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Eine Metrik auch Abstandsfunktion ist in der Mathematik eine Funktion die je zwei Elementen auch Punkte genannt einer Menge auch Raum genannt einen nichtnegativen reellen Wert zuordnet Dieser Wert wird unter dieser Metrik als Abstand der beiden Punkte voneinander bezeichnet Unter einem metrischen Raum versteht man eine Menge auf der eine Metrik definiert ist Zu einer Menge kann es mehrere nicht aquivalente Metriken geben Inhaltsverzeichnis 1 Formale Definition 2 Grundbegriffe 2 1 Durchmesser einer Untermenge in einem metrischen Raum 3 Verallgemeinerungen und Spezialisierungen 3 1 Ultrametrik 3 2 Pseudometrik 3 3 Quasimetrik 3 4 Nicht archimedische Metriken 3 5 Prametrik 4 Beispiele 4 1 Durch Normen erzeugte Metriken 4 2 Nicht durch Normen erzeugte Metriken 5 Erzeugte Topologie 6 Einordnung in die Hierarchie mathematischer Strukturen 7 Geschichte 8 Literatur 9 EinzelnachweiseFormale Definition BearbeitenSei X displaystyle X nbsp eine beliebige Menge Eine Abbildung d X X R displaystyle d colon X times X to mathbb R nbsp heisst Metrik auf X displaystyle X nbsp wenn fur beliebige Elemente x displaystyle x nbsp y displaystyle y nbsp und z displaystyle z nbsp von X displaystyle X nbsp die folgenden Eigenschaften gelten 1 1 Positive Definitheit d x y 0 displaystyle d left x y right geq 0 nbsp und d x y 0 x y displaystyle d left x y right 0 Longleftrightarrow x y nbsp 2 Symmetrie d x y d y x displaystyle d left x y right d y x nbsp 3 Dreiecksungleichung d x y d x z d z y displaystyle d left x y right leq d x z d z y nbsp Ubrigens kann die Forderung d x y 0 displaystyle d x y geq 0 nbsp weggelassen werden denn sie folgt aus den anderen 0 displaystyle 0 nbsp 1 2 d x x displaystyle frac 1 2 d x x nbsp 1 1 2 d x y d y x displaystyle leq frac 1 2 d x y d y x nbsp 3 1 2 d x y d x y displaystyle frac 1 2 d x y d x y nbsp 2 d x y displaystyle d x y nbsp Grundbegriffe Bearbeiten X d displaystyle X d nbsp heisst metrischer Raum wenn d displaystyle d nbsp eine Metrik auf X displaystyle X nbsp ist Manche Autoren fordern zusatzlich dass X displaystyle X nbsp eine nichtleere Menge sein soll In der Praxis bezeichnet man zumeist X displaystyle X nbsp allein als den metrischen Raum wenn aus dem Kontext klar ist dass in diesem Raum die Metrik d displaystyle d nbsp benutzt wird Eine Isometrie ist eine Abbildung die zwei metrische Raume aufeinander abbildet und dabei die Metrik also die Abstande zwischen je zwei Punkten erhalt Durchmesser einer Untermenge in einem metrischen Raum Bearbeiten Eine Menge A X displaystyle A subset X nbsp wird beschrankt genannt wenn die Grosse sup d x y x y A displaystyle sup d x y x y in A nbsp endlich ist Eine beschrankte Menge A displaystyle A nbsp hat diam A sup d x y x y A displaystyle operatorname diam A sup d x y x y in A nbsp als endlichen Durchmesser Verallgemeinerungen und Spezialisierungen BearbeitenDurch Abschwachung Weglassen oder Verscharfung von einer oder mehreren der Bedingungen 1 bis 3 ergeben sich verschiedene Verallgemeinerungen bzw Spezialisierungen Die Bezeichnungen fur die Verallgemeinerungen sind leider nicht fur alle Gebiete der Mathematik in denen sie verwendet werden standardisiert So wird speziell unter einer Semimetrik in der Funktionalanalysis etwas anderes verstanden als in der Topologie siehe unten Ultrametrik Bearbeiten Hauptartikel Ultrametrik