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In der Mathematik ist der euklidische Raum zunachst der Raum unserer Anschauung Anschauungsraum wie er in Euklids Elementen durch Axiome und Postulate beschrieben wird vgl euklidische Geometrie Bis ins 19 Jahrhundert wurde davon ausgegangen dass dadurch der uns umgebende physikalische Raum beschrieben wird Der Zusatz euklidisch wurde notig nachdem in der Mathematik allgemeinere Raumkonzepte z B hyperbolischer Raum riemannsche Mannigfaltigkeiten entwickelt wurden und es sich im Rahmen der speziellen und allgemeinen Relativitatstheorie zeigte dass zur Beschreibung des Raums in der Physik andere Raumbegriffe benotigt werden Minkowski Raum Lorentz Mannigfaltigkeit Im Laufe der Zeit wurde Euklids Geometrie auf verschiedene Arten prazisiert und verallgemeinert axiomatisch durch Hilbert siehe Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie als euklidischer Vektorraum ein uber R displaystyle mathbb R definierter Vektorraum mit Skalarprodukt als euklidischer Punktraum ein affiner Raum der uber einem euklidischen Vektorraum modelliert ist als Koordinatenraum R 3 displaystyle mathbb R 3 mit dem Standardskalarprodukt Wenn vom euklidischen Raum die Rede ist dann kann jede dieser Definitionen gemeint sein oder auch eine hoherdimensionale Verallgemeinerung Den zweidimensionalen euklidischen Raum nennt man auch euklidische Ebene In diesem zweidimensionalen Fall wird der Begriff in der synthetischen Geometrie etwas allgemeiner gefasst Euklidische Ebenen konnen dort als affine Ebenen uber einer allgemeineren Klasse von Korpern den euklidischen Korpern definiert werden Diese Korper sind je nach Auffassung Teilkorper oder isomorph zu Teilkorpern von R displaystyle mathbb R Vom affinen Raum unterscheidet sich der euklidische dadurch dass man Langen und Winkel messen kann Man zeichnet deshalb die Abbildungen aus die Langen und Winkel erhalten Diese nennt man traditionell Kongruenzabbildungen andere Bezeichnungen sind Bewegung und Isometrie Der einem pseudoeuklidischen Raum en Pseudo Euclidean space 1 zugrunde liegende Vektorraum besitzt ein Pseudoskalarprodukt d h eine im Allgemeinen nicht positiv definite symmetrische Bilinearform In den nichteuklidischen Raumen so dem hyperbolischen und dem elliptischen Raum gilt das Parallelenaxiom nicht Inhaltsverzeichnis 1 Euklidische Vektorraume 1 1 Vom euklidischen Anschauungsraum zum euklidischen Vektorraum 1 2 Allgemeiner Begriff 1 3 Langen Winkel Orthogonalitat und Orthonormalbasen 1 4 Isometrien 2 Der euklidische Punktraum 2 1 Motivation 2 2 Beschreibung 2 3 Langen Abstande und Winkel 2 4 Abbildungen 3 Der reelle Koordinatenraum 3 1 Definition 3 2 Vom euklidischen Vektorraum Punktraum zum Koordinatenraum 3 3 Lange Winkel Orthogonalitat Standardbasis und Abstande 3 4 Isometrien 3 5 Orientierung 4 Der euklidische Raum in anderen Gebieten der Mathematik 4 1 Euklidische Raume in der Topologie 4 2 Euklidische Raume in der Differentialtopologie 4 3 Euklidische Raume in der Differentialgeometrie 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEuklidische Vektorraume BearbeitenSiehe auch Skalarproduktraum Vom euklidischen Anschauungsraum zum euklidischen Vektorraum Bearbeiten In der analytischen Geometrie ordnet man dem euklidischen Raum einen Vektorraum zu Eine Moglichkeit dies zu tun ist die Menge der Parallelverschiebungen Translationen zu nehmen versehen mit der Hintereinanderausfuhrung als Addition Jede Verschiebung lasst sich durch einen Pfeil beschreiben der einen Punkt mit seinem Bildpunkt verbindet Dabei