www.wikidata.de-de.nina.az
Der projektive Raum ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der Geometrie Dieser Raum kann aufgefasst werden als die Menge aller Geraden durch den Ursprung eines Vektorraums V displaystyle V Ist V displaystyle V der reelle zweidimensionale Vektorraum R 2 displaystyle mathbb R 2 so nennt man ihn reelle projektive Gerade und im Falle V R 3 displaystyle V mathbb R 3 heisst er reelle projektive Ebene Analog definiert man projektive Geraden und projektive Ebenen uber beliebigen Korpern als die Mengen der Ursprungsgeraden in einem zwei bzw dreidimensionalen Vektorraum uber dem jeweiligen Korper Projektive Ebenen konnen in der Inzidenzgeometrie auch axiomatisch charakterisiert werden dabei erhalt man auch projektive Ebenen die nicht den Geraden in einem Vektorraum entsprechen 1 Zentralprojektion einer Eisenbahnstrecke die parallel verlaufenden Schienen scheinen sich im Fluchtpunkt am Horizont zu schneiden Die Idee der projektiven Raume steht in Beziehung zur Zentralprojektion aus der darstellenden Geometrie und Kartenentwurfslehre bzw zur Art und Weise wie das Auge oder eine Kamera eine dreidimensionale Szene auf ein zweidimensionales Abbild projiziert Alle Punkte die gemeinsam mit der Linse der Kamera auf einer Linie liegen werden auf einen gemeinsamen Punkt projiziert In diesem Beispiel ist der zugrunde liegende Vektorraum R 3 displaystyle mathbb R 3 die Kameralinse ist der Ursprung und der projektive Raum entspricht den Bildpunkten Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Projektive lineare Gruppe Kollineationen 3 Beispiel Riemann sche Zahlenkugel 4 Eigenschaften 5 Topologie 6 Projektive Teilraume und abgeleitete Raume 7 Axiomatischer Zugang 7 1 Zusatzaxiome 7 1 1 Schliessungseigenschaften 7 1 2 Ordnungseigenschaften und Topologische Eigenschaften 8 Eigenschaften 9 Literatur 10 WeblinksDefinition BearbeitenDer reell projektive Raum R P n displaystyle mathbb R P n nbsp ist die Menge aller Geraden durch den Nullpunkt im R n 1 displaystyle mathbb R n 1 nbsp Formal definiert man ihn als Menge von Aquivalenzklassen wie folgt Auf R n 1 0 displaystyle mathbb R n 1 setminus 0 nbsp sei die Aquivalenzrelation x y l R 0 x l y displaystyle x sim y Leftrightarrow exists lambda in mathbb R setminus 0 colon x lambda y nbsp definiert In Worten heisst dies dass x displaystyle x nbsp genau dann aquivalent zu y displaystyle y nbsp ist wenn es ein l R 0 displaystyle lambda in mathbb R setminus 0 nbsp gibt so dass x l y displaystyle x lambda y nbsp gilt Alle Punkte auf einer Ursprungsgeraden der Ursprung ist nicht enthalten werden also miteinander identifiziert und nicht mehr unterschieden Der Quotientenraum R n 1 0 displaystyle left mathbb R n 1 setminus 0 right sim nbsp mit der Quotiententopologie wird reeller n displaystyle n nbsp dimensionaler projektiver Raum genannt und mit R P n displaystyle mathbb R P n nbsp notiert Im Fall n 1 displaystyle n 1 nbsp spricht man von der projektiven Geraden auch projektive Linie und im Fall n 2 displaystyle n 2 nbsp von einer projektiven Ebene Wahlt man statt R n 1 displaystyle mathbb R n 1 nbsp den komplexen Vektorraum C n 1 displaystyle mathbb C n 1 nbsp so erhalt man mit der analogen Definition mit l C 0 displaystyle lambda in mathbb C setminus 0 nbsp den komplex projektiven Raum der komplexen Dimension n displaystyle n nbsp als den Raum der komplex eindimensionalen Unterraume des C n 1 displaystyle mathbb C n 1 nbsp Die Koordinaten der Punkte des projektiven Raums welche ja Aquivalenzklassen