Wird die Bedingung der Dreiecksungleichung dahingehend verscharft dass der Abstand d x y displaystyle d x y nbsp nicht langer sein darf als der langere der beiden Abstande d x z displaystyle d x z nbsp und d z y displaystyle d z y nbsp mit beliebigem z displaystyle z nbsp erhalt man den Begriff der Ultrametrik Pseudometrik Bearbeiten Wird auf die Bedingung d x y 0 x y displaystyle d left x y right 0 Rightarrow x y nbsp verzichtet so erhalt man den Begriff der Pseudometrik In der Funktionalanalysis wird hierfur auch die Bezeichnung Halbmetrik oder Semimetrik verwendet In pseudometrischen Raumen konnen nichtidentische Punkte den Abstand 0 haben Eine Pseudometrik ist positiv semidefinit d h Abstande sind stets grosser oder gleich 0 Quasimetrik Bearbeiten Wird auf die Symmetrie verzichtet erhalt man den Begriff der Quasimetrik Aus einer Quasimetrik d displaystyle d nbsp lasst sich durch d x y 1 2 d x y d y x displaystyle d x y tfrac 1 2 d x y d y x nbsp eine Metrik auf X displaystyle X nbsp erzeugen Nicht archimedische Metriken Bearbeiten Wird die Dreiecksungleichung abgeschwacht oder verscharft dann erhalt man nicht archimedische Metriken Ein Beispiel ist etwa d x y K d x z d z y displaystyle d x y leq K d x z d z y nbsp fur ein K gt 1 displaystyle K gt 1 nbsp oder die Ultrametrik In der Topologie werden Metriken ohne Dreiecksungleichung manchmal auch als Semimetriken bezeichnet Prametrik Bearbeiten Wird nur Nicht Negativitat und Bedingung 1 gefordert dann spricht man von einer Prametrik Auf R displaystyle mathbb R nbsp ist zum Beispiel durch d x y 1 falls x gt y x y sonst displaystyle d x y begin cases 1 amp text falls x gt y x y amp text sonst end cases nbsp eine solche Prametrik definiert Beispiele BearbeitenDurch Normen erzeugte Metriken Bearbeiten Jede Norm displaystyle cdot nbsp auf einem Vektorraum V displaystyle V nbsp induziert durch die Festlegung d x y x y displaystyle d x y x y nbsp eine Metrik d displaystyle d nbsp Somit ist jeder normierte Vektorraum und erst recht jeder Innenproduktraum Banachraum oder Hilbertraum und jede Teilmenge davon ein metrischer Raum In jeden affinen Raum M displaystyle M nbsp uber einem normierten Vektorraum V displaystyle V nbsp erzeugt die Norm displaystyle cdot nbsp auf V displaystyle V nbsp eine Metrik d displaystyle d nbsp auf M displaystyle M nbsp namlich uber die Norm des Verbindungsvektors vermoge d P Q P Q displaystyle d P Q overrightarrow PQ nbsp Somit ist jeder affine Raum uber einem normierten Vektorraum ein metrischer Raum Eine Metrik die aus einer p Norm abgeleitet ist heisst auch Minkowski Metrik Wichtige Spezialfalle sind die Manhattan Metrik zu p 1 displaystyle p 1 nbsp die euklidische Metrik zu p 2 displaystyle p 2 nbsp die Maximum Metrik zu p displaystyle p infty nbsp Weitere Beispiele fur Normen und damit auch fur Metriken finden sich im Artikel Norm Mathematik Aus einer p Norm abgeleitet sind zum Beispiel die Metriken der folgenden wichtigen Raume der eindimensionale Raum der reellen oder komplexen Zahlen mit dem absoluten Betrag als Norm mit beliebigem p displaystyle p nbsp und der dadurch gegebenen Betragsmetrikd x y x y displaystyle d x y x y nbsp dd der euklidische Raum mit seiner durch den Satz des Pythagoras gegebenen euklidischen Metrik zur euklidischen Norm fur p 2 displaystyle p 2 nbsp d x y x 1 y 1 2 x n y n 2 displaystyle d x y sqrt x 1 y 1 2 dotsb x n y n 2 nbsp