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In der Mathematik ist eine offene Menge eine Verallgemeinerung eines offenen Intervalles Anschaulich ist eine Menge offen wenn ihre Elemente nur von Elementen dieser Menge umgeben sind mit anderen Worten wenn kein Element der Menge auf ihrem Rand liegt Die Komplementarmenge einer offenen Menge nennt man abgeschlossene Menge Diese Mengen sind dadurch charakterisiert dass sie alle ihre Haufungspunkte enthalten Ein einfaches Beispiel einer offenen Menge ist das Intervall 0 1 displaystyle 0 1 in den reellen Zahlen Jede reelle Zahl x displaystyle x mit der Eigenschaft 0 lt x lt 1 displaystyle 0 lt x lt 1 ist nur von Zahlen mit derselben Eigenschaft umgeben Wahle als Umgebung die Menge x 2 1 2 x 2 displaystyle x 2 1 2 x 2 dann sind das die Zahlen zwischen 0 und 1 Deshalb nennt man das Intervall 0 1 displaystyle 0 1 ein offenes Intervall Dagegen ist das Intervall 0 1 displaystyle 0 1 nicht offen denn rechts vom Element 1 grosser als 1 ist kein Element des Intervalls 0 1 displaystyle 0 1 mehr Ob eine Menge offen ist oder nicht hangt von dem Raum ab in dem sie liegt Die rationalen Zahlen x displaystyle x mit 0 lt x lt 1 displaystyle 0 lt x lt 1 bilden eine offene Menge in den rationalen Zahlen aber nicht in den reellen Zahlen da jedes Intervall reeller Zahlen mit mehr als einem Element auch irrationale Zahlen enthalt Zu beachten ist dass es sowohl Mengen gibt die weder abgeschlossen noch offen sind wie etwa das Intervall 0 1 displaystyle 0 1 als auch Mengen die beides sind wie die leere Menge Solche Mengen die gleichzeitig offen und abgeschlossen sind werden als abgeschlossene offene Menge oder nach dem englischen Begriff als clopen set bezeichnet Die Unterscheidung offener und abgeschlossener Mengen lasst sich auch mit Hilfe des Randes einer Menge treffen Gehort dieser vollstandig zur Menge dazu so ist sie abgeschlossen Gehort der Rand vollstandig zum Komplement der Menge so ist die Menge offen Der Begriff der offenen Menge lasst sich auf verschiedenen Abstraktionsstufen definieren Wir gehen hier vom anschaulichen euklidischen Raum uber den metrischen Raum zum allgemeinsten Kontext dem topologischen Raum Inhaltsverzeichnis 1 Euklidischer Raum 1 1 Definition 1 2 Erlauterung 2 Metrischer Raum 2 1 Definition 2 2 Offene Kugel 2 3 Beispiele 2 4 Eigenschaften 3 Topologischer Raum 4 Verwendung des Begriffs der offenen Menge 4 1 Diskrete Topologie 4 2 Inneres 4 3 Stetigkeit 4 4 Offene Abbildung 5 LiteraturEuklidischer Raum BearbeitenDefinition Bearbeiten Ist U displaystyle U nbsp eine Teilmenge des n displaystyle n nbsp dimensionalen euklidischen Raums R n displaystyle mathbb R n nbsp dann nennt man U displaystyle U nbsp offen falls gilt Fur jedes x displaystyle x nbsp aus U displaystyle U nbsp gibt es eine reelle Zahl e gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 nbsp so dass jeder Punkt y displaystyle y nbsp des R n displaystyle mathbb R n nbsp dessen Abstand zu x displaystyle x nbsp kleiner ist als e displaystyle varepsilon nbsp in U displaystyle U nbsp liegt Erlauterung Bearbeiten Man beachte dass e displaystyle varepsilon nbsp vom Punkt x displaystyle x nbsp abhangt d h fur verschiedene Punkte gibt es verschiedene e displaystyle varepsilon nbsp Anschaulich ist die Menge der Punkte deren Abstand von x displaystyle