beschreiben zwei Pfeile die gleichsinnig parallel sind und die gleiche Lange haben dieselbe Verschiebung Man nennt zwei solche Pfeile aquivalent und nennt die Aquivalenzklassen Vektoren nbsp Zwei Punkte und ihre OrtsvektorenWahlt man im euklidischen Raum einen Punkt O displaystyle O nbsp als Bezugspunkt Ursprung aus so kann man jedem Punkt P displaystyle P nbsp seinen Ortsvektor p O P displaystyle vec p overrightarrow OP nbsp zuordnen den Vektor der durch einen Pfeil vom Ursprung O displaystyle O nbsp zum Punkt P displaystyle P nbsp dargestellt wird Auf diese Art bekommt man eine Eins zu eins Beziehung zwischen dem euklidischen Raum und dem zugehorigen euklidischen Vektorraum und kann so den ursprunglichen euklidischen Raum mit dem euklidischen Vektorraum identifizieren Diese Identifizierung ist aber nicht kanonisch sondern hangt von der Wahl des Ursprungs ab nbsp Winkel zwischen zwei VektorenMan kann nun auch die Langen und Winkelmessung aus dem euklidischen Raum auf Vektoren ubertragen als Lange der zugehorigen Pfeile und Winkel zwischen solchen Auf diese Art erhalt man einen Vektorraum mit Skalarprodukt Das Skalarprodukt ist dadurch charakterisiert dass das Produkt a a displaystyle vec a cdot vec a nbsp eines Vektors a displaystyle vec a nbsp mit sich selbst das Quadrat a 2 displaystyle vec a 2 nbsp seiner Lange a displaystyle vec a nbsp ergibt Aus den Rechengesetzen fur Skalarprodukte den binomischen Formeln und dem Kosinussatz angewandt auf ein Dreieck dessen Seiten den Vektoren a displaystyle vec a nbsp b displaystyle vec b nbsp und b a displaystyle vec b vec a nbsp entsprechen ergibt sich die Formel a b a b cos a b displaystyle vec a cdot vec b vec a vec b cos sphericalangle vec a vec b nbsp Hierbei bezeichnet a b displaystyle sphericalangle vec a vec b nbsp den Winkel zwischen den Vektoren a displaystyle vec a nbsp und b displaystyle vec b nbsp Allgemeiner Begriff Bearbeiten Davon ausgehend nennt man jeden reellen Vektorraum mit Skalarprodukt beliebiger endlicher Dimension n displaystyle n nbsp einen euklidischen Vektorraum Man benutzt dann obige Formel um Lange Norm eines Vektors und Winkel zwischen Vektoren zu definieren Zwei Vektoren sind dann orthogonal wenn ihr Skalarprodukt null ergibt Jeder dreidimensionale euklidische Vektorraum ist isometrisch isomorph zum Vektorraum der Pfeilklassen Jeder n displaystyle n nbsp dimensionale euklidische Vektorraum ist isometrisch isomorph zum Koordinatenvektorraum R n displaystyle mathbb R n nbsp siehe unten Euklidische Vektorraume derselben Dimension n displaystyle n nbsp sind also nicht unterscheidbar Dies berechtigt einen jeden solchen als den euklidischen Vektorraum der Dimension n displaystyle n nbsp zu bezeichnen Manche Autoren benutzen den Begriff euklidischer Raum auch fur unendlichdimensionale reelle Vektorraume mit Skalarprodukt manche auch fur komplexe Vektorraume mit Skalarprodukt vgl Skalarproduktraum Langen Winkel Orthogonalitat und Orthonormalbasen Bearbeiten Siehe auch Orthonormalbasis Sobald man einen reellen Vektorraum mit einem Skalarprodukt versehen hat kann man die metrischen Begriffe des euklidischen Anschauungsraums auf diesen ubertragen Die Lange die Norm der Betrag eines Vektors a displaystyle vec a nbsp ist dann die Wurzel aus dem Skalarprodukt des Vektors mit sich selbst a a a displaystyle vec a sqrt vec a cdot vec a nbsp Zwei Vektoren a b displaystyle vec a vec b nbsp sind zueinander orthogonal oder senkrecht wenn ihr Skalarprodukt null ist a b a b 0 displaystyle vec a perp vec b Leftrightarrow vec a cdot vec b 0 nbsp Den