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Eine Skalarproduktnorm Innenproduktnorm oder Hilbertnorm ist in der Mathematik eine von einem Skalarprodukt induzierte abgeleitete Norm In einem endlichdimensionalen reellen oder komplexen Vektorraum mit dem Standardskalarprodukt entspricht die Skalarproduktnorm gerade der euklidischen Norm Allgemein besitzt jeder Prahilbertraum eine zugeordnete Skalarproduktnorm und ist mit dieser Norm ein normierter Raum Eine Norm ist dabei genau dann von einem Skalarprodukt induziert wenn sie die Parallelogrammgleichung erfullt Jede Skalarproduktnorm erfullt weiterhin die Cauchy Schwarz Ungleichung und ist invariant unter unitaren Transformationen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 3 Eigenschaften 3 1 Normaxiome 3 2 Parallelogrammgleichung 3 3 Unitare Invarianz 3 4 Cauchy Schwarz Ungleichung 3 5 Satz des Pythagoras 4 Verallgemeinerung 4 1 Beispiel 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Beziehungen zwischen Skalarprodukt Norm und MetrikIst V displaystyle V nbsp ein Vektorraum uber den Korper K displaystyle mathbb K nbsp der reellen oder komplexen Zahlen und displaystyle langle cdot cdot rangle nbsp ein Skalarprodukt auf V V displaystyle V times V nbsp dann ist V displaystyle V langle cdot cdot rangle nbsp ein Skalarproduktraum Die von diesem Skalarprodukt induzierte Norm ist fur einen Vektor v V displaystyle v in V nbsp dann definiert als v v v displaystyle v sqrt langle v v rangle nbsp also die Wurzel aus dem Skalarprodukt des Vektors mit sich selbst Diese Definition ist wohldefiniert da das Skalarprodukt eines Vektors mit sich selbst reell und nichtnegativ ist Diese Norm heisst auch Skalarproduktnorm 1 Innenproduktnorm 2 oder Hilbertnorm 3 und wird in reellen Skalarproduktraumen gelegentlich als allgemeine euklidische Norm bezeichnet 4 5 Mit der Skalarproduktnorm ist der Vektorraum V displaystyle V nbsp ein normierter Raum V displaystyle V cdot nbsp Weiterhin ist V displaystyle V nbsp mit der von der Norm induzierten Metrik d displaystyle d nbsp ein metrischer Raum V d displaystyle V d nbsp und mit der Normtopologie T displaystyle mathcal T nbsp ein topologischer Raum V T displaystyle V mathcal T nbsp Beispiele BearbeitenWichtige Beispiele fur Skalarproduktnormen sind die euklidische Norm auf dem euklidischen Raum der endlichdimensionalen Vektoren die ℓ2 Norm auf dem Raum ℓ2 der quadratisch summierbaren Folgen die L2 Norm auf dem Raum L2 der quadratisch Lebesgue integrierbaren Funktionen die Sobolev Norm auf dem Sobolev Raum Hs der Funktionen deren gemischte schwache Ableitungen bis zum Grad s displaystyle s nbsp quadratisch Lebesgue integrierbar sind die Frobeniusnorm auf dem Raum der Matrizen die Hilbert Schmidt Norm auf dem Raum der Hilbert Schmidt Operatoren Eigenschaften BearbeitenDie durch das Skalarprodukt induzierte Abbildung v v v displaystyle v sqrt langle v v rangle nbsp ist eine Norm erfullt also die Axiome displaystyle Normaxiome Bearbeiten nbsp Vektoren in der DreiecksungleichungJede Skalarproduktnorm erfullt die drei Normaxiome Definitheit absolute Homogenitat und Subadditivitat Die Definitheit folgt fur v V displaystyle v in V nbsp aus