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In der Funktionalanalysis kann zu jedem dicht definierten linearen Operator T displaystyle T ein adjungierter Operator manchmal auch dualer Operator T displaystyle T definiert werden Lineare Operatoren konnen zwischen zwei Vektorraumen mit gemeinsamem Grundkorper K R C displaystyle mathbb K in mathbb R mathbb C definiert werden Adjungierte Operatoren werden allerdings haufig nur auf Hilbertraumen betrachtet also beispielsweise endlichdimensionalen euklidischen Raumen Auf endlichdimensionalen Raumen entspricht der adjungierte Operator der adjungierten Matrix In der Matrizenrechnung mit reellen Eintragen entspricht die Bildung des adjungierten Operators dem Transponieren bei komplexen Eintragen dem komplex Konjugieren und Transponieren der Ausgangsmatrix In der Physik und den Ingenieurwissenschaften wird daher in Analogie zur Matrixtheorie der adjungierte Operator in der Regel nicht mit T displaystyle T ast sondern mit T displaystyle T dagger bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Beschrankte Operatoren 1 2 Unbeschrankte Operatoren 2 Beispiele 3 Eigenschaften 4 Symmetrische und selbstadjungierte Operatoren 5 Verallgemeinerung auf Banachraume 6 Abweichende Konventionen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenIn diesem Abschnitt wird die Adjungierte eines Operators zwischen Hilbertraumen definiert Der erste Unterabschnitt beschrankt sich auf beschrankte Operatoren Im zweiten Abschnitt wird das Konzept auf unbeschrankte Operatoren erweitert Beschrankte Operatoren Bearbeiten Seien H 1 displaystyle H 1 nbsp und H 2 displaystyle H 2 nbsp Hilbertraume und T H 1 H 2 displaystyle T colon H 1 to H 2 nbsp ein linearer beschrankter Operator Der adjungierte Operator T H 2 H 1 displaystyle T colon H 2 to H 1 nbsp ist durch die Gleichung T x y H 2 x T y H 1 displaystyle langle Tx y rangle H 2 langle x T y rangle H 1 nbsp definiert Alternativ kann fur jedes y H 2 displaystyle y in H 2 nbsp die Abbildung x T x y H 2 displaystyle x mapsto langle Tx y rangle H 2 nbsp betrachtet werden Dies ist ein auf dem ganzen Hilbertraum definiertes lineares stetiges Funktional Der Darstellungssatz von Frechet Riesz besagt dass fur jedes stetige lineare Funktional ein eindeutig bestimmtes Element z H 1 displaystyle z in H 1 nbsp existiert sodass T x y H 2 x z H 1 displaystyle langle Tx y rangle H 2 langle x z rangle H 1 nbsp fur alle x H 1 displaystyle x in H 1 nbsp gilt Also insgesamt existiert fur jedes y H 2 displaystyle y in H 2 nbsp genau ein Element z H 1 displaystyle z in H 1 nbsp mit T x y H 2 x z H 1 displaystyle langle Tx y rangle H 2 langle x z rangle H 1 nbsp Nun wird T y z displaystyle T y z nbsp gesetzt Diese Konstruktion ist aquivalent zu obiger Definition 1 Unbeschrankte Operatoren Bearbeiten Seien X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp Hilbertraume Mit D T displaystyle D T nbsp wird der Definitionsbereich des linearen unbeschrankten Operators T displaystyle T nbsp bezeichnet Die Operatoren T D T X Y displaystyle T colon D T subset X rightarrow Y nbsp und S D S Y X displaystyle S colon D S subset Y rightarrow X nbsp heissen zueinander formal adjungiert falls y T x Y S y x X displaystyle langle y Tx rangle Y langle Sy x rangle X nbsp fur alle x D T displaystyle x in D T nbsp und y D S displaystyle y in D S nbsp gilt Unter diesen Voraussetzungen ist S displaystyle S nbsp im Allgemeinen nicht eindeutig durch T displaystyle T nbsp gegeben Ist T displaystyle T nbsp dicht definiert so existiert ein zu T displaystyle T nbsp maximaler formal adjungierter Operator T displaystyle T nbsp Diesen nennt man den adjungierten Operator von T displaystyle T nbsp Beispiele BearbeitenWahlt man als Hilbertraum den endlichdimensionalen unitaren Vektorraum C n displaystyle mathbb C n nbsp so kann ein stetiger linearer Operator T displaystyle T nbsp auf diesem Hilbertraum durch eine Matrix dargestellt werden Der dazu adjungierte Operator T displaystyle T nbsp wird dann durch die entsprechende adjungierte Matrix dargestellt Daher ist der adjungierte Operator eine Verallgemeinerung der adjungierten Matrix In diesem Beispiel wird der Hilbertraum der quadratintegrierbaren Funktionen L 2 0 1 displaystyle L 2 0 1 nbsp betrachtet Mit einer entsprechenden Funktion k 0 1 0 1 R displaystyle k colon 0 1 times 0 1 to mathbb R nbsp beispielsweise k C 0 1 0 1 displaystyle k in C 0 1 times 0 1 nbsp ist der IntegraloperatorT x s 0 1 k s t x t d t displaystyle Tx s int 0 1 k s t x t mathrm d t nbsp dd stetig auf L 2 0 1 displaystyle L 2 0 1 nbsp Sein adjungierter Operator T displaystyle T nbsp lautetT y t 0 1 k s t y s d s displaystyle T y t int 0 1 overline k s t y s mathrm d s nbsp dd Dabei ist k s t displaystyle overline k s t nbsp das komplex Konjugierte von k s t displaystyle k s t