nichtorientierten Winkel zwischen zwei Vektoren definiert man mittels der obigen Formel a b a b cos a b displaystyle vec a cdot vec b vec a vec b cos sphericalangle vec a vec b nbsp also a b arccos a b a b displaystyle sphericalangle vec a vec b arccos frac vec a cdot vec b vec a vec b nbsp Ein Vektor a displaystyle vec a nbsp heisst Einheitsvektor wenn er die Lange 1 hat Eine Basis aus Einheitsvektoren die paarweise orthogonal sind heisst Orthonormalbasis In jedem euklidischen Vektorraum existieren Orthonormalbasen Ist e 1 e n displaystyle vec e 1 dotsc vec e n nbsp eine Orthonormalbasis so lasst sich der Vektor a displaystyle vec a nbsp in dieser Basis darstellen a a 1 e 1 a n e n displaystyle vec a a 1 vec e 1 dotsb a n vec e n nbsp Die Koeffizienten erhalt man durch a i a e i displaystyle a i vec a cdot vec e i nbsp Isometrien Bearbeiten Sind V displaystyle V nbsp und W displaystyle W nbsp zwei n displaystyle n nbsp dimensionale euklidische Vektorraume so nennt man eine lineare Abbildung f V W displaystyle f colon V to W nbsp eine lineare Isometrie wenn sie das Skalarprodukt erhalt wenn also f a f b a b displaystyle f vec a cdot f vec b vec a cdot vec b nbsp fur alle a b V displaystyle vec a vec b in V nbsp gilt Eine solche Abbildung f displaystyle f nbsp wird auch orthogonale Abbildung genannt Eine Isometrie erhalt insbesondere Langen f a a displaystyle f vec a vec a nbsp und Winkel also insbesondere Orthogonalitat f a f b a b displaystyle f vec a perp f vec b Longleftrightarrow vec a perp vec b nbsp Umgekehrt ist jede lineare Abbildung die Langen erhalt eine Isometrie Eine Isometrie bildet jede Orthonormalbasis wieder auf eine Orthonormalbasis ab Umgekehrt wenn e 1 e n displaystyle vec e 1 dotsc vec e n nbsp eine Orthonormalbasis von V displaystyle V nbsp ist und e 1 e n displaystyle vec e 1 dotsc vec e n nbsp eine Orthonormalbasis von W displaystyle W nbsp so gibt es genau eine Isometrie die e i displaystyle vec e i nbsp auf e i displaystyle vec e i nbsp abbildet Daraus ergibt sich dass zwei euklidische Vektorraume derselben Dimension isometrisch sind also als euklidische Vektorraume nicht unterscheidbar sind Der euklidische Punktraum BearbeitenMotivation Bearbeiten Euklidische Vektorraume dienen oft als Modelle fur den euklidischen Raum Die Elemente des Vektorraums werden dann je nach Kontext als Punkte oder Vektoren bezeichnet Es wird nicht zwischen Punkten und ihren Ortsvektoren unterschieden Rechnerisch kann dies von Vorteil sein Begrifflich ist es jedoch unbefriedigend Aus geometrischer Sicht sollten Punkte und Vektoren begrifflich unterschieden werden Vektoren konnen addiert und mit Zahlen multipliziert werden Punkte aber nicht Punkte werden durch Vektoren verbunden bzw ineinander ubergefuhrt Im Vektorraum gibt es ein ausgezeichnetes Element den Nullvektor In der euklidischen Geometrie sind aber alle Punkte gleichberechtigt Beschreibung Bearbeiten Abhilfe schafft das Konzept des euklidischen Punktraums Dies ist ein affiner Raum uber einem euklidischen Vektorraum Hier unterscheidet man Punkte und Vektoren Die Gesamtheit der Punkte bildet den euklidischen Punktraum Dieser wird meist mit E displaystyle E nbsp E n displaystyle E n nbsp E n displaystyle E n nbsp oder E n displaystyle mathbb E n nbsp bezeichnet Das hochgestellte n displaystyle n nbsp ist kein Exponent sondern ein Index der die Dimension kennzeichnet E n displaystyle E n nbsp ist also kein kartesisches Produkt Die Gesamtheit aller Vektoren bildet einen euklidischen Vektorraum V displaystyle V nbsp nbsp P Q Q R P R displaystyle