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Eine riemannsche Mannigfaltigkeit oder ein riemannscher Raum ist ein Objekt aus dem mathematischen Teilgebiet der riemannschen Geometrie Diese Mannigfaltigkeiten haben die zusatzliche Eigenschaft dass sie eine Metrik ahnlich wie ein Prahilbertraum besitzen Mit Hilfe dieser riemannschen Metrik auch riemannscher metrischer Tensor lassen sich dann die wesentlichen geometrischen Eigenschaften der Mannigfaltigkeit beschreiben So gelten auf jeder riemannschen Mannigfaltigkeit die folgenden teilweise aquivalenten Eigenschaften Die kurzesten Strecken zwischen unterschiedlichen Punkten die sogenannten Geodaten sind nicht zwingend Geradenstucke sondern konnen gekrummte Kurven sein Die Winkelsumme von Dreiecken kann im Gegensatz zur Ebene auch grosser z B Kugel oder kleiner hyperbolische Raume als 180 sein Die Parallelverschiebung von Tangentialvektoren entlang geschlossener Kurven kann die Richtung des Vektors andern Das Ergebnis einer Parallelverschiebung eines Tangentialvektors hangt auch vom Weg ab entlang dessen der Tangentialvektor verschoben wird Die Krummung ist im Allgemeinen eine Funktion des Ortes auf der Mannigfaltigkeit Abstandsmessungen zwischen unterschiedlichen Punkten sind nur mit Hilfe einer Metrik moglich die vom Ort auf der Mannigfaltigkeit abhangen kann Der etwas allgemeinere Begriff der pseudo riemannschen oder semi riemannschen Mannigfaltigkeit ist in der allgemeinen Relativitatstheorie von entscheidender Bedeutung da in dieser die Raumzeit als solche beschrieben wird Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 2 1 Euklidischer Vektorraum 2 2 Induzierte Metrik 3 Riemannsche Mannigfaltigkeiten als metrische Raume 3 1 Abstandsfunktion 3 2 Durchmesser 4 Geschichte 5 Literatur 6 WeblinksDefinition BearbeitenEine riemannsche Mannigfaltigkeit ist eine differenzierbare n displaystyle n nbsp dimensionale Mannigfaltigkeit M displaystyle M nbsp mit einer Funktion g displaystyle g nbsp die jedem Punkt p M displaystyle p in M nbsp ein Skalarprodukt des Tangentialraums T p M displaystyle T p M nbsp zuordnet das heisst eine positiv definite symmetrische Bilinearform g p T p M T p M R displaystyle g p colon T p M times T p M to mathbb R nbsp die differenzierbar von p displaystyle p nbsp abhangt Das heisst bei gegebenen differenzierbaren Vektorfeldern X Y X M displaystyle X Y in mathfrak X M nbsp ist M R p g p X p Y p displaystyle begin aligned M amp to mathbb R p amp mapsto g p X p Y p end aligned nbsp eine differenzierbare Funktion Die Funktion g displaystyle g nbsp heisst riemannsche Metrik oder auch metrischer Tensor ist aber keine Metrik im Sinne der metrischen Raume Beispiele BearbeitenEuklidischer Vektorraum Bearbeiten Ein euklidischer Vektorraum ist isometrisch isomorph zum R n displaystyle mathbb R n nbsp mit dem Standardskalarprodukt x 1 x n y 1 y n x 1 y 1 x n y n displaystyle langle x 1 dotsc x n y 1 dotsc y n rangle x 1 y 1 dotsb x n y n nbsp Der Vektorraum R n displaystyle mathbb R n nbsp kann als differenzierbare Mannigfaltigkeit verstanden werden und zusammen mit dem Standardskalarprodukt wird er zu einer riemannschen Mannigfaltigkeit In diesem Fall ist der Tangentialraum T x R n displaystyle T x mathbb R n nbsp identisch mit dem Ausgangsraum also wieder der R n displaystyle mathbb R n nbsp Induzierte Metrik Bearbeiten Da das Tangentialbundel T N displaystyle TN nbsp einer Untermannigfaltigkeit N displaystyle N nbsp einer riemannschen Mannigfaltigkeit M displaystyle M nbsp auch eine Teilmenge des Tangentialbundels T M displaystyle TM nbsp von M displaystyle M nbsp ist kann die Metrik von M displaystyle M nbsp auch auf die Tangentialvektoren von N displaystyle N nbsp angewendet werden Die so erhaltene Metrik auf der Untermannigfaltigkeit wird deswegen auch induzierte Metrik genannt Die Untermannigfaltigkeit N displaystyle N nbsp bildet zusammen mit der induzierten Metrik wieder eine riemannsche Mannigfaltigkeit Induzierte Metriken finden insbesondere bei der geometrischen Untersuchung von Kurven und Flachen als Untermannigfaltigkeit des R n displaystyle mathbb R n nbsp Verwendung Riemannsche Mannigfaltigkeiten als metrische Raume BearbeitenDie riemannsche Metrik ist keine Metrik im Sinne der Theorie der metrischen Raume sondern ein Skalarprodukt Man kann jedoch