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Als Kontinuum wird in der Mengenlehre meist die Menge der reellen Zahlen bezeichnet oder Teilmengen wie Intervalle Der Begriff soll das Augenmerk auf die Ordnungsstruktur und die Kardinalitat lenken und nicht etwa auf die arithmetischen oder algebraischen Eigenschaften Inhaltsverzeichnis 1 Kontinua im Allgemeinen 1 1 Kontinuumshypothese 2 Kontinua in der Topologie 2 1 Peano Raume 3 Literatur 4 Einzelnachweise und FussnotenKontinua im Allgemeinen BearbeitenMan kann etwa mit den ZF Axiomen sogar ohne das Auswahlaxiom zeigen dass die folgenden Mengen alle gleichmachtig sind R displaystyle mathbb R nbsp die Menge aller reellen Zahlen C displaystyle mathbb C nbsp die Menge aller komplexen Zahlen 0 1 displaystyle 0 1 nbsp die Menge aller reellen Zahlen die zwischen 0 und 1 liegen R Q displaystyle mathbb R setminus mathbb Q nbsp die Menge aller irrationalen Zahlen R A displaystyle mathbb R setminus mathbb A nbsp die Menge aller reellen transzendenten Zahlen C A displaystyle mathbb C setminus mathbb A nbsp die Menge aller komplexen transzendenten Zahlen P N displaystyle mathcal P mathbb N nbsp die Menge aller Teilmengen der naturlichen Zahlen also die Potenzmenge von N displaystyle mathbb N nbsp 0 1 N displaystyle left 0 1 right mathbb N nbsp die Menge aller Funktionen mit Definitionsbereich N displaystyle mathbb N nbsp und Zielbereich 0 1 N N displaystyle mathbb N mathbb N nbsp die Menge aller Folgen von naturlichen Zahlen R N displaystyle mathbb R mathbb N nbsp die Menge aller Folgen von reellen Zahlen f R R f stetig displaystyle f colon mathbb R to mathbb R mid f text stetig nbsp die Menge aller stetigen Funktionen von R displaystyle mathbb R nbsp nach R displaystyle mathbb R nbsp Jeder uberabzahlbare polnische Raum das schliesst bei gewissen naheliegenden Interpretationen alle vorhergehenden Beispiele bis auf die Mengen transzendenter Zahlen und auch etwa alle mindestens eindimensionalen Mannigfaltigkeiten mit ein R displaystyle mathbb R nbsp die Menge aller hyperreellen ZahlenDie Machtigkeit dieser Menge oder ihre Kardinalzahl wird ublicherweise c displaystyle mathfrak c nbsp Fraktur c fur continuum ℶ 1 displaystyle beth 1 nbsp siehe Beth Funktion oder ℵ displaystyle aleph nbsp Aleph der erste Buchstabe des hebraischen Alphabets genannt Da es sich um die Potenzmenge von N displaystyle mathbb N nbsp handelt und die Machtigkeit von N displaystyle mathbb N nbsp mit ℵ 0 displaystyle aleph 0 nbsp bezeichnet wird schreibt man dafur auch 2 ℵ 0 displaystyle 2 aleph 0 nbsp Es hat sich gezeigt dass sehr viele weitere Strukturen die in der Mathematik untersucht werden dieselbe Machtigkeit haben Kontinuumshypothese Bearbeiten Hauptartikel Kontinuumshypothese Die Vermutung dass alle uberabzahlbaren Teilmengen der reellen Zahlen gleichmachtig mit den reellen Zahlen sind heisst Kontinuumshypothese engl contiunuum hypothisis kurz CH Kurt Godel und Paul Cohen bewiesen dass weder die Aussage CH selbst noch ihre Negation CH mit den Axiomen von ZF beweisbar sind Kontinua in der Topologie BearbeitenIn der Topologie wird der Kontinuumsbegriff oft enger gefasst als in anderen Teilgebieten der Mathematik Hier versteht man unter einem Kontinuum einen zusammenhangenden kompakten Hausdorff Raum Kontinuumsbegriff im weiteren Sinne 1 2 Einige Autoren fordern noch zusatzlich dass ein Kontinuum stets dem zweiten Abzahlbarkeitsaxiom genugen musse 3 oder fassen unter den Kontinuumsbegriff gar allein die zusammenhangenden kompakten metrischen Raume Kontinuumsbegriff im engeren Sinne 4 Ein solches Kontinuum im engeren Sinne nennt man daher genauer auch ein metrisches Kontinuum engl metric continuum 5 Die metrischen Kontinua liefern viele der wichtigsten in der Topologie vorkommenden Raume Typische Beispiele sind etwa Abgeschlossene Intervalle a b R displaystyle a b subset mathbb R nbsp von reellen Zahlen