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Ein Verband ist in der Mathematik eine Struktur die sowohl als Ordnungsstruktur als auch als algebraische Struktur vollstandig beschrieben werden kann Als Ordnungsstruktur ist ein Verband dadurch gekennzeichnet dass es zu je zwei Elementen a displaystyle a b displaystyle b ein Supremum a b displaystyle a vee b gibt d h ein eindeutig bestimmtes kleinstes Element das grosser oder gleich a displaystyle a und b displaystyle b ist und umgekehrt ein Infimum a b displaystyle a wedge b ein grosstes Element das kleiner oder gleich a displaystyle a und b displaystyle b ist Als algebraische Struktur ist ein Verband dadurch gekennzeichnet dass es zwei assoziative und kommutative Operationen gibt fur die die Absorptionsgesetze kennzeichnend sind Fur beliebige Elemente gilt u u v u displaystyle u vee u wedge v u und u u v u displaystyle u wedge u vee v u Fur jede in der Verbandstheorie vorkommende algebraische Aussage gibt es eine direkte Ubersetzung in eine Ordnungsaussage und umgekehrt Diese Ubersetzung ist in den meisten Fallen auch anschaulich nachzuvollziehen Die Moglichkeit Ergebnisse doppelt zu interpretieren und dadurch besser zu verstehen macht die Untersuchung und die Verwendung von Aussagen aus der Verbandstheorie so interessant Der Begriff Verband wurde im hier beschriebenen Sinne von Fritz Klein Barmen gepragt 1 Obwohl diese doppelte Charakterisierung auf den ersten Blick sehr speziell aussieht treten Verbande haufig auf Die z B in der Mengenlehre der Logik und als Schaltalgebren auftretenden Booleschen Algebren sind Verbande Totale Ordnungen die z B in den verschiedenen Zahlbereichen wie N displaystyle mathbb N naturliche Zahlen Z displaystyle mathbb Z ganze Zahlen Q displaystyle mathbb Q rationale Zahlen oder R displaystyle mathbb R reelle Zahlen auftreten sind Verbande Fur jede beliebige naturliche Zahl ist die Menge der Teiler durch die Teilbarkeit geordnet ein Verband Die Unterstrukturen einer beliebigen algebraischen oder sonstigen Struktur bilden einen Verband mit der Teilmengenrelation als Ordnung In der Literatur sind auch die Symbole displaystyle sqcup und displaystyle sqcap anstelle von displaystyle vee und displaystyle wedge verbreitet Diese Notation wird hier aufgrund von technischen Einschrankungen allerdings nicht verwendet In einer fruher ublichen Terminologie wurde ein Verband nach Richard Dedekind auch als Dualgruppe bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Prazisierung 1 1 Verbande als algebraische Strukturen 1 2 Verbande als Ordnungsstrukturen 1 3 Hasse Diagramme fur einige Beispiele 2 Spezielle Elemente in Verbanden 2 1 Neutrale Elemente 2 2 Komplementare Elemente 3 Spezielle Verbande 3 1 Modulare Verbande 3 2 Distributive Verbande 3 3 Boolesche Algebren 3 4 Vollstandige Verbande 3 5 Langenendliche Verbande 3 6 Kompakte Elemente und algebraische Verbande 4 Dualitat in Verbanden 5 Unterstrukturen 5 1 Unterverbande 5 2 Teilverbande 5 3 Ideale und Filter 6 Homomorphismen 7 Weitere Beispiele fur Verbande 7 1 Total geordnete Mengen 7 2 Teilerverbande 7 3 Teilmengenverbande 7 4 Unterstrukturenverbande von algebraischen Strukturen Untergruppenverbande 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise und AnmerkungenPrazisierung BearbeitenVerbande als algebraische Strukturen Bearbeiten Ein Verband V displaystyle V vee wedge nbsp ist