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Synthetische Geometrie ist der Zweig der Geometrie der von geometrischen Axiomen und Theoremen ausgeht und haufig synthetische Betrachtungen bzw Konstruktionsmethoden benutzt im Unterschied zur analytischen Geometrie in der algebraische Strukturen wie Korper und Vektorraume bereits zur Definition von geometrischen Strukturen verwendet werden Die moderne synthetische Geometrie geht von axiomatisch formulierten geometrischen Grundsatzen aus die die geometrischen Objekte Punkte Geraden Ebenen usw implizit durch ihre Beziehungen zueinander definieren und untersucht die logischen Abhangigkeiten zwischen unterschiedlich formulierten Axiomensystemen Dabei werden die geometrischen Axiome meistens durch algebraische Strukturen Koordinatenmengen im weitesten Sinne oder strukturerhaltende Abbildungen wie Kollineationen modelliert und damit in die moderne Mathematik eingegliedert die auf der Mengenlehre beruht und aus dem Anschauungsraum geschopfte Evidenzargumente wie sie fur Euklid noch selbstverstandlich waren aus Beweisen ausschliesst Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Geometrische Axiome 3 Rechnergestutzte synthetische Geometrie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Geometrie des Euklid war im Wesentlichen synthetisch auch wenn sich nicht alle seine Werke der reinen Geometrie widmeten Sein Hauptwerk Elemente baut die gesamte Mathematik auf geometrischen Grundlagen auf Auch Zahlen werden zunachst als Verhaltnisse von Langen etabliert und ihre Beziehungen geometrisch begrundet Der umgekehrte Ansatz der analytischen Geometrie in der geometrische Objekte erst durch Zahlen und Gleichungen Koordinaten und spater durch allgemeinere algebraische Strukturen definiert werden ist im 17 Jahrhundert durch die Rezeption der Werke von Rene Descartes in der Mathematik vorherrschend geworden vermutlich gehen die wesentlichen Ideen dazu auf andere Wissenschaftler zuruck siehe dazu den Abschnitt zur Mathematik bei Descartes Der analytische Ansatz hat danach Verallgemeinerungen der euklidischen Geometrie angestossen und vielleicht erst ermoglicht Die in der Einleitung beschriebene moderne synthetische Geometrie nach Descartes beschaftigte sich intensiv mit der Frage nach den logischen Voraussetzungen und Folgerungen des Parallelenaxioms Dies fuhrte zu nichteuklidischen Geometrien zur elliptischen und hyperbolischen Geometrie und zu gemeinsamen Verallgemeinerungen in der absoluten Geometrie Einen Hohepunkt erreichte die moderne synthetische Geometrie im 19 Jahrhundert u a mit den Beitragen von Jakob Steiner zur projektiven Geometrie Geometrische Axiome BearbeitenDa die synthetische Geometrie die axiomatischen Voraussetzungen fur Geometrie in einem sehr allgemeinen Sinn auslotet gibt es hier eine Vielzahl von Axiomen die nach unterschiedlichen Gesichtspunkten klassifiziert werden konnen Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie hat 5 Gruppen von Axiomen mit denen die Voraussetzungen fur Satze der klassischen Geometrie in der reellen Ebene und im dreidimensionalen reellen Raum untersucht werden konnen Meistens werden zunachst Inzidenzaxiome vorausgesetzt deren Gruppe Gruppe I auch bei Hilbert und Euklid grundlegend ist Auf der Grundlage der Inzidenzgeometrie kann man sowohl absolute als auch projektive und affine Geometrien aufbauen Im affinen Fall werden haufig affine Ebenen im projektiven projektive Ebenen untersucht Die affinen und projektiven Geometrien stehen auch beim weiteren Aufbau der Geometrien durch projektive Erweiterung einer affinen bzw Schlitzen einer projektiven Ebene in vielfaltiger Beziehung Die Gruppe II der Hilbertschen Axiome die Axiome der Anordnung fuhren in gewissen affinen Ebenen zur Einfuhrung von Zwischenbeziehungen fur Punkte auf einer Geraden und zu Seiteneinteilungen und Halbebenen die durch Seiteneinteilungsfunktionen definiert sind Eine schwache Seiteneinteilung