur mehr oder minder vollkommene Abbilder der Ideen dar Einzeldinge entstehen verandern sich und vergehen Ihr Ort ist zwischen Sein und Nicht Sein Gegenuber seinen fruhen und mittleren Schriften hat Platon seine Ansicht in den Spatschriften Parmenides relativiert und auf Probleme der Ideenlehre hingewiesen Aristoteles milderte in seiner Metaphysik den idealistischen Ansatz Platons mit einer neuen Abstraktionslehre ab Er vertrat aber ebenso einen Universalienrealismus Auch er hielt Erkenntnis nur fur moglich wenn das Allgemeine katholou Existenz on he on hat Diese Existenz war fur ihn jedoch nicht unabhangig von den Einzeldingen Universalien sind nichts Abgetrenntes chorismos Allgemeines gibt es nur wenn auch Einzeldinge existieren Das Allgemeine entsteht wenn sich aus vielen durch Erfahrung gewonnene Gedanken eine allgemeine Auffassung uber Ahnlichkeit bildet Met I 1 981 a 5 5 Das Allgemeine ist eine Abstraktion etwas aus den Einzeldingen Abgezogenes Damit hat das Sein der Einzeldinge Prioritat vor dem Allgemeinen In den Kategorien fasste Aristoteles Universalien als zweite Substanz Sie kennzeichnen das Wesen eidos eines Einzeldings einer ersten Substanz ousia Ideen und das Sein der wahrgenommenen Gegenstande fallen in den Objekten noch zusammen universale in re und werden erst durch intellektuelle Akte von ihnen getrennt Gegen Platons Lehre vom unabhangigen Sein der Ideen wandte Aristoteles ein insb Met XIII 6 9 siehe auch Chorismos 6 dass die platonischen Ideen keine Bewegung erklaren konnen weil sie unveranderlich sind die Vorstellung einer eigenstandigen Existenz der Ideen zu einer unnotigen Verdopplung der Gegenstande in der Welt fuhrt fur die Bestimmung der Ahnlichkeit der Idee Mensch mit einem individuellen Menschen ein anderer Mensch als Vergleichsmassstab benotigt wird Argument des dritten Menschen fur den als Massstab wiederum ein weiterer Mensch erforderlich ist und so fort sodass ein unendlicher Regress entsteht Der neuplatonische Philosoph Porphyrios verfasste im 3 Jahrhundert eine Einfuhrung zur Kategorienlehre des Aristoteles in griechischer Sprache mit dem Titel Isagoge Darin erklart er auch die aristotelischen Pradikabilien die Art und Weise uber etwas zu sprechen Die von Boethius angefertigte ausfuhrlich kommentierte lateinische Ubersetzung dieser Schrift wurde wahrend des gesamten Mittelalters gelesen und war eine Voraussetzung fur die Diskussion des Universalienproblems in der scholastischen Philosophie Darin heisst es Buch I 2 Kommentar Was nun die genera Gattungen und species Arten betrifft so werde ich uber die Frage ob sie subsistieren oder ob sie bloss allein im Intellekt existieren ferner falls sie subsistieren ob sie korperlich oder unkorperlich sind und ob sie getrennt von den Sinnendingen oder nur in den Sinnendingen und an diesen bestehend sind es vermeiden mich zu aussern denn eine Aufgabe wie diese ist sehr hoch und bedarf einer eingehenden Untersuchung Scholastik BearbeitenStarker Realismus Bearbeiten In der Fruhscholastik findet sich zunachst die Position des Universalienrealismus da der Neuplatonismus der Spatantike 5 Jahrhundert die vorherrschende philosophische Grundlage war Dieser Weg fuhrte uber Boethius und vor allem uber Augustinus der die Ideen als Gedanken Gottes vor der Schopfung ansah Erster prominenter Vertreter eines radikalen Realismus war im 9 Jahrhundert Eriugena fur den die Universalien geistige Wesenheiten waren die den Einzeldingen in der Entstehung vorausgingen Aufgrund der hierarchischen Gliederung von den Einzeldingen uber die Art species bis zur Gattung genus der die Art inharent sei nahm Eriugena an dass es am Ende nur eine Substanz in der Welt gebe eine pantheistische Weltsicht Einen ahnlich konsequenten Realismus vertraten im 11 Jahrhundert auch Anselm von Canterbury und Wilhelm von Champeaux Da jeder Substanz Akzidenzien zugeordnet wurden musste Individualitat aus den verschiedenen Akzidenzien hervorgehen Das Universale wurde auf eine einzige identische Substanz zuruckgefuhrt Daraus wiederum ergab sich logisch die Indifferenz des Universalen Diese Indifferenztheorie Wilhelms wirkte noch Generationen spater nach Starker Nominalismus Bearbeiten Als einer der Begrunder des extremen Nominalismus gilt Roscelin Seine Auffassung ist uberwiegend durch seine Kritiker uberliefert Danach existieren nur Gegenstande die mit den Sinnesorganen wahrgenommen werden konnen Sie sind besonders partikular und unteilbar individuell Begriffe dagegen die von den Realisten als eigentlich existierend angesehen werden seien lediglich Bezeichnungen flatus vocis von der Stimme erzeugter Lufthauch und als solche nur Schall und Rauch Dazu gehoren nach Anselm von Canterburys Kritik des Nominalismus die Farbe und die Weisheit die vom Korper beziehungsweise von der Seele abstrahiert werden Die Relationen zwischen den Dingen bestehen nach nominalistischer Auffassung durch die Dinge selbst Nichts besteht aus Teilen Deshalb gibt es keine Species Also sind Universalien nicht real und Logik ist nur eine Wortkunst ars vocalis Eine Schlussfolgerung war dass die Dreieinigkeit lediglich ein Begriff sei der ein Aggregat von drei Substanzen bezeichne Dieser Tritheismus war eine eindeutig haretische Auffassung die Roscelin auf einer Synode in Soissons 1092 auf Anselms Betreiben widerrufen musste Roscelins Standpunkt wird auch Vokalismus genannt Konzeptualismus Bearbeiten Im Universalienstreit hatte Abaelard 1079 1142 die kontraren Positionen bei seinen Lehrern kennen gelernt zunachst den radikalen Nominalismus bei Roscelinus und danach den entschiedenen Realismus bei Wilhelm von Champeaux Abaelard ruckte bei seiner Untersuchung dieser Frage in seinen Schriften Logica Ingredientibus und Logica Nostrorum Petitioni Sociorum neben dem rein ontologischen Aspekt auch die sprachlogische Perspektive in den Vordergrund Zunachst kritisierte er die vorhandenen Argumente 7 Fur ihn konnten die Universalien nicht eine je einheitliche Entitat sein weil sie nicht verschiedenen getrennten Dingen zugleich innewohnen konnten Auch konnte das Universale nicht etwas Zusammengefasstes sein weil jedes Einzelne dann das Ganze enthalten musse Ebenso wies er die These zuruck Universalien seien zugleich individuell und universell da der Begriff der Individualitat als Eigenschaft des Universellen durch sich selbst widerspruchlich definiert werde So konnten z B Begriffe wie Lebewesen nicht existieren weil diese nicht zugleich vernunftbegabt Mensch und nicht vernunftbegabt Tiere sein konnten Da die Argumente fur die Realitat der Allgemeinbegriffe nicht zu einem haltbaren Ergebnis fuhrten Wilhelm von Champeaux musste sich verargert korrigieren schloss Abaelard dass die Universalien Worter voces sind die vom Menschen zur Bezeichnung festgelegt werden Soweit sie sich auf sinnlich konkret Wahrnehmbares beziehen sah Abaelard in ihnen nur Benennungen also uneigentliche Universalien appellatio Soweit sie sich auf sinnlich nicht Wahrgenommenes beziehen handele es sich um echte