eine Menge V displaystyle V nbsp mit zwei inneren binaren Verknupfungen displaystyle vee nbsp Vereinigung engl join und displaystyle wedge nbsp Durchschnitt engl meet die folgenden Bedingungen fur alle u displaystyle u nbsp v displaystyle v nbsp w displaystyle w nbsp aus V displaystyle V nbsp genugen Assoziativgesetze u v w u v w displaystyle u vee v vee w u vee v vee w nbsp u v w u v w displaystyle u wedge v wedge w u wedge v wedge w nbsp Kommutativgesetze u v v u displaystyle u vee v v vee u nbsp u v v u displaystyle u wedge v v wedge u nbsp Absorptionsgesetze u u v u displaystyle u vee u wedge v u nbsp u u v u displaystyle u wedge u vee v u nbsp Aus diesen Bedingungen folgt die Idempotenz beider Verknupfungen u u u displaystyle u vee u u nbsp u u u displaystyle u wedge u u nbsp V displaystyle V nbsp ist also bezuglich jeder einzelnen Verknupfung ein Halbverband d h eine kommutative Halbgruppe in der jedes Element idempotent ist Die Verknupfungen treten bei den Absorptionsgesetzen in Wechselwirkung Verbande als Ordnungsstrukturen Bearbeiten Man kann nach einer Idee von Leibniz auf V displaystyle V nbsp eine Halbordnung definieren durch v w v w v displaystyle v leq w quad iff quad v wedge w v nbsp Mit dem Absorptionsgesetz erkennt man die Gultigkeit der Aquivalenzen v w v w v v w w displaystyle v leq w quad iff quad v wedge w v quad iff quad v vee w w nbsp Bezuglich dieser Halbordnung hat jede zweielementige Teilmenge v w displaystyle v w nbsp ein Supremum obere Grenze s v w displaystyle s v vee w nbsp und ein Infimum untere Grenze i v w displaystyle i v wedge w nbsp Dabei ist ein Element s displaystyle s nbsp ein Supremum von v w displaystyle v w nbsp wenn gilt v s displaystyle v leq s nbsp und w s displaystyle w leq s nbsp d h s displaystyle s nbsp ist obere Schranke Aus v t displaystyle v leq t nbsp und w t displaystyle w leq t nbsp folgt s t displaystyle s leq t nbsp d h s displaystyle s nbsp ist die kleinste obere Schranke Analoges gilt fur das Infimum i displaystyle i nbsp Man kann per Induktion zeigen dass jede nichtleere endliche Teilmenge ein Supremum und ein Infimum hat Man schreibt allgemein das Supremum einer Menge M displaystyle M nbsp als M displaystyle bigvee M nbsp und das Infimum von M displaystyle M nbsp als M displaystyle bigwedge M nbsp falls diese existieren Umgekehrt kann man fur eine halbgeordnete Menge bei der jede zweielementige Teilmenge ein Infimum und ein Supremum hat definieren v w inf v w displaystyle v wedge w inf v w nbsp und v w sup v w displaystyle v vee w sup v w nbsp Die beiden Verknupfungen erfullen dann die Verbandsaxiome wie man leicht nachrechnet Hasse Diagramme fur einige Beispiele Bearbeiten Hauptartikel Hasse Diagramm Eine endliche halbgeordnete Menge M displaystyle M leq nbsp kann man durch einen gerichteten Graphen darstellen den man Hasse Diagramm nennt Wenn man den Graph so anordnet dass alle Kanten von unten nach oben gerichtet sind dann kann man die Ordnung leicht sehen a lt b displaystyle a lt b nbsp ist dann gleichwertig mit a displaystyle a nbsp ist durch einen nach oben fuhrenden Kantenzug mit b displaystyle b nbsp verbunden Hasse Diagramme fur einige Verbande nbsp Verband der Teilmengen von x y z eine Boolesche Algebra nbsp Verband der Teiler von 60 nbsp Partitionen der Menge 1 2 3 4 durch grober geordnet nbsp Verband der nicht distributiv aber orthokomplementierbar