x nbsp kleiner ist als e displaystyle varepsilon nbsp eine Kugel und zwar nur das Innere ohne die Oberflache Man nennt sie deshalb auch eine offene Kugel Im R 2 displaystyle mathbb R 2 nbsp ist diese Kugel das Innere eines Kreises Diese Kugel ist die in der Einleitung angesprochene Umgebung von Punkten aus U displaystyle U nbsp Die Bedingung fur eine offene Menge ist also dass es um jeden ihrer Punkte eine Kugel mit Radius e gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 nbsp gibt in deren Innerem nur Punkte aus derselben Menge liegen Metrischer Raum BearbeitenDefinition Bearbeiten Sei X d displaystyle X d nbsp ein metrischer Raum und U displaystyle U nbsp eine Teilmenge von X displaystyle X nbsp Man nennt U displaystyle U nbsp dann offen bzgl der von d displaystyle d nbsp induzierten Topologie wenn gilt Fur jedes x displaystyle x nbsp aus U displaystyle U nbsp gibt es eine reelle Zahl e gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 nbsp so dass fur jeden Punkt y displaystyle y nbsp aus X displaystyle X nbsp gilt Aus d x y lt e displaystyle d x y lt varepsilon nbsp folgt dass y displaystyle y nbsp in U displaystyle U nbsp liegt Auch hier hangt die Wahl von e displaystyle varepsilon nbsp von x displaystyle x nbsp ab Die Aussage ist aquivalent zu folgender Die oben beschriebene Teilmenge U displaystyle U nbsp heisst offen wenn jeder ihrer Punkte ein innerer Punkt ist Offene Kugel Bearbeiten In Analogie zum euklidischen Raum nennt man die Menge der Punkte y displaystyle y nbsp deren Abstand d x y displaystyle d x y nbsp zu x displaystyle x nbsp kleiner als e displaystyle varepsilon nbsp ist eine offene Kugel Formal schreibt man U r x y X d x y lt r displaystyle U r x y in X mid d x y lt r nbsp und nennt diese Menge die offene Kugel in X displaystyle X nbsp mit Mittelpunkt x displaystyle x nbsp und reellem Radius r gt 0 displaystyle r gt 0 nbsp Bei der offenen Kugel wird der Rand bzw die Hulle der Kugel nicht mit einbezogen Alle y displaystyle y nbsp der Grundmenge X displaystyle X nbsp die zum Mittelpunkt x displaystyle x nbsp einen kleineren Abstand als den Radius r displaystyle r nbsp haben gehoren zur Kugel Beachte die im Artikel Normierter Raum gegebenen Beispiele dass eine Kugel bezuglich einer Metrik nicht immer kugelformig bzw kreisformig ist Die Definition einer offenen Menge lasst sich nun so schreiben Sei X d displaystyle X d nbsp ein metrischer Raum Dann heisst eine Teilmenge U displaystyle U nbsp von X displaystyle X nbsp offen falls gilt x U e gt 0 U e x U displaystyle forall x in U exists varepsilon gt 0 colon U varepsilon x subseteq U nbsp Diese Definition ist eine Verallgemeinerung der Definition fur euklidische Raume denn jeder euklidische Raum ist ein metrischer Raum und fur euklidische Raume stimmen die Definitionen uberein Beispiele Bearbeiten Betrachtet man die reellen Zahlen R displaystyle mathbb R nbsp mit der ublichen euklidischen Metrik so sind die folgenden Beispiele offene Mengen Das oben genannte offene Intervall 0 1 displaystyle 0 1 nbsp das sind alle Zahlen zwischen 0 und 1 ausschliesslich Dieses Intervall ist auch ein Beispiel fur eine offene Kugel in R displaystyle mathbb R nbsp R displaystyle mathbb R nbsp selbst ist offen und abgeschlossen Die leere Menge ist offen und abgeschlossen Die