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Das kartesische Produkt oder Mengenprodukt ist in der Mengenlehre eine grundlegende Konstruktion aus gegebenen Mengen eine neue Menge zu erzeugen Gelegentlich wird fur das kartesische Produkt auch die mehrdeutige Bezeichnung Kreuzprodukt verwendet Das kartesische Produkt zweier Mengen ist die Menge aller geordneten Paare von Elementen der beiden Mengen wobei die erste Komponente ein Element der ersten Menge und die zweite Komponente ein Element der zweiten Menge ist Allgemeiner besteht das kartesische Produkt mehrerer Mengen aus der Menge aller Tupel von Elementen der Mengen wobei die Reihenfolge der Mengen und damit der entsprechenden Elemente fest vorgegeben ist Die Ergebnismenge des kartesischen Produkts wird auch Produktmenge Kreuzmenge oder Verbindungsmenge genannt Das kartesische Produkt ist nach dem franzosischen Mathematiker Rene Descartes benannt der es zur Beschreibung des kartesischen Koordinatensystems verwendete und damit die analytische Geometrie begrundete Das kartesische Produkt A B displaystyle A times B der beiden Mengen A x y z displaystyle A x y z und B 1 2 3 displaystyle B 1 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Produkt zweier Mengen 1 1 Definition 1 2 Beispiele 1 2 1 Endliche Mengen 1 2 2 Reelle Zahlen 1 2 3 Intervalle 1 2 4 Spielkarten 1 2 5 U Bahnlinien oder S Bahnlinien 1 3 Eigenschaften 1 3 1 Zahl der Elemente 1 3 2 Leere Menge 1 3 3 Nichtkommutativitat 1 3 4 Nichtassoziativitat 1 3 5 Distributivitat 1 3 6 Monotonie und Komplement 1 3 7 Weitere Rechenregeln 2 Produkt endlich vieler Mengen 2 1 Definition 2 1 1 Leeres Produkt 2 1 2 Vereinigung aller Produkte 2 2 Beispiele 2 3 Eigenschaften 2 3 1 Zahl der Elemente 2 3 2 Monotonie 3 Produkt unendlich vieler Mengen 3 1 Definition 3 2 Spezialfalle 3 3 Universelle Eigenschaft des kartesischen Produktes 4 Abgeleitete Begriffe 5 Literatur 6 WeblinksProdukt zweier Mengen BearbeitenDefinition Bearbeiten Das kartesische Produkt A B displaystyle A times B nbsp lies A kreuz B zweier Mengen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp ist definiert als die Menge aller geordneten Paare a b displaystyle a b nbsp wobei a displaystyle a nbsp ein Element aus A displaystyle A nbsp und b displaystyle b nbsp ein Element aus B displaystyle B nbsp ist Dabei wird jedes Element aus A displaystyle A nbsp mit jedem Element aus B displaystyle B nbsp kombiniert Formal ist das kartesische Produkt durch A B a b a A b B displaystyle A times B left a b mid a in A b in B right nbsp definiert Insbesondere ist es auch moglich das kartesische Produkt einer Menge mit sich selbst zu bilden und man schreibt dann A 2 A A a a a a A displaystyle A 2 A times A left a a mid a a in A right nbsp Gelegentlich wird fur das kartesische Produkt auch der Begriff Kreuzprodukt verwendet der jedoch weitere Bedeutungen hat siehe Kreuzprodukt Die obige Definition ist problemlos auf echte Klassen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp erweiterbar Insbesondere erfolgt die Paarbildung nur fur Elemente von A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp diese konnen keine echten Klassen sein und stellen an die Paarbildung keine besonderen Anforderungen Beispiele Bearbeiten Endliche Mengen Bearbeiten nbsp Das kartesische Produkt zweier Mengen besteht aus allen moglichen geordneten Paaren von Elementen der Mengen Das kartesische Produkt A B displaystyle A times B