Abgeschlossene Vollkugeln B r displaystyle overline B r nbsp im n displaystyle n nbsp dimensionalen euklidischen Raum Die n displaystyle n nbsp Sphare S n displaystyle S n nbsp im n 1 dimensionalen euklidischen Raum Polygonzuge 6 JordankurvenDass der in der Mathematik im Allgemeinen vorkommende und der in der Topologie benutzte Kontinuumsbegriff nicht allzu weit auseinander liegen ergibt sich aus dem folgenden Satz 7 8 9 Ein metrisches Kontinuum mit mehr als einem Element hat die Machtigkeit c displaystyle mathfrak c nbsp der Menge der reellen Zahlen Peano Raume Bearbeiten Peano Raume oder Peano Kontinua sind Kontinua mit speziellen Zusammenhangseigenschaften und werden so genannt nach dem italienischen Mathematiker Giuseppe Peano Auch bei ihnen gibt es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Frage des Vorliegens einer Metrik Nach moderner Auffassung ist ein Peano Raum bzw Peanoraum engl Peano space oder Peano continuum ein lokal zusammenhangendes metrisches Kontinuum mit mindestens einem Element 10 11 12 Peano wies in seiner beruhmten Arbeit Sur une courbe qui remplit toute une aire plane im Band 36 der Mathematischen Annalen des Jahres 1890 nach dass sich das Einheitsintervall I 0 1 displaystyle I 0 1 nbsp in stetiger Weise auf das Quadrat I I 0 1 0 1 displaystyle I times I 0 1 times 0 1 nbsp der euklidischen Ebene abbilden lasst Bei der weiteren Untersuchung dieses uberraschenden Resultats hat sich ergeben dass die Peano Raume die folgende Charakterisierung zulassen welche heute als Satz von Hahn und Mazurkiewicz bzw als Satz von Hahn Mazurkiewicz Sierpinski nach Stefan Mazurkiewicz Hans Hahn und Waclaw Sierpinski bekannt ist 13 14 15 16 17 Ein Hausdorff Raum X displaystyle X neq emptyset nbsp ist dann und nur dann zu einem Peano Raum homoomorph wenn eine stetige Abbildung f I X displaystyle f colon I to X nbsp existiert welche zugleich surjektiv ist Kurz gesagt sind also Peano Raume bis auf Homoomorphie die stetigen Bilder der Peano Kurven Literatur BearbeitenCharles O Christenson William L Voxman Aspects of Topology 2 Auflage BCS Associates Moscow Idaho U S A 1998 ISBN 0 914351 08 7 Lutz Fuhrer Allgemeine Topologie mit Anwendungen Vieweg Braunschweig 1977 ISBN 3 528 03059 3 Stephen Willard General Topology Addison Wesley Reading Massachusetts u a 1970 MR0264581 Hans von Mangoldt Konrad Knopp Einfuhrung in die hohere Mathematik Zweiter Band Differentialrechnung unendliche Reihen Elemente der Differentialgeometrie und der Funktionentheorie 13 Auflage S Hirzel Verlag Stuttgart 1967 Willi Rinow Lehrbuch der Topologie VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1975 ISBN 978 3 326 00433 4 Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten W Rinow Lehrbuch der Topologie 1975 S 223 ff S Willard General Topology 1970 S 203 ff W Rinow Lehrbuch der Topologie 1975 S 223 L Fuhrer Allgemeine Topologie mit Anwendungen 1977 S 125 ff S Willard General Topology 1970 S 206 H von Mangoldt K Knopp Einfuhrung in die hohere Mathematik Band 2 1967 S 306 ff L Fuhrer Allgemeine Topologie mit Anwendungen 1977 S 126 W Rinow Lehrbuch der Topologie 1975 S 223 S Willard General Topology 1970 S 206 C O Christenson W L Voxman Aspects of Topology 1998 S 225 ff S Willard General Topology 1970 S 219 ff Bei W Rinow Lehrbuch der Topologie 1975 S 223 ff wird jedes nicht leere lokal zusammenhangende Kontinuum mit abzahlbarer Basis als Peanoraum bezeichnet Da ein solches nach dem Metrisationssatz von Urysohn stets metriesierbar ist macht dies keinen wesentlichen Unterschied aus C O Christenson W L Voxman Aspects of Topology 1998 S 228 L Fuhrer Allgemeine Topologie mit Anwendungen 1977 S 150 154 W Rinow Lehrbuch der Topologie 1975 S 224 S Willard General Topology 1970 S 221 H von Mangoldt K Knopp Einfuhrung in die hohere Mathematik Band 2 1967 S 406 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kontinuum Mathematik amp oldid 217279839