der Eindeutigkeit der Nullstelle der Wurzelfunktion uber v 0 v v 0 v v 0 v 0 displaystyle v 0 Leftrightarrow sqrt langle v v rangle 0 Rightarrow langle v v rangle 0 Leftrightarrow v 0 nbsp die absolute Homogenitat folgt fur v V displaystyle v in V nbsp und a K displaystyle alpha in mathbb K nbsp aus a v 2 a v a v a a v v a 2 v 2 displaystyle alpha v 2 langle alpha v alpha v rangle bar alpha alpha langle v v rangle alpha 2 v 2 nbsp und die Subadditivitat oder Dreiecksungleichung folgt fur v w V displaystyle v w in V nbsp uber die Cauchy Schwarz Ungleichung siehe den folgenden Abschnitt aus v w 2 v w v w v v v w w v w w v 2 v w v w w 2 v 2 2 Re v w w 2 v 2 2 v w w 2 v w 2 displaystyle begin aligned v w 2 amp langle v w v w rangle langle v v rangle langle v w rangle langle w v rangle langle w w rangle v 2 langle v w rangle overline langle v w rangle w 2 amp v 2 2 operatorname Re langle v w rangle w 2 leq v 2 2 v w w 2 left v w right 2 end aligned nbsp wobei Re displaystyle operatorname Re nbsp den Realteil der komplexen Zahl angibt und in den beiden letzten Fallen noch die positive Wurzel auf beiden Seiten gezogen werden muss Parallelogrammgleichung Bearbeiten nbsp Vektoren in der Parallelogrammgleichung Hauptartikel Parallelogrammgleichung Fur eine Skalarproduktnorm gilt zudem die Parallelogrammgleichung v w 2 v w 2 2 v 2 w 2 displaystyle v w 2 v w 2 2 v 2 w 2 nbsp fur alle Vektoren v w V displaystyle v w in V nbsp Umgekehrt gilt nach dem Satz von Jordan von Neumann erfullt eine Norm displaystyle cdot nbsp die Parallelogrammgleichung so ist sie von einem Skalarprodukt induziert Dieses Resultat erhalt man durch eine Polarisationsformel bei reellen Vektorraumen zum Beispiel durch v w 1 4 v w 2 v w 2 displaystyle langle v w rangle frac 1 4 v w 2 v w 2 nbsp Unitare Invarianz Bearbeiten Eine Skalarproduktnorm ist weiterhin invariant unter unitaren Transformationen Ist U V W displaystyle U colon V rightarrow W nbsp ein unitarer Operator im endlichdimensionalen Fall eine unitare bzw orthogonale Matrix von V displaystyle V nbsp in einen weiteren Skalarproduktraum W displaystyle W nbsp mit zugehoriger Norm dann gilt U v v displaystyle Uv v nbsp was unmittelbar aus U v 2 U v U v U U v v v v v 2 displaystyle Uv 2 langle Uv Uv rangle langle U ast Uv v rangle langle v v rangle v 2 nbsp folgt wobei U displaystyle U ast nbsp der zu U displaystyle U nbsp adjungierte Operator im endlichdimensionalen Fall die adjungierte bzw transponierte Matrix ist Eine Skalarproduktnorm andert ihren Wert somit unter unitaren Transformationen des Vektors nicht Im reellen endlichdimensionalen Fall sind solche Transformationen beispielsweise Drehungen des Vektors um den Nullpunkt Cauchy Schwarz Ungleichung Bearbeiten Hauptartikel Cauchy Schwarzsche Ungleichung Eine Skalarproduktnorm erfullt fur alle Vektoren v w V displaystyle v w in V nbsp die Cauchy Schwarz Ungleichung v w v w displaystyle left langle v w rangle right leq v w nbsp wobei Gleichheit genau dann gilt wenn v displaystyle v nbsp und w displaystyle w nbsp linear abhangig sind Im reellen Fall konnen die Betragsstriche auch weglassen werden Aus der Cauchy Schwarz Ungleichung folgt dann unmittelbar v