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Die hyperbolische Geometrie auch Lobatschewskische Geometrie oder Lobatschewski Geometrie genannt ist ein Beispiel fur eine nichteuklidische Geometrie das man erhalt wenn man zu den Axiomen der absoluten Geometrie anstelle des Parallelenaxioms das die euklidischen Geometrien kennzeichnet das diesem widersprechende hyperbolische Axiom 1 hinzunimmt Dieses besagt dass es zu einer Geraden g und einem Punkt P der nicht auf g liegt nicht wie in der euklidischen Geometrie nur genau eine sondern mindestens zwei Geraden h und i gibt die durch P gehen und zu g parallel sind Dass zwei Geraden parallel zueinander sind bedeutet hier aber lediglich dass sie in derselben Ebene liegen und keine gemeinsamen Punkte haben nicht dass sie uberall den gleichen Abstand haben h und i haben nur einen gemeinsamen Punkt P Modell einer Parkettierung einer Ebene mit Quadraten An den Ecken treffen dabei mehr als vier zusammen je nach Grosse hier funf Es lasst sich zeigen dass es dann zu einer beliebigen Geraden g durch jeden Punkt ausserhalb von g unendlich viele Nichtschneidende Parallelen gibt die in der durch den Punkt und die Gerade bestimmten Ebene liegen 1 Zwei davon sind in einer Grenzlage und heissen grenzparallel auch horoparallel zur Geraden wahrend die restlichen Geraden uberparallel auch hyperparallel genannt werden Inhaltsverzeichnis 1 Darstellungen der reellen hyperbolischen Ebene 1 1 Kreisscheibenmodell von Beltrami und Klein 1 1 1 Distanzfunktion 1 2 Poincaresches Kreisscheibenmodell 1 2 1 Distanzfunktion 1 3 Poincaresches Halbebenenmodell 1 3 1 Distanzfunktion 1 4 Hyperboloid Modell 2 Erlanger Programm 3 Dreieck 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDarstellungen der reellen hyperbolischen Ebene BearbeitenEs gibt verschiedene Arten wie die reelle hyperbolische Ebene in der reellen euklidischen Ebene dargestellt werden kann Die meisten davon lassen sich fur hohere Dimensionen verallgemeinern Auf jede dieser Arten wird die gleiche abstrakte hyperbolische Geometrie dargestellt Die reelle hyperbolische Ebene Es ist daher moglich zwischen diesen Darstellungen umzurechnen und Aussagen in rein hyperbolischer Geometrie sind vom verwendeten Modell unabhangig Gewohnlich spricht man in der Mathematik dann von unterschiedlichen Modellen wenn zwei nicht isomorphe Strukturen das gleiche Axiomensystem erfullen Insofern beschreiben die folgenden Modelle die gleiche Struktur sind also nur verschiedene Darstellungen eines Modells Diese Darstellungen werden jedoch in der Literatur immer als Modelle bezeichnet so auch hier Zu hyperbolischen Ebenen uber anderen Korpern und mehr als zweidimensionalen hyperbolischen Raumen siehe Metrische absolute Geometrie Kreisscheibenmodell von Beltrami und Klein Bearbeiten Hauptartikel Beltrami Klein Modell In dieser von Eugenio Beltrami und Felix Klein entwickelten Darstellung gilt Die hyperbolische Ebene wird durch eine offene Kreisscheibe modelliert Hyperbolische Geraden werden durch Sehnen modelliert Langen werden durch eine spezielle Distanzfunktion definiert auch die Winkel sind verschieden von den euklidischen Werten Diese Darstellung ist auch unter dem Namen Bierdeckelgeometrie bekannt 2 Distanzfunktion Bearbeiten nbsp Abstand zweier Punkte in einer hyperbolischen GeometrieSind A und B zwei Punkte der Kreisscheibe so trifft die durch A und B verlaufende Sehne