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Als absolute Geometrie im engsten Sinn wird die Gesamtheit der geometrischen Satze uber einen dreidimensionalen Raum bezeichnet die man allein aufgrund der Axiome der Verknupfung Inzidenzaxiomen H I der Anordnung H II der Kongruenz H III und der Stetigkeit H V also ohne das Parallelenaxiom herleiten kann Die in Klammern genannten Bezeichnungen sind hier Axiomengruppe I II III und V in Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie In einem weiteren Sinne zahlt man auch zweidimensionale Modelle die den Axiomengruppen H I bis H III in ihrer zweidimensionalen Form genugen die sogenannten Hilbert Ebenen zur absoluten Geometrie dies sind in den Hauptfallen euklidische oder hyperbolische Ebenen uber pythagoreischen Korpern 1 Es handelt sich also um die Menge der Satze die sowohl in der euklidischen Geometrie als auch in den nichteuklidischen Geometrien Gultigkeit haben oder anders ausgedruckt um den gemeinsamen Unterbau dieser Geometrien Beispielsweise gehoren einige Kongruenzsatze zur absoluten Geometrie der Satz uber die Winkelsumme im Dreieck und der Satz des Pythagoras jedoch nicht In Euklids Elementen werden die ersten 28 Satze ohne das Parallelenaxiom bewiesen und zahlen somit zur absoluten Geometrie im engeren Sinn Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Axiomatik 2 1 Inzidenzaxiome fur eine Ebene 2 2 Anordnung und Kongruenz 2 3 Axiome des Zirkels 3 Literatur 4 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenDer Begriff absolute Geometrie geht auf einen der Begrunder der nichteuklidischen Geometrien den ungarischen Mathematiker Janos Bolyai zuruck Dieser beschaftigte sich um 1830 mit der Frage der Unabhangigkeit des Parallelenaxioms von den anderen Axiomen der euklidischen Geometrie wie sie in dem Werk Elemente von Euklid formuliert sind Neben Carl Friedrich Gauss fand Bolyai als erster ein Modell fur eine nichteuklidische Geometrie genauer eine hyperbolische Geometrie 2 Da die Axiomatik Euklids modernen mathematischen Anspruchen nicht genugte wurde die Diskussion uber absolute und nichteuklidische Geometrie erst durch Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie 1899 auf eine tragfahige Grundlage gestellt Auf dieser Grundlage begrundete Johannes Hjelmslev 1907 die Theorie der Hilbert Ebenen Max Dehn nannte 1926 diese axiomatische Begrundung der absoluten Geometrie durch Hjelmslev den hochsten Punkt den die moderne Mathematik uber Euklid hinausgehend in der Begrundung der Elementargeometrie erreicht hat 2 Damals besass man aber noch keinen Uberblick uber die Modelle fur diese Ebenen Im Jahr 1960 konnte W Pejas alle Hilbert Ebenen algebraisch beschreiben 3 und damit diese klassische Theorie die absolute Geometrie im engeren Sinn zu einem gewissen Abschluss bringen Alle Hilbertebenen sind in den Hauptfallen 1 entweder euklidisch oder hyperbolisch Hjelmslev selbst verallgemeinerte in den Jahren 1929 1949 die absolute Geometrie mit seiner Allgemeinen Kongruenzlehre zu einer Geometrie der Spiegelungen 2 Die Grundidee ist dabei anstelle von Axiomen uber Punkte und Geraden Axiome uber die Bewegungsgruppe zugrunde zu legen Auf dieser Grundidee baut Friedrich Bachmann mit seinem Aufbau der Geometrie aus dem Spiegelungsbegriff 4 auf Dies fuhrt bei ihm zum Begriff der metrischen absoluten Geometrie Endliche Modelle dieser Geometrie sind immer euklidisch unendliche Modelle konnen in den Hauptfallen 1 euklidisch hyperbolisch oder elliptisch oder auch unter leicht abgeschwachten Bedingungen minkowskisch 5 sein Jede ebene oder raumliche metrische absolute Geometrie lasst sich in eine durch sie bestimmte projektiv metrische Geometrie der entsprechenden Dimension einbetten 6 Axiomatik BearbeitenEs existiert keine allgemein anerkannte Axiomatik der absoluten Geometrie Die in der Einleitung genannten Hilbertschen Axiome ohne Parallelenaxiom werden oft als Diskussionsgrundlage verwendet wobei dann einzelne Axiome abgeschwacht oder ganz weggelassen werden Historisch bedingt ist das dadurch dass die ganze Theorie ihren Ausgangspunkt in der Diskussion des Parallelenaxioms und seiner Unabhangigkeit bei Euklid hatte Und die bekannteste moderne Axiomatik im Sinne Euklids 7 war und ist die Hilbertsche Ein wortliches Zitat von Bachmann dazu Wahrend etwa durch das Hilbertsche Axiomensystem der euklidischen Geometrie die axiomatische Fundierung einer seit langem erforschten Theorie vollzogen wurde gibt es nicht eine so fest umrissene Theorie