ist in einer pappusschen Ebene genau dann moglich wenn deren Koordinatenkorper einen nichttrivialen quadratischen Charakter erlaubt eine starke Anordnung genau dann wenn der Koordinatenkorper eine Korperanordnung zulasst Die Gruppe III die Axiome der Kongruenz werden in der neueren Literatur als Eigenschaften von Untergruppen in der Gruppe der Kollineationen einer affinen Ebene behandelt und daher nicht mehr in der klassischen Form zugrunde gelegt Stattdessen kann auch eine Orthogonalitatsrelation eingefuhrt und untersucht werden Das Parallelenaxiom das bei Hilbert eine eigene Gruppe IV bildet wird in der neueren Literatur zu den Inzidenzaxiomen gerechnet In der absoluten Geometrie entfallt es ganz in der projektiven Geometrie wird es durch Inzidenzaxiome ersetzt die seine Gultigkeit ausschliessen Die Axiome der Stetigkeit Gruppe V bei Hilbert werden in der neueren Literatur zur synthetischen Geometrie durch die schwacheren Axiome einer euklidischen Ebene ersetzt in der die Moglichkeiten der klassischen Konstruktionen mit Zirkel und Lineal untersucht werden konnen Schliessungssatze der euklidischen Geometrie sind Axiome in der synthetischen Geometrie Der Satz von Desargues und seine Spezialfalle und der Satz von Pappos entsprechen umkehrbar eindeutig unterschiedlichen Verallgemeinerungen des ublichen Koordinatenbegriffs fur affine und auch fur projektive Ebenen Fur einen Uberblick siehe den Artikel uber Ternarkorper eine Begrifflichkeit der Geometrischen Algebra die bestimmte Klassen von affinen und projektiven Geometrien hinreichend algebraisieren kann Fur eine vollstandige isomorphe algebraische Beschreibung von Modellklassen synthetischer Geometrien einschliesslich der genannten Schliessungssatze sei auf den Hauptartikel Geometrische Relationenalgebra verwiesen Der Satz von Desargues kann in mindestens dreidimensionalen Raumen aus sehr schwachen Inzidenzaxiomen sowohl fur affine als auch fur projektive Raume bewiesen werden Das ist einer der Grunde aus denen die synthetische Geometrie besonders ebene Strukturen untersucht siehe dazu auch Axiom von Veblen Young Rechnergestutzte synthetische Geometrie BearbeitenObwohl die Beschaftigung mit Problemen der analytischen Geometrie der Schwerpunkt insbesondere der computer gestutzten algorithmischen Geometrie ist wird in diesem Rahmen auch synthetische Geometrie computational synthetic geometry 1 betrieben Dabei wird zum Beispiel untersucht zu welchen Ordnungen Anzahl der Elemente einer Geraden endliche Inzidenzebenen existieren konnen siehe dazu Blockplan Literatur BearbeitenEuklid Die Elemente Bucher I XIII Herausgegeben und ubersetzt von Clemens Thaer 4 Auflage Harri Deutsch Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 8171 3413 4 zuerst erschienen 1933 1937 Benno Artmann Euclid The Creation of Mathematics Springer Berlin Heidelberg 1999 ISBN 0 387 98423 2 englischsprachige Einfuhrung in Aufbau und Beweistechnik der Elemente Jurgen Bokowski Bernd Sturmfels Computational synthetic geometry Lecture Notes in Mathematics 1355 Springer New York 1988 ISBN 0 387 50478 8 Gino Fano Gegensatz von synthetischer und analytischer Geometrie in seiner historischen Entwicklung im XIX Jahrhundert In Enzyklopadie der Mathematischen Wissenschaften mit Einschluss ihrer Anwendungen Dritter Band in drei Teilen Geometrie Teubner Leipzig 1910 Volltext beim Gottinger Digitalisierungszentrum PDF David Hilbert Grundlagen der Geometrie Teubner Stuttgart 1999 ISBN 3 519 00237 X Erstausgabe Leipzig 1899 Jeremy Gray Worlds out of nothing a course of the history of geometry of the 19 Century Springer 2007 ISBN 978 0 85729 059 5 Einzelnachweise Bearbeiten Jurgen Bokowski Bernd Sturmfels Computational synthetic geometry Lecture Notes in Mathematics 1355 Springer New York 1988 ISBN 0 387 50478 8 Normdaten Sachbegriff GND 4508971 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synthetische Geometrie amp oldid 235506704