nbsp der beiden Mengen A a b c displaystyle A a b c nbsp und B x y displaystyle B x y nbsp ist A B a x a y b x b y c x c y displaystyle A times B left a x a y b x b y c x c y right nbsp Das kartesische Produkt B A displaystyle B times A nbsp ist hingegen eine andere Menge und zwar B A x a x b x c y a y b y c displaystyle B times A left x a x b x c y a y b y c right nbsp da bei geordneten Paaren die Reihenfolge der Elemente eine Rolle spielt Das kartesische Produkt von A displaystyle A nbsp mit sich selbst ist A A a a a b a c b a b b b c c a c b c c displaystyle A times A left a a a b a c b a b b b c c a c b c c right nbsp Reelle Zahlen Bearbeiten Die reelle Zahlenebene entsteht aus dem kartesischen Produkt der reellen Zahlen R displaystyle mathbb R nbsp mit sich selbst R R R 2 x y x y R displaystyle mathbb R times mathbb R mathbb R 2 x y mid x y in mathbb R nbsp Intervalle Bearbeiten Die Tupel x y displaystyle x y nbsp nennt man auch kartesische Koordinaten Das kartesische Produkt zweier reeller Intervalle a b displaystyle a b nbsp und c d displaystyle c d nbsp ergibt das Rechteck a b c d x y R 2 a x b c y d displaystyle a b times c d x y in mathbb R 2 mid a leq x leq b c leq y leq d nbsp Spielkarten Bearbeiten Spielkarten wie sie zum Beispiel beim Texas Hold em beim Canasta beim Doppelkopf und beim Skat verwendet werden sind ein Beispiel fur ein kartesisches Produkt Die erste Menge ist in diesem Fall die Menge der Kartenwerte zum Beispiel V A K Q J 10 9 8 7 6 5 4 3 2 und die zweite Menge ist die Menge der Kartensymbole zum Beispiel S Die Menge der Spielkarten ist dann das kartesische Produkt dieser beiden Mengen V S A A A A K 3 2 2 2 2 In diesem Beispiel hat die Menge V displaystyle V nbsp der Kartenwerte 13 Elemente also V 13 displaystyle V 13 nbsp und die Menge S displaystyle S nbsp der Kartensymbole hat 4 Elemente also S 4 displaystyle S 4 nbsp Daraus ergibt sich dass die Menge V S displaystyle V times S nbsp der Spielkarten V S V S 13 4 52 displaystyle V times S V cdot S 13 cdot 4 52 nbsp Elemente hat Dieses kartesische Produkt kann mit einer Tabelle dargestellt werden kartesisches Produkt aus Kartenwerten und KartensymbolenV S displaystyle V times S nbsp A A A A A K K K K K Q Q Q Q Q J J J J J 10 10 10 10 10 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 U Bahnlinien oder S Bahnlinien Bearbeiten Bei Verkehrsnetzen die aus U Bahnlinien und S Bahnlinien bestehen ist die Menge der Verkehrslinien ein kartesisches Produkt das zum Beispiel aus der Menge L U S der Linienarten und der Menge N 1 2 3 4 5 6 7 der Liniennummern gebildet werden kann Hier ist L N L N 2 7 14 displaystyle L times N L cdot N 2 cdot 7 14 nbsp kartesisches Produkt aus Linienarten U S Bahnlinien und LiniennummernL N displaystyle L times N nbsp 1 2 3 4 5 6 7 nbsp U1 U2 U3 U4 U5 U6 U7 nbsp S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7Hinweise Es ergibt sich nur dann ein vollstandiges kartesisches Produkt wenn die Anzahl der U Bahnlinien und S Bahnlinien gleich ist Ansonsten ergibt sich ein unvollstandiges kartesisches Produkt das grundsatzlich andere Eigenschaften hat Im Bereich der Informatik und Programmierung ist dieses Thema zum Beispiel unter Array Dimensionen zu finden Eigenschaften Bearbeiten Zahl der Elemente Bearbeiten a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Ein Schachbrett besitzt 8 2 64 displaystyle 8 2 64 nbsp Felder die durch ein Paar aus Buchstaben der Linie und Zahl