von Punkten x 0 x n R n 1 displaystyle x 0 dotsc x n in mathbb R n 1 nbsp sind werden durch x 0 x n R P n displaystyle x 0 ldots x n in mathbb R P n nbsp notiert und heissen homogene Koordinaten Entsprechend fur den komplex projektiven Raum Fur n 1 displaystyle n 1 nbsp definiert die Abbildung x 0 x 1 x 0 x 1 displaystyle x 0 x 1 rightarrow frac x 0 x 1 nbsp eine Bijektion zwischen R P 1 displaystyle mathbb R P 1 nbsp und R displaystyle mathbb R cup left infty right nbsp Allgemeiner konnen auch projektive Raume uber beliebigen anderen Korpern an Stelle von R displaystyle mathbb R nbsp bzw C displaystyle mathbb C nbsp konstruiert werden Ein allgemeinerer Begriff des projektiven Raumes wird in der synthetischen Geometrie verwendet vor allem fur den Fall n 2 displaystyle n 2 nbsp die projektive Ebene Die Axiomatik dieses allgemeineren Begriffes wird im Hauptartikel Projektive Geometrie dargestellt Projektive lineare Gruppe Kollineationen Bearbeiten Hauptartikel Projektive Abbildung Die projektive lineare Gruppe P G L n 1 R displaystyle mathrm PGL n 1 mathbb mathbb R nbsp ist die Gruppe der invertierbaren projektiven Abbildungen sie ist definiert als Quotient von G L n 1 R displaystyle mathrm GL n 1 mathbb mathbb R nbsp unter der Aquivalenzrelation A B l R 0 A l B displaystyle A sim B Leftrightarrow exists lambda in mathbb R setminus 0 colon A lambda B nbsp Die Wirkung von G L n 1 R displaystyle mathrm GL n 1 mathbb R nbsp auf R n 1 0 displaystyle left mathbb R n 1 setminus 0 right nbsp gibt eine wohl definierte Wirkung von P G L n 1 R displaystyle mathrm PGL n 1 mathbb R nbsp auf R P n displaystyle mathbb R P n nbsp Die den Elementen A PGL n 1 R displaystyle A in operatorname PGL n 1 mathbb R nbsp entsprechenden Abbildungen A R P n R P n displaystyle A mathbb R P n to mathbb R P n nbsp sind projektive das heisst hier doppelverhaltnistreue Kollineationen Mit anderen Worten Sie bilden die Menge der projektiven Punkte bijektiv auf sich selbst ab Sie bilden jede Gerade als Punktmenge auf eine Gerade ab erhalten damit die Inzidenzstruktur Das Doppelverhaltnis von beliebigen 4 Punkten die auf einer Geraden liegen bleibt unverandert Das unterscheidet Projektivitaten von bijektiven echt semilinearen Selbstabbildungen des Vektorraums Analog definiert man eine Wirkung von P G L n 1 C displaystyle mathrm PGL n 1 mathbb C nbsp auf C P n displaystyle mathbb C P n nbsp Im Fall der projektiven Gerade wirkt P G L 2 R displaystyle mathrm PGL 2 mathbb R nbsp auf R P 1 displaystyle mathbb R P 1 nbsp durch gebrochen lineare Transformationen Nach der Identifikation von R P 1 displaystyle mathbb R P 1 nbsp mit R displaystyle mathbb R cup infty nbsp bzw C P 1 displaystyle mathbb C P 1 nbsp mit C displaystyle mathbb C cup infty nbsp wirkt P G L 2 R displaystyle mathrm PGL 2 mathbb R nbsp bzw P G L 2 C displaystyle mathrm PGL 2 mathbb C nbsp durch a b c d z a z b c z d displaystyle left begin matrix a amp b c amp d end matrix right z frac az b cz d nbsp Beispiel Riemann sche Zahlenkugel Bearbeiten nbsp Stereographische Ruckprojektionen der komplexen Zahlen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp auf die Punkte a displaystyle alpha nbsp und b displaystyle beta nbsp der Riemann schen ZahlenkugelDie komplex projektive Gerade ist nach obiger Definition gerade die Menge der komplexen Geraden in C 2 displaystyle mathbb C 2 nbsp welche durch den Ursprung 0 0 C 2 displaystyle 0 0 in mathbb C 2 nbsp gehen Die komplex projektive Gerade kann man auch als die reell zweidimensionale