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Eine Verbindungsgerade ist in der Mathematik eine Gerade die durch zwei vorgegebene Punkte verlauft Verbindungsgeraden werden speziell in der euklidischen Geometrie und allgemeiner in Inzidenzgeometrien betrachtet Die Existenz und Eindeutigkeit der Verbindungsgeraden zu zwei verschiedenen gegebenen Punkten wird in der Geometrie axiomatisch als Verbindungsaxiom gefordert Verbindungsgerade g zweier Punkte P und Q Inhaltsverzeichnis 1 Euklidische Geometrie 1 1 Definition 1 2 Berechnung 1 3 Axiomatik 2 Inzidenzgeometrie 2 1 Definition 2 2 Notation und Sprechweisen 2 3 Verbindungsaxiom 2 4 Teilraume und Hullensystem 2 5 Zugehoriger Hullenoperator 2 6 Beispiel der Koordinatenebene 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Einzelnachweise und AnmerkungenEuklidische Geometrie BearbeitenDefinition Bearbeiten Sind P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp zwei verschiedene Punkte in der euklidischen Ebene oder im euklidischen Raum dann wird diejenige Gerade g displaystyle g nbsp die diese beiden Punkte enthalt Verbindungsgerade der Punkte P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp genannt und mit g P Q displaystyle g PQ nbsp oder g P Q displaystyle g PQ nbsp bezeichnet Berechnung Bearbeiten Nach Wahl eines kartesischen Koordinatensystems konnen Punkte in der euklidischen Ebene durch Zahlenpaare P x P y P displaystyle P x P y P nbsp und Q x Q y Q displaystyle Q x Q y Q nbsp beschrieben werden Die Verbindungsgerade zweier Punkte kann dann uber eine Geradengleichung angegeben werden Die Zweipunkteform der Geradengleichung lautet in diesem Fall y y P x Q x P x x P y Q y P displaystyle y y P cdot x Q x P x x P cdot y Q y P nbsp Eine Parameterform der Geradengleichung ist nach Wahl von P displaystyle P nbsp als Aufpunkt und P Q displaystyle overrightarrow PQ nbsp als Richtungsvektor x y x P y P s x Q x P y Q y P displaystyle begin pmatrix x y end pmatrix begin pmatrix x P y P end pmatrix s begin pmatrix x Q x P y Q y P end pmatrix nbsp mit s R displaystyle s in mathbb R nbsp In baryzentrischen Koordinaten lautet die Geradengleichung der Verbindungsgeraden entsprechend x y s x P y P t x Q y Q displaystyle begin pmatrix x y end pmatrix s begin pmatrix x P y P end pmatrix t begin pmatrix x Q y Q end pmatrix nbsp mit s t R s t 1 displaystyle s t in mathbb R s t 1 nbsp Die beiden vektoriellen Darstellungen gelten analog auch in drei und hoherdimensionalen Raumen Axiomatik Bearbeiten In einem axiomatischen Zugang zur euklidischen Geometrie muss die Existenz und Eindeutigkeit der Verbindungsgeraden zu zwei gegebenen Punkten explizit gefordert werden Euklid verlangt die Existenz der Verbindungsgeraden in zwei Schritten Die ersten beiden Postulate in seinem Werk Die Elemente lauten sinngemass wie folgt 1 Man kann von jedem Punkt nach jedem Punkt die Strecke ziehen Man kann eine begrenzte gerade Linie zusammenhangend gerade verlangern Damit existiert zu zwei verschiedenen Punkten stets eine Verbindungsgerade Diese Postulate sind dabei konstruktiv zu sehen das heisst zu zwei gegebenen Punkten lasst sich die zugehorige Verbindungsgerade stets auch mit Zirkel und Lineal konstruieren In Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie werden die Existenz und die Eindeutigkeit der Verbindungsgeraden als Axiome I1 und I2 innerhalb der Axiomengruppe I Axiome der Verknupfung aufgefuhrt Hilbert formuliert die Axiome I1 und I2 wie folgt 2 I1 Zu zwei verschiedenen Punkten P Q displaystyle P Q nbsp gibt es stets eine Gerade g displaystyle g nbsp auf der die beiden Punkte liegen I2 Zwei verschiedene Punkte P Q displaystyle P Q nbsp einer Geraden g displaystyle g nbsp bestimmen diese Gerade eindeutig Inzidenzgeometrie BearbeitenDefinition Bearbeiten Ist allgemein P G I displaystyle mathfrak P G I nbsp ein Inzidenzraum und sind P 1 P 2 