der Reihe identifiziert werden Sind die Mengen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp endlich dann ist ihr kartesisches Produkt A B displaystyle A times B nbsp eine endliche Menge geordneter Paare Die Anzahl der Paare entspricht dabei dem Produkt der Anzahlen der Elemente der Ausgangsmengen das heisst A B A B displaystyle A times B A cdot B nbsp In dem Spezialfall dass A B displaystyle A B nbsp ist gilt A 2 A 2 displaystyle A 2 A 2 nbsp Enthalt zumindest eine der beiden Mengen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp unendlich viele Elemente und ist die andere nicht leer dann besteht ihr kartesisches Produkt A B displaystyle A times B nbsp aus unendlich vielen Paaren Das kartesische Produkt zweier abzahlbar unendlicher Mengen ist dabei nach Cantors erstem Diagonalargument ebenfalls abzahlbar Ist zumindest eine der beiden Mengen uberabzahlbar so ist auch ihre Produktmenge uberabzahlbar Leere Menge Bearbeiten Da aus der leeren Menge kein Element ausgewahlt werden kann ergibt das kartesische Produkt der leeren Menge mit einer beliebigen Menge wieder die leere Menge Allgemeiner gilt A B A oder B displaystyle A times B emptyset Longleftrightarrow A emptyset text oder B emptyset nbsp das heisst das kartesische Produkt zweier Mengen ist genau dann leer wenn zumindest eine der beiden Mengen leer ist Nichtkommutativitat Bearbeiten Das kartesische Produkt ist nicht kommutativ das heisst fur nichtleere Mengen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp mit A B displaystyle A neq B nbsp ist A B B A displaystyle A times B neq B times A nbsp denn in den Paaren der Menge A B displaystyle A times B nbsp ist das erste Element aus A displaystyle A nbsp und das zweite aus B displaystyle B nbsp wahrend in den Paaren der Menge B A displaystyle B times A nbsp das erste Element aus B displaystyle B nbsp und das zweite aus A displaystyle A nbsp ist Es gibt allerdings eine kanonische Bijektion zwischen den beiden Mengen namlich A B B A a b b a displaystyle A times B to B times A quad a b mapsto b a nbsp mit der die Mengen miteinander identifiziert werden konnen Nichtassoziativitat Bearbeiten Das kartesische Produkt ist auch nicht assoziativ das heisst fur nichtleere Mengen A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp und C displaystyle C nbsp gilt im Allgemeinen A B C A B C displaystyle A times left B times C right neq left A times B right times C nbsp denn die Menge auf der linken Seite enthalt Paare deren erstes Element aus A displaystyle A nbsp und deren zweites Element ein Paar aus B C displaystyle B times C nbsp ist wohingegen die Menge auf der rechten Seite Paare enthalt deren erstes Element ein Paar aus A B displaystyle A times B nbsp und deren zweites Element aus C displaystyle C nbsp ist Auch hier gibt es eine kanonische Bijektion zwischen diesen beiden Mengen namlich A B C A B C a b c a b c displaystyle A times left B times C right to left A times B right times C quad a b c mapsto a b c nbsp Manche Autoren identifizieren die Paare a b c displaystyle a b c nbsp und a b c displaystyle a b c nbsp mit dem geordneten Tripel a b c displaystyle a b c nbsp wodurch das kartesische Produkt auch assoziativ wird Distributivitat Bearbeiten nbsp Illustration des ersten DistributivgesetzesFur das kartesische Produkt gelten die folgenden Distributivgesetze bezuglich Vereinigung Schnitt und Differenzbildung von Mengen A B C A C B C A B C A C B C A B C A C