ist nbsp Die Menge der naturlichen Zahlen Total geordnete Mengen sind Verbande Diagramme die keine Verbande darstellen nbsp kein Verband da c d nicht existiert nbsp kein Verband da b c nicht existiert d und e sind zwar beide minimal grosser aber keins von beiden ist kleinstes der grosseren Elemente Spezielle Elemente in Verbanden BearbeitenNeutrale Elemente Bearbeiten Falls die Verknupfung displaystyle vee nbsp ein neutrales Element 0 displaystyle 0 nbsp hat 0 a a displaystyle 0 vee a a nbsp dann ist es eindeutig bestimmt und man nennt es das Nullelement des Verbandes Bzgl displaystyle wedge nbsp ist 0 displaystyle 0 nbsp absorbierend und bzgl der Ordnung das kleinste Element 0 a 0 displaystyle 0 wedge a 0 nbsp und 0 displaystyle 0 nbsp V displaystyle bigwedge V nbsp Man nennt den Verband dann nach unten beschrankt Falls die Verknupfung displaystyle wedge nbsp ein neutrales Element 1 displaystyle 1 nbsp hat 1 a a displaystyle 1 wedge a a nbsp dann ist es eindeutig bestimmt und man nennt es das Einselement des Verbandes Bzgl displaystyle vee nbsp ist 1 displaystyle 1 nbsp absorbierend und bzgl der Ordnung das grosste Element 1 a 1 displaystyle 1 vee a 1 nbsp und 1 displaystyle 1 nbsp V displaystyle bigvee V nbsp Man nennt den Verband dann nach oben beschrankt Ein Verband heisst beschrankt wenn er nach unten und nach oben beschrankt ist also fur beide Verknupfungen ein neutrales Element hat Komplementare Elemente Bearbeiten Hauptartikel Komplement Verbandstheorie Fur ein gegebenes Element a displaystyle a nbsp eines beschrankten Verbandes nennt man ein Element b displaystyle b nbsp mit der Eigenschaft a b 0 displaystyle a wedge b 0 nbsp und a b 1 displaystyle a vee b 1 nbsp ein Komplement von a displaystyle a nbsp Ein beschrankter Verband in dem jedes Element mindestens ein Komplement hat heisst komplementarer Verband Im Allgemeinen kann es zu einem Element mehrere komplementare Elemente geben Es gilt aber In einem distributiven beschrankten Verband ist das Komplement eines Elements a displaystyle a nbsp im Falle seiner Existenz eindeutig bestimmt Man schreibt es oft als a c displaystyle a c nbsp vor allem bei Teilmengenverbanden a displaystyle neg a nbsp vor allem bei Anwendungen in der Logik oder a displaystyle bar a nbsp In jedem beschrankten Verband gilt 0 1 1 0 displaystyle neg 0 1 neg 1 0 nbsp In einem distributiven beschrankten Verband gilt Falls a displaystyle a nbsp ein Komplement a displaystyle neg a nbsp hat dann hat auch a displaystyle neg a nbsp ein Komplement namlich a a displaystyle neg neg a a nbsp Spezielle Verbande BearbeitenModulare Verbande Bearbeiten nbsp N 5 displaystyle N 5 nbsp der minimale nicht modulare Verband Hauptartikel Modularer Verband und Semimodularer Verband Ein Verband V displaystyle V nbsp heisst modular falls gilt u w u v w u v w displaystyle u leq w Longrightarrow u vee v wedge w u vee v wedge w nbsp fur alle u v w V displaystyle u v w in V nbsp Fur einen Verband V displaystyle V nbsp sind wiederum jeweils aquivalent V displaystyle V nbsp ist modular u w u v w u v w displaystyle u geq w Longrightarrow u wedge v vee w u wedge v vee w nbsp fur alle u v w V displaystyle u v w in V nbsp u v u w u v u w displaystyle u vee v wedge u vee w u vee v wedge u vee w nbsp fur alle u v w V displaystyle u v w in V nbsp u v u w u v u w displaystyle u wedge v vee u wedge w u wedge v vee u wedge