nbsp Eigenschaften BearbeitenSei T X D T Y displaystyle T colon X supset D T rightarrow Y nbsp dicht definiert Dann gilt Ist D T displaystyle D T nbsp dicht so ist T T displaystyle T subset T nbsp das heisst D T D T displaystyle D T subset D T nbsp und T T displaystyle T T nbsp auf D T displaystyle D T nbsp Ker T Ran T displaystyle operatorname Ker T operatorname Ran T bot nbsp Dabei steht Ker fur den Kern des Operators und Ran fur Range fur den Bildraum T displaystyle T nbsp ist genau dann beschrankt wenn T displaystyle T nbsp beschrankt ist In diesem Fall gilt T T displaystyle T T nbsp Ist T displaystyle T nbsp beschrankt so ist T displaystyle T nbsp die eindeutige Fortsetzung von T displaystyle T nbsp auf X displaystyle X nbsp Sei S X D S Y displaystyle S colon X supset D S rightarrow Y nbsp dicht definiert Der Operator T S displaystyle T S nbsp ist definiert durch T S x T x S x displaystyle T S x Tx Sx nbsp fur x D T S D T D S displaystyle x in D T S D T cap D S nbsp Ist T S displaystyle T S nbsp dicht definiert so ist T S T S displaystyle T S supset T S nbsp Ist T displaystyle T nbsp beschrankt so gilt sogar die Gleichheit Seien Z displaystyle Z nbsp ein Hilbertraum und S Y D S Z displaystyle S Y supset D S rightarrow Z nbsp Dann wird die Hintereinanderausfuhrung beziehungsweise Komposition T S displaystyle TS nbsp von T displaystyle T nbsp und S displaystyle S nbsp definiert durch T S x T S x displaystyle TSx T Sx nbsp fur x D T S x D S S x D T displaystyle x in D TS x in D S Sx in D T nbsp Ist T S displaystyle TS nbsp dicht definiert so gilt T S S T displaystyle TS supset S T nbsp Ist T displaystyle T nbsp beschrankt erhalt man T S S T displaystyle TS S T nbsp Symmetrische und selbstadjungierte Operatoren BearbeitenEin linearer Operator T X D T X displaystyle T colon X supset D T rightarrow X nbsp heisst symmetrisch oder formal selbstadjungiert falls T x y x T y displaystyle langle Tx y rangle langle x Ty rangle nbsp fur alle x y D T displaystyle x y in D T nbsp gilt wesentlich selbstadjungiert falls T displaystyle T nbsp symmetrisch dicht definiert und seine Abschliessung selbstadjungiert ist selbstadjungiert falls T displaystyle T nbsp dicht definiert und T T displaystyle T T nbsp gilt Ausserdem gibt es noch den Begriff des hermiteschen Operators Dieser wird vor allem in der Physik verwendet jedoch nicht einheitlich definiert Verallgemeinerung auf Banachraume BearbeitenAdjungierte Operatoren konnen auch allgemeiner auf Banachraumen definiert werden Fur einen Banachraum X displaystyle X nbsp bezeichnet X displaystyle X nbsp den topologischen Dualraum Im Folgenden wird mittels x x x x displaystyle langle x x rangle x x nbsp fur x X displaystyle x in X nbsp und x X displaystyle x in X nbsp die duale Paarung bezeichnet Seien X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp Banachraume und sei T X Y displaystyle T colon X rightarrow Y nbsp ein stetiger linearer Operator Der adjungierte Operator T Y X displaystyle T colon Y to X nbsp wird definiert durch y x y T x displaystyle y mapsto x mapsto y Tx nbsp Um diesen adjungierten Operator von den adjungierten Operatoren auf Hilbertraumen zu unterscheiden werden diese oft mit einem displaystyle nbsp statt mit einem displaystyle nbsp notiert Ist der Operator T D T X Y displaystyle T D T subset X to Y nbsp jedoch nicht stetig aber dicht definiert so definiert man den adjungierten Operator T D T Y X displaystyle T colon D T subset Y to X nbsp durch D T y Y x X T x y x x x D T T y x fur x D T displaystyle begin aligned D T amp y in Y exists x in X langle Tx y rangle langle x x rangle forall x in D T T y amp x text fur x in D T end aligned nbsp Der Operator T displaystyle T nbsp ist stets abgeschlossen wobei D T 0 displaystyle D T 0 nbsp moglich ist Ist X displaystyle X nbsp ein reflexiver Banachraum und Y X displaystyle Y X nbsp dann ist T displaystyle T nbsp genau dann dicht definiert wenn T displaystyle T nbsp abschliessbar ist Insbesondere gilt dann T T displaystyle T overline T nbsp Abweichende Konventionen BearbeitenInsbesondere im linearen komplexen Fall wird fur den dualen Operator statt T displaystyle T nbsp auch T displaystyle T dagger nbsp Transposition und Ubergang zum Konjugiert Komplexen genutzt um eine Verwechslung mit T displaystyle T nbsp fur die komplex konjugierte Matrix zu vermeiden Letztere wird auch mit T displaystyle overline T nbsp beschrieben was aber von Physikern eher fur die Mittelwertbildung reserviert ist Literatur BearbeitenDirk Werner Funktionalanalysis Springer Berlin 2007 ISBN 978 3 540 72533 6Einzelnachweise Bearbeiten Dirk Werner Funktionalanalysis 6 korrigierte Auflage Springer Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 540 72533 6 S 236 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adjungierter Operator amp oldid 223846865