ahnlich wie in der Theorie der Skalarproduktraume aus dem Skalarprodukt eine Metrik gewinnen Somit konnen riemannsche Mannigfaltigkeiten als metrische Raume verstanden werden Auf riemannschen Mannigfaltigkeiten sind also im Gegensatz zu differenzierbaren Mannigfaltigen Begriffe wie Abstand Durchmesser oder Vollstandigkeit definiert Abstandsfunktion Bearbeiten Im Folgenden sei M g displaystyle M g nbsp eine riemannsche Mannigfaltigkeit Die Abstandsfunktion auf einer zusammenhangenden riemannschen Mannigfaltigkeit wird dann definiert durch d x y inf L g g 0 1 M g 0 x g 1 y displaystyle d x y inf L gamma mid gamma colon 0 1 to M gamma 0 x gamma 1 y nbsp Dabei durchlauft g displaystyle gamma nbsp alle stuckweise differenzierbaren Wege die x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp verbinden und L g displaystyle L gamma nbsp bezeichnet die Lange von g displaystyle gamma nbsp die gemass L g 0 1 g g t g t g t d t displaystyle L gamma int 0 1 sqrt g gamma t dot gamma t dot gamma t mathrm d t nbsp definiert ist Das Funktional L displaystyle L nbsp wird auch Langenfunktional genannt Ein mit konstanter Geschwindigkeit durchlaufener Weg der lokal das heisst fur ausreichend nahe beieinander liegende Punkte die kurzeste Verbindung realisiert heisst Geodatische Die so definierte Metrik d displaystyle d nbsp induziert wieder die ursprungliche Topologie von M displaystyle M nbsp Da man zeigen kann dass jede differenzierbare n displaystyle n nbsp dimensionale Mannigfaltigkeit riemannsche Metriken besitzt lasst sich so auch zeigen dass jede differenzierbare n displaystyle n nbsp dimensionale Mannigfaltigkeit metrisierbar ist Ahnlich wie bei metrischen Vektorraumen kann man auch von vollstandigen riemannschen Mannigfaltigkeiten sprechen Der Satz von Hopf Rinow ist das zentrale Resultat bezuglich der Vollstandigkeit riemannscher Mannigfaltigkeiten Durchmesser Bearbeiten Genauso wie in der Theorie der metrischen Raume wird durch diam M sup d p q p q M 0 displaystyle operatorname diam M sup d p q mid p q in M in 0 infty nbsp der Durchmesser einer riemannschen Mannigfaltigkeiten M g displaystyle M g nbsp definiert Der Durchmesser ist eine Invariante einer riemannschen Mannigfaltigkeit unter globalen Isometrien Ausserdem gilt fur endlichdimensionale riemannsche Mannigfaltigkeiten die Heine Borel Eigenschaft das heisst eine vollstandige riemannsche Mannigfaltigkeit ist genau dann kompakt wenn der Durchmesser endlich ist Geschichte BearbeitenGauss Theorie der gekrummten Flachen verwendet eine extrinsische Beschreibung das heisst die gekrummten Flachen werden mit Hilfe eines umgebenden euklidischen Raumes beschrieben Riemann vertritt dagegen einen abstrakteren Ansatz Diesen Ansatz und die zugehorigen Definitionen fuhrte Riemann in seinem Habilitationsvortrag Uber die Hypothesen welche der Geometrie zu Grunde liegen vom 10 Juni 1854 an der Universitat Gottingen ein Dort wurden auch viele Definitionen vorgestellt die noch heute in der modernen Mathematik verwendet werden Von parakompakten Raumen war damals jedoch noch nicht die Rede Anstelle von Kurven und Tangentialvektoren verwendete Riemann damals infinitesimale Linienelemente Seit Anfang des 19 Jahrhunderts werden sogenannte nichteuklidische Geometrien diskutiert Die riemannsche Geometrie hat dabei gerade die geeigneten Definitionen und die geeignete Sprache um diese Geometrien von einem allgemeinen Standpunkt aus zu beschreiben Der Begriff der riemannschen Mannigfaltigkeit bildete zum Anfang des 20 Jahrhunderts einen grundlegenden Ausgangspunkt fur die Entwicklung der allgemeinen Relativitatstheorie Literatur BearbeitenManfredo Perdigao do Carmo Riemannian Geometry Birkhauser Boston 1992 ISBN 0 8176 3490 8 Marcel Berger A panoramic view of Riemannian geometry Springer Verlag Berlin 2003 ISBN 3 540 65317 1 Sylvestre Gallot Dominique Hulin Jacques Lafontaine Riemannian Geometry Second Edition Springer Verlag Berlin Heidelberg 1990 ISBN 3 540 52401 0 Martin Schottenloher Geometrie und Symmetrie in der Physik vieweg Lehrbuch 1995 ISBN 3 528 06565 6Weblinks BearbeitenBernhard Riemann Ueber die Hypothesen welche der Geometrie zu Grunde liegen Inauguralvorlesung Thema von Carl Friedrich Gauss vorgeschlagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Riemannsche Mannigfaltigkeit amp oldid 236728257