Sphare beziehungsweise Riemann sche Zahlenkugel S 2 x y z R 3 x 2 y 2 z 2 1 displaystyle S 2 x y z in mathbb R 3 x 2 y 2 z 2 1 nbsp auffassen Die Ubereinstimmung mit obigen Begriffen ergibt sich wie folgt Bezeichne mit N 0 0 1 S 2 displaystyle N 0 0 1 in S 2 nbsp den Nordpol Betrachte die stereographische Projektion f S 2 N R 2 C displaystyle f colon S 2 setminus N to mathbb R 2 cong mathbb C nbsp welche durch x y z x 1 z y 1 z x i y 1 z displaystyle textstyle x y z mapsto left frac x 1 z frac y 1 z right frac x iy 1 z nbsp gegeben ist Anschaulich legt man durch x y z displaystyle x y z nbsp und den Nordpol eine reelle Gerade und wahlt den Schnittpunkt dieser Geraden mit der Aquatorebene als Bildpunkt der Abbildung wobei der Nordpol mit displaystyle infty nbsp identifiziert wird Die Korrespondenz zwischen S 2 displaystyle S 2 nbsp und C P 1 displaystyle mathbb C P 1 nbsp in homogenen Koordinaten ist dann x y z 1 x i y 1 z 1 z x i y displaystyle x y z mapsto left 1 frac x iy 1 z right 1 z x iy nbsp Eigenschaften BearbeitenDie reellen und komplexen projektiven Raume sind kompakte Mannigfaltigkeiten Der projektive Raum ist ein Beispiel fur eine nicht affine algebraische Varietat bzw ein nicht affines Schema Ausserdem hat der projektive Raum die Struktur einer torischen Varietat Im algebraisch geometrischen Kontext kann man anstelle der reellen oder komplexen Zahlen jeden beliebigen Korper einsetzen Untervarietaten des projektiven Raums werden als projektive Varietaten veraltet auch als projektive Mannigfaltigkeiten bezeichnet Lokal nach dem projektiven Raum modellierte lokal homogene Mannigfaltigkeiten werden als projektive Mannigfaltigkeiten bezeichnet Topologie BearbeitenDie projektive Gerade R P 1 displaystyle mathbb R P 1 nbsp ist homoomorph zum Kreis S 1 displaystyle S 1 nbsp Fur n gt 1 displaystyle n gt 1 nbsp ist die Fundamentalgruppe des projektiven Raums R P n displaystyle mathbb R P n nbsp die Gruppe Z 2Z die 2 fache Uberlagerung des R P n displaystyle mathbb R P n nbsp ist die Sphare S n displaystyle mathbb S n nbsp Fur ungerade n displaystyle n nbsp ist der R P n displaystyle mathbb R P n nbsp orientierbar fur gerade n displaystyle n nbsp ist er nicht orientierbar Die projektive Ebene R P 2 displaystyle mathbb R P 2 nbsp ist eine nicht orientierbare Flache die sich nicht in den R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp einbetten lasst Es gibt aber Immersionen des R P 2 displaystyle mathbb R P 2 nbsp in den R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp zum Beispiel die sogenannte Boysche Flache Die komplex projektive Gerade C P 1 displaystyle mathbb C P 1 nbsp ist homoomorph zur Sphare S 2 displaystyle S 2 nbsp die quaternionisch projektive Gerade H P 1 displaystyle mathbb H P 1 nbsp ist homoomorph zur S 4 displaystyle S 4 nbsp die Cayley projektive Gerade C a P 1 displaystyle CaP 1 nbsp homoomorph zur S 8 displaystyle S 8 nbsp Alle komplex oder quaternionisch projektiven Raume sind einfach zusammenhangend Die Hopf Faserungen bilden fur K C H C a displaystyle mathbb K mathbb C mathbb H Ca nbsp jeweils die Einheitssphare in K 2 displaystyle mathbb K 2 nbsp auf K P 1 displaystyle mathbb K P 1 nbsp ab die Faser ist die Einheitssphare in K 1 displaystyle mathbb K 1 nbsp Man erhalt auf diese Weise Faserungen S 1 S 3 S 2 S 3 S 7 S 4 S 7 S 15 S 8 displaystyle S 1 to S 3 to S 2 S 3 to S 7 to S 4 S 7 to S 15 to S 8 nbsp Diese Faserungen haben Hopf Invariante 1 Projektive Teilraume und abgeleitete Raume BearbeitenIn diesem Abschnitt wird