dd Als eine Frechet Metrik auf einem Vektorraum V displaystyle V nbsp wird gelegentlich eine Metrik d x y r x y displaystyle d x y rho x y nbsp bezeichnet die von einer Funktion r displaystyle rho nbsp induziert wird welche die meisten Eigenschaften einer Norm besitzt aber nicht homogen ist Die Begriffsbildung kann auf affine Raume M displaystyle M nbsp uber solchen Vektorraumen erweitert werden per d P Q r P Q displaystyle d P Q rho overrightarrow PQ nbsp Ein Raum mit einer Frechet Metrik ist ein Frechet Raum aber nicht jeder Frechet Raum hat eine Frechet Metrik Nicht durch Normen erzeugte Metriken Bearbeiten Auf jeder Menge lasst sich eine triviale Metrik die sogenannte gleichmassig diskrete Metrik die sogar eine Ultrametrik ist definieren durch d x y 0 falls x y 1 sonst displaystyle d x y begin cases 0 amp text falls x y 1 amp text sonst end cases nbsp Sie induziert die diskrete Topologie Auf R displaystyle mathbb R nbsp wird durch d x y arctan x arctan y displaystyle delta x y arctan x arctan y nbsp eine Metrik definiert Bezuglich dieser Metrik ist R displaystyle mathbb R nbsp nicht vollstandig So ist z B die Folge n n N displaystyle n n in mathbb N nbsp eine d displaystyle delta nbsp Cauchy Folge die nicht in R displaystyle mathbb R nbsp konvergiert Die von dieser Metrik erzeugte Topologie stimmt zwar mit der Standardtopologie auf R displaystyle mathbb R nbsp uberein aber die von den beiden Metriken induzierten uniformen Strukturen sind offensichtlich verschieden Im Allgemeinen nicht durch eine Norm induziert ist die riemannsche Metrik die aus einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit eine riemannsche Mannigfaltigkeit macht Beispiele dafur die naturliche Metrik auf einer Kugeloberflache in der der Grosskreis die kurzeste Verbindung Geodate zwischen zwei Punkten ist die uneigentliche Metrik im Minkowski Raum R R 3 displaystyle mathbb R times mathbb R 3 nbsp der speziellen Relativitatstheorie in der zeitahnliche Abstande durch Dt 2 Dx c 2 Dy c 2 Dz c 2 1 2 und ortsahnliche Abstande durch Dx 2 Dy 2 Dz 2 Dct 2 1 2 gegeben sind die von der Materieverteilung abhangige Verallgemeinerung dieser Metrik in der allgemeinen Relativitatstheorie Die franzosische Eisenbahnmetrik ist ein beliebtes Ubungsbeispiel fur eine nicht durch eine Norm induzierte Metrik Sie wird unter Bezugnahme auf einen ausgezeichneten Punkt P displaystyle P nbsp Paris wie folgt definiert Der Abstand zweier verschiedener Punkte deren Verbindungsgerade durch P displaystyle P nbsp verlauft ist ihr Abstand unter der gewohnlichen euklidischen Metrik Der Abstand zweier verschiedener Punkte deren Verbindungsgerade nicht durch P displaystyle P nbsp verlauft ist die Summe ihrer Abstande von P displaystyle P nbsp Die Hausdorff Metrik misst den Abstand zwischen Teilmengen nicht Elementen eines metrischen Raums man konnte sie als Metrik zweiten Grades bezeichnen denn sie greift auf eine Metrik ersten Grades zwischen den Elementen des metrischen Raums zuruck Der Hamming Abstand ist eine Metrik auf dem Coderaum die die Unterschiedlichkeit von gleich langen Zeichenketten angibt Erzeugte Topologie BearbeitenDie offenen Kugeln in einem metrischen Raum erzeugen als Basis eine Topologie die von der Metrik induzierte Topologie Sind zwei metrische Raume M 1 d 1 displaystyle M 1 d 1 nbsp und M 2 d 2 displaystyle M 2 d 2 nbsp gegeben dann heissen sie homoomorph topologisch