den Kreis in zwei Punkten R und S Der hyperbolische Abstand von A und B wird nun mit Hilfe des Doppelverhaltnisses A B R S displaystyle A B R S nbsp definiert d A B 1 2 ln A B R S 1 2 ln R B S A R A S B displaystyle d A B frac 1 2 ln A B R S frac 1 2 ln frac overline RB cdot overline SA overline RA cdot overline SB nbsp Poincaresches Kreisscheibenmodell Bearbeiten Bei dem auf Beltrami zuruckgehenden Kreisscheibenmodell von Henri Poincare gilt Die hyperbolische Ebene wird durch eine offene Kreisscheibe meist den Einheitskreis modelliert Hyperbolische Geraden werden durch Kreisbogen und Durchmesser die auf dem Rand senkrecht stehen modelliert Die hyperbolische Winkelmessung entspricht der euklidischen Winkelmessung wobei der Winkel zwischen zwei Kreisbogen uber deren Tangenten am Schnittpunkt bestimmt wird Die hyperbolische Langenmessung erfolgt durch eine spezielle Distanzfunktion Distanzfunktion Bearbeiten Seien A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp zwei Punkte der Kreisscheibe Fasst man die Ebene als komplexe Zahlenebene auf so entsprechen den Punkten A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp komplexe Zahlen a displaystyle a nbsp b displaystyle b nbsp Der hyperbolische Abstand von A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp wird nun mit Hilfe dieser komplexen Zahlen definiert d A B arcosh 1 2 a b 2 1 a 2 1 b 2 displaystyle d A B operatorname arcosh left 1 frac 2 cdot left a b right 2 left 1 left a right 2 right cdot left 1 left b right 2 right right nbsp Poincaresches Halbebenenmodell Bearbeiten Bei dem auf Beltrami zuruckgehenden Halbebenenmodell von Henri Poincare gilt Die hyperbolische Ebene wird durch die obere Halbebene y gt 0 modelliert Hyperbolische Geraden werden durch Kreisbogen und Halbgeraden modelliert die auf der x Achse senkrecht stehen Die hyperbolische Winkelmessung entspricht der euklidischen Winkelmessung wobei der Winkel zwischen zwei Kreisbogen uber deren Tangenten am Schnittpunkt bestimmt wird Distanzfunktion Bearbeiten Der Abstand zwischen zwei Punkten der oberen Halbebene wird mit der folgenden Formel berechnet d x 1 y 1 x 2 y 2 arcosh 1 x 2 x 1 2 y 2 y 1 2 2 y 1 y 2 displaystyle operatorname d langle x 1 y 1 rangle langle x 2 y 2 rangle operatorname arcosh left 1 frac x 2 x 1 2 y 2 y 1 2 2y 1 y 2 right nbsp Hyperboloid Modell Bearbeiten Das auf Poincare zuruckgehende Hyperboloidmodell bettet die hyperbolische Ebene in den dreidimensionalen Minkowskiraum ein Erlanger Programm Bearbeiten Hauptartikel Erlanger Programm Im Sinne von Felix Kleins Erlanger Programm ist hyperbolische Geometrie die Geometrie von O n 1 O n O 1 displaystyle O n 1 O n times O 1 nbsp Das Beltrami Klein Modell zeigt dass man hyperbolische Geometrie als Teil der projektiven Geometrie auffassen kann Dreieck Bearbeiten nbsp Dreieck im hyperbolischen RaumIn der reellen hyperbolischen Geometrie ist die Winkelsumme in einem Dreieck immer kleiner als p 180 Grad bzw zwei Rechte wenn man das Winkelmass vermeiden will Fur sehr grosse Dreiecke kann sie beliebig klein werden Die Flache des Dreiecks wird nach Johann Heinrich Lamberts Formel berechnet p a b g C D displaystyle pi alpha beta gamma C Delta nbsp wobei a b und g die jeweiligen Winkel D die Flache und die Konstante C ein Skalierungsfaktor ist Der Skalierungsfaktor C ist abhangig vom verwendeten Einheitensystem und im Grunde gleich 1 zu setzen Ist der