w v w 1 displaystyle frac langle v w rangle v w leq 1 nbsp daher kann man den Winkel f displaystyle varphi nbsp zwischen zwei reellen Vektoren uber cos f v w v w displaystyle cos varphi frac langle v w rangle v w nbsp definieren Der Winkel f displaystyle varphi nbsp liegt damit im Intervall 0 p displaystyle 0 pi nbsp also zwischen 0 displaystyle 0 circ nbsp und 180 displaystyle 180 circ nbsp Fur Winkel zwischen komplexen Vektoren gibt es eine Reihe unterschiedlicher Definitionen 6 Satz des Pythagoras Bearbeiten Hauptartikel Satz des Pythagoras Allgemein werden zwei Vektoren v w V displaystyle v w in V nbsp orthogonal genannt wenn ihr Skalarprodukt v w 0 displaystyle langle v w rangle 0 nbsp ist Fur orthogonale Vektoren gilt dann der Satz des Pythagoras fur Skalarproduktraume v w 2 v 2 w 2 displaystyle v w 2 v 2 w 2 nbsp was direkt aus dem ersten Teil der obigen Herleitung der Dreiecksungleichung folgt Der Satz des Pythagoras kann auch auf eine endliche Summe paarweise orthogonaler Vektoren v 1 v n V displaystyle v 1 ldots v n in V nbsp erweitert werden und es gilt dann v 1 v n 2 v 1 2 v n 2 displaystyle v 1 dotsb v n 2 v 1 2 dotsb v n 2 nbsp Die entsprechende Erweiterung auf unendlich viele Summanden in einem Hilbertraum ist die Parsevalsche Gleichung Verallgemeinerung BearbeitenVerzichtet man auf die positive Definitheit des Skalarprodukts erhalt man die folgende Verallgemeinerung Jede positiv semidefinite hermitesche Sesquilinearform im reellen Fall symmetrische Bilinearform V V K displaystyle cdot cdot colon V times V rightarrow mathbb K nbsp induziert fur v V displaystyle v in V nbsp durch p v v v displaystyle p v sqrt v v nbsp eine Halbnorm Mit dieser Halbnorm ist dann V p displaystyle V p nbsp ein halbnormierter Raum der aber im Allgemeinen kein metrischer Raum ist Durch Restklassenbildung lasst sich aus einer Halbnorm aber eine zugehorige Norm ableiten und so erhalt man wieder einen normierten Raum und damit auch einen metrischen und einen topologischen Raum Beispiel Bearbeiten Die Kovarianz ist eine Bilinearform auf dem Raum der Zufallsvariablen mit endlichen zweiten Momenten und wird zu einem Skalarprodukt auf dem Quotientenraum der Zufallsvariablen die sich nur durch eine Konstante unterscheiden Die von diesem Skalarprodukt induzierte Norm ist dann schlicht die Standardabweichung einer Zufallsvariablen Literatur BearbeitenHerbert Amann Joachim Escher Analysis I Birkhauser Basel 2006 ISBN 3 7643 7755 0 Albrecht Beutelspacher Lineare Algebra 6 Auflage Vieweg 2003 ISBN 3 528 56508 X Bronstein et al Taschenbuch der Mathematik 7 Auflage Harri Deutsch 2008 ISBN 978 3 8171 2007 9 Harro Heuser Funktionalanalysis Theorie und Anwendung Vieweg 2006 ISBN 978 3 8351 0026 8 Einzelnachweise Bearbeiten Kosmol Optimierung und Approximation de Gruyter 2010 S 100 Heuser Funktionalanalysis Theorie und Anwendung 2006 S 148 Amann Escher Analysis I 2006 S 168 Bronstein et al Taschenbuch der Mathematik 2008 S 368 Beutelspacher Lineare Algebra 2003 S 259 Klaus Scharnhorst Angles in complex vector spaces In Acta Applicandae Math Band 69 2001 S 95 103 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skalarproduktnorm amp oldid 208176339