B C A B C A B A C A B C A B A C A B C A B A C displaystyle begin aligned left A cup B right times C amp left A times C right cup left B times C right left A cap B right times C amp left A times C right cap left B times C right left A setminus B right times C amp left A times C right setminus left B times C right A times left B cup C right amp left A times B right cup left A times C right A times left B cap C right amp left A times B right cap left A times C right A times left B setminus C right amp left A times B right setminus left A times C right end aligned nbsp Das vierte Gesetz kann verwendet werden um die Distributivitat bei den Naturlichen Zahlen zu beweisen wenn diese uber Kardinalzahlen definiert sind Monotonie und Komplement Bearbeiten Das kartesische Produkt verhalt sich monoton bezuglich Teilmengenbildung das heisst sind die Mengen A 1 A 2 B 1 displaystyle A 1 A 2 B 1 nbsp und B 2 displaystyle B 2 nbsp nichtleer dann gilt A 1 A 2 B 1 B 2 A 1 B 1 und A 2 B 2 displaystyle A 1 times A 2 subseteq B 1 times B 2 Longleftrightarrow A 1 subseteq B 1 text und A 2 subseteq B 2 nbsp Insbesondere gilt dabei Gleichheit A 1 A 2 B 1 B 2 A 1 B 1 und A 2 B 2 displaystyle A 1 times A 2 B 1 times B 2 Longleftrightarrow A 1 B 1 text und A 2 B 2 nbsp Betrachtet man die Menge B 1 displaystyle B 1 nbsp als Grundmenge von A 1 displaystyle A 1 nbsp und die Menge B 2 displaystyle B 2 nbsp als Grundmenge von A 2 displaystyle A 2 nbsp dann hat das Komplement von A 1 A 2 displaystyle A 1 times A 2 nbsp in B 1 B 2 displaystyle B 1 times B 2 nbsp die Darstellung A 1 A 2 C A 1 C A 2 C A 1 C A 2 A 1 A 2 C displaystyle A 1 times A 2 mathsf C A 1 mathsf C times A 2 mathsf C cup A 1 mathsf C times A 2 cup A 1 times A 2 mathsf C nbsp Weitere Rechenregeln Bearbeiten nbsp Kartesische Produkte je zweier Intervalle ihrer Schnitte und ihrer VereinigungenEs gilt zwar A 1 A 2 B 1 B 2 A 1 B 1 A 2 B 2 displaystyle left A 1 cap A 2 right times left B 1 cap B 2 right left A 1 times B 1 right cap left A 2 times B 2 right nbsp aber im Allgemeinen ist A 1 A 2 B 1 B 2 A 1 B 1 A 2 B 2 displaystyle left A 1 cup A 2 right times left B 1 cup B 2 right supseteq left A 1 times B 1 right cup left A 2 times B 2 right nbsp da die Menge auf der linken Seite Paare aus A 1 B 2 displaystyle A 1 times B 2 nbsp und A 2 B 1 displaystyle A 2 times B 1 nbsp enthalt die in der Menge auf der rechten Seite nicht enthalten sind Produkt endlich vieler Mengen BearbeitenDefinition Bearbeiten Allgemeiner ist das kartesische Produkt A 1 A n displaystyle A 1 times dotsb times A n nbsp von n displaystyle n nbsp Mengen A 1 A n displaystyle A 1 dotsc A n nbsp definiert als die Menge aller n displaystyle n nbsp Tupel a 1 a n displaystyle a 1 dotsc a n nbsp wobei a i displaystyle a i nbsp fur i 1 n displaystyle i 1 ldots n nbsp jeweils ein Element aus der Menge A i displaystyle A i nbsp ist Formal ist das mehrfache kartesische Produkt durch A 1 A n a 1 a n a i A i fur i 1 n displaystyle A 1 times dotsb times A n left a 1 dotsc a n mid a i in A i text fur i 1 dotsc n right nbsp definiert Mit Hilfe des Produktzeichens wird das mehrfache kartesische Produkt auch durch i 1 n A i A 1 A n displaystyle prod i 1 n A i A 1 times dotsb times A n nbsp notiert Das n displaystyle n nbsp fache kartesische Produkt einer Menge A displaystyle A nbsp mit sich selbst schreibt man auch als A n A A n mal a 1 a n a i A fur i 1 n displaystyle A n underbrace A times dotsc