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Unter einer Inzidenzgeometrie versteht man in der Mathematik eine Geometrie die durch eine so genannte Inzidenzrelation charakterisiert wird Anschaulich gesprochen erklart die Inzidenzrelation welche Punkte in einer bestimmten Geraden enthalten sind bzw wie und ob sich Geraden schneiden Die Inzidenzgeometrie bietet einen axiomatischen Zugang zur Geometrie und stellt die sonst sehr anschaulichen weil aus der Beobachtung der Natur erwachsenen Definitionen auf eine abstrakte Ebene indem sie zunachst nur elementare Begriffe aus der Mengenlehre verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Inzidenzgeometrie 1 1 Definition 1 2 Beispiele fur Inzidenzgeometrien 1 3 Teilraume und Dimension in der Inzidenzgeometrie 1 4 Unterschiede zur Euklidischen Geometrie 2 Besondere Inzidenzgeometrien 2 1 Projektive Geometrie 2 2 Affine Geometrie 3 Literatur 4 WeblinksAllgemeine Inzidenzgeometrie BearbeitenDefinition Bearbeiten Eine Inzidenzstruktur P B I displaystyle P B I nbsp ist ein Tripel bestehend aus einer Menge P displaystyle P nbsp von Punkten einer Menge B displaystyle B nbsp von Blocken Geraden und einer Inzidenzrelation I displaystyle I nbsp also einer Teilmenge I P B displaystyle I subset P times B nbsp Die Inzidenzstruktur heisst Inzidenzgeometrie wenn je zwei beliebige Punkte mit genau einer Geraden inzidieren Beispiele fur Inzidenzgeometrien Bearbeiten Der Raum R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp wird wie folgt zu einer Inzidenzgeometrie Die Menge der Punkte ist P R 3 displaystyle P mathbb R 3 nbsp die Menge B displaystyle B nbsp ist die Menge aller affinen Geraden in R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp Zwei Elemente x P g B displaystyle x in P g in B nbsp inzidieren wenn x g displaystyle x in g nbsp ist d h x g I x g displaystyle x g in I Leftrightarrow x in g nbsp Teilraume und Dimension in der Inzidenzgeometrie Bearbeiten Eine Menge M P displaystyle M subset P nbsp heisst Linearmenge wenn fur jede Gerade g displaystyle g nbsp die mit zwei Punkten aus M displaystyle M nbsp inzidiert jeder weitere Punkt der mit g displaystyle g nbsp inzidiert in M displaystyle M nbsp liegt Eine Linearmenge von P displaystyle P nbsp bildet gemeinsam mit ihren zugehorigen Geraden eine Inzidenzgeometrie welche als Teilraum oder Teilgeometrie von P B I displaystyle P B I nbsp bezeichnet wird Damit definiert man den Begriff der linearen Hulle ganz ahnlich wie in der linearen Algebra Die lineare Hulle M displaystyle langle M rangle nbsp einer Menge M P displaystyle M subset P nbsp ist der Schnitt uber alle Linearmengen die M displaystyle M nbsp enthalten M displaystyle langle M rangle nbsp ist daher die kleinste Linearmenge die M displaystyle M nbsp enthalt Eine Menge M P displaystyle M subset P nbsp heisst Basis der Menge P displaystyle P nbsp wenn M P displaystyle langle M rangle P nbsp und wenn es keine kleinere Menge gibt die dieselbe Eigenschaft hat Die Dimension eines Raumes lasst sich dann so definieren dass sie um 1 kleiner ist als die Machtigkeit einer Basis Unterschiede zur Euklidischen Geometrie Bearbeiten nbsp Beispiel einer Inzidenzgeometrie man beachte dass bei solchen graphischen Darstellungen alle Geraden die nur aus 2 Punkten bestehen aus Grunden der Ubersichtlichkeit nicht eingezeichnet werden Der Begriff der Dimension ist in der Inzidenzgeometrie weit weniger anschaulich als in der euklidischen Geometrie Betrachtet man die Geometrie in der rechten Abbildung welche aus 9 Punkten besteht eingezeichnet sind nur die Geraden die mehr als 2 Punkte enthalten so bilden