Faktor C negativ spricht man von einer positiven Gaussschen Krummung Analog dazu definierte Thomas Harriot zuvor im Jahr 1603 die Formel D R 2 a b g p displaystyle Delta R 2 alpha beta gamma pi nbsp fur die Flache eines Dreiecks auf einer Kugeloberflache das von Kreisen mit demselben Radius wie die Kugel gebildet wird Hierbei gilt der Zusammenhang C 1 R 2 displaystyle C frac 1 R 2 nbsp Da fur die hyperbolische Geometrie ein positiver Wert fur C erforderlich ist muss es sich bei R aufgrund von R C 1 2 displaystyle R C frac 1 2 nbsp um einen imaginaren Radius handeln Siehe auch BearbeitenHyperbolischer Raum Elliptische Geometrie Nikolai Lobatschewski Janos Bolyai Giovanni Girolamo Saccheri und Saccheri ViereckLiteratur BearbeitenGeschichteJeremy Gray Ideas of Space Euclidean Non Euclidean and Relativistic 2 Auflage Oxford University Press Oxford 1989 ISBN 0 19 853935 5 Marvin Jay Greenberg Euclidean amp Non Euclidean Geometries Development and History W H Freeman 1993 ISBN 0 7167 2446 4 David Hilbert Grundlagen der Geometrie 14 Auflage Teubner Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 3 519 00237 X Online Kopie der Ausgabe von 1903 abgerufen am 28 Juni 2013 Nikolai I Lobachevsky Pangeometry Edited and translated by Athanase Papadopoulos Heritage of European Mathematics Vol 4 European Mathematical Society EMS Zurich ISBN 978 3 03719 087 6 Die Hyperbolische Geometrie im Rahmen der Differentialgeometrie Geometrien auf Flachen Norbert A Campo Athanase Papadopoulos Notes on hyperbolic geometry In Strasbourg Master class on Geometry European Mathematical Society EMS Zurich ISBN 978 3 03719 105 7 S 1 182 doi 10 4171 105 IRMA Lectures in Mathematics and Theoretical Physics Vol 18 Athanase Papadopoulos Hrsg Handbook of Teichmuller theory Vol I European Mathematical Society EMS Zurich 2007 ISBN 978 3 03719 029 6 doi 10 4171 029 IRMA Lectures in Mathematics and Theoretical Physics 11 Athanase Papadopoulos Hrsg Handbook of Teichmuller theory Vol II European Mathematical Society EMS Zurich 2009 ISBN 978 3 03719 055 5 doi 10 4171 055 IRMA Lectures in Mathematics and Theoretical Physics 13 Athanase Papadopoulos Hrsg Handbook of Teichmuller theory Vol III European Mathematical Society EMS Zurich 2012 ISBN 978 3 03719 103 3 doi 10 4171 103 IRMA Lectures in Mathematics and Theoretical Physics 19 Die reelle hyperbolische Ebene als Modell einer absoluten Geometrie im Hilbertschen SinnFriedrich Bachmann Aufbau der Geometrie aus dem Spiegelungsbegriff 2 erganzte Auflage Springer Berlin Heidelberg New York 1973 ISBN 3 540 06136 3 V Hyperbolische Geometrie und 20 13 Hilbert Ebenen Definiert Absolute Geometrie sehr allgemein erlautert vor diesem Hintergrund die Besonderheiten der reellen hyperbolischen Geometrie Benno Klotzek Euklidische und nichteuklidische Elementargeometrien 1 Auflage Harri Deutsch Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 8171 1583 0 Elementar heisst hier nicht einfach Losung von Konstruktionsaufgaben und Koordinatisierungen der klassischen nichteuklidischen Geometrien Einzelnachweise Bearbeiten a b Klotzek 2001 2 1 Susanne Muller Philipp Hans Joachim Gorski Leitfaden Geometrie Fur Studierende der Lehramter Vieweg Teubner Verlag 5 erweiterte Auflage 2012 ISBN 978 3 8348 1234 6 S 71 Auszug Google Normdaten Sachbegriff GND 4161041 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hyperbolische Geometrie amp oldid 236493045