isomorph wenn es einen Homoomorphismus d h eine in beiden Richtungen stetige Abbildung zwischen ihnen gibt isometrisch wenn es eine bijektive Isometrie zwischen ihnen gibt Zwei isometrische Objekte im euklidischen Raum sind kongruent Ist M 1 M 2 displaystyle M 1 M 2 nbsp und sind die Raume nicht isometrisch dann gelten die Metriken M 1 d 1 displaystyle M 1 d 1 nbsp und M 1 d 2 displaystyle M 1 d 2 nbsp als nicht aquivalent quasi isometrisch wenn es eine Quasi Isometrie zwischen ihnen gibt Einordnung in die Hierarchie mathematischer Strukturen BearbeitenHierarchie topologischerRaume und der zugehorigen Strukturen Euklidischer Raum hat Skalarproduktist induziertNormierter Raum hat Normist induziertMetrischer Raum hat Metrikist induziertUniformer Raum hat Uniforme Strukturist induziertTopologischer Raum hat TopologieMetriken geben einem Raum eine globale und eine lokale mathematische Struktur Die globale Struktur kommt in geometrischen Eigenschaften wie der Kongruenz von Figuren zum Ausdruck Die lokale metrische Struktur also die Definition kleiner Abstande ermoglicht unter bestimmten zusatzlichen Voraussetzungen die Einfuhrung von Differentialoperationen Der Begriff topologischer Raum verallgemeinert den Begriff metrischer Raum Jeder metrische Raum ist ein topologischer Raum mit der Topologie die durch die Metrik induziert wird siehe dazu Umgebung Jeder metrische Raum ist ein Hausdorff Raum Ein topologischer Raum heisst metrisierbar wenn er zu einem metrischen Raum homoomorph ist Damit ist ein topologischer Raum X T metrisierbar wenn eine Metrik d auf X existiert welche die Topologie T induziert Ein vollstandiger metrischer Raum ist ein metrischer Raum in dem jede Cauchy Folge konvergiert Siehe dazu den ausfuhrlichen Artikel vollstandiger Raum Ein vollstandiger normierter Vektorraum heisst Banachraum Ein Banachraum dessen Norm durch ein Skalarprodukt induziert ist heisst Hilbertraum Mangels struktureller Voraussetzungen lassen sich Cauchy Folge und Vollstandigkeit auf allgemeinen topologischen Raumen nicht definieren Existiert wenigstens eine uniforme Struktur dann gibt es Cauchy Filter und die Moglichkeit der Vervollstandigung die jedem Cauchy Filter einen Grenzwert zuordnet Geschichte BearbeitenMetrische Raume wurden 1906 von Maurice Frechet in der Arbeit Sur quelques points du calcul fonctionnel erstmals verwendet 2 Der Begriff metrischer Raum wurde von Felix Hausdorff gepragt Literatur BearbeitenOtto Forster Analysis Band 2 Differentialrechnung im Rn Gewohnliche Differentialgleichungen 7 verbesserte Auflage Vieweg Wiesbaden 2006 ISBN 3 8348 0250 6 Vieweg Studium Grundkurs Mathematik Athanase Papadopoulos Metric Spaces Convexity and Nonpositive Curvature European Mathematical Society Zurich 2004 ISBN 3 03719 010 8 Boto von Querenburg Mengentheoretische Topologie 3 neu bearb und erw Auflage Springer Berlin Heidelberg New York 2001 ISBN 978 3 540 67790 1 doi 10 1007 978 3 642 56860 2 Einzelnachweise Bearbeiten Rainer Wust Reelle Analysis und Lineare Algebra Mathematik fur Physiker und Mathematiker Band 1 2 Auflage Wiley Blackwell 2008 ISBN 978 3 527 61793 7 S 394 Google Books Franz Lemmermeyer Topologie In Guido Walz Hrsg Lexikon der Mathematik 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Mannheim Heidelberg 2000 ISBN 978 3 8274 0439 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metrischer Raum amp oldid 232900636