Allgemeinbegriffe significatio Solche Begriffe wurden vom Menschen konzipiert um das Gemeinsame und nicht Unterscheidende verschiedener gleichartiger Gegenstande zu bezeichnen Die Erkenntnis hieruber entstehe nicht durch korperliche Sinneswahrnehmung sensus sondern durch gedankliches Begreifen intellectus der Seele indem der Geist animus eine Ahnlichkeit similitudo herstelle Stoff und Form existierten verbunden und wurden nur durch die Einbildungskraft imaginatio der Vernunft ratio im Wege der Abstraktion forma communis getrennt Siehe auch Hylemorphismus Universalien seien damit weder Ideen vor den Dingen ante rem platonischer Universalienrealismus noch Gattungsformen in den Dingen in re aristotelischer Universalienrealismus sondern begriffliche Abstraktionen im Verstand die jedoch aus dem Vergleich der wirklichen Einzeldinge entstanden seien Sie entstunden damit erst nach den Dingen post res Das Wort als Naturlaut vox sei Bestandteil der Schopfung Aber das Wort als Sinn sermo sei eine menschliche Einrichtung ein menschlicher Gebrauch institutio hominum Dadurch dass Allgemeinbegriffe eine eigene Bedeutung hatten stunden sie zwischen den realen Dingen res und den reinen gedanklichen Bezeichnungen ficta Universalien seien damit semantisch existent und mental wirklich Diese Auffassung die ahnlich von Gilbert De La Poiree Adelard von Bath und John von Salisbury vertreten wurde wurde spater als Konzeptualismus bezeichnet Ein klassisches Beispiel Abaelards ist der Name der Rose der sich auf keinen Gegenstand bezieht wenn es keine Rosen mehr gibt dennoch seine Bedeutung behalt 8 Gemassigter Realismus Bearbeiten Als Aristoteliker und ausgehend von den Kommentaren zu Aristoteles von Averroes und Avicenna vertraten in der Hochscholastik 13 Jahrhundert Albertus Magnus und Thomas von Aquin 1225 1274 einen gemassigten Realismus Das Allgemeine hat eine denkunabhangige Grundlage in den Einzeldingen es existiert zwar nicht selbst ist aber in den Dingen realisiert non est ens sed entis 9 Ohne die Realisierung im Einzelding ist das Allgemeine nur ein Gedanke Thomas unterschied dabei Universalien die sich in der gottlichen Vernunft bilden und vor den Einzeldingen existieren ante rem Universalien die als Allgemeines in den Einzeldingen selbst existieren in re Universalien die als Begriffe im Verstand des Menschen existieren das heisst nach den Dingen post rem Auch die modistische Sprachtheorie des Thomas von Erfurt nimmt eine Position des gemassigten Realismus ein Natura Communis bei Duns Scotus Bearbeiten Eine neue Denkrichtung in der Universalienfrage entwickelte Johannes Duns Scotus 1266 1308 Er hob die Frage auf die erkenntniskritische sprachkritische Ebene und wandte ein dass Begriffe jeweils nur etwas Allgemeines bezeichnen Die Singularitat konne durch einen Begriff nicht erfasst werden Das was ein Individuum konstituiert kann durch Sprache nicht ausgedruckt werden so sehr auch durch Differenzierungen und Untergliederungen dem Individuellen nahegekommen werden kann Scotus war davon uberzeugt dass es Allgemeines oder Universalien gibt und war insofern Universalienrealist wie Aristoteles und Thomas Das Individuelle betrachtete er als etwas Positives Eigenstandiges in der Natur das gesondert neben der species steht Mehr noch der einzelne Gegenstand war fur ihn die letzte vollendete Wirklichkeit eines Seienden nbsp Schema zur Lehre von Natura Communis und UniversalienIndem er den individuellen Menschen das Einzelding und das Menschsein seine Artnatur als zwei formal verschiedene Gegenstande auffasste die in der Natur noch vor der Wahrnehmung enthalten sind schuf Scotus den Begriff der distinctio formalis Fur Scotus gab es bereits im wahren Sein ausserhalb der Seele eine Gemeinsamkeit zwischen den verschiedenen Individualitaten die nicht von den Operationen des Intellekts abhangen Das Menschsein beispielsweise gehort zu Sokrates unabhangig davon wie er erkannt wird Die Wahrnehmung richtet sich auf das Einzelding Dieses enthalt bereits die Artnatur natura communis als reales Fundament der Abstraktion von Allgemeinbegriffen fundamentum in re Erst im Intellekt wird die natura communis durch Reflexion zu Universalien umgewandelt indem das Allgemeine aus mehreren Akten der Sinneswahrnehmung gebildet wird Der tatige abstraktive Intellekt bildet dabei spontan Begriffe aufgrund der Gelegenheit Okkasion der Wahrnehmung auch wenn die Wahrnehmung falsch ist oder wenn ein Ding in der Wahrnehmung erstmals auftaucht Der Ubergang von der erfassenden Empfindung zur Erkenntnis findet dadurch statt dass der Intellekt die Wahrheit des Verhaltnisses zweier Individuen erfasst die beide vereint Universalien sind einerseits konzeptualistisch nur im Intellekt weil sie Begriffe auf mehrere Dinge beziehen zum Beispiel Mensch Sie sind andererseits realistisch in re wenn es sich um Allgemeinbegriffe handelt die sozusagen absolut gelten die also nicht auf etwas Einzelnes beziehbar sind zum Beispiel Menschheit Die Artnatur ist vor den Dingen weil sie von Gott geschaffen ist Sie ist in den Dingen als formaler Rahmen der Dinge Das Individuum in seiner Diesheit haecceitas ist das Vollkommenere weil es vom Begriff vom Allgemeinen nicht in seiner Ganzheit sondern nur durch die Anschauung in der intuitiven Erkenntnis erfasst werden kann Universalien zeigen sich als gleich bleibende Wesenheit natura communis in den Dingen und sind damit Realitaten zweiten Grades ohne korperliche Existenz Der Mensch erkennt das Allgemeine qua natura communis durch die abstraktive Erkenntnis indem er die entsprechenden Begriffe fur Arten und Gattungen Universalien bildet Allerdings sind solche Begriffe die reale Begriffe z B Pflanzen und Saugetiere miteinander vergleichen wie beispielsweise die funf Pradikabilien des Porphyrios Gattung Art spezifische Differenz Proprium wesentliches Merkmal und Akzidenz unwesentliches Merkmal keine Realitaten Solche logischen Begriffe zweiter Ordnung sind vollkommen allgemein complete universale und daher nur im Verstand nominalistisch Scotus differenzierte Darlegung kann als konzeptualistischer Kompromiss angesehen werden der den Weg zu Ockhams Nominalismus vorbereitete Scotus selbst schloss die Moglichkeit eines reinen Nominalismus den Ockham allerdings auch nicht lehrte entschieden aus und lieferte eine Reihe von Argumenten dagegen Vor allem wehrte sich Scotus gegen die Auffassung dass es keine andere denkbare Einheit als den einzelnen Gegenstand und keine anderen Unterschiede als einen numerischen Unterschied gebe Seine Hauptthesen hierzu lauten Wenn alles nur numerisch unterschieden ware wie konnen dann zwei weisse Entitaten von zwei anderen unterschieden werden von denen eine weiss und eine schwarz ist Ohne die Artnatur ist dies nicht moglich Warum sind zwei weisse Schwane ebenso zwei Schwane wie ein weisser und ein schwarzer Schwan Nach Scotus weil sie die Artnatur des Schwanseins haben Wenn es die numerische Unterscheidbarkeit fur alle Gegenstande gabe hatten alle diese Gegenstande