overrightarrow PQ overrightarrow QR overrightarrow PR nbsp Zu je zwei Punkten P displaystyle P nbsp und Q E displaystyle Q in E nbsp existiert genau ein Verbindungsvektor der mit P Q displaystyle overrightarrow PQ nbsp bezeichnet wird Der Verbindungsvektor eines Punktes mit sich selbst ist der Nullvektor P P 0 displaystyle overrightarrow PP vec 0 nbsp Ein Punkt P displaystyle P nbsp kann durch einen Vektor v displaystyle vec v nbsp in eindeutiger Weise in einen Punkt Q displaystyle Q nbsp ubergefuhrt werden Dieser wird oft mit P v displaystyle P vec v nbsp bezeichnet Dies ist eine rein formale Schreibweise Das Pluszeichen bezeichnet keine Vektorraumaddition und auch keine Addition auf dem Punktraum Der Nullvektor fuhrt jeden Vektor in sich selbst uber P 0 P displaystyle P vec 0 P nbsp Fuhrt der Vektor v displaystyle vec v nbsp den Punkt P displaystyle P nbsp in den Punkt Q displaystyle Q nbsp uber und der Vektor w displaystyle vec w nbsp den Punkt Q displaystyle Q nbsp in den Punkt R displaystyle R nbsp so fuhrt v w displaystyle vec v vec w nbsp den Punkt P displaystyle P nbsp in den Punkt R displaystyle R nbsp uber Dies kann wie folgt ausgedruckt werden P v w P v w displaystyle P vec v vec w P vec v vec w nbsp P Q Q R P R displaystyle overrightarrow PQ overrightarrow QR overrightarrow PR nbsp In der Sprache der Algebra bedeuten diese Eigenschaften Die additive Gruppe des Vektorraums V displaystyle V nbsp operiert frei und transitiv auf der Menge E displaystyle E nbsp Langen Abstande und Winkel Bearbeiten nbsp Der Winkel Q P R displaystyle sphericalangle QPR nbsp ist der Winkel zwischen den Vektoren P Q displaystyle textstyle overrightarrow PQ nbsp und P R displaystyle textstyle overrightarrow PR nbsp Streckenlangen Abstande zwischen Punkten Winkel und Orthogonalitat konnen nun mit Hilfe des Skalarprodukts von Vektoren definiert werden Die Lange P Q displaystyle overline PQ nbsp der Strecke P Q displaystyle PQ nbsp und den Abstand d P Q displaystyle d P Q nbsp der Punkte P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp definiert man als die Lange des Vektors P Q displaystyle overrightarrow PQ nbsp d P Q P Q P Q displaystyle d P Q overline PQ overrightarrow PQ nbsp Die Grosse des Winkels Q P R displaystyle sphericalangle QPR nbsp definiert man als den Winkel zwischen den Vektoren P Q displaystyle overrightarrow PQ nbsp und P R displaystyle overrightarrow PR nbsp Q P R P Q P R displaystyle sphericalangle QPR sphericalangle overrightarrow PQ overrightarrow PR nbsp Zwei Strecken P Q displaystyle PQ nbsp und R S displaystyle RS nbsp sind genau dann orthogonal wenn die zugehorigen Vektoren P Q displaystyle overrightarrow PQ nbsp und R S displaystyle overrightarrow RS nbsp orthogonal sind Abbildungen Bearbeiten Langenerhaltende Abbildungen eines euklidischen Punktraums auf sich heissen Isometrien Kongruenzabbildungen in der ebenen Geometrie oder Bewegungen Sie erhalten automatisch auch Winkel Ist f E E displaystyle f colon E to E nbsp eine Bewegung so existiert eine orthogonale Abbildung lineare Isometrie f V V displaystyle vec f colon V to V nbsp so dass fur alle Punkte P displaystyle P nbsp und Q displaystyle Q nbsp gilt f Q f P f P Q displaystyle f Q f P vec f overrightarrow PQ nbsp Der reelle Koordinatenraum BearbeitenDefinition Bearbeiten Der n displaystyle n nbsp dimensionale reelle Koordinatenraum R n displaystyle mathbb R n nbsp ist das n displaystyle n nbsp fache kartesische Produkt der Menge R displaystyle mathbb R nbsp der reellen Zahlen also die Menge der n displaystyle n nbsp Tupel x