P displaystyle P 1 P 2 in mathfrak P nbsp zwei verschiedene Punkte in diesem Raum dann heisst eine Gerade g G displaystyle g in G nbsp Verbindungsgerade dieser beiden Punkte wenn folgende zwei Bedingungen gelten V1 P 1 I g P 2 I g displaystyle P 1 Ig land P 2 Ig nbsp V2 card h G P 1 I h P 2 I h 1 displaystyle operatorname card h in G colon P 1 Ih land P 2 Ih leq 1 nbsp Notation und Sprechweisen Bearbeiten Werden von den beiden Punkten und der Geraden die Bedingungen V1 und V2 erfullt so schreibt man oft g P 1 P 2 displaystyle g langle P 1 P 2 rangle nbsp oder g P 1 P 2 displaystyle g P 1 vee P 2 nbsp oder auch kurz g P 1 P 2 displaystyle g P 1 P 2 nbsp In dem hierzu ublichen Sprachgebrauch sagt man dann auch g displaystyle g nbsp verbindet die Punkte P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp g displaystyle g nbsp gehort mit den Punkten P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp zusammen Die Punkte P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp liegen auf g displaystyle g nbsp g displaystyle g nbsp geht durch die Punkte P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp Die Punkte P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp inzidieren mit g displaystyle g nbsp g displaystyle g nbsp inzidiert mit den Punkten P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp oder Ahnliches Unter Benutzung dieses Sprachgebrauchs lassen sich die obigen Bedingungen V1 und V2 so in Worte fassen V1 Die Punkte P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp werden durch die Gerade g displaystyle g nbsp verbunden V2 Fur die Punkte P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp gibt es hochstens eine Gerade die sie verbindet Verbindungsaxiom Bearbeiten In den fur die Geometrie besonders wichtigen Inzidenzraumen also insbesondere in den euklidischen Raumen in allen affinen Raumen und in allen projektiven Raumen gilt in Bezug auf Punkte und Verbindungsgeraden durchgangig die folgende grundlegende Bedingung V V Zu je zwei verschiedenen Punkten des gegebenen Inzidenzraums existiert stets eine Verbindungsgerade also eine Gerade derart dass V1 und V2 erfullt sind Man nennt diese Bedingung das Verbindungsaxiom In anderer Formulierung lasst sich das Verbindungsaxiom auch wie folgt aussprechen V Zu je zwei verschiedenen Punkten des gegebenen Inzidenzraums gibt es genau eine Gerade die diese beiden Punkte verbindet Teilraume und Hullensystem Bearbeiten Den in der Hauptsache in der Geometrie behandelten Inzidenzraumen wie etwa den affinen und den projektiven Raumen aber auch vielen anderen linearen Raumen wie z B den Blockplanen ist gemeinsam dass die Inzidenzrelation von der Elementrelation herruhrt und somit die Geraden g displaystyle g nbsp Teilmengen der zugehorigen Punktmenge P displaystyle mathfrak P nbsp sind Es ist also dann die Geradenmenge eine Teilmenge der Potenzmenge von P displaystyle mathfrak P nbsp folglich die Beziehung G 2 P displaystyle G subseteq 2 mathfrak P nbsp gegeben In diesem Falle beschreibt man den Inzidenzraum P G I displaystyle mathfrak P G I nbsp kurz in der Form P G displaystyle mathfrak P G nbsp anstatt in der Form P G displaystyle mathfrak P G in nbsp 3 Unter diesen Gegebenheiten nennt man eine Teilmenge T P displaystyle mathfrak T subseteq mathfrak P nbsp einen Teilraum von P G displaystyle mathfrak P G nbsp wenn mit je zwei verschiedenen Punkten P 1 P 2 T displaystyle P 1 P 2 in mathfrak T nbsp stets ihre Verbindungsgerade P 1 P 2 displaystyle langle P 1 P 2 rangle nbsp in T displaystyle mathfrak T nbsp enthalten ist also hierfur stets P 1 P 2 T displaystyle langle P 1 P 2 rangle subseteq mathfrak T nbsp gilt Die Menge t displaystyle tau nbsp der Teilraume von P G displaystyle mathfrak P G nbsp bildet ein Hullensystem Zugehoriger Hullenoperator Bearbeiten Zum Hullensystem t displaystyle tau nbsp lasst sich in der ublichen