w nbsp fur alle u v w V displaystyle u v w in V nbsp Ein nicht modularer Verband enthalt immer den Verband N 5 displaystyle N 5 nbsp als Unterverband 2 Distributive Verbande Bearbeiten nbsp M 3 displaystyle M 3 nbsp der minimale modulare nicht distributive Verband Hauptartikel Distributiver Verband Im Folgenden meinen wir mit dem Verband V displaystyle V nbsp stets den Verband V displaystyle V vee wedge nbsp Ein Verband V displaystyle V nbsp heisst distributiv wenn die Verknupfungen in doppelter Hinsicht distributiv sind u v w u v u w displaystyle u vee v wedge w u vee v wedge u vee w nbsp fur alle u v w V displaystyle u v w in V nbsp und u v w u v u w displaystyle u wedge v vee w u wedge v vee u wedge w nbsp fur alle u v w V displaystyle u v w in V nbsp Da diese beiden Aussagen zueinander aquivalent sind genugt es die Gultigkeit eines dieser beiden Distributivgesetze zu verlangen Jeder distributive Verband ist modular aber nicht umgekehrt Ein modularer Verband der nicht distributiv ist enthalt immer den Verband M 3 displaystyle M 3 nbsp den Verband der Untergruppen der Kleinschen Vierergruppe als Unterverband 3 Dies ergibt den Test hat ein Verband weder einen Unterverband der Form N 5 displaystyle N 5 nbsp noch einen der Form M 3 displaystyle M 3 nbsp dann ist er distributiv Distributive Verbande sind auch anders zu charakterisieren denn Birkhoff 1933 und Stone 1936 haben gezeigt Ein Verband ist genau dann distributiv wenn er isomorph zu einem Mengenverband ist 4 Boolesche Algebren Bearbeiten Hauptartikel Boolesche Algebra und Heyting Algebra Ein distributiver komplementarer Verband heisst Boolesche Algebra oder Boolescher Verband Eine weitere Verallgemeinerung bei der statt Komplementen nur relative Pseudokomplemente gefordert werden heisst Heyting Algebra Vollstandige Verbande Bearbeiten Ein Verband V displaystyle V nbsp heisst vollstandig wenn jede auch die leere ebenso wie gegebenenfalls unendliche Teilmenge ein Supremum und ein Infimum hat Es genugt fur jede Teilmenge M displaystyle M nbsp die Existenz des Supremums zu verlangen denn es ist M displaystyle bigwedge M nbsp x V y M x y displaystyle bigvee x in V forall y in M x leq y nbsp Jeder vollstandige Verband V displaystyle V nbsp ist beschrankt mit 0 V displaystyle 0 bigwedge V bigvee emptyset nbsp und 1 V displaystyle 1 bigvee V bigwedge emptyset nbsp Jeder endliche nichtleere Verband V displaystyle V nbsp ist vollstandig also auch beschrankt Langenendliche Verbande Bearbeiten Wenn jede bezuglich der Ordnung totalgeordnete Teilmenge Kette endlich ist nennt man den Verband langenendlich 5 Fur viele Beweise innerhalb der Verbandstheorie muss ein Verband nicht endlich sein sondern es reicht wenn er langenendlich ist Kompakte Elemente und algebraische Verbande Bearbeiten Man nennt ein Element a displaystyle a nbsp eines vollstandigen Verbandes V displaystyle V nbsp kompakt nach der verwandten Eigenschaft kompakter Raume in der Topologie wenn jede Teilmenge M displaystyle M nbsp von V displaystyle V nbsp mit a M displaystyle a leq bigvee M nbsp eine endliche Teilmenge E displaystyle E nbsp enthalt fur die gilt a E displaystyle a leq bigvee E nbsp Ein Verband V displaystyle V nbsp heisst algebraisch wenn er vollstandig ist und wenn jedes Element von V displaystyle V nbsp das Supremum von kompakten Elementen ist Dualitat in Verbanden Bearbeiten nbsp Die beiden