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Inzidenz ist in der Geometrie die einfachste Beziehung die zwischen geometrischen Elementen wie Punkt Gerade Kreis Ebene etc auftreten kann Inzidenz besteht wenn beispielsweise ein Punkt auf einer Geraden liegt eine Ebene eine Gerade enthalt oder jeweils umgekehrt Mathematisch gesprochen handelt es sich also um eine Relation d h um eine Teilmenge der Vereinigung der kartesischen Produkte der Menge der Punkte mit der Menge der Geraden der Menge der Geraden mit der Menge der Punkte der Menge der Ebenen mit der Menge der Geraden der Menge der Punkte mit der Menge der Ebenen etc Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Geschichte und Bedeutung 3 Sprechweisen 4 Beispiele fur Strukturen mit einer Inzidenzrelation 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEine geometrische Struktur mit Inzidenzrelation ist eine mathematische Struktur I M 1 M 2 F displaystyle mathfrak I langle M 1 M 2 dots textbf F rangle nbsp bestehend aus Mengen M i displaystyle M i nbsp von Punkten Geraden Ebenen etc zusammen mit einer Relation F M 1 M 2 M 1 M 3 M 2 M 3 M 2 M 1 displaystyle textbf F subseteq M 1 times M 2 cup M 1 times M 3 cup ldots M 2 times M 3 cup ldots M 2 times M 1 cup ldots nbsp welche die Inzidenz definiert Bei der rechtsstehenden Vereinigung von kartesischen Produkten werden die Produkte aller Paare von Mengen M j M k displaystyle M j M k nbsp mit j k displaystyle j neq k nbsp die zu der Struktur gehoren gebildet Die Relation F displaystyle textbf F nbsp wird auch als Fahnenmenge der Struktur bezeichnet Geschichte und Bedeutung BearbeitenDer Inzidenzbegriff spielt spatestens seit David Hilberts axiomatischer Grundlegung in der Geometrie eine Rolle da mit Hilberts Ansatz nicht mehr versucht wird Beschreibungen der Natur von geometrischen Objekten zu geben sondern diese Objekte allein durch ihre mathematisch fassbaren Beziehungen untereinander definiert werden Hilbert nennt seine Inzidenzaxiome Axiome der Verknupfung und fasst sie in der Gruppe I seines Axiomensystems zusammen Das Parallelenaxiom das formal ebenfalls zu den Inzidenzaxiomen gehort bildet bei Hilbert eine eigene Gruppe IV Wenn man auf das Parallelenaxiom verzichtet und Hilberts Axiomengruppe III Axiome der Kongruenz abschwacht gelangt man zur absoluten Geometrie einer Verallgemeinerung auch fur nichteuklidische Geometrien Unter Inzidenzgeometrie versteht man in der synthetischen Geometrie noch allgemeiner eine geometrische Struktur die allein auf Inzidenzaxiomen und eventuell weiteren Reichhaltigkeitsaxiomen beruht In der neueren insbesondere der angloamerikanische Literatur wird auf den Begriff der Inzidenz als gesondert definierte Relation haufig verzichtet und die Relation inhaltlich weitgehend durch die ist Element von Relation oder allgemeiner ist Teilmenge von Relation und deren Umkehrungen ersetzt Dann ist die Inzidenz ein Oberbegriff fur diese mengentheoretisch definierten Relationen Der Vorteil der klassischen Inzidenzrelation besteht darin dass diese Relation symmetrisch definiert werden kann und damit elegantere Formulierungen fur dualisierbare Aussagen der projektiven Geometrie zulasst 1 Daneben kann man prinzipiell auf diese Weise auch eine Geometrie beschreiben in der es unterschiedliche leere Objekte gibt etwa Geraden die mit keinem Punkt inzidieren Solche Anwendungen haben sich als wenig fruchtbar erwiesen und kaum uberdauert 2 Der ursprungliche historische Zweck eine Enthalten oder Umfassen Relation zu definieren die nicht auf der Elementrelation und der Teilmengenrelation aufbaut war es wohl moglichst wenige Axiome der Mengenlehre beim Aufbau der Geometrie zu benutzen 3 Die in Relation stehenden Objekte sind aus heutiger Sicht auch bei einer Formulierung der geometrischen Axiome mit einer nichtmengentheoretischen Inzidenzrelation bei der zum Beispiel Geraden keine Punktmengen sind aber mit Punkten inzidieren konnen als Mengen im Sinne der Zermelo Fraenkel Mengenlehre anzusehen Sprechweisen BearbeitenNeben den bekannten Sprechweisen ein Punkt p liegt auf einer Geraden G oder eine Ebene E displaystyle mathcal E nbsp enthalt eine Gerade G fur p inzidiert mit G bzw G inzidiert mit E displaystyle mathcal E nbsp sind auch folgende Sprechweisen ublich Inzidieren zwei verschiedene Geraden mit demselben Punkt ist dies der Schnittpunkt der Geraden Inzidieren zwei verschiedene Punkte mit derselben Geraden ist diese die Verbindungsgerade der Punkte Inzidieren mehrere Punkte mit derselben Geraden heissen sie kollinear Inzidieren mehrere Geraden mit demselben Punkt heissen sie kopunktal Beispiele fur Strukturen mit einer Inzidenzrelation Bearbeitenaffine und projektive Ebenen Polygone und Polyeder Euklidischer Raum Mobius Ebene Bei geeigneter Definition der Inzidenz aber auch Tische Stuhle und Bierseidel Literatur BearbeitenHilbert David Grundlagen der Geometrie Stuttgart Leipzig Teubner 14 Auflage 1999 F Buekenhout Handbook of Incidence Geometry North Holland 1995 ISBN 978 0 444 88355 1 Jeremy Gray Worlds out of nothing a course of the history of geometry of the 19 Century Springer 2007 ISBN 978 0 85729 059 5 englisch Charles Weibel Survey of Non Desarguesian Planes Notices of the American Mathematical Society Volume 54 November 2007 S 1294 1303 Volltext PDF 719 kB Weblinks BearbeitenInzidenzgeometrie bei PlanetMathEinzelnachweise Bearbeiten Weibel 2007 Gray 2007 Gray 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inzidenz Geometrie amp oldid 239393867