Menge Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen ist offen in Q displaystyle mathbb Q nbsp aber nicht offen in R displaystyle mathbb R nbsp Das Intervall 0 p displaystyle 0 pi nbsp ist nicht offen in R displaystyle mathbb R nbsp die Menge aller rationalen Zahlen x displaystyle x nbsp mit 0 lt x p displaystyle 0 lt x leq pi nbsp ist dagegen offen in Q displaystyle mathbb Q nbsp Im R 2 displaystyle mathbb R 2 nbsp kann man sich offene Mengen vorstellen als Mengen bei denen man den Rand weggelassen hat Betrachtet man eine beliebige Menge M displaystyle M nbsp mit der diskreten Metrik d x y 0 f u r x y 1 f u r x y displaystyle d x y begin cases 0 amp mathrm f ddot u r x y 1 amp mathrm f ddot u r x neq y end cases nbsp dann ist jede Teilmenge U M displaystyle U subset M nbsp offen Insbesondere sind Mengen die nur einen einzelnen Punkt enthalten offen Dies wird leicht ersichtlich wenn man eine offene Kugel U r x displaystyle U r x nbsp um ein x U displaystyle x in U nbsp betrachtet Wahlt man r lt 1 displaystyle r lt 1 nbsp so liegt lediglich x displaystyle x nbsp selbst in der Umgebung U r x displaystyle U r x nbsp Eigenschaften Bearbeiten nbsp Offene Kugeln sind offene Mengen Jede offene Kugel ist eine offene Menge Der Beweis dazu wird veranschaulicht von nachfolgender Abbildung Zum Punkt y 1 displaystyle y 1 nbsp der offenen Kugel U x r displaystyle U x r nbsp findet man ein e 1 displaystyle varepsilon 1 nbsp namlich e 1 r d x y 1 displaystyle varepsilon 1 r d x y 1 nbsp so dass U y 1 e 1 displaystyle U y 1 varepsilon 1 nbsp ganz in U x r displaystyle U x r nbsp liegt Analog sieht man an dieser Darstellung dass jede abgeschlossene Kugel abgeschlossen ist Der Durchschnitt zweier offener Mengen ist wieder eine offene Menge Zum Beweis wahlt man einen Punkt aus dem Durchschnitt es gibt dann zwei Kugeln um den Punkt von denen die kleinere in beiden Mengen also im Durchschnitt liegt Daraus kann man folgern dass der Schnitt endlich vieler offener Mengen offen ist Hingegen muss der Durchschnitt unendlich vieler offener Mengen nicht offen sein Betrachtet man beispielsweise im R displaystyle mathbb R nbsp die Schnittmenge aller offenen Intervalle 1 a 1 a displaystyle tfrac 1 a tfrac 1 a nbsp wobei a displaystyle a nbsp alle naturlichen Zahlen durchlauft so ergibt sich die einelementige Menge 0 displaystyle 0 nbsp die nicht offen ist a N 1 a 1 a lim a 1 a lim a 1 a 0 0 0 displaystyle bigcap a in mathbb N left frac 1 a frac 1 a right left lim a to infty frac 1 a lim a to infty frac 1 a right 0 0 0 nbsp Die Vereinigung beliebig vieler also auch unendlich vieler offener Mengen ist offen Zum Beweis wahlt man wieder einen Punkt aus der Vereinigung es gibt dann eine Kugel um diesen Punkt der in einer der vereinigten offenen Mengen also auch in der Vereinigung liegt Topologischer Raum BearbeitenDie offenen Kugeln in metrischen Raumen sind die einfachsten Beispiele von Umgebungen in der Topologie Um Offenheit in einem noch allgemeineren Kontext zu definieren muss man das Konzept der Kugel fallen lassen Grundlegend fur die Definition eines topologischen Raumes sind offene Mengen die nur durch ihre Eigenschaften erklart werden Es sei T displaystyle mathcal T nbsp eine Menge von Teilmengen der gegebenen Grundmenge X displaystyle X nbsp mit den folgenden Eigenschaften Die leere Menge displaystyle emptyset