teil an dem Phanomen der Unterscheidbarkeit Das Phanomen der Teilhabe aller Elemente ist aber ein Widerspruch zur numerischen Unterscheidbarkeit Das Einzelne ist unsagbar individuum ineffabile weil jeder Begriff bereits Allgemeinheit umfasst Das Einzelne ist sogar stumm weil der Begriff nicht in der realen Welt entsteht sondern im Intellekt Die Gegenstande sind was sie sind ohne Logos Die Einheit der Gattung ist keine numerische Einheit wie schon Aristoteles betonte Wenn alles nur numerisch unterschieden ware konnten keine realen Ahnlichkeiten oder Gegensatze zwischen den Einzeldingen festgestellt werden Semantischer Nominalismus Bearbeiten Im 14 Jahrhundert wurde die sprachphilosophische Debatte intensiviert Als Disziplin gewann die Logik im Vergleich zur Metaphysik zunehmendes Gewicht Es wurde weniger nach dem Wesen des Seins gefragt sondern verstarkt die Redeweisen uber das Sein untersucht Welche Bedeutung war mit den verwendeten Begriffen verbunden nbsp Skizze aus einer Handschrift von Ockhams Summa logicae von 1341 mit der Angabe frater Occham isteWilhelm von Ockham 1285 1347 gilt in der Rezeption als ein herausragender Vertreter eines differenzierteren Nominalismus der die Frage der Universalien mit zeichentheoretischen Uberlegungen verband und insofern auf die moderne Sprachlogik verwies Realitat hatten fur Ockham nur extramentale Einzeldinge Es kann mit Evidenz aufgewiesen werden dass kein Universale eine extramentale Substanz ist 10 Insbesondere verwarf Ockham die Lehre Scotus von der Artnatur der Einzeldinge die durch eine Formalunterscheidung gesondert erfassbar wird 11 Die Allgemeinbegriffe haben keine eigene Existenz sondern sind nur die Summe der gedachten Dinge Beispielsweise hat eine einzelne Rose eine reale Existenz die Rose an sich als Begriff hat hingegen nur eine rein gedankliche Existenz Begriffe entstehen zunachst unabhangig von der gesprochenen und geschriebenen Sprache im Geist conceptus mentis und dienen der Bezeichnung significatio der extramentalen Dinge Die Grundlage fur Sprachlaute und Schrift ist die Vereinbarung ihrer Bedeutung als Zeichen Allgemeinbegriffe werden allein im Geist gebildet und dienen als Zeichen die auf mehrere Dinge verweisen konnen signum praedicabile de pluribus 12 Soweit sich Allgemeinbegriffe nicht auf extramentale Dinge beziehen sind sie Zeichen von Zeichen Als Zeichen stehen Begriffe fur etwas wobei sich die Bedeutung aus dem Satzzusammenhang ergibt Je nachdem ob gesagt wird Ein Mensch rennt Mensch ist eine Art oder Mensch ist eine Bezeichnung hat das Wort Mensch einen anderen Sinn Ockham war ein scharfer Kritiker des tradierten Realismus Gegen die platonische Vorstellung eigenstandiger Ideen wandte er ein dass diese dann ja selbst wieder Einzeldinge seien Gegen Aristoteles argumentierte er dass abstrakte Gegenstande auch als zweite Substanz keine eigenstandige Existenz haben konnen denn sonst wurde das nicht nur zu einer Verdopplung sondern sogar zu einer Vervielfachung des Seienden fuhren Universalien konnen keine Existenz ausserhalb der Seele haben Entsprechend lehnte er auch die von Duns Scotus vertretene Existenz von Relationen und die Lehre von der Artnatur natura communis ab Indem er aber Allgemeinbegriffe als eine Qualitat der Seele qualitas mentis annahm gestand er den Universalien ein Sein im Geist ens in anima zu Jedes Universale ist eine Intention der Seele welche gemass einer wahrscheinlichen Meinung sich vom Erkenntnisakt nicht unterscheidet 13 Damit war er eher ein nominalistischer Konzeptualist als ein reiner Nominalist Der Nominalist Pierre d Ailly vertrat auf dem Konzil von Konstanz die These dass aus dem Realismus die ketzerische Konsubstantiationslehre folge die der Lehre der Transsubstantiation widerspricht Damit wurde dem Realisten Jan Hus erfolgreich eine ketzerische Position unterstellt Viele Universitaten drangten in der Folgezeit den Realismus zugunsten des Nominalismus zuruck Die offizielle Begrundung war dass der Realismus im Gegensatz zum Nominalismus schwieriger zu verstehen sei und daher nur er Anlass fur philosophische Missverstandnisse gebe die zur Ketzerei fuhrten 14 Weitere Vertreter des Nominalismus waren Nicolaus von Autrecourt Marsilius von Inghen der erste Rektor der Universitat Heidelberg Jean Gerson und Gabriel Biel Professor in Tubingen Johannes Buridan und Albert von Rickmersdorf ebenso wie Nikolaus von Oresme als bedeutender Naturphilosoph des 14 Jahrhunderts Die zunehmende Wirksamkeit des Nominalismus bedeutete jedoch kein Ende der Debatte Auch in der Folgezeit wurden realistische Positionen vertreten so z B durch Walter Burley John Wyclif oder Johannes Sharpe Neuzeit Bearbeiten nbsp Rene Descartes in einem Portrat von Frans Hals 1648In der Neuzeit verschoben sich ab dem 17 Jahrhundert die philosophischen Fragestellungen insbesondere infolge der von Rene Descartes aufgeworfenen Frage der Erkenntnis Der Einfluss der Scholastik schwand obwohl sich ihre Nachwirkungen bis ins 18 Jahrhundert zeigen Der in der Scholastik ublichen Deduktion des besonderen Falls von anerkannten Lehrsatzen stellte sich zunehmend das umgekehrte Verfahren entgegen namlich die Induktion von Erfahrungstatsachen auf allgemeine Regeln Dadurch verloren die hergebrachten Autoritaten an Einfluss und neue Allgemeinbegriffe Prinzipien und Gesetze wurden gefunden oder geschaffen Diesen Wechsel hatte der Nominalismus mit seiner Bevorzugung des Besonderen vor dem Allgemeinen vorbereitet Durch Descartes erhielt der Begriff des Realismus eine zusatzliche parallel verwendete Bedeutung als erkenntnistheoretischer Realismus Es bildete sich das Gegensatzpaar von Empirismus und Rationalismus Die Frage lautete nun ob die Gegenstande unmittelbar erkannt werden Realismus oder ob sie durch Vorstellungen bestimmt sind Idealismus In diesem Sinne nahmen die Vertreter des Rationalismus uberwiegend eine Position des Realismus ein wahrend die Vertreter des Empirismus vorrangig der nominalistischen Grundkonzeption folgten Das Problem der Universalien stand zur Kennzeichnung philosophischer Differenzen zwar nicht mehr im Vordergrund es wurde jedoch in aller Regel als Bestandteil der Philosophie weiter behandelt Auch in der Neuzeit finden sich alle grundlegenden Variationen vom Realismus uber den Konzeptualismus bis hin zum Nominalismus Dabei neigten die Empiristen zum Nominalismus andererseits herrschte bei den Rationalisten neben dem erkenntnistheoretischen auch ein Begriffsrealismus vor Konzeptualistische Abschwachungen und Differenzierungen finden sich in beiden Lagern Thomas Hobbes und John Locke Bearbeiten In seiner vorwiegend materialistisch gepragten empiristischen Philosophie vertrat Thomas Hobbes einen starken Nominalismus Er unterschied Namen fur die Einzeldinge und Allgemeinbegriffe die bei der sprachlichen Klassifizierung von Einzeldingen verwendet werden 15 Ein allgemeiner Name wird vielen Dingen zugelegt aufgrund der Ahnlichkeit in Hinblick auf eine Qualitat oder ein anderes Akzidenz dieser