times A n text mal left a 1 dotsc a n mid a i in A text fur i 1 dotsc n right nbsp Leeres Produkt Bearbeiten Hauptartikel Leeres Produkt Das kartesische Produkt von null Mengen ist die Menge die als einziges Element das leere Tupel enthalt das heisst i 1 0 A i displaystyle prod i 1 0 A i nbsp Insbesondere ist fur eine beliebige Menge A displaystyle A nbsp A 0 displaystyle A 0 nbsp Davon wird Gebrauch gemacht wenn Konstanten einer mathematischen Struktur als nullstellige Verknupfungen betrachtet werden Vereinigung aller Produkte Bearbeiten Mit A displaystyle A nbsp bezeichnet man die Vereinigung aller n displaystyle n nbsp fachen kartesischen Produkte einer Menge A displaystyle A nbsp mit sich selbst fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp also die Menge aller Tupel mit Elementen aus A einschliesslich des leeren Tupels A n 0 A n displaystyle A bigcup n 0 infty A n nbsp Beispiele Bearbeiten Ist A 0 1 displaystyle A left 0 1 right nbsp dann ist A A A A 3 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 1 1 1 0 0 1 0 1 1 1 0 1 1 1 displaystyle A times A times A A 3 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 1 1 1 0 0 1 0 1 1 1 0 1 1 1 nbsp nbsp In einem dreidimensionalen kartesischen Koordinatensystem wird jeder Punkt als Tripel x y z displaystyle x y z nbsp von Koordinaten dargestellt Der euklidische Raum R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp besteht aus dem dreifachen kartesischen Produkt der reellen Zahlen R displaystyle mathbb R nbsp R R R R 3 x y z x y z R displaystyle mathbb R times mathbb R times mathbb R mathbb R 3 x y z mid x y z in mathbb R nbsp Die 3 Tupel x y z displaystyle x y z nbsp sind die dreidimensionalen kartesischen Koordinaten Das kartesische Produkt dreier reeller Intervalle a b displaystyle a b nbsp c d displaystyle c d nbsp und e f displaystyle e f nbsp ergibt den Quader a b c d e f x y z R 3 a x b c y d e z f displaystyle a b times c d times e f x y z in mathbb R 3 mid a leq x leq b c leq y leq d e leq z leq f nbsp Allgemein ergibt das n displaystyle n nbsp fache kartesische Produkt der reellen Zahlen den Raum R n displaystyle mathbb R n nbsp und das kartesische Produkt von n displaystyle n nbsp reellen Intervallen ein Hyperrechteck Eigenschaften Bearbeiten Zahl der Elemente Bearbeiten Sind die Mengen A 1 A n displaystyle A 1 dotsc A n nbsp alle endlich dann ist ihr kartesisches Produkt ebenfalls eine endliche Menge wobei die Anzahl der Elemente von A 1 A n displaystyle A 1 times dotsb times A n nbsp gleich dem Produkt der Elementzahlen der Ausgangsmengen ist das heisst A 1 A n A 1 A n displaystyle A 1 times dotsb times A n A 1 cdot ldots cdot A n nbsp bzw in anderer Schreibweise i 1 n A i i 1 n A i displaystyle left prod i 1 n A i right prod i 1 n A i nbsp In dem Spezialfall dass alle Mengen A i displaystyle A i nbsp gleich einer Menge A displaystyle A nbsp sind gilt A n A n displaystyle A n A n nbsp Das kartesische Produkt endlich vieler abzahlbar unendlicher Mengen ist ebenfalls abzahlbar wie sich durch Iteration des Arguments fur das kartesische Produkt zweier Mengen mit Hilfe der Cantorschen Tupelfunktion zeigen lasst Monotonie Bearbeiten Sind die Mengen A 1 A n displaystyle A 1 ldots A n nbsp und B 1 B n displaystyle B 1 ldots B n nbsp nichtleer dann gilt wie beim kartesischen Produkt zweier Mengen Monotonie i 1 n A i i 1 n B i A i B i fur i 1 n displaystyle prod i 1 n A i subseteq prod i 1 n B i