Verbande sind dual zueinander aber offensichtlich nicht isomorph Hauptartikel Dualitat Verbandstheorie Vertauscht man in einem Verband V displaystyle V nbsp die beiden Verknupfungen displaystyle wedge nbsp und displaystyle vee nbsp erhalt man eine neue Struktur W displaystyle W nbsp Man nennt W displaystyle W nbsp die duale Struktur Ersetzt man in einer beliebigen Formel f displaystyle varphi nbsp der Sprache der Verbandstheorie und setzt uberall die beiden Zeichen displaystyle wedge nbsp und displaystyle vee nbsp wechselseitig fureinander ein und ersetzt ausserdem uberall 0 durch 1 und umgekehrt dann nennt man die entstandene Formel f displaystyle widehat varphi nbsp die duale Formel von f displaystyle varphi nbsp Offensichtlich gelten in dem zu V displaystyle V nbsp dualen Verband W displaystyle W nbsp die dualen zu den in V displaystyle V nbsp gultigen Formeln Da in der Definition eines Verbands zu jeder Formel auch die duale Formel vorkommt folgt dass W displaystyle W nbsp ebenfalls ein Verband ist der als der zu V displaystyle V nbsp duale Verband bezeichnet wird Aus dieser Beobachtung folgt Gilt eine Formel in allen Verbanden dann gilt auch ihre duale Formel in allen Verbanden Das Modularitatsgesetz ist selbstdual und die beiden Distributiv Gesetze sind zueinander dual und die beiden Komplementargesetze sind zueinander dual Daher gilt entsprechend Gilt eine Formel in allen modularen oder in allen distributiven Verbanden oder in allen Booleschen Algebren dann gilt auch die duale Formel in den entsprechenden Verbanden Unterstrukturen BearbeitenUnterverbande Bearbeiten Ein Unterverband von V displaystyle V nbsp ist eine Teilmenge U displaystyle U nbsp die mit den eingeschrankten Verknupfungen von V displaystyle V nbsp ein Verband ist d h es liegen a b displaystyle a vee b nbsp und a b displaystyle a wedge b nbsp in U displaystyle U nbsp fur alle a b displaystyle a b nbsp aus U displaystyle U nbsp Teilverbande Bearbeiten Ein Teilverband von V displaystyle V nbsp ist eine Teilmenge U displaystyle U nbsp die ein Verband ist d h U displaystyle U nbsp ist eine halbgeordnete Menge mit Supremum und Infimum fur endliche Teilmengen Naturlich ist jeder Unterverband ein Teilverband aber nicht umgekehrt Hier ist eine der wenigen Stellen wo man den Unterschied in der Betrachtungsweise merkt Fur Verbande als Ordnungsstrukturen sind alle Teilverbande Unterstrukturen fur Verbande als algebraische Strukturen sind nur die Unterverbande Unterstrukturen Man geht weder bei Teilverbanden noch bei Unterverbanden davon aus dass die neutralen Elemente in der Unterstruktur erhalten bleiben Sonst muss man ausdrucklich von einem Verband mit 0 displaystyle 0 nbsp und 1 displaystyle 1 nbsp reden Ideale und Filter Bearbeiten Hauptartikel Ideal Verbandstheorie Primideal und Maximales Ideal Hauptartikel Filter Mathematik und Ultrafilter Ein Ideal I displaystyle I nbsp ist ein Unterverband eines Verbandes V displaystyle V nbsp der zusatzlich folgende Bedingung erfullt sind a I displaystyle a in I nbsp und x V displaystyle x in V nbsp dann ist a x I displaystyle a wedge x in I nbsp Die Definition entspricht also formal der Definition die man in einem Ring erwartet Bezuglich der Halbordnung auf V displaystyle V nbsp gilt aber a x a displaystyle a wedge x leq a nbsp Daher kann man die Definition auch so interpretieren Ein Ideal ist ein Unterverband der