Einzeldinge 16 Auch John Locke war der Auffassung dass alle Dinge die existieren Einzeldinge partikular sind 17 Er entwickelte eine psychologisch orientierte Theorie zur Entstehung von Allgemeinbegriffen Worter erhalten Allgemeinheit als Zeichen allgemeiner Ideen Diese entstehen durch einen Abstraktionsprozess indem von Raum Zeit und anderen Faktoren zur Bestimmung einzelner Individuen abgesehen wird Der Abstraktionsprozess ist eine Verstandestatigkeit die Ahnlichkeiten von Individuen analysiert und daraus eine abstrakte Idee formt Der abstrakte Begriff ist demnach ein Name der allgemeinen Idee Das Allgemeine gehort nicht zum Bereich der existierenden Dinge es ist vielmehr Erfindung und Produkt des Verstandes der es sich fur seinen eigenen Gebrauch herstellt das Allgemeine bezieht sich lediglich auf Zeichen seien diese nun Worte oder Vorstellungen 18 Locke vertritt in der Universalienfrage einen nominalistischen Konzeptualismus d h er geht davon aus dass die durch Abstraktion gewonnenen allgemeinen Ideen eigenstandige Entitaten im Verstand sind George Berkeley und David Hume Bearbeiten nbsp George BerkeleyGeorge Berkeley kritisierte vor allem den von Locke beschriebenen Abstraktionsprozess 19 Demnach bleibt wenn von den spezifischen Eigenschaften eines Individuums abgesehen wird nichts Beschreibbares ubrig So kann das Allgemeine im Begriff schnell nicht erklart werden indem von einem schnell gehenden Menschen oder einem schnell fahrenden Schiff die Vorstellung eines Menschen oder eines Schiffes weggedacht wird Auch kann der allgemeine Begriff eines Dreiecks entgegen Lockes Darstellung nicht gedacht werden indem es sich zugleich stumpf rechtwinklig und spitzwinklig vorgestellt wird Vielmehr ergibt sich so Berkeley die Bedeutung einer allgemeinen Vorstellung aus ihrem Gebrauch Diese These erinnert stark an den spaten Ludwig Wittgenstein der Allgemeinbegriffe als den jeweiligen Konventionen unterworfen ansah Diese rein nominalistische Auffassung einer Universalie umgeht die Verbindung des Begriffs der Allgemeinheit mit der Vorstellung eines idealen Seins Damit wurden Allgemeinbegriffe unabhangig von der Existenz eines primaren Prinzips gebildet eine Verknupfung die das Denken der gesamten Scholastik beherrscht und dem Realismus als starkes Verteidigungsargument gedient hatte Die Losung von der Metaphysik des Seins war ein wichtiger Impuls der Aufklarung David Hume schloss sich Berkeley uneingeschrankt an und betonte dass Allgemeinbegriffe als Reprasentationen von Individuen eingefuhrt werden konnen und ihre Eigenstandigkeit durch Gewohnheit erhalten 20 Es handelt sich dabei nicht um Abstraktionen Zugrunde gelegt wird vielmehr ein bestimmtes Individuum das reprasentativ fur andere Individuen steht Rationalisten Bearbeiten Die Rationalisten Spinoza Descartes und Leibniz vertraten einen mehr oder weniger konzeptualistisch gepragten Realismus So vertrat Spinoza den Standpunkt dass es durch die subjektive Weise der Bildung von Allgemeinbegriffen zu unterschiedlichen Auffassungen der Begriffsinhalte komme Er sah hierin eine der Ursachen verschiedener Stromungen in der Philosophie Die Ratio und die Scientia intuitiva waren fur Spinoza hohere Erkenntnisweisen durch die das Wesen einer Sache zu erfassen sei 21 Nach Descartes verfugt der Mensch von vornherein uber eine Vielzahl von Ideen uber die unveranderliche wahre Natur der Dinge siehe dazu die angeborenen bzw eingeborenen Ideen die ideae innatae Die Universalie ist ein Name fur eine bestimmte Art und Weise zu denken 22 Leibniz sah Ahnlichkeiten nicht nur als Produkt des Verstandes sondern sprach ihnen eine Realitat zu Empirische Induktion kann nicht zur Allgemeinheit fuhren Dazu bedarf es der Vernunftwahrheiten 23 Kant und der deutsche Idealismus Bearbeiten nbsp Immanuel KantImmanuel Kant hat zwar nicht unmittelbar zum Universalienproblem Stellung genommen durch die Art seiner Unterscheidung von Anschauungen und Begriffen 24 jedoch Einfluss auf die Diskussion der Folgezeit ausgeubt Anschauung nennt Kant eine einzelne Vorstellung repraesentatio singularis die sich auf einen unmittelbaren Gegenstand bezieht Ein Begriff entsteht hingegen durch die Bildung einer Synthese in einem Urteil indem aus der Mannigfaltigkeit der Anschauungen eine mittelbare Beziehung zu den Gegenstanden anhand gemeinsamer Merkmale hergestellt wird Allgemeinheit besteht so Kant vorbegrifflich und wird durch die Funktion des Urteils erfasst Die Urteilskraft ist das Vermogen das Besondere als enthalten unter dem Allgemeinen zu denken KdU B XXV Der Begriff vom Hund bedeutet eine Regel nach welcher meine Einbildungskraft die Gestalt eines vierfussigen Tieres allgemein verzeichnet ohne auf irgendeine besondere Gestalt die nur die Erfahrung darbietet oder auch ein jedes mogliche Bild was ich in concreto darstellen kann eingeschrankt zu sein 25 Der Mensch bildet Begriffe durch Handlungen reinen Denkens KrV B 81 Sie sind daher immer allgemeine reflektierte Vorstellungen repraesentatio per notas communes sodass es tautologisch ware von allgemeinen Begriffen zu sprechen Kant unterschied empirische Begriffe aufgrund sinnlicher Erfahrung von reinen Verstandesbegriffen die ohne sinnliche Anschauung ausschliesslich im Verstand ihren Ursprung haben Mit Idee bezeichnete Kant nur reine Vernunftbegriffe wie die Idee der Republik oder die Idee der Freiheit Diese entstehen aus Prinzipien die in den Begriffen und Urteilen des Verstandes liegen Im Deutschen Idealismus forderte bereits Fichte die Aufhebung des Gegensatzes von Allgemeinem und Besonderem der durch Setzungen des Ichs entsteht 26 Das Einzelne als a posteriori wie es in den Wissenschaften behandelt wird ist durch das Apriori des Allgemeinen gesetzt und begrundet Der Begriff ist daher fur Fichte nicht das Allgemeine sondern das Einschrankende das Bestimmende der Anschauung Hegel polemisierte gegen die vorbegriffliche Allgemeinheit als die Nacht in der alle Kuhe schwarz sind 27 Das Unendliche und das Endliche kann nicht abstrakt als Gegensatz beschrieben werden weil das Unendliche das Endliche enthalten muss soll es nicht selbst ein Endliches sein Fur ihn bestand das Wahre in einem Allgemeinen das das Besondere in sich selbst ist Erkenntnis des Absoluten ist ein Selbsterkennungsprozess Die sich wissende Vernunft ist das absolute Allgemeine 19 Jahrhundert Bearbeiten Nach Kant stand das Universalienproblem nicht mehr explizit im Vordergrund der philosophischen Diskussion Die scholastische Tradition die das Problem in den Zusammenhang einer gottgewollten Ordnung stellte verlor nach der Franzosischen Revolution ihre Geltung Im 19 Jahrhundert wurde zumeist in Verbindung mit einem Empirismus eine nominalistische Position vertreten Herbart Beneke Mill Bain Dies gilt auch fur Franz Brentano der die Vorstellungen von Anschauungen a priori ebenso wie Begriffe a priori ablehnte Erfahrungsurteilen deren Wahrheit jedermann unmittelbar einsieht kommt Allgemeinheit zu Evidenz Solche Erfahrungsurteile entstehen aus einer