Longleftrightarrow A i subseteq B i text fur i 1 ldots n nbsp und Gleichheit i 1 n A i i 1 n B i A i B i fur i 1 n displaystyle prod i 1 n A i prod i 1 n B i Longleftrightarrow A i B i text fur i 1 ldots n nbsp Produkt unendlich vieler Mengen BearbeitenDefinition Bearbeiten Es ist auch moglich das kartesische Produkt unendlich vieler Mengen zu definieren Ist dazu I displaystyle I nbsp eine Indexmenge und A i i I displaystyle A i i in I nbsp eine Familie von Mengen dann definiert man das kartesische Produkt der Mengen A i displaystyle A i nbsp durch i I A i f I i I A i i I f i A i displaystyle prod i in I A i Big f colon I to bigcup i in I A i Big forall i in I colon f i in A i Big nbsp Dies ist die Menge aller Abbildungen f displaystyle f nbsp von I displaystyle I nbsp in die Vereinigung der Mengen A i displaystyle A i nbsp fur die das Bild f i displaystyle f i nbsp in A i displaystyle A i nbsp liegt Sind alle A i displaystyle A i nbsp gleich einer Menge A displaystyle A nbsp dann ist das kartesische Produkt i I A A I displaystyle prod i in I A A I nbsp die Menge aller Funktionen von I displaystyle I nbsp nach A displaystyle A nbsp Sind die Mengen A i displaystyle A i nbsp unterschiedlich so ist das kartesische Produkt allerdings weit weniger anschaulich Bereits die Frage ob ein beliebiges kartesisches Produkt nichtleerer Mengen nichtleer ist ist mit der Zermelo Fraenkel Mengenlehre ZF nicht entscheidbar die Behauptung dass es nichtleer ist ist eine Formulierung des Auswahlaxioms welches zu ZF hinzugefugt wird um die Mengenlehre ZFC Zermelo Fraenkel Choice zu erhalten Spezialfalle Bearbeiten Ein wichtiger Spezialfall eines unendlichen kartesischen Produkts entsteht durch die Wahl der naturlichen Zahlen N displaystyle mathbb N nbsp als Indexmenge Das kartesische Produkt einer Folge von Mengen A i i N A 1 A 2 displaystyle A i i in mathbb N A 1 A 2 ldots nbsp i 1 A i a 1 a 2 a i A i fur i N displaystyle prod i 1 infty A i left a 1 a 2 dotsc mid a i in A i text fur i in mathbb N right nbsp entspricht dann der Menge aller Folgen deren i displaystyle i nbsp tes Folgenglied in der Menge A i displaystyle A i nbsp liegt Sind beispielsweise alle A i R displaystyle A i mathbb R nbsp dann ist i 1 R R R R N a 1 a 2 a i R fur i N displaystyle prod i 1 infty mathbb R mathbb R times mathbb R times dotsb mathbb R mathbb N left a 1 a 2 dotsc mid a i in mathbb R text fur i in mathbb N right nbsp die Menge aller reeller Zahlenfolgen Das abzahlbare kartesische Produkt lasst sich bijektiv auf das allgemein definierte kartesische Produkt abbilden denn jede Folge a 1 a 2 displaystyle a 1 a 2 dotsc nbsp definiert eine Funktion f displaystyle f nbsp mit f 1 a 1 f 2 a 2 displaystyle f 1 a 1 f 2 a 2 dotsc nbsp und umgekehrt lasst sich jede solche Funktion als Folge f 1 f 2 displaystyle f 1 f 2 dotsc nbsp schreiben Auch das kartesische Produkt endlich vieler Mengen lasst sich unter Verwendung endlicher Folgen als Spezialfall der allgemeinen Definition auffassen Universelle Eigenschaft des kartesischen Produktes BearbeitenZu dem kartesischen Produkt P i I A i displaystyle P prod limits i in I A i nbsp gehort die Familie der Projektionen p i i I A i a a i A i displaystyle pi i colon prod limits i in I A i ni alpha mapsto alpha i in A i nbsp Das kartesische Produkt i I A i displaystyle prod limits i in I A i nbsp zusammen mit der Familie p i i I displaystyle pi i i in I nbsp hat die folgende Eigenschaft Ist