Weise der zugehorige Hullenoperator bilden Diesen schreibt man oft als displaystyle langle rangle nbsp Fur P 0 P displaystyle mathfrak P 0 subseteq mathfrak P nbsp gilt also P 0 T T T P 0 displaystyle langle mathfrak P 0 rangle bigcap mathfrak T in mathcal T colon mathfrak T supseteq mathfrak P 0 nbsp Das bedeutet P 0 displaystyle langle mathfrak P 0 rangle nbsp ist der kleinste Teilraum von P G displaystyle mathfrak P G nbsp der P 0 displaystyle mathfrak P 0 nbsp umfasst Im Falle dass dabei P 0 displaystyle mathfrak P 0 nbsp eine endliche Menge von Punkten ist etwa P 0 P 1 P m m N displaystyle mathfrak P 0 P 1 dotsc P m m in mathbb N nbsp schreibt man auch P 0 P 1 P m displaystyle langle mathfrak P 0 rangle langle P 1 dotsc P m rangle nbsp oder auch P 0 P 1 P m displaystyle langle mathfrak P 0 rangle P 1 vee dotsc vee P m nbsp Fur m 2 displaystyle m 2 nbsp und P 1 P 2 displaystyle P 1 neq P 2 nbsp hat man P 0 P 1 P 2 displaystyle langle mathfrak P 0 rangle langle P 1 P 2 rangle nbsp also wiederum die Verbindungsgerade von P 1 displaystyle P 1 nbsp und P 2 displaystyle P 2 nbsp Beispiel der Koordinatenebene Bearbeiten Die Koordinatenebene K 2 displaystyle K 2 nbsp uber einem kommutativen Korper K displaystyle K nbsp gibt ein Standardbeispiel fur einen Inzidenzraum P G displaystyle mathfrak P G nbsp in dem das Verbindungsaxiom gilt 4 Hier ist die Punktmenge P K 2 displaystyle mathfrak P K 2 nbsp und die Geradenmenge G a K u a K 2 u K 2 0 displaystyle G a Ku colon a in K 2 land u in K 2 setminus mathbf 0 nbsp Die Geradenmenge G displaystyle G nbsp erhalt man also dadurch dass man alle moglichen Nebenklassen zu allen in K 2 displaystyle K 2 nbsp gelegenen Unterraumen der Dimension 1 bildet Hat man hier zwei unterschiedliche Punkte P 1 P 2 K 2 displaystyle P 1 P 2 in K 2 nbsp so lasst sich die Verbindungsgerade in folgender Weise darstellen P 1 P 2 a P 1 b P 2 a b K a b 1 displaystyle langle P 1 P 2 rangle alpha P 1 beta P 2 colon alpha beta in K land alpha beta 1 nbsp Das Standardbeispiel fur dieses Konzept bieten die Geraden die zwei Punkte der euklidischen Ebene verbinden Siehe auch BearbeitenVerbindungsvektor Verbindungsraum VerbindungsstreckeLiteratur BearbeitenGerhard Hessenberg Justus Diller Grundlagen der Geometrie 2 Auflage Walter de Gruyter Verlag Berlin 1967 S 20 220 David Hilbert Grundlagen der Geometrie Mit Supplementen von Dr Paul Bernays Teubner Studienbucher Mathematik 11 Auflage Teubner Verlag Stuttgart 1972 ISBN 3 519 12020 8 S 3 ff MR1109913 Helmut Karzel Kay Sorensen Dirk Windelberg Einfuhrung in die Geometrie Uni Taschenbucher Band 184 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1973 ISBN 3 525 03406 7 S 11 ff Max Koecher Aloys Krieg Ebene Geometrie Springer Lehrbuch 2 neu bearbeitete und erweiterte Auflage Springer Verlag Berlin u a 2000 ISBN 3 540 67643 0 S 7 48 ff 52 212 Herbert Meschkowski Denkweisen grosser Mathematiker Ein Weg zur Geschichte der Mathematik Dokumente zur Geschichte der Mathematik 3 Auflage Vieweg Verlag Braunschweig 1990 ISBN 3 528 28179 0 MR1086172 Eberhard M Schroder Vorlesungen uber Geometrie 2 Affine und projektive Geometrie BI Wissenschaftsverlag Mannheim Wien Zurich 1991 ISBN 3 411 15301 6 S 2 ff MR1166803 Otto Kerner Joseph Maurer Jutta Steffens Thomas Thode Rudolf Voller Bearb Vieweg Mathematik Lexikon Begriffe Definitionen Satze Beispiele fur das Grundstudium Vieweg Verlag Braunschweig Wiesbaden 1988 ISBN 3 528 06308 4 S 311 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Herbert Meschkowski Denkweisen grosser Mathematiker 3 Auflage 1990 S 20 David Hilbert Grundlagen der Geometrie 11 Auflage 1972 S 3 ff Dabei wird die Elementrelation als selbstverstandlich gegeben betrachtet und nicht weiter erwahnt Koecher Krieg Ebene Geometrie 2000 S 48 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verbindungsgerade amp oldid 230995549