nbsp und die Grundmenge X displaystyle X nbsp sind Elemente von T displaystyle mathcal T nbsp Jede Vereinigung von Elementen von T displaystyle mathcal T nbsp ist selbst Element von T displaystyle mathcal T nbsp Der Schnitt endlich vieler Elemente von T displaystyle mathcal T nbsp ist Element von T displaystyle mathcal T nbsp Man nennt dann T displaystyle mathcal T nbsp eine Topologie auf X displaystyle X nbsp und die Elemente von T displaystyle mathcal T nbsp heissen offene Mengen des topologischen Raums X T displaystyle X mathcal T nbsp Diese Definition ist eine Verallgemeinerung der Definition fur metrische Raume Die Menge T displaystyle mathcal T nbsp aller offener Mengen eines metrischen Raums X d displaystyle X d nbsp ist eine Topologie so dass X T displaystyle X mathcal T nbsp ein topologischer Raum ist Verwendung des Begriffs der offenen Menge BearbeitenDiskrete Topologie Bearbeiten Die diskrete Topologie lasst sich auf jeder Menge X definieren Sie ist diejenige Topologie unter der alle Teilmengen von X offen sind Sie stimmt mit der Topologie uberein die von der oben genannten diskreten Metrik induziert wird Inneres Bearbeiten Hauptartikel Innerer Punkt Jede Teilmenge A eines topologischen oder metrischen Raumes X enthalt eine moglicherweise leere offene Menge Die grosste offene Teilmenge von A nennt man das Innere von A man erhalt es zum Beispiel als Vereinigung aller offenen Teilmengen von A Beachte dass die Teilmengen offen in X sein mussen nicht nur offen in A A selbst ist stets offen in A Stetigkeit Bearbeiten Hauptartikel Stetige Funktion Sind zwei topologische Raume X und Y gegeben dann ist eine Abbildung f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp genau dann stetig falls jedes Urbild einer offenen Teilmenge von Y offen in X ist Anstatt zu fordern dass das Urbild einer offenen Teilmenge offen ist kann man fordern dass das Urbild einer abgeschlossenen Teilmenge abgeschlossen ist Das ist eine aquivalente Definition fur die Stetigkeit Offene Abbildung Bearbeiten Hauptartikel Offene Abbildung Die Abbildung f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp heisst hingegen offene Abbildung wenn das Bild jeder offenen Menge offen ist Jedoch kann man hier im Gegensatz zur Stetigkeit das Wort offen nicht durch abgeschlossen ersetzen Die Abbildung p R 2 R displaystyle p colon mathbb R 2 to mathbb R nbsp mit s t s displaystyle s t mapsto s nbsp ist offen bildet jedoch die abgeschlossene Menge s t s 0 s t 1 displaystyle s t colon s geq 0 st geq 1 nbsp auf 0 displaystyle 0 infty nbsp ab Mit Hilfe der offenen Abbildung kann man nun die Inversen einer bijektiven Abbildung auf Stetigkeit untersuchen Denn eine bijektive Abbildung ist genau dann offen wenn ihre inverse Abbildung stetig ist Ein zentraler Satz aus der Funktionalanalysis uber offene lineare Abbildungen ist der Satz von der offenen Abbildung Eine Abbildung heisst relativ offen wenn sie eine offene Abbildung auf die Teilraumtopologie ihres Bildes ist Das komplementare Konzept zur offenen Abbildung ist die abgeschlossene Abbildung Literatur BearbeitenBoto von Querenburg Mengentheoretische Topologie Springer Lehrbuch 3 neu bearbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2001 ISBN 3 540 67790 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Offene Menge amp oldid 236013641