die Punkte A B C displaystyle A B C nbsp eine Basis d h der Raum hat die Dimension 2 Die Punkte D E F G displaystyle D E F G nbsp hingegen bilden gemeinsam eine Linearmenge Gemeinsam mit ihren zugehorigen Geraden bilden sie also einen Teilraum Nun ist aber die Menge D E F G displaystyle D E F G nbsp eine Basis dieses Teilraumes der damit die Dimension 3 hat D h es ist moglich dass ein Raum eine kleinere Dimension als einer seiner Teilraume besitzt Besondere Inzidenzgeometrien BearbeitenProjektive Geometrie Bearbeiten Eine projektive Geometrie P B I displaystyle P B I nbsp ist eine Inzidenzgeometrie welche das Veblen Young Axiom erfullt Sind A B C D P displaystyle A B C D in P nbsp g A B g C D displaystyle g AB g CD nbsp die Geraden durch A B displaystyle A B nbsp bzw C D displaystyle C D nbsp und gibt es einen Punkt mit dem sowohl g A B displaystyle g AB nbsp als auch g C D displaystyle g CD nbsp inzidieren so gibt es auch einen Punkt mit dem sowohl g A D displaystyle g AD nbsp als auch g C B displaystyle g CB nbsp inzidieren Diesem Axiom kann man noch ein weiteres Axiom hinzufugen welches verlangt dass jede Gerade mindestens mit 3 Punkten inzidiert und dass es mindestens 2 Geraden gibt Eine projektive Geometrie welche dieses Axiom nicht erfullt nennt man entartet Das Veblen Young Axiom besagt dass zwei Geraden die in einer gemeinsamen Ebene verlaufen immer einen Schnittpunkt besitzen d h es gibt keine parallelen Geraden Affine Geometrie Bearbeiten Eine affine Geometrie P B I displaystyle P B I nbsp ist eine Inzidenzgeometrie mit folgenden Eigenschaften Die Geometrie besitzt einen Parallelismus d h eine Aquivalenzrelation welche bei einem fest gewahlten Punkt P displaystyle P nbsp jeder Geraden g displaystyle g nbsp eine eindeutige Gerade h displaystyle h nbsp zuweist so dass P displaystyle P nbsp und h displaystyle h nbsp inzidieren Sind g g displaystyle g g nbsp parallele Geraden P displaystyle P nbsp ein Punkt der weder mit g displaystyle g nbsp noch mit g displaystyle g nbsp inzidiert und sind h h displaystyle h h nbsp Geraden die mit P displaystyle P nbsp inzidieren und die g displaystyle g nbsp schneiden so schneiden sich die Geraden h displaystyle h nbsp und g displaystyle g nbsp wenn sich h displaystyle h nbsp und g displaystyle g nbsp schneiden Trapezaxiom Wiederum kann man das Axiom hinzufugen dass es zwei Geraden gibt und dass jede Gerade mit mindestens 3 Punkten inzidiert Eine affine Geometrie welche dieses Axiom nicht erfullt nennt man ebenfalls entartet Anschaulich gesprochen besagt das Trapezaxiom dass zwei parallele Geraden immer in einer gemeinsamen Ebene verlaufen Wird der Parallelismus als Aquivalenzrelation verstanden wie in dieser Definition dann gilt insbesondere dass eine Gerade zu sich selbst parallel ist sonst ware die Relation nicht reflexiv Literatur BearbeitenF Buekenhout Handbook of Incidence Geometry North Holland 1995 ISBN 978 0 444 88355 1 Albrecht Beutelspacher Ute Rosenbaum Projektive Geometrie Von den Grundlagen bis zu den Anwendungen Vieweg Teubner Braunschweig u a 1992 ISBN 3 528 07241 5 2 durchgesehene und erweiterte Auflage Vieweg Wiesbaden u a 2004 ISBN 3 528 17241 X Johannes Ueberberg Foundations of Incidence Geometry Springer Monographs in Mathematics Springer 2011 doi 10 1007 978 3 642 20972 7 ISBN 978 3 642 26960 8 Weblinks BearbeitenG Eric Moorhouse Incidence Geometry Skript University of Wyoming August 2007 Inzidenzgeometrie definition engl Memento vom 26 April 2009 im Internet Archive Inzidenzgeometrie bei PlanetMath Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inzidenzgeometrie amp oldid 230887308