zusammen mit einem Element a displaystyle a nbsp auch alle Elemente von V displaystyle V nbsp enthalt die kleiner als a displaystyle a nbsp sind Filter werden dual zu Idealen definiert Ein Filter ist ein Unterverband der zusammen mit einem Element a displaystyle a nbsp auch alle Elemente von V displaystyle V nbsp enthalt die grosser als a displaystyle a nbsp sind Homomorphismen Bearbeiten nbsp Die Funktion f displaystyle f nbsp ist monoton aber kein Homomorphismus zum Beispiel ist die hier dargestellte monotone Abbildung f displaystyle f nbsp zwischen den Verbanden V displaystyle V nbsp und W displaystyle W nbsp kein Homomorphismus da f b c n displaystyle f b vee c n nbsp aber f b f c m displaystyle f b vee f c m nbsp Ausserdem ist aus demselben Grund das Bild f V j k l n displaystyle f V j k l n nbsp zwar ein Verband mit k l n displaystyle k vee l n nbsp aber kein Unterverband von W displaystyle W nbsp Sind V displaystyle V vee wedge nbsp und W displaystyle W vee wedge nbsp zwei Verbande und f V W displaystyle f colon V to W nbsp eine Funktion sodass fur alle a b displaystyle a b nbsp aus V displaystyle V nbsp gilt f a b f a f b displaystyle f a vee b f a vee f b nbsp f a b f a f b displaystyle f a wedge b f a wedge f b nbsp dann heisst f displaystyle f nbsp Verbandshomomorphismus Ist f displaystyle f nbsp zusatzlich bijektiv dann heisst f displaystyle f nbsp Verbandsisomorphismus und die Verbande V displaystyle V nbsp und W displaystyle W nbsp sind isomorph Falls V displaystyle V vee wedge nbsp und W displaystyle W vee wedge nbsp vollstandig sind und f V W displaystyle f colon V to W nbsp sogar f T f a a T displaystyle f left bigvee T right bigvee f a mid a in T nbsp f T f a a T displaystyle f left bigwedge T right bigwedge f a mid a in T nbsp fur alle T V displaystyle T subseteq V nbsp erfullt nennt man f displaystyle f nbsp einen vollstandigen Verbandshomomorphismus Jeder vollstandige Verbandshomomorphismus ist offensichtlich auch ein Verbandshomomorphismus Die Klasse aller Verbande bildet mit diesen Homomorphismen jeweils eine Kategorie Ein Verbandshomomorphismus ist gleichzeitig ein Ordnungshomomorphismus d h eine isotone Abbildung aus a b displaystyle a leq b nbsp folgt f a f b displaystyle f a leq f b nbsp Jedoch ist nicht jede isotone Abbildung zwischen Verbanden ein Verbandshomomorphismus In beschrankten Verbanden gilt Die Menge der Elemente von V displaystyle V nbsp die durch einen Verbandshomomorphismus auf das Nullelement des Bildes abgebildet werden bilden ein Ideal von V displaystyle V nbsp und dual die Menge der Elemente die auf das Einselement abgebildet werden bilden einen Filter Weitere Beispiele fur Verbande BearbeitenTotal geordnete Mengen Bearbeiten Jede total geordnete Menge M displaystyle M nbsp ist ein distributiver Verband mit den Verknupfungen Maximum und Minimum Insbesondere gilt fur alle a displaystyle a nbsp b displaystyle b nbsp c displaystyle c nbsp aus M displaystyle M nbsp max a min b c min max a b max a c displaystyle max a min b c min max a b max a c nbsp min a max b c max min a b min a c displaystyle min a max b c max min a b min a c nbsp Nur im Fall einer ein oder zweielementigen Menge M displaystyle M nbsp ist der Verband komplementar Beispiele fur die ubrigen Eigenschaften Das abgeschlossene reelle Intervall 0 1 displaystyle 0 1 nbsp und die erweiterte reelle Gerade R displaystyle