im Sinne der obigen allgemeineren Definition von einem n displaystyle n nbsp dimensionalen projektiven Raum K P n displaystyle KP n nbsp uber einem beliebigen Korper K displaystyle K nbsp ausgegangen die Punkte des Raumes konnen also als eindimensionale Untervektorraume von K n 1 displaystyle K n 1 nbsp angesehen werden Jedem k 1 displaystyle k 1 nbsp dimensionalen Unterraum 1 k n displaystyle 1 leq k leq n nbsp von K n 1 displaystyle K n 1 nbsp ist ein k displaystyle k nbsp dimensionaler projektiver Teilraum H displaystyle H nbsp von K P n displaystyle KP n nbsp zugeordnet Man nennt H displaystyle H nbsp auch eine verallgemeinerte projektive Ebene fur k n 1 displaystyle k n 1 nbsp Hyperebene fur k 1 displaystyle k 1 nbsp Gerade in K P n displaystyle KP n nbsp Auch die leere Menge wird hier als projektiver Teilraum betrachtet dem der Nullraum von K n 1 displaystyle K n 1 nbsp und als Dimension 1 displaystyle 1 nbsp zugeordnet wird Die Schnittmenge von zwei projektiven Teilraumen ist wiederum ein projektiver Teilraum Bildet man zu den Unterraumen die zwei projektiven Raumen S 1 displaystyle S 1 nbsp und S 2 displaystyle S 2 nbsp zugeordnet sind die lineare Hulle ihrer Vereinigungsmenge in K n 1 displaystyle K n 1 nbsp so gehort zu diesem Untervektorraum wieder ein projektiver Teilraum der Verbindungsraum S 1 S 2 displaystyle S 1 vee S 2 nbsp auch als Summe S 1 S 2 displaystyle S 1 S 2 nbsp notiert von S 1 displaystyle S 1 nbsp und S 2 displaystyle S 2 nbsp Fur Schnitt und Verbindung von projektiven Teilraumen gilt die projektive Dimensionsformel dim S 1 dim S 2 dim S 1 S 2 dim S 1 S 2 displaystyle operatorname dim S 1 operatorname dim S 2 operatorname dim S 1 vee S 2 operatorname dim S 1 cap S 2 nbsp dd Die Menge P n displaystyle mathcal P n nbsp aller Teilraume des projektiven Raumes K P n displaystyle KP n nbsp bildet bezuglich der Verknupfungen Schnitt displaystyle cap nbsp und Verbindung displaystyle vee nbsp einen langenendlichen modularen komplementaren Verband Jedem projektiven Punkt kann uber seine Koordinaten eine homogene Koordinatengleichung zugeordnet werden deren Losungsmenge eine Hyperebene beschreibt Durch die so definierten Hyperebenenkoordinaten bilden die Hyperebenen in K P n displaystyle KP n nbsp wiederum Punkte eines projektiven Raumes des Dualraums K P n D displaystyle KP n D nbsp siehe dazu Projektives Koordinatensystem Koordinatengleichungen und Hyperebenenkoordinaten Allgemeiner bildet die Menge der Hyperebenen die einen festen k displaystyle k nbsp dimensionalen Teilraum S displaystyle S nbsp enthalten einen projektiven Raum den man als Bundel im Spezialfall k n 2 displaystyle k n 2 nbsp als Buschel von Hyperebenen bezeichnet S displaystyle S nbsp heisst Trager des Bundels oder Buschels Axiomatischer Zugang BearbeitenSiehe auch Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie Als man in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts die Geometrie in streng axiomatische Form fasste und dann auch daranging die Axiome systematisch zu variieren lag es nahe das Parallelenaxiom durch die Festlegung zu ersetzen dass sich zwei in einer Ebene liegende Geraden immer schneiden mussen Dies ist allerdings unvertraglich mit dem Anordnungsaxiom II 3 Beschrankt man sich aber auf die Inzidenzaxiome so ergeben sich sehr einfache und hochsymmetrische Axiomensysteme die auch die Gesetze des bekannten projektiven Raums umfassen Ein solches Axiomsystem das nur mit den Grundbegriffen Punkt Gerade und Inzidenz auskommt lautet Geradenaxiom Sind