x 1 x n displaystyle x x 1 dotsc x n nbsp wobei die x i displaystyle x i nbsp reelle Zahlen sind Man bezeichnet die Elemente des R n displaystyle mathbb R n nbsp je nach Kontext als Punkte oder als Vektoren es wird also nicht zwischen Punkten und Vektoren unterschieden Als Vektoren werden sie komponentenweise addiert und mit reellen Zahlen multipliziert x y x 1 x n y 1 y n x 1 y 1 x n y n displaystyle x y x 1 dotsc x n y 1 dotsc y n x 1 y 1 dotsc x n y n nbsp r x r x 1 x n r x 1 r x n displaystyle r x r x 1 dotsc x n rx 1 dotsc rx n nbsp In diesem Fall werden die Elemente des R n displaystyle mathbb R n nbsp oft als Spaltenvektoren d h n 1 displaystyle n times 1 nbsp Matrizen geschrieben x x 1 x n y y 1 y n x y x 1 x n y 1 y n x 1 y 1 x n y n r x r x 1 x n r x 1 r x n displaystyle x begin pmatrix x 1 vdots x n end pmatrix y begin pmatrix y 1 vdots y n end pmatrix x y begin pmatrix x 1 vdots x n end pmatrix begin pmatrix y 1 vdots y n end pmatrix begin pmatrix x 1 y 1 vdots x n y n end pmatrix r x r begin pmatrix x 1 vdots x n end pmatrix begin pmatrix rx 1 vdots rx n end pmatrix nbsp Das Skalarprodukt Standardskalarprodukt ist definiert durch x y x 1 x n y 1 y n x 1 x n y 1 y n x 1 y 1 x n y n displaystyle x cdot y x 1 dotsc x n cdot y 1 dotsc y n begin pmatrix x 1 vdots x n end pmatrix cdot begin pmatrix y 1 vdots y n end pmatrix x 1 y 1 dotsb x n y n nbsp Mit diesem Skalarprodukt ist der R n displaystyle mathbb R n nbsp ein euklidischer Vektorraum Vom euklidischen Vektorraum Punktraum zum Koordinatenraum Bearbeiten Wahlt man in einem euklidischen Vektorraum eine Orthonormalbasis bzw in einem euklidischen Punktraum ein kartesisches Koordinatensystem d h einen Koordinatenursprung und eine Orthonormalbasis des Vektorraums so wird dadurch jedem Vektor bzw Punkt ein Koordinaten n displaystyle n nbsp Tupel zugeordnet Auf diese Art erhalt man eine Isometrie zwischen dem gegebenen euklidischen Raum und dem Koordinatenraum und kann diese vermoge dieser Isometrie miteinander identifizieren Dies rechtfertigt es den R n displaystyle mathbb R n nbsp als den euklidischen Raum zu bezeichnen Die Isometrie hangt jedoch von der Wahl der Orthonormalbasis und im Fall des Punktraums von der Wahl des Ursprungs ab Lange Winkel Orthogonalitat Standardbasis und Abstande Bearbeiten Die Lange oder Norm eines Vektors ist wie in jedem euklidischen Vektorraum durch die Quadratwurzel aus dem Skalarprodukt mit sich selbst gegeben x x x x 1 2 x n 2 displaystyle x sqrt x cdot x sqrt x 1 2 dotsb x n 2 nbsp Man nennt diese Norm auch euklidische Norm oder 2 Norm und schreibt statt x displaystyle x nbsp auch x displaystyle lVert x rVert nbsp oder x 2 displaystyle lVert x rVert 2 nbsp Der Winkel zwischen zwei Vektoren x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp berechnet sich dann durch cos x y x y x y x 1 y 1 x n y n x 1 2 x n 2 y 1 2 y n 2 displaystyle cos sphericalangle x y frac x cdot y x y frac x 1 y 1 dotsb x n y n sqrt x 1 2 dotsb x n 2 sqrt y 1 2 dotsb y n 2 nbsp Zwei Vektoren x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp sind genau dann orthogonal x y displaystyle x perp y nbsp wenn x y x 1 y 1 x n y n 0 displaystyle x cdot y x 1 y 1 dotsb x n y n 0 nbsp gilt Die Vektoren der Standardbasis e 1 1 0 0 0 e 2 0 1 0 0 e n 0 0 0 1 displaystyle e 1 1 0 dotsc 0 0 quad e 2 0 1 dotsc 0 0 quad dotsc quad e n 0 0 dotsc 0 1 nbsp sind Einheitsvektoren und paarweise orthogonal bilden also eine Orthonormalbasis Fasst man die Elemente des R n displaystyle mathbb R n nbsp als Punkte auf so ist der Abstand zwischen den