mathbb R nbsp mit displaystyle infty nbsp und displaystyle infty nbsp sind jeweils vollstandige distributive Verbande und damit beschrankt Das offene reelle Intervall 0 1 displaystyle 0 1 nbsp die Mengen R displaystyle mathbb R nbsp Q displaystyle mathbb Q nbsp und Z displaystyle mathbb Z nbsp sind jeweils unvollstandige unbeschrankte distributive Verbande Das rationale Intervall 0 1 Q displaystyle 0 1 cap mathbb Q nbsp ist ein unvollstandiger beschrankter distributiver Verband Die Menge N 0 displaystyle mathbb N 0 nbsp ist ein unvollstandiger distributiver Verband mit Nullelement 0 displaystyle 0 nbsp Teilerverbande Bearbeiten Betrachtet man fur eine naturliche Zahl n displaystyle n nbsp die Menge T displaystyle T nbsp aller Teiler von n displaystyle n nbsp dann ist T ggT kgV displaystyle T operatorname ggT operatorname kgV nbsp ein vollstandiger distributiver Verband mit Einselement n displaystyle n nbsp neutralem Element fur ggT und Nullelement 1 displaystyle 1 nbsp neutralem Element fur kgV Er heisst Teilerverband von n displaystyle n nbsp Die Absorptionsgesetze und Distributivgesetze fur ggT und kgV folgen dabei z B mit der Primfaktorzerlegung aus den Eigenschaften von max und min man kann sie aber auch durch Teilbarkeitsbetrachtungen herleiten Der Verband ist genau dann komplementar und damit boolesch wenn n displaystyle n nbsp quadratfrei ist d h wenn n displaystyle n nbsp keine Quadratzahl 1 displaystyle neq 1 nbsp als Teiler hat Die Halbordnung auf T displaystyle T nbsp ist die Teiler Relation a b displaystyle a leq b nbsp genau dann wenn a b displaystyle a b nbsp genau dann wenn ggT a b a displaystyle operatorname ggT a b a nbsp Beispiele fur Teilerverbande nbsp T2 ist Boolesche Algebra und lineare Ordnung nbsp T4 ist lineare Ordnung nbsp T6 ist eine Boolesche Algebra nbsp T12 ist nicht komplementar nbsp T30 ist eine Boolesche Algebra nbsp N 0 kgV ggT displaystyle mathbb N 0 operatorname kgV operatorname ggT nbsp ist beschrankt und distributiv aber nicht komplementar Jeder Teilerverband ist als Unterverband enthalten Teilmengenverbande Bearbeiten Fur eine Menge M displaystyle M nbsp bildet die Potenzmenge P M displaystyle mathcal P M nbsp mit den Verknupfungen Vereinigung displaystyle cup nbsp und Durchschnitt displaystyle cap nbsp einen algebraischen booleschen Verband mit Nullelement displaystyle emptyset nbsp neutrales Element bezuglich displaystyle cup nbsp und Einselement M displaystyle M nbsp neutrales Element bezuglich displaystyle cap nbsp sowie Komplement A c M A displaystyle A c M setminus A nbsp fur alle A P M displaystyle A in mathcal P M nbsp Er heisst Potenzmengen oder Teilmengenverband von M displaystyle M nbsp Die Halbordnung auf P M displaystyle mathcal P M cup cap nbsp ist die Mengeninklusion A B displaystyle A leq B nbsp falls A B displaystyle A subseteq B nbsp oder aquivalent dazu A B A displaystyle A cap B A nbsp Tragermengen von Unterverbande n von P M displaystyle mathcal P M cup cap nbsp heissen Mengenverbande zwischen den Verbanden und ihren Tragermengen wird oft nicht unterschieden Diese Verbande sind immer distributiv mussen jedoch weder vollstandig sein noch neutrale Elemente oder Komplemente haben Ein Beispiel dafur ist der Verband der rechts unendlichen reellen Intervalle a displaystyle a infty nbsp mit a displaystyle a nbsp aus R displaystyle mathbb R nbsp der isomorph zum