P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp zwei verschiedene Punkte so gibt es genau eine Gerade P Q displaystyle PQ nbsp die mit P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp inzidiert Axiom von Veblen Young Sind A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp C displaystyle C nbsp D displaystyle D nbsp vier Punkte so dass A B displaystyle AB nbsp und C D displaystyle CD nbsp mit einem gemeinsamen Punkt inzidieren so inzidieren auch A C displaystyle AC nbsp und B D displaystyle BD nbsp mit einem gemeinsamen Punkt 1 Reichhaltigkeitsaxiom Jede Gerade inzidiert mit mindestens drei Punkten 2 Reichhaltigkeitsaxiom Es gibt mindestens zwei verschiedene Geraden Eine Inzidenzstruktur die diese Axiome erfullt heisst dann eine projektive Geometrie Das 1 Axiom ist eine Kurzfassung der Inzidenzaxiome I 1 und I 2 Das 2 Axiom ersetzt das Parallelenaxiom Wenn man im Rahmen der ubrigen Axiome den Begriff Ebene geeignet definiert besagt es gerade dass zwei Geraden einer Ebene sich immer schneiden Ersetzt man es durch das einfachere und strengere Axiom 2E Sind g displaystyle g nbsp und h displaystyle h nbsp zwei verschiedene Geraden so gibt es genau einen Punkt der mit g displaystyle g nbsp und h displaystyle h nbsp inzidiert so heisst die entsprechende Struktur eine projektive Ebene Die Reichhaltigkeitsaxiome 3 und 4 ersetzen das Hilbert Axiom I 8 Strukturen die nur die Axiome 1 bis 3 aber nicht 4 erfullen heissen ausgeartete projektive Geometrien Es sind ausnahmslos projektive Ebenen nbsp Die Fano Ebene erfullt das Fano Axiom nicht Da sowohl das Anordnungsaxiom III 4 als auch das Vollstandigkeitsaxiom V 2 fehlen sind endliche Modelle fur projektive Geometrien moglich Das einfachste nicht entartete Beispiel ist die Fano Ebene die aus sieben Punkten und sieben Geraden besteht im nebenstehenden Bild sind die Punkte die dick markierten Punkte die Geraden sind die Strecken sowie der Kreis Eine Punktmenge eines projektiven Raumes P displaystyle mathbb P nbsp die mit zwei verschiedenen Punkten stets auch alle Punkte auf deren nach Axiom 1 eindeutigen Verbindungsgeraden enthalt heisst Linearmenge 1 Linearmengen spielen die Rolle der projektiven Unterraume in der projektiven Geometrie man schreibt daher auch L P displaystyle L leq mathbb P nbsp wenn L displaystyle L nbsp eine Linearmenge ist Der einfachste wenn auch nicht kleinste Typ einer Linearmenge ist eine Punktreihe also die Punktmenge auf einer Geraden Eine beliebige Punktmenge M displaystyle M nbsp des Raumes erzeugt eine wohlbestimmte minimale Linearmenge M M L P L displaystyle langle M rangle bigcap M subseteq L leq mathbb P L quad nbsp die Schnittmenge aller Linearmengen in denen M displaystyle M nbsp als Teilmenge enthalten ist dd Ist M L displaystyle langle M rangle L nbsp und fur jeden Punkt B M M B L displaystyle B in M langle M setminus B rangle neq L nbsp dann heisst M displaystyle M nbsp ein minimales Erzeugendensystem oder auch eine Punktbasis von L displaystyle L nbsp 1 Die Anzahl der Elemente m displaystyle m nbsp einer solchen Punktbasis von L displaystyle L nbsp ist unabhangig von der Wahl der Punktbasis Die Zahl d m 1 displaystyle d m 1 nbsp heisst die projektive Dimension von L displaystyle L nbsp sie kann 1 0 displaystyle 1 0 nbsp eine naturliche Zahl oder allgemeiner eine unendliche Kardinalzahl sein im letzten Fall nennt man die Linearmenge oft nur unendlichdimensional BeispieleDie leere Menge ist nach der genannten Definition selbst eine Linearmenge Sie enthalt die Punkte aller