unmittelbaren intentionalen Beziehung auf ein Objekt Intentionalitat Fur Brentano waren Begriffe wie die Rote oder Dreieckigkeit Abkurzungen fur Bezeichnungen mehrerer Einzeldinge Reine Verstandesbegriffe betrachtete er als Fiktionen Allgemeines entsteht durch Abstraktion indem Menschen generelle Pradikate mit bestimmten Arten von Vorstellungsbildern verknupfen Diese Auffassung ist nicht rein logisch sondern empirisch uberprufbar weshalb Stegmuller Brentano als psychologischen Konzeptualisten bezeichnete 28 Der nominalistischen Auffassung Brentanos folgten auch die meisten Vertreter des Psychologismus Fechner Wundt Munsterberg Lipps Eine Ausnahme bildet in diesem Kontext Arthur Schopenhauer denn fur ihn bildet die Musik den innersten aller Gestaltung vorhergangigen Kern oder das Herz der Dinge Dies Verhaltniss liesse sich recht gut in der Sprache der Scholastiker ausdrucken indem man sagte die Begriffe sind die universalia post rem die Musik aber giebt die universalia ante rem und die Wirklichkeit die universalia in re 29 Moderne BearbeitenDas Universalienproblem der Moderne wird uberwiegend mit den Begriffen des wissenschaftstheoretischen Platonismus und des Essentialismus verbunden Stets wird noch diskutiert ob Begriffe wie Klasse oder Naturgesetz Namen oder Entitaten sind Vorstellungen von verallgemeinernden Ursprungen oder Gesetzen die unabhangig von ihrer Wahrnehmung existieren und zu entdecken seien stehen dem Universalienrealismus oder Konzeptualismus nahe Dies zeigt sich seit dem spateren 19 Jahrhundert in Stromungen der Psychologie vgl Archetypus der Anthropologie anthropologische Konstante oder der Asthetik siehe etwa Universalien der Musikwahrnehmung Der philosophische Naturalismus und zahlreiche Begriffe mit dem Wortbestandteil Natur wie Naturzustand Naturrecht oder Naturgesetz sind mit realistischen Vorstellungen verbunden Gegen solche Festlegungen wandten und wenden sich u a unterschiedlichste Varianten des Konstruktivismus Realistische Positionen der Moderne Bearbeiten Charles Peirce Bearbeiten nbsp Charles Sanders PeirceEinen ausdrucklichen Universalienrealismus vertrat Charles S Peirce Seinen Realitatsbegriff kann man mit der kurzen Formel beschreiben Real ist was nicht fiktiv ist Insofern haben Naturgesetze Realitat da sie eine entschiedene Tendenz sich zu erfullen CP 1 26 haben Weil man mit Naturgesetzen Prognosen stellen kann gilt dass die zukunftigen Ereignisse in einem bestimmten Mass tatsachlich durch eine Gesetzmassigkeit beherrscht sind ebd vgl auch CP 5 100 Insbesondere hatten auch die Gesetze der Logik und der Mathematik fur Peirce Realitat Er knupfte seine Vorstellung der Realitat von Universalien eng an den Begriff des Kontinuums Eine der Begrundungen sah er in dem Theorem des Mathematikers Georg Cantor dass die uber eine Menge gebildete Potenzmenge stets grosser ist als diese 30 Es ist absurd anzunehmen dass eine beliebige Ansammlung wohlunterschiedener Individuen wie es ja alle Ansammlungen von uberabzahlbaren Machtigkeiten sind eine ebenso grosse Machtigkeit haben kann wie die der Ansammlung der moglichen Ansammlungen ihrer individuellen Elemente 31 Damit ist das Kontinuum in welcher Dimension es auch kontinuierlich sein mag alles was moglich ist Aber das Allgemeine oder Universale der gewohnlichen Logik umfasst ebenfalls alles Mogliche zu welcher bestimmten Art es auch gehoren mag Und so ist das Kontinuum das was sich in der Logik der Relative als wahre Universale erweist 32 Peirce hielt es fur eine besondere Disposition des menschlichen Geistes in der Form eines Kontinuums zu denken wie beispielsweise im Fall des Begriffs der Zeit Ideen sind nicht selbstandig sondern kontinuierliche Systeme und zugleich Fragmente eines grossen kontinuierlichen Systems Verallgemeinerung das Ausgiessen von kontinuierlichen Systemen im Denken im Fuhlen und im Tun ist der wahre Zweck des Lebens 33 Wirklichkeit bedeutete damit fur Peirce dass es etwas im Sein der Dinge gibt das dem Prozess des Schlussfolgerns dass die Welt lebt und sich bewegt und ihr Sein hat in der Logik der Ereignisse entspricht 34 Einer solchen Vorstellung kann sich postuliert Peirce auch der mechanistische Philosoph der einen grundlegenden Nominalismus vertritt nicht entziehen Edmund Husserl Bearbeiten Edmund Husserl ubernahm von seinem Lehrer Franz Brentano zwar die erkenntnistheoretischen Konzepte von Evidenz und Intentionalitat sah jedoch den Zugang zum Allgemeinen in der kantischen Unterscheidung von Anschauung und Begriff Dass die allgemeinen Vorstellungen aus den individuell anschaulichen genetisch erwachsen sind wird allgemein angenommen Wenn sich aber das Bewusstsein des Allgemeinen an der individuellen Anschauung immer wieder entzundet aus ihr Klarheit und Evidenz schopft so ist es darum nicht aus dem einzelnen Anschauen entsprungen Wie sind wir also dazu gekommen uber die individuelle Anschauung hinauszugehen und statt der erscheinenden Einzelheit etwas anderes zu meinen ein Allgemeines das sich in ihr vereinzelt und doch nicht reell in ihr enthalten ist 35 Husserl formulierte in Hinblick auf die Wesensanschauung eine realistische Position Das Wesen Eidos ist ein neuartiger Gegenstand So wie das Gegebene der individuellen oder erfahrenden Anschauung ein individueller Gegenstand ist so das Gegebene der Wesensanschauung ein reines Wesen 36 Mit Kant unterschied Husserl empirisch Allgemeines und rein Allgemeines Wahrend Begriffe bei Kant als spontane Handlungen im Urteil gebildet werden versucht Husserl durch Analyse des Bewusstseins die logische Konstitution allgemeiner Begriffe zu erfassen Empirische Begriffe erhalt man durch Vergleich und Variation von Anschauungen indem man das Verschiedene ausscheidet und das absolut Identische als eine unveranderliche Grosse Invariante festhalt Das konkrete Erschaute ist zwar kontingent es enthalt aber invariant das reine Wesen als oberste Kategorie des Gegebenen Reine a priorische Begriffe geben die Regeln fur die Erfahrung vor Sie werden nicht durch Erfahrung ermittelt vielmehr umfassen sie die Unendlichkeit des Fortlaufens Die Satze der Logik sind zeit und raumunabhangige Wesenheiten die ideelle Realitat haben Nicolai Hartmann Bearbeiten Fur Nicolai Hartmann ist die Wirklichkeit in allem Seienden Das Sein des Seienden ist eines wie mannigfaltig dies auch sein mag Alle weiteren Differenzierungen des Seins sind aber nur Besonderungen der Seinsweise 37 Realitat und Idealitat schliessen einander aus Ein Daseiendes ist entweder real oder ideal Ideales ist nicht etwas nur Gedachtes sondern nicht gegenstandliches Seiendes Hierzu zahlte Hartmann Mathematisches Wesenheiten Logisches und Werte Ideales Seiendes ist zeitlos allgemein und unveranderlich Reales Seiendes ist dagegen zeitlich konkret und verganglich Realitat ist aufdringlich Man erfahrt sie in einem Widerstandserlebnis Ideales ist in Realem als Struktur oder Gesetzmassigkeit enthalten So ist eine geometrische Kugel ein ideales Gebilde das die Struktur einer materiellen