Punkten x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp als die Lange des Verbindungsvektors y x displaystyle y x nbsp definiert d x y y x y x y x y 1 x 1 2 y n x n 2 displaystyle d x y y x sqrt y x cdot y x sqrt y 1 x 1 2 dotsb y n x n 2 nbsp Isometrien Bearbeiten Vektorraum Isometrien lineare Isometrien des R n displaystyle mathbb R n nbsp sind orthogonale Abbildungen die durch orthogonale Matrizen dargestellt werden Ist f R n R n displaystyle f colon mathbb R n to mathbb R n nbsp eine lineare Isometrie und ist f e j a 1 j a n j displaystyle f e j begin pmatrix a 1j vdots a nj end pmatrix nbsp das Bild des j displaystyle j nbsp ten Standardbasisvektors j 1 n displaystyle j 1 dotsc n nbsp so lasst sich f x displaystyle f x nbsp mit Hilfe der Matrizenmultiplikation darstellen als f x A x a 11 a 1 n a n 1 a n n x 1 x n displaystyle f x Ax begin pmatrix a 11 amp dotso amp a 1n vdots amp amp vdots a n1 amp dotso amp a nn end pmatrix begin pmatrix x 1 vdots x n end pmatrix nbsp Jede Isometrie Bewegung f R n R n displaystyle f colon mathbb R n to mathbb R n nbsp des Punktraums R n displaystyle mathbb R n nbsp lasst sich in der Form f x A x b a 11 a 1 n a n 1 a n n x 1 x n b 1 b n displaystyle f x Ax b begin pmatrix a 11 amp dotso amp a 1n vdots amp amp vdots a n1 amp dots amp a nn end pmatrix begin pmatrix x 1 vdots x n end pmatrix begin pmatrix b 1 vdots b n end pmatrix nbsp als Verknupfung einer orthogonalen Abbildung x A x displaystyle x mapsto Ax nbsp und einer Parallelverschiebung Translation x x b displaystyle x mapsto x b nbsp darstellen Orientierung Bearbeiten Jeder endlichdimensionale reelle Vektorraum kann durch die Wahl einer geordneten Basis mit einer Orientierung versehen werden Wahrend bei beliebigen euklidischen Vektor und Punktraumen keine Orientierung ausgezeichnet ist besitzt der Koordinatenraum R n displaystyle mathbb R n nbsp eine kanonische Orientierung die durch die Standardbasis gegeben ist Die geordnete Basis aus den Vektoren e 1 e n displaystyle e 1 dotsc e n nbsp ist positiv orientiert Eine geordnete Basis a 1 a 11 a 21 a n 1 a 2 a 12 a 22 a n 2 a n a 1 n a 2 n a n n displaystyle a 1 begin pmatrix a 11 a 21 vdots a n1 end pmatrix a 2 begin pmatrix a 12 a 22 vdots a n2 end pmatrix dotsc a n begin pmatrix a 1n a 2n vdots a nn end pmatrix nbsp ist genau dann positiv orientiert wenn die aus ihr gebildete Determinante positiv ist det a 1 a 2 a n a 11 a 12 a 1 n a 21 a 22 a 2 n a n 1 a n 2 a n n gt 0 displaystyle det a 1 a 2 dotsc a n begin vmatrix a 11 amp a 12 amp dotso amp a 1n a 21 amp a 22 amp dotso amp a 2n vdots amp vdots amp ddots amp vdots a n1 amp a n2 amp dotso amp a nn end vmatrix gt 0 nbsp Identifiziert man den als euklidisch angenommenen physikalischen Raum mit dem Koordinatenraum R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp indem man ein kartesisches Koordinatensystem einfuhrt so wahlt man die Koordinatenachsen ublicherweise so dass sie ein Rechtssystem bilden Die durch die Rechte Hand Regel gegebene Orientierung des physikalischen Raums entspricht dann der kanonischen Orientierung des Koordinatenraums R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp Der euklidische Raum in anderen Gebieten der Mathematik BearbeitenEuklidische Raume in der Topologie Bearbeiten nbsp Einordnung euklidischer Raume in die verschiedenen Arten topologischer RaumeDie Funktion die jedem Vektor seine durch das Skalarprodukt definierte Lange zuordnet ist eine Norm Man spricht von der durch das Skalarprodukt induzierten Norm oder der Skalarproduktnorm manche Autoren nennen