erforderlichen Verbindungsgeraden namlich keine Ihre Dimension ist d 1 1 displaystyle d emptyset 1 1 nbsp Ebenso ist jede einpunktige Menge eine Linearmenge also ist ihre Dimension jeweils 0 displaystyle 0 nbsp Jede Punktreihe ist eine eindimensionale Linearmenge denn sie wird von zwei beliebigen verschiedenen Punkten der Tragergeraden erzeugt Diese drei Typen von Linearmengen erfullen zusammen mit der hochstens einen Geraden die durch zwei verschiedene Punkte der Linearmengen geht und der auf diese Teilstruktur eingeschrankten Inzidenz die ersten drei Inzidenzaxiome mehr oder weniger trivial aber nicht das 4 sind also ausgeartete projektive Raume Eine Linearmenge die drei Punkte enthalt die nicht auf einer gemeinsamen Geraden liegen erfullt auch das vierte Inzidenzaxiom und ist damit selbst ein projektiver Raum Die Dimension dieser Linearmenge ist dann mindestens 2 1 Man beachte dazu dass der Begriff Ebene in der obigen Beschreibung axiomatisch zu verstehen ist und nicht direkt mit dem Dimensionsbegriff fur Linearmengen zusammenhangt Ausgeartete projektive Ebenen die Linearmengen in einem projektiven Raum sind gehoren stets einem der drei oben genannten Typen an und haben deshalb als Linearmengen eine projektive Dimension d 1 0 1 displaystyle d in 1 0 1 nbsp 1 Der Gesamtraum ist naturlich ebenfalls eine Linearmenge und hat dementsprechend eine wohlbestimmte Dimension Zusatzaxiome Bearbeiten Schliessungseigenschaften Bearbeiten Als zusatzliche Axiome sind zwei klassische Schliessungssatze der Satz von Desargues und der Satz von Pappos besonders wichtig Diese Axiome sind jeweils aquivalent dazu dass sich die Geometrie uber einer durch die Axiome bestimmten Klasse von Ternarkorpern koordinatisieren lasst Genau dann wenn in jeder zweidimensionalen Linearmenge des Raumes der Satz von Desargues gilt ist der Raum durch einen Schiefkorper koordinatisierbar Diese Bedingungen sind fur mindestens dreidimensionale Raume stets erfullt Diese letzte Aussage ist ein Satz von David Hilbert 2 1 Genau dann wenn in jeder zweidimensionalen Linearmenge des Raumes der Satz von Pappos gilt ist der Raum durch einen kommutativen Korper koordinatisierbar 2 Diese Bedingungen sind auch fur drei und hoherdimensionale nicht immer erfullt 3 Die Schliessungssatze wurden implizit als Satze die in der reellen zwei oder dreidimensionalen Geometrie gelten von den Mathematikern nach denen sie benannt sind bewiesen Implizit deshalb weil es zu ihrer Zeit weder eine axiomatische Beschreibung des modernen algebraischen Korperbegriffs noch gar des Korpers der reellen Zahlen gab Ein modernes Nicht Schliessungs Axiom ist das Fano Axiom Es ist bei der Untersuchung von Quadriken von grosser Bedeutung Fur diese Untersuchungen muss man meist auch das Axiom von Pappos fordern Gilt auch noch das Fano Axiom dann hat der Koordinatenkorper des Raumes nicht die Charakteristik 2 displaystyle 2 nbsp das heisst eine quadratische Gleichung hat meistens keine oder zwei Losungen und man kann zum Beispiel bei einem Kegelschnitt zwischen Tangenten und Nichttangenten sinnvoll unterscheiden Ordnungseigenschaften und Topologische Eigenschaften Bearbeiten Ein projektiver Raum ist angeordnet wenn auf jeder Geraden eine Trennbeziehung so definiert ist dass diese Relation bei beliebigen Projektivitaten erhalten bleibt Die Trennbeziehung setzt die oben beschriebene hilbertsche affine Anordnung projektiv fort Liegt ein Punkt B g displaystyle B in g nbsp affin zwischen den Punkten A C g displaystyle A C in g nbsp dann trennt