Kugel beschreibt Empirische Urteile beziehen sich stets auf reale Entitaten mathematische Urteile auf ideales Seiendes Beide Arten von Urteilen sind ein Erfassen von etwas An sich Seiendem Kritischer Realismus Das Seiende und seine Eigenschaften sind unabhangig vom Subjekt Das Ideale ist im Realen enthalten universalia in rebus Das allgemeine eben besteht keineswegs jenseits der Falle ante res fur sich aber auch keineswegs in mente als von ihnen abstrahiertes post rem sondern durchaus in rebus GdO 259 Das An sich sein des Idealen begrundete Hartmann damit dass man nicht erklaren konne dass die Natur mathematisch geformt ist wenn es keine idealen Beziehungen gebe GdO 265 Diese Auffassung entspricht dem aristotelischen Universalienrealismus Logische Satze gelten weil sie mit Seinstrukturen ubereinstimmen GdO 302 Das reale Sein ist demnach das hohere Sein das auf dem in ihm enthaltenen idealen Sein aufbaut GdO 291 Bertrand Russell Bearbeiten Logiker wie Bernard Bolzano und spater zu Beginn des 20 Jahrhunderts Gottlob Frege Alfred North Whitehead oder Bertrand Russell bekannten sich eindeutig zum Platonismus Willard Van Orman Quine nannte diese Haltung ontological commitment Nachdem Russell die Paradoxien der Mengenlehre entdeckt hatte bemuhte er sich um eine zuruckhaltendere Analyse Dennoch setzt jede Erkenntnis von Wahrheiten die Bekanntschaft mit Universalien voraus 38 Er unterschied drei Arten von Entitaten fur die Begriffe gebildet werden Sinnesdaten als einfache Inhalte und konkrete Individuen Daten der Introspektion Selbstbeobachtung die bei der Reflexion von Wahrnehmung entstehen die Wahrnehmung dass wir wahrnehmen Universalien Jede Aussage uber einen Sachverhalt enthalt mindestens eine Universalie und eine Relation Universalien konnen nicht als Individuen aufgefasst werden Weil es viele schwarze Dinge gibt muss eine Ahnlichkeit zwischen vielen verschiedenen Paaren zu vergleichender schwarzer Dinge bestehen und gerade das ist ein charakteristisches Merkmal von Universalien Es hat keinen Zweck wenn man sagt dass es fur jedes Paar eine andere Ahnlichkeit gibt denn dann mussten wir zugeben dass sich diese Ahnlichkeiten ahnlich sehen und so kommen wir wieder darauf dass die Ahnlichkeit eine Universalie sein muss 39 Russell diskutierte das Universalienproblem aus erkenntnistheoretischer Sicht am Beispiel des Begriffs der Bewegung 40 Wahrnehmungen beziehen sich auf Objekte logische Aussagen hingegen setzen andere Aussagen voraus Zwischen Wahrnehmungstatsachen und Gesetzesaussagen bestehen Relationen die man als real ansehen muss wenn man Aussagen als wahr anerkennen will Fur Nominalisten wie Wilhelm von Ockham war Bewegung ein Wort mit dem die Menge der Positionen bezeichnet wird die ein bewegter Korper einnimmt Fur Isaac Newton war Bewegung demgegenuber eine eigenstandige Form mit einer eigenstandigen Qualitat Anhand des Pfeil Paradoxons von Zenon von Elea untersuchte Russell den mathematischen Charakter von Bewegung Eine gleichformige Bewegung ist als lineare Funktion darstellbar sodass eine Quantifizierung fur jede Position des Pfeils wahrend des Fluges moglich ist Bewegung ware danach eine Qualitat Eigenschaft zweiten Grades und konnte nominalistisch interpretiert werden Berucksichtigt man jedoch zusatzlich Beschleunigung ergibt sich eine nichtlineare Beziehung in der die Krafte als Vektoren zusatzlich zu berucksichtigen sind Die mathematische Darstellung dieses Sachverhalts erfordert eine Funktion in der die Stetigkeit als Axiom vorausgesetzt wird Stetigkeit setzt aber die Dichtheit rationaler Zahlen voraus bei denen zwischen zwei noch so kleinen Werten eine unendliche Anzahl von Zwischenwerten liegt Danach ware Bewegung nicht nur ein Sammelbegriff sondern eine eigene Entitat Russell beschaftigte sich ahnlich wie Peirce mit der Frage des Kontinuums kam aber zu dem Schluss dass ein Kontinuum aus der Sinnenwelt nicht ableitbar ist weil es nur Korrelationen verschiedener partikularer Sinneseindrucke gibt Als Schuler von Peirce wandte John Dewey hiergegen ein dass die Annahme einzelner Sinneseindrucke bereits eine Realitat voraussetze und einzelne Wahrnehmungen zu einer hoheren umfassenderen Ebene eines Kontinuums zu rechnen sind Theodor W Adorno Bearbeiten Theodor W Adorno wollte das Universalienproblem nicht von der Rechtsphilosophie trennen und setzte es aus der Perspektive einer gescheiterten Aufklarung in der Zeit des Nationalsozialismus in einen sozialgeschichtlichen Zusammenhang Der Nominalismus sei der Prototyp burgerlichen Denkens bei dem ausserliche Formen die Oberhand uber Inhalte bekamen und das Unrecht geschehen konne wenn es nur formaljuristisch korrekt sei Die selbsterhaltende List der Beamten sei es die zwischen Wort und Sache unterscheiden wolle 41 Gegenwartsphilosophie Bearbeiten Ein bekannter Vertreter des Universalienrealismus in der Gegenwartsphilosophie ist David Armstrong Wie bei Aristoteles gibt es Universalien nur in Verbindung mit den Einzeldingen Das Allgemeine ist im Einzelnen Armstrong vertritt zugleich einen strengen physikalistisch begrundeten naturwissenschaftlichen Realismus Naturgesetze bezeichnet er als Universalien die die objektiven Strukturen der Natur beschreiben Sie sind Relationen einer hoheren Ordnung die den Zusammenhang zwischen universellen Eigenschaften beschreiben 42 Im Gegensatz zu Armstrong vertrat Roderick Chisholm in der Erkenntnistheorie eine idealistische Position Dennoch hielt er Universalien fur real Anknupfend an die Auffassung von Franz Brentano uber die Intentionalitat war Chisholm der Meinung dass alles real ist worauf sich Intentionen richten konnen 43 Als wichtiges Argument fur den Universalienrealismus wird in der modernen Philosophie haufig vorgebracht dass Aussagen in denen Universalien vorkommen wahr oder falsch sein konnen Als Wahrmacher truth maker werden Universalien daher benotigt Nominalistische Positionen der Moderne Bearbeiten Analytische Sprachphilosophie Bearbeiten Mit dem Linguistic Turn und der Sprachphilosophie des 20 Jahrhunderts setzte sich eine stark nominalistische Position durch Insbesondere im Neopositivismus des Wiener Kreises wurde Erkenntnis auf die sinnlich wahrnehmbaren Einzeldinge beschrankt Entsprechend war man der Auffassung dass die Bedeutung von Begriffen und Aussagen ausschliesslich auf die Erfahrung zuruckzufuhren ist Vor allem Carnap und der fruhe Wittgenstein wollten alle Begriffe auf phanomenalistische Grundbegriffe zuruckfuhren und hieraus eine rein nominalistische Sprache entwickeln Aus dieser Sicht gibt es fur Allgemeinbegriffe ausserhalb des Bewusstseins keine Bezugsgrossen Designate Klassen sind nichts Reales sondern Zusammenfassungen in Gedanken Gesetzesaussagen werden deshalb als blosse syntaktische Regeln ohne Wahrheitswerte bei Hermann Weyl Frank Plumpton Ramsey u a oder als blosse Hypothesen bei Moritz Schlick Karl Popper u a aufgefasst Ludwig Wittgenstein Bearbeiten Wittgenstein hat in den Philosophischen Untersuchungen einen Teil seiner