Verband der reellen Zahlen ist Unterstrukturenverbande von algebraischen Strukturen Untergruppenverbande Bearbeiten Fur eine Gruppe G displaystyle G ast nbsp bildet die Menge A displaystyle A nbsp aller Untergruppen von G displaystyle G nbsp einen algebraischen im Allgemeinen nicht modularen und damit auch nicht distributiven Verband mit den Verknupfungen Erzeugnis der Vereinigung und Durchschnitt Er heisst Untergruppenverband von G displaystyle G nbsp Beispielsweise ist der Untergruppenverband der kleinschen Vierergruppe der gerade dem Verband M 3 displaystyle M 3 nbsp entspricht nicht distributiv aber modular Ebenso bilden die normalen Untergruppen einer Gruppe die Untergruppen einer abelschen Gruppe die Unterringe eines Ringes die Unterkorper eines Korpers die Untermoduln eines Moduls die Ideale eines Ringesmit analogen Verknupfungen einen modularen algebraischen Verband Die Untergruppen einer beliebigen Gruppe und die Unterverbande eines beliebigen Verbands ergeben zwar immer einen algebraischen Verband dieser muss aber nicht modular sein Ganz allgemein bilden die Unterstrukturen einer algebraischen Struktur stets einen algebraischen Verband wobei auch die leere Menge als Unterstruktur betrachtet wird falls der mengentheoretische Durchschnitt also das Infimum bezuglich der Mengeninklusion von der Menge aller Unterstrukturen leer ist Insbesondere ist ein Verband genau dann algebraisch wenn er isomorph ist zum Verband der Unterstrukturen einer algebraischen Struktur daher auch der Name algebraischer Verband Schrankt man die Menge der Untergruppen auf Obergruppen einer festen Untergruppe U displaystyle U nbsp ein so bilden alle diese Zwischengruppen V U V G displaystyle V colon U leq V leq G nbsp auch einen beschrankten Verband Analog dazu gibt es Verbande von Zwischenringen Zwischenkorpern Zwischenmoduln Zwischenidealen Besonderes Interesse hat man am Untergruppenverband der Galoisgruppe einer galoisschen Korpererweiterung L K displaystyle L K nbsp denn er ist isomorph zum dualen Zwischenkorperverband von L K displaystyle L K nbsp Literatur BearbeitenRudolf Berghammer Ordnungen Verbande und Relationen mit Anwendungen 2 Auflage Springer Vieweg Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 658 00618 1 Garrett Birkhoff Lattice Theory 3 Auflage AMS Providence RI 1973 ISBN 0 8218 1025 1 Hilda Draskovicova Ordered Sets and Lattices AMS 1992 ISBN 0 8218 3121 6 Hans Hermes Einfuhrung in die Verbandstheorie 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1967 Heinz Liermann Verbandsstrukturen im Mathematikunterricht Diesterweg Salle Frankfurt a M 1971 ISBN 3 425 05317 5 Gabor Szasz Einfuhrung in die Verbandstheorie Akademiai Kiado Budapest 1962 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiversity Eine Vorlesung uber Verbande im Rahmen eines Kurses zur Diskreten Mathematik Kursmaterialien nbsp Commons Verband Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Leo Corry Modern Algebra and the Rise of Mathematical Structures Springer 2004 ISBN 3 7643 7002 5 S 267 H Gericke Theorie der Verbande 2 Auflage Mannheim 1967 S 76 Figur dazu auf S 70 H Gericke Theorie der Verbande 2 Auflage Mannheim 1967 S 111 G Gratzer Lattice Theory 1971 S 75 Helmuth Gericke Theorie der Verbande Bibliographisches Institut Mannheim 1963 6 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verband Mathematik amp oldid 233091509