X displaystyle X nbsp eine beliebige Menge und ist f i X A i displaystyle f i colon X to A i nbsp eine Familie von Abbildungen so gibt es genau eine Abbildung f X i I A i displaystyle f colon X to prod limits i in I A i nbsp mit p i f f i displaystyle pi i circ f f i nbsp fur alle i I displaystyle i in I nbsp Das heisst folgendes Diagramm ist kommutativ nbsp Es gibt genau ein f X P displaystyle f colon X to P nbsp so dass fur alle i I displaystyle i in I nbsp gilt p i f f i displaystyle pi i circ f f i nbsp Ist Q displaystyle Q nbsp zusammen mit der Familie p i Q A i displaystyle p i colon Q to A i nbsp auch diese Eigenschaft so gibt es eine bijektive Abbildung P Q displaystyle P to Q nbsp Abgeleitete Begriffe BearbeitenEine binare Relation zwischen zwei Mengen ist eine Teilmenge des kartesischen Produkts der beiden Mengen Insbesondere ist damit jede Abbildung eine Teilmenge des kartesischen Produkts aus Definitions und Zielmenge der Abbildung Allgemeiner ist eine n displaystyle n nbsp stellige Relation eine Teilmenge des kartesischen Produkts von n displaystyle n nbsp Mengen Eine Projektion ist eine Abbildung von dem kartesischen Produkt zweier Mengen zuruck in eine dieser Mengen Allgemeiner ist eine Projektion eine Abbildung von dem kartesischen Produkt einer Familie von Mengen auf das kartesische Produkt einer Teilfamilie dieser Mengen die Elemente mit bestimmten Indizes auswahlt Eine zweistellige Verknupfung ist eine Abbildung von dem kartesischen Produkt zweier Mengen in eine weitere Menge Allgemeiner ist eine n displaystyle n nbsp stellige Verknupfung eine Abbildung von dem kartesischen Produkt von n displaystyle n nbsp Mengen in eine weitere Menge Jede n displaystyle n nbsp stellige Verknupfung kann somit auch als n 1 displaystyle n 1 nbsp stellige Relation aufgefasst werden Ein direktes Produkt ist ein Produkt algebraischer Strukturen wie zum Beispiel von Gruppen oder Vektorraumen das aus dem kartesischen Produkt der Tragermengen besteht und zusatzlich mit ein oder mehreren komponentenweisen Verknupfungen versehen ist Eine direkte Summe ist eine Teilmenge des direkten Produkts die sich nur fur Produkte unendlich vieler Mengen vom direkten Produkt unterscheidet sie besteht aus allen Tupeln die nur an endlich vielen Stellen von einem bestimmten Element meist dem neutralen Element einer Verknupfung verschieden sind Das kategorielle Produkt entspricht in der Kategorie der Mengen dem kartesischen Produkt und in der Kategorie der Gruppen sowie in anderen Kategorien algebraischer Strukturen dem direkten Produkt In relationalen Datenbanken werden das kartesische Produkt von Tabellen und die darauf aufbauenden Join Operationen zur Verknupfung von Datenbanktabellen eingesetzt Literatur BearbeitenOliver Deiser Einfuhrung in die Mengenlehre Die Mengenlehre Georg Cantors und ihre Axiomatisierung durch Ernst Zermelo 2 verbesserte und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2004 ISBN 3 540 20401 6 M Sh Tsalenko Direct product In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Mathe fur Nicht Freaks Kartesisches Produkt Lern und Lehrmaterialien Eric W Weisstein Cartesian product In MathWorld englisch David Jao Cartesian product In PlanetMath englisch Thomas Foregger David Jao Andrew Archibald Generalized cartesian product In PlanetMath englisch Normdaten Sachbegriff GND 4603777 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartesisches Produkt amp oldid 228170840