die Norm auch euklidische Norm Die durch das Standardskalarprodukt auf R n displaystyle mathbb R n nbsp induzierte Norm heisst euklidische Norm oder 2 Norm und ist ein Spezialfall der p Normen Durch die induzierte Norm wird jeder euklidische Vektorraum zu einem normierten Raum und dadurch zum klassischen Beispiel eines topologischen Vektorraums Insbesondere ist er ein Prahilbertraum und weil dieser im Endlichdimensionalen auch vollstandig ist ein Banachraum und somit auch ein Hilbertraum Durch die euklidische Abstandsfunktion d P Q P Q displaystyle d P Q overrightarrow PQ nbsp wird jeder euklidische Raum zu einem metrischen Raum und damit insbesondere zu einem topologischen Raum Da auf endlichdimensionalen Vektorraumen alle Normen aquivalent sind hangt die Topologie des euklidischen Raums in Wirklichkeit nicht von der euklidischen Struktur ab Normierte Vektorraume derselben endlichen Dimension n displaystyle n nbsp sind also alle zueinander homoomorph und damit homoomorph zum R n displaystyle mathbb R n nbsp Nach dem Satz von der Invarianz der Dimension von Luitzen E J Brouwer sind euklidische Raume verschiedener Dimension jedoch nicht homoomorph aufeinander abbildbar Als topologischer Raum ist der euklidische Raum zusammenhangend und zusammenziehbar Euklidische Raume in der Differentialtopologie Bearbeiten Siehe auch Mannigfaltigkeit Mannigfaltigkeiten werden uber euklidischen Raumen modelliert Eine Mannigfaltigkeit ist lokal homoomorph zum R n displaystyle mathbb R n nbsp Durch die differenzierbare Struktur sind differenzierbare Mannigfaltigkeiten lokal diffeomorph zum R n displaystyle mathbb R n nbsp Insbesondere ist der euklidische Raum selbst eine differenzierbare Mannigfaltigkeit Fur alle Dimensionen ausser Dimension vier ist eine zu R n displaystyle mathbb R n nbsp homoomorphe differenzierbare Mannigfaltigkeit auch zu R n displaystyle mathbb R n nbsp diffeomorph Die in vier Dimensionen bestehenden Ausnahmen werden exotische 4 Raume genannt Euklidische Raume in der Differentialgeometrie Bearbeiten Durch das nicht vom Punkt abhangige Skalarprodukt wird der euklidische Raum zu einer riemannschen Mannigfaltigkeit Umgekehrt wird in der riemannschen Geometrie jede riemannsche Mannigfaltigkeit die isometrisch zum Vektorraum R n displaystyle mathbb R n nbsp mit dem Standardskalarprodukt ist als euklidischer Raum bezeichnet Fur diese riemannschen Mannigfaltigkeiten verschwindet der Krummungstensor das heisst der Raum ist flach Umgekehrt ist jede flache riemannsche Mannigfaltigkeit lokal isometrisch zum euklidischen Raum Es kann sich allerdings auch um eine offene Teilmenge eines R n displaystyle mathbb R n nbsp handeln oder um eine Mannigfaltigkeit deren universelle Uberlagerung eine Teilmenge des R n displaystyle mathbb R n nbsp ist Zweidimensionale Beispiele fur den letzten Fall sind ein flacher Torus oder ein gerader Kreiszylinder Hingegen ist jede vollstandige und einfach zusammenhangende flache riemannsche Mannigfaltigkeit ein euklidischer Raum Literatur BearbeitenMarcel Berger Geometry I Aus dem Franzosischen von M Cole und S Levy Universitext Springer Verlag Berlin 1987 ISBN 3 540 11658 3 Marcel Berger Geometry II Aus dem Franzosischen von M Cole und S Levy Universitext Springer Verlag Berlin 1987 ISBN 3 540 17015 4 Einzelnachweise Bearbeiten Elie Cartan The Theory of Spinors Dover Publications New York 1938 1981 ISBN 978 0 486 64070 9 MR 0631850 Google Books Hier S 3 Normdaten Sachbegriff GND 4309127 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Euklidischer Raum amp oldid 234928879