fruheren Auffassungen zwar verandert hielt aber weiterhin an einem Nominalismus fest Begriffe beruhen auf Regularitaten im menschlichen Handeln Ihre Bedeutung ergibt sich aus ihrem Gebrauch Allgemeinheiten kann man als Familienahnlichkeiten bezeichnen So zeigt die Analyse des Gebrauchs fur den Begriff Spiel dass es nicht moglich ist das Allgemeine dieses Begriffs auf einen exakten einheitlichen Punkt zu bringen Sprache versuchte er als ein Sprachspiel bestehend aus einer Vielzahl unterschiedlicher Sprachspiele zu beschreiben Diese sprachbezogene Auffassung Wittgensteins ist eine moderne Formulierung des reinen Nominalismus von Berkeley die man als Ahnlichkeitsnominalismus bezeichnen kann Andere Interpreten sehen darin eine Ablehnung des Universalienproblems als Scheinproblem ahnlich wie Carnap dies getan hatte Wittgenstein sah die Familienahnlichkeiten auch im Zahlbegriff Wir dehnen unseren Begriff der Zahl aus wie wir beim Spinnen eines Fadens Faser an Faser drehen Und die Starke des Fadens liegt nicht darin dass irgendeine Faser durch seine ganze Lange lauft sondern dass viele Fasern einander ubergreifen 44 W V O Quine Bearbeiten Quine untersuchte das Universalienproblem mit den Mitteln der Quantorenlogik 45 So muss man fur eine prazise Handhabung den Satz Dies ist eine rote Rose in der Weise lesen Es gibt ein X fur das gilt X ist eine Rose und X ist rot X wird als gebundene Variable bezeichnet Durch die Umformulierung erreicht man dass Begriffe nur als Namen eines Gegenstandes verwendet werden Quines These lautet dass auch Pradikate grundsatzlich als logische Subjekte formulierbar und als Variablen in die logische Aussageform uberfuhrbar sind Doch entscheidend ist welcher Begriff als Wert fur die Variable einsetzbar ist Der Nominalist wird fordern dass der Gultigkeitsbereich der Variablen auf Begriffe beschrankt wird die auch tatsachlich als Namen umformulierbar sind Der Platoniker wird hingegen die Formel fur Begriffe wie Wert Seiendes oder Variable in Anspruch nehmen wollen Die analytisch formulierte Weise des Universalienproblems bringt zwar Prazisierung liefert aber weiterhin kein Entscheidungskriterium fur das Problem Der Platoniker kann weiter sagen dass mit dem Sprechen uber Universalien deren Existenz bereits anerkannt ist Ebenso kann der Nominalist darauf verweisen dass Allgemeines kein Gegenstand sein kann weil ein solcher Begriff ja bis zum infiniten Regress wieder Teil eines anders gearteten Allgemeinen sein kann Quine zog die Schlussfolgerung dass in bestimmten Anwendungsbereichen der Mathematik und der Logik Klassen nicht verzichtbar sind Solche Begriffsebenen entstehen aber durch menschliche Konstruktionen und werden nicht etwa entdeckt Er bezeichnete seine Position als konzeptualistisch im Gegensatz zum platonischen Realismus 46 Nominalismus bezeichnete er als Agnostizismus gegenuber einer Unendlichkeit von Entitaten Peter Strawson Nelson Goodman Bearbeiten Eine kritische Position gegenuber Quine entwickelte Strawson der auf einen aus seiner Sicht wesentlichen Funktionsunterschied zwischen Begriffen fur Einzelnes und Besonderes hinwies 47 Singulare Begriffe haben die Aufgabe konkrete Objekte zu identifizieren Allgemeine Begriff werden in Aussagen verwendet in denen die Existenz bereits unterstellt wird Sie haben keine identifizierende Referenz Pradikate in Aussagesatzen konnen sich auf verschiedene Subjekte beziehen je nachdem was der Fall ist Pradikate sind daher immer allgemeiner als Subjekte Deshalb ist eine konsequente Ersetzung von Pradikaten durch logische Subjekte nicht moglich Aussagen uber Einzelnes sind nur aufgrund empirischer Tatsachen moglich Die Auffassung von Allgemeinem als logischem Subjekt setzt voraus dass es Identifikationssysteme gibt in denen Bezuge zu raum zeitlichen Einzeldingen hergestellt werden konnen Nelson Goodman vertritt einen so genannten mereologischen Nominalismus nach dem es nicht zulassig ist aus individuellen Grundelementen unendliche Ketten neuer Entitaten zu bilden Nach dieser Auffassung sind die Moglichkeiten der Mengenlehre formal eingeschrankt Dies ergebe sich aus dem Prinzip dass von mehreren zutreffenden Theorien die einfachste zu bevorzugen ist Ockhams Rasiermesser Vilem Flusser Bearbeiten Vilem Flusser sah das Universalienproblem kulturkritisch im Zusammenhang mit der Entwicklung der Informationstechnologie Der Buchdruck habe den Universalienstreit zu Gunsten der Realisten entschieden denn er habe bewusst gemacht dass Schrift aus Typen bestehe und diese Typen greifbar gemacht Das spekulative Denken sei in der Folge zu einem handfesten Manipulieren von Zeichen geworden und die modernen Universalien hatten sich von der Ebene des Begrifflichen auf diejenige der praktisch geformten Typen verlagert weil man an Atompartikel Gene Volkertypen oder Gesellschaftsklassen glaube Positivisten und Phanomenologen seien dagegen die modernen Nominalisten 48 Philosophie der Mathematik Bearbeiten Die klassische Auffassung in der Philosophie der Mathematik ist ein Universalienrealismus nach dem die Gegenstande der Mathematik eine eigenstandige Existenz besitzen und nicht erfunden sondern entdeckt werden Die Realisten sind sich allerdings nicht einig daruber wie und wie weitgehend der Mensch fahig ist zu diesen Universalien vorzudringen Aus der Sicht des Formalismus der von Hilbert begrundet wurde oder des Logizismus von Frege siehe auch Begriffsschrift ist eine systematische Annaherung moglich Fur Godel ist es dagegen die Intuition die es den Mathematikern erlaubt ihren Universalien naher zu kommen Als Gegenbewegung im 20 Jahrhundert entstehen nominalistische Auffassungen Die Konstruktive Mathematik beschrankt den Existenzbegriff auf konstruierbare Objekte Der Intuitionismus vertritt die Ansicht dass Wahrheit erst im Prozess der Verifizierung entsteht Diese Ansatze wurden von L E J Brouwer begrundet und unter anderen von Paul Lorenzen ausgearbeitet Sie gehen davon aus dass die Gegenstandsbereiche der Mathematik durch schrittweise Entwicklung von Theorien erfunden werden Die Gewohnheit bestatigt dann dass die Voraussetzungen sinnvoll sind Godel vermittelte zwischen klassischen und intuitionistischen Standpunkten Wenn mit der Entwicklung von Theorien die Vorstellung verbunden wird dass die durch menschliche Leistungen entstandenen Allgemeinbegriffe eine semantische Existenz haben wird auch hier der Begriff des Konzeptualismus verwendet So Quine in seinem Aufsatz Was es gibt Diese Terminologie wird spater von Wolfgang Stegmuller aufgenommen Theologische Positionen in der orthodoxen Theologie Bearbeiten Die orthodoxe Theologie des fruhen 20 Jahrhunderts die beherrscht wurde von der Auseinandersetzung um die Imjaslavie Bewegung die Verehrung des Namens Gottes lasst sich auch vor dem Hintergrund des Universalienstreits der Scholastik verstehen Michael Hagemeister 49 benutzt jedenfalls diese Terminologie um die Position des Imjaslavcy Pavel Florenskij zu charakterisieren Literatur BearbeitenDavid Malet Armstrong