deren Axiomatisierung durch unser Axiomensystem 8 geleistet werden soll 9 Alle wesentlichen Unterschiede zwischen einer Geometrie mit Parallelenaxiom und einer ohne Nichteuklidische Geometrie treten bereits in zwei Dimensionen vergleichbar zu hoheren Dimensionen auf ganz anders als bei der ebenfalls in der Geometrie seit dem 19 Jahrhundert diskutierten Problematik des Satzes von Desargues der eben nur in zweidimensionalen Raumen unabhangig von den ublichen Axiomen ist Daher beschranken sich viele Axiomensysteme auf den ebenen Fall Dann werden von den Inzidenzaxiomen H I einige uberflussig und man kann sich auf I 1 bis I 3 beschranken Inzidenzaxiome fur eine Ebene Bearbeiten I 1 Zwei voneinander verschiedene Punkte P und Q bestimmen stets eine Gerade g I 2 Irgend zwei voneinander verschiedene Punkte einer Geraden bestimmen diese Gerade I 3 Auf einer Geraden gibt es stets wenigstens zwei Punkte in einer Ebene gibt es stets wenigstens drei nicht auf einer Geraden gelegene Punkte Dies sind Existenz und Eindeutigkeit der Verbindungsgeraden und ein Reichhaltigkeitsaxiom es ist klar dass dieses absolute Minimum fur eine absolute Geometrie noch zu allgemein ist Anordnung und Kongruenz Bearbeiten Daher werden in der Regel noch Axiome aus den Gruppen II Anordnung und III Kongruenz hinzugenommen Die volle Axiomengruppe II der Anordnung schliesst elliptische Ebenen aus Das Problem der Kongruenz lasst sich durch die Idee umgehen dass man statt der Deckungsgleichheit von Figuren der Ebene die Gruppe der Kongruenzabbildungen als durch Spiegelungen erzeugte Gruppe beschreibt Dies eben ist die Grundidee der im geschichtlichen Abschnitt dieses Artikels genannten Geometrie der Spiegelungen von Hjelmslev Ein neueres Axiomensystem das der absoluten Geometrie formal nur Axiome uber Spiegelungen und die von Spiegelungen erzeugte Gruppe zugrunde legt ist die metrische absolute Geometrie Axiome des Zirkels Bearbeiten Hilberts Axiome der Stetigkeit Gruppe V bei Hilbert werden in der absoluten Geometrie oft nicht gefordert zum Beispiel bei Hjelmslev oder durch schwachere Axiome des Zirkels 10 ersetzt Damit konnen in der absoluten Geometrie die gleichen Konstruktionen mit Zirkel und Lineal ausgefuhrt werden wie wenn die Axiome der Stetigkeit gefordert werden Im Spezialfall der euklidischen Geometrie mit Parallelenaxiom entspricht dies der Verallgemeinerung vom gewohnlichen euklidischen Raum uber den reellen Zahlen in dem beliebige stetige Linien sich schneiden wenn sie es anschaulich tun sollten zu einem Raum uber einem euklidischen Korper in dem dies fur Kegelschnitte also insbesondere fur Kreise und Geraden gilt Literatur BearbeitenFriedrich Bachmann Aufbau der Geometrie aus dem Spiegelungsbegriff 2 erganzte Auflage Springer Berlin Heidelberg New York 1973 ISBN 3 540 06136 3 Richard Baldus Frank Lobell Nichteuklidische Geometrie Sammlung Goschen 970 970a 3 Auflage Berlin 1954 David Hilbert Grundlagen der Geometrie 14 Auflage Teubner Stuttgart Leipzig ISBN 3 519 00237 X archive org Ausgabe von 1903 Jeremy Gray Ideas of Space Euclidean Non Euclidean and Relativistic 2 Auflage Oxford University Press Oxford 1989 ISBN 978 0 19 853935 3 Benno Klotzek Euklidische und nichteuklidische Elementargeometrien 1 Auflage Harri Deutsch Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 8171 1583 0 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b c Die Hauptfalle sind hier Ebenen uber Korpern Nebenfalle sind Teilebenen dieser Ebenen die die Axiome erfullen aber nur durch Koordinaten aus gewissen Teilringen ihres Korpers koordinatisiert sind Bachmann 1973 20 13 Hilbert Ebenen a b c Bachmann 1973 Vorwort zur zweiten Auflage W Pejas Die Modelle des Hilbertschen Axiomensystems der absoluten Geometrie In Math Ann Band 147 1961 S 110 119 Bachmann 1973 Fur die Minkowskische Geometrie muss die Forderung nach der Existenz von Verbindungsgeraden Axiom 1 abgeschwacht werden Bachmann 1973 6 10 Begrundung der metrischen Geometrie Ob aber ein Gedanke in Richtung des Hilbertschen Axioms V II der linearen Vollstandigkeit vor den ersten Schritten zur Fundierung der Analysis und der reellen Zahlen uberhaupt greifbar sein konnte darf bezweifelt werden gemeint ist hier seine Axiomatik fur die metrische absolute Geometrie nach Bachmann 1973 Bachmann 1973 S 25 Klotzek 2001 1 2 4 Axiome des Zirkels und ihre Bedeutung beim KonstruierenNormdaten Sachbegriff GND 4193046 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Absolute Geometrie amp oldid 194702933