das Punktepaar A C displaystyle A C nbsp den Punkt B displaystyle B nbsp vom Fernpunkt H g displaystyle H infty cap bar g nbsp der projektiv abgeschlossenen Geraden g displaystyle bar g nbsp Die Zwischenbeziehung auf den affinen Geraden genugt dem Axiom von Pasch Bildet man aus der Ordnungstopologie auf einer beliebigen Geraden g displaystyle g nbsp die Produkttopologie g d displaystyle g d nbsp d 2 displaystyle d geq 2 nbsp ist die Dimension des affinen Raumes dann ist dies fur den Raum auf Grund des Axioms von Pasch eine vertragliche Topologie Die Affinitaten des Raumes sind bezuglich dieser Topologie stetig Diese Topologie lasst sich nun zunachst auf einzelnen Geraden fortsetzen indem man die affinen Mengen von Zwischenpunkten offene Intervalle bei beliebiger Wahl des Fernpunktes auf g displaystyle bar g nbsp zur Basis einer Topologie auf der projektiven Geraden macht und den Raum mit der entsprechenden Produkttopologie versieht Damit wird eine projektive Ebene zu einer topologischen projektiven Ebene und ein hoherdimensionaler Raum genauer die Menge seiner Punkte zu einem topologischen Raum in dem die Projektivitaten Homoomorphismen sind Eine solche Anordnung der affinen und projektiven Raume ist nur dann moglich notwendige Bedingung wenn in einem Koordinatenternarkorper K T 0 1 displaystyle K T 0 1 nbsp gilt Ist a a a 0 displaystyle a a cdots a 0 nbsp bei irgendeiner Beklammerung dieser Summe mit mehr als einem Summanden im Ternarkorper muss das Assoziativgesetz fur die Addition nicht gelten K 0 displaystyle K 0 nbsp ist eine Loop dann ist a 0 displaystyle a 0 nbsp Daraus folgt fur jeden angeordneten Raum Er und sein Koordinatenbereich ist unendlich Ist der Raum zusatzlich desarguessch erfullt also das Desarguessche Schliessungsaxiom dann hat sein Koordinatenschiefkorper die Charakteristik 0 Allgemeiner kann man eine Topologie auf einem topologischen Raum auch axiomatisch definieren dies ist fur den zweidimensionalen Fall im Artikel Topologische projektive Ebene dargestellt Jeder projektive Raum lasst im Sinne der dort dargestellten Forderungen wenigstens eine Topologie namlich die diskrete Topologie zu Dies ist in der Regel keine interessante Topologie Auf projektiven Raumen uber Schiefkorpern oder Korpern S displaystyle S nbsp wie dem Korper der komplexen Zahlen C displaystyle mathbb C nbsp und dem reellen Quaternionenschiefkorper die endlichdimensionale Vektorraume uber einem angeordneten Unterkorper K displaystyle K nbsp in den Beispielen K R displaystyle K mathbb R nbsp sind kann man im affinen Ausschnitt genauer eigentlich in der Gruppe der projektiven Perspektivitaten mit einer festen Fixpunkthyperebene H displaystyle H infty nbsp und beliebigen Zentren auf dieser Hyperebene eine Topologie einfuhren Diese Gruppe die affine Translationsgruppe ist ein Links vektorraum uber S displaystyle S nbsp und damit auch uber K displaystyle K nbsp dadurch lasst sich die Ordnungstopologie die von der Anordnung der K displaystyle K nbsp Geraden stammt auch auf den affinen und projektiven Raum uber S displaystyle S nbsp ubertragen Eigenschaften BearbeitenIm Folgenden verstehen wir unter einem projektiven Raum eine Struktur aus Punkten und Geraden mit einer Inzidenzrelation welche die oben genannten Axiome von Veblen Young erfullt und in der es zwei punktfremde Geraden gibt die projektiven Ebenen sind also ausgeschlossen Dann gelten die folgenden Satze In jedem projektiven Raum der Dimension 3 displaystyle geq 3 nbsp gilt der Satz von Desargues Sind O A B C A B C