Universals an Opinionated Introduction Westview Press Boulder Colorado 1989 Innocentius Bochenski Alonzo Church Nelson Goodman The Problem of Universals A Symposium Notre Dame Ind 1956 Joseph Maria Bochenski Zum Universalienproblem In Logisch philosophische Studien Alber Freiburg Munchen 1959 Pierre Bourdieu Meditationen Zur Kritik der scholastischen Vernunft Frankfurt a M Suhrkamp 2 Aufl 2004 ISBN 3 518 29295 1 Carl Friedrich Gethmann Stichwort Allgemeinheit in Handbuch philosophischer Grundbegriffe hrsg von Hermann Krings Hans Michael Baumgarten und Christoph Wild Kosel Munchen 2 Aufl 2003 CD Ausgabe sowie Stichworter Universalien Universalienstreit und Universalienstreit moderner in Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie Band 4 hrsg von Jurgen Mittelstrass Metzler Stuttgart 1996 Richard Honigswald Abstraktion und Analysis Kohlhammer Stuttgart 1961 Manuskript New York 1946 postum hrsg von Karl Bartlein und Gerd Wolandt Guido Kung Ontologie und logistische Analyse der Sprache Eine Untersuchung zur zeitgenossischen Universaliendiskussion Springer Verlag Wien 1963 Wolfgang Kunne Abstrakte Gegenstande Semantik und Ontologie Frankfurt am Main Klostermann 2007 ISBN 978 3 465 04032 3 Alain de Libera Der Universalienstreit Von Platon bis zum Ende des Mittelalters Munchen Fink 2005 Original La querelle des universaux 1996 ISBN 3 7705 3727 0 James Porter Moreland Universalien Eine philosophische Einfuhrung Ontos Frankfurt 2009 ISBN 978 3 86838 055 2 Wolfgang Stegmuller Glauben Wissen und Erkennen Das Universalienproblem einst und jetzt 3 Aufl Darmstadt Wiss Buchges 1974 ISBN 3 534 03322 1 Wolfgang Stegmuller Hrsg Das Universalien Problem WBG Darmstadt 1978 Sammelband mit einer Einleitung von Stegmuller und wichtigen Aufsatzen unter anderem von Russell Ramsey Quine 4 Church 3 Goodman Dummett und Carnap Peter Frederick Strawson Einzelding und logisches Subjekt Stuttgart Reclam 3 Aufl 1983 ISBN 3 15 009410 0 Hans Ulrich Wohler Hrsg Texte zum Universalienstreit 2 Bde Berlin Akademie 1992 Band 1 ISBN 3 05 001792 9 Band 2 ISBN 3 05 001929 8Weblinks BearbeitenGyula Klima The Medieval Problem of Universals In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Gonzalo Rodriguez Pereyra Nominalism in Metaphysics In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Mary C MacLeod und Eric M Rubenstein Universals In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Raul Corazzon The Problem of Universals in Antiquity and Middle Ages verschiedene Zitate und Links engl Wolfgang Kunne Der Universalienstreit in der neueren analytischen Philosophie in Information Philosophie David Kellogg Lewis New Work for a Theory of Universals PDF 5 3 MB Australasian Journal of Philosophy 61 4 1983 S 343 377 Georg Reichelt Universalien Wolfgang Stegmuller Geschichtliches zum Universalienstreit Christiana Werner Allgemeinbegriffe ihr Gebrauch in der Sprache und ihr ontologischer Status bei Wilhelm von Ockham und Ludwig Wittgenstein im Vergleich PDF 240 kB Einzelnachweise Bearbeiten Thomas von Aquin In Perihermeneias zitiert nach HWPh Bd 11 180 Duns Scotus Questiones subtilissimae de metaphysicam Aristotelis zitiert nach HWPh Bd 11 181 Wilhelm von Ockham Summa logicae zitiert nach HWPh Bd 11 182 Pierre d Ailly Tractatus de anima zitiert nach HWPh Bd 11 183 Jan Peter Beckmann verwendet diese Struktur zur Kennzeichnung des Nominalismus in Ders Wilhelm von Ockham Beck Munchen 1995 S 121 122 Gottfried Martin Platons Ideenlehre de Gruyter Berlin 1973 S 133ff Vgl Petrus Abaelardus Das Universalienproblem In Kurt Flasch Hrsg Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung Bd 2 Mittelalter Stuttgart 1982 S 233 262 Andrea Grigoleit Jilline Bornand Philosophie abendlandisches Denken im historischen Uberblick Compendio Bildungsmedien AG 2004 57 siehe auch Der Ausdruck Der Name der Rose bei Peter Abaelard abgerufen am 19 Mai 2011 PDF 109 kB Thomas von Aquin Summa contra gentiles I 65 3 m Summa Logicae I 15 2 Wilhelm von Ockham Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft ubersetzt und herausgegeben von Rudi Imbach Stuttgart 1986 Richard Heinzmann Philosophie des Mittelalters 2 Auflage Stuttgart 1998 S 254 257 Summa logicae I 14 Summa Logicae I 15 10 Marten J F M Hoenen Kontroversen in der Philosophie Albert Ludwigs Universitat Freiburg 5 Vorlesung am 22 November 2010 1 05 1 20 Vgl Thomas Hobbes Leviathan 1651 I 4 Thomas Hobbes Elemente der Philosophie I Vom Korper Kap 11 Abschn 3 Vgl John Locke An Essay concerning Humane Understanding 1690 III S 3 und ebd IV S 21 John Locke An Essay concerning Human Understanding III S 3 11 Vgl George Berkeley A treatise concerning the principles of human knowledge 1710 Vgl David Hume A treatise of human nature 1740 Spinoza Ethica ordine geometrico demonstrata 1677 II Descartes Principia philosophiae 1644 I Leibniz Neue Abhandlungen uber den menschlichen Verstand 1704 III Vgl den Abschnitt Von den logischen Verstandesbegriffen in der Kritik der reinen Vernunft B S 92ff KrV B 180 Vgl Wissenschaftslehre Phanomenologie des Geistes S 19 Stegmuller Das Universalienproblem einst und jetzt S 78 Arthur Schopenhauer Die Welt als Wille und Vorstellung drittes Buch 52 online Charles S Peirce Naturordnung und Zeichenprozess hrsg und eingeleitet von Helmut Pape Suhrkamp Frankfurt 1998 S 378 399 MS 439 von 1898 hier Fussnote von Pape S 393 Peirce ebd Peirce ebd S 395 Peirce ebd S 399 Peirce ebd S 396 Husserl Logische Untersuchungen Band II 1 Teil Halle 1928 S 189 Husserl Ideen zu einer reinen Phanomenologie und phanomenologischen Philosophie erstes Buch 1913 S 14 Nicolai Hartmann Zur Grundlegung der Ontologie Berlin 1935 S 38 Bertrand Russell Probleme der Philosophie Suhrkamp Frankfurt 1967 Bertrand Russell Probleme der Philosophie Suhrkamp Frankfurt 1967 S 85 Bertrand Russell Unser Wissen von der Aussenwelt nach den Lowell Lectures von 1914 hrsg und eingeleitet von Michael Otte Meiner Hamburg 2004 Theodor W Adorno Max Horkheimer Dialektik der Aufklarung in Adorno Gesammelte Schriften Frankfurt am Main Suhrkamp 1997 Bd 3 S 79 Vgl David M Armstrong Universals An Opinionated Introduction Westview Press Boulder 1989 S 139 Vgl Roderick Chisholm A Realistic Theorie of Categories An Essay on Ontology Cambridge University Press Cambridge 1996 Ludwig Wittgenstein Philosophische Untersuchungen 67 Vgl die grundlegenden Aufsatze Quines in Wolfgang Stegmuller Hrsg Das Universalien Problem Uber Universalien 1947 Was es gibt 1948 Semantik und abstrakte Gegenstande 1951 Logik und die Verdinglichung von Universalien 1953 und Bezeichnung und Modalitat 1953 Quine in Stegmuller Logik und Verdinglichung von Universalien S 158 Strawson Einzelding und logisches Subjekt insbesondere Kapitel 8 Logische Subjekte und Existenz Vilem Flusser Die Schrift Hat Schreiben Zukunft Gottingen European Photography 5 Aufl 2002 S 51 Michael Hagemeister Florenskij Rezeption Abgerufen am 4 Januar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Universalienproblem amp oldid 238351308