displaystyle O A B C A B C nbsp verschiedene Punkte so dass O A A displaystyle O A A nbsp O B B displaystyle O B B nbsp und O C C displaystyle O C C nbsp drei verschiedene Geraden bestimmen so liegen die drei Schnittpunkte von A B displaystyle AB nbsp mit A B displaystyle A B nbsp B C displaystyle BC nbsp mit B C displaystyle B C nbsp und C A displaystyle CA nbsp mit C A displaystyle C A nbsp auf einer Geraden Mit Hilfe dieses Satzes lasst sich zeigen Jeder projektive Raum lasst sich durch homogene Koordinaten in einem Linksvektorraum V displaystyle V nbsp uber einem Schiefkorper K displaystyle K nbsp beschreiben Der Linksvektorraum V displaystyle V nbsp ist mindestens vierdimensional seine Dimension kann aber auch eine beliebige unendliche Kardinalzahl sein Der Schiefkorper K displaystyle K nbsp ist kommutativ also ein Korper genau dann wenn in der Geometrie dieses Raumes der Satz von Pappos Pascal gilt Das ist in endlichen desarguesschen Ebenen immer der Fall weil endliche Schiefkorper nach dem Satz von Wedderburn notwendig kommutativ sind Von Interesse sind in der synthetischen Geometrie vor allem die nichtdesarguesschen Ebenen in denen der Satz von Desargues nicht gilt insbesondere die endlichen unter ihnen Die Ordnung einer endlichen projektiven Ebene ist die um 1 verminderte Anzahl der Punkte auf einer also jeder Geraden Es ist eine unbewiesene Vermutung dass jede endliche projektive Ebene von Primzahlpotenzordnung ist wie die desarguesschen Ebenen Ein Satz von Bruck und Ryser schliesst viele Ordnungen aus Er sagt Wenn n 4 k 1 displaystyle n 4k 1 nbsp oder n 4 k 2 displaystyle n 4k 2 nbsp Ordnung einer projektiven Ebene ist dann ist n displaystyle n nbsp Summe zweier Quadratzahlen Die folgenden Zahlen sind daher nicht Ordnungen projektiver Ebenen 6 14 21 22 30 33 38 42 46 displaystyle 6 14 21 22 30 33 38 42 46 ldots nbsp Mit grossem Computereinsatz wurde gezeigt dass keine projektive Ebene der Ordnung 10 displaystyle 10 nbsp existiert Die kleinsten Ordnungen fur welche die Frage der Existenz oder Nichtexistenz ungelost ist sind 12 15 18 20 displaystyle 12 15 18 20 nbsp Die kleinste Ordnung einer nichtdesarguesschen projektiven Ebene ist 9 displaystyle 9 nbsp vergleiche dazu den Abschnitt Beispiele der Ordnung 9 im Artikel Ternarkorper Literatur Bearbeiten a b c d e f Beutelspacher 1982 a b David Hilbert Grundlagen der Geometrie 14 Auflage Teubner Stuttgart 1999 ISBN 3 519 00237 X archive org Erstausgabe 1899 Historisch ist dazu noch anzumerken dass anders als die Implikation Aus dem Satz von Pappos folgt der Satz von Desargues der Satz von Hessenberg aus der Tatsache dass jeder Schiefkorper ein Korper ist nicht trivial folgt Nur der desarguessche Satz eignet sich nach heutigem Kenntnisstand fur die Einfuhrung von Koordinaten Deshalb muss die Gultigkeit des Satzes von Hessenberg in beliebigen projektiven Raumen koordinatenfrei bewiesen werden D Hilbert S Cohn Vossen Anschauliche Geometrie Mit einem Anhang Einfachste Grundbegriffe der Topologie von Paul Alexandroff Reprint der 1932 Ausgabe Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1973 W Massey Algebraic topology An introduction Harcourt Brace amp World Inc New York 1967 R Hartshorne Algebraic geometry Graduate Texts in Mathematics No 52 Springer Verlag New York Heidelberg 1977 ISBN 0 387 90244 9Weblinks BearbeitenProjective Space in